Freitag, 22. Dezember 2023

Album der Woche#612: Zulu - A New Tomorrow (2023)

Hallo und herzlich willkommen zu einem weiteren "Album der Woche" im Monat Dezember, des Jahres 2023. In diesem Monat beschäftigen wir uns weiterhin mit den Alben des Jahres. Und zwar diesen Jahres. Des Jahres 2023. Meine Fresse, war das corny.

Ich habe dieses Album gefunden als ich Bestenlisten durchforstet habe nach Hardcore/Punk Alben des Jahres (da ist schon wieder dieses Wort). Bei Zulu handelte es sich ursprünglich um ein Ein-Mann-Projekt von Anaiah Lei, der einfach niemanden gleichgesinntes gefunden hat. Eigentlich hatte er vorgehabt eine Art obskures Powerviolence-Ding zu machen. Was hier irgendwie auch zu hören ist. Allerdings ist Zulu schon was besonderes. Heutzutage handelt es sich nämlich um eine der wenigen
All-Black Hardcore Bands. Sowas ist heutzutage zwar keine Seltenheit mehr, weil Black People in allerlei Subkulturen zu sehen sind, die früher als "weiß" dominiert galten. Trotzdem ist eine Hardcore Punk Band, die aus Schwarzen besteht, die für Schwarze relevante Themen thematisiert ein ziemliches Novum. 

Dabei haben wir nicht nur die typischen Powerviolence-Elemente auf den Schirm. Größtenteils hört man typisches, super fieses Gekeife, Blastbeats und Breakdowns. Stilistisch fühle ich mich dann eher an Beatdown Hardcore erinnert. Von Powerviolence sind zwei Elemente stark im Vordergrund zu sehen. Nämlich die Kürze der Songs (die meistens dauern höchstens 1,5 Minuten) als auch Samples die man sonst von Bands wie Spazz kennt. Und natürlich Hip-Hop-Bezüge (wie auch bei Spazz). So heißt ein Song "Lyfe Az A Shorty Shun B So Ruff", was eine Anspielung auf ein Vers von Wu-Tang Clan ist. Die Samples stammen hier nicht aus irgendwelchen Sitcoms, Nachrichstensendungen oder sonstigen Einspielern. Stattdessen bedient man sich an alten Reggae und Soul-Songs. So hört man einmal "Young, Gifted And Black" von der großartigen Nina Simone. "We're More Than This" geht von Powerviolence komplett weg und bietet dem Hörer einen super entspannten Rap Song, unterlegt mit einer jazzigen Jam Session. "Creme De Cassis" ist ein mit Klavier unterlegter Spoken Word Rant darüber, dass der Schmerz der Schwarzen Bevölkerung immer diskutiert wird, aber nie über ihre Schönheit gesprochen wird. Von Alessia Miller und Precious Tucker. Nicht von Zulu.

Kurz zusammengefasst: "A New Tomorrow" ist ein Machwerk, dass verschiedene Genres bedient, die man so früher nicht auf einen Teller gepackt hätte. Soul, Reggae, Spoken Word, Hardcore Punk, Powerviolence, Hip-Hop und am Ende (also ganz ganz ganz am Ende) sowas wie Indie Rock. Faszinierendes, packendes Album. Mit 28 Minuten gar nicht so lang, aber lang genug.

8/10 Pfandflaschen
Anspieltipps: Who Jah Bless No One Curse, For Sista Humphrey, Where I'm From



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