Donnerstag, 29. September 2022

Album der Woche#555: Linda - Ворона (1996)

Dieses Jahr habe ich irgendwann bei "So isses, Musik!" Linda eine kleine Erwähnung gewidmet, weil ein Song von diesem Album mich besonders begeistert hat. Nun ist es an der Zeit, sich dem ganzen Album zu widmen. Letzte Woche wurde der "20/20/20"-Zyklus beendet, in welchem ich 20 Wochen lang 20 Alben aus den letzten 20 Jahren besprochen haben. Angefangen hat es mit einem Album von Zemfira, einer russischen Sänger, die aus der ehemaligen Sowjetunion stammt. Genauer gesagt aus Bashkorkostan, dass inzwischen Teil Russlands ist. 20 Wochen später haben wir es ebenfalls mit einer russischen Sängerin zu tun, die ebenfalls aus einer Republik stammt, die in Asien liegt und ebenfalls Teil der Sowjetunion war. Nämlich Kasachstan. Allerdings wohnt sie seit Jahren in Moskau.


"Worona" (auf Deutsch: Krähe) ist das zweite Album von Linda. Damals schlug er große, riesige Wellen. Wahrscheinlich ist Star-Produzent Max Fadeev dafür mitverantwortlich gewesen, der einfach die richtigen Connections gehabt hat und auch ein Händchen für "alternative Künstler". Jahre später hat er versucht den Erfolg zu wiederholen, mit einer Trip-Hop/Alternative-Band namens Total. Ich erinnere mich ziemlich gut an das Video zum Titeltrack und fand die Frau darin irgendwie cool, irgendwie aber auch gruselig. Ich bin mir nicht sicher, aber irgendwas sagt mir, dass aufgrund von fehlendem Internet usw. die Goth-Jugend Russlands Linda zu ihrer Anführerin gemacht haben. Das Musikvideo schreit halt irgendwie ein Bisschen nach Goth, obwohl es musikalisch nichts mit der Bewegung gemeinsam hat. Was wir dargeboten kriegen ist ein gelungener Mix aus Trip-Hop-Elementen und ethnischer Musik bzw. wie der Fachmensch sagt "Weltmusik". Oder um es kürzer zu fassen, Ethno-Pop.

Linda hat sich in ihrer späteren Karriere auch anderen Sprachen gewidmet, wie der der nationalen Republik Jakutyen, die auch Teil Russlands ist. Hier haben wir noch zugegeben, relativ wenig von ethnischen Klängen. Man hört aber sehr viel Chöre, die sich wie Dorffrauen anhören. Lindas Stimme ist sehr ruhig und ziemlich mysteriös. Die Texte sind größtenteils unfassbar kryptisch. Ich kann nicht immer entziffern worum es geht. In "Wolchitsa" (die Wölfin) scheint es um eine Überwindung von persönlichen Ängsten zu gehen, um den Mut sich der Wölfin zu stellen. "Severnyi Weter" (Nördlicher Wind) handelt von all dem menschenverursachten Leid in der Welt. 

Es ist im Grunde genommen, relativ leicht verdauliche, trippige Popmusik. Aber mir gefällt es. Ich weiß auch nicht, was genau den Nerv getroffen hat. 

Anspieltipps: Vorona, Sewernyj Veter, Marihuana, Nikomu Ya Tebya Ne Otdam
8/10 Pfandflaschen


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