Sonntag, 31. Dezember 2023

JAHRESRÜCKBLICK 2023

Ah shit...here we go again. Wieder ist ein Jahr um. Also eigentlich nicht ganz. Ich schreibe diesen Beitrag nämlich äh sagen wir mal Mitte Dezember. Aber man muss ja auf alles vorbereitet sein. Zu diesem Zeitpunkt sind fast alle wöchentlichen Reviews fertig. Die neueste (und letzte für dieses Jahr) Ausgabe von "So isses, Musik!" muss noch geschrieben werden. Ansonsten ist fast alles fertig. Schön.

Ich blicke zunächst auf die positiven Dinge. Die "Review Task Force", also Philipp, Raphi und ich hat mehrere Discographies durchgepaukt. Es hat unfassbar viel Spaß gemacht. Nicht nur die Musik zu hören, sondern darüber zu schreiben und sich im internen Chat auszutauschen. Wer hätte gedacht, dass die Deftones mehr gute Alben haben als Black Sabbath und Slime? Niemand. Genau. Pinky und ich haben außerdem sensationelle äh 9(abzüglich Sommerpause) Folgen von unseren Podcast "Movie Punx" (link immer noch hier lol) aufgenommen. Es ist immer noch sehr lustig und ich erweitere damit weiterhin mein Horizont. Genauso wie bei der "Review Task Force" auch. 

Es gab in diesem Jahr allerdings auch alles andere als schöne Dinge. Ich spreche natürlich von der "Kriegsmüdigkeit" der Gesellschaft und permanenten Wegsehen. Im Hinblick auf die Ukraine natürlich. Ich habe selten so oft das Bedürfnis gehabt einen sogenannten "Friedensbewegten" in die Fresse zu hauen. Weiterhin hat mich (mal wieder) ein gewisser Teil der deutschsprachigen Linken/Linksradikalen Szene enttäuscht, aber nicht überrascht. Ich frage mich an welchen Punkt in der Geschichte wir es schon mal hatten, dass eine kriegsgeile Organisation, die darauf aus ist alle Juden auf der Welt auszulöschen, das tut was sie tut - nämlich morden, plündern, vergewaltigen - und die Leute die genau so was normalerweise verurteilen, dies nun entweder a) abfeiern oder b) leugnen oder c) beides gleichzeitig. Interessanterweise sind sich die Hamas als auch die russische Armee in diesem Punkt ziemlich ähnlich. Wie auch die (teilweise) Reaktionen der Linken zu beiden Massakern. Anyways, um Abba Kovner frei zu zitieren: Ich weigere mich, den Kopf in den Sand zu stecken. Es ist möglich, mit kleinen Dingen irgendwas zu bewegen. Es ist möglich, durch simples weiter sagen oder weiter teilen, Leute zu Protesten zu mobilisieren. Es ist möglich, Brücken zu bauen und Connections aufzubauen. Es ist nur schwierig diese Attitüde aufrechzuerhalten während man gefühlt 24/7 auf der Arbeit ist und vor sich hin "lebt", wie ein gewisser Teil von uns. 

Um wieder auf positive Dinge zu kommen: Ich konnte dieses Jahr einige interessante Gespräche führen und durfte auch tatsächlich ganz nette Leute kennenlernen. Ich habe mich auch politisch betätigt, was ich seit Ewigkeiten nicht getan habe. Habe weiter Sprachen gelernt und bin tatsächlich auch besser geworden. Mein Hebräisch und Jiddisch sind zwar gefühlt 0,5% besser als letztes Jahr, aber definitiv besser. Ukrainisch sowieso. Nächstes Jahr werde ich einige Vorlese-Livestreams auf Instagram starten. Thema wird der "Ringschwur" von "Herr der Ringe" sein. In allen Sprachen, die ich spreche, verstehen kann oder grade lerne. Das wird spaßig. Nächstes Jahr werde ich auch umziehen und hoffentlich meinen Führerschein endlich fertig bringen. Wegen des Umzugs habe ich auch monstermäßig ausgemistet. Deswegen, mein Rat an euch: MISTET VERFICKT NOCH MAL AUS, EY.

Der Umzug wird mich verfickt viel Nerven kosten, aber ich weiß dass es sich lohnen wird. Was sich auch lohnen wird: Eine Pause zu machen. Vielleicht habt ihr sowas schon mal vermutet. Also ihr: die höchstens 30 Leuten die diesen Blog scheinbar regelmäßig lesen. Es wird hier nächstes Jahr eine Pause geben. Und nein, nicht bloß diese erste Woche im Januar. Und auch nicht den April über. Nein, dieser Blog wird (fast) ein Jahr pausieren. Natürlich werde ich nächstes Jahr auch auf Konzerte gehen und ins Kino und darüber schreiben. Die Berichte dazu werden irgendwann Ende 2024 in 3-4 "Happenings des Jahres" rauskommen. Aber ja, ich werde pausiere. Ich brauche das. Mein Kopf braucht das. Ich muss auch mal Sachen hören, lesen, gucken ohne diesen großartigen Druck zu verspüren darüber unbedingt zu schreiben. Selbstverständlich werde ich Reviews schreiben, aber die werden alle halt erst 2025 rauskommen. Aber ja. Das muss sein. Ich sage nicht sorry, denn ich bin nicht sorry. Die Blogpause wird demnächst offiziell angekündigt.

Anyways. Grüße gehen raus nach Bochum, Gelsenkirchen, Lengerich, Berlin, Flensburg, Würzburg, Großschwabhausen, Koszalin, Kraków. Brünzow

Frohes neues Jahr!
Happy new Year!
!אַ גוט יאָר/A gut yor!
!שנה טובה/Shana towa!
Щасливого Нового року!/Schtschastliwoho Nowoho Roku!
С новым годом!/S nowym godom!
Szczęśliwego nowego roku

Samstag, 30. Dezember 2023

So isses, Musik!#180

Deftones Discography: Ohms (2020)

Das bis jetzt letzte Album von Deftones wurde im Pandemie-Jahr 2020 aufgenommen. Über mehrere Kanäle und aufgrund von gesundheitlichen Bedenken auf Distanz aufgenommen. Ich frage mich wie Gitarrist Stephen Carpenter, der ja der Meinung war dass die Erde flach ist, dazu stand. Also zu Pandemie und Impfungen und so weiter. But anyways...


Ich sage "das bis jetzt letzte" weil 2024 ein Nachfolger kommen wird. Bis jetzt ist es aber das letzte und wir beenden das Projekt "Deftones Discography" erstmal. Zum zwanzigjährigen Jubiläum des Überwerks "White Pony" besinnen sich die Kalifornier tatsächlich auf ihre Alternative Metal Wurzeln. Diesmal geschieht das Genremischen auf eine andere, umgekehrte Art. Anstelle schwere Klänge mit Dreampop/Shoegaze-Versatzstücken zu würzen lassen die Deftones einen mit dem Gefühl zurück, sie hätten Shoegaze mit Metal gemischt. Nicht andersrum. "Ohms" fühlt sich nicht unbedingt an wie ein Nostalgie-Trip und das obwohl ein Song wie "Headless" mich beinahe an das selbstbetitelte Album von 2003 erinnert. Ich habe den Eindruck, dass die Band lang genug experimentiert hat, sich weiter entwickelt hat und nun mit diesen neu angeschafften Erfahrungen ein Schritt zurück geht. Allerdings ohne an Qualität einzubüßen. 

Meiner Meinung nach war "Gore" kein schlechtes Album, aber ich glaube ich hatte es nicht ganz so lieb gewonnen wie dieses hier. Lag auch nicht an Dreampop oder Shoegaze oder sowas. Vielleicht ist der Sound einfach nicht 100%ig bei mir angekommen. "Ohms" schafft es allerdings absolut. Mir gefallen dieses Synthesizer-Intro bei "Genesis". Dieser unfassbar sanfte Beginn von "Pompeji", der ziemlich schnell in die Defones'sche Mischung aus Verträumtheit und Hornyness ausschweift. Und es endet mit einem wunderschönen Ambient-Outro. Herrlich. Ich mag mich vielleicht dabei etwas zu sehr aus dem Fenster lehnen, aber "Ohms" bietet bis dato fast schon den besten Spagat zwischen Dreampop, Shoegaze und Alternative Metal. Vielleicht lag es daran, dass die Musiker es auf Distanz aufgenommen haben und ihre physischen Freiräume hatten. Who knows. Ich bin gespannt aufs nächste.

9/10 Pfandflaschen
Anspieltipps: Pompeji, Genesis, Ohms, Radiant City

Philipp:

Deftones 2020
"Kinder, wie die Zeit vergeht, wir sind tatsächlich schon beim bisher letzten und neusten Deftones-Album angekommen, schicke schwarz-weiße digitale Pixel-Optik und interessantes Artwork, herausgekommen im durchaus sehr schwierigen 2020. Im Gegensatz zu den 3 Vorgängern wird der eingeschlagene Weg jedoch nicht konsequent weiterverfolgt, sondern sowohl was die Produzentenwahl angeht (der alte Bekannte Terry Date), als auch rein musikalisch durchaus mit einem lachenden und einem weinenden Auge (Bezug zum Cover) auf die alten Tage geschielt. Sicherlich nicht ganz zufällig stand 2020 schließlich auch das 20. Jubiläum der unbestrittenen Klassikerscheibe "White Pony" ins Haus, was den Reiz eines kleinen Rückblicks sicherlich noch erhöht haben dürfte. Ohms ist um einiges härter, lärmiger und sperriger geraten als seine Vorgängeralben und weist sehr große Parallelen zum selbstbetitelten Album von 2003 auf, es wird wieder mehr gemeddld und gebrüllt. Dass Chino in seinem Alter (zum Zeitpunkt der Veröffentlichung war er bereits 47 Jahre alt) immer noch so großartig keifen kann, ist schon super beeindruckend. 
Die Melodik und Atmosphäre wird dabei trotzdem nicht außer Acht gelassen, Ohms ist wieder einmal schön düster und trotzdem warm und horny.
Da dies die letzte Deftones-Scheibe ist die wir reviewen werden, hier ein kleines Resümee:
Ich persönlich habe mich sehr mit dieser Band angefreundet, es ist einfach der Wahnsinn, wie schnell sie ihren eigenen Stil gefunden und diesen stetig weiterentwickelt haben, ich bin auf jeden Fall ein großer Fan geworden und bin sehr gespannt, wie es mit der Band weiter geht, Stephen Carpenter ist wohl ein bisschen durchgedreht, glaubt die Erde sei flach und weigert sich, die USA zu verlassen und Sergio Vega wurde herausgeworfen, nachdem er nach fast 13 Jahren in der Band den berechtigten Anspruch äußerte, endlich als festes Bandmitglied akzeptiert und bezahlt zu werden. Leute, ihr seid doch nicht Metallica, aber ja, was Männer alles lieber tun, als zur Therapie zu gehen, um mal mit dem Tod ihres alten Bassisten klarzukommen. The future is unwritten, es bleibt spannend. Das Dia de los Deftones-Festival 2023 muss jedenfalls stattgefunden haben. 
Ungeachtet dessen gebe ich diesem Album recht kritische

8,5/10 Pfandflaschen 

Anspieltipps: 

Pompeji, Urantia, Ohms"

Raphael:

"Bei den Deftones hat sich die Anzahl der Saiten mal wieder vermehrt. Erst beim vorigen Album „Gore“ ist Bassist Sergio Vega auf einen Sechssaiter umgestiegen, und auf dem vorliegenden neunten Album hat sich Stephen Carpenter eine neunsaitige Gitarre umgehängt. „Ohms“ ist bis jetzt das letzte Album der Band, und es ist wahrscheinlich das letzte Release mit Bassist Sergio Vega, welcher ein Jahr nach Veröffentlichung ausstieg. Die Deftones existieren noch, sie touren, sie veranstalten die Dia de los Deftones, und scheint in neuer Besetzung nicht ans Aufhören zu denken. Und erst kürzlich wurde bekannt gegeben, dass ein neues Album für 2024 geplant ist.

Bevor wir aber ins Jahr 2024 schauen, werfen wir den Blick noch einmal in die Vergangenheit. Im Jahr 2020 hat die COVID Pandemie auch die Häuser der Deftones Mitglieder erreicht, was die Fertigstellung von „Ohms“ beeinflusst hat. Doch im digitalen Zeitalter müssen Bandmitglieder nicht mehr alle im gleichen Raum sein, und so konnten Aufnahme, Mix und Master vollendet werden. Das Album erschien dann Ende September 2020. Es war das Jahr der Black Lives Matter-Proteste nach dem gewaltsamen Tod von George Floyd, das Land der bisher größten Proteste gegen das Regime Lukashenko in Belarus, und das Jahr, in dem die FDP in Thüringen so nonchalant mit den Faschisten geflirtet hat, dass man kotzen möchte.

Und die Deftones? Die sind sich treu geblieben, indem sie sich immer wieder weiterentwickeln, verwandeln und neue Gestalten annehmen, ohne sich jemals von sich selbst zu entfremden. Auf „Ohms“ ist ein starker Einschlag von atmosphärischen Stilmitteln à la Post Rock, Dream Pop, Ambient zu spüren. Nichtsdestotrotz mangelt es nicht an scharfkantigen Riffs und der typischen melancholisch-emotionalen Horniness. Ein weiterer Aspekt, in welchem sich die Band auch dieses Mal treu geblieben ist, ist ihre omnipräsente Überdurchschnittlichkeit. Nach wie vor hat es kein schlechtes Deftones Album gegeben.

Jedes der zehn Stücke auf „Ohms“ ist von einer starken Vielfalt bestimmt, die sich aus atmosphärischen, emotionalen und giftigen Passagen zusammensetzt. Dennoch hat jeder Song seinen ganz eigenen Klang, und diese einzelnen Stücke fügen sich passgenau in das Gesamtthema des Albums ein.
8/10 Pfanflaschen
Anspieltipps: Urantia, The Link is dead"



Was läuft sonst?

Uratsakidogi haben einen Song draußen. Die russische Black-Hop-Gopnik-Combo bezieht sich in "Gaahl" irgendwie auf Gaahl, also den ehemaligen Sänger von Gorgoroth. Oder auch nicht. Es ist irgendwie sehr undurchsichtig. Ich checke das nicht ganz. Jedenfalls ist der Track leider nicht ganz so auf Höhe wie "Black Hop na Rajone" und wie die ganzen anderen Songs auch hießen. Aber spaßig ist das trotzdem. Die Kombination "Rap", "Gopnik Kultur" und "Black Metal" funktioniert immer noch. Hier geht es zum Song.

Keys To The Astral Gates And Mystic Doors sind eine äh Zwei-Mann-Black-Metal-Band die einen unheimlich langen Bandnamen hat, das gleichzeitig auch der Albumtitel ist. Die Typen sehen aus als wären sie in einen Farbeimer gefallen bzw. als wären sie zu lange im Pandagehege gewesen. Das Bandlogo ist komplett unleserlich und das Album hört sich an als wäre es in einem Mülleimer aufgenommen. Es ist großartig. Danke an Marlyn fürs Zeigen, genauso wie für den unteren Teil dieses Beitrags.

Ein YouTube-Account namens tvnalad produziert Beats auf Black Metal Basis. Mir sind auf jeden Fall zwei Videos aufgefallen. Als erstes die komplette Verwurstung bzw. Ver-Trap-ung von Burzums "Filosofem". Varg Vikernes wäre sicherlich erbost gewesen über die Verwestlichung seiner Musik. Daher ist dieser Remix mehr als unterstützenswert. Nicht weniger gut ist das Dungeon Rap/Funeral Synth/Black Metal Projekt "Isihizam" mit dem Album (oder viel eher Tape) "Patron Rekvijem". Faszinierend wie bedrückend und gleichzeitig smooth und groovy dieses Ding ist. Herrlich.

Mindestens genauso großartig, wenn auch anders ist die EP "Nebula" von Morkesis. Hierbei handelt es sich um einen pillen werfenden Stiefbruder von Dungeon Synth - Kellersynth. Es ist dunkel, "flippig" und gleichzeitig vollkommen abgedreht. Viel viel Synthesizer und Black Metal Ästhetik. Aber eher die von Zwergen im Wald die Crack Pfeifen rauchend um die Bäume schlängeln. Und etwas Blastbeats die definitiv auch mit Synthesizer aufgenommen wurde. Was zum eigentlichen fick ist das? Doch es geht noch viel viel abgedrehter. Der Song "Teknokesis" kommt nicht nur mit einer absoluten Verwurstung von Dungeon Synth zu einem Techno-Pillen/Koks-Alptraum der Gabba Gandalf sicher gefallen würde. Sondern auch mit entsprechenden Grafiken!!! JUNGE WAS IST DAS????

Einmal ins Rabbit Hole gestiegen, kommt man nicht mehr raus. Was zum fick ist denn bitte Hexenmeister mit "Tänzelsession um Mitternacht"? Einmal angeklickt und sofort verliebt. Das hört sich an wie eine Dungeon Synth Version von Gabber/Happy Hardcore. Stellt euch einen schwarz geschminkten Gabber Piet vor, der in einem schwarzen Umhang im Wald herumgroovt. Um Mitternacht, natürlich.

Und es geht natürlich noch weiter. Scheinbar ist "Kellersynth" nicht das einzige Untergenre von Dungeon Synth. Tänzelcore verbindet Techno und Dungeon Synth noch eindeutiger. Darum gibt es "Blutrausch" von Ruprecht 4500. Hier. Bitteschön. Ja, genau HIER.

Hole Dweller: Hobbit-themed Dungeon Synth. Am 26.12. auf einer Weihnachtsfeier das erste Mal gehört. Grandios. Empfehle das Album "flies the coop" auf Bandcamp. Und zu guter letzt Rhan Tegoth: Ctulhu-themed Ambient. Absolut fantastisch.

TOP TEN

Da ich sowas eher selten mache, weil ich Ende des Jahres eh immer die Alben des jeweiligen Jahres reviewe, lasse ich nun die beiden anderen Kollegen dran. Hier kommen die beiden Top Tens of 2023 von Philipp und Raphael:

Philipp:

Raphael:

Ich möchte mich an dieser Stelle bei Philipp und Raphi bedanken. Dafür dass sie jetzt (fast) zwei Jahre lang diesen Discography-Zirkus mitgemacht haben. Ich bin sehr froh darüber, dass wir das gestartet haben. Vor allem weil ich dadurch mein Horizont erweitern konnte. Ich höre viel zu wenig neue Musik. Anyways, thank you.

Freitag, 29. Dezember 2023

Happenings des Monats: Dezember'23

GORGOROTH + AETERNUS + IMPALEMENT am 09.12.2023 im Junkyard, Dortmund

Ich komme leider etwas verspätet an und verpasse somit Aran Angmar. Macht mir aber nichts. Die erste Band die ich mir angucken darf sind Impalement.

Wenn ich ehrlich zu mir und dem gemeinen Leser sein darf: Der Auftritt war durchaus in Ordnung. Es ist sehr normaler Death Metal mit Black Metal Anstrich. So wie ihn viele Bands gemacht haben. Mir gefallen die Helikoptermässigen Riffs. Aber ansonsten habe ich sowas schon 28281828347 mal gesehen und ich bezweifle dass ich mir die Band noch mal zuhause anhöre.

Aeternus hingegen sind wirklich sehr sehr großartig. Die Band verbindet gelobet mehrere Aspekte von verschiedenen Metal-Subgenres. Mal wird es ziemlich langsam und doomig, mal fliegt der Death Metal Helikopter, wann anders ist es fast schon grindig. Was sehr ins Ohr sticht ist der Kehlkopfgesang des Frontmannes. Das hätte meine Oma nach drei Schachteln am Tag nicht besser gekonnt. Chapeau. Zu dem Zeitpunkt ein absolutes Highlight.


Als Gorgoroth die Bühne betreten merke ich: Oh das ist ja der Typ von Taake der hier rumschreit. Das ist ja witzig. Vielleicht wird er wie beim letzten Mal wegen einer defekten Amp fragen ob man diese „unfucken“ kann weil diese „fucked“ ist. Aber nein, stattdessen trinkt er Wein, nimmt alles scheinbar etwas mehr ernst als bei seiner Hauptband. Vielleicht weil er hier nicht der Chef ist, who knows. Der Auftritt macht Spaß. Im Gegensatz zu den anderen beiden Bands sind Gorgoroth wesentlich schneller und fieser. Wegen des engen Zeitplans (sie haben exakt eine Stunde) kloppen sie die Songs quasi dicht hintereinander. Aber man merkt dass sie definitiv Spaß bei der Sache haben. Hoest ist sogar ausgesprochen freundlich und sagt sowas wie „Auf Wiedersehen“. Ein Glück dass ich kein Geld dabei hatte. Aber 70€ für n Pulli hätte ich sowieso nicht ausgegeben. War insgesamt n guter Abend.

Stricher guckt sich "Aquaman and the Lost Kingdom" an am 22.12.2023 in Filmwelt Herne

Sequel zu "Aquaman" von 2018. Es sind ein paar Jahre vergangen. Aquaman Arthur Curry (Jason Momoa) ist mittlerweile rechtmäßiger König von Atlantis. Er verbringt die Hälfte seiner Zeit unter Wasser, die andere Hälfte allerdings bei uns Menschen. In einem kleinem Haus wohnt er zusammen mit seinem Vater Thomas Curry (Temuera Morrison), seiner Frau Mera (Amber Heard) und dem Nachwuchs: Arthur Jr. Es fällt ihm schwer, sich in der Rolle des Königs wohl zu fühlen. Sein entschiedener Gegner und Antagonist des Films, David Kane aka Black Manta (Yahya Abdul-Mateen II) findet, auf der Suche nach atlantischer Technologie, einen mysteriösen schwarzen Dreizack. Dieser ist beseelt von einem uralten bösen Geist, der David eine enorme Supermacht verspricht, die ihm helfen wird Aquaman zu vernichten. Er ist nämlich immer noch sehr böse darüber dass sein Vater durch Aquamans Hand gestorben ist. Später schafft er es sogar geheime Depots von Atlantis zu plündern, Monate lang  und ohne entdeckt zu werden. Mithilfe seines Teams gräbt er einen uralten Rohstoff aus, dass schädlich für die Atmosphäre ist. Da Orm (Patrick Wilson), der Halbbruder von Aquaman, der einzige ist der wissen könnte wo Black Manta sich befindet muss man ihm zu Rate ist. Allerdings sitzt er im Gefängnis bei so genannten "Fishermen". Warum? Äh dafür guckt ihr euch den ersten Teil an. Jedenfalls muss Arthur seinen Bruder nun aus dem Knast holen um dann gemeinsam Jagd auf Black
Manta zu machen. 

Das war es also, das Ende des "DC Extended Universe". Zumindest hieß dieses filmische Brimborium inoffiziell so. Nach zehn Jahren geht eine Ära zu Ende. Ich habe lange mit mir selbst gehadert ob ich das gut finden soll. Mittlerweile finde ich das tatsächlich gut. Diese Filmreihe hatte ihre Höhen und Tiefen und irgendwie gab es Streitigkeiten bzgl. der Besetzung von bestimmtenn Charakten. Es hieß mal, derjenige ist Superman, derjenige ist Batman, dann wieder nicht, dann wieder doch, dann wieder nicht...ääääääh und einige Filme waren tatsächlich gar nicht mal so gut. Wie auch immer, ich freue mich auf die Zukunft des neuen "DC Universe" mit James Gunn im Chefsessel. "Aquaman and the Lost Kingdom" ist auch eines der Gründe warum ich mich darüber freue. Der Film funktioniert an und für sich. Er ist unterhaltsam und ähnelt stellenweise einem Videospiel. Der Plot ist ein typischer Superheldenplot, der ein Happy End bietet. Ich fühlte mich wirklich gut unterhalten. Trotzdem merkt man dass man zumindest in Punkto Storytelling bei Marvel abkupfert. Und ich mein, mag sein dass es Aquaman und Orm früher gegeben hat als Thor und Loki. Aber die Kiste namens "Mein Bruder und ich hassen uns, dann mögen wir uns und kämpfen gemeinsam!" kennt man nun mal schon. "Aquaman and the Lost Kingdom" ist ein durchaus sehr genießbarer DC-Superhero Movie für den ich allerdings ungern 16,50€ bezahlt hätte. Nun ja. Auf zu neuen Ufern!

7,25/10 Pfandflaschen
Trailer:


Donnerstag, 28. Dezember 2023

Film der Woche#610: Godzilla Minus One (2023)

Ursprünglich sollte dieser Text in der Dezember-Ausgabe von "Happenings des Monats" erscheinen. Pinky und ich haben uns allerdings für die Dezember-Folge unseres Podcasts für "Unterschätzte Filme des Jahres" entschieden. Er nimmt "Blue Beetle", ich nehme "Godzilla Minus One". Nun, um mal kurz die Umstände zu erklären. "Blue Beetle" ist an den Kinokassen gescheitert, unserer Meinung nach zu Unrecht. "Godzilla Minus One" war ein riesen Erfolg, zumindest in den USA. Hierzulande scheint es mir allerdings so, als ob der Film wirklich nur in wenigen ausgewählten Kinos gelaufen ist und das

wars. Meines Erachtens hätte er viel mehr mediale Aufmerksamkeit bekommen sollen. Darum ist er meiner Meinung nach etwas "underrated". Anyways, hier geht es zu "Blue Beetle" und hier kommt Godzilla:

"Godzilla Minus One" ist der erste japanische Godzilla-Film seit langem - die drei Netflix-Anime-Filme als auch die Anime-Serie nicht mitgezählt - nach "Shin Godzilla". Für mich war es das erste Mal seit Godzilla vs. Kong, dass ich in einem Kaiju-Film im Kino war. Für Marlyn war es der erste Godzilla im Kino überhaupt. Bin sehr froh gewesen, dass live miterlebt zu haben, hihi.

Der Film ist kein Prequel in dem Sinne, spielt aber vor dem Jahr 1954 - das war das Jahr in welchem der Original-Film gespielt hat. Wir haben noch den zweiten Weltkrieg. Kōichi Shikishima (Ryunosuke Kamiki) ist Kamikaze-Pilot, der allerdings nicht willens ist sein Leben aufzugeben. Also täuscht er ein Defekt am Flugzeug vor und landet auf der Insel Odo, die als Stützpunkt gilt. Dort werden defekte Flugzeuge von Mechanikern repariert. Kaum angekommen, merkt man schnell dass er geflunkert hat, sagt aber nichts. In der Nacht wird das Lager von Mechanikern von Godzilla angegriffen (der zu dem Zeitpunkt noch nicht so groß ist). Koichi ist leider in Schockstarre versetzt und kann von seinem Flugzeug aus nicht schießen, was sowieso nichts gebracht hätte. Als er nach Ende des Krieges zuhause ankommt, ist von seinem Bezirk in Tokyo nicht viel übrig geblieben. Menschen sind gezwungen in selbstgebauten Hütten zu leben. Kurzerhand nistet sich Noriko Ōishi (Minami Hamabe) bei ihm ein. Dabei hat sie das kleine Mädchen Akiko was sie gerettet hat. Innerhalb von zwei Jahren bildet sich sowas wie ein Familienband zwischen den dreien, obwohl sie keine Beziehung haben und auch nicht wirklich Eltern sind. Koichi findet keinen Job, bis auf einen: Minenzerstörer auf offenen Meer. Seine Aufgabe ist, gemeinsam mit drei Kollegen, übriggebliebene Wasserminen zu sprengen. Eines Tages, im Jahre 1947 werden sie mit der Aufgabe anvertraut, Godzilla auf den Weg nach Tokyo zu stoppen, solange die "richtigen" Kriegsschiffe noch unterwegs sind. Dieser ist nämlich durch US-Atomtests mutiert und viel größer geworden. Und gefährlicher denn je.

Ja, ich würde fast schon sagen, dass es der beste Godzilla aller Zeiten ist. Fast. Denn die anderen Filme waren gut für ihre Zeiten. Der von 1954 für ihre Zeit. Einige der Filme der Heisei-Staffel waren super für die 90er. Ein gewisster Teil der Millennium-Reihe war auch absolut großartig. Die Filme des Legendary Monsterverse haben auch ihre guten (und schlechten) Seiten. Shin Godzilla war sowieso großartig. Das hier ist ein weiterer, großer Schritt nach vorne. Dieser Film zeigt auf eine sehr emotionale Art und Weise wie der Schrecken und das Elend des 2. Weltkriegs Japan gezeichnet hat. Godzilla ist ja immer wieder eine Metapher für die Atombombe gewesen. Hier ist er nicht nur das, sondern auch eine Metapher für den Krieg und das menschliche Leid. Wir sehen hier nicht nur zerstörte Häuser und einen stampfenden Big G sondern absolute Zerstörung, Trauer und Hoffnungslosigkeit. Gleichzeitig aber auch ein "gemeinsames Ziehen am Strang" usw. usf. Jedenfalls: Dieser Film haut alles weg. Es ist etwas wirklich neuartiges im Godzilla-Multi/Universum. Fantastisch.

9,75/10 Pfandflaschen
Trailer:



Mittwoch, 27. Dezember 2023

Album der Woche#613: T-Pain - On Top of the Covers (2023)

Das Schlußlicht des Jahres bildet das siebte Album des US-Amerikanischen Rappers T-Pain. "On Top of the Covers" ist, wie der Titel schon andeutet, ein Coveralbum. Mit 8 Songs und 32 Minuten Laufzeit nicht gerade lang und somit wesentlich näher an durchschnittliche Längen von Alben heutzutage. 

T-Pain, der viel eher für Autotune-Einlagen und schillernden Sonnenbrillen-Hip-Hop bekannt ist hatte vor Jahren mit der Produktion dieses Albums angefangen. Jetzt da er mit seinem eigenen Label unabhängig ist und "machen kann was er will" haut er im Grunde genommen ein Werk raus dass im Prinzip musikalische Favoriten von ihm beinhaltet. Und diesmal kein Autotune. Oder zumindest so wenig wie es nur geht. Es wird hier auch, bis auf NandoSTLs Part in "That's Life", nicht gerappt sondern gesungen. Im Vordergrund stehen hier Klassiker der US-Amerikanischen Popmusik. Es geht

los mit "A Change is Gonna Come" von Sam Cooke, einen absoluten Soulbanger der T-Pains Stimme zum absoluten Höhepunkt bringt. Danach "Don't Stop Believin'" von Journey, was man definitiv nicht erwartet hätte und in dieser Variante mindestens genauso überzeugend ist. Sehr emotional und groovy. "Sharing the Night Together", das ursprünglich von Lenny LeBlanc und Arthur Alexander aufgenommen wurde ist mir allerdings viel zu schmalzig. Das einzige Instrumental, "Skrangs (In K Major Sus) könnte fast schon als Wohlfühl-Ambient durchgehend. Dem folgt "Stay With Me" des englischen Singer/Songwriters Sam Smith. Der Song ist von 2014 und ich habe ihn, zwangsweise, auf der Arbeit bestimmt tausend Mal gehört. Ich mag das Original nicht, allerdings schafft es T-Pain hier wesentlich weniger Schmalz rüberzubringen und das Ganze irgendwie glaubhaft und emotional rüberzubringen. "Tennessee Whiskey" ist der erste Song, der ursprünglich von jemand gesungen wurde, der das absolute Gegenteil von Hip-Hop macht. Nämlich des Outlaw Country Musikers David Allan Coe. T-Pain bringt auch hier eine absolut 100%ige Leistung. "That's Life" ist postiver, traditioneller Pop aus den 60ern. Ursprünglich aufgenommen von Marion Montgomery, jedoch populär geworden durch ein Cover von Frank Sinatra. An diesem Cover orientiert sich T-Pain auch. Großartig. Wirklich fantastisch. Das Album wird mit einem Song beendet, das ähnlich wie "Tennessee Whiskey" weit entfernt von Hip-Hop/R&B ist. Nämlich "War Pigs" von Black Sabbath. Und damit schießt man wirklich den Vogel ab. Denn das ist hier eine zwar nicht originalgetreue, aber dennoch sehr originelle Variante. Wir hören viel Orgel, der mit der Gitarre die Melodie des Originals nachmacht. Das zeugt davon, dass "War Pigs" wahrlich ein Protestsong ist, der von Gospelsängern hätte gesungen werden können. 

Zuerst war ich skeptisch, doch bereits nach den ersten paar Takten war ich vollkommen überzeugt. Es ist für mich eine der Überraschungen des Jahres. Sicherlich nicht das Album des Jahrzehnts, aber auf jeden Fall eines was Mauern sprengt und zeigt dass gewisse Künstler zu wesentlich mehr fähig sind, wenn man sie einfach machen lässt. Sehr gut.

8/10 Pfandflaschen
Anspieltipps: Don't Stop Believin', War Pigs, A Change Is Gonna Come


Dienstag, 26. Dezember 2023

Comic Book Review#609: Old Man Logan#1-5 (2015)

Hallo und herzlich willkommen zum letzten "Comic Book Review" im Jahre 2023. Es handelt sich hier um ein weiteres Band, dass ich im Sommer diesen Jahres bei einem Flohmarkt der Stadtbücherei Dortmund ergattert habe. Es ist NICHT die ursprüngliche "Old Man Logan" Geschichte von Mark Millar. Stattdessen ist es eine Art "Fortsetzung", die Teil des "Secret Wars"-Gigaevents gewesen ist. Also NICHT den "Secret Wars" aus den 80ern, sondern von 2015. Meine Fresse.

Wir befinden uns auf "Battleworld", einen Patchwork-Planeten. Im Zuge des Events (oder Großereignisses) "Secret Wars" haben sich mehrere Alternativ-Universen (zum Beispiel das "reguläre" Marvel-Universum oder das Ultimate Universe) "überlappt". So entstandt eine Art kunterbunter Planet,
der aus Elementen von verschiedensten Universen besteht. Dieser ist auch in verschiedene "Staaten" unterteilt. Über allem thront Doctor Doom und eine Gruppe von verschiedenen Thors dient ihm als Polizei. In der ursrünglichen "Old Man Logan"-Geschichte, die in einer Alternativ-Zukunft spielt hat Logan aka Wolverine, weil ihm falsche Tatsachen vorgespielt wurden alle seine X-Men umgebracht. Irgendwann wurde seine Familie von einer Horde von Hulks angegriffen, was er mit Gewalt beantwortet hat und ebenfalls alle umgebracht hat. Bis auf einen: den Sohn von Bruce Banner. Ja, ich meine das ernst. Wolverine zieht Hulk Jr. auf. Irgendwo im Hinterland, weit weg von allen. Eines Tages, nachdem er eine Gegend von New York von der Herrschaft von einer Gruppe von Halsabschneidern die sich als Daredevils verkleidet haben, befreit hat, kommt er auf eine merkwürdige Spur. Er findet den Helm von Ultron. Als wäre dieser irgendwo von weit oben runtergefallen. Sein Geruchssinn hat ihn bis jetzt nie auf die falsche Fährte gelockt. Also begibt er sich auf eine Reise quer durch Battleworld, ohne jedoch genau zu wissen was ihn am Ende erwartet.

Ganz ehrlich? Es ist ein weiteres Tie-In, dass eine ältere Story in ein neueres Event einbeziehen soll. Multiversen sind ja cool und so. Aber gleichzeitig waren sie (damals schon) ein gutes Mittel um Alternativ-Versionen von Charakteren irgendwie einzubinden, um mehr Leser zu bewegen, den Comic zu kaufen. Die Story ist ganz cool. Mir gefällt es wie Logan durch diese komische Welt läuft und lauter komische Gestalten trifft. Aber so insgesamt fehlt hier einfach die Würze. Nicht dass Brian Michael Bendis hier irgendwas falsch machen würde. Andrea Sorrentinos Zeichnungen gefallen mr auch nicht so ganz. Mir gefällt größtenteils die Fargebung hier nicht. Ich hätte mir gewünscht, dass diese zumindest anders gewesen wäre, dann hätte mich der Comic mehr gepackt. Anyways: Es ist so wie es ist. Würde mir trotzdem irgendwann gerne das Original von "Old Man Logan" reinziehen.

6/10 Pfandflaschen

Montag, 25. Dezember 2023

Freitag, 22. Dezember 2023

Album der Woche#612: Zulu - A New Tomorrow (2023)

Hallo und herzlich willkommen zu einem weiteren "Album der Woche" im Monat Dezember, des Jahres 2023. In diesem Monat beschäftigen wir uns weiterhin mit den Alben des Jahres. Und zwar diesen Jahres. Des Jahres 2023. Meine Fresse, war das corny.

Ich habe dieses Album gefunden als ich Bestenlisten durchforstet habe nach Hardcore/Punk Alben des Jahres (da ist schon wieder dieses Wort). Bei Zulu handelte es sich ursprünglich um ein Ein-Mann-Projekt von Anaiah Lei, der einfach niemanden gleichgesinntes gefunden hat. Eigentlich hatte er vorgehabt eine Art obskures Powerviolence-Ding zu machen. Was hier irgendwie auch zu hören ist. Allerdings ist Zulu schon was besonderes. Heutzutage handelt es sich nämlich um eine der wenigen
All-Black Hardcore Bands. Sowas ist heutzutage zwar keine Seltenheit mehr, weil Black People in allerlei Subkulturen zu sehen sind, die früher als "weiß" dominiert galten. Trotzdem ist eine Hardcore Punk Band, die aus Schwarzen besteht, die für Schwarze relevante Themen thematisiert ein ziemliches Novum. 

Dabei haben wir nicht nur die typischen Powerviolence-Elemente auf den Schirm. Größtenteils hört man typisches, super fieses Gekeife, Blastbeats und Breakdowns. Stilistisch fühle ich mich dann eher an Beatdown Hardcore erinnert. Von Powerviolence sind zwei Elemente stark im Vordergrund zu sehen. Nämlich die Kürze der Songs (die meistens dauern höchstens 1,5 Minuten) als auch Samples die man sonst von Bands wie Spazz kennt. Und natürlich Hip-Hop-Bezüge (wie auch bei Spazz). So heißt ein Song "Lyfe Az A Shorty Shun B So Ruff", was eine Anspielung auf ein Vers von Wu-Tang Clan ist. Die Samples stammen hier nicht aus irgendwelchen Sitcoms, Nachrichstensendungen oder sonstigen Einspielern. Stattdessen bedient man sich an alten Reggae und Soul-Songs. So hört man einmal "Young, Gifted And Black" von der großartigen Nina Simone. "We're More Than This" geht von Powerviolence komplett weg und bietet dem Hörer einen super entspannten Rap Song, unterlegt mit einer jazzigen Jam Session. "Creme De Cassis" ist ein mit Klavier unterlegter Spoken Word Rant darüber, dass der Schmerz der Schwarzen Bevölkerung immer diskutiert wird, aber nie über ihre Schönheit gesprochen wird. Von Alessia Miller und Precious Tucker. Nicht von Zulu.

Kurz zusammengefasst: "A New Tomorrow" ist ein Machwerk, dass verschiedene Genres bedient, die man so früher nicht auf einen Teller gepackt hätte. Soul, Reggae, Spoken Word, Hardcore Punk, Powerviolence, Hip-Hop und am Ende (also ganz ganz ganz am Ende) sowas wie Indie Rock. Faszinierendes, packendes Album. Mit 28 Minuten gar nicht so lang, aber lang genug.

8/10 Pfandflaschen
Anspieltipps: Who Jah Bless No One Curse, For Sista Humphrey, Where I'm From



Donnerstag, 21. Dezember 2023

Film der Woche#609: ANOTHER YEAR WITHOUT A REINDEER (2023 X-MAS SPECIAL)

Okay. Ich feier Weihnachten nicht, aber ich bin meistens dabei wenn meine Freunde feiern. Und weil der Großteil von euch es feiert, gibt es hier nach wie vor das X-Mas Special, weil Weihnachten immer noch ein riesiges Kommerzfest ist mit lauter dazugehörigen Filmen. Punkt aus. 

Home Alone 3 (1997)

Auf Deutsch bekannt als "Wieder allein zu Haus". Auf Polnisch als "Alex allein zu Haus". Und genau daher kenne ich diesen Film. Wir hatten digitales Fernsehen namens CYFRA+ und auf den Kanälen Canal Plus, Canals Plus Blau und Canal Plus Gelb lief der Film einfach STÄNDIG. Zumindest ware er in den 2000er auf Heavy Rotation was Kabel/Satellitfernsehen betrifft. Ich habe ihn bestimmt 10 Mal gesehen. Außerdem spielt hier der polnische Schauspieler Olek Krupa mit der für einen kurzen Moment
auch Polnisch spricht. Er sagt nämlich "Rozgniotę cię jak karalucha!!! Gdzie jest dysk!!!???"" ("Ich zertrete dich wie ne Kakerlake, wo ist die Disk?"). Herrlich. Absolut herrlich. Vor allem weil ich damals Schwierigkeiten hatte, zu verstehen was überhaupt passiert? Warum ist die Synchronstimme plötzlich weg? HÄ? WAS IST DAS? Damit war ich übrigens nicht alleine.

Es ist keine Fortsetzung von "Kevin allein zu Haus/in New York". Der Film teilt sich lediglich den Originaltitel. Auch spielt der Film nicht an Weihnachten sondern...kurz danach. Aber irgendwie passt er hier trotzdem rein. Es ist Winter in Chicago. Alex Pruitt (Alex D. Linz) ist ein lieber Junge aus der Nachbarschaft. Liebend gern hilft er der älteren Nachbarin Mrs. Hess (Marian Seldes) ihre Einfahrt vom Schnee zu befreien. Als Belohnung kriegt er dafür von ihr ein ferngesteuertes Spielzeugauto. Mrs. Hess Gepäck wurde nämlich letztens am Flughafen vertauscht und anstelle von französischen Baguette war das Auto in der Tasche. Doch das Auto dient nur als Tarnung. In Wirklichkeit befindet sich dadrin ein hocheffizienter Computerchip, der in der Lage ist eine Rakete unterm Radar zu steuern. Ein nordkoreanischer Gangsterboss hat eine vierköpfige Crew angeheuert um ihn illegal zu besorgen und schnell nach Hong Kong zu bringen. Doch es passierte leider das, was ich etwas weiter oben beschrieben habe. Nun sind die vier nach Chicago gekommen um rauszufinden wo der Chip ist und um ihn natürlich wiederzuerlangen. Alex, der alleine zuhause bleiben muss, weil er Pocken hat (lange Geschichte) bemerkt dass in der Nachbarschaft etwas seltsames vor sich geht. Zwei mal sieht er sogar wie in benachbarte Häuser eingebrochen wird. Doch keiner glaubt ihn. Also muss er die Sache selbst in die Hand nehmen. 

You get it? You get it. Der Junge legt sich nicht mit zwei Einbrechern sondern mit gleich vier Meisterdieben an, die auf alle seine Fallen reinfallen und ordentlich auf die Fresse fliegen. Der Plot ist ziemlich schnell erzählt und irgendwann regnet es nur noch Slapstick-Witze. Menschen tun sich weh. Ich lache. Menschen tun sich weh. Ich lache. Menschen tun sich weh. "Alex allein zu Haus" ist ein wirklich sehr sehr netter Zeitvertreib, aber im Vergleich zu seinen beiden Vorgängern stinkt er einfach ab. Es ist ein witziger Film und ich bin froh ihn damals gesehen zu haben. Kinderaugen sehen ja bekanntlich alles anders. Aber es hätte auch durchaus bei den ersten beiden Filmen bleiben können.

6,75/10 Pfandflaschen
Trailer:



The Santa Clause 3: The Escape Clause (2006)

"Santa Clause 3" ist schon die zweite Fortsetzung von "Santa Clause" von 1994. Es sind also zwölf Jahre seit dem ersten Film vergangen und vier seit dem letzten. Scott Calvin (Tim Allen) ist immer noch der Weihnachtsmann und arbeitet in einer Geheimbasis auf dem Nordpol, umgeben von Elfen. Mit ihm wohnt seine Frau Mrs. Claus aka Carol Calvin (Elizabeth Mitchell), die schwanger mit deren ersten Kind ist. Sie vermisst ihre menschliche Familie, muss aber gleichzeitig das Geheimnis von ihrem Ehemann bewahren. Niemand darf wissen, dass er der Weihnachtsmann ist. Also kommt er auf die glorreiche Idee, die Schwiegereltern zum Nordpol zu bringen und so zu tun als wäre es Kanada. Alles damit Carol ihre Familie sehen und Scott sich etwas mehr auf die Arbeit konzentrieren kann. Was er eh schon die ganze Zeit tut. Gleichzeitig sammelt sich der Rat berühmter Sagengestalten zu einer Notsitzung. Unter anderem sind dabei: der Sandmann (Michael Dorn), Mutter Natur (Aisha Tyler) und viele andere. Grund für die Versammlung: Jack Frost (Martin Short) hat wiederholt versucht den Weihnachtsmann als Symbol für Weihnachten zu verdrängen. Als Strafe muss er jetzt auf der
Nordpolbasis Sozialstuden verrichten. Doch insgeheim verfolgt er einen perfiden Plan: Er möchte Santa Claus vollständig ersetzen und sich selbst als Symbol für Weihnachten etablieren.

Seufz. Okay. Also die positiven Dinge zuerst. Die Idee, den Nordpol als Kanada zu verkaufen ist wirklich unfassbar lustig. Alleine die Ortsschilder wie "Canada loves hockey" oder sowas wie "Welcome to Canada, where you are right now which is Canada" (oder so). Wirklich unfassbar witzig. Nicht witzig jedoch der notgeile Jack Frost der entweder Mrs. Claus oder ihre Mutter bumsen will. Ich finds etwas strange, dass Carols Vater wie Ed Gein aussieht. Und das der ganze Plot so vorhersehbar ist, ja das habe ich mir schon gedacht. Aber ich habe mich teils so gelangweilt, dass mir die Füße eingefroren sind. Ein Klischee jagt das nächste. Alle haben sich am Ende lieb und der Bösewicht wird durch die Macht einer warmen Umarmung "geheilt". Jaja, wir wissen es. Tatsächlich ist diese Filmreihe schon fortgesetzt worden - als Serie, die bereits schon zwei Staffeln. Es macht den Anschein als wären alle die hier mitmachen, dazu mit irgendeinem Druckmittel gezwungen worden. Keine Ahnung. Kein Wunder dass es ganze fünf Nominierungen für die "Goldene Himbeere" gab. Meine Fresse.

3/10 Pfandflaschen
Trailer:



The Simpsons, Staffel 1, Folge 1: "The Simpsons Christmas Special" (1990)

Die allererste Folge von den Simpsons auch bekannt als "Simpsons Roasting On An Open Fire". Wir haben eine äußerst tricky Situation. Homer und Marge haben das ganze Jahr über für Weihnachtsgeschenke gespart. Zudem soll noch Homers Weihnachtsgeld dazu kommen. Doch leider wird dieses von seinem Arbeitgeber Mr. Burns abgeschafft. Dazu kommt noch, dass als die Familie im Einkaufszentrum shoppen geht, Bart sich heimlich ein Tattoo stechen lässt. Daraufhin sieht sich Marge gezwungen, das ganze ersparte Geld für die Tattoo-Entfernung auszugeben. Doch sie weiß nicht, dass

Homer nun sein Weihnachtsgeld los ist. Dieser ist so beschämt darüber, dass er dieses Jahr keinen Bonus gekriegt hat, dass er nun heimlich anfängt als Weihnachtsmann im Einkaufszentrum zu arbeiten. Nachdem Bart ihn schließlich entdeckt hat, kommt es zu einer Konfrontation. Vater und Sohn lösen später gemeinsam den Scheck ein um festzustellen, dass Homers "Gehalt" nicht ansatzweise genug ist. Also verbraten sie das Geld beim Hunderennen und...verlieren. Allerdings wird der Hund, der das Rennen als letzter verlassen hat von seinem Besitzer aus Wut quer durch den Parkplatz gejagt. Schließlich landet er in Homers Armen. So wird erklärt, wie der Familienhund Knecht Ruprecht zur Familie Simpson gelangt ist.

Insgesamt ein wunderbar emotionale und wirklich sehr süße Story. Zeichnungstechnisch allerdings nicht ganz auf der Höhe. Man sieht hier und da Animationsfehler bzw. leicht primitive Animation. Das sind allerdings noch die Anfangstage und man weiß dass es etwas später definitiv viel besser wird. Trotzdem ist es ganz schön ungewöhnlich, zuzusehen wie schwer sich manche Münder bewegen und wie deplatziert manche Charaktere im Hintergrund wirken. Damals hat man wohl nicht mal ansatzweise daran gedacht, wie wichtig das sein kann. Insgesamt eine definitiv coole, weihnachtliche und irgendwie auch fröhliche Folge. Danach kamen aber bessere. 

8/10 Pfandflaschen
Hier ein Fragment:


Mittwoch, 20. Dezember 2023

Comics Monthly#114

Our Bones Dust#1

Der Comic spielt in einer (zum Glück noch) weit entfernten Zukunft. Zwei Außerirdische, Attis und seine insektoide Begleitung, untersuchen die Erde. Oder zumindest das, was von ihr noch übrig ist. Sie stoßen auf die Reste einer einst menschlichen Zivilisation, doch es findet sich einfach nichts woraus man irgendwas lernen kann, geschweige denn was irgendwie intakt ist. Gleichzeitig kriegt der Leser gezeigt, wie die Menschheit in ihren letzten Atemzügen noch ausgesehen hat. Eine post-apokalyptische "Gesellschaft" die in verschiedene Stämme aufgeteilt ist, die sich gegenseitig bekämpft. Dazu kommt noch, dass sie in einer primitiven Sprache kommunizieren. Im Mittelpunkt dieser Story steht ein Kind,

dass in der Lage ist sich zu schützen, zu jagen und zu töten. Leider gerät das Mädchen in den Fokus einer Bande, weil sie ihnen Wasser gestohlen hat. Nach und nach realisieren wir, dass das nicht die Vergangenheit ist und die beiden Außerirdischen grade dabei sind die Menschheit so wie sie ist, live zu erleben. Doch sie sind angehalten, nicht zu intervenieren.

Ein durchaus pessimistischer, wenn auch ziemlich realistischer Comic. Die Menschen gehen aneinander an die Gurgel, obwohl sie sich hätten zusammen tun sollen. Sie beten Götzen an (Mr. Death, ein abgefressener Schädel), kämpfen ums Wasser und spalten sich auf in Stämme. Ein durchaus realistisches Szenario nach einem absoluten Super-Gau oder einen verheerenden dritten Weltkrieg. Und auch die Idee, dass wir von oben beobachten werden - und dabei Köpfe geschüttelt werden - ist interessant, wenn auch nicht neu. Ich mag außerdem den richtig "dreckigen" Zeichenstil. Sehr gute Lektüre.

8/10 Pfandflaschen

Made by: Ben Stenbeck, Dave Stewart
Erhältlich bei Image Comics

Savage Dragon#1

Achtung, hierbei handelt es sich (beinahe) um eine Premiere auf diesem Blog. Ich habe nämlich schon lange nicht bei "Comics Monthly" einen Comic auf Deutsch reviewt. Ich glaube das letzte Mal, als es darum ging war hier ein Fan-Comic über He-Man zu Gast. Jedenfalls geht es diesen Monat um etwas ganz anderes. Der Verlag "Zauberstern Comics" hat nämlich das erste Mal in deutscher Comic-Geschichte "Savage Dragon" rausgebracht. Diese legendäre Reihe wurde vor dreißig Jahren von Erik Larsen erschaffen, der seitdem sie selbst schreibt und zeichnet. In den USA kommt sie bei Image Comics raus, der Heimat von ehemaligen DC- und Marvelautoren die hier die Rechte an von ihnen erfundenen Charakteren auch tatsächlich behalten dürfen. Jedenfalls hat es "Savage Dragon" nie nach Deutschland geschafft, außer als Import. Nun bringt "Zauberstern Comics" ein Magazin raus, dass alle zwei Monate rauskommen wird. 132 Seiten für knappe zehn Euro finde ich tatsächlich mehr als in Ordnung. Jedenfalls, um was zum Henker geht es eigentlich?

Zuerst werden wir Zeuge wie ein humanoider, grünhäutiger Typ mit einer Finne auf dem Kopf einen grossen Brand überlebt. Nach einiger Zeit wacht er im Krankenhaus und kriegt dort Besuch von Lieutenant Frank Darling vom Chicagoer Police Department. Wie es sich herausstellt, weiß der grünhäutige Kerl nichts über seine Vergangenheit und auch absolut nicht wer er ist. Dafür aber, was für ein Jahr wir haben, wer der US-Präsident ist und welche Football-Mannschaft grade vorne liegt. Darling hat Mitleid mit ihm und bietet ihn einen Job bei seinem Cousin an. Von nun an hilft "Dragon" (wie er nun genannt wird) in einem Lager aus. Eines Abends wird dieses von mehreren kostümierten Freaks angegriffen, dadrunter ein Typ namens "Skullface". Dragon kann den Angriff erfolgreich
abwehren, allerdings wird Darlings Cousin zur direkten Zielscheibe, was dazu führt dass das ganze Lager in die Luft gesprengt wird. Dragon hat Gewissensbisse und nimmt später das neue Jobangebot von Darling an. Er durchläuft ein Training bei der Chicagoer Polizei und wird schnell zum "Freak on Duty". Im weiteren Verlauf der Geschichte schafft es der durchtrainierte, grünhäutige "Dragon" das was die Polizei Monate lang nicht hingekriegt hat. Er zerlegt das organisierte Bandenwesen mit absolut roher Gewalt. Die Gesellschaft ist gespalten darüber, was sie von ihm halten soll. Es kommen immer mehr Bösewichte auf die Oberfläche, die allesamt von Dragon platt gemacht werden. Im Grunde genommen zeigt Erik Larsen hier seine zeichnerischen Muskeln bzw. das was er so kann. 

In diesem Heft ist die erste Miniserie "The Dragon" (Ausgaben 1-5, veröffentlicht 1996) zu lesen. Meiner Meinung nach ein sensationeller Einfall. Es scheint mir so als hätte Erik Larsen sich zwar den Character erdacht, allerdings noch nicht ganz die Hintergrundstory im Kopf gehabt. Deswegen hat Dragon hier erstmal Amnesie. Wer wer genau ist, wieso er hier ist und überhaupt, das findet man wahrscheinlich später heraus. Jedenfalls, ist dieser Comic ein wunderbares Artefakt aus den 1990ern. Alles ist so EXTREME. Dragon ist überladen mit Muskeln, prügelt alle windelweich. Die Bösewichte sehen aus wie entweder aus a) einem post-apokalyptischen Film (Cutthroat) oder b) einem BDSM-Studio (Hellrazor). Es werden links und rechts Fressen geprügelt. Die Soundeffekte sind urkomisch. HWOKK, BRAKKA BRAKKA BRAKKA und selbstverständlich auch RUNKK und nicht zu verkgessen HRAKK. Herrlich. Faszinierend. Schon lange nicht mehr sowas amüsantes gelesen. Wer alle Eastereggs findet, der darf sie übrigens behalten. Mir gefällt auch die deutsche Übersetzung die ziemlich direkt ist. Großartig. Absolut.

8,5/10 Pfandflaschen
Made by: Erik Larsen, übersetzt von Thomas Rippert
Erhältlich bei Zauberstern Comics



Underheist#1

Okay! Der Hauptcharakter heißt David und und ist ein Tunnelbauarbeiter in New York. Er verdient gutes Geld, jedoch könnte es besser sein. Bald wird er aber vielleicht befördert, wenn ein Kollege in die Rente geht. Seine Frau sitzt im Rollstuhl und er hat einen kleinen Sohn. Sie ist froh darüber, dass er einen ehrlichen Job hat und für sie sorgt. Durch eine Rückblende finden wir heraus, dass David einst auf die schiefe Bahn geraten ist und davon eine sehr fiese Narbe im Nacken trägt. Durch Zufall findet er heraus, dass ein paar Gangster einen Heist planen. Sie wollen eine Bank ausrauben. Weil er so ein netter Mensch ist, zeigt er "freundlicherweise" einen der Ganoven, wie es denn im Untergrund aussieht. Eins und eins zusammengezählt: Die Schurken möchten die Band von unter der Erde "aufbohren" und so an das große Geld kommen. Also ruft David seine Arbeitskollegen zusammen und schlägt einen vollkommen irren Plan vor. Da er und seine Kumpels sich bestens mit den Tunneln auskennen, sollten sie sich an die Gangster hinten dran hängen und ihr erbeutetes Geld stehlen. Was zunächst als vollkommen irrer Plan daherkommt überzeugt "Doc", Davids Mentor und Vorbild auf der Arbeit. Schon bald werden sie alle auf den Bahamas sein und das süße Leben genießen. Doch es ist...selbstverständlich, alles nicht so einfach.

Zunächst hat mir der Comic nicht gefallen. Ich mochte die Erzählstruktur nicht, doch nach ein paar Seite hat er richtig Fahrt aufgenommen. Zum Ende hin wird er richtig richtig gut. Es ist eine Tellerwäscher-Millionär-Story, die allerdings zunächst schief zu laufen scheint. Durchaus realistisch und ziemlich "gritty". Ich bin Fan von solchen Geschichten. Ich meine damit die Stories die definitiv zu 100% erfunden sind, aber irgendwie durchaus wahr sein könnten. Solche Einfälle die David hat, hatten wir oder zumindest ein gewisser Prozentsatz von uns schon mal gehabt. Nur niemand hat es je durchgezogen, weil man nicht lebensmüde ist. Anyways: Underheist ist schön anzusehen und schön zu lesen. Das sage ich. So ganz unvoreingenommen und ohne Schnickschnack.

8,5/10 Pfandflaschen
Made by: Maria Lapham, David Lapham, Hillary Jenkins

Dienstag, 19. Dezember 2023

Comic Book Review#608: Kick-Ass#1-6 (2018)

Okay. Hierbei handelt es sich nicht um irgendein Reboot der Reihe, der die vorherigen Miniserien irgendwie ungeschehen macht. Viel mehr ist es eine Art Fortsetzung mit einem anderen Blickwinkel, die im selben Universum spielt.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht Patience. Noch vor zwölf Wochen war sie als Soldatin in Afghanistan eingesetzt. Mittlerweile ist sie zurück nach Hause gekehrt - Albuquerque, New Mexico. Als sie ankommt und von ihrer Familie, mitsamt zwei Kindern, ihrer Mutter, Schwester und Schwager begrüßt wird, merkt sie dass irgendwas nicht stimmt. Ihr Ehemann hat nämlich, wie ihr schnell erklärt wird, vor kurzem einfach so die Familie verlassen und ist mit einer jüngeren Frau abgehauen. Ursprünglich wollten Patience und er, endlich wie ein richtiges Elternpaar leben. Sie wollte studieren
und gemeinsam mit ihm als auch durch einen Nebenjob das neue Leben finanzieren. Jetzt steht sie alleine da. Sie wird schnell auf ihren Schwager aufmerksam, der tief im Gang-Business drin ist, was nach außen allerdings durch Scheinfirmen gedeckt wird. Der Kellnerjob bringt nicht viel ein. So kommt sie auf die Idee, sich genau dasselbe Kostüm wie Dave Lizewski damals zu besorgen und einen ähnlichen Job nachzugehen. Nachts lauert sie Gangstern auf, die besonders viel Geld durch Drogenhandel und anderes verdienen. Einen Teil davon behält sie für sich und ihre Kinder, der Rest wird gespendet. Allerdings bleibt es leider nicht nur bei einer Sache. So müssen ständig Kosten gedeckt werden und Patience wird nachts immer öfter zu Kick-Ass, was leider die Aufmerksamkeit desr Köpfe des hiesigen organisierten Verbrechens nach sich zieht. So gerät nicht nur sie, sondern auch ihre Familie in Gefahr.

Dieser Kick-Ass ist kein verunsicherter Teenager, der zu viel Comics gelesen hat. Sondern eine kampferprobte Frau, die wesentlich mehr auf dem Kasten hat. Trotz allem ist sie in dieser Art von "Business" ein Newbie und schätzt in einem Moment die Lage leider falsch ein. Andererseits ist sie ein wesentlich gewalttätigerer Superheld als Dave Lizewski es je war. Oder zumindest zu Beginn seiner Karriere. Es ist keine "Elseworlds"-Geschichte, die in einem Alternativ-Universum spielt oder so. Viel eher ist es das "Nachwehen" der Welle von Gewalt in dieser Storyline. Mir gefällt es, dass Patience eine wesentlich diszipliniertere und zielstrebigere Figur ist, die zwar auch von Emotionen geleitet ist, aber das große Ziel vor Augen hat. Majestätisch.

8,5/10 Pfandflaschen
Made by: Mark Millar, John Romita Jr.

Freitag, 15. Dezember 2023

Album der Woche#611: Svalbard - The Weight Of The Mask (2023)

Ich habe vor einigen Jahren (von Philipp) Svalbard als auch das Nebenprojekt Noctule der Sängerin Serena Cherry gezeigt bekommen. Leider hat ihr großartiges Album "When I Die, Will I Get Better?" hier nicht zu viel Aufmerksamkeit bekommen. Jetzt aber. Jetzt gibt es ein richtiges Review.

"The Weight Of The Mask" ist das inzwischen vierte Album von Svalbard. Der Titel bezieht sich meiner Meinung nach auf die schwere Last des "Maskierens" im Alltag. Sei es nun das Verdecken der eigenen Persönlichkeit oder das stoische Ertragen der Unerträglichkeit des Seins. Das ist das Gewicht der Maske. Svalbard beschäftigen sich, wie vorher auch mit Depressionen und so. Allerdings wird hier diesen ganzen

Emotionen auch der Kampf angesagt und so gestaltet sich das Album auch wesentlich positiver. "Eternal Spirits" handelt beispielsweise von all den verstorbenen Musikern, die ein riesiges Erbe hinterlassen haben und in "unseren" Herzen weiter leben werden. "Defiance" erzählt vom Kampf gegen äußere verbale Attacken. Das schon mal als kleiner Einblick in die lyrischen Ergüsse dieser Band.

Musikalisch machen Svalbard einen mehr als gekonnten Spagat zwischen ziemlich ruhigen Klängen ("November"), typischen Post-Hardcore Shouting gemischt mit Metalcore Growls, viel Blastbeats und einer Spur Shoegaze. Ich fühle mich ganz dezent an Oathbreaker erinnert, als hätten sie gemeinsame Sache mit Modern Hardcore Bands gemacht. Es ist wirklich eine sehr schöne Sache. So verletztlich und so kämpferisch gleichzeitig. Und irgendwie auch nicht ganz in eine Schublade passend. Es ist ein wirklich sehr schönes Album. Neben den ganzen Blastbeats und Shouting und Meddl gefallen mir die ruhigen Songs "November" und "How To Swim Down". Vielleicht weil ich die letzten Monate bisschen in die Shoegaze-Welt eingetaucht bin. Ein wahrlich sehr gutes Album.

9/10 Pfandflaschen
Anspieltipps: How To Swim Down, November, Eternal Spirits, Defiance



Donnerstag, 14. Dezember 2023

So isses, Musik!#179

Deftones Discography: Gore (2016)

Ich habe dieses Album glaube ich insgesamt an die sechzehn Mal gehört. Oder so. Chino Moreno meinte damals, es wäre ein "sehr kopflastiges" Album, was ich tatsächlich bestätigen kann. "Gore" klingt insgesamt wesentlich ruhiger, nachdenklicher und entspannter. 

Meines Erachtens hört es sich an, als würde die Band jetzt noch bewusster von jeglichen Nu Metal/Alternative Metal Spuren zurücktreten. Außer einigen wenigen, ja klitzekleinen, Riffs hier und
da, hört man wirklich wenig davon. Wenn sie zu hören sind, dann auf eine langsame, eigenartige und bedrohende Weise. In Vordergrund geraten dann, wie so oft, Chinos verträumter Gesang und generell diese entsprechende Wall of Sound. Der einzige Song, der meiner Meinung nach ziemlich "metallisch" rüberkommt ist "Doomed User". Statt irgendwelchen Wutausbrüchen haben wir das exakte Gegenteil und das auf Albumlänge. Der ruhigste Song ist "Hearts/wires". Um mal einen unangemessenen Vergleich zu bringen: Für Deftones-Verhältnisse ist das hier eine Ballade. 

Mir gefällt es, wie sich dieses Album anfühlt. Insgesamt ergänzen sich die Atmosphäre der Musik, der Titel als auch das Albumcover. Diese Flamingos passen eigentlich gar nicht zum Titel, aber zum Sound. Es ist äußerst verwirrend, hat aber was von "diesem in jenem zu finden". Sprich das "Schöne" im "Bösen" oder andersherum. "Gore" ist kein fröhliches Album, gleichzeitig aber auch kein wütendes aber sehr horny-iges. Vielleicht ist es eine Art Ansammlung von Mood Swings. So könnte man das doch formulieren. Nicht ganz so mein Ding, wie "Koi No Yokan" oder die anderen Alben, aber auf keinen Fall schlecht.

7,5/10 Pfandflaschen
Anspieltipps: Xenon, Doomed User, Hearts/wires

Und weil drei Meinungen besser sind als eine, hier kommt

Philipp:

Deftones 2016
"Im Prinzip hat sich im direkten Vergleich zu "Koi No Yokan" sehr wenig verändert, die Band selbst sagte, sie wollten das Gegenteil des letzten Albums und alles anders machen, in der Tat ist es aber nur der nächste Schritt einer konsequenten Entwicklung, viel Melodie, viel Shoegaze, großartige Alt Metal-Riffs (obwohl Stephen Carpenter wohl den geringsten Anteil von allen an diesem Album hatte), düster-warme Deftones-typische Atmosphäre, schönes Cover (fliegende Flamingos sieht man eher selten, meistens stehen die ja nur doof in der Gegend rum) und mir wird nun die schwierige Aufgabe zuteil, das ganze irgendwie zu kritisieren und im künstlerischen Kontext der Band einzuordnen. Ich sehe die letzten 3 Alben irgendwie als Trilogie, seit Sergio Vega den Bass übernommen hat, wurde der Stil, den die
Band bereits seit White Pony gefunden hatte, weiter gefestigt und nicht ein einziges Mal auf die alten Nu Metal-Tage zurückgeschaut. Es ist schon beeindruckend, was diese Band seit allerspätestens dem zweiten Album für eine wahnsinnige Kontinuität an den Tag legt, selbst in den schwächsten Momenten sind sie absolut groß- und einzigartig, nie ein einziger schlechter Song (Pink Cellphone zählt hier etzala mal gar ned), geschweige denn ein schlechtes Album, ich bin absolut begeistert, daher hat Gore auch gar nichts anderes verdient als

9/10 Pfandflaschen 

Anspieltipps: Prayers/Triangles, Geometric Headdress, Hearts/Wires"


Raphael:

"Die Veröffentlichung der Nachfolgeplatte von „Koi No Yokan“ wurde immer wieder nach hinten geschoben. Aus einem ursprünglich für Ende 2014 angedachten Release wurde letzten Endes der 8. April. Schon im Januar wurde der Titel angekündigt und im Februar folgte die melodische Vorabsingle „Prayers / Triangles“. Zur zeitlichen Einordnung nenne ich schnell noch einige Dinge, die ebenfalls im Jahr 2016 passiert sind: in der Türkei scheitert ein Putschversuch, im Vereinigten Königreich von Großbritannien und Nordirland geht das Referendum zugunsten des Austritts aus der EU aus, Donald John Trump wird zum 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika gewählt, und der Hecht war Fisch des Jahres.

In diesem Jahr – dem Jahr der Hülsenfrüchte – erscheint also das achte Deftones Album mit dem Namen „Gore“. Das Album ist wieder bei Frank Sinatra’s Label Reprise Records erschienen und ist in den US Charts aus dem Stand auf Platz 2 geschossen. Seit dem selbstbetitelten Album hat sich außerdem kein Langspieler der Deftones mehr so lange in den Top 10 gehalten wie „Gore“. Das ausgiebige und zeitintensive Feintuning hat sich also ausgezahlt.

Heute – siebeneinhalb Jahre später – überzeugt „Gore“ noch immer. Das Album ist emotional, horny, rau, düster. Für den cleanen Gesang hat Moreno mal wieder Bestnoten verdient und die Screams schlagen immer genau im richtigen Moment zu. Auf heftig wogenden Spannungsbögen mischt sich dem Alternative Metal Sound wieder mehr (Post) Hardcore unter, und stellenweise ergibt sich durch repetitive Muster eine gewisse Psychedelik.

Einen dominanten Part im neuen Sound nimmt dieses Mal der Bass ein, was wohl vor allem an Sergio Vegas neuem sechssaitigen Tieftöner liegt. Aber auch die Gitarren, Synths und Samples sowie das Schlagzeug sorgen für ein äußerst vielfältiges und gewaltiges Klangspektrum. Die Deftones klingen auf „Gore“ wieder etwas wütender, definitiv rauer, und vernachlässigen dabei keineswegs ihre melancholisch-emotionale Linie.
8,5/10 Pfandflaschen

Anspieltipps: Geometric Hairdress, Heart / Wires, Xenon"



Mittwoch, 13. Dezember 2023

Film der Woche#608: A Rugrats Chanukkah (1996)

Als ich klein war habe ich "Rugrats" bzw. "Ach, diese Kinder" (wie die Serie auf Russisch hieß) quasi jeden Tag im Fernsehen gesehen und war großer Fan. Dieser Folge hier, genauer gesagt die erste der vierten Staffel, ist mir allerdings nie in Erinnerung geblieben. Kann gut sein, dass sie damals extra nicht ausgestrahlt wurde oder es gab nur die ersten drei Staffeln zu sehen. Who knows. Jedenfalls, um das Prinzip der Serie kurz zu erklären: "Rugrats" ist Jargon für "Teppichratten" also für kleine Kinder die meistens auf allen vieren laufen. Im Mittelpunkt der Serie steht Tommy Pickles als auch seine Freunde Chuckie und die Zwillinge Phil und Lil. Mit dabei ist auch die paar Jahre ältere Anjelica, die ziemlich egozentrisch ist und sich für was besseres hält. Die Serie wird aus der Sicht der Kinder erzählt, die grob gesagt noch nicht besonders viel über die Erwachsenenwelt verstehen und viel hinein interpretieren, sodass urkomische Situationen entstehen.


In dieser Folge sehen wir zuerst wie Tommys Oma mütterlicherseits, Minka, den Kindern eine Chanukkah-Geschichte vorliest. Darin ist zu lesen wie damals Judah Makkabäus eine Revolte gegen die Seleukiden gestartet hat, nachdem sie die Juden an der Ausübung ihrer Religion und kultureller Bräuche gehindert haben. Tommy und die anderen stellen sich in der gemeinsamen Fantasie vor, wie sie die Rollen spielen. So wird er zu Judah Makkabäus, den Anführer der Makkabäer die eine Revolte gegen den griechischen König starten. Zurück in der Realität: Die Vorbereitungen für Chanukkah laufen auf Hochtouren. Tommys Mama Didi und Oma Minka bereiten Latkes vor, während Opa Boris über einen Zeitungsartikel erbost ist. Es stellt sich heraus, dass ein Rivale aus seiner Jugend in Russland heute Abend bei einem Chanukka-Theaterstück den griechischen König spielen wird und auf dem Titelblatt zu sehen ist. Boris hingegen wird Judah spielen und ist nicht grade begeistert, dass er nicht in der Zeitung ist. Didis Ehemann und Tommys Papa Stu bereitet zusammen mit seinem Vater eine riesige elektrisch betriebene Chanukkia (ja, das ist der neunarmige Leuchter) für die Vorstellung. Als die Kinder Shlomos (Boris' Rivale) Gesicht in der Zeitung sehen legen sie ihn als Bösewicht fest, weil Opa Boris über den Artikel so erbost ist. Bei der Vorstellung kommt es zu Stänkereien zwischen den beiden alten Männern und die Kinder bringen aus Versehen die Handlung so richtig ins Rollen. So erfahren wir, wieso Boris und Shlomo einander irgendwie nicht mögen und stellen fest dass es sehr sentimentale Gründe sind.

Sentimental wurde ich hierbei tatsächlich auch, ja. Diese Folge ist so unfassbar herzerwärmend. Nicht nur dann als Judah, dargestellt von Tommy einen Aufstand gegen die Seleukiden starten, sondern auch als Boris und Shlomo durch die Hilfe der Kinder zueinander gebracht werden und gemeinsam das Chanukkah-Gebet rezitieren. Um mal Shlomo zu zitieren: "A Menora is....like a nightlight of our people. In times of darkness it shines in the whole world, reminding us not to be afraid to be different and to be proud of who we are".
Es ist wahrlich eine wirklich wunderschöne und zuckersüße Folge. Zu schade, dass ich sie damals nicht im Fernsehen gesehen habe. Wahrscheinlich hätte ich sie eh nicht verstanden. Umso besser, dass ich das jetzt tue. Allen meinen Lesern bzw. denjenigen die das grade zufällig lesen und feiern wünsche ich Chag Chanukkah Sameach. 

Hier ein Ausschnitt:





Dienstag, 12. Dezember 2023

Comic Book Review#607: Kick-Ass 3#1-8 (2013)

Der "Finale tritt in den Arsch" hat es tatsächlich in sich. Der letzte Teil der Kick-Ass Saga startet an dem Punkt als Hit-Girl ins Gefängnis gebracht wird. Die kleine Rächerin wird tatsächlich quasi als Erwachsene behandelt und kommt in Einzelhaft. Der Rest der Überbleibsel von Justice Forever, angeführt von Kick-Ass und Ass-Kicker hat schon die passenden Pläne für einen gut durchdachten Gefängnisausbruch. Allerdings kneifen sie in letzter Sekunde, weil sie merken dass sie sowas von in der Unterzahl sind. Nach und nach bröckelt die Gruppe allerdings. Ein gewisser Nichtsnutz namens "Juicer" spaltet die Gemüter, indem er auf Kosten anderer lebt, nichts tut und im Endeffekt rausgeschmissen wird. Dave Lizewski aka Kick-Ass verliebt sich in eine Krankenschwester die ihm

zufällig das Leben rettet. So fängt er ein Verhältnis mit ihr an und das ganze Superheldending gerät zunehmend in den Hintergrund. Doch schon bald müssen er und seine Freunde definitiv die Sache in die Hand nehmen. Chris Genovese, der verkorste ex-Superheld/schurke kommt aus dem Krankenhaus raus. Sein Onkel Rocco Genovese, möchte ihm zum "gemachten Mann" machen und an die Spitze der Mafia setzen. Zumindest zum Teil. Er selbst will alle Gangs unter seiner Fuchtel vereinen und als Alleinherrscher regieren. Hit-Girl will er endgültig exekutieren und will dafür seine Kontakte nutzen, die bis hinter die Gefängnismauern reichen. Währenddessen hat sich ein korrupter Teil der Polizei, der bis dato in Roccos Tasche war, selbstständig gemacht und angefangen lauter Mafia-Typen umzunieten und deren Geld zu stehlen.

Okay, hier werden zumindest keine Hunde enthauptet. Aber es gibt trotzdem jede Menge Gewalt und Blut zu sehen. Wir kriegen außerdem einen Rückblick ins Leben von Hit-Girl und einen Ausblick auf ihre eigenen Miniserie(n) (es gibt nämlich mehrere). Was viel wichtiger ist: Dave Lizewski Lebensveränderungen, die jetzt wirklich Gestalt annehmen. Er ist jetzt nicht nur ein Superheld, sondern jemand der viel Trauer zu bewältigen hatte, verliebt ist und mit enormen Schuldgefühlen auf den Schultern lebt. Mir gefällt es, wie realistisch dieser Comic ist. Nicht in Bezug auf die Gewalt, oder das ein kleines Kind so viele Menschen tötet. Sondern im Bezug darauf, dass dieses Superheldendasein nicht für immer sein kann. Meiner Meinung nach ein absolutes bombastisches Ende für eine Saga. Wirklich grandios und auch etwas rührend.

8,75/10 Pfandflaschen

Donnerstag, 7. Dezember 2023

Album der Woche#610: Dødheimsgard - Black Medium Current (2023)

Hallo und herzlich willkommen zu einem weiteren Themenmonat bei "Album der Woche". Wir befinden uns im letzten Monat des Jahres 2023. Das heißt, dass ich dieses Mal die Alben aus diesem Jahr verwurste reviewe. 

Den Anfang macht eine Band, die mir vor einigen Jahren von Philipp vorgestellt wurde. Ich habe sie mir damals schon angehört, fand sie auch gut, aber durch Verpflichtungen (blablabla), eine Unmenge an Informationen aus allen Richtungen und vieles mehr, sind sie trotzdem bei mir ziemlich untergegangen. Dieses Mal haben Philipp und Raphi mir schon ihre Bestenlisten für dieses Jahr gezeigt und dann hat es bei mir noch mal wegen DHG geklingelt. Ich werde die Band im weiteren Verlauf des Reviews weiterhin so abkürzen, weil ich keine Lust hab jedes mal dieses durchgestrichene O einzufügen. Habe auch keine Ahnung, wie ich das auf der Tastatur tippen kann, hilfe.


"Black Medium Current" ist das sechste Album von DHG und scheinbar ist es genau dieses eine Album, was Black Metal-Puristen hassen werden und anderen offene Menschen abfeiern. Aber was sage ich denn schon. Trve Menschen machen trve dinge und offene Menschen machen offene Dinge. Who cares? Dieses Album klingt für mich wie wie ein Potpourri aus verschiedenen Phasen von Ulver, nur dass das hier nicht Ulver sind. Und DHG keinen Synthpop machen, aber trotzdem zu Synthesizern greifen. Sie waren nämlich ursprünglich eine Black Metal Band, die irgendwann ihre Köpfe für Progressivität geöffnet haben. Allerdings ist es anders als bei Ulver, nicht in Richtung Ambient gegangen sondern in die entgegengesetzte Richtung. Der Opener "Et Smelter" beispielsweise bietet dem Zuhörer eine gewisse Portion Blast Beats und Growling, nur um irgendwann bei Minute 8 sich in etwas zu verwandeln, was mein Opa sicher auch gehört hätte. Nämlich Progressive Rock, so wie er in den 70ern auch hätte gemacht werden können. Der krasseste Song, meiner Meinung nach, ist "It Doesn't Follow". Das Intro hört sich an wie die Hintergrundmusik von "They Live", die damals von John Carpenter komponiert wurde. Später wirds dann richtig BM-mäßig und man hört das Land Norwegen aus den Norwegern raus. "Voyager" ist ein super schönes, akkustisches Interlude. Und doch komme ich wieder auf Ulver zurück. Das Album erinnert mich in gewisser Weise an "Bergtatt", jedoch mit einer weitaus heftigeren Wucht und mehr Experimenten. Natürlich nicht 1:1, vom Sound her. Aber irgendwie von der Atmosphäre. "Black Medium Current" ist eine wunderschöne Karusselfahrt, bei welcher man am dunklen Nachthimmel lauter Kirmeslichter sieht, die dann immer mehr verschwimmen. Irgendwann wird einem schlecht und man will absteigen, doch dann wird das Karussel langsam und man darf alles sicher verlassen. Doch der Kopf dreht sich trotzdem. Grandios.


9,5/10 Pfandflaschen
Anspieltipps: Et Smelter, Interstellar Nexus, Det tomme kalde morke


Mittwoch, 6. Dezember 2023

Film der Woche#607: The Sandlot (1993)

Ich habe mir diesen Film schon vor Ewigkeiten vorgenommen. Dieses Jahr habe ich ihn tatsächlich für ein Appel und ein Ei auf der Cranger Kirmes ergattert. "The Sandlot" heißt auf Deutsch "Hercules und die Sandlot Kids", was alleine schon im Titel einen Teil des Films spoilert. Deswegen läuft dieses Review hier unterm Originaltitel. 

Wir haben das Jahr 1962. Der Fünftklässler Scott Smalls (Tom Guiry) kommt mit seiner Mutter (Karen Allen) und seinen Stiefvater Bill (Dennis Leary) nach San Fernando Valley. Meilenweit keine Freunde zu sehen. Er ist jetzt schon ein absoluter Außenseiter, der diese Situation allerdings ändern möchte. Als er merkt, dass in unmittelbarer Nähe acht Jungs gemeinsam Baseball spielen denkt er sich eine Taktik aus. Um Freund von diesen Jungs zu werden, muss er sich für Baseball interessieren. Also versucht er
sich auf diesem Wege mit ihnen anzufreunden. Mithilfe von Benny (Mike Vitar), der definitiv Mitleid mit ihm hat, wird er tatsächlich Teil des "Teams". Die Jungs verbringen immer mehr Zeit miteinander. Sie spielen Baseball, treten gegen ein gegnerisches Team an, kauen Kautabak und kotzen auf dem Jahrmarkt. Eines Tages "leiht" sich Scott einen von Baseball-Legende "Babe" Ruth unterschriebenen Baseball aus dem Trophäenraum seines Stiefvaters. Dummerweise landet dieser Ball hinterm Zaun des Baseballfeldes auf dem die Jungs immer spielen. Dahinter lebt ein unheimlich bösartiger Hund, den alle nur "die Bestie" nennen. Jetzt muss dieser Ball irgendwie zurück gebracht werden. Doch wie, wenn alle so viel Angst vor diesem Hund haben der angeblich schon 173 Menschen umgebracht hat?

Ich liebe es, wenn ich irgendwas nachvollziehen kann, weil ich so ähnlich als Kind gedacht habe. Als ich in der ersten Klasse war, lebte in direkter Nachbarschaft zu meiner Schule eine psychisch instabile alte Frau, die alle nur "die Axt" genannt haben. Es rankten sich Mythen und Legenden um sie. Doch keiner wusste genaueres. So ist es hier auch. Die Angst vor dem Unbekannten ist da, weil man eben nicht weiß was genau auf der anderen Seite des Zauns lauert. Außerdem ist dieser Film eine großartige Coming-of-Age-Story. Eine wahre Geschichte über Freundschaft zwischen Kindern die einen Außenseiter akzeptiert haben. Wirklich super sympathisch und irgendwie auch rührend. Und natürlich gibt es zwei Sequels und eine Serie dazu. Ächz.

8,5/10 Pfandflaschen
Trailer: