Freitag, 31. Juli 2015

Geschichten, die keiner mag#49: Aufreger des Monats

Hachja, es ist wieder Ende des Monats. Es ist wieder Zeit für diese elende Rubrik. Auf die ich irgendwie keinen Bock habe. Vor allem weil ich mich über so viele Sachen aufrege zur Zeit, über die es sich nicht aufzuregen lohnt. Überhaupt gar nicht. Eigentlich hab ich mir versprochen fürs Aufregen/Angepisst sein, keine Rubrik mehr zu verschwenden. Gut, ich habe in der Vergangenheit einige Rants oder ähnliches geschrieben allerdings waren sie zielgerichteter und kritischer und arteten nicht in dieses leicht genervte Geschreibe wie in "Was mich anpisst?" (die Rubrik wurde vor hundert Jahren geschlossen) Nun, ist es doch soweit. Das hier ist der vorletzte Artikel in dieser Rubrik. Ab #50 wird es "Geschichten die keiner mag" wohl entweder gar nicht mehr geben oder erst in einem Jahr. Mal gucken ob ich nach einem Jahr Pause wieder Bock hab, über etwas zu schreiben.
Aber jetzt gibt es erstmal paar Sachen über die ich mich diesen Monat aufgeregt hab. Auch wenn das kein Sinn macht, weil ich damit eh nichts verändern kann.

#merkelstreichelt

Die meisten kennen dieses sagenhafte Video, in welchem Angela Merkel plötzlich Verständnis gegenüber einen Flüchtlingsmädchen hat und sie streicheln möchte. Das Mädel hat vorher in einer TV-Runde versucht, trotz Schüchternheit zu erklären, wie Scheiße das ist zuzusehen wenn andere Menschen ihre Träume erfüllen können, die man auch selber hat, sie aber nicht verwirklichen kann. Reem, wie das Mädchen heißt, ist in diesem Lande momentan nur geduldet und evtl. auch keine großen Zukunftsaussichten. Merkel wurde wohl von ihrer Rede so überwältigt, dass sie als Reem die Tränen floßen, beschlossen hat auf sie zuzugehen und sie zu streicheln. Und das, nachdem sie erläutert hat, dass "einige in ihre Länder zurückgehen werden müssen". Das ganze wirkt auf einen in erster Linie megazynisch. Das ist es auch. Die Kanzlerin gibt vor, Verständnis für Reems Situation zu haben und das Kind tut ihr auch leid. Das mag vielleicht stimmen, allerdings wirkt die gesamte Gesprächssituation vollkommen taktlos. Als würde ich nem Kind, dass gleich in den Abschiebeflieger steigt zum Abschied noch ein "oh, das tut mir leid, aber jetzt gehts nach hause"-Streichler mitgeben - ja ich weiß, dass Reem momentan nicht abschiebedroht ist. Mir scheint es, als wäre es besser gewesen in dieser Situation nichts zu sagen. Oder irgendwas anderes, ähnlich fadenscheiniges was nicht so schlimm geklungen hätte. Allerdings hätte man in dieser Situation, an Merkels Stelle wohl wenig richtig machen können - außer vielleicht zu sagen, man könnte sich evtl. um die Situation kümmern. Oder so in der Art. Ich kann es, auch wenn ich verstehen kann dass "Mutti" in der Hinsicht vielleicht selbst leicht überfordert war, nachvollziehen dass solch ein Sturm der Entrüstung über diesen Fernsehtalk aufgekommen ist. Merkel stellte sich in der Vergangenheit ähnlich dämlich an, wie bei der Debatte über die Eheöffnung. Dabei kam nur ein "äh ja, weil äh....ich weiß nicht" raus. Mich ärgert sowas, dass man sich öffentlich so zum Dämlack macht. Ja, ich weiß. Die Kanzlerin ist auch nur ein Mensch. Man kann es auch mit den öffentlichen Shitstorms gegen sie übertreiben. Aber auch die Leute, die sie ein Bisschen zu sehr in Schutz nehmen - auch die können derbe übertreiben.


#hurradieweltgehtunter

KIZs neues Album ist draußen. Meine Facebook-Chronik wurde seit der Veröffentlichung des ersten Videos zu "Boom Boom Boom" überflutet. Als dann der Nachfolger "Hurra die Welt geht unter" (die Single heißt wie das gleichnamige Album) rauskam, dann noch mehr. Und das zu recht. Das ganze Album ist richtig gut, hat natürlich seine Ecken und Kanten, ist etwas (untertrieben) ernster als die Vorgängeralben und dadurch auch etwas holpriger. Aber gut. Vielleicht nicht das beste KIZ-Album, aber dennoch hörbar. Das witzige an der ganzen Sache war aber, dass einige Menschen aus meiner Friendslist als auch in einer FB-Gruppe gemeint haben sich über das Album bzw. das Video zur zweiten Single sich auszulassen bzw. diese sachlich zu kritisieren. Alles schön und gut. Nur genau das ging mir aufm Sack. Sicher, sind KIZ nicht die Gruppierung die uns in die Revolution führen wird. Und auch nicht die, die alles auf dieser Welt verändern wird. Und auch nicht die, die alles besser macht. "Hurra die Welt geht unter" stellt meiner Meinung nach einen recht pessimistischen Blick auf diese Welt bzw. einen optimistischen auf eine Welt nach dem Weltuntergang. Das mag für einen kritischen Menschen erstmal spanisch vorkommen. Wie kann man sich auf eine Welt nach der Atombombe freuen? Wie soll das gehen - in der freien Natur überleben? Und wenn man Asthma hat, dann ist man das erste Opfer. Oder man schneidet sich an einen Stein und stirbt an der Infektion. Das ist alles richtig. Aber manchmal hat man sowas von gar keinen Bock auf diese Menschheit, auf die Welt in der wir leben - dass man sich einen Resetknopf wünscht. Auch wenn in dem Song viele politische Dinge angesprochen werden, so ist er in Wirklichkeit gar nicht so politisiert. Finde ich. Und nun höre ich auf mich über Menschen aufzuregen, die sich über eine Band die nicht versucht das Kapital in Hip-Hop-Form zu veröffentlichen aufregen, weil sie denken sie würden das Kapital in Hip-Hop-Form veröffentlichen. Oder so. Meine Fresse, ey.

#dummdummpolloi

Oi Polio sind so ne Sache. Einerseits sind sie eine kultige Anarcho-Oi!-Band, deren Songs wie "Bash the Fash" bei mir früher rauf und runter liefen. Andererseits sind sie scheinbar so was von vorgestern. Wie dieses Interview mit Sänger Deek - veröffentlicht im Lower Class Magazine - zeigt. Einerseits ist man als Anarchist gegen alle Staaten. Einerseits hat derjenige auch recht, wenn er sich von diversen "Antideutschen Gruppen" in der Vergangenheit falsch behandelt fühlt (zur Erklärung: Oi Polloi gerieten in deren Visier ungefähr Mitte der 00er Jahre, es gab heftige und nervige Diskussionen, Auftrittsverbote und "Nazis Raus!"-Rufe bei ihren Konzerten). Schließlich kommen Oi Polloi weniger wie hartgesottene Antisemiten, oder völkische Denker vor, sondern eher wie n Haufen leicht hilfloser und festgefahrener Linker. Sicher geb ich einerseits Deek recht - ich hätte auch kein Bock auf die ganzen Massen die mir irgendwas vorwerfen. Aber trotz alledem könnte man sich mit seinem Weltbild auseinandersetzen. Einerseits scheint der junge (alte) Mann tatsächlich nicht der üble Antizionist zu sein, wie behauptet wurde (siehe seine Kritik an den Song "Burn, Israel, Burn" von Protestera). Andererseits ist er so doof und festgefahren, dass er Palästinaflaggen auf linken Veranstaltungen als vollkommen normal betrachtet, Israelflaggen bzw. israelsolidarische Äußerungen jedoch als totalen Irrsinn sieht. Und das als vermeintlicher Antinationaler Mensch. Einen bereits bestehenden Staat ablehnen, aber einen Staat der noch nicht mal besteht gut finden. Ich kapiere das nicht. Ebenso wenig kann ich kapieren, wie man sich darüber beschwert dass nicht mit einen geredet und über einen gelästert wird, aber selbst über eine andere Band herziehen muss (wie die Antilopen Gang).

#eigentlichabernicht

Eigentlich wollte ich an der Stelle noch was loswerden, aber ich lass es. Vorerst. Ich schiebe es bis zum nächsten Mal auf. Ich bin nämlich zu feige, es zu veröffentlichen und zu feige darüber zu schreiben. Der Grund: Ich geh mir manchmal selber aufm Sack, ob vieler Gedanken und Ungenannten in meinen Kopf. Dabei geht es mir eigentlich so gut. Aber das wird jetzt nicht das Thema sein.

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