Donnerstag, 25. September 2025

Happenings des Monats: September'25

Leider war ich diesen Monat weder auf einem Konzert noch im Kino und überhaupt habe ich zu viel gearbeitet und ich war ein mal krank. Theoretisch wäre ich heute (24.09.2025) auf einem Konzert von Hard Skin gewesen, allerdings habe ich kein Bock mit Schienenersatzverkehr nach Hause zu fahren und ich bin müde. Von daher, ist der nächste Eintrag der einzige Eintrag bei "Happenings des Monats: September'25". Es ist nicht viel, daher verzeiht.

Genosse A. und Stricher gehen zu einem Vortrag am 06.09.2025 im Nordpol, Dortmund

Wobei, okay, es war nicht so ganz ein Vortrag sondern eine Podiusdiskussion mit Vertretern von "Reclaim Antifa" (Leipzig), "Basisgruppe Antifa" (Bremen) und J. Schmidt aus Dortmund. Im Grunde genommen ging es um das "Revival" des autoritären Kommunismus. Diejenigen die nicht grade unterm Stein wohnen, könnten vielleicht mitbekommen haben: Autoritäre Linksradikale Gruppen erfahren grade ein Comeback. Gerade nach dem 07.10.2023 aber auch schon davor. Leninisten, Maoisten, Stalinisten - Young Struggle, Zora, "Kommunistische Organisation" (davon gibt es ja mittlerweile zwei lel) und wie auch immer das Elend sich nennt, sie sind da und zecken sich immer wieder in andere Strukturen ein. Sie übernehmen den Diskurs und schlimmstenfalls zerlegen sie die vorhandenen Strukturen. Es geht dabei auch immer wieder um "Kampf gegen die NATO", "Kampf für pAlÄsTiNa", "Kampf gegen Israel" und anderes. Dabei profiliert man sich mit Proletarierstatus und ist auch manchmal ganz schön aggressiv. In der Diskussion ging es um die Hintergründe dieser Gruppe, wie sie entstanden sind, wie sie agieren, was "autoritäre" Gruppen ausmacht usw. usf. 


Anschließend gab es eine Fragerunde vom Publikum. Jemand hat es nicht gefallen, dass eine Vortragende in Frage gestellt hat, dass "Israel ein genozidaler Staat ist", in Anbetracht der Schwarz/Weiß-Weltsicht von solchen autoritären Gruppen. Also hat derjenige versucht, ich bin fest davon überzeugt, sie als "Antideutsch" zu outen indem er gefragt hat, wieso es denn falsch sei Israel als einen genozidalen Staat zu bezeichnen. Ich halte das für eben solch einen Versuch sich einzuzecken, stunk zu erzeugen und anschließend rumzujammern dass man rausgeschmissen wurde. Tatsächlich ist nichts dergleichen geschehen. Frau ist nicht näher auf die Frage eingegangen bzw. meinte, dass es eigentlich gar nicht Bestandteil des Vortrags ist. Es meldeten sich daraufhin gewisse stimmen, die meinten man würde versuchen eine Diskussion zu unterbinden und das wäre äh "autoritär". Meine Fresse, meine Fresse, MEINE FRESSE genau deswegen war ich schon so lange nicht auf irgendwelchen Vorträgen innerhalb linker Strukturen. Sowas von gar kein Bock auf solche Klappspaten. Haltet einfach euer Maul, geht nach Hause und jammert irgendeinen Bot mit eurer Scheiße im Internet voll. 

Ich habe fertig.



Mittwoch, 24. September 2025

Film der Woche#649: WAHLHEIMAT DOUBLE FEATURE!

Hallo! Hier sind wir wieder. Nach einer längeren Pause haben Pinky und ich eine neue Folge des Podcasts "Movie Punx" aufgenommen. Es kann allerdings sein, dass ich dieses schriftliche Review vor dem Erscheinen schreibe. Wie auch immer: Ihr findet die Folge hier wenn sie draußen ist. Da wir beide nicht mehr an den Orten wohnen an denen wir aufgewachsen sind haben wir uns für ein "Wahlheimat Double Feature" entschieden. Sprich: Die beiden Filmen spielen an Orten an den wir momentan wohnen. Ruhrgebiet und Mecklenburg-Vorpommern.

Ich fang an! :D

Verlierer (1986)

Ich habe schon viel über diesen Film gehört. Erinnere mich noch relativ dunkel daran, wie die Plattenfirma "Sunny Bastards" ihn in ihren Katalog beworben hat. Dabei hieß es, dass Campino von "Die Toten Hosen" eine Rolle darin spielt. Er war sogar, glaube ich, auf dem Cover der DVD zu sehen. Und das obwohl er eine Nebenrolle spielt und seine Figur nicht wirklich einen Namen trägt. Letztes Jahr (?) hat mich Genosse A. auf diesen Film angesprochen. Ich muss ihn unbedingt sehen, hieß es. Dann habe ich ein Zitat gelesen, dass ich schon mal als Sample auf einem Song der Ruhrpott-Trash-Punk-Größen Napoleon Dynamite gehört habe: "Hinter jedem Fenster die gleiche Scheiße. Drei Zimmer, Einbauküche, Farbfernseher. Abends kommen sie nach Hause, sitzt die Alte da, so ne Fleppe. Dann Kartoffeln auf den Tisch, die Blagen plärren. Jeden Tag.“. Und dann wusste ich: Ich muss diesen Film sehen. Jetzt habe ich ihn gesehen und bin nicht schlauer dadurch geworden. Naja.

Worum gehts?


Wir befinden uns irgendwie/irgendwo im Ruhrgebiet in den 1980er Jahren. Die beiden Straßengangs "Sharks" (bestehend aus äh Lederjacken tragenden, zurück gekämmte Haare habenden Tunichtguten) und die "Rats" (bestehend aus größtenteils türkischstämmigen Metalheads) beschließen einen Waffenstillstand. Die Sharks werden von Richie (Ralf Richter) angeführt und die Rats von Hasan (Aram Basyurt). Währenddessen im ursprünglichen Zuhause Richies: Sein junger Bruder Jürgen aka Mücke (Mario Irrek) wird von seinen Alkoholiker-Vater veprügelt. Der Junge beschließt von Zuhause abzuhauen und sich der Gang seines Bruders anzuschließen. Doch Richie möchte nicht, dass sein Bruder genauso wird, wie er. Er will nur das Beste für ihn und dass er eines Tages ein Haus/Frau/Kinder/Ausbildung hat und kein Verlierer ist, wie er. Der daraufhin umherirrende Jürgen freundet sich mit Erdal (Yüksel Bicici) an, einen Mitglied der Rats der ungefähr in seinem Alter ist nachdem er ihm bei der Flucht vor einer Gruppe von Neo-Nazis (dargestellt durch Psychobillies! :D) geholfen hat. Doch wie so oft bei so Gang-Filmen: Irgendwann eskaliert die Gewalt doch und am Ende stirbt einer oder so.

Was sage ich dazu?

Nun ja. Es ist interessant zu sehen, wie das Ruhrgebiet in den 1980ern ausgesehen hat. Nämlich beinahe genauso wie jetzt. Das ist nicht überraschend. Ebenso cool sind die wahrheitsgetreuen Outfits der Gangmitglieder. Kein Wunder, schließlich hat man hierfür beinahe nur Laien verplichtet. Natürlich hört Campino während er das Auto der Sharks fährt "Opel Gang" von Die Toten Hosen. Und natürlich fährt er einen Opel. Stilistisch gesehen ein wirklich sehr cooler Film. Man hält bewusst vage in welchen Städten er spielt. Ich habe aber definitiv die Haltestelle "Hirschlandplatz" in Essen erkannt. Doch die Handlung ist wirklich sehr dünn, die Dialoge hölzern und alles bewegt sich irgendwie nur zwischen Schlägereien, Rumhängen, Bullenstress und Pöbeleien. Insgesamt also eher mau als wow. Oder wie man so sagt. Lol.

4/10 Pfandflaschen
Trailer:




Stralsund: Blutige Fährte (2012)

Dritter Film aus der Kriminalreihe "Stralsund" des ZDF. 

Wir befinden uns in Stralsund im Jahre 2012. Ein Einsatz des SEK in einer Fabrikhalle. Die Wohnung eines Dealers soll gestürmt werden, als plötzlich ein Mann die Tür zu einer weiteren Wohnung aufmacht, schließt und am Ende durch die Tür schießt. Kriminalkommissar Benjamin Lietz (Wotan Wilke Möhring) schießt zurück. Durch die Schüsse wird scheinbar ein Mann hinter der Tür tödlich

verletzt. Dieser war auf einem Stuhl gefesselt. Vom Täter fehlt nun jegliche Spur und es muss ermittelt werden ob Lietz den Mann (aus Versehen) getötet hat oder nicht. Es stellt sich heraus dass der Tote Vorsitzender einer Chat-Community war, in welcher Frauen für Geld ihre Gespräche angeboten haben. Kein Sex, keine Prostitution oder sowas in der Art. Nun scheint sich ein weiterer Mann namens Boris Gerg (Manuel Rubey, sieht aus wie der eine Sadist aus Game of Thrones ist er aber nicht) an mehreren Frauen mit welchen er gechattet hat, rächen zu wollen. Um ihre Wohnorte zu finden, hat er also den CEO der Chat-Community überfallen/gefesselt. Benjamin Lietz ermittelt in der Sache, obwohl er es eigentlich gar nicht darf da gleichzeitig gegen ihn ermittelt wird. Mit dabei ist auch seine Kollegin/Partnerin Nina Petersen (Katharina Wackernagel) als auch diverse andere illustre Gestalten aus dem hiesigen Kommissariat.

Eine willkommene Alternative zu "Verlierer". Gute Cops die "by the book" arbeiten und niemals gegen Gesetze verstoßen bzw. nur so halb, weil es ja "um etwas wichtiges" geht. Ein enttäuschter Incel der Frauen tötet weil sie ihm "keine Liebe" gegeben haben. Doch natürlich sind die Taten nur ein Ventil für irgendwas anderes aus der Vergangenheit und nicht bloß eine Reaktion auf ein gebrochenes Herz. Eine typische, neue deutsche Filmproduktion fürs Abendprogramm. War nie ein Fan davon, geschweige denn vom "Tatort". Doch alles in allem war es eine kurzweilige gute Unterhaltung. Mehr aber auch nicht.

7/10 Pfandflaschen
Es gibt leider keinen Trailer

Dienstag, 23. September 2025

Comic Book Review#648: The Nail#1 (2004)

Hallo und herzlich willkommen zu der letzten "Comic Book Review"-Ausgabe VOR dem SHOCKTOBER. Wir stimmen uns schon mal auf einen gruseligen Monat ein (als ob).

"The Nail" ist ein Werk aus der Feder von Rob Zombie und Steve Niles. Gezeichnet hat das Ganze Nat Jones. Für das Cover, als auch die darauffolgenden Cover der nächsten drei Ausgaben ist Simon Bisley verantwortlich. Dieser hat schon mal einen Teil des Booklets von Zombies Album "Hellbilly Deluxe" gezeichnet. Ansonsten kennt man ihn als den Stammzeichner der 2000AD-Reihe "Slaine" und definitiv auch von ein paar Judge Dredd-Covern. 


Die Geschichte spielt im Lieblingsjahrzehnt von Rob Zombie: Den 1970ern. Zuallererst sehen wir, wie eine Gruppe von Bikern aus der Hölle einen Typen dem Kopf mit einer Kette abtrennt, während er sich grade von seiner Freundin im Auto oral befriedigen lässt. Sie nehmen die Frau gefangen, die nicht grundlos eingeschüchtert und verängstigt ist. Im weiteren Verlauf der Geschichte steht ein Wrestler im Mittelpunkt der unter dem Namen "The Nail" auftritt. Sein Gimmick ist unter anderem das Reinhämmern von Nägeln mit bloßen Händen in Holzbretter. Bei diesem Auftritt schafft er es wieder mal seinen Gegner zu "besiegen" und vom Publikum gefeiert zu werden. Hinter dem Kulissen sind seine Frau, seine Tochter und sein Manager. Die vier reisen danach, mitsamt Hund, zu einer Hütte im Wald. Es ist tatsächlich Zeit für einen Familienurlaub während, Papa nebenher seine Brötchen als "The Nail" verdient. DOCH MAN DARF DIE SATAN BIKER AUS DER HÖLLE NICHT VERGESSEN.

Es ist so wie ich es erwartet habe. Grandioses Cover von Simon "Biz" Bisley. Eine eher vorhersehbare Geschichte, die in den 1970ern spielt. "Carry on my wayward son" von Kansas im fiktiven Autoradio. Kleine Anspielungen auf verschiedene Fernsehsendungen. Geschichte von Salem und den Hexenverfolgungen - obwohl der Comic in North Dakota spielt. Tatsächlich haben einige "Witchfinder Generals" die "Hexen" weit über die Grenzen von Massachussetts gejagt. Es ist Rob Zombie hoch anzurechnen, dass er sich für Geschichte interessiert - ob er sie auch detailgetreu umsetzt ist eine andere Sache. Und ob die erste Ausgabe so supergeil ist - das kann ich leider nicht bestätigen. Aber so ein bisschen unterhaltsam war es wenigstens. Vielleicht sollte ich irgendwann die anderen drei Ausgaben auch lesen. Aber irgendwie macht mir das nicht wirklich Bock.

6/10 Pfandflaschen


Montag, 22. September 2025

Album der Woche#652: UNKLE - Psyence Fiction (1998)

Ich habe dieses Album, wie so vieles, seit längerem in meinem hinterletzten Gedächtnis gehabt und wollte es unbedingt mal reviewt haben. Hier isses. Dieses eine Album mit diesem einen Song, wofür es ein Musikvideo gibt, wo ein Typ in einem Autobahn-Tunnel entlang läuft und ständig angefahren wird. Der Song heißt "Rabbit in your Headlights" und stammt von UNKLE. Als Gastfeature hat man Thom Yorke von Radiohead verpflichtet. Doch dieses Album ist viel mehr als das. Das Musikvideo war allerdings komplett verstörend, wenn man es spät Abends oder Nachts auf MTV gesehen hat.


"Psyence Fiction" ist das Debütalbum von UNKLE, einem Duo das zu dem Zeitpunkt aus DJ Shadow und James Lavelle bestand. Wobei man eigentlich sagen muss, dass DJ Shadow sich um die Musik gekümmert hat und Lavelle (dem das Label "Mo Wax" gehört, auf dem das Album rausgebracht wurde) für die geplanten Gastauftritte zuständig war. Dank ihn sind die ganzen Features überhaupt entstanden. Um noch mal auf "Rabbit in your Headlights" zurück zu kommen. Yorke hat diese Zusammenarbeit als die Möglichkeit gesehen, etwas anderes als Musik zu machen, die typisch für Radiohead ist. Weitere Gäste sind Alice Temple (Eg and Alice), Mike D von den Beastie Boys, Richard Ashcroft von The Verve, Kool G Rap, Badly Drawn Boy, Mark Hollis (Talk Talk), Jason Newsted (ex-Metallica) und Ian Brown (The Stone Roses).

Richtig gelesen, das Album ist nur so vollgepackt mit Features. Allerdings wirkt es trotzdem wie aus einem Guss. So wie Jahre später als Gorillaz angefangen haben, lauter Gäste auf ihren Alben zu haben. Allerdings muss man, so wie später bei Gorillaz (nochmal? lol) auch sagen, dass es keinen einheitlichen Musikstil gibt. So bewegt sich "Psyence Fiction" irgendwie zwischen Trip-Hop, Rap und Alternative Rock. Besonders ins Auge fällt mir "The Knock" mit Mike D. (der sich selbst zitiert, siehe "Intergalactic" von den Beastie Boys). Hier spielt übrigens Jason Newsted Bass und Theremin. Jason Newsted spielt Theremin. Muss ich mir auf der Zunge zergehen lassen. Großartig. Ich mag die ruhigen, einfühlsamen Vocals von Atlantique ("Chaos") und Alice Temple ("Bloodstain") als auch natürlich die von Thom Yorke (nein, ich nenn den Titel nicht noch mal). Man kriegt von dem Album einen falschen Eindruck, denn es geht direkt los mit "Guns Blazing" mit Kool G Rap. Man könnte meinen, es wäre ein Alternative Rap Album, doch dann geht es in eine komplett andere Richtung. Spätestens bei Alice Temples Track "Bloodstain" ist man dann leicht verwirrt. Es ist etwas undefinierbares. 

Ich war von der ersten bis zur letzten Sekunde wirklich absolut begeistert. Ein fantastisches, abwechslungsreiches Album. Mir gefällt es, wenn man vor den Kopf gestoßen wird weil man etwas vollkommen anderes erwartet. Ich habe etwas ähnliches wie "Rabbit in your headlights" erwartet, habe aber stattdessen Kool G Rap bekommen, zu Beginn. Holy fuck. Ich mag das. Ich mag das wirklich sehr. Ich kanns nur weiter empfehlen.

9/10 Pfandflaschen
Anspieltipps: Guns Blazing, Chaos, Bloodstain, The Knock, Getting Ahead In The Lucrative Field, Nursery Rhyme Breather, Rabbit in your Headlights




Freitag, 19. September 2025

So isses, Musik!#198

REIN IN DIE SAMPLERHÖLLE:

9. Crust As Fuck

Kann sich irgendjemand von meinen Lesern an "Nix-Pop" erinnern? Es war eine Download-Plattform für allerlei alternative Musik. Man konnte wirklich tonnenweise (illegal) Alben runterladen. Die Community hat auch irgendwann angefangen eigene Sampler hochzuladen. Wie beispielsweise "Crust As Fuck". Es ist, wie unschwer zu erkennen, ein Sampler mit Crust Punk/Crustcore/Neocrust und D-Beat Bands. Unter anderem sind da "Arise" von Amebis zu hören als auch "Deutscher Mob" von His Iro Is Gone, "Ficken Oi!" von Dead Kaspar Hausers, "Police Bastard" von Doom und und und. Ein wirklich generischer, weil er alle Evergreens enthält, Sampler der jedoch wunderbar dazu geeignet ist neue Hörer an die Musik zu bringen.

10. Crust Poland

"Crust Poland" hingegen ist eine Sammlung von Songs von polnischer Crust Punk Bands. Neben Klassikern wie Homomilitia, Evil, Infekcja, Silna Wola und Filth of Mankind findet sich hier allerlei Zeug dass ich überhaupt gar nicht kenne. Größtenteils auch von ziemlich mieser Qualität - also eigentlich wie es sich gehört. Leider nicht meine can of mixery, das Ganze.


Erster Teil der Samplerreihe, erschienen auf Snake Records. Mit dabei solche Perlen wie "1990" von Die Fremden, "Verkohltes Land" von Die Kellergeister, "Pöbel und Gesocks" von Beck's Pistols oder "Geh'n wie ein Proll" von Die Lokalmatadore. Daneben aber auch Bands die mich tatsächlich niemals angefixt haben wie Vandals, Maniacs, Kapitulation B.o.N.n. oder Daily Terror. Ein gutes Zeitzeugnis deutschsprachiger Punkgeschichte. Tatsächlich jetzt. 

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Deftones Discography: Private Music (2025)

Also eigentlich heißt es ja "private music", in Kleinbuchstaben. Genauso wie alle anderen Songs hierauf, wie "milk of the madonna" oder "my mind is a mountain". Erstes Deftones-Release seit "Ohms", also seit fünf Jahren. Offiziell längster Abstand zwischen zwei Alben in der Discography der Band. 


Ich muss sagen, dass es ganz schön schwierig ist nach einer quasi zu Ende gebrachten Discography noch eins draufzusetzen. Es ist gar nicht mal so lange her, dass wir zu dritt "Ohms" reviewt haben und es hat Spaß gemacht. Genauso wie es Spaß gemacht hat, "private music" zu hören. Ich wundere mich immer noch über diesen Albumtitel, aber egal. Ich wiederhole mich, aber es ist immer noch schwer was konkretes dazu zu sagen. Es ist halt ein verdammt gutes Deftones-Album, dass genauso wie "Koi No Yokan" oder "Diamond Eyes" in der Lage ist Kontraste miteinander zu verbinden. Sprich Alternative Rock Riffs, Chino Morenos mal verzweifelter mal horny Gesang als auch shoegaze-y Elemente. Im Grunde genommen, schafft man es (mal wieder) alten Sound in modernen Gewand einzukleiden. Es heißt "wenn Deftones ein weißes Tier auf dem Albumcover haben, dann wird's richtig ernst". So hatten wir ein weißes Pony, eine Schneeeule und nun eine weiße Schlange. Und es wird ernst. Ich frage mich, wie zur Hölle man es schafft nach mehr als 30 Jahren immer noch so frisch zu klingen, so gar nicht müde. Ich halte eine der ersten Singles "milk of the madonna" für einen der stärksten Tracks. Vielleicht sogar weil er so groovy und quasi radio-tauglich ist. Fast so wie damals "Back to School", nur dass Deftones ihren Klassiker als Trotz-Reaktion veröffentlicht haben. Das hier scheint mir ein gewollter, radiotauglicher Song zu sein. Eine gewollte Single. Aber das klingt gut. Der einzige Schwachpunkt hierauf sind die Sprechgesang-Parts auf "metal dream". Diese erscheinen mir fast schon gewollt aber nicht ganz gekonnt, als wäre man aus der Form. Aber insgesagt: Holy fuck, was für ein gutes Album. Und ich freue mich enorm, Deftones im Februar endlich mal live zu sehen.

8,75/10 Pfandflaschen
Anspieltipps: cut hands, milk of the madonna, my mind is a mountain

Und weil drei Meinungen besser sind als eine, hier kommt

Philipp:

"Ja, geil, eine Woche nach neuer Slime die neue Deftones-Platte. Ich habe ehrlich gesagt die Singles bisher nicht so wirklich verfolgt und lieber auf das komplette Album gewartet. Ja, ich bin diese Art Musikkonsument.
Schade fand ich, dass im Vorfeld der Albumaufnahme  (genau genommen im Jahr 2022) Sergio Vega die Band verlassen musste. Dieser hat wohl tatsächlich die Frechheit besessen, nach 13 Jahren seine Position und Bezahlung in der Band zu hinterfragen, wurde er doch Newsted-esk immer irgendwie als "der Neue" und als Session-Musiker behandelt, obwohl er an 4 Alben der Band maßgeblich beteiligt war. Naja, meine Vermutung ist, dass die Trauer über Chi Chengs Unfall und Ableben einigen der Protagonisten so tief in den Knochen saß, dass sie einfach nicht zulassen konnten, den Platz dauerhaft neu zu besetzen. Was Männer halt so machen statt zur Therapie zu gehen. Egal, der neue trägt den Namen Roberto Agustín Miguel Santiago Samuel Trujillo Veracruz. Nein Quatsch, kleiner Scherz am Rande, neuer Bassist ist Fred Sablan, welcher unter anderem als Tourbassist für Chelsea Wolfe und Marilyn Manson tätig war und dass der Typ ein Profi ist, merkt man dem Album echt an. Er fügt sich wirklich gut in die Einheit Carpenter/Cunningham ein, die Band klingt wahnsinnig tight.
Ich bin echt wahnsinnig beeindruckt, vor allem auch davon, wie gut sich Chungus Morongus' (der übrigens in den Videos gar nicht mehr so chunky aussieht) Stimme gehalten hat. Generell sind die Songs super dicht und atmosphärisch und auch die Produktion ist wieder einmal nahezu perfekt. Es klingt wieder einmal wie eine warme Decke, die einen einhüllt und trotzdem besitzt die Musik eine wahnsinnige Kraft und Energie, die zwei Deftones-Pole Shoegaze und Alternative Metal sind nahezu verschmolzen und ziehen sich wie ein roter Faden durch das gesamte Album, es ist aggressiv, es ist horny, es ist melodisch, es ist wunderschön. Kleine Bemerkung am Rande: Selbst ein paar wirklich neue Facetten sind zu hören, so wie im Intro zu "Departing The Body" klang Chingo Madengo noch nie, ich musste tatsächlich googeln, wie der Gastsänger heißt, haha. 
Ich möchte mich gar nicht unnötig mit Details aufhalten, Deftones bleiben Deftones und haben die minimale kreative Flaute von "Ohms" hinter sich gelassen und klingen so innovativ und frisch wie eh und jeh.

9,5/10 Pfandflaschen
Anspieltipps: Ecdysis, Milk Of The Madonna, Departing The Body"



Raphael:

"Vier Jahre und elf Monate nach der Veröffentlichung von „Ohms“ erscheint das zehnte Studioalbum der Deftones. Die längste Pause zwischen zwei Full-Length Releases in der bald vierzigjährigen Bandgeschichte wurde somit beendet, und halle-flipping-lujah, was ist denn das für ein Geschoss von Album?!

Das Jahr 2025 war musikalisch äußerst vielseitig. Stellenweise dramatisch, und ist gesäumt von Highlights und Abgründen. Unter anderem haben Berlin 2.0, The Great Machine und Kombynat Robotron wirklich starke Platten veröffentlicht. Und nun reiht sich in der Liste der großen Banger auch noch „private music“ ein. Weitere Ereignisse des Jahres kurz zusammengefasst: der Hausrotschwanz ist der Vogel des Jahres, die Schafgarbe die Arzneipflanze des Jahres, und der Chashewbaum die Giftpflanze des Jahres (danke Philipp!). Außerdem ist Roger Waters immer noch nicht müde, der ganzen Welt zu zeigen, was für ein hirntoter Depp er ist.

Die Deftones verzichten auf ihrem neuen Album nahezu komplett auf Großbuchstaben. Lediglich im sechsten Track „cXz“ gibt es ein großes X. Des Weiteren haben sie ihre Besetzung um Fred Sablan erweitert, der zuvor schon ihr Tour-Bassist war. Sonst wird hier allerdings an gar nichts gespart, denn „private music“ ist genau das Deftones Album, das wir anno 2025 brauchen. Knapp eine Dreiviertelstunde lang geht es emotional, kraftvoll, emotional, und in jeder Hinsicht vielschichtig zur Sache. Um den Genrefetischismus zu bedienen, lassen sich Begriffe wie Alternative Metal, Shoegaze, Grunge, Ambient, und stellenweise auch Prog Metal verwenden.

Wenn wir aber von Kategorien absehen, dann entfaltet sich hier eine kunterbunte Welt, die in unzähligen Grautönen die gegenwärtige Realität widerspiegelt. Zwischen scharfkantigen Riffs und unheilvoller Atmosphäre sucht ein fragiles Individuum Ruhe und Geborgenheit. Alles ist privat und individualisiert, alle stehen nackt in der Masse und sind dennoch allein. Innerer Frieden oder Erholung scheinen unmöglich in dieser schnellen und lauten Welt, und so rutschen die schreienden Seelen auf der Suche nach Wärme durch das Raster.

Musikalisch wie auch inhaltlich haben sich die Deftones neu erfunden und ihre bisherigen Veröffentlichungen übertroffen. Auf dem Album „private music“ treffen die Extreme aufeinander, während ein kohärenter Strang mit gewaltiger Sogkraft kontinuierlich nach unten zieht, dabei aber stets den Blick in Richtung Licht offenlässt. Dies ist ein Meisterwerk.
10/10 Pfandflaschen
Anspieltipps: locked club, milk of the madonna"




Incubus Discography:
Light Grenades (2006)

Sechstes Album von Incubus. Diesmal wesentlich weniger bombastisch und abgefahren als der Vorgänger "A Crow Left Of The Murder", aber auf seine eigene Art und Weise doch sehr speziell. Gitarrist Mike Einziger beschrieb es als ein Album mit 13 Songs, das klingt als wären sie von 13 verschiedenen Bands aufgenommen worden und dass sie es jedes Mal versuchen ein zusammenhängenden Sound zu produzieren und es nie so recht klappt. Tatsächlich hat er in beiden Punkten Recht, jedoch muss ich hinzufügen, dass es trotzdem einen roten Faden gibt und man klipp und klar erkennen kann dass es von Incubus stammt. 


"Light Grenades" vollzieht einen Spagat zwischen Pop Appeal marke später Red Hot Chili Peppers und Experimentierfreude von Patton'schen Bands wie Faith No More. Man hört also nach wie vor den Einfluss dieser Bands, egal ob Incubus Crossover/Rap Rock machen oder Alternative Rock. Meiner Meinung nach ein sehr gelungener Spagat. Verdammt gelungene Mischung aus innovativen Ideen, progressiven Melodien, klaren Gesang und innerer Ruhe. Böse Zungen würden behaupten, Incubus würden nur noch poppigen Alt-Rock zur Befriedigung der Massen machen. Ich sage, hier steckt noch mehr Innovation und schöpferische Kraft als auf den vorherigen Alben. Das ist tatsächlich das Album aus dieser Discography, dass mir am meisten Spaß macht. Es ist träumerisch schön, in den richtigen Momenten aufgeweckt und in anderen sehr seicht. Ich bin gespannt, was als nächstes kommt.

8,5/10 Pfandflaschen
Anspieltipps: Oil and Water, Kiss to the send us off, Light Grenades



Kid Rock Discography: Cocky (2001)

Fünftes Album von Kid Rock. Diesmal merkt man ganz gut, dass der Mann mit Hut und Sonnenbrille zeitweise doch etwas träge geworden ist was das Rappen betrifft. Aber im Großen und Ganzen gelingt es ihm doch. Genauso wie weiterhin die Vermischung von Country, klassischen Hard Rock, Metal und Hip-Hop.

Insgesamt ist "Cocky" ein "Mixed Bag of Feelings". Richtige "große Eier"-Tracks wie "I'm Wrong But You Ain't Right" (absoluter Nu Metal Song) oder "Forever" (in welchem er mal wieder aufzählt was er für Musik macht: "I make Punk Rock, and I mix it with Hip-Hop [...]I'll forever be the Kid Rock") mischen sich mit sehr seichten Country-Balladen wie "Lonely Road of Faith", "Midnight Train To Memphis" oder dem Duett "Picture", welches mit der Country-Sängerin Sheryl Crow aufgenommen wurde. Die ruhigeren, melodischen Songs sind dabei tatsächlich der beste Teil des Albums. Man hört

eindeutig: Der Mann kann wirklich gut singen und möchte das allen zeigen. Daneben gibt es aber so Songzeilen wie "I'm a bad mamajama from Detroit City" und den fürchterlichen Song "WCSR" (das steht für World Class Sex Rhymes) bei welchem Snoop Dogg einen Gastpart hat. Darin geht es unter anderem darum, dass Kid Rock zusammen mit Präsident Bill Clinton Sex mit einer Flugbegleiterin im Flugzeug hat. Es ist Königsdisziplin des Kringels. Insgesamt muss ich sagen: KR schafft es weiterhin ein fiktives Image von sich aufrechtzuerhalten. Nämlich das des Redneck-Cowboy-Trailerpark-Pimp-Daddy mit einem Herz aus Gold der gerne Hip-Hop hört und Lynyrd Skynyrd zitiert. Es funktioniert. Das Album ist alles andere als schlecht. Ich erinnere mich, dass vor ca. 24 Jahren auf Kassette gehabt zu haben und es nicht so gut gefunden zu haben. Man kann sich auch irren.

7,5/10 Pfandflaschen
Anspieltipps: You Never Met A Motherfucker Quite Like Me, Forever, Lonely Road Of Faith, Picture



Slayer Discography: Show No Mercy (1983)

Hurra, eine neue Discography!

Erstes Album der Thrash Metal Titanen Slayer, veröffentlicht im Dezember 1983. Das heißt, dass es dieses Jahr ganze 42 Jahre alt wird. "Show No Mercy" ist ein typisches Erstlingswerk einer jungen Thrash Band aus den 1980ern. Man hört ordentlich, dass sie noch grün hinter den Ohren sind. Die Qualität der Aufnahmen ist ziemlicher underground, gar nicht auf Hochglanz poliert oder so. Die Texte drehen sich um Satan, Tod und Schmerz (beliebige ähnliche Stichworte hinzufügen). Auf dem

Albumcover ist Satan zu sehen, auf der Rückseite der Platte steht "Side 666". Allerdings kann man oberflächlich betrachtet nur zwei Titel mit Satanismus in Verbindung bringen. "The Antichrist" und "Black Magic". Vor diesem Album haben Slayer ordentlich Material aus der "New Wave of British Heavy Metal" gecovert, unter anderem Iron Maiden. Ich höre hier auf jeden Fall Judas Priest Einfluss. Zumindest kann ich mir vorstellen, dass Sänger Tom Araya von Rob Halfords Falsetto abgekupfert hat. Es kann aber auch sein, dass ich mich irre und Halford damals diese Art von Stimme noch nicht angewendet hat. Und ich bin zu faul, das nachzurecherchieren. "Hit The Lights" von Metallica kam ein Jahr vorher raus und irgendwie erinnert mich vom Intro her, als auch diversen Textstellen der Opener "Evil Has No Boundaries" daran. Lyricstechnisch trieft "Show No Mercy" nur so vor Satan/Antichrist-Klischees. Aus heutiger Sicht vielleicht irgendwie generic, aus damaliger Sicht aber durchaus innovativ. Sympathisches Werk einer noch sehr jungen Band, die sich grade erst entdeckt, sozusagen.

7,5/10 Pfandflaschen
Anspieltipps: Evil Has No Boundaries, Fight Till Death, Crionics, Show No Mercy



Ulver Discography: Sunn O)))/Ulver - Terrestrials Split EP (2014)

Okay, das hier ist keine neue Discography. Aber irgendwie hatte ich mal wieder Lust ein paar Lücken zu schließen und etwas einzubringen, was kein Album ist. Bald wird hier aber auch das neueste Album von Ulver reviewt, keine Sorge. Für die Komplettisten unter euch. "Terrestrials" ist zwischen Ulvers "Messe I.X-VI.X" und "ATGCLVSSCAP" erschienen als auch zwischen Sunn O)))s "LA REH 012" und "Soused". 


Es ist, wie natürlich nicht schwer zu erkennen , eine Split EP zwischen den beiden Bands Ulver und Sunn O))). Allein aufgrund der nicht geringen Bedeutsamkeit der beiden für mich (wobei Ulver da deutlich schwerer wiegt) und der Einzigartigkeit des Sounds, wollte ich dieses Review machen. Wobei ich, ehrlich gesagt gestehen muss, dass es hier nicht so besonders viel zu besprechen gibt. Sunn O))) sind bekannt für ihren Doom/Drone Metal Sound und Ulver waren schon für ihre Abkehr von Black Metal und Hinwendung zu experimentellen Sounds/Ambient ebenfalls nicht unbekannt. Bei dieser Veröffentlichung handelt es sich allerdings nicht wirklich um eine Split sondern um eine direkte Kollaboration. Sprich, es gibt hier keine 2 Tracks von jeder Band sondern ganze drei Songs die jeweils eine Zusammenarbeit darstellen. Auf "Let There Be Light", "Western Horn" und "Eternal Return". Meiner Meinung nach ergibt sich durch die Zusammenarbeit eine Art Zugänglichkeit. Wir hören, selbstverständlich, den typischen Sunn O))) Sound von dröhnenden, langsamen Gitarren - allerdings wieder dieser mit Trompeten und Synthesizern garniert sodass er wie eine Art Soundtrack zu einer fiktiven Auferstehung wirkt. Wirklich wunderschöne, magische Soundscapes. Mindestens genauso gut wird es, wenn im letzten Song "Eternal Return" Kristofer Rygg anfängt zu singen. Eine wirklich, außerordentlich schöne, produktive Zusammenarbeit zweier unterschiedlicher jedoch gleichwertig verdammt guter Bands. Ich bin froh, das nachgeholt zu haben.

Anspieltipps: Alles
9/10 Pfandflaschen


Mittwoch, 17. September 2025

Film der Woche#648: Vice (2018)

Habe den Film schon sehr lange auf dem Schirm gehabt und naja lange Rede, kurzer Sinn...Hier ist er. Betrachtet ihn äh als eine Art äääh inoffiziellen Sequel dazu.

"Vice" ist nicht einfach nur ein Biopic, sondern eine böse, schwarzhumorige Satire über das Leben von den wohl mächtigsten Vizepräsidenten der USA, Dick Cheney. Dieser war George W. Bushs Vizepräsident in den Jahren 2000-2008. Der Film fängt an mit dem Terroranschlag auf das World Trade Center am 11. September 2001. Doch kurze Zeit später schwenkt er in die Vergangenheit und zeigt, was für ein nichtsnütziger, dauerbesoffener Student Dick Cheney (Christian Bale) in seiner Jugend war. Seine damalige Freundin Lynn (Amy Adams), die später seine Frau wurde war nicht gerade begeistert

davon als er irgendwann für mieses Gehalt Strommasten für den Staat Wyoming aufstellt. 1968 hatte er sein Alkoholproblem in den Griff bekommen und irgendwann eine Karriere in der Politik angestrebt. Bei seinem Praktikum im Kongress trifft er das erste Mal auf Donald Rumsfeld (Steve Carell), der zu dem Zeitpunkt Wirtschaftsberater von Präsident Richard Nixon ist. Cheney wird zunächst Rumsfeld Laufbursche, doch es entwickelt sich eine Art Partnerschaft. Im Laufe der Zeit (und fünf Präsidenten später: Ford, Carter, Reagan, Bush, Clinton) kriegt Cheney, der zu dem Zeitpunkt CEO des Ölkonzerns Halliburton ist, ein Angebot von George H.W. Bushs Sohn. George W. Bush (Sam Rockwell) möchte für das Präsidentenamt kandidieren und Cheney als seinen Vize dabei haben. Anfangs zögert Dick etwas und auch Lynn hält das Amt für sinnlos. Doch im Endeffekt wird daraus eine große Nummer und Cheney wird zum großen Tier. Nach dem 11. September war ja bekanntlich der Einmarsch in den Irak und Afghanistan. Es ist interessant zuzusehen wie Rumsfeld und Cheney gewieft Fakten verdreht beziehungsweise neu geschaffen haben um den Einmarsch zu rechtfertigen. Ich möchte an der Stelle allerdings nicht zu sehr meine politische Meinung hier preisgeben.

Oder doch.

So traurig wie es ist: Jeder Generation hat ihren Krieg. Wir, die Milennials, haben den Irakkrieg der uns politisiert hat. Ob in die liberale oder radikale Richtung. Ich bin der Meinung: Saddam musste weg, genauso wie Ghaddafi, genauso wie Khomeini oder Putin oder Lukaschenka weg müssen. Trotz alledem ist der Irakkrieg auf aus den Fingern gesaugten Fakten entstanden und durchgeführt worden und man hat nichts als Trümmern, Tod und Bürgerkrieg hinterlassen.

Okay, zurück zum Film:

"Vice" ist unfassbar lustig, böse und traurig. Es zeichnet kein Bild eines durch und durch bösartigen Mannes. Nein. Stattdessen kriegen wir mit wie ein räudiger Alkoholiker zu einem hoch angesehen Politiker aufsteigt, Macht kostet und Strippen zieht wo es nur geht. Gesetze biegt. Menschen hinterrücks bestraft. Erzählt wird das Ganze von einem fiktiven Irak/Afghanistan-Veteranen namens Kurt (Jesse Plemons aka Oliver Kahn). Der Film ist voll mit stilistischen Übertreibungen bzw. Überzeichnungen und bildlichen Metaphern. Man schafft es zudem gleichzeitig sich sowohl über Cheney lustig zu machen und zu zeigen dass er privat ein liebevoller Vater und Ehemann war. So stand er zum Beispiel fest zu seiner Tochter bei ihrem Coming Out. Es ist, wie schon gesagt, nicht einfach nur ein Biopic sondern eine bitterböse Satire, die stets den Finger in die Wunde legt. Kurzum: Ein wahrlich gelungener Film.

9/10 Pfandflaschen
Trailer: 


Dienstag, 16. September 2025

Comic Book Review#647: The Incredible Hulk#417 (1994)

Ja, ich habe diesen Comic ebenfalls auf Instagram gefunden. Fand das Cover tatsächlich sehr (90er Jahre) witzig und wollte unbedingt mehr über den Inhalt wissen.


Wir befinden uns in einer sehr schwierigen Zeit für den Hulk. Er ist nicht mehr das Savage Beast von früher sondern in seiner "Professor Hulk" Phase. Sprich: Er sieht aus wie der Hulk, bewegt sich wie der Hulk, ist aber von seiner Art her schlicht und einfach Dr. Bruce Banner. Soll heißen, dass Bruce Banner endlich Frieden mit seinem Alter Ego geschlossen hat. Oder andersherum. Trotzdem plagen ihn Alpträume als auch Visionen von einer düsteren Zukunft. Um sich damit mehr auseinanderzusetzen sollte man "The Incredible Hulk: Future Imperfect" lesen. Dort traf Hulk auf eine böse Zukunftsversion von sich, namens Maestro und seitdem kann er sein Gesicht aus seinen Erinnerungen nicht löschen. Zu Beginn der Ausgabe besucht er seinen Psychiater Doc Samson und erzählt ihn von den trüben Gedanken die ihn plagen. Kurz darauf erfahren wir dass Hulks/Bruce Banners Kumpel Rick bald heiraten wird. Und das obwohl er sich vor kurzem mit seiner Verlobten Marlo heftig gestritten hat und ihre Hochzeitsplanerin, Betty Ross, alles umschmeißen musste, weil sie die Hochzeit abgesagt haben. Nachdem sie sich versöhnt haben war Betty nicht grade begeistert darüber dass all ihre Mühe umsonst war. Nun steht der Besuch von Marlos Mutter an, als auch zwei Jungesellen/Junggesellinnen-Abschiede. So treffen sich Hulk, Rick, Captain America, Iron Man, Vision und diverse andere Superhelden in einer Lagerhalle. Rick betrinkt sich ordentlich und eine Zauberkünstlerin die von Captain America angestellt wurde kommt an. Es stellt sich allerdings raus, dass sie eine Stripperin ist. Danach gucken sich die Superhelden einen Film mit vielen Nacktszenen an. Währenddessen sind Marlo, She-Hulk, Sue Storm und andere Frauen in einem Stripclub als dieser von einer Gruppe Räuber angegriffen wird. Zum Glück können sie ihre Superkräfte einsetzen um schlimmeres zu verhindern.

Bis auf den kleinen Zwischenfall im Stripclub kommt man hier also komplett ohne irgendwelche Fights aus. Wobei selbst da keinerlei Menschen verletzt werden und kein Blut vergossen wird. Stattdessen fokussiert sich die Geschichte auf die beiden Feiern als auch die seelischen Schmerzen unter welchen Hulk leidet. Es trifft ihn sehr, dass er sein (mögliches) zukünftiges Ich getroffen hat. In den wütenden Augen des Maestros hat er nämlich die wütenden Augen seines gewalttätigen Vaters wiedererkannt. Ich würde untertreiben, wenn ich sagen würde dass er sich sehr fürchtet. Das Design von Hulk ist zudem unfassbar witzig. Er sieht einfach aus wie ein grünhäutiger Gigachad. Das Geschehen drumherum lässt einen kaputt lachen. Die Stripperin, die Tatsache dass Hulk überall mit dem Kopf gegen stößt, der betrunkene Rick, ein vollkommen ahnungsloser Captain America und eine She-Hulk die schlechte Witze reißt. Das hier ist ein wahres Meisterwerk. Es ist wirklich höllisch amüsant, selbstreferenziell und einfach nur lustig. Das wahre Leben der Superhelden eben. Geschrieben von Peter David und gezeichnet von Gary Frank. I love it.

8,5/10 Pfandflaschen



Montag, 15. September 2025

Album der Woche#651: DJ Shadow - Endtroducing..... (1996)

Es ist das erste Mal, dass DJ Shadow auf diesem Blog vertreten ist und gleichzeitig auch das erste Mal, dass ein Hip-Hop-Album ohne jegliche Rappassagen reviewt wird. 


"Endtroducing" ist das Debüt von DJ Shadow und gleichzeitig das erste Album überhaupt, dass (fast) nur aus Samples besteht. Zumindest laut dem Guinessbuch der Rekorde. Joshua Paul Davis, wie DJ Shadow mit bürgerlichen Namen heißt, behauptet er wäre während der Produktion des Albums depressiv gewesen, was in vielen Songs spürbar ist. Das Album beinhaltet Samples aus allerlei verschiedenen Musikstilen, die gekonnt über- und untereinander gelegt wurden und eine bestimmte Atmosphäre erzeugen. Meiner Meinung nach klingt es nach verschiedenen Stadien eines Tages von jemanden dem es grade gar nicht mal so gut geht. Es geht los mit einem absoluten Affenzirkus im Kopf, kreisenden Gedanken die einen nicht schlafen lassen, lange Liegenbleiben im Bett, gefolgt von einer Phase von Andiewandstarren und anschließend eines Sichaufrauffen und Endlichwasbewegen. Nicht zwingend in der Reihenfolge. Würde fast behaupten, dass die Phasen ineinander übergehen, sich abwechseln usw. usf.

Davis samplet hier solch verschiedene Künstler und Bands wie Metallica, Björk, The Alan Parsons Project, Tangerine Dream und die Heath Brothers. Dazu kommen allerdings noch Elemente von Soul, Jazz, Ambient, Psychedelic Rock und definitiv noch End-70er/Anfang-80er Hip-Hop den ich gar nicht zuordnen kann. Man kann, wenn man sich auf irgendwelche Genres einigen möchte, von Alternative Hip-Hop, Ambient als auch von Trip-Hop. Mal hört sich das Album an wie eine Art sehr langsame Hommage an Old School Hip-Hop, mal wie etwas sehr ambientiges, was den Zuhörer in ein schwarzes Loch zieht. Auf eine angenehme Art und Weise. Mir gefallen vor allem die Samples aus Mystery/Horror-Filmen bzw. Serien. So ist in "What Does Soul Look Like" ein Zitat aus David Lynchs "Twin Peaks" zu hören und in "Stem Long Stem" ein Zitat aus John Carpenters "Prince of Darkness". Im selben Song dann sogar sowas wie "Run's House" von Run DMC, Giorgio Moroder als auch eine Band aus den 1960ern die zufällig wie diese eine aus Seattle heißt. 

Wenn ihr auf Psychedelia, Ambient, Trip-Hop steht als auch darauf einfach nur zu liegen und die Musik auf sich wirken zu lassen und euer Gehirn eine ganze Bibliothek ist, die sich gerne Sachen merkt so ist das Album auf jeden Fall was für euch. Heilige Scheiße, ich liebe es einfach.

10/10 Pfandflaschen
Anspieltipps: Ich sage das ungern, aber tatsächlich alles. Besonders hervorzuheben sind allerdings "Building Steam With A Grain of Salt", "Stem Long Stem/Transmission 2" und "Napalm Brain/Scatter Brain" und "What Does Your Soul Look Like"



Freitag, 12. September 2025

My Favorite TV-Show: Aqua Teen Hunger Force

Ich habe bestimmt 1,5 Jahre für alle 11 Staffeln mit insgesamt 144 Folgen gebraucht. In einem schnelleren Tempo wäre ich glaube ich komplett affenscheiße verrückt gegangen. Die Serie hat nämlich ein vollkommen meschuggenes Erzähltempo, kurze Folgendauer und hinterlässt einen mit einem richtigen "Was zur verdammten Hölle habe ich mir da gerade angeguckt?"-Gefühl.

Worum geht es eigentlich?

"Aqua Teen Hunger Force" ist eine Serie, die das erste Mal im Jahre 2000 auf dem Sender Adult Swim ausgestrahlt wurde. Es geht um drei antropomorphe Fast-Food-Gegenstände die gemeinsam in einem Haus in New Jersey wohnen. Die Protagonisten sind der riesige Milkshake Master Shake (Dana Snyder), die große Pommes Frylock (Carey Means) und der große Klumpen Fleish namens Meatwad (Dave Willis). (Beinahe oder komplett? ich weiß es nicht) jede Folge der ersten Staffel fing mit einem "falschen Anfang" an. Darin wurden komplett verrückt aussehende Geschöpfe vorgestellt, die von einem verrückten Wissenschaftler namens Dr. Weird (C. Martin Crocker) ins Leben gerufen wurden. Im weiteren Verlauf der Folge mussten sich die drei Fast-Food-Charaktere mit ihnen auseinander setzen. Ein weiterer sehr wichtiger Character ist der Nachbar der dreien: Ein ungepflegter, dümmlicher Typ
Frylock, Meatwad, Shake und Carl

namens Carl der stets ein Unterhemd und Goldkettchen trägt. Ursprünglich sollte ein tatsächlicher Plot stattfinden. Das Trio sollte als Detektive agieren und gemeinsam rätselhafte Fälle lösen. Warum? Nun, die Macher haben es sich schlecht vorstellen können dass Adult Swim eine Sendung ausstrahlen wird in welchen drei lebendige Fast Food Items konsequent eine Scheiße nach der anderen bauen. Doch das Konzept wurde schnell aufgegeben und die Sendung über ein Fast-Food-Detektiv-Team wurde zu einer Sendung über drei lebendige Fast Food Items die konsequent eine Scheiße nach dere anderen bauen. Dabei ist Master Shake der soziopathische, lügende und bösartige Teil des Trios. Frylock ist der einzige von den dreien der sowas wie ein Gewissen hat und Superfähigkeiten hat. Meatwad ist der kindische und unschuldige Teil der Crew. Er will nie irgendjemanden was böses und hat außerdem mehrere imaginäre Freunde, die er sich aus Alltagsgegenständen gebastelt hat. 

Eine durchschnittliche Folge kann eigentlich schwierig beschrieben werden. Denn irgendwann wurde alles anders und es gab keine durchschnittliche Folge. Aber viele liefen ungefähr so ab: Carl oder Master Shake haben irgendein "Get rich quick"-Szenario verfolgt. Dabei fielen sie aber absolut auf die Schnauze und suchten nach Hilfe von Frylock. Im Endeffekt wurde alles in die Luft gesprengt, Carl starb, Master Shake starb oder alle starben. Die Ereignisse in den Folgen sind nicht wirklich kanonisch. Also manches schon, manches nicht. Es verhält sich ähnlich wie bei den vielen Toden von Kenny McCormick in South Park - nur dass die Tode irgendwann kanonisch wurden und eine Erklärung hatten. Nahezu jede Folge hat mich absolut umgehauen. Es war so bescheuert, abstoßend und gleichzeitig faszinierend. Ich habe mich gleichzeitig gefragt, warum das so dumm ist und warum ich weiterschaue. Dann habe ich weiter geschaut. Und es wurde immer abgefahrener. Es gab Weltuntergangsszenarien, Zeitreisen, Situationen in welchen Körper getauscht wurden, alternative Zukünfte und vieles vieles mehr. Man könnte meinen, das wäre Kiffer oder Alkoholiker-Humor, weil man sich das nur absolut zugedröhnt antun kann. Aber irgendwie hat die Serie einen eigenen, merkwürdigen Charme. Nur für Fans des absolut merkwürdigen. Achja, nicht wundern: Die Serie wechselte mehrfach den Namen. So heißen die einzelnen Staffeln ab Staffel 8 "Aqua Unit Patrol Squad 1", "Aqua Something You Know Whatever", "Aqua TV Show Show" und "Aqua Teen Hunger Force Forever". Übrigens: Die Titelsongs sind ALLE wirklich große Klasse. 

ALLE Intros:





Mittwoch, 10. September 2025

Film der Woche#647: Easy Rider (1969)

Lange, sehr lange auf meiner Liste gestanden. Jetzt endlich hier.

"Easy Rider" erzählt die Geschichte zweier Motorradfahrer: Wyatt (Peter Fonda) und Billy (Dennis Hopper). Die beiden schmuggeln aus Mexiko Kokain in die USA und verkaufen es für eine große Summe Geld, welches sie hingegen in dem Tank von Wyatts Motorrad unterbringen. Ganz nebenbei erfahren wir das Ziel welches sie vor Augen haben. Sie wollen nach New Orleans um dort das Festival Mardi Gras zu erleben. Auf ihren Weg dorthin treffen sie auf jede Menge illustrer Gestalten: Eine Hippie-Kommune, einen Anwalt der ACLU mit einem Alkoholproblem als auch gewisse engstirnige Menschen die ihren Drang nach Freiheit ihnen sehr übel nehmen.


"Easy Rider" bietet einige interessante Dialoge, die allerdings nicht so weltbewegend sind. Gleichzeitig aber auch einen phänomenalen Soundtrack (diesen einen Song von Steppenwolf brauch ich nicht vorstellen), phantastische Bilder von US-Amerikanischen Städten und Landschaft als auch die Zurschaustellung des "Dranges nach Freiheit" von zwei stinknormalen Typen. Gleichzeitig kriegen wir mit, dass es sowohl Menschen gibt die von ihnen angetan sind als auch andere, für die ihr Lebensstil ein absoluter Dorn im Auge ist. Und das obwohl sie eigentlich niemanden was getan haben. Fest steht: Der Film hält der US-Amerikanischen Gesellschaft einen Spiegel vor und zeigt, dass der "American Dream" gar nicht so dreamy ist. Mir gefällt es wie der Film einfach..."weitermacht" ohne großartig viel Fakten über das Geschehene zu liefern. Die Ereignisse passieren einfach und dann geht es weiter zum nächsten Kapitel. Ich kann irgendwo verstehen, dass er einige Leute im Publikum ordentlich verärgert hat. Man könnte meinen, so funktioniere doch kein Film. Doch er funktioniert bestens. Es ist ein wunderbares Zeitzeugnis, eine großartige Kurzgeschichte die mittendrin anfängt und abrupt endet.

Großartig.
9/10 Pfandflaschen
Trailer: 


Dienstag, 9. September 2025

Comic Book Review#646: Saga of a Doomed Universe#1 (2012)

"Saga of a Doomed Universe" ist ein im Jahre 2012 bei "Web's Best Comics" erschienene Dreiteiler. Er handelt, zumindest vordergründig, von einem bis dato unbekannten Comic-Universum. Aber erst mal eins nach dem anderen.

Wir befinden uns auf einer Meta-Ebene. Der Comic, der in "Saga of a Doomed Universe" stattfindet erschien im Jahre 1984 bei einem fiktiven Verlag namens "Saga Comics". Er handelt von einerm

Superheldenteam namens "The Cavalry of Heroes", die New York vor dem Angriff des Bösewichts Dr. Nihilist schützen. Dieser hat seiner N-Drohnen (also fliegende Roboter mit Waffen ausgestattet) losgeschickt um viel Zerstörung anzurichten. Die Helden selbst sind laufende Copyright Infringements und somit Anspielungen auf die Justice League (DC) oder die Avengers (Marvel) bzw. verzerrte Spiegelbilder davon. Sie schlagen sich gut gegen die Roboter und das ganze Geschehen wird von einem Mann namens Roy Brannon beobachtet. Er hat selbst eine einzige Superkraft: Sein photographisches Gedächtnis, mit dessen Hilfe er Bilder aus der Vergangenheit auch vergrößern und hin und zurückspulen kann. Er ist, zumindest zu Beginn, der Erzähler des Comics. Plötzlich fällt eine merkwürdige Krankheit über mehrere der Helden. Der erste schmilzt wortwörtlich und es bleibt eine große Pfütze aus Fleisch und Knochen. Auch der Held mit der Fähigkeit sich in einen Riesen zu verwandeln wird Opfer des Virus. Es stellt sich heraus, dass Dr. Nihilist mit diesem Virus vorhat alle Superhelden zu töten. "One Man Battalion", ein weiterer Superheld beschließt daraufhin mit einer Atombombe Dr. Nihilists Festung zu bombardieren, was er auch tut. Allerdings überlebt die "Arsenal of Evil" eine Gruppe von Schurken, die der Doktor versammelt hat. Er selbst hat vor, die Welt zu unterwerfen und daraufhin über alle zu herrschen. Natürlich. Allerdings ist das hier nicht der Punkt des Comics. Der vermeintliche Autor (ein Typ namens Burt Cole) erzählt in hinzugefügten Notizen davon, wie ein in Anzug gehüllter Mann plötzlich vor seiner Wohnungstür stand um ihn eine Blutprobe abzunehmen. Sein Ziel ist es hier zwischen den Zeilen die Geschichte des Niedergangs von "Saga Comics" zu erzählen und warum sich niemand an den Verlag erinnern kann. 

Es beginnt wie ein klischeebeladenes Mutterschiff dass urplötzlich in die hiesige Comic-Hemisphäre einkracht. "Saga of a Doomed Universe" ist voll mit Explosionen, klischeehaften Helden und Schurken und noch schlimmeren Dialogen. Visuell betrachtet erinnern die Zeichnungen an die besten Tage von Jack Kirby. Es ist ein Fest für die Augen, weil alles so over the top ist und fürs Gehirn weil man nichts ernst nehmen kann. Doch es ist nicht das was die Leser fest hält. Es ist diese merkwürdige Meta-Ebene, in welcher eine noch merkwürdigere Geschichte erzählt wird, wobei man nicht weiß auf was es hinaus laufen wird. Scheinbar haben Hintermänner der Comic-Industrie einen ganzen Verlag zerstört und verhindert dass ein Comic veröffentlicht wird. Wenn ihr das lest ist der Autor wahrscheinlich längst tot und spricht mit uns aus dem Jenseits. Es ist völlig egal aus welcher Perspektive man diesen Comic betrachtet. Es ist einerseits eine interessante Geschichte auf Meta-Ebene, andererseits ein großartiger Liebesbrief an die Comics des Bronze Age. Wahrlich fantastisch.

8,5/10 Pfandflaschen
Made by: Scott Reed



Montag, 8. September 2025

Album der Woche#650: Zeke - Death Alley (2001)

Ich habe schon viel von Zeke gehört und gelesen und irgendwann auch mal so eine Videoaufnahme gesehen, in welcher die Band wirklich unfassbar schnell gespielt hat. Damals dachte ich, schneller gehts nicht. Doch irgendwann entdeckte ich Grindcore und Powerviolence und war eines besseren belehrt. 

Trotzdem ist das Album "nur" eine halbe Stunde lang, (fast) jeder Song ist super schnell gespielt. Gleichzeitig schreibe ich dieses Review in super schneller Geschwindigkeit, weil es eben so super schnell ist, dass man wirklich nur das geringste (und das beste) davon mitnehmen kann. 


Zeke spielen wirklich unfassbar schnellen (!!!) Hardcore Punk mit großartigen Hard-Rockigen-Elementen. Ja, wenn man unbedingt möchte, kann man sagen dass Motörhead hier Pate gestanden haben. Dazu kommt noch die Gestaltung ihrer Albencover. So ist hier ein Mann auf einem (wahrscheinlich sehr schnellen) Motorrad zu sehen. Auf einem anderen ist ein Motorradhelm. Textlich betrachtet geht es um Geschwindigkeit (!), Leben auf der Überholspur (!!), Wurzeln haben im US-Staat Arkansas (!!!)...und naja...Leben auf der Überholspur und so. Also ich wiederhole das nochmal: Einfache Menschen aus einfachen Verhältnissen machen Musik über schnelle Autos, Motorräder, gelegentliche Liebschaften und darüber was ein toughter Motherfucker man ist. Nur ist das nicht überhäuft mit schmalzigen Schmalzi-Schmalz wie bei einigen dieser "Punk'N'Roll"-Bands. Stattdessen sind die Texte wirklich frech, rotzig und rotzfrech hingerotzt, wie es eben bei 1980er-Hardcore Bands der Fall war. Allerdings klingen die Gitarren weniger nach Hardcore Punk (das Schlagzeug schon eher) sondern einer turbospeed-Version von Motörhead. Ich wiederhole mich. Aber was soll ich dazu noch sagen. Es ist geil. Es ist wirklich sehr sehr geil. 

Hab ich schon gesagt, dass die Band wirklich super schnell spielt? Ohne Scheiß, das ist wirklich (ach seufz, jetzt kling ich schon wie so n typischer Punkzine-Schreiber): High Speed High Energy Fucking Punk'N'Roll in deiner Gurkenfresse. Oder so.

8/10 Pfandflaschen
Anspieltipps: Arkansas Man, Shockwaves, Evil Woman, Crossroads


Donnerstag, 4. September 2025

So isses, Musik!#197

KAZ Open Air am 30.08.2025 im Skatepark Hibernia, Herne

So wie letztes Jahr waren Genosse A und ich auf dem Herner Open Air des Kultur Alternativ Zentrum (heißt das so). Es war, wie immer, Umsonst und Draußen. So wie das Culthe Open Air mein Ersatz für das FLUFF Fest ist, so ist das KAZ Open Air irgendwie zum Ersatz für das Würzburger "Umsonst & Draußen" geworden. Als ich noch in Würzburg gewohnt habe, bin ich quasi jedes Jahr dahin gegangen. Anyways, erstmal gehts um die paar Bands die ich noch mitbekommen habe:


ATOM ATOM klingen auf Platte scheinbar ganz anders - oder zumindest wenn man nur kurz reinhört. Wir kriegen grade noch so den allerletzten Song mit. Es ist ein wunderbares, positives Gefühl mit dem mich die Band verlässt. Soweit ich weiß klingen sie größtenteils ziemlich "rau", doch dieser letzte Song war tatsächlich eine Art erleuchteter Moment. Wunderbar. Als DESOLAT die Bühne betreten, kündigen sie an dass sie aus Gelsenkirchen-Ückendorf kommen. Ich habe tatsächlich ein paar Jahre dort gearbeitet und kann sagen: Ja, so seht ihr auch aus. Aber das ist okay. Ich weiß nicht was mich erwartet. Vom Aussehen her vielleicht leicht ironischer Deutschpunk marke Eisenpimmel? Doch es kommt ganz anders. Schöner, leicht runterziehender Punkrock marke Post. Die Individuen auf der Bühne sehen wirklich sehr individuell aus und machen tatsächlich individuelle Musik. Texte in der Richtung "Ich kenne alle Serien auf Netflix aber kann mir die Geburtstage meiner Freunde nicht merken". Irgendwas zwischen Depression und ADS, gemischt mit Geschichten aus Gelsenkirchen-Ückendorf. Faszinierend. Als ich mir die ersten paar Minuten von NO GUIDANCE angucke, merke ich dass Pop Punk mit äh Hardcore Einschlag (?) der irgendwie wie irgendwas von Fat Wreck Chords klingt gerade so absolut nichts für mich ist. Wesentlich besser wird es allerdings als MARCH auf die Bühne kommen. Erinnert mich ein kleines Bisschen an The Baboon Show, wenn nicht ganz so aufgedreht und fröhlich. Aber ebenfalls wunderbar positiv. Songs über Menschen die einen runter ziehen und die man hinter sich lassen sollte als auch einen Neustart im Leben. Klingt wie Zucker in meinen Ohren, abgesehen davon dass Zucker in den Ohren leider absolut klebrig ist. Auf FAHNENFLUCHT haben wir offiziell keine Lust, also gehen wir nach Hause.

Was mir jedoch viel wichtiger war: Ich hatte absoluten Gigaspaß. Das Essen war geil. Es waren lauter Menschen auf einem Haufen die sich (scheinbar) gut vertragen haben. Ich fühlte mich so sicher, dass ich tatsächlich meinen Israel-Pin wieder dran gemacht habe. Und kaum ging ich zum Dixi-Klo wurde ich sofort von einem Typen darauf angesprochen. Er zeigte sofort mit dem Finger dadrauf und es entwickelte sich ein ungefähr so klingender Dialog:

"Hey, du bist der erste den ich damit heute sehe! Finde ich echt richtig gut!"
"Öhhh. Ja, danke!"
"Hast du dich jetzt erschrocken?"
"Ja."
"Ist echt bitter, oder? Echt bitter."
"Ja."

Wir gingen getrennte Wege und ich habe ihn seit dem Moment nicht mehr gesehen. Jedenfalls möchte ich meinen Dank ausdrücken: Dafür dass es scheinbar immer noch nicht völlig bekloppte deutschsprachige Linke - auch auf Punk-Konzerten - gibt.

REIN IN DIE SAMPLER HÖLLE:

Ich habe vor einiger Zeit beinahe alles an Musik auf meiner externen Festplatte gehört. Beinahe. Tatsächlich habe ich mir jeden Ordner von A-Z reingezogen, mit Ausnahme von den ganzen Discographies (die hier größtenteils reviewt sind). Danach die ganzen Discographies. Und nun bin ich bei V wie "Various Artists" angelangt. Darin befinden sich mehrerere Unterordner mit Samplern. Was zur Hölle erwartet mich denn nun?


"Bullshit Detector" war eine Reihe von Samplern zusammengestellt von den Anarcho Punk Größen CRASS. Darauf befanden sich lauter befreundete und bekannte Bands die in Lo-Fi Manier Songs zum Besten/Schlechten gaben. Das meiste hiervon finde ich leider ziemlich unhörbar, weil es sich anhört als hätte in kürzester Zeit obskuren Scheiß zusammen gestellt. Man hört wenig Gitarren und man kriegt den Eindruck als hätte man hier extra vergrabene Demos ausgegraben um besonders "underground" zu klingen. Ich bin ein Freund von Lo-Fi und Underground, aber das hier ist irgendwie Scheiße. Aber hey, immerhin die erste Platte auf welcher CRASS und Amebix zusammen drauf sind. Glaube ich.

2. 90er

Ich habe keinen blassen Schimmer, woher ich diese drei Ordner habe. Sieht für mich aus wie eine Media Markt Best Of, die irgendjemand sich gerippt hat. Jedenfalls sind es drei CDs voll mit 1990er Jahre Musik. Egal ob deutsch- oder englischsprachig. Wollt ihr Kelly Family? Hab ich. Tic Tac Toe? Hab ich. Haddaway? Glaube ich auch. Thematisch irgendwie in drei Spektren gehalten: Partymusik, nachdenkliche Musik und noch irgendwas. Habe ich aber vergessen. Ist aber auch egal. 

3. 100 British Oi!

Ebenfalls keine Ahnung, wie das bei mir gelandet ist. Ich vermute mal, dass es aus der Zeit stammt als ich irgendso nem Typen aus Bremen Musik per ICQ geschickt habe. Das war so n Nachwuchspunker damals, dessen Vater meinte er soll sich keine Musik aus dem Internet holen, denn das wäre ja mordsgefährlich. Also hat er mich jedes Mal angesprochen, ob ich nicht dieses oder jenes für ihn runterladen kann. Irgendwann habe ich ihn geblockt, weil er immer frecher wurde. Jedenfalls ist diese Compilation absolut wild. Wir haben rechte/rechtskonservative Bands wie Condemned84 oder Combat 84, zusammen mit linken/antirassistischen Klassikern wie Angelic Upstarts und The Oppressed. Teilweise echte Banger dabei, teilweise absoluter Müll. Wie es halt so ist.


Ein Tribute-Album für die polnische Punkband Kryzys. Hier ist gefühlt jedes Genre vertreten, außer Metal. Wir haben hier acts wie Pidzama Porno, Farben Lehre (beide Punk), Skarpeta (Ska) als auch The Analogs (Oi!) als auch Techno und jazzige/bossa nova mäßige Klänge. Ich kenne den Original-Interpreten eigentlich nicht, aber es macht definitiv Bock (richtig viel Bock) mir mehr von anzuhören.


Soundtrack zum gleichnamigen Dokufilm der die Geschichte des US-Amerikanischen Punkrock in den Jahren 1980 bis 1986 beleuchtet. Was haben hier drauf? Eigentlich das übliche und ein Bisschen mehr: Black Flag, Bad Brains, DOA, Gang Green, SS Decontrol, VOID, Cro-Mags und natürlich Flipper. Herrgott ich liebe "Ha Ha Ha". Das ist einer der merkwürdigsten Punk Songs die jemals geschrieben wurde. Und ein grandioser Abschluß für eine Compilation.

6./7./8: Bleeeaaaarghhhhh!- A Music War/Bleeeaaaarghhhhh!- Son of Bleeeaaaarghhhhh!/Bllleeeeaaauuurrrrgghhh!- The Record

Ich weiß nicht, welcher Teil davon als erstes rausgekommen ist. Aber das ist auch egal. Jedenfalls irgendwann zwischen 1990 und 1991 sind diese 7-Inch-Compilations rausgekommen. Es sind Powerviolence Sampler. Aber richtig räudige. Da dauert kein Song eine Minute. Quatsch, hier dauert kein Song 30 Sekunden. Wir haben hier Klassiker des Genres wie Charles Bronson, Godstomper, Fuck on the Beach, Real Reggae, Bastard Noise, Despise You als auch Melt Banana. Alleine auf dem erstgenannte Sampler sind VIERUNDACHTZIG Songs. Es scheint mir so, als würde man bewusst alles auf den Kopf stellen. Heiliger Fick. Heiliger fucking Fick. Erinnere mich noch gut daran, dass mein uralter MP3-Player Schwierigkeiten hatte, das abzuspielen und sich jedes Mal aufgehängt hat. Natürlich rausgekommen bei Slap A Ham Records
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Und nun kommen wir zu etwas anderem Philipp wollte unbedingt dieses Album von Berlin 2.0 reviewen. Also macht er das. Hier kommt Philipp:


"Wer sich im Jahr 2023 mit mir über Musik unterhalten hat, weiß, was für ein riesiger Fan dieser Band ich bin, das Album "Scherbenhügel" gehörte zu meinen unangefochtenen Top 5 des Jahres und "Feind am Tisch" habe ich in ungefähr jedes zweite Gespräch über Musik als "Jahrhundert-Song" eingestreut, ich meine es ernst, Wahnsinn. 
Entsprechend hoch waren meine Erwartungen an dieses Album, die zwei Singles fand ich ganz interessant, wirkten sie doch wie eine logische Fortsetzung des '23er-Albums. 
Das Besetzungs-Karussell drehte sich mehrere Runden, sodass ich absolut keine Ahnung habe, wer auf diesem Album jetzt welches Instrument spielt. Fakt ist, dass den harten Kern dieser Band das Paar Elena Wolf am Gesang (Journalistin und Musikerin, sehr empfehlenswerte Konkret-Kolumne "Die schon wieder" sowie die Doom-Metal-Band Crestfallen Queen als auch die ziemlich durchgeknallten Ursus) und Eduard Pedrolillo - genannt Pedro - am Bass (Gitarrist der deutsch-österreichisch-

spanischen Death-Grind-Band Implore) bilden. 
Musikalisch wird so ziemlich das fortgesetzt, was auf dem Vorgänger etabliert wurde, düsterer Post-Punk, der sein Korsett gelegentlich (vor allem gesanglich) in Richtung Hardcore durchbricht. 
Generell fällt sehr deutlich auf, dass Elena Wolf bei diesem Album endgültig von der Leine gelassen wurde, sie singt, keift, brüllt, es gibt sarkastische Spoken-Word-Passagen, die Texte sind deutlich stärker von ihrem absolut irrsinnigen und abgedrehten Humor geprägt als noch beim Vorgänger und so oft ich mich über den Humor der Schwaben beschwere (Grüße an Chris von Helmut Cool), steht den Texten, die sich ohnehin überwiegend mit äußerst dystopischer Gesellschaftskritik beschäftigen, diese Auflockerung sehr gut, unterstützt er doch auch irgendwie den Eindruck der Unerträglichkeit der Zustände. 
Überhaupt sind die Texte das Kernstück das Albums, mit starker Metaphorik ("der Stanley Cup auf 2 Beinen" für einen gefühlskalten Mann, "1789" mit seiner französischen Revolutions-Metapher, "Salamanderin" mit einer Jeanne D'Arc, die wiedergeboren aus dem Feuer hervorgeht) und dabei doch völlig klar und unmissverständlich. 
Ich bin wirklich fasziniert davon, wie sehr dieses Album meine ohnehin schon sehr hohen Erwartungen noch übertroffen hat, ich werde also gerne weiterhin jedem, der den Fehler macht, mit mir über Musik zu reden, so lange in den Ohren liegen, bis endlich akzeptiert wird, dass Berlin 2.0 einfach der heiße Scheiß der Stunde ist. 

10/10 Gabionenzäunen

Anspieltipps: AZ!, Salamanderin, 1789"




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Incubus Discography:
A Crow Left Of The Murder (2004)

Fünftes Album von Incubus, das inzwischen 21 Jahre alt ist und in den USA legal Alkohol trinken darf. Ich erinnere mich ganz gut an den Moment, als das Video zu "Megalomaniac" im deutschsprachigen MTV gelaufen ist. Tatsächlich kannte ich Incubus zu dem Zeitpunkt schon, allerdings nur ganz wenige Songs. Vor allem ist mir die Live-Version von "New Skin" in Erinnerung geblieben, die man auf der "Family Values Tour '98"-Live-Compilation finden konnte. Ich fands interessant, dass die beiden Songs so unterschiedlich waren und doch von der gleichen Band stammten. Ebenfalls in dunkler Erinnerung ist mir ein Interview mit der Band in der damaligen neuen Ausgabe von VISIONS geblieben. Da ging es um künstlerische Freiheiten und lauter persönliches Zeug.


"A Crow Left Of The Murder" ist ein Werk, dass sich (noch mal) ganz von seinem Vorgänger "Morning View" unterscheidet. Zwar findet man hier ebenfalls sehr versöhnliche und ruhige bzw. entspannte Töne, allerdings lebt das Album von viel positiver Energie die von negativen Dingen bzw. Ereignissen aufgeladen wurde. So geht es in "Megalomaniac" über Menschen mit Größenwahn. Das Album ist nicht lange nach dem Einmarsch der USA in den Irak rausgekommen und so hatte man irgendwie, irgendwo auch George W. Bush im Sinn. "Agoraphobia" handelt von Agoraphobie (nein, echt) und dem Wunsch für immer in seinen vier Wänden zu bleiben. "Talkshows on mute" ist aus einem Einfall Brandon Boyds entstanden. Während eines Fluges hat er sich eine Talkshow ohne Ton angesehen und dabei die Dialoge der Protagonisten improvisiert. In dem Song geht es um Abhängigkeit von Fernsehen und anderen ähnlichen Medienformaten, die dann irgendwann die Kontrolle über den Zuschauer gewinnen. Wie prophetisch.

Meiner Meinung nach behandelt das Album durchaus negative Themen, allerdings klingt es nicht so, wie zuvor erschienene Alternative/Nu Metal-Werke. Also, nicht das Incubus hier noch Nu Metal/Crossover machen würden. Viel eher ist das irgendwie zwischen mehreren Sparten des Alternative Rock einzuordnen. Was ich meine ist: Das Album behandelt negative Dinge, klingt aber nicht aggressiv, wütend oder depressiv. Stattdessen etwas verzweifelt und irgendwie auch melancholisch. Man hört ganz eindeutig, dass die Band die Einflüsse für das Album irgendwo aus Progressive Rock Alben der 70er Jahre gezogen hat. Tatsächlich auch in den Soundscapes von DJ Kilmore. Meines Erachtens ein unfassbar progressives, langes, melodisches und unfassbar kreatives Werk. 

8,5/10 Pfandflaschen
Anspieltipps: Pistola, Megalomaniac, Talk Shows On Mute, Sick Sad Little Word



Kid Rock Discography: The History of Rock (2000)

Dieses Album war mein Einstieg in die Welt von KR. Allerdings hat dieser Aufenthalt nicht wirklich lange gedauert. Um das Jahr 2000 haben meine Großeltern mir die (Bootleg)Kassette von "The History of Rock" gekauft und ich hab sie wirklich sehr lange gehört, auch nachts. Nebenher natürlich all die anderen Kassetten die ich auf dem Markt in Sankt Petersburg als auch bei diesem kleinen Kassettenverkaufsstand geholt habe. Das Nachfolgealbum "Cocky" habe ich dann auch noch besessen, allerdings war's das dann auch. Irgendwann war das Interesse an Nu Metal und Konsorten verflogen, die beiden Tapes (und mehrere andere) wurden zugunsten von Punk-Tapes überspielt oder wegen schlechter Qualität weggeschmissen. 


"The History of Rock" ist kein (damals) neues Studioalbum von KR sondern eine Compilation. Es handelt sich hierbei um eine Sammlung bereits bekannter Songs von den Vorgängeralben "The Polyfuze Method" und "Early Mornin' Stoned Pimp". Beide wurden in Eigenregie auf dem eigenen Label "Top Dog" rausgebracht. Das Debüt "Grit Sandwiches For Breakfast" kam auf Jive Records raus, sodass ich vermute dass man für die Songs daraus keine Veröffentlichungsrechte hatte. Andererseits kann ich mir vorstellen, dass sie Kid Rock irgendwie peinlich waren. "Prodigal Son", "Three Sheets To The Wind (What's My Name?)", "Fuck U Blind" und "My Oedipus Complex" wurden hierfür extra neu aufgenommen. (Allesamt von "The Polyfuze Method"). "Paid", "Early Mornin' Stoned Pimp", "Ya Keep On" wurden ge-remixt (Allesamt von "Early Mornin' Stoned Pimp). "Fuck That" war ein Song vom Soundtrack zu "Any Given Sunday". Dazu kommen noch bisher nicht veröffentlichte Songs: Die Rockabilly-Nummer "Born 2B A Hick", die vor Klischees nur so strotzt und tatsächlich textlich betrachtet unfassbar hohl ist. Die Ballade über Drogen "Abortion", die tatsächlich klar geht. Und der Metal-Banger "Dark & Gray" von der 1994er "Bootleg: August 1994"-EP, der hierfür ebenfalls neu aufgenommen wurde. Meiner Meinung nach mit einer der stärksten Songs auf dem Album. Der einzige komplett neue Track hierauf ist "American Bad Ass", der auf einem Sample von Metallicas "Sad But True" basiert. Der Text ist mal wieder voll mit Anspielungen auf Kid Rocks musikalische Wurzeln (AC/DC, ZZ Top, Grandmaster Flash, Beastie Boys) und natürlich auf sein überzogenes Ego. Neben "Dark & Gray" wohl der beste Song hierauf, auch weil er so klischeebeladen ist. 

Meines Erachtens ist diese Sammmlung von alten, neuen und unveröffentlichten Tracks tatsächlich eine ganz gute und übersichtliche Geschichte des Künstlers. Schade, dass nichts von "Grit Sandwiches For Breakfast" hierauf landen konnte. Aber wahrscheinlich hätte es nicht zum Image des "Trailer Park Redneck Pimp Daddy" gepasst (Kid Rock kommt aus Michigan). Aus dieser Ära mit das beste was er musikalisch aufgezogen hat, ehrlich jetzt. Selten ein so gutes Gemisch aus Metal, Rap und Country erlebt.

8,5/10 Pfandflaschen
Anspieltipps: American Bad Ass, Dark & Gray, Fuck That, Prodigal Son, My Oedipus Complex



The Offspring Discography: Supercharged (2024)

Ich habe dieses Album, zum Zwecke des Reviews, bestimmt an die 10 mal gehört. Daher wird eben dieses Review relativ kurz ausfallen. 

Zu Beginn habe ich es einfach nur gehasst. Ich war ziemlich genervt davon, dass Offspring (mal wieder) ihren alten Sound recyclen, die Nostalgie-Schiene bedienen und schlichtweg nichts neues bieten. Später fand ich das irgendwie ganz angenehm, dass Offspring ihren alten Sound recyclen, die Nostalgie-Schiene bedienen und schlichtweg nichts neues bieten. Im Endeffekt muss ich sagen, dass Offspring einfach ihren alten Sound recyclen, die Nostalgie-Schiene bedienen und schlichtweg nichts neues

bieten. "Supercharged" ist im Prinzip eine Ansammlung von Songs, die vom Sound her sowohl auf ältere Alben wie "Ignition" als auch auf andere ältere Alben, die wesentlich später rausgekommen sind, zurückgreifen wie "Splinter" oder "Conspiracy of One". Super seichter, poppiger Pop Punk Sound. Stellenweise wirklich angenehm zu hören. An anderen Stellen einfach unfassbar vorhersehbar. Jede Stelle kam schon mehrfach in ihrer Discography vor. Die "Yeaaah yeaaaah"s, die "Woah woah woah"s als auch Reime wie "Rocket on my back I think I'm gonna crack" usw. usf. 

"Supercharged" fällt wesentlich besser aus als der Vorgänger "Let The Bad Times Roll". Man hört, dass die Produktion konsistent ist und das Album nicht in drölf verschiedenen Studios aufgenommen wurde. Es gibt hier einige Ohrwürmer, die durchaus schön sind. Vor allem die letzten drei Songs "Get Some", "You Can't Get There From Here" und "Hanging By A Thread" kann ich ohne weiteres empfehlen. Ansonsten ist das Album für einige schöne Momente zu haben - allerdings nicht weiter. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich es nicht lange in Erinnerung behalten werde.

Anspieltipps: Siehe Review
4,75/10 Pfandflaschen


Mittwoch, 3. September 2025

Film der Woche#646: The Flintstones (1994)

Ich schreibe dieses Review im Jahre 2024. Somit also zu einem Zeitpunkt als dieser Film dreißig Jahre alt wurde. Tatsächlich hat dieser Film was besonderes für mich. Es ist nämlich der erste Kinofilm den ich je in meinem Leben gesehen habe. Ich kann mich erinnern ungefähr drei Jahre gewesen zu sein. Ich weiß noch ganz genau, wie ich mit meinem Vater im Kino war und in diesem riesigen dunklen Raum dieses große Gesicht von Fred Flintstone gesehen habe. Mehr weiß ich nicht. Aber ich habe ihn danach mindestens ein paar Mal gesehen. Sechs Jahre später kam auch ein Prequel dazu raus. Aber damit werde ich mich erstmal nicht beschäftigen, sondern viel später in einer ausführlichen Flintstones-Reviewreihe.


Wir befinden uns in einem fiktiven Steinzeitalter in welchem Menschen und Dinosaurier in einer Welt leben. Darüber hinaus leben sie in einer Gesellschaft welche der modernen nachempfunden ist. So leben die Steinzeitmenschen in Häusern, fahren Autos, sind verheiratet, arbeiten in 9-to-5-Jobs und benutzen Haushaltsgeräte die von lebendigen Tieren dargestellt werden. Fred Flintstone (John Goodman) ist ein typischer Arbeiter eines großen Steinbruchs. Sein Nachbar Barry Rubble (Rick Moranis) ist gleichzeitig sein Arbeitskollege und bester Freund. Deren Ehefrauen Wilme Flintstone (Elizabeth Perkins) und Betty Rubble (Rosie O'Donnell) sind ebenfalls miteinander befreundet. Fred und Wilma haben eine kleine Tochter namens Pebbles. Barny und Betty haben ebenfalls einen Kinderwunsch und möchten adoptieren. Um die Behörden zufrieden zu stellen, müssen sie allerdings um das entsprechende Kapital verfügen. Also leiht Fred seinem besten Freund Geld, damit dieser bald den Jungen Bamm Bamm adoptieren kann. Barney möchte sich bald revanchieren und hat auch tatsächlich eine gute Gelegenheit dafür. Im Steinbruch findet nämlich ein Intelligenztest statt, initiert von Mister Cliff Vandercave (Kyle MacLachlan). Der Gewinner des Tests kriegt eine hohe Stelle im Steinbruch. Barney tauscht seinen Test mit dem von Fred, sodass Fred eine Beförderung kriegt. Was er allerdings nicht weiß: Fred ist nur ein Spielball in einem perfiden Spiel, welches Vandercave treibt.

Damals wie heute großartig. Der Film ist eine grandiose Persiflage auf Spätkapitalismus. Zwei Freunde die heute noch gleichstellt waren, werden morgen zum Vorgesetzten und Angestellten. Der eine wird befördert, der andere entlassen und muss beim ersten notgedrungen wohnen weil er sein Haus vermieten muss. Darüber hinaus: Der eine kriegt einen Höhenflug der ihn zu einer komplett anderen Person werden lässt. Doch das Ganze kann schnell vorbei sein, weil er, wie schon oben erwähnt nur ein Spielball in einem ganz gemeinen Spiel ist. Eine eigentlich recht banale Story, wenn man es so betrachtet. Doch sie ist ein ziemlich gutes Beispiel für "Teile und Herrsche". Darüber hinaus: Die praktischen Effekte (Dinosaurier, Tiere) als auch das ganze Design (Kostüme, Fahrzeuge, Gebäude) ist einfach großartig. Man hat es sogar geschafft, sowohl das Intro als auch das Outro von jeder Folge in echt nachzumachen. Also die Fahrt Freds von der Arbeit nach Hause, der gemeinsame Ausflug ins Kino und am Ende natürlich auch das Ausgesperrtwerden durch die Katze. Der Teufel steckt im Detail. Ich würde vorschlagen, den Film wirklich sehr genau zu gucken und auf jegliches kleine Detail zu achten. Fantastisch. Achja der Soundtrack mit B-52s und Green Jelly ist auch durchaus genießbar.

8/10 Pfandflaschen
Trailer: