Freitag, 30. September 2022

So isses, Musik!#152

Lausn - Honk (2022)

Verschwindibus!

Ich habe Genosse Lausn (bzw. Low, so wie ich ihn immer noch heimlich nenne, hihi) schon mal auf diesem Blog ein Review gewidmet und nun ist es wieder so weit. Wofür steht "HONK"? Das steht für Hauptschüler ohne nennenswerte Kenntnisse. Meines Erachtens eine unabsichtliche Anspielung auf SIDO (also SuperIntelligentes DrogenOpfer)Ich bin nicht gut darin, insbesondere über deutschen Hip-Hop zu schreiben, das sage ich immer wieder, aber: Das Ding ist wirklich unfassbar witzig. Ich mein, hier werden englischsprachige Memes eingebaut. Ich rede von "His Hair Wack" in "Der Geilste". Ich kenne bis jetzt keinen Rap Artist, nicht mal aus den USA der das tatsächlich getan hat. Und ich meine nicht irgendwelche Comedy Rapper, deren Gimmick das sowieso ist. Es gibt natürlich auch
Gesellschaftskritik dargeboten von einer unfassbar lockeren und mittlerweile gut geübten Stimme. Man hört, der Mann meint das ernst. Er ist in der Lage eine Undergroundkarriere zu machen, wenn er einfach immer weiter macht. Stilistisch ist das durchaus sehr moderner Rap, der viel von Wiederholungen lebt als auch Adlibs. Meines Erachtens sind die ersten vier Songs zwar gut, aber so richtig gut wird es ab Track 5, "Drei Bier Lausn". Ab da hat das Album so eine leicht düstere, "ich bin am cornern in meiner Hood und trinke Bier"-Atmosphäre. "Du sagst von dir selbst, du bist sapiosexuell, fick dich mit nem Sachbuch und dein Arschloch ist entstellt", dazu noch Gewehr-Samples. "Brrr, Ratatatat". Heilige Scheiße, genau das habe ich gewollt. Ohne mist. Meines Erachtens gibt es zwar immer noch Luft nach oben, aber der Kollege hat sich gesteigert. Props.

7,5/10 Pfandflaschen
Anspieltipps: Drei Bier Lausn, Echo1 Gat, F4F 2.0
Hier das Album bei Spotify




O:

Ich bin immer noch beim Soundtrack Ordner und es sind immer noch Perlen dabei.

"Jungle Boogie" von Kool & The Gang aus dem Soundtrack zu "Pulp Fiction"



"Party Time" von 45 Grave aus dem Soundtrack zu "Return of the Living Dead"


"Ghost Town" von The Specials aus dem Soundtrack zu "Snatch"


"What Would Brian Boitano Do?" aus dem Soundtrack zu "South Park: Bigger, Longer, Uncut"


"No Remorse (I Wanna Die)" von Slayer & Atari Teenage Riot aus dem Soundtrack zu "Spawn"



"Roads" von Portishead aus dem Soundtrack zu "Tank Girl"



"The Man In Me" von Bob Dylan aus dem Soundtrack zu "The Big Lebowski"



"Shame" von Stabbing Westward aus dem Soundtrack zu "The Cable Guy"




Black Sabbath Discography:
Mob Rules (1981)

Was für ein grandioses aggressives Albumcover. Diese morbiden Gestalten in den Gewändern plus diese blutroten Schriften an der Wand haben mich schon immer fasziniert. Damals als ich im Media Markt alles mögliche an CDs gehört habe ist mir das Album immer wieder aufgefallen, doch ich habe mich nicht getraut, es überhaupt anzurühren. Heute, nach mehreren Darkthrones, Yacöpsaes und anderen Rändern der extremen Musikwelten habe ich das doch getan. 

Und nunja, so extrem ist das natürlich nicht. Allerdings fängt das Album sehr ungewohnt an. "Turn Up The Night" beginnt einem furiosen Riff, der an damals grade neu startende "New Wave Of British Heavy Metal"-Bands erinnert. "Voodoo" ist ein typischer Metal-Stampfer. "The Sign Of The Southern Cross" ist ein Namensgeber für eine gleichnamige Band und kommt tatsächlich alten Sabbath-Songs ziemlich nahe. Fast acht Minuten lang, schleppend, beinahe sehr doomig. Wenn man schon einen auf Genre-Experte macht, dann könnte man fast sagen dass das hier "Epic Doom" ist. Oder so. "E5150" (steh für "Evil") ist ein ziemlich cooles, sci-fi-eskes Zwischenspiel, rein instrumentell. Der Titelsong ist
ebenso hymnisch, wie stampfend und energisch wie "Turn Up The Night". Ist übrigens auch auf dem Soundtrack zum grandiosen Sci-Fi-Cartoon "Heavy Metal" zu hören. "Country Girl" verstimmt mich zwar etwas wegen dem Titel, macht es aber durch seine Stampfer(!)-Riffs wieder gut. "Slipping Away" könnte wiederum schon wieder von einer Pub Rock Band oder eine jüngeren Hard Rock Band stammen können. "Falling Off The Edge Of The World" stellt einen großartigen Übergang von langsamer Ballade zum weiteren Hard-Rock-Song. Bevor es dann wirklich mit "Over and Over" sehr sehr balladesk zu geht.

Der Schein trügt. "Mob Rules" ist zwar relativ aggressiver als "Heaven and Hell", aber Sabbath machen hier nicht auf Speed Metal Band oder so. Stattdessen höre ich definitiv, dass sie sich bei anderen Hard Rock Bands bedient haben, nur versucht haben diese Einflüsse qualitativ hochwertig zu verarbeiten. Es sind großartige, teils unfassbar lange ("Over and Over") Soli, Riffs und Refrains die einfach nur zum Mitmachen animieren. Allerdings, wie gesagt, nicht auf eine maßbandgefertigte Weise sondern schon handwerklich geschickt. Ronny James Dios Stimme eignet sich auch sehr gut dafür, quasi-Hymnen zu singen. Wirklich große Songs die einen beim täglichen Spaziergang irgendwie die Laune verbessern. Faszinierendes, großartiges Album. Übrigens das letzte mit Ronny James Dio am Gesang und das erste und letzte mit Vinnie Appice an den Drums der Bill Ward ersetzt hat. 

Anspieltipps: The Mob Rules, Turn Up The Night, Voodoo, The Sign Of The Southern Cross
9/10 Pfandflaschen

Und weil drei Meinungen besser sind als eine, hier kommt

Philipp:

"Nun, zu „Mob Rules“ gibt es gar nicht so viel zu sagen, was es zu „Heaven & Hell“ nicht zu sagen gab. Das Besetzungskarussell dreht sich fleißig weiter, Bill Ward wurde aufgrund seiner Alkoholprobleme aus der Band geworfen und durch Vinny Appice ersetzt, was die Italiener-Quote in der Band auf 75% erhöhte (nur kleiner fun fact), wie die Band ausgerechnet auf ihn kam, leuchtet mir nicht so wirklich ein, aber er wurde zumindest ein stetiger Weggefährte Dios.

Man merkt dem Schlagzeug schon an, dass es nicht mehr der Stil Bill Wards ist, der sich – trotz ziemlich origineller Fills und Patterns – perfekt in die Band eingefügt hat, Appices Stil ist wesentlich ökonomischer und minimalistischer aber trotzdem ziemlich druckvoll.

Das Gespann Butler-Iommi bleibt auf jeden Fall weiterhin großartig und perfekt aufeinander eingespielt. Es ist immer wieder beeindruckend, wie es Butler schafft, sich um Iommis Riffs „herumzuschlängeln“, diese sind ja an sich schon sehr dicht und druckvoll und Geezer findet (scheinbar) immer wieder spielend leicht seinen Platz dazwischen.

Insgesamt ist das hier ein sehr solides Album, etwas düsterer und härter als „Heaven And Hell“, jedoch wirkt es bei weitem nicht so konsistent und aus einem Guss. Wüsste man es nicht besser, könnte man denken, man hat es hier mit 2 oder 3 verschiedenen Bands zu tun und man wusste nicht so richtig, ob man weiterhin in die epische Richtung des Vorgängers gehen wollte (The Sign Of The Southern Cross) oder ob man sich experimentierfreudig in Speed Metal-Gefilde vorwagt (The Mob Rules) oder ob man dem alten Black-Sabbath-Song-Schema (also zumindest bei Iron Man ist es nicht von der Hand zu weisen) von „Iommi spielt ein Riff und der Sänger versucht, es in der Strophe zu imitieren“ (Country Girl).

Gut sind die Songs alle und es ist ähnlich wie schon Heaven And Hell ein sehr kurzes und kurzweiliges Album, aber ich bin hier nicht zum Spaß, sondern versuche, mich kritisch mit einer Diskografie auseinander zu setzen lel.

Die erste Phase der Band mit Dio, welche nach dem (grandiosen) Live-Album „Live Evil“, über dessen Mix sich die Band komplett zerstritten hatte, unter anderem warf man Dio Kontrollzwang vor und es kam zu einer Frontenbildung zwischen den Lagern Dio-Appice und Butler-Iommi, ist nach diesem Album leider auch schon beendet, dieser gründete kurz darauf mit Appice zusammen seine eigene Band „Dio“ und der Rest ist Geschichte.

8/10 Pfandflaschen

Anspieltipps: Turn Up The Night, The Mob Rules, Country Girl":

Raphael:

Wie die Zeit vergeht… wir sind wirklich schon beim zehnten Studioalbum angelangt. Das im November 1981 erschienene „Mob Rules“ ist jeweils das zehnte Black Sabbath Album mit Geezer Butler und Tony Iommi; für Ronnie James Dio ist es das zweite und für Vinny Apice ist das erste Studioalbum mit der Band aus Birmingham. Sein Name wird in den frühen 1990ern nochmal auftauchen, spielt in der Sabbath’schen Historie aber sonst eine eher kleine Rolle.

Dio, Butler, Appice, Iommi
Der Opener “Turn up the Night” verzichtet mal wieder bewusst auf lange Intros, Vorgeplänkel oder andere eher Doom Metal-nahen Attribute. Stattdessen geht es Heavy Metal-mäßig in medias res, und so knüpft das zehnte Album nahtlos an das neunte an. In Sachen Heavy Metal haben Black Sabbath sogar noch eine Schippe draufgelegt, was auch mit dem Besetzungswechsel erklärt werden kann. Wie auch Dio ist Apice ein echter Metaller dessen straighter Stil sich stark von der virtuosen Perkussionskunst Bill Wards unterscheidet. Und so wird direkt in den stampfenden Song „Voodoo“ übergeleitet. Neben dem hymnischen Chorus fällt hier vor allem das Bassspiel von Geezer Butler positiv auf. Letzterer hat sich dann im nächsten „Sign of the Southern Cross“ richtig ausgelebt, was Effekte und Spielereien anging. Nach den beiden eher straighten und schnellen Stücken passt die eindrucksvolle Ballade sehr gut in die Kontinuität des Albums. Das anschließende Instrumental „E5150“ ist wieder mal einer dieser Einspieler, die vorrangig aus Experimentierfreude mit Effekten bestehen. Als Intro für den Titeltrack taugt zumindest die Schussphase sehr gut. Und dann kommt auch schon „The Mob Rules“, die erste Single aus dem Album, der Soundtrack zum Film Heavy Metal, und eine massiv rollende Dampfwalze aus Schwermetall – eine dreiminütige Trainingseinheit für die Nackenmuskulatur.

Die B-Seite beginnt mit meinem persönlichen Favoriten auf dem Album „Country Girl“. In gemächlichem Mid-Tempo wälzt sich der verzerrte Blues vier Minuten lang durch die Prärie. Danach können die Tanzschuhe wieder eingepackt werden, denn mit „Slipping away“ wird es wieder metallener. Diesen Song habe ich früher oft ignoriert – wahrscheinlich, weil die ungewöhnlichen Akzente im Takt und das jazzige Bassspiel in den Breaks kaum zum restlichen Klang des Albums passen. Vielleicht liegt es neben diesen eher guten Eigenschaften auch an dem furchtbaren Chorus, dass ich das Lied mit dem knarzigen Fuzzbass oft geskippt habe. Nachdem ich die Ballade „The Sign of the
Southern Cross“ auf der A-Seite in den Himmel gelobt habe, tu ich mich bei „Falling off the Edge of the World“ deutlich schwerer. Ein viel zu langes Intro mündet nach knapp der Hälfte des Songs endlich in einem wirklich coolen Heavy Metal Riff. Leider wird der Song ab dann wieder sehr repetitiv, was die gute Stimmung wieder dämpft. Zum Abschluss kommt mit „Over and over“ das einzige Stück vom Album, das nicht mit auf Tour genommen wurde. Im Aufbau erinnert der Song an die besseren Ozzy Zeiten mit starken Doom Hauch. Trotz seiner sehr schwerfälligen Struktur vom anmutig schreitenden Anfang bis in die wilde Spirale aus Gitarrensolo und Chören ist „Over and over“ äußerst erhaben. Da die Gesangsmelodie außerdem etwas an „Sign of the Southern Cross erinnert“, bietet sich der letzte Song gut an, um nach finalem Ausklingen die Schallplatte wieder zurück auf die A-Seite zu flippen.

Insgesamt ist „Mob Rules“ wirklich ein solides Album. Es sticht weniger heraus als das vorangehende „Heaven and Hell“, passt aber sehr gut in die Heavy Metal Bewegung der 1980er Jahre. Hymnen, Headbanger und Skiptracks fügen sich zusammen und stehen für den typischen Dio Sound.
7/10 Pfandflaschen





Donnerstag, 29. September 2022

Album der Woche#555: Linda - Ворона (1996)

Dieses Jahr habe ich irgendwann bei "So isses, Musik!" Linda eine kleine Erwähnung gewidmet, weil ein Song von diesem Album mich besonders begeistert hat. Nun ist es an der Zeit, sich dem ganzen Album zu widmen. Letzte Woche wurde der "20/20/20"-Zyklus beendet, in welchem ich 20 Wochen lang 20 Alben aus den letzten 20 Jahren besprochen haben. Angefangen hat es mit einem Album von Zemfira, einer russischen Sänger, die aus der ehemaligen Sowjetunion stammt. Genauer gesagt aus Bashkorkostan, dass inzwischen Teil Russlands ist. 20 Wochen später haben wir es ebenfalls mit einer russischen Sängerin zu tun, die ebenfalls aus einer Republik stammt, die in Asien liegt und ebenfalls Teil der Sowjetunion war. Nämlich Kasachstan. Allerdings wohnt sie seit Jahren in Moskau.


"Worona" (auf Deutsch: Krähe) ist das zweite Album von Linda. Damals schlug er große, riesige Wellen. Wahrscheinlich ist Star-Produzent Max Fadeev dafür mitverantwortlich gewesen, der einfach die richtigen Connections gehabt hat und auch ein Händchen für "alternative Künstler". Jahre später hat er versucht den Erfolg zu wiederholen, mit einer Trip-Hop/Alternative-Band namens Total. Ich erinnere mich ziemlich gut an das Video zum Titeltrack und fand die Frau darin irgendwie cool, irgendwie aber auch gruselig. Ich bin mir nicht sicher, aber irgendwas sagt mir, dass aufgrund von fehlendem Internet usw. die Goth-Jugend Russlands Linda zu ihrer Anführerin gemacht haben. Das Musikvideo schreit halt irgendwie ein Bisschen nach Goth, obwohl es musikalisch nichts mit der Bewegung gemeinsam hat. Was wir dargeboten kriegen ist ein gelungener Mix aus Trip-Hop-Elementen und ethnischer Musik bzw. wie der Fachmensch sagt "Weltmusik". Oder um es kürzer zu fassen, Ethno-Pop.

Linda hat sich in ihrer späteren Karriere auch anderen Sprachen gewidmet, wie der der nationalen Republik Jakutyen, die auch Teil Russlands ist. Hier haben wir noch zugegeben, relativ wenig von ethnischen Klängen. Man hört aber sehr viel Chöre, die sich wie Dorffrauen anhören. Lindas Stimme ist sehr ruhig und ziemlich mysteriös. Die Texte sind größtenteils unfassbar kryptisch. Ich kann nicht immer entziffern worum es geht. In "Wolchitsa" (die Wölfin) scheint es um eine Überwindung von persönlichen Ängsten zu gehen, um den Mut sich der Wölfin zu stellen. "Severnyi Weter" (Nördlicher Wind) handelt von all dem menschenverursachten Leid in der Welt. 

Es ist im Grunde genommen, relativ leicht verdauliche, trippige Popmusik. Aber mir gefällt es. Ich weiß auch nicht, was genau den Nerv getroffen hat. 

Anspieltipps: Vorona, Sewernyj Veter, Marihuana, Nikomu Ya Tebya Ne Otdam
8/10 Pfandflaschen


Happenings des Monats: August/September'22

Stricher guckt sich "Beavis and Butt-Head Do The Universe" an, irgendwann Ende August oder Anfang September, oh mein Gott ich weiß es doch nciht mehr ey

Wow, ich hab tatsächlich vergessen, einen Film zu reviewen. Unfassbar. Und natürlich habe ich ihn nicht alleine geguckt, weil ich Marlyn inzwischen zum waschechten B&B-Fan gemacht hab bzw. wir so viel gemeinsam geguckt haben, dass die Serie einfach fest zum Insider-Witz-Repertoire gehört. Jedenfalls, hier isses:


Irgendwann im Jahre 1998. Beavis und Butt-Head (Mike Judge) fackeln aus Versehen die ganze Wissenschaftsausstellung an ihrer Schule ab, sodass man sie sogar gerichtlich verurteilen will. Tatsächlich ist es der erste Fall, dass sowas überhaupt zu passieren droht. Der Richter beschließt aus irgendeinem Grund, wahrscheinlich weil die beiden so dumm und lernfaul sind und ein Risiko darstellen, dass sie in ein Camp gehören. Dort sollen sie Bildung und Erziehung genießen. Allerdings nicht in irgendein Camp, sondern in das Space Camp von NASA. Dort sind sie begeistert vom Docking-Simulator, wahrscheinlich weil er wie Penetration aussieht, dass die Kapitänin Serena Ryan (Andrea Savage) ihnen anbietet daran zu üben und später mit ins All zu fliegen. Es funktioniert. Beavis und Butt-Head können zumindest theoretisch ein Raumschiff an ein anderes andocken und sollen bald bei einer echten Andockung mitmachen. Sie missinterpretieren allerdings Serenas Absichten als Einladung zum Sex. Bei der eigentlichen Mission geht natürlich alles schief und die beiden Grenzdebilen zerstört dass russische Schiff, an das angedockt werden soll. Serena bringt beide um, indem sie sie in den weiten Weltraum stößt. Zumindest glaubt sie das. In Wahrheit kommen sie durch ein schwarzes Loch im Jahr 2022 an. Sie verstehen nicht ganz, welches Jahr wir grade haben, aber sie sehen dass Serena auf verschiedenen Wahlplakaten zu sehen ist und denken sich, dass sie wohl bald mit ihr "scoren" können. Als Serena sie jedoch entdeckt, hat sie einen einzigen Gedanken. Nämlich ihren Fehler zu korrigieren: die Jungs müssen getötet werden.

Der Film ist eine Art Pilot für die neue Beavis und Butt-Head Zeichentrickserie, die irgendwie im Kanon zu der ursprünglichen Serie steht und irgendwie die Staffel aus 2011 ignoriert. Wobei, was rede ich von Kanon. Es ist Beavis und Butt-Head. Hier macht nichts wirklich irgendeinen logischen Sinn. Die Designs der Figuren sind wesentlich modernern und realistischer als vorher. Im Gegensatz zu Beavis und Butt-Head sahen die anderen Figuren immer relativ "generic" aus, als sie würden sie einfach als Hintegrund gedacht sein. Ich meine damit die anderen Schüler in der Klasse, nicht Charaktere wie Tom Anderson oder den Hippie Lehrer Mr. Van Driessen. Hier sehen selbst Hintergrundcharaktere wirklich gut durchdacht aus. Die Animation ist sehr flüssig und erinnert von der Art der Bewegung und von der Qualität her an "Bojack Horseman". Ich möchte den Film nicht wirklich mit "Beavis and Butt-Head Do America" vergleichen, weil da einfach Welten dazwischen liegen. Er ist nicht wesentlich intellektueller als sein Vorgänger, aber "intellektueller" als die Sendung. Ich hätte nicht gedacht, dass es funktioniert, aber das tut es. Beavis und Butt-Head im modernen Gewand. Mit Smartphone. Und White Privilege.

8,5/10 Pfandflaschen
Trailer:

PREZIDENT am 03.09.2022 in Druckluft, Oberhausen

Oh wow, mein erster Hip-Hop-Konzert seit Februar 2020. Eigentlich sollten hier, ebenso wie damals Retrogott und Hulk Hodn auftreten. Als Vor"gruppe" von AzudemSK. Letzteren habe ich vor einiger Zeit auf Kassette gehört. Kann mich an relativ gute Graffiti bezogene Lines erinnern. Das ganze Konzert war nicht nur ein Konzert sondern eher eine "Jam" mit Graffiti und etlichen anderen

fachbezogenem. Und eigentlich war es eine Art nachträgliche Geburtstagsfeier für Jakub (Grüße an die Füße), der auch Kasse gemacht hat und sich gefragt hat warum ich so komisch stehe. Der Grund dafür war mein beschissener Rücken. Ich konnte nicht lange stehen und auch nicht sitzen und so bin ich nach dem Auftritt von Prezident (der anstelle von Retrogott und Hulk Hodn da war) einfach direkt nach Hause gefahren. Der Auftritt selbst war verdammt gut, bis dass eine Sicherung rausgeflogen ist. Wobei selbst das konnte ihn nicht aufhalten. Stattdessen hat er einfach A Capella gerappt. Am Beginn seines Sets war er mal Retrogott, mal Ferris MC, mal jemand anders. Beziehungsweise, er wars nicht, aber er für eine Sekunde so als ob und irgendwie war das sehr witzig. Außerdem rappte er auf dem Beat von "Hurensohnologie" was ich wirklich sehr gut fand. Mit seinen Songs kenne ich mich leider nicht so gut aus. Habe die "Verdammt nach am Unaussprechlichen" EP, aber sonst nichts. Besonders beeindruckt hat mich der Song über die Sicht aus den Augen der Mutter eines Rappers. Jedenfalls: Für mich leider sehr schmerzhafter und kurzer, aber toller Abend.




TAAKE + KAMPFAR + NECROWRETCH am 09.09.2022 in Resonanzwerk, Oberhausen

Das zweite Konzert mit Rückenschmerzen und Krankenschein. Also, zweite Woche in Folge. Ursprünglich sollte es 2020 stattfinden nur dann kam Corona und so weiter. Und im Endeffekt war es dann auch soweit, allerdings kam es mir so skurril vor dass es endlich mal stattfindet. 


Necrowretch kamen aus Frankreich und haben ziemlich guten, eingängigen wenn auch im Großen und Ganzen nicht unfassbar spektakulären Death Metal mit Black Metal Kante dargeboten. Insgesamt schon ziemlich geil, aber ich glaube ich werde kein großer Fan von. Was die Band jetzt natürlich nicht schlecht macht. Ähnlich ging es mir bei Kampfar. Ich war lange gespannt, was sie zu bieten haben. Tatsächlich habe ich mir im Vorfeld auch gar nichts angehört. Es stellte sich heraus als eine Mischung aus Black Metal und norwegischer Folklore, musikalisch als auch textlich. Ich meine, ich kann kein Norwegisch, aber Songtitel wie "Troll" sagen schon einiges. Jedenfalls mochte ich den Auftritt auf jeden Fall, auf lange Sicht war es mir allerdings zu (haha) langatmig. Außerdem machte mein Rücken nicht mehr so viel Rumstehen mit. Als Taake dann endlich auf die Bühne kamen und Hoest diesen wunderbaren Pennerlook drauf hatte ging mein Herz auf. Dieser komische Umhang, in Kombination mit Corpsepaint-Glatze und auf dem ersten Blick Jogginghose. Auf dem zweiten natürlich nicht. Ich erinnerte mich auch die ganzen negativen Schlagzeilen, die er bei seinem Auftritt in Essen 2011 machte und war und bin immer noch der Meinung, dass der Mann aus seinen Fehlern gelernt hat. Außerdem fühlte ich mich daran erinnert wie ich 2012 ohne Ende "Noregs Vaapen" gepumpt hab und habs dann richtig gefeiert als bei "Myr" diese großartige Banjo-Solo kam. Ich habe mich auch tatsächlich bei dem Auftritt bewegt und war überrascht wie rock-n-rollig das Ganze ist. Hatte Taake viel mehr als Soundwand im Hinterkopf. Außerdem solche Bühnenansagen wie "His monitor is fucked! Can we unfuck it?" plus dieser herrliche Outfit plus diese Bewegungen. Großartig.

Das Publikum war eigentlich ganz angenehm, bis auf paar Elendsgestalten mit "Black Metal gegen Antifa"-Aufnähern bzw. Aufnähern von einer ganzen Menge von finnischen Bands. Mein Höhepunkt war allerdings der junge Kerl in Regenjacke, der aussah wie von Hermes. Scheinbar war er mit seinem großen Bruder das erste Mal auf einem Metal-Konzert. Oder so. Jedenfalls props an den Bruder/Vater/Onkel/Cousin/wenauchimmer!


DESTRUKTIVA XIII am 17.09.2022 im AZ Mülheim

Es ist schon ziemlich lange her, dass ich auf dem Destruktive Arts and Noise Festival war. Und überhaupt viel zu lange her, dass ich im AZ Mülheim war. Generell versuche ich mittlerweile diesen Ort zu meiden, weil ich mich mit der Zeit immer unwohler gefühlt hab. Allerdings kommt es auch auf die Veranstaltungen an. 


Ich bin gegen 19 Uhr angetroffen und wurde direkt drauf hingewiesen, dass es oben einen Kinosaal gibt, der leider etwas schlecht ausgeschildert ist. Dort angekommen, habe ich festgestellt dass ich vor rund zehn Jahren dort gefrühstückt habe, nachdem ich in einem Auto geschlafen habe. Das war auf irgendeiner Ausgabe von Frost Punx Picnic. Jedenfalls liefen am dem Abend mehrere Kurzfillme von verschiedenen internationalen Künstlern und Künstlerinnen. Ich bin mittem im Film reingeplatzt. Es war eine nackte Frau zu sehen, die am Boden lag. Ihr Kopf war mit einem Tuch oder so bedeckt. Die Aufnahme war verlangsamt und man hörte Leidensschreie im Hintergrund. Danach gabs mehrere andere zu sehen. Unter anderem ein Musikvideo als auch ein Film in welchem eine Frau eine Obsession mit ihrer Nachbarin entwickelt. Der skurrilste und der beste kam von jemanden der sich "Call Me Lethargy" nannte. Während die Filme liefen haben unten in der Halle schon "Krummhörens Kuhlen" angefangen, allerdings habe ich nicht wirklich dem Ganzen Beachtung geschenkt. Nach den Filmen ging ich runter und habe mich künstlerisch betätigt. Es gab einen Tisch mit lauter alten Büchern und Zeitschriften, Papier, Schere und Kleber. Man konnte sein eigenes Fanzine herstellen, oder wie ich es getan habe, Shitposting auf Papier betreiben. Genau das habe ich getan und ich fands gut. Danach saß ich in der unteren Konzerthalle und hörte den Klängen N und Baltzer zu. Super angenehmes, shoegaziges, ambientiges, Zeug. Danach gings in die kleinere Halle um einer "richtigen" Band zuzuhören. Welk aus Leipzig. Diesmal gab es eine Mischung aus Screamo/Power Violence und etlichen anderen auf die Ohren. Der Gitarrist hat so dermaßen geschreddert, dass man seine Hand gar nicht mehr gesehen hat. Danach hing ich noch ein Bisschen rum, fotografierte die ausgestellten Kunstwerke beschloß aber zurück zu fahren weil ich bereits seit 4 Uhr wach war. Genau so stelle ich mir einen angenehmen Abend vor. Keiner hat mich schief angeguckt oder zu irgendwas gedrängt und ich fühlte mich auch verpflichtet mir irgendwas anzugucken. Sehr angenehm.



Mittwoch, 28. September 2022

Comics Monthly#100

Hallo und herzlich willkommen zur HUNDERTSTEN AUSGABE VON COMICS MONTHLY. Ich habe mir nichts spezielles überlegt und habe ehrlich gesagt einfach nur gedacht, dass ich ein paar Ausgaben mehr beisteuern werde. Mal gucken ob das tatsächlich dann der Fall ist. 

Castle Full Of Blackbirds#1

Dieser Comic ist Teil des Hellboy-Universums bei Dark Horse Comics. Leider bin ich so absolut nicht im Bilde was das betrifft, außer einzelne Charaktere. 


Die Protagonistin ist Sara May Blackburn, eine Jugendliche die irgendwie mit Hellboy befreundet ist. In einem vorangegangenem Story Arc ist sie aus seiner Obhut abgehauen und befindet sich nun per Anhalter auf dem Weg nach New York um einer Schule für Hexen beizutreten. Zunächst kommt sie an einem vollkommen verwahrlosten und geschlossenen Gebäude an, nur um zwei Minuten später eine Frau anzutreffen die ihre einen Apfel schenkt. Dadurch löst sich irgendein magischer Mechanismus und die Schule ist plötzlich ganz, Hogwarts like, offen. Dadrin findet sie ein ganzes Mini-Internat voller Hexen-Anwärterinnen vor, mit welchen sie sich anfreundet. Es stellt sich heraus, dass Sara eine Gabe hat. Sie kann (manchmal) die Zukunft voraussehen. Die ganze Zeit wird sie von einer Frau beobachtet, die sie auf den Hexenpfad gebracht hat, Miss Brook. Am Ende der Ausgabe steht ihr eine Shapeshifting-Probe bevor, die sie besteht. Sie verwandelt sich in eine Krähe.

Meines Erachtens ein ganz guter Anfang für eine (Mini-)Serie. Allerdings ist die ganze Hexenthematik, bis auf Harry Potter usw., eigentlich nie bei mir wirklich hängengeblieben. Die ganze Idee ist cool, die Umsetzung graphisch sowieso. Aber der Comic reißt mich nicht wirklich mit. Trotzdem: Alles andere als Scheiße.

6/10 Pfandflaschen
Erhältlich bei Dark Horse Comics
Made by: Mike Mignola, Angela Slatter, Valeria Burzo

Crashing#1

Wir befinden uns in einem Krankenhaus in irgendeiner Stadt. Rose ist eine Ärztin die in der Notaufnahme seit sieben Jahren arbeiten. Es werden zwei Männer eingeliefert die schwer verletzt zu sein scheinen. Einer von ihnen verliert immer wieder das Bewusstsein. Als Rose versucht sein Augenlid zu öffnen, schießt ein langer Laserstrahl daraus. Es stellt sich heraus, dass er und der andere zwei Superhelden sind die im Kampf verwundet wurden. Sie schafft es die beiden am Leben zu halten und ihre ellenlange Schicht mit insgesamt fünf Kaffee zu überstehen. Daraufhin bietet ihre eie Kollegin Aufputschmittel an. Ihre Chefin macht sie zur Sau, weil sie die beiden Superhelden überhaupt behandelt hat. Es besteht nämlich ein Gesetz zum Verhalten gegenüber "powered" People. Sie werden, aus Sicherheitsgründen nicht in gewöhnlichen Krankenhäusern behandelt. Zuhause angekommen, stellt der Comic dem Leser Roses Ehemann Don vor. Dieser kandidiert für den Kongress und versucht seine Karriere mit Anti-"Powered"-Politik aufzubauen. Sein Grundanliegen ist Menschen mit Superkräften registrieren zu lassen, damit die Öffentlichkeit geschützt ist. Rose verschweigt ihm, dass sie eine ehemalig süchtige Person ist, die schon früh mit Alkohol und Drogen in Berührung kam. 


Ich habe absichtlich versucht nicht zu spoilern, damit die Spannung hier nicht raus. Man sagt ja desöfteren dass Ärzte und Ärztinnen und Krankenpfleger im Prinzip dasselbe wie Superhelden sind. Sie retten leben, dies das. Natürlich ist das eine etwas romantisierte Übertreibung. Aber Helden sind sie schon. Jedenfalls ist dieser Comic hier eine ziemlich realistische Fortführung dieses Gedankens. Er besteht nämlich nicht bloß aus schönen Bildern wo sich auf die Schultern geklopft wird sondern eben auch aus dieser Hässlichkeit der Krankenhaus-Welt, die auch zeigt dass diese Einrichtungen Unternehmen sind. Der ganze Stress im Alltag dieser Menschen wird hier ganz kurz zusammengefasst. Der Adrenalinausstoß, die kurzen Schlafphasen etc. etc. Natürlich kommt noch diese unrealistische Sache mit den Superhelden dazu, aber das macht den Comic nicht schlechter. Dazu grandiose Farben und astreine, beinahe realistische Gestaltung der Gesichter. Gefällt.

8,5/10 Pfandflaschen
Made by: Matthew Klein, Morgan Beem
Erhältlich bei IDW Publishing

Poison Ivy#4

Wie so oft habe ich keine Ahnung was in den Ausgaben vorher passiert ist.

Dr. Pamela Ivy, aka Poison Ivy, die Ökoterroristin oder aber auch eine der Gegenspielerinnen von Batman die ein Herz für Pflanzen hat ist irgendwie krank. Eine Art Pflanzenkrankheit hat sie befallen und sie hat hin und wieder Halluzinationen. Aus welchem Grund auch immer hat sie sich für einen Job bei einer Amazon-Filiale beworben. Der Vorgesetzte ist ein absolut ekliger Typ, der sie anweist, falls sie
muss, in eine Flasche zu pissen. Nun steht sie also am Laufband und klebt Pakete zu. Dabei verbreitet sie ihre Sporen, die schon bald tausende Menschen im Land befallen werden. Leider wird sie schnell Zeuge wie ihr Boss eine echt nette Mitarbeiterin namens Jesslyn belästigt. Also macht Ivy kurzen Prozess, greift ihn in seinem Büro an, fordert ihn mittels fürchterlicher Angst-Halluzinationen dazu auf allen Mitarbeitern positive Bewertungen zu geben und die Belästigungen zu unterlassen. Er stirbt zehn Minuten später, allerdings nicht vorher zu betonen wie schwierig es ist ein Chef zu sein. Dass er versucht hat, alle dazu zu bringen ihn zu mögen, sie ihn aber gehasst haben und er nun sie auch alle hasst usw. Jesslyn ist sehr dankbar, also haben Ivy und sie Sex. Kurze Zeit danach werden sie von einem Pflanzen-Monstrum angegriffen, dass Ivys ehemaliger Chef, Green Man (lol) los geschickt hat. Sie fordert Jesslyn auf, zu gehen, da alle in Gefahr sind die sich in Ivys Nähe aufhalten.

Zuerst dachte ich mir, dass das hier nichts wird. Die Zeichnungen wirkten am Anfang irgendwie merkwürdig auf mich. Doch später wurde es richtig abgefahren und psychedelisch. Die Handlung ist sehr dynamisch. Ivy lässt einfach die Menschen das tun was sie will, weil sie über Pheromone verfügt, die Menschen verrückt machen. Darum diese kurzfristigen Handlungen. Ein sehr merkwürdiger Comic. Aber er funktioniert. Hätte nicht gedacht, dass Ivy als Hauptcharakter was taugt, aber ich wurde eines besseren belehrt.

8/10 Pfandflaschen
Made by: G. Willow Wilson, Warren Louw, Jessica Fong
Erhältlich bei DC

Stuff of Nightmares#1

Am Anfang haben wir einen Geschichtenerzähler: Der "Nightmare Keeper" zeigt uns sein Kabinett der Kuriositäten. In seinem Besitz befindet sich eine Hand aus der Zeit der Präsidentschaft Abraham Lincolns. So leitet er auch in die eigentliche Story ein. Jordan und Isaac Cameron sind zwei Brüder die aus wissenschaftlichen Gründen Körperteile sammeln. Mit Hilfe ihrer Freundin Stella kommen sie an neues Gedärm. Währenddessen an einem nahe gelegenem Strand: Shara und Diego haben ein Date, als plötzlich ohrenbetäubendes Geheule zu hören ist. Shara will dem nachkommen und folgt zusammen mit Diego der Spur. Sie landet in der kleinen Hütte die Jordan, Isaac und Stella bewohnen. Es stellt sich
heraus, dass die beiden Brüder Experimente betrieben und einen kleinen Menschen namens Frankie erschaffen haben. Sein Gehirn ist das eines bei einem Autounfall verstorbenen Jungen und das Herz stammt vom Schwein. Stella versucht die Situation zu entschärfen, nachdem die beiden Brüder zuerst Shara und Diego einsperren wollten weil sie aus Versehen ihr Geheimnis enthüllt haben: Frankie ist nämlich hinterm Vorhang hervorgekrochen. Sie bietet an Shara, die eine Journalistin ist, die Geschichte darüber schreiben zu lassen. Doch sie weißt nicht, dass sie bereits heimlich einen Livestream gestartet hat. Die ganze Situation eskaliert plötzlich und es wird alles andere als schön. 

Wow es ist glaub ich mindestens zwanzig Jahre her, dass ich irgendwas von R.L. Stine gelesen habe. Ich wusste nicht, dass er außer Horror-Kinderbüchern noch richtig übles Zeug drauf hat. Sehr skurril, leicht verstörend und einfach direkt auf den Punkt gebracht. Sprich, die Handlung braucht nicht lange um wirklich in Fahrt zu kommen. Es ist wie eine sehr skurrile Kurzgeschichte, nur diesmal nicht für Kinder gedacht.

9/10 Pfandflaschen
Made by: R.L. Stine, A.L. Kaplan
Erhältlich bei BOOM! Studios

There's Something Wrong With Patrick Todd#3

Patrick ist letztens von Zuhause und aus der Schule abgehauen. Seine Mutter ist psychisch krank und braucht Medikamente und Hilfe von Ärzten, die allerdings beide Geld kosten. Also nutzt er seine telepathischen Fähigkeiten um Menschen dazu zu bringen Banken auszurauben, ihn das Geld auszuhändigen und sich der Polizei zu ergeben. Er versteckt sich in schäbigen Motels und führt das Leben eines Außenseiters. Scheinbar ist in der vorherigen Ausgabe was fürchterliches passiert. Patrick ist für den Tod einer Frau verantwortlich, die gemeinsam mit ihrem Mitarbeiter, in einem solcher Hotels ihm sein gestohlenes Geld weggenommen hat. Ein Police Detective namens Brad wurde Tatort gerufen und versucht bei dem Hotelmitarbeiter rauszufinden wie Patrick aussieht. Zufälligerweise finden sie einen Flyer, scheinbar ausgedruckt von Patricks Mutter. In Wahrheit aber wurde der Flyer von Zeus
erstellt, einen geistig gestörten Psychokiller mit einer Art Helm auf dem Kopf, die Patrick daran hindert ihn zu manipulieren. Scheinbar haben "Leute wie Patrick" ihm etwas böses angetan, also hegt er einen Groll gegen ihm. Mit dem Flyer erregt er Patricks Aufmerksamkeit, trifft ihn in einem Park und jagt ihn anschließend durch die Siedlung in ein Haus.

Eine vollkommen irre Geschichte. Zuerst der Cop der aufgrund von vielen Mordfällen nicht schlafen kann und sich übergeben muss. Dann der Junge, der eigentlich nur seiner Mama helfen will. Und am Ende ein Mörder namens ZEUS der scheinbar alles Mögliche in Bewegung gesetzt hat um auf Patricks Spur zu kommen bzw. ihn zu sich zu locken. Was zum fick geschieht hier eigentlich? Das ist Stoff, der aus "Twilight Zone" oder "Black Mirror" hätte stammen können, also durchaus verfilmbar. Würde mich nicht wundern wenn irgendeine Streamingpflattform sich bald irgendwelche Rechte dafür sicher. Ich finds jedenfalls sehr interessant. Steht auf der Liste für nächstes Jahr, also ich glaube ich hole es mir als Trade Paperback.

9/10 Pfandflaschen
Made by: Ed Brisson, Gavin Guidry, Chris O'Halloran
Erhältlich bei Aftershock Comics

TRVE KVLT#2

Ah... What the hell? Das habe ich mir gedacht, als ich die Comics für die diesmonatige Ausgabe auswählen durfte. Letzten Monat habe ich TRVE KVLT#1 vorgestellt. Diesen Monat geht es halt weiter.

Am Ende der letzten Ausgabe wurde Alison, die Frau die in dem Fast-Food-Laden in dem Marty arbeitet, ein Vorstellungsgespräch hatte, zusammen mit ihm gekidnappt. Das Kidnapping wurde ausgeführt von einer Gruppe von Satanisten, die seit über zehn Jahren auf dem Parkplatz des Ladens ihre Flyer verteilen, die keine Sau interessiert. Scheinbar hat Marty, bei seinem klitzekleinem Raubzug, etwas von ihnen gestohlen. Und zwar ein Paket aus einem Postwagen. Nun haben sie Alison und ihm Papiertüten überm Kopf gezogen und transportieren sie in ein einem Van zu ihrem Headquarter. Dort angekommen werden sie dem Kopf des lokalen Chapters, eine kurz- und bunthaarigen Frau namens Veronica vorgestellt. Irgendwas klickt bei ihr und sie ist der Meinung, dass das Schicksal Marty zu ihr gebracht hat um irgendeinen Auftrag auszuführen. Währenddessen entdeckt Bernice, Martys Kollegin und Quasi-Vorgesetzte auf einer Kameraaufnahme dass er gekidnappt wurde. An seinem Auto entdeckt
sie auch seine Tatwaffe, mit der er die Läden ausgeraubt hat. Sie weiß noch nicht genau, ob und wie er irgendwas verbockt hat aber sie beschließt ihren Kumpel (und der Bewerberin auch lol) zu helfen. Also findet sie die Adresse der Satanisten heraus und eilt mit dem Auto dorthin.

Was für eine großartige Idee, um Tinte bzw. digitaltinte (äh) zu sparen. Wir haben hier einfach mehrere Seite, die aus der Sicht von Marty und Alison gezeigt werden, während sie mit Tüten über ihren Köpfen im Van sitzen. Alison nervt unfassbar und erzählt von ihrer Zeit auf der alten Arbeit während Marty versucht sich zu orientieren nur um am Ende komplett aufzugeben weil er sich wegen ihrem Gerede nicht konzentrieren kann. Interessanterweise passiert ihm was total komisches. Als er in den Van geschmissen wird, denkt er über das eine Mal nach als eine Frau mit einem kleinwüchsigen Mann in den Laden gekommen ist und diesen mit Burgern gefüttert hat. Wie einen Babyvogel. Man denkt in den unmöglichsten Situationen über die unmöglichsten Situationen nach. Faszinierend. Nach wie vor ein höllische interessanter Comic, auch wenn ich hier irgendwie mir nicht ganz sicher war in welche Richtung das hier abdriften wird. Aber das ist auch gut so.

Made by: Liana Kangas, Scott Bryan Wilson
Erhältlich bei IDW Publishing
8/10 Pfandflaschen

Film der Woche#552: Bollywood Action Comedy Double Feature!

Hallo und herzlich willkommen zur ersten Ausgabe von "Movie Punx" nach der Sommerpause. So oder so ähnlich würde eine Ansage in unseren Podcast klingen. Tatsächlich ist es auch die erste Folge nach dem Sommer. Und wir beschäftigen uns mit Action-Filmen aus Bollywood. Hier geht es übrigens zur Folge auf Spotify. Here we go:

Alluda Majaka (1995)

Den Film hat sich Pinky ausgesucht, weil es diese großartige Sequenz gibt in der, der Hautpcharakter Sitaram (Chiranjeevi) mit einem Pferd UNTER einem Fahrzeug durchrutscht. Die Szene ist bereits zum Meme geworden. Aber der Film ist so viel mehr:

Wenn ich ehrlich bin fiel es mir schwer dem Film zu folgen, unter anderem weil die Handlung sich so schnell entwickelt, in zig verschiedene Richtung sich aufsplittet, absolut over the top ist und ich die Telugu Sprache nicht verstehe. Außerdem bin ich eingeschlafen. Jedenfalls: Sitaram (Chiranjeevi) kehrt in sein Dorf zurück, allerdings als Gefangener der Polizei. Kurze Zeit später versucht er aus den Fängen der Bullen zu flüchten und es kommt zu einer spektakulären Verfolgungsjagd. Irgendwie wird dann daraus eine Art riesige Rückblende gebastelt, die erzählt wie Sitaram in diese Situation geraten ist. Zumindest verstehe ich das so. Es geht irgendwie um eine Betrugsgeschichte, die sich um eine

arrangierte Ehe herum dreht. Im Zuge des Ganzen wurde Sitaram reingelegt und ihm ein Mord an einem Polizisten untergeschoben. 

Oder zumindest habe ich das so verstanden. Weil auch wenn ich dem Plot nicht komplett folgen kann, so kann ich mich doch auf Wikipedia verlassen. Allerdings ist der Eintrag zum Film so wirr geschrieben, dass ich da auch niche durchsteige. "Alluda Majak" ist ein 2,5-Stündiger Comedy-Action-Film, der mit Absicht so absurd und so witzig ist. Wer hier jetzt irgendwie glaubt, die Inder drehen solche Sachen weil sie sich zu ernst nehmen, der entlarvt sich. Schnell Schnitte, Nahaufnahmen, vollkommen bescheuerte Actionsequenzen die so schnell sind dass man irgendwann nicht mehr durchblicken kann was passiert ist und natürlich Tanznummern, die kaum was mit der Handlung zu tun haben. Ich bin ganz ehrlich: Mir gefällt teils sogar die Musik. Die Handlung steig ich nicht ganz durch, aber was soll's. Ist ja auch Pinkys Auswahl für die Podcast-Folge gewesen. Tatsache ist: Ich habe sehr viel gelacht. Bei fliegenden Booten die an einem Pfeiler explodieren. Bei Scheiben die wenn sie kaputt gehen immer wieder dasselbe Klirrgeräusch von sich geben. Herrlich. Einfach nur herrlich. Wer alle Anspielung auf Hollywood-Produktionen findet, der darf sie auch behalten.

7/10 Pfandflaschen
Hier, der ganze Film:



Rowdy Rathore (2012)

"Rowdy Rathore" erzählt die Geschichte von Shiwam Bhardwaj (Akshay Kumar), einen Kleinganoven aus Mumbai, der immer wieder Leute abzieht und ihnen laufende Dollarzeichen sieht. Eines Tages sieht er eine Frau namens Parvathi Bharadwaj (Sonakshi Sinha), in die er sich instantly verliebt. Er spielt sogar in seinem Kopf immer weider ab, ganz wie in einem Video, wie sie die Straße entlang läuft. Also beschließt er logischerweise das Verbrechen an den Nagel zu hängen um Parvathi zu beeindrucken.

Doch nicht ohne einen letzten, riesigen Coup durchzuziehen. Zusammen mit seinem Ganovenkumpel 2G (Paresh Ganatra) klaut er einen riesigen Koffer am Hauptbahnhof, dass einer scheinbar wohlhabenden Frau gehört. Wie es der Zufall will, befindet sich darin keine große Summe an Geld oder Juwelen sondern ein Kind. Das kleine Mädchen Chinki Singh Rathore (Ananya Nayak) hält Shiwam für ihren Vater und hängt offenbar sehr an ihm vom ersten Moment an. Im Koffer findet sich auch ein Foto der beiden. Offensicht hat Shiwam einen Doppelgänger. Dabei handelt es sich um einen Weltklasse-Polizisten namens Vikram Singh Rathore (Akshay Kumar), der bei einer Verfolgungsjagd ein Hirnaneurysma erlitten hat und wohl unter den Folgen leben muss. Chinki lebt nun notgedrungen bei Shiwam, es folgt eine brutale Verfolgungsjagd bei welcher die Verfolger denken Shiwam wäre Vikram und wir kriegen eine Rückblende in welcher erklärt wird wieso alles so ist wie es ist. Wobei ich auch nicht zu schlau draus wurde.

Ich bin weder aus dem Film noch aus dem Wikipedia-Eintrag dazu schlau geworden, wie zum Fick das Kind in den Koffer gekommen ist. Aber egal. "Rowdy Rathore" ist eine sehr witzige, sehr blutige und actiongeladene Komödie die wie gewohnt typisch Over the Top. Genug Schlagwörter? Genug. Eine Verwechslungsgeschichte von zwei ungleichen Männern, die am Ende irgendwie eine Verbindung aufbauen. Slapstick gibt es auch zu sehen, als auch schlecht-witzige CGI-Effekte. Und natürlich over the top acting, double time, Nahaufnahmen, Schießereien.. aber auch ne ganze Menge Blut. Und tatsächlich gar keine Tanzeinlagen. Es ist übrigens ein außergewöhnliches Erlebnis, einen Film in seiner Originalsprache zu sehen, die man nicht spricht. Scheinbar gibt es auch umgangssprachliche Begriffe aus dem Englischen die hier auftauchen, was das Ganze ziemlich witzig macht. Da hört man eine ganze Zeit lang nur Hindu um irgendwann ein "STRONGLY WELCOME" zu hören zu bekommen. 

Tschin-ta-ta-tschin-ta-ta-tschin-ta-ta-ta.

8/10 Pfandflaschen
Trailer:




Dienstag, 27. September 2022

Comic Book Review#551: The Mask: World Tour#1-4 (1995)

Und weiter geht's. Irgendwie wird diese Mini-Serie als eine Art Spinoff bzw. nicht als kontinuierliche Fortsetzung der Reihe gesehen, doch ich sehe das anders. Schließlich bezieht man sich direkt auf die Ereignisse im Vorgängercomic. 

Was davor passiert ist? Ray und Emily Tuttle haben die Maske in verschlossenes Safe in einer Bank gebracht. Blöderweise kommt es hier zu einem Einbruch. Der Einbrecher ist ein für alles bereiter Typ, der vor kurzem seinen besten Kumpel Barney verloren hat. Gemeinsam haben sie etliche Dinger gedreht. Er raubt alle Kundenfächer aus und in einem befindet sich nun mal die Maske. Als er von den Securities erwischt wird, zieht er sich kurzerhand die Maske an, ohne zu erahnen was passieren wird.
Daraufhin flüchtet er ganz cartoonmäßig in einen Vortex und landet auf dessen unterem Ende. Woanders in einer Militäreinrichtung öffnen die Soldaten aus Versehen einen ähnlichen Vortex. General Blaire, der schwere psychische Probleme hat entschließt sich sein Leben zu beenden und in eben diesen Vortex zu springen. Dort angekommen, trifft er auf Big Head und irgendwie landet die Maske auf seinem Gesicht. Er kommt als Big Head heraus, während der Einbrecher flüchten kann. Die Soldaten halten ihn für eine Art Paralleldimensionen-Dämon und machen zunächst Jagd auf ihn. General Blaire macht sich auf und davon und veranstaltet eine Art Tour durch verschiedene Städte des Dark Horse Comics Universums. Dort liefert er sich Kämpfe mit verschiedenen Helden wie Barbed Wire oder Ghost. In einer Stadt kommt es sogar zur Bildung eines Kultes von verschiedenen Banden die sich ihre Gesichter grün anmalen. Auf seiner Spur ist sein Psychiater, der ihn unbedingt die Maske wegnehmen will, weil er merkt wie sehr sie ihn verändert. Blaire trägt sie nämlich die ganze Zeit über, ohne sie abzunehmen. 

Tatsächlich ist dieser Comic wesentlich näher dran an den Film als auch an der Zeichentrickserie. Er ist nämlich wesentlich witziger. Es gibt zwar Tote und abgeschlagene Extremitäten, allerdings hält sich die Art von Gewalt eher zurück. Stattdessen fokussiert man sich mehr auf den Humor und slapstick-eske Situationen. Es ist außerdem ein ziemlich cooler Crossover-Comic, der beweist dass Big Head mit anderen Helden kompatibel ist. Auch das Design des Comics ist wesentlich farbenfroher, bunter und cartoon-esker. Meines Erachtens eine willkommene Abwechslung zur übertriebener Gewalt in den vorherigen Comics, ohne allerdings zu sehr ins kinderfreundliche abzudriften. Sehr gut.

8,75/10 Pfandflaschen

Freitag, 23. September 2022

Album der Woche#554: Wormrot - Hiss (2022)

Hallo und herzlich willkommen zum mittlerweile letzten Album der Woche im Rahmen der 20-wöchigen Review Reihe. Ich bezog mich dabei auf meine 20 Jahre die ich Deutschland mittlerweile verbracht habe. Dabei habe ich 20 Alben aus den Jahren 2002-2022 reviewt. 

Das ist nun das letzte und zugleich das erste Album aus diesem Jahr was dieses Jahr auf dem Blog besprochen wird. Ich habe schon viel von Wormrot gehört, habe aber ihnen leider nie ein Ohr geschenkt. Die Band kommt aus Singapur und macht großartigen Grindcore. Nun, hier ist es nicht ganz der Fall. 


Grindcore ist nämlich selbstverständlich zu hören, allerdings wagt man es, sich in andere musikalische Welten zu begeben. So haben wir auch artverwandtes wie Hardcore-Gangshouts. Allerdings auch Tribal-Klänge, eine Geige der Gastmusikerin Myra Choo und ziemlich viele Black Metal Referenzen, allerdings erst gegen Ende des Albums. Ich habe ein typisches Grind-Album erwartet. 22 Songs, die alle ziemlich kurz sind und irgendwas über Regierung und Trauer, Wut. Was ich bekommen habe ist ein Grind-Album mit 22 Songs, die alle ziemlich kurz sind und irgendwie von allem möglichen handeln. Die Songtitel sind auch typisch. "When Talking Fails, It's Time For Violence", "Desolate Landscapes", "Sea of Disease". Gesang ist größtenteils kreischend, selten guttural.

Mich hat die BM-Affinität der Band ziemlich überrascht. Und nicht nur das, sondern auch ihre Begeisterung für Post-Metal-Zitate. Ich höre hier stellenweise Elemente die von Bands wie Gojira oder so kommen könnten. Oder Deafheaven. Das Ding ist einfach, dass sie all diese Elemente eben nicht in 5-6-7-8 minütige Songs verwandeln sondern in 1-Minute-Songs. So hat man tatsächlich all das Gute aus zwei verschiedenen Welten vereint. Die Virtuosität von modernen (Black Metal), Ideenreichtum und gleichzeitig die Wut, die Geschwindigkeit von Grindcore. Ein absolut bahnbrechendes, großartiges und einfach nur gottverdammt gutes Werk, dieses Album.

9,5/10 Pfandflaschen
Anspieltipps: When Talking Fails It's Time For Violence, All Will Wither, Grieve


Donnerstag, 22. September 2022

My Favorite TV-Show: Äkta människor (2012-2014)

Bei dieser Serie handelt es sich um die schwedische Original-Serie, nicht um die US-Neuverfilmung, die vor paar Jahren rauskam.

Wir befinden uns irgendwann in "naher" Zukunft, in irgendeiner kleinen schwedischen Ortschaft. Die Hubbots (Mischung aus Human und Robot) sind mittlerweile fester Bestandteil der schwedischen Gesellschaft. Es handelt sich dabei um täuschend echt aussehende Roboter, die Menschen im Haushalt helfen oder andere Funktionen auf dem Arbeitsmarkt übernehmen. Es gibt auch Modelle die für Senioren gedacht sind, als Begleiter im Alltag. Ganze Bordelle mit lebendigen Sexpuppen. Wie auch heutzutage mit Smartphones, gibt es Hubbotmodelle die modern sind und welche die veraltet sind. Es
Nein, es ist nicht Fantomas.

gibt dazu eine gespaltene Meinung. Ein Teil der Gesellschaft verhält sich den Hubbots gegenüber relativ neutral. Sie gelten als Maschinen, die auch so behandelt werden sollen. Ein anderer Teil sieht in ihnen die Erweiterung des Menschen bzw. eine Maschine die Gefühle entwickeln kann und als eine Art Mensch behandelt werden soll. Ein weiterer Teil der Menschen, der noch in der Minderheit ist, sieht in ihnen eine Gefahr die die Menschheit bald überrumpeln und/oder versklaven wird. Sie organisieren sich in einer Kleinstpartei namens "Äkta människor" (Echte Menschen). Die Handlung der Serie spielt sich zunächst in drei Strängen ab. Zuerst wäre da eine Gruppe von "freien Hubots", die von einem Wissenschaftler namens David Eischer (Thomas W. Gabrielsson) entwickelt wurden. Sie sind Cyborgs die allerdings wesentlich mehr als nur Befehle ausführen können und sowas wie einen logisch denkenden Verstand besitzen. Ihre Existenz ist an sich illegal. Sie besfinden sich auf der Flucht und verlieren Mimi (Lisette Pagler), die schnell Opfer von Marodeuren wird. Diese resetten sie und verkaufen sie an einen Hubbot-Laden Besitzer. So kommt sie in den "Besitz" der Familie Engmann, die eigentlich nur eine Haushaltshilfe für ihren Opa besorgen wollten. Mimi war eine Gratis-Beigabe. Der älteste Sohn Tobbe (Kåre Hedebrant) verliebt sich in sie, kann seine Gefühle aber nicht so gut zeigen. Sein Schulkamerad Kevin (Fredrik Silbersky), dessen Mutter seinen Stiefvater Roger (Leif Andrée) für einen Hubbot namens Rick (Johannes Kuhnke) verlässt entwickelt eine enorme Abneigung gegen die Roboter. Genauso wie Roger, der anfängt sich in der oben genannten Partei zu radikalisieren.

Es ist spannend zuzusehen wie sich die Handlungsstränge überschneiden und die Schicksale von Menschen, die sonst niemals irgendwas miteinander zu tun hätten plötzlich aufeinander prallen. Interessant ist auch der Gegensatz von radikalen Biologismus, der alles moderne ablehnt. Es gibt sogar Produkte die gekennzeichnet sind, dass sie nicht von Hubbots hergestellt wurden. Andererseits haben wir diese radikalen Hubbot-Befürworter, die teils ihren Fetisch ausleben. Und natürlich die Hubbots selbst, die für sich eine freie Welt haben wollen, diese aber auch mit fragwürdigen Mitteln zu erkämpfen bereit sind. "Real Humans - echte Menschen" (wie die Serie auf Deutsch zu finden ist) ist ein Schmelztiegel von verschiedenen gesellschaftlichen Einstellungen. Ziemlich emotional und stellenweise wirklich sehr traurig, gleichzeitig aber unfassbar lustig. Mein Favorit ist und bleibt der Hubbot Odi (Alexander Stocks), der ursprünglich als Haushaltshilfe für Lennart (Sten Eifström), den Vater von Matilda Engmann (Natalie Minnevik) gedient hat. Ich habe selten ein Wesen gesehen, was derart fern von Realität war und so unfassbar naiv gewirkt hat. Als wäre ein uraltes Handy zum Leben erweckt worden. Die Serie ist realtiv kurzlebig, was ihr den Vorteil bringt, dass sie keine Handlungen ins unendliche zieht. Wirklich sehr gekonnt geschrieben und geschauspielert. 

Und hier ganze zwei Sekunden aus der Sendung:





Mittwoch, 21. September 2022

Film der Woche#551: Justice League Double Feature#5

Hallo und herzlich willkommen zum fünften und bis jetzt letzten Teil des Justice League Marathons. Hier geht es zum vierten Teil.

12. Justice League Dark: Apokolips War (2020)

Hierbei handelt es sich um den (scheinbar) letzten Film im "DC Animated Movie Universe". Ich warne schon mal vor, dass ich gegen Ende des Reviews ein kleines Bisschen spoilern werde.

Nachdem Darkseid (Tony "Candyman" Todd) mehrfach daran gescheitert ist die Erde zu erobern, versucht er dasselbe bei anderen Welten. Die Justice League heckt einen Plan aus: Sie infiltrieren seinen Heimatplaneten Apokolips und lassen die Teen Titans (inklusive Cyborg) zum Schutz des Planeten "zuhause". Leider wissen sie nicht, dass Darkseid das Computersystem von Cyborg (Shemar Moore) infiltriert hat und sie ausspioniert. Folgendermaßen werden die Mitglieder der JL und der Titans von sogenannten Paradooms (einer Mischung aus Doomsday und Paradämonen) angegriffen. Nur wenige
überleben, der Rest wird von Darkseid versklavt und deren Gehirne manipuliert. Zum Beispiel Batman, der zum treuen Handlanger Darkseids wid. Zwei Jahre später ist der Erdkern am Limit, weil Darkseid ihn ausschöpft. Die noch lebenden Mitglieder der JL und der Teen Titans leben verstreut im Untergrund. Superman (Jerry O'Donnel), der durch Darkseid Kryptonit-Tattoo auf der Brust (kein Scheiß) sichtlich geschwächt ist und Raven (Taissa Farmiga) suchen John Constantine (Matt Ryan) auf um ein Team zu bilden, damit Darkseid endlich zurückgeschlagen werden kann. Er willigt ein, obwohl er zu viel am Trinken ist und ein schlechtes Gewissen hat weil er seine Geliebte Zatanna (Camilla Luddington) in Darkseids Fängen zurückgelassen hat. 

SPOILER:




Es endet also mit einem Wettlauf Flashs um die Zeit, damit diese zurückgedreht werden kann. Also alles wieder auf Anfang, sozusagen. Wie beim ersten Justice-League-Film in diesem Universum. Ein weiterer Flashpoint und meines Erachtens eine etwas faule Art und Weise Geschichten zu erzählen. Anstelle es weiter zu führen, setzt man alles wieder auf 0 damit alles wieder wie früher ist. Diese ganzen Reboots sind ein ziemliches DC-Problem. Ich mein, hin und wieder kann man sowas machen, aber das gehört leider zum Standardrepertoir. Hier hätte man das lassen können. Aber wer weiß, scheinbar kriegen wir doch noch eine Fortsetzung davon? Who knows


SPOILER ENDE

Das bedeutet allerdings nicht, dass der Film schlecht ist. Diesmal ist er sichtbar an Erwachsene gerichtet, es fallen nämlich Schimpfworte die niemals in einem Film ab 12 ausgesprochen werden könnten. Die Story lehnt sich an die Stories "Darkseid War", "Final Crisis" und teilweise auch an "Future's End". Die modifizierten Versionen der JL-Mitglieder erinnern einfach 1:1 an die Brother-Eye-Varianten in "Future's End". Es ist eine typische "Die Welt ist am Ende, wir kämpfen gegen einen ultra mega giga bösewicht und es sterben viele von uns, aber es ist egal, schließlich wird am Ende sowieso alles wieder hergestellt"-Story. Tatsächlich sind die Tode der verschiedenen Helden, zum Beispiel die ganzen Green Lanterns, wirklich grausam und mehr als tragisch. Der Film wäre ein vernünftiger Abschluß dieses filmischen Universums, aber stattdessen macht man das was ich grade eben beschieben hab (in der Spoiler Warnung).

Anyways: Richtig geiler Film, echt jetzt. Vorhersehbar, typisch für DC, aber richtig geil.
8/10 Pfandflaschen
Trailer:



13. Justice Society: World War II (2021)

Dieser Film ist Teil eines neuen Zeichentrick-Film-Universums von DC, das mit dem Film "Superman: Man of Tomorrow" gestartet wurde. Man nennt es "Tomorrowverse" (lol) und bis jetzt habe ich keinen einzigen Film davon hier reviewt. Irgendwann kommt die Zeit.

Zunächst befinden wir uns in der Gegenwart. Superman kämpft in Metropolis gegen Brainiac, der die Stadt angreift. Barry Allen aka Flash und seine Freundin Iris machen grade einen Picknick, als Barry die Gefahr wittert und Superman zur Hilfe eilt. Brainiac verschießt eine Kryptonit-Kugel um Superman damit zu töten oder ihn zumindest zu verletzen. Als Flash diese fängt wird er in eine Art Zeitstrudel eingesaugt und kommt in Frankreich des 2. Weltkriegs raus. Irgendeine französische Kleinstadt wird
von berlinerisch sprechenden SS-Soldaten belagert und die Zivilisten werden von der... Justice Society beschützt. Sie ist der Vorläufer der Justice League, bestehend aus Hourman, Hawkman, Flash (Jay Garrick), Black Canary und Wonder Woman die eindeutig die Führungsfigur hier darstellt. Das Team ist Staatsgeheimnis und wird in keiner Zeitung, keiner Schlagzeile erwähnt. Der Ruhm soll den Allierten Soldaten gelten. Zunächst wird der Zukunfts-Flash etwas skeptisch empfangen, doch weil Jay Garrick und Hourman seine Theorie der Zeitreise stützen können oder sie zumindest verstehen ist man sich einig dass er kein Feind ist. Von nun hilft er der Justice Society of America die Pläne des 3. Reiches zu durchkreuzen. Die Deutschen möchten nämlich irgendein Artefakt ausgraben, dass ihnen einen entscheidenden Vorteil bringen wird. 

Zeitreisen und Alternativ-Universen sind natürlich ein Muss für mich. So habe ich mich natürlich mehr als nur darüber gefreut. Es war ein fantastisches Filmfest. Grandioses Charakter-Design, die Zeichnungen erinnern mich an "Archer" und fallen somit ziemlich originell aus. Ich mochte die Gesichter in den "DC Animated Movie Universe"-Filmen teilweise nicht, weil sie hin und wieder wirklich zu kantig und somit viel zu hässlich wirkten. Hier wirkt es wie eine angenehme Mischung aus 30er/40er Jahre Comic Designs und modernen Comics. Wir haben hier auch auf lange Sicht keinen Superman und auf jeden Fall auch keinen Batman. Es ist sozusagen die Entstehungsgeschichte der zukünftigen Justice League, denn irgendjemand muss ja irgendjemanden dermaßen beeindruckt haben, dass sie überhaupt gegründet wird. Egal. Jedenfalls ist das hier ein erfrischender Neustart. Das hätte ich nicht gedacht.

8,5/10 Pfandflaschen
Trailer:


Dienstag, 20. September 2022

Comic Book Review#550: The Mask: The Hunt for Green October#1-4 (1995)

Okay, das hier ist schon die vierte Ausgabe, die eine The-Mask-Miniserie enthält und wenn der Shocktober vergangen ist, wird es auch danach weitere Mask-Reviews geben. Bis ich die ganze Scheiße fertig hab. Ich mein's ernst. Aber keine Angst, es kommen noch etliche andere Sachen dazwischen. Das hier ist übrigens der erste The Mask Comic der NACH der Verfilmung mit Jim Carrey rausgekommen ist.


Zunächst mal ein Stück Vorgeschichte. Irgendwelche Crypto-Nazis, vollbeladen mit Waffen sind auf der Jagd nach der Maske. Sie suchen die ganze Welt ab und landen einmal sogar in Afrika um sie irgendeinem Stamm abzunehmen. Ihre Suche führt sie auch nach Japan wo sie auf die Yakuza treffen, die ebenfalls die hölzerne Maske ihr eigen nennen wollen. In der letzten Miniserie "The Mask strikes back" hat Walter das Ding einfach weit weit weggeworfen. Scheinbar soweit, sodass sie in der Nachbarstadt Sky City angekommen ist. Dort gelangt sie in die Hände eine arbeitslosen und armen Frau die sie an einen ebenfalls ziemlich verarmten Künstler und Händler Ray Tuttle verkauft. Er ist Witwer, seine Frau ist bei einem schweren Unfall gestorben, für welchen der Industrielle/Kriminelle Nelson Hathaway verantwortlich ist. Ray hasst ihn so sehr, dass es ihm am liebsten wäre er würde sterben oder so. Emily, Rays Tochter hat seit dem Tod ihrer Mutter kein Wort gesprochen und hat dementsprechend Probleme in der Schule. Andere Kinder machen sich über sie lustig und sie gilt als Sonderling. Nicht mal die Lehrer wollen ihr irgendwie helfen. Da kommt also der Zufall und schenkt Ray die Maske, die er natürlich bald aufsetzt und zu einem Rächer für die Gerechten. Eine Art Robin Hood, der schon bald den Reichen das Geld stiehlt und es den Armen gibt. Der ganze Aufruhr ruft Officer Kellaway auf den Plan, der aus Edge City angereist kommt um sich in die örtliche Polizeiarbeit einzumischen. Doch auch die Gruppe von Krypto Nazis hat Wind davon bekommen und reist ebenfalls nach Sky City.

Wow, was für eine Wendung. Diesmal ist es wieder jemand der ehrliche Absichten hat, so wie einst Kellaway, der die Maske besitzt. Es ist nicht mehr bloß eine Vorstellung davon, was wäre wenn ich alles tun könnte was will sondern auch eine Art Kampf für Gerechtigkeit und so weiter. Graphisch diesmal eine Ecke kantiger, dreckiger, mehr in die Richtung der ersten Miniserie. Aber auch wesentlich ausgefallener. Auch die Art und Weise wie Tuttle/Maske mit seinen Gegner umgeht ist drastischer als vorher. Ich habe nach dem Film eher eine Verkindlichung oder eine Herabstufung der Gewalt erwartet, aber es kam ganz anders. Großartig.

9/10 Pfandflaschen
 

Sonntag, 18. September 2022

So isses, Musik!#151

O:

Ich bin ja schon längst im Ordner O meiner Musiksammlung angekommen. Jetzt bin ich bei O wie OST. OST steht für Original Soundtrack. In diesem Ordner sind einfach mal 32 Unterordner für verschiedene Film/Videospiele-Soundtracks. Ich werde das hier nun zum Teil kurz anreißen, mehr nicht. 

"This Is How We Do It" von Montell Jordan aus dem Soundtrack zu "ALI G IN DA HOUSE"




"Fat Lip" von SUM 41 aus dem Soundtrack zu "American Pie 2"




"The Hunter Gets Captured" von Massive Attrack aus dem Soundtrack zu "Batman Forever"




"Ratfinks, Suicide Tanks and Cannibal Girls" von White Zombie aus dem Soundtrack zu "Beavis and Butt-Head Do America"




"Unchained" von James Brown & 2pac aus dem Soundtrack zu "Django Unchained"




"Crushed" von Limp Bizkit aus dem Soundtrack zu "End of Days"



"Go Your Own Way" von Fleetwood Mac aus dem Soundtrack zu "Forrest Gump"




"Enforcer" von Leeway aus dem Soundtrack zum Radiosender "LCHC" aus "Grand Theft Auto 4"




"La Raza" von Kid Frost aus dem Soundtrack zum Radiosender "Radio Los Santos" aus "Grand Theft Auto: San Andreas"




"Movin' On Up" von Primal Scream aus dem Soundtrack zum Radiosender "Radio X" aus "Grand Theft Auto: San Andreas"




"Stranglehold" von Ted Nugent aus dem Soundtrack zum Radiosender "V-Rock" aus "Grand Theft Auto: Vice City Stories"




"Moonage Daydream" von David Bowie aus dem Soundtrack zu "Guardians of the Galaxy"




"Somebody's Gonna Get Their Head Kicked In" von The Rezillos (im Original von Fleetwood Mac) aus dem Soundtrack zu "Jackass: The Movie"




"Karazy" von Chris Pontius aus dem Soundtrack zu "Jackass Number 2"







Momentan läuft "Drippy" von Banco De Gaia, aber ich kann nur empfehlen sich den kompletten Soundtrack reinzuziehen. Das Review zum Film findet ihr Hyperlink






Black Sabbath Discography: Heaven and Hell (1980)

Und nun sind wieder bei einem neuen Kapitel angekommen. Nämlich Black Sabbath ohne Ozzy Osbourne. Manch einer, der nur die klassischen Alben kennt würde sich wahrscheinlich fragen ob das überhaupt funktioniert. Tatsächlich tut es das. Es ist das erste Album mit Ronny James Dio am Gesang...von drei. Das dritte kam dann erst in den Neunzigern. Interessanterweise war Dio früher Sänger in der Band Rainbow, die ein Soloprojekt des Ex-Deep-Purple-Gitarristen Ritchie Blackmore war. Der damals bei Deep Purple ausgestiegene Sänger Ian Gillan wurde hingegen Dios Nachfolger bei Black Sabbath, aber das ist wieder eine andere Geschichte.

"Heaven and Hell" klingt wie eine Wiedergeburt. Nicht wie eine Band die auf dem letzten Meter nicht mehr wirklich atmen kann und reanimiert werden muss oder irgendwie sich Ideen aus dem Ärmel schütteln muss. Es ist eine vollkommen andere Richtung. Dio verfügt über eine höhere Stimmlage als Ozzy und verleiht den Songs eine noch größere Theatralik. Dazu kommt noch der Einsatz von Keyboards von Geoff Nicholls, der vorher schon Gastmusiker war und erst später offizielles Bandmitglied wurde. Musikhistoriker und Genrespezialisten, nennen das was hier dargeboten wird "Epic Doom" oder zumindest einen Vorläufer dessen. Damit ist die Art von Doom Metal gemeint, die im Gegensatz zu den eher traurigen/schwereren Varianten des Genres (Funeral Doom, Stoner Doom) wesentlich melodischer daherkommt. Wie eine Mischung aus Doom und Power Metal. Tatsächlich habe ich das Album in meinen Kopf in die fiktive Sparte "Magic and Wizardry Rock" eingefügt. Ja, man könnte, wenn man wollte das irgendwo bei Power Metal unterordnen. Schließlich heißt der erste Song "Neon Knights" und handelt zumindest metaphorisch von Rittern. Aber es ist im Grunde einfach nur verdammt guter Heavy Metal. Der Rest der Band, allen voran Tony Iommi macht sich auch verdammt gut. Man hört förmlich die Begeisterung neue Ideen umzusetzen. Wunderschön, melodisch, sehr anders.

8,75/10 Pfandflaschen
Anspieltipps: Neon Knights, Heaven and Hell, Wishing Well, Lonely Is The Word

Und weil drei Reviews besser sind als eins, hier kommt

Philipp:

"Ich verstehe es nicht. Wirklich nicht. Und zwar auf die bestmögliche Art und Weise. Wie kann eine wegweisende Band so kurz davor stehen, in der Bedeutungslosigkeit – oder zumindest im Drogensumpf - zu versinken, mit 2 Alben beweisen, dass sie das, was sie auszeichnete, verloren hat und dann plötzlich mit einem kräftigen Tritt in den Hintern – in Form eines Besetzungswechsels – wieder derartig auf ihren Kurs zurückfinden?

Heaven and Hell ist großartig, ich würde so weit gehen zu sagen, dass es sich um eins der besten 5 Black Sabbath-Alben handelt. Angesprochener Besetzungswechsel ist in diesem Fall der von Ozzy Osbourne (der kurz vor Never Say Die ja eigentlich bereits durch einen anderen Sänger ersetzt wurde, der so bedeutungslos ist, dass ich gerade nicht mal seinen Namen googeln möchte) zu Ronny James Dio, der zu diesem Zeitpunkt vor allem durch seine Bands Elf und (Richie Blackmore‘s) Rainbow bekannt war, und der sich wohl auch maßgeblich in das Songwriting eingemischt hat, was diesem Album mehr als gut tut.

Ich möchte an dieser Stelle noch einmal festhalten, dass ich Black Sabbath immer als eine Band mit einem sich unfassbar schnell drehenden Besetzungskarussell in Erinnerung hatte, Tony Iommi ist der einzige, der auf jedem Album zu hören ist. Denkt man jetzt aber einmal darüber nach, dass der erste (offizielle und auf einem Album zu hörende) Besetzungswechsel nach fast 10 Jahren und 8(!) Alben stattfand, ist das schon wirklich bemerkenswert, vor allem weil keines (ich muss mich eventuell an späterer Stelle korrigieren höhö) der folgenden Alben in der gleichen Besetzung wie das jeweils

Tony Iommi, Bill Ward, Ronny James Dio, Geezer Butler

vorherige entstanden ist. Nun zurück zum Text:

Diese Band ist endlich wieder verdammt gut aufeinander abgestimmt und spielt miteinander statt gegeneinander. Und das obwohl Bill Ward sich laut eigener Aussage aufgrund seines übermäßigen Alkoholkonsums nicht mal mehr an die Aufnahmen erinnern kann und kurz danach auch aus der Band flog.

Witzigerweise klingt diese Rückkehr zur alten Form sehr wenig nach den ersten 4 Sabbath-Alben, eher nach Spät-70er-Hardrock, wie er in Versatzstücken schon auf „Never Say Die!“ zu hören war, nur hat sich Tony Iommi diesmal seiner größten Stärke besonnen und auf gute Riffs konzentriert. Waren sie auf dem letzten Album eher sparsam eingesetzt worden, hat der Geiz nun wirklich ein Ende und es ist einfach auch jedes einzelne davon großartig, Geezers Bassarbeit bildet die perfekte Ergänzung dazu (es mutet fast absurd an, dass er zwischendurch die Band verlassen hatte und kurz vor den Aufnahmen erst wieder kam und dem Bass noch seinen durchaus markanten Stempel aufgedrückt hat) und Dios Stimme macht das ganze dann wirklich noch besser. Egal wie kleinkariert und kritisch ich auch sein möchte, ich finde keine Schwachstelle, kein einziger Song ist schlecht oder auch nur mittelmäßig und langweilig, selbst die langsamen Songs bzw. Songs mit balladesken Parts (wie z.B. Die Young oder Children Of The Sea) sind einfach stimmungsvoll und atmosphärisch.

Ich möchte mich hier nicht weiter in salbungsvollen Worten verlieren, wie viel mir das Album bedeutet, dürfte jeder mitbekommen haben und ich empfehle dringendst nicht auf die „Nur mit Ozzy ist es wirklich Sabbath“-Stimmen zu hören und sich dieses Album zu Gemüte zu führen, es lohnt sich.


10/10 Pfandflaschen


Anspieltipps: Neon Knights, Heaven And Hell, Die Young"

Raphael:

"Wir schreiben das Jahr 1980. Das Birkhuhn ist Vogel des Jahres (Glückwunsch!), Indira Gandhi wird Premierministerin von Indien, in Suriname kommt es zum Militärputsch, und die ehemalige britische Kolonie Südrhodesien wird als Simbabwe zum unabhängigen Staat. Auch in der Industriemetropole Birmingham gibt es Neuigkeiten: im Hause Black Sabbath hat man im Verlauf der Tour zum Album „Never say die“ endgültig erkannt, dass sich die Interessen der Bandmitglieder in unterschiedliche Richtungen entwickelten. Auch wenn es bereits ein paar Aufnahmen gab, gab es keinen Weg zurück. Also wurde Ozzy Osbourne in seiner Rolle als Sänger durch den US-Amerikaner Ronnie James Dio ersetzt – ironischerweise war es Ozzys spätere Ehefrau Sharon Arden, die Dio zu Black Sabbath brachte.

Neues Jahrzehnt, neuer Sabbath! Zusammen mit dem energiegeladenen Heavy Metaller, der seine Texte selber schreibt, präsentieren sich auch Bill Ward, Geezer Butler und Tony Iommi wieder voller Energie. Das merkt man direkt im ersten Song „Neon Knights“ – Black Sabbath haben wieder zu härteren, flotteren Gangarten gefunden. Ohne große Spielereien geht es weiter, bis „Children of the Sea“ wieder den doomigen Sabbath Sound vor den Heavy Metal stellt. Auffällige Elemente sind der deutlich weiterentwickelte Gitarrensound, die markante Stimme des neuen Sängers und die unverkennbaren Butler-Licks am Bass. Spätestens in der choralen Bridge dürften alle Hörenden die miserablen Alben der späten 1970er vergessen haben, und selbst Osbourne-Ultras werden hier zufrieden mitnicken. Im fröhlich stampfenden „Lady Evil“ wird das Blitzlicht aus Gitarrenspiel durch einen mächtig fuzzigen Bass von Geezer Butler unterlegt – letzterer war übrigens auch zwischenzeitlich ausgestiegen, weil er frisch geschieden und mit anderen Dingen als Musik beschäftigt war. Zum Ende der A-Seite kommt der wohl bekannteste Song dieser Platte „Heaven and Hell“. Die atmosphärische Heavy Metal Ballade gehört bis heute in den Schrank aller Kuttenträger*innen, und sie ist vor allem für Sänger Dio zum Aushängeschild geworden. Wenngleich der Song in seinem Aufbau recht überschaubar ist, stellt er doch ein großartiges Gegenbeispiel zum Loserimage vieler Metaller*innen dieser Zeit dar.

Die Rückseite beginnt mit „Wishing Well“, das eingangs sehr an die bessere Version jedes Liedes von „Technical Ecstasy“ oder „Never say die“ erinnert. Dabei sind es im Endeffekt nur wenige Schalter, die umgelegt werden mussten: mehr Geschwindigkeit, weniger Spielerei, kein Ozzy. Nach diesem relativ poppigen Cock Rock Knaller folgt der nächste Hit – das imposante Stück „Die young“. Von den Drums zum Bass und von der Gitarre zum Gesang wurden hier ausnahmslos neue Maßstäbe gesetzt. In seiner einzigartigen Struktur und in seiner abwechslungsreichen Stimmung ist „Die young“ einer der großartigsten Sabbath-Songs aller Zeiten. In dessen Schatten folgt „Walk away“, ein Lied das ein bisschen zu sehr nach KISS klingt, an sich aber kein Totalausfall ist. Davon gab es im Allgemeinen gar keine auf „Heaven and Hell“; obgleich „Wishing Well“ und „Walk Away“ nur in Maßen zu überzeugen wissen. Auch der mächtig schwere Kopfnicker „Lonely is the Word“ ist hier keine Ausnahme.

Der Sängerwechsel hat Black Sabbath musikalisch sehr gutgetan. Wo sich die Band zuvor von der Occvlt Doom Hard Rock Sensation zur Indie Prog Brit Pop Weichwäsche entwickelt hat, hat der Beitritt Dios samt seiner schwermetallenen Einflüsse die Band gerettet. Das heißt übrigens nicht, dass die Drogen- und Saufeskapaden abgerissen wären. Die Verbrennungen dritten Grades an den Beinen von Bill Ward sind nur einer von vielen Scherzen, die im Studio passiert sind. Nichtsdestotrotz ist „Heaven and Hell“ ein starkes Album und bekommt zurecht
8/10 Pfandflaschen"