Gesellschaftskritik dargeboten von einer unfassbar lockeren und mittlerweile gut geübten Stimme. Man hört, der Mann meint das ernst. Er ist in der Lage eine Undergroundkarriere zu machen, wenn er einfach immer weiter macht. Stilistisch ist das durchaus sehr moderner Rap, der viel von Wiederholungen lebt als auch Adlibs. Meines Erachtens sind die ersten vier Songs zwar gut, aber so richtig gut wird es ab Track 5, "Drei Bier Lausn". Ab da hat das Album so eine leicht düstere, "ich bin am cornern in meiner Hood und trinke Bier"-Atmosphäre. "Du sagst von dir selbst, du bist sapiosexuell, fick dich mit nem Sachbuch und dein Arschloch ist entstellt", dazu noch Gewehr-Samples. "Brrr, Ratatatat". Heilige Scheiße, genau das habe ich gewollt. Ohne mist. Meines Erachtens gibt es zwar immer noch Luft nach oben, aber der Kollege hat sich gesteigert. Props.
"Ghost Town" von The Specials aus dem Soundtrack zu "Snatch"
"Roads" von Portishead aus dem Soundtrack zu "Tank Girl"
"Shame" von Stabbing Westward aus dem Soundtrack zu "The Cable Guy"
ebenso hymnisch, wie stampfend und energisch wie "Turn Up The Night". Ist übrigens auch auf dem Soundtrack zum grandiosen Sci-Fi-Cartoon "Heavy Metal" zu hören. "Country Girl" verstimmt mich zwar etwas wegen dem Titel, macht es aber durch seine Stampfer(!)-Riffs wieder gut. "Slipping Away" könnte wiederum schon wieder von einer Pub Rock Band oder eine jüngeren Hard Rock Band stammen können. "Falling Off The Edge Of The World" stellt einen großartigen Übergang von langsamer Ballade zum weiteren Hard-Rock-Song. Bevor es dann wirklich mit "Over and Over" sehr sehr balladesk zu geht.
Man merkt dem Schlagzeug schon an, dass es nicht mehr der Stil Bill Wards ist, der sich – trotz ziemlich origineller Fills und Patterns – perfekt in die Band eingefügt hat, Appices Stil ist wesentlich ökonomischer und minimalistischer aber trotzdem ziemlich druckvoll.
Das Gespann Butler-Iommi bleibt auf jeden Fall weiterhin großartig und perfekt aufeinander eingespielt. Es ist immer wieder beeindruckend, wie es Butler schafft, sich um Iommis Riffs „herumzuschlängeln“, diese sind ja an sich schon sehr dicht und druckvoll und Geezer findet (scheinbar) immer wieder spielend leicht seinen Platz dazwischen.
Insgesamt ist das hier ein sehr solides Album, etwas düsterer und härter als „Heaven And Hell“, jedoch wirkt es bei weitem nicht so konsistent und aus einem Guss. Wüsste man es nicht besser, könnte man denken, man hat es hier mit 2 oder 3 verschiedenen Bands zu tun und man wusste nicht so richtig, ob man weiterhin in die epische Richtung des Vorgängers gehen wollte (The Sign Of The Southern Cross) oder ob man sich experimentierfreudig in Speed Metal-Gefilde vorwagt (The Mob Rules) oder ob man dem alten Black-Sabbath-Song-Schema (also zumindest bei Iron Man ist es nicht von der Hand zu weisen) von „Iommi spielt ein Riff und der Sänger versucht, es in der Strophe zu imitieren“ (Country Girl).
Gut sind die Songs alle und es ist ähnlich wie schon Heaven And Hell ein sehr kurzes und kurzweiliges Album, aber ich bin hier nicht zum Spaß, sondern versuche, mich kritisch mit einer Diskografie auseinander zu setzen lel.
Die erste Phase der Band mit Dio, welche nach dem (grandiosen) Live-Album „Live Evil“, über dessen Mix sich die Band komplett zerstritten hatte, unter anderem warf man Dio Kontrollzwang vor und es kam zu einer Frontenbildung zwischen den Lagern Dio-Appice und Butler-Iommi, ist nach diesem Album leider auch schon beendet, dieser gründete kurz darauf mit Appice zusammen seine eigene Band „Dio“ und der Rest ist Geschichte.
8/10 Pfandflaschen
Anspieltipps: Turn Up The Night, The Mob Rules, Country Girl":
Wie die Zeit vergeht… wir sind wirklich schon beim zehnten Studioalbum angelangt. Das im November 1981 erschienene „Mob Rules“ ist jeweils das zehnte Black Sabbath Album mit Geezer Butler und Tony Iommi; für Ronnie James Dio ist es das zweite und für Vinny Apice ist das erste Studioalbum mit der Band aus Birmingham. Sein Name wird in den frühen 1990ern nochmal auftauchen, spielt in der Sabbath’schen Historie aber sonst eine eher kleine Rolle.
Der
Opener “Turn up the Night” verzichtet mal wieder bewusst auf
lange Intros, Vorgeplänkel oder andere eher Doom Metal-nahen
Attribute. Stattdessen geht es Heavy Metal-mäßig in medias res, und
so knüpft das zehnte Album nahtlos an das neunte an. In Sachen Heavy
Metal haben Black Sabbath sogar noch eine Schippe draufgelegt, was
auch mit dem Besetzungswechsel erklärt werden kann. Wie auch Dio ist
Apice ein echter Metaller dessen straighter Stil sich stark von der
virtuosen Perkussionskunst Bill Wards unterscheidet. Und so wird
direkt in den stampfenden Song „Voodoo“ übergeleitet. Neben dem
hymnischen Chorus fällt hier vor allem das Bassspiel von Geezer
Butler positiv auf. Letzterer hat sich dann im nächsten „Sign of
the Southern Cross“ richtig ausgelebt, was Effekte und Spielereien
anging. Nach den beiden eher straighten und schnellen Stücken passt
die eindrucksvolle Ballade sehr gut in die Kontinuität des Albums.
Das anschließende Instrumental „E5150“ ist wieder mal einer
dieser Einspieler, die vorrangig aus Experimentierfreude mit Effekten
bestehen. Als Intro für den Titeltrack taugt zumindest die
Schussphase sehr gut. Und dann kommt auch schon „The Mob Rules“,
die erste Single aus dem Album, der Soundtrack zum Film Heavy Metal,
und eine massiv rollende Dampfwalze aus Schwermetall – eine
dreiminütige Trainingseinheit für die Nackenmuskulatur.Dio, Butler, Appice, Iommi
Die
B-Seite beginnt mit meinem persönlichen Favoriten auf dem Album
„Country Girl“. In gemächlichem Mid-Tempo wälzt sich der
verzerrte Blues vier Minuten lang durch die Prärie. Danach können
die Tanzschuhe wieder eingepackt werden, denn mit „Slipping away“
wird es wieder metallener. Diesen Song habe ich früher oft ignoriert
– wahrscheinlich, weil die ungewöhnlichen Akzente im Takt und das
jazzige Bassspiel in den Breaks kaum zum restlichen Klang des Albums
passen. Vielleicht liegt es neben diesen eher guten Eigenschaften
auch an dem furchtbaren Chorus, dass ich das Lied mit dem knarzigen
Fuzzbass oft geskippt habe. Nachdem ich die Ballade „The Sign of
the
Southern Cross“ auf der A-Seite in den Himmel gelobt habe, tu
ich mich bei „Falling off the Edge of the World“ deutlich
schwerer. Ein viel zu langes Intro mündet nach knapp der Hälfte des
Songs endlich in einem wirklich coolen Heavy Metal Riff. Leider wird
der Song ab dann wieder sehr repetitiv, was die gute Stimmung wieder
dämpft. Zum Abschluss kommt mit „Over and over“ das einzige
Stück vom Album, das nicht mit auf Tour genommen wurde. Im Aufbau
erinnert der Song an die besseren Ozzy Zeiten mit starken Doom Hauch.
Trotz seiner sehr schwerfälligen Struktur vom anmutig schreitenden
Anfang bis in die wilde Spirale aus Gitarrensolo und Chören ist
„Over and over“ äußerst erhaben. Da die Gesangsmelodie außerdem
etwas an „Sign of the Southern Cross erinnert“, bietet sich der
letzte Song gut an, um nach finalem Ausklingen die Schallplatte
wieder zurück auf die A-Seite zu flippen.
Insgesamt
ist „Mob Rules“ wirklich ein solides Album. Es sticht weniger
heraus als das vorangehende „Heaven and Hell“, passt aber sehr
gut in die Heavy Metal Bewegung der 1980er Jahre. Hymnen, Headbanger
und Skiptracks fügen sich zusammen und stehen für den typischen Dio
Sound.
7/10 Pfandflaschen
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