Freitag, 11. April 2025

So isses, Musik!#187

Code Orange Discography: The Above (2023)

Nun, es hat etwas länger gedauert (eigentlich sollte dieses Album im Dezember 2023 auf diesem Blog reviewt werden), aber hier ist es. Das aktuellste Album von Code Orange und gleichzeitig der Nachfolger von "Underneath". Der Titel ist das logische Gegenteil des vorherigen Titels, was einen vermuten lässt, dass es hier um eine Art Konzeptalbum handelt, dass auf den Vorgänger anschließt. Wie es darum bestellt ist, weiß ich nicht. Allerdings erinnert mich der Klang vom Outro von "The Above" an irgendeinen Song von "Underneath". Was die Außenwirkung, sprich Musikvideos und Covergestaltung  betrifft, wirkt dieses Album wie eine Art positives Gegenbild zum pessimistischen Vorgänger. Anyway...


Code Orange haben mit diesem Album einige vorm Kopf gestoßen. Es hieß "The Above" sei uninspiriert und blutleer. Kann ich so definitiv nicht unterschreiben. Es sind einfach andere Einflüsse die hier präsent sind, die für mich eher von Bedeutung sind als für irgendwelche Hardcore Kids. Meines Erachtens ist dieses Album eine Verbeugung vor spät 90er/Anfang 00er Alternative Rock/Nu Metal und Industrial. Die Namen die mir dazu einfallen sind auf jeden Fall NIN, Static-X als auch...Linkin Park. Stellenweise klingen CO wie LP zur Zeiten von "Hybrid Theory". Als Feature auf "Take Shape" holt man sich dann Billy Corgan von Smashing Pumpkins, der damals zumindest ein großer Nu Metal Fan gewesen ist. So bewegt man sich zwischen richtig stumpfen, brutalen Nu Metal Riffs und dazu passenden Vocals, cleanen Gesangspassagen (wie im Opener "Never Fall Apart", gesungen von Gitarristin Reba Meyers), mechanischen Industrial-Elementen und Grunge/Alternative Rock. Es ist all das was ich früher gehört habe (und teilweise immer noch höre) nur in modernen, besser produzierten Gewand. Und ganz und gar nicht ideenlos. Großartig.

8/10 Pfandflaschen
Anspieltipps: Never Fall Apart, Take Shape, The Mask Of Sanity Slips, Splinter The Soul




Primus Discography: Green Naugahyde (2011)

Erstes Lebenszeichen von Primus nach der EP "Animals Should Not Try To Act Like People" (die eine Begleitung zur gleichnamigen DVD war) aus dem Jahre 2003 und das erste Album seit "Antipop". Bis dahin wohl das merkwürdigste aber gleichzeitig das progressivste Werk des Trios. Das einzige Album mit Jay Lane am Schlagzeug.


Fangen wir doch mal an mit den Songtexten. Ich finde, zumindest für meinen Geschmack, sind sie wirklich am merkwürdigsten von allen Primus-Alben bisher. Nicht, dass sie komplett erfunden wären. Scheinbar behandeln sie wahre Geschichten. Beispielsweise handelt "Jilly's On Smack" von einer Freundin der Band die drogenabhängig wurde. "Lee Van Cleef" erzählt davon wie Les Claypool und seine Freunde früher zu Clint Eastwood und Lee Van Cleef aufgesehen haben. "Hoinfodaman" kritisiert Werbepartnerschaften sogenannter Celebrities, die früher "rebellisch" waren und jetzt irgendwelche nutzlosen Markenprodukte in Werbungen lobpreisen. Ähnliches Thema behandelt auch "Moron TV". Hier geht es um absolut sinnlosen Inhalt des US-Amerikanischen Fernsehens.

Die Art und Weise wie Jay Lane, Les Claypool und Larry LaLonde ihre Songs hier präsentieren erinnert an die Vorstellung einer Progressive Rock Band die zu viel Frank Zappa gehört hat. Claypool ist ein wahrhafter Bass Virtuoso. Ich stehe absolut drauf wie dieser donnernde Bass sich anhört und sich nahtlos in die nicht weniger weirden Sounds von LaLondes Gitarre einfügt. Man muss sich das so vorstellen: Die Drums machen "Bam bam dingdingding", die gitarre macht "pingpingpingdingdingding" während der Bass "Dröhndröhndröhndröhn" macht und Les Claypool dazu irgendwas über Sandwiches von Subway erzählt, in einer tiefen leicht verzerrten Stimme. Wie immer, ist es ziemlich schwer zu beschreiben, was man genau hier vor sich hat. Es ist wohl so n Psychedelic (Progressive) Polka Ding. Schwer zu beschreiben, aber großartig zu hören.

8,5/10 Pfandflaschen
Anspieltipps: Extinction Burst, Lee Van Cleef, Eternal Consumption Engine

Und weil drei Meinungen besser sind als eine, hier kommt...

Philipp:

"Sich für das siebte Album der Band und das erste "richtige" Album der Band 12 Jahre nach Antipop, den Original-Schlagzeuger, der nur 8 Monate in der Band blieb, zurück ins Boot zu holen, klingt nach einer typischen Claypool-Aktion und einer klaren Ansage, dass es hier definitiv zurück zu den Wurzeln geht. Tatsächlich klingt "Green Naugahyde" nach einer logischen Fortsetzung von "Tales From The Punch Bowl", nur dass Ler diesmal deutlich mehr Raum gegeben wird. Tatsächlich zieht er auf diesem Album so einiges an wahnwitzigen Riffs und Soli aus dem Ärmel, sodass Claypool zwar immer noch im Vordergrund steht aber ein weiteres Mal deutlich klar wird, wie wenig man Larry LaLonde unterschätzen sollte.
Die Songs oszillieren - wie typisch für die ersten 4 Alben - zwischen Funk (Tragedy's A' Comin') , Psychedelic Rock (Last Salmon Man) und diesem seltsamen Polka-Kram (Lee Van Cleef), für den Claypool wohl so ziemlich am bekanntesten ist.
Insgesamt gar kein müdes Spätwerk sondern eine gute Prise frischer Wind und eine gelungene Fortsetzung von allem, wofür man Primus so liebt. 

8/10 Pfandflaschen 

Anspieltipps: Hennepin Crawler, Tragedy's A' Comin', Lee Van Cleef"

Raphael:

"Die Zeit nach „Antipop“ sollte das längste Intervall zwischen zwei Studioalben von Primus werden. Zunächst hat die Band aber eine Coverversion des Black Sabbath Songs „N.I.B.“ mit Ozzy am Gesang veröffentlicht. Kurz darauf entschied sich die Band für eine kleine Pause. ZU viel Unzufriedenheit hatte sich Ende der 1990er angestaut, und irgendwie mussten Les, Larry und Brain mal den Kopf frei bekommen. Zwischen 2000 und 2003 widmeten sich die Bandmitglieder anderen Projekten, in denen sie auch anderen Mitstreitern und ehemaligen Primusmitgliedern über den Weg liefen. Ab 2003 fanden sich wieder die üblichen Verdächtigen Herb, Les und Larry im Rancho Relaxo Studio Sebastopol ein, um die EP „Animals Should Not Try To Act Like People“ aufzunehmen und danach wieder zu touren. Es folgten Gigs, eine Best Of-CD, Re-Releases, und mit Sicherheit viel Freude, aber keine neuen Veröffentlichungen. Anno 2010 war es dann so weit, dass Herb zum zweiten Mal seinen Hut nahm und den Platz am Schlagzeug frei machte. Für ihn war die Reunion wohl eher etwas Nostalgisches statt dem Beginn eines neuen Kapitels. Doch es sollte nicht lange dauern, bis Primus wieder zum Trio wurden, denn Jay Lane verließ seine Band Furthur, um wieder zu Primus zurückzukehren. Und noch im August erschien der Proberaummitschnitt „June 2010 Rehearsal“ und kurz darauf ging die neue Besetzung auf Tour. Ein Jahr später wurde Album Nummer sieben veröffentlicht.

Mitte September 2011 erschien also bei ATO Records und Prawn Song das einzige Primus Album, auf dem Drummer Jay Lane mitspielte. Der Titel „Green Naugahyde“ bezieht sich auf Kunstledersitze und ist eine Referenz auf den Albumtrack „Lee Van Cleef“, in welchem die Protagonisten auf ebensolchen Polstern in einem gelben Auto der Marke Studebaker sitzen. Abseits dieser Veröffentlichung war das Jahr 2011 geprägt vom Tohoku Erdbeben, welches in Fukushima zum Super-GAU führte, vom arabischen Frühling, und der Eurokrise. Außerdem wurde Dilma Roussef erstes weibliches Staatsoberhaupt Brasiliens, mit Otto von Habsburg starb der letzte Kronprinz Österreich-Ungarns, und der Tuff wurde zum Gestein des Jahres ernannt.

Zuletzt war ja der Ofen etwas aus im Hause Primus und es brauchte einen frischen Windhauch von draußen, um das Feuer wieder zu entfachen. Dieses Lüftchen kam mit Jay Lane zur Tür hereingeweht, als er wieder Teil der Band wurde und alle drei Mitglieder sofort motiviert waren, neues Material aufzunehmen. Auf einem Dutzend Tracks und einem Intro präsentieren Primus hier einen Sound, der sehr an die Anfangsphase der Band erinnert. Funky, vertrackt, mit vielen Spaghettu Western-Referenzen und nicht allzu metallisch knallt „Green Naugahyde“ fünfzig Minuten lang durch die Prärie. Les Claypool und Larry LaLonde haben sich instrumental wieder auf das nötige Minimum beschränkt, Jay Lanes Schlagzeugstil ist von viel Zwischenspiel geprägt und fügt sich sehr gut in die Klangwelt ein, und auf Gastauftritte wurde dieses Mal gänzlich verzichtet. Es klingt also seinerseits wie eine Rückbesinnung auf die ersten Alben aber auch wie eine Abkehr vom Nu Metal Sound auf „Antipop“. Und möglicherweise gehen hier wieder die Meinungen auseinander, denn mir gefällt „Green Naugahyde“ deutlich besser als sein Vorgänger. Primus haben Mut zum Experimentieren bewiesen, was man vor allem in „Extinction Burst“ hört, und lassen über die Dauer des Albums kein gutes Haar an der gegenwärtigen Gesellschaft und ihrem Umgang mit Massenmedien. „Green Naugahyde“ ist weird, wild, anspruchsvoll, und eine großartige Rückkehr von Primus.
9/10 Pandflaschen

Anspieltipps: Hennepin Crawler, Moron TV, Extinction Burst"





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