Heaven and Hell ist großartig, ich würde so weit gehen zu sagen, dass es sich um eins der besten 5 Black Sabbath-Alben handelt. Angesprochener Besetzungswechsel ist in diesem Fall der von Ozzy Osbourne (der kurz vor Never Say Die ja eigentlich bereits durch einen anderen Sänger ersetzt wurde, der so bedeutungslos ist, dass ich gerade nicht mal seinen Namen googeln möchte) zu Ronny James Dio, der zu diesem Zeitpunkt vor allem durch seine Bands Elf und (Richie Blackmore‘s) Rainbow bekannt war, und der sich wohl auch maßgeblich in das Songwriting eingemischt hat, was diesem Album mehr als gut tut.
Ich
möchte an dieser Stelle noch einmal festhalten, dass ich Black
Sabbath immer als eine Band mit einem sich unfassbar schnell
drehenden Besetzungskarussell in Erinnerung hatte, Tony Iommi ist der
einzige, der auf jedem Album zu hören ist. Denkt man jetzt aber
einmal darüber nach, dass der erste (offizielle und auf einem Album
zu hörende) Besetzungswechsel nach fast 10 Jahren und 8(!) Alben
stattfand, ist das schon wirklich bemerkenswert, vor allem weil
keines (ich muss mich eventuell an späterer Stelle korrigieren höhö)
der folgenden Alben in der gleichen Besetzung wie das jeweilsTony Iommi, Bill Ward, Ronny James Dio, Geezer Butler
vorherige entstanden ist. Nun zurück zum Text:
Diese Band ist endlich wieder verdammt gut aufeinander abgestimmt und spielt miteinander statt gegeneinander. Und das obwohl Bill Ward sich laut eigener Aussage aufgrund seines übermäßigen Alkoholkonsums nicht mal mehr an die Aufnahmen erinnern kann und kurz danach auch aus der Band flog.
Witzigerweise klingt diese Rückkehr zur alten Form sehr wenig nach den ersten 4 Sabbath-Alben, eher nach Spät-70er-Hardrock, wie er in Versatzstücken schon auf „Never Say Die!“ zu hören war, nur hat sich Tony Iommi diesmal seiner größten Stärke besonnen und auf gute Riffs konzentriert. Waren sie auf dem letzten Album eher sparsam eingesetzt worden, hat der Geiz nun wirklich ein Ende und es ist einfach auch jedes einzelne davon großartig, Geezers Bassarbeit bildet die perfekte Ergänzung dazu (es mutet fast absurd an, dass er zwischendurch die Band verlassen hatte und kurz vor den Aufnahmen erst wieder kam und dem Bass noch seinen durchaus markanten Stempel aufgedrückt hat) und Dios Stimme macht das ganze dann wirklich noch besser. Egal wie kleinkariert und kritisch ich auch sein möchte, ich finde keine Schwachstelle, kein einziger Song ist schlecht oder auch nur mittelmäßig und langweilig, selbst die langsamen Songs bzw. Songs mit balladesken Parts (wie z.B. Die Young oder Children Of The Sea) sind einfach stimmungsvoll und atmosphärisch.
Ich möchte mich hier nicht weiter in salbungsvollen Worten verlieren, wie viel mir das Album bedeutet, dürfte jeder mitbekommen haben und ich empfehle dringendst nicht auf die „Nur mit Ozzy ist es wirklich Sabbath“-Stimmen zu hören und sich dieses Album zu Gemüte zu führen, es lohnt sich.
10/10 Pfandflaschen
"Wir schreiben das Jahr 1980. Das Birkhuhn ist Vogel des Jahres (Glückwunsch!), Indira Gandhi wird Premierministerin von Indien, in Suriname kommt es zum Militärputsch, und die ehemalige britische Kolonie Südrhodesien wird als Simbabwe zum unabhängigen Staat. Auch in der Industriemetropole Birmingham gibt es Neuigkeiten: im Hause Black Sabbath hat man im Verlauf der Tour zum Album „Never say die“ endgültig erkannt, dass sich die Interessen der Bandmitglieder in unterschiedliche Richtungen entwickelten. Auch wenn es bereits ein paar Aufnahmen gab, gab es keinen Weg zurück. Also wurde Ozzy Osbourne in seiner Rolle als Sänger durch den US-Amerikaner Ronnie James Dio ersetzt – ironischerweise war es Ozzys spätere Ehefrau Sharon Arden, die Dio zu Black Sabbath brachte.
Neues Jahrzehnt, neuer Sabbath! Zusammen mit dem energiegeladenen Heavy Metaller, der seine Texte selber schreibt, präsentieren sich auch Bill Ward, Geezer Butler und Tony Iommi wieder voller Energie. Das merkt man direkt im ersten Song „Neon Knights“ – Black Sabbath haben wieder zu härteren, flotteren Gangarten gefunden. Ohne große Spielereien geht es weiter, bis „Children of the Sea“ wieder den doomigen Sabbath Sound vor den Heavy Metal stellt. Auffällige Elemente sind der deutlich weiterentwickelte Gitarrensound, die markante Stimme des neuen Sängers und die unverkennbaren Butler-Licks am Bass. Spätestens in der choralen Bridge dürften alle Hörenden die miserablen Alben der späten 1970er vergessen haben, und selbst Osbourne-Ultras werden hier zufrieden mitnicken. Im fröhlich stampfenden „Lady Evil“ wird das Blitzlicht aus Gitarrenspiel durch einen mächtig fuzzigen Bass von Geezer Butler unterlegt – letzterer war übrigens auch zwischenzeitlich ausgestiegen, weil er frisch geschieden und mit anderen Dingen als Musik beschäftigt war. Zum Ende der A-Seite kommt der wohl bekannteste Song dieser Platte „Heaven and Hell“. Die atmosphärische Heavy Metal Ballade gehört bis heute in den Schrank aller Kuttenträger*innen, und sie ist vor allem für Sänger Dio zum Aushängeschild geworden. Wenngleich der Song in seinem Aufbau recht überschaubar ist, stellt er doch ein großartiges Gegenbeispiel zum Loserimage vieler Metaller*innen dieser Zeit dar.
Die Rückseite beginnt mit „Wishing Well“, das eingangs sehr an die bessere Version jedes Liedes von „Technical Ecstasy“ oder „Never say die“ erinnert. Dabei sind es im Endeffekt nur wenige Schalter, die umgelegt werden mussten: mehr Geschwindigkeit, weniger Spielerei, kein Ozzy. Nach diesem relativ poppigen Cock Rock Knaller folgt der nächste Hit – das imposante Stück „Die young“. Von den Drums zum Bass und von der Gitarre zum Gesang wurden hier ausnahmslos neue Maßstäbe gesetzt. In seiner einzigartigen Struktur und in seiner abwechslungsreichen Stimmung ist „Die young“ einer der großartigsten Sabbath-Songs aller Zeiten. In dessen Schatten folgt „Walk away“, ein Lied das ein bisschen zu sehr nach KISS klingt, an sich aber kein Totalausfall ist. Davon gab es im Allgemeinen gar keine auf „Heaven and Hell“; obgleich „Wishing Well“ und „Walk Away“ nur in Maßen zu überzeugen wissen. Auch der mächtig schwere Kopfnicker „Lonely is the Word“ ist hier keine Ausnahme.
Der
Sängerwechsel hat Black Sabbath musikalisch sehr gutgetan. Wo sich
die Band zuvor von der Occvlt Doom Hard Rock Sensation zur Indie Prog
Brit Pop Weichwäsche entwickelt hat, hat der Beitritt Dios samt
seiner schwermetallenen Einflüsse die Band gerettet. Das heißt
übrigens nicht, dass die Drogen- und Saufeskapaden abgerissen wären.
Die Verbrennungen dritten Grades an den Beinen von Bill Ward sind nur
einer von vielen Scherzen, die im Studio passiert sind.
Nichtsdestotrotz ist „Heaven and Hell“ ein starkes Album und
bekommt zurecht
8/10 Pfandflaschen"
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