Donnerstag, 5. Mai 2022

Album der Woche#534: Земфира - Четырнадцать недель тишины (2002)

Hallo und herzlich willkommen zu den nächsten zwanzig Themenwochen auf "..,klar"!. Dieses Jahr habe ich ein kleines Jubiläum - und zwar bin ich seit zwanzig Jahren in Deutschland. Das heißt, also dass ab dieser Woche musikalisch betrachtet jede Woche ein Jahr besprochen wird. Angefangen im Jahr 2002. 


"Tschetyrnattsats' nedel' tischiny" ist das dritte Album der russischen Singer/Songwiterin Zemfira Ramazanowa. Als es damals rausgekommen ist, war ich definitiv zu jung um ihre Texte zu verstehen geschweige denn groß irgendwas mit ihrer Musik zu anzufangen. Allerdings kam damals die erste Single "Beskonetschnost'" raus - das dazugehörige Video lief auf MTV Russia wenn nicht pausenlos dann ziemlich oft. Der Songtext hallt bei mir bis heute nach.

Der Albumtitel bedeutet sowas wie "Vierzehn Wochen der Stille". Es unterscheidet sich sehr im Vergleich zu den beiden vorherigen Alben "Zemfira" und "Prosti Menya Moja Lyubov'". Mit diesen hat Zemfira sich einen Ruf als die "russische PJ Harvey" etabliert. Oder zumindest einen Ruf als eine Sängerin die in eine ähnliche Richtung schielt. Alternative Rock mit skurril wirkendenden, etwas kryptischen Texten. Hier hat sich definitiv nicht von den kryptischen Texten entfernt. Dafür hat sich die Musik weiteentwickelt, weil auch die Besetzung ihrer Band nun komplett anders ist. Anstelle von düsteren, leicht depressiven Alternative Rock haben wir hier Einflüsse aus damals sehr populären Trip-Hop, Jazz, Blues und Classic Rock. Das ändert auch den Ton des Albums ins positive. Die Musik wirkt wesentlich lebhafter. Nichtsdestotrotz bleiben die Texte etwas sehr kryptisch, sodass ich bis heute manchmal rätseln muss worum es denn überhaupt geht.

In "Beskonetschnost'" (Unendlichkeit) könnte es darum gehen, einen bestimmten Moment im Leben für immer festzuhalten. Wie den ehrlichen Geschmack von Zigaretten im Mund. Oder aber diesen einen bestimmten Menschen. "Webgirl" handelt von der Phase im Leben Zemfiras als sie sich komplett von der Öffentlichkeit abgeschottet hat und nur noch im Internet gelebt hat. Im Text geht es um eine Frau die permanent im Internet ist und dort nach Liebe und Gleichgesinnten sucht. 

Ich muss sagen, dass die Texte zwar wahrscheinlich irgendwie auch wichtig sind, allerdings ist es viel eher das Zusammenspiel der Stimme, der Musik und der Worte die insgesamt Sinn ergeben. Dabei ist es nicht immer wichtig, was die Künstlerin genau aussagen will. Viel eher ist es wichtiger was man selbst dabei empfindet. Ich nostalgisierte zwar am Anfang ein Bisschen, doch merkte recht schnell dass es viel mehr ist als das. Dieses Album ist so glatt geschliffen und so gut produziert, dass es doch ziemlich im Kontrast steht zu der Musik die ich damals gehört habe. So betrachtet ist es eine Art Schatz aus der Vergangenheit, der wesentlich größer ist als ich vermutet habe.

8,5/10 Pfandflaschen
Anspieltipps: Paranoya, Traffic, Infinity (Beskonechnost')



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