Freitag, 29. November 2013

Geschichten, die keiner mag#29: Scheißesturm, brich los!

Ein unglaubliches Phänomen breitete sich (für mich insbesondere) im letzten Jahr aus. Es heißt "Shitstorm" und kommt aus dem Internet.

"Jaja", denkt ihr jetzt "der Typ will uns irgendwas erzählen was wir eh schon wissen, und wie schlimm das alles ist" aber neiiiiiin darum gehts gar nicht. Ich habe nämlich einen frevelhaften Spaß an diesen sog. Shitstorms. Und wie. Wieso und weshalb das erkläre ich euch jetzt.

Was ein Shitstorm ist, das wissen bestimmt einige von euch. Er findet meistens in Kommentarspalten von Facebookseiten oder aber auch von Youtube als auch diversen Online-Zeitungsartikeln. Bei einem Shitstorm kann man sehr gut beobachten wie eine riesige Menge von meistens unqualifizierten Kommentaren den Urheber des kommentierten Postings überrollt. Der Eigentümer der Seite hat dann meistens irgendwas ordentlich vergeigt und Gefühle verletzt. Natürlich ist sowas nicht besonders schön denn es hagelt dabei meistens wenig Kritik sondern wüste Beschimpfungen und man ist meistens sehr ratlos wenn man eines Morgens aufwacht, sein Facebook-Profil mit 500.000 Likes aufmacht und dann plötzlich einen Haufen Scheiße in Form von 3.405 Kommentaren vorfindet.

Fest steht: Der Shitstorm ist häßlich. Er hat aber auch schöne Seiten. Wenn man den halben Tag lang nichts zu tun hat, kann man wunderbar sich solcherlei Storms reinziehen. Vorzugsweise mit Popcorn oder Chips. Dabei lacht man sich kaputt, findet dämliche Kommentare dumm und konstruktive Kommentare super und gießt als Forentroll auch noch Öl ins Feuer. Dabei hat es was von einen großen Reifenbrand. Es stinkt, es ist umweltschädlich aber irgendwie auch schön.

Man darf nicht vergessen dass man bei solcherlei Ereignissen auch neue nette Gleichgesinnte kennenlernt die einen beim nächsten Mal in einer "Diskussion"(höhö) den Rücken stärken. Ich glaube ich untertreib: Da entstehen nicht nur Bekanntschaften, nein auch Freundschaften und vielleicht sogar Beziehungen! Jaja, das ist die magische Kraft des Scheißesturms und die darf nicht unterschätzt werden.

Ich bin übrigens seit letzten Jahr im Shitstorm-Business. Mein erster Fall war der Kim-Jong-Un-Shitstorm der letztes Jahr losgetreten worden ist.

Doch erstmal eine kurze Hintergrundstory:
Kim Jong Un ist ein nordkoreanischer veganer Unternehmer der es geschafft aus der Einöde seines Landes auszubrechen und in Deutschland einzuwandern. Schnell gründete er einen veganen Versandhandel namens "Vegan Missileland" und feierte damit seine ersten Erfolge. Nachdem das Geld gereicht hat eröffnete er einen Laden in der Nähe der Dortmunder Innenstadt. Dabei äußerte er sich ziemlich oft solidarisch mit antifaschistischen Gruppen. Doch es hat geknallt. Und zwar ordentlich als der junge Nordkoreaner mit einem italienischen Skinhead namens Benito zusammen gekommen ist dessen politische Einstellung sehr suspekt war. Schnell entlarvten Kims antifaschistische Fans ihn als Verräter und stellten ihn bloß. Sie fanden raus, dass Kims Freund sich mit Neonazis bzw. anderen ähnlichen Subjekten tummelt und dass Kim selber offenbar kein Problem damit hat. Daraufhin gab es einen Shitstorm von entrüsteten Fans die es nicht glauben wollten dass ihr sozialistischer Liebling jetzt wahrscheinlich auf der anderen Seite steht. Mitgeshitstormt haben aber auch andere Fans denen es scheißegal war ob Kim jetzt seltsam geworden ist. Für diese galt: "Für mich ist es scheißegal ob er vielleicht heimlich in seinen Land Menschen umbringen lässt, hauptsache er ist vegan!". Die dritte Partei die sich eingebracht hat waren Kims erbitterte Gegner. Es ging drunter und drüber, mehrere Wochen lang. Neue spektakuläre Vorwürfe wurden erhoben, Freundschaften wurden geschlossen. Und das alles nur wegen Kim Jong Un und seinen Shitstorm. Im Nachhinein ließ Kim alle geshitstormten Statusupdates löschen.

Ein weiterer Grund für das Heranwachsen dieses Phänomens sind die Deutschen selber. Beziehungsweise ihr Irrglaube an Lügenstories. Anscheinend vermisst man im Kollektiv Baron von Münchhausen. Das würde erklären wieso man gemeinsam solchen Schlagzeilen wie "Kreuzberg verbietet Weihnachten", "Grüne wollen uns das Fleisch verbieten" oder "Linke wollen St. Martins Umzug umbenennen um religiöse Gefühle von Moslems nicht verletzen". Ich traue meinen Lesern zu, dass sie diese Schlagzeilen nicht einfach so glauben sondern ein Bisschen dahinterblicken was anscheinend nicht für einen erheblichen Teil der Deutschen gilt die einen Intelligenzquotient von einer batteriegetriebenen Kartoffel haben. Traurig aber wahr: Millionen von Deutschen belagern tagtäglich die Facebook-Seiten von N24, N-TV, BLÖD als auch sonstigen Medien und lassen dabei ihre Scheiße aus den Fingern los. Ja, das ist die unschöne Seite des Shitstorms. Wenn deutsche Kartoffeln sich zusammentun um gemeinsam gegen Bürger "falscher" Hautfarbe(Diskussion um "Negerkuss"), Sinti und Roma("Zigeunerschnitzel"), Linke(St. Martin), Grüne(Veggie Day) zu hetzen. Irgendwie ist das aber auch gut. Nein, ehrlich. Würde die Seite "Kartoffeln im Netz" nicht Tag für Tag solcherlei Threads mit extrem beleidigenden, xenophoben oder gar holocaust leugnenden Inhalten als Screenshots veröffentlichen gäbe es weniger Beweise dafür dass "Extremismus" nicht nur am rechten Rande der Gesellschaft sondern auch in der demokratischen Mitte stattfindet.

Für einen Shitstorm braucht es nicht viel. Du muss nur irgendwas falsch machen, eine Hoax-Meldung posten oder du hast es gewagt eine gewisse Italo-Pop-Band aus Südtirol bzgl. ihrer politischen Einstellung zu kritisieren.

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