Donnerstag, 11. Dezember 2025

So isses, Musik!#203

Ich reviewe Marlyns Plattensammlung#2:

Art Blakey & The Jazz Messengers: The Freedom Rider (1964)

Wow. Dass das hier so alt ist, hätte ich nie gedacht. Schließlich ist auf der Platte kein Releasejahr zu sehen. Tatsächlich aber wurde das Album 1960 aufgenommen und 1964 veröffentlicht. Drummer Art Blakey bietet dem Hörer gemeinsam mit Lee Morgan (Trompete), Wayne Shorter (Saxophon), Bobby Timmons (Klavier) und Jimmie Merryt (Kontrabass) ein historisches Werk. Der Titel ist nämlich nicht

einfach so gewählt. Damit bezeiht man sich auf die "Freedom Riders", schwarze Aktivisten die gegen die Rassentrennung in den Südstaaten gekämpft haben, nachdem sie eigentlich für illegal erklärt wurde. Sie setzten sich absichtlich in Reisebusse um die "Entscheidung zu testen" - was dazu geführt hat, dass sie von rassistischen Mobs angegriffen wurden. 

Der Titeltrack an sich ist ein sehr langes Drumsolo von Art Blakey. Dabei sind die anderen Songs doch relativ leicht verdaulicher und doch psychedelisch wirkender Jazz. Ich kann mich dazu sowohl gut bewegen, als auch entspannen. Was für eine Goldgrube.

Anspieltipps: Tell It Like It Is, The Freedom Rider
8/10 Pfandflaschen



Jeff Beck: Wired (1976)

Drittes Solo Album von Jeff Beck, ehemaligen Gitarristen von Yardbirds und Leader der Jeff Beck Group. Wenn ich mir den ersten Song "Led Boots" reinziehe, merke ich dass es für mich nichts neues ist. Schließlich habe ich mir ja die gesamte Primus Discography schon mal reingezogen. Dieser ist nämlich so basslastig, wie eigentlich alles worin Les Claypool involviert war. "Wired" kommt mit insgesamt acht Songs, allesamt Eigenkompositionen außer "Goodbye Pork Pie Hat", dass ein Cover des Jazz-Komponisten Charles Mingus ist. Und genau da sind wir auch bei den restlichen Songs. Es ist Jazz Fusion Rock. Oder so. Jedenfalls bleibt es die ganze Zeit über ziemlich funky und kommt komplett

ohne Gesang aus. Auf jedem Song ist ein etwas anderes Lineup zu hören. So spielt mal Narada Michael Walden Drums, mal ist es Richard Bailey, mal Jeff Beck selber, mal Ed Green. Jan Hammer spielt Keyboard oder manchmal auch Schlagzeug. Man hat ein allgemeines Jazz/Fusion/Funk Schema, schafft es allerdings trotzdem die Songs nicht wie eine Jam-Session klingen zu lassen sondern wie ein von einem losen Kollektiv geschaffenes Werk. Kein Song klingt wie der andere. Was für mich schon eine Meisterleistung ist, da mir Gesang generell ziemlich wichtig ist und ausschlaggebend dafür, wie ein Song klingt - sodass ich diesen von anderen unterscheiden kann. Ich finde es wirklich interessant, wie man das ohne Gesang schafft und bloß mit Instrumenten, etwas kreieren kann dass nicht wie eine bloße Kulisse klingt. Geil.

Anspieltipps: Good Bye Pork Pie Hat, Head For Backstage Pass, Led Boots,
8/10 Pfandflaschen



REIN IN DIE SAMPLERHÖLLE:

34. Psycho Attack Over Europe

Ein ganz simples Prinzip. Man versammele allerlei Psychobilly Bands aus ganz Europa. Wobei es eigentlich Quatsch ist, weil die Szene zu dem Zeitpunkt noch am wachsen war und hier definitiv nicht alle möglichen europäischen Länder vertreten sind. De facto sind hier ein und die gleichen Bands immer wieder zu hören: P.O.X. und Batmobile nämlich. Daneben aber noch sowas wie Sunny Domestozs (die ich wärmsten herzens empfehlen kann) oder Frenzy. Im Grunde ein stinknormaler Psychobilly-Sampler aus den frühern 1990ern.

35. Psychobilly Sampler

Ich habe keine ahnung, wieso das Ding so heißt es wie es heißt und wie zur Hölle ich darauf komme. Natürlich vollbepackt mit den üblichen Verdächtigen des Genres wie Nekromantix, Mad Sin, Klingonz und selbstverständlich The Meteors aber auch Os Catalepticos oder The Caravans. Ich frage mich allerdings, in welchem Zusammenhang dieser Sampler erstellt wurde und wieso er so einen generischen Namen trägt. Lel.

36./37. Psychomania Vol. II (2007) & Vol. III (1995)

Seufz. Wieder mal Psychobilly-Sampler. Wobei nein, das sind ganz andere Sachen. "Psychomania Vol. II" ist entweder eine CD-Begleitung zum gleichnamigen Festival bzw. zu einem Zine (?). Darauf sind wieder mal allerlei Vertreter des Genres (hihi) vertreten, aber auch Brian Setzer und neuere Bands wie Chibuku, Paddle Cell, Up To Vegas, Thee Exit Wounds usw. Quasi ein Rundumschlag um die aktuelle Szene und um die Klassiker. Dieser ist 2007 erschien, wohingegen "Psychomania Vol. III" ein Sampler aus dem Jahre 1995 ist und nichts mit dem ersten zu tun. Hier gehts wieder back to the Roots: King Kurt, The Meteors, Demented Are Go, Guana Batz usw. usf. Wirklich ein großartiges Vergnügen beim Kochen.

38. Punk Christmas

Wer auch immer das hier veranstaltet hat, der hatte entweder ganz viel Humor oder ganz wenig. I don't know. Deutschsprachiger Punk-Sampler, der sich rund um Weihnachten dreht. Mit dabei selbverständlich Die Toten Hosen mit "Knecht Ruprechts letzte Fahrt", "Dicke Eier Weihnachtsfeier" von Eisenpimmel und "Der Nikolaus ist Stasi, Knecht Ruprecht die SS" von HASS. Nicht zu vergessen das großartige "Fröhliche Weihnacht überall" von den großartigen Müllstation. Ganz vergessen kann man "Mit leichten Hinken sodomiert der Weihnachtsmann" von Hans am Felsen oder "Kein Fest der Liebe" von N.O.E. Grausam.

39. Punk Goes Crunk

Folgendes Szenario: Keine "Punk" Bands sondern eher Emo/Mallcore/Screamo/Whatever-Bands, die Hip-Hop Songs covern - unter anderem auch aus dem Genre Crunk. Forever The Sickest Kids covern "Men In Black" von Will Smith und ich kriege physische Schmerzen. Ich habe ganz schnell, ganz viel von hier vergessen und das ist gut so.

40. Punk Rock BRD Vol. I

Ganze drei CDs in einer größeren Box, die die Geschichte deutschsprachigen Punkrocks begutachten. Hier gehts tatsächlich durch alle Jahrzehnte (bis zum Zeitpunkt der Veröffentlichung natürlich) und durch alle interessanten Subgenres. Also, fast. Auf der ersten CD haben wir Toxoplasma, Sluts, OHL als auch Bärchen und die Milchbubis. Die zweite beinhaltet Blut + Eisen, VKJ, Jingo De Lunch, Boskops, ZSD. Und zu guter letzt auf der dritten: Terrorgruppe, ...But Alive, Knochenfabrik, Hammerhead, Recharge, Wizo und Rawside. Es ist auch ein Song von Schleim Keim hier drauf ("Bundesrepublik"), die ja nach der Wende auch eine BRD-Band wurden, zwangsläufig. Meines Erachtens ist das hier DER Punk-Sampler der einen etwas mehr als groben Überblick über die (West)Deutsche Punk-Landschaft bietet. Aber es geht natürlich auch besser.

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Kid Rock Discography:
First Kiss (2015)

ZEHNTES Album von Kid Rock, rausgekommen vor über ZEHN Jahren. Holy shit.

Und holy shit, ich muss glaube ich noch mal "Holy shit" sagen. Ähm. Wo soll ich anfangen? Das vorherige Album war insgesamt betrachtet sehr innovativ. Die Mischung aus Country, Blues, Heartland Rock und Gospel beeindruckte mich und ich betrachtete sie nicht wirklich als Mainstream - auch wenn das Werk an sich durchaus versöhnlich klang. "First Kiss" geht noch eine Spur weiter Richtung "Please the white people"-Mainstream. Es ist ein "Sweet Spot" für Kid Rock. Er fand seine Spur, in welcher er sich mehr als nur wohl fühlt. Und warum das Erfolgsrezept ändern? Diesmal geht es noch mehr

Richtung Country - allerdings viel eher der Art von Garth Brooks als Hank Williams. Der erste Song, "First Kiss" klingt zu Beginn wie "Summer of '69" von Brian Adams. In den restlichen Songs, wie zum Beispiel "Good Times, Cheap Wine" geht es darum dass KR kein Coldplay hört, kein Coachella besucht und "I ain't never gonna this and never gonna that". Überhaupt zeigt er immer wieder, so wie früher, dass er nicht so ist wie die anderen und möchte einfach nur seinen Spaß haben. Dabei zeigt er auch seine romantische Seite. Im bereits erwähnten Titelsong geht es um seine erste Liebe - so ähnlich wie in "All Summer Long" (oder vielleicht doch nicht, wer weiß?). "Drinking Beer With Dad" handelt davon, wie er, als er jung war, kaum abwarten konnte bis er 21 war um ein Bier mit seinem Vater zu trinken - demselben Vater zu welchen er eine eher anstrengende Beziehung hatte. Beides schließt sich tatsächlich nicht aus, klingt aber komisch. 

Ich finde diese Mischung aus Drum Machine Beats, seichten Pop Country Gesang und Songs a lá "Oooh ich werde dein Johnny Cash sein, ich höre kein Coldplay, trage keine Skinny Jeans, oh yeah ich liebe Country, ICH FAND JESUS". Einfach grausam. "Jesus and Bocephus" ist eine Ode an Jesus und Hank Williams II. Es ist das schlimmste was ich seit langem gehört habe :D Wobei es hier 1-2 Songs gibt, die tatsächlich Ohrwürmer erzeugen. Eben dieses "Johnny Cash" zum Beispiel. Ansonsten ist das ne absolut vorhersehbare und langweilige Schnarchnummer. Grausam.

3/10 Pfandflaschen
Anspieltipps: Johnny Cash, Good Times Cheap Wine, Ain't Enough Whiskey



Linkin Park Discography: Meteora (2003)

Ich erinnere mich ziemlich genau, wie hyped ich auf dieses Album gewesen bin und wie froh ich darüber war, dass ich es damals endlich äh geschenkt bekommen habe. "Somewhere I Belong" lief immer wieder auf MTV und mein 12-jähriges Ich war wie aus dem Häuschen als es endlich, endlich was neues gab. Heutzutage bin ich zwar nicht so hyped wie damals, aber auch nicht enttäuscht. Ich muss allerdings feststellen, dass dieses Album etwas anders als "Hybrid Theory" ist. Sprich: Melodischer, hip-hop lastiger und wesentlich kürzer. Es sind nämlich nur 36 Minuten Spielzeit, also einmal zu Fuß zur Arbeit und einmal zurück nach Hause.

LP waren eine durchaus komische Nu Metal Band. Nicht mal halb so "obnoxious" oder obszön. Stattdessen sehr emotional und ihre Songtexte beinhalteten niemals Schimpfwörter. "Meteora" ist benannt nach den gleichnamigen Klöstern in Thessalien, Griechenland. Das Album behandelt Themen wie Depression, Mißtrauen, Wut und Abhängigkeit bzw. Loslösen von Abhängigkeit. Linkin Park fokussieren sich dabei nicht auf bestimmte Situationen sondern auf empfundene Emotionen hinter den Situationen. Es geht häufig dabei ums ignoriert werden, nicht ernst genommen werden, tief fallen und wieder aufstehen, auf dem Höhepunkt sein und wieder fallen. Kurzum: All das, worüber sich scheinbar das Zielpublikum unterhalten und beschäftigen würde. Die Grundbotschaft ist: Hör mir zu, gib mir raum oder lass mich in Ruhe, ich brauche einen Ort wo ich hingehöre. Aus heutiger Sicht vielleicht irgendwie banal und desöfteren durchgekaut. Aus damaliger Sicht vielleicht auch nicht unbedingt neu, weil es ähnliche Bands gab, aber durchaus kraftvoll. Musikalisch bewegen sich LP ein Stückchen weg von Nu Metal und experimentieren mehr mit elektronischen Elementen. Bestes Beispiel dafür ist "Breaking The Habit", was trotz der Thematik (Abhängigkeit, Selbstwertgefühl) durchaus in Clubs hätte laufen können. Außerdem gibt es hier keine verzerrten Gitarrenriffs und keine Rapeinlagen von Mike Shinoda. Auf "Nobody's Listening" hingegen kriegt man eine volle Ladung davon zu hören. Ein reiner Rapsong mit einem emotionalen Refrain von Chester Bennington. Im Grunde genommen ein Vorgeschmack auf Shinodas späteres Projekt "Fort Minor". 


Meines Erachtens weiterhin ein echt gutes Album. Ich mag die Art und Weise wie LP schwerwiegende Thematiken in schmackhafte Drei-Minuten-Songs verpacken. Doch genau das ist irgendwie auch die Schwäche des Albums. Beziehungsweise könnte die Schwäche der Band werden. Den depressiven, schweren allgemeinen Zustand einer Person in eine Art rockigen Popsong umzuwandeln ist vielleicht kein Dauerzustand. Mit 36 Minuten für die einen vielleicht zu kurz, für die anderen genau richtig. Ich mag das immer noch, ja. Allerdings prophezeie ich nichts gutes, wenn sie genau so weiter machen würden. Nach "Meteora" wars für mich nämlich damals vorbei und LP verschwanden von meinem Radar. Ich habe also keine Ahnung, was mich danach erwartet.

7,95/10 Pfandflaschen
Anspieltipps: Session, Numb, Somewhere I Belong, Faint, Breaking The Habit



Opeth Discography:  Still Life (1999)

Viertes Album und damit ein weiteres Konzept-Album von Opeth. Diesmal geht es um einen christlichen Typen, der angefangen hat, seinen Glauben zu hinterfragen. Infolgedessen wurde er aus der Dorfgemeinschaft ausgeschlossen. Er kehrte allerdings 15 Jahre später zurück um seine Geliebte Melinda zu finden. Diese gesteht ihm zwar ihre Liebe, sagt aber dass sie einen Eid geschworen hat. Zwischen den Zeilen kann man lesen, dass Melinda entweder Nonne ist oder anderweitig zum Glauben gefunden hat. Im Laufe der Geschichte wird sie umgebracht und der Titelheld richtet ein Massaker im Dorf an. Am Ende muss er für seine Taten büßen und wird gehängt.


Nun, ich muss sagen dass es relativ schwierig ist, diese Discography überhaupt fortzuführen. Nicht, dass ich kein Spaß an der Musik hätte. Ich genieße sie tatsächlich. Allerdings bewegen sich Opeth in qualitativ sehr guten musikalischen Bahnen, allerdings irgendwie doch in gleichen Mustern. Klassische Death Metal Elemente, geshredderte Riffs und Growling treffen auf progressive und verwinkelte Gitarrenspielereien, Akustikparts und cleanen Gesang. Es ist großartig. Ich mag wie lang die Songs sind, wie sich die eigentlich widersprechenden Parts (also "progressive" und "death") wunderbar ergänzen. Jedoch fällt es mir schwer, da irgendwas konstruktives beizutragen außer "ja voll geil gefällt mir wie die das machen und so". Es ist nicht so wie bei so einigen (Classic) Rock Bands, so nach dem Motto "Kennste ein Album, kennste alle". Allerdings merkt man, dass Opeth ihre Nische (vorerst) gefunden haben und dieses Konzept immer wieder umsetzen. Und das funktioniert.

8,5/10 Pfandflaschen
Anspieltipps: Face of Melinda, Godhead's Lament, Benighted



Slayer Discography: God Hates Us All (2001)

Wenn man "Undisputed Attitude" nicht mitzählt, ist das hier das achte, wenn man es doch tut, dann das neunte Album von Slayer. Erschienen am 11. September 2001, war es für mich ziemlich lange DAS Album von Slayer, bevor ich "Reign In Blood" entdeckt habe. Ich finde es ist ziemlich gut gealtert.

"God Hates Us All" ist im Grunde genommen kein anti-christliches Statement. Sondern eine durchaus logische Behauptung. Menschen, die lauter Kriege führen, aus niederen Motiven Morden und sich

selbst als auch ihre Umwelt lebensunfähig machen können von einem Wesen, dass sie angeblich erschaffen hat, doch nur verachtet und gehasst werden. "Disciple", das Quasi-Titellied des Album ist zu Beginn des Albums wohl das misanthropischste und direkteteste was diese Band je veröffentlicht hat. Es gibt übrigens auch ein Cover von Aerogramme dazu, was hinterm Original nicht zu verstecken braucht. Achja und wegen "Cover". Das originale Album-Cover ist ziemlich häßlich, weswegen ich das "zensierte" bevorzuge. Die meisten Songtexte schrieb Kerry King, was man sehr gut raushören kann. Sie sind mehr "over the top" und wesentlich aggressiver, stellenweise gespickt mit Schimpfworten was für Slayer zu dem Zeitpunkt noch durchaus unüblich war. Zumindest habe ich das so in Erinnerung. Musikalisch hat man sich vom Nu Metal wieder ein Stückchen entfernt und sich wieder dem ursprünglichen Thrash Metal Sound der angenähert. Der Groove ist aber immer noch gut zu spüren, sodass man das Gefühl nicht los wird, das hier wäre ein "modernes Metal Album". Verdammt gut produziert, sauber eingespielt, ein glänzender brillianter Wutklumpen. 

Anspieltipps: Bloodline, Disciple, War Zone, Here Comes The Pain
8,5/10 Pfandflaschen


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