Dienstag, 15. Juli 2025

Comic Book Review#638: Blaze of Glory: The Last Ride of the Western Heroes#1-4 (2000)

Allrighty. Was wir hier vor uns haben ist eine vierteilige Miniserie namens "Blaze of Glory: The Last Ride of the Western Heroes". Als ich zum ersten Mal davon gelesen habe, habe ich nicht aufgeschnappt dass es sich um eine Marvel-Reihe handelt. Das Design sah nämlich dem von "Preacher" ziemlich ähnlich. Tatsächlich geht es hier um die Abenteuer von verschiedenen Marvel-Western-Helden, die hier in einer zusammenhängenden Geschichte vereinigt werden. Gleichzeitig werden ihre Hintergrundgeschichten aufgebessert und die Outfits zeitgemäß gestaltet. Soll heißen, dass sie wesentlich authentischer aussehen als in ihren ursprünglichen Comic-Reihen. Die Helden, die in dieser Miniserie zu sehen sind heißen: Two-Gun Kid, Red Wolf, Rawhide Kid, Gunhawk, Kid Colt: Outlaw, Caleb Hammer und Ghost Rider.


Der Dreh- und Angelpunkt der Geschichte ist die Stadt Wonderment im noch-nicht-Bundesstaat Montana. Sie wurde gegründet von ehemaligen Sklaven, amerikanischen Ureinwohnern und Weißen. Die Afro-Amerikaner die dorthin emigriert sind, wurden in der Geschichte bekannt als "Exodusters". Reno Jones, ein schwarzer ehemaliger Revolverheld lebt hier mit seiner Familie in Frieden. Als die Stadt eines Nachts von einer Gruppe bewaffneter Banditen aufgesucht wird - die allesamt KKK-mäßige Masken tragen - wird es Zeit für einen großflächigen Schutz. Die Angriffe folgen nämlich in darauffolgenden Nächten. Ein befreundeter Stamm fragt einen bekannten Krieger nach Hilfe. Reno selbst sucht mit einem Kumpanen (einen französischen Trapper namens Marcel Fournier) nach mehreren

Revolverhelden, die eigentlich ihre Karrieren längst aufgegeben haben. Beispielsweise wird Rawhide Kid von ihm aufgefunden, der nun als Teil der "Wild West Show" von Buffalo Bill fungiert. Reno rekrutiert sowohl ihn als auch Kid Colt. Ihnen folgt ein Kopfgeldjäger namens Gunhawk, der es auf Colt und Rawhide abgesehen hat. In der zweiten Ausgabe findet ein Anwalt namens Clay Harder, der früher ebenfalls als Outlaw in Erscheinung getreten ist (Two-Gun Kid) durch einen Magnaten namens Riley heraus, was es mit den Angriffen auf Wonderment auf sich hat. Rileys Firma möchte eine große Metallurgie-Fabrik in der Stadt aufbauen und die Gegend komplett ausbeuten. Dafür möchten sie die Anwohner vertreiben. Währenddessen rekrutiert Reno immer mehr Revolverhelden für seine Sache. 

Die dritte Ausgabe ist im Prinzip voll mit einer einzigen, riesigen Schießerei. Die "Nightriders", die oben erwähnte Gruppe von Männern die Wonderment seit Monaten terrorisieren gerät in einen riesigen Shoot-Out mit unseren Helden, die sich irgendwie retten können. Am Ende gelangen sie tatsächlich in die Stadt und fangen an, die Anwohner für eine Verteidigung gegen die "Nightriders" zu schulen. Zum ersten Mal taucht hier auch die Western-Version vom Ghost Rider auf. Die letzte Ausgabe behandelt dann den ultimativen Showdown zwischen den Western-Helden, den Anwohnern von von Wonderment, Ureinwohner-Stämmen und den Halsabschneidern von den "Nightriders".


Die Zeichnungen sind wohl mit das allergeilste an der Reihe. Ein absolutes Fest fürs detailverliebte Augen. Sehr realitätstreue Darstellungen von Gebäuden, Klamotten und Ausstattungen der ganzen Charaktere. Die
letztgenannten sind vielleicht nicht die vielschichtigsten aber besitzen dennoch sowas wie eine Tiefe. Zumindes die Helden. Da gibt es einige, die einfach auf einer Spur von Blut und Gewalt sind und da niemals rauskommen, einige die rausgekommen sind und immer wieder auf das gleiche Schema reinfallen und es bereuen. Dann gibt es diejenige die auf Rache aus sind und natürlich diejenigen die nur ihrem Kopfgeldjägertum fröhnen. Im Endeffekt ist alles sehr sehr blutig und kaum einer überlebt es. Es ist ein Fest für all die Leser, die gerne Schießereien im großen Stil nachverfolgen. Wirklich sehr sehr episch.

Made by: John Ostrander, Leonardo Manco
9/10 Pfandflaschen



Montag, 14. Juli 2025

Album der Woche#642: Suicide Silence - The Cleansing (2007)

Hallöchen und herzlich willkommen zu einem weiteren "Album der Woche". Diesmal ist das Debütalbum von Suicide Silence dran, namens "The Cleansing". Rausgekommen im Jahre 2007, also fünf Jahre vor dem Unfalltod des Leadsängers Mitch Lucker. Es ist eine Schande dass a) er viel zu früh gestorben ist und b) dieses Album bis jetzt keinen Platz auf diesem Blog gefunden hat. Aber das liegt daran, dass ich eine (leicht nachvollziehbare) Aversion gegenüber Deathcore und dessen Varianten hatte.


Es ist absolut großartig. Das schon mal im voraus. Die Texte sind kryptisch und handeln von äußerst kryptischen Dingen. Zumindest teilweise. So handelt "Hands of A Killer" von jemanden, der seinen Sohn umgebracht hat. Das lyrische Ich versucht den Täter dazu zu bewegen auch noch den Rest seiner Familie umzubringen. Weil äh Mörder eben Mörder bleiben und nicht nur nach einer Tat aufhören. In "The Price of Beauty" geht es um falsche Schönheitsvorstellungen und jemanden der sprichwörtlich all die gefaketen Körperteile "rausgerissen" bekommt. Über Gott und die Ablehnung dessen geht es in "The Fallen". Hier schreit und growlt Lucker über einen imaginären Gott, der ihn in seinen miesesten und schwersten Zeiten im Stich gelassen hat.

Musikalisch ist das auf jeden Fall, irgendwie, Deathcore. Sprich Death Metal mit Metalcore Elementen. Also viel gutturaler Gesang und high pitched Screams - alles von ein und derselben Person. Dazu kommen, nicht zu viele aber, Breakdowns und Helikopter-Riffs. Meiner Meinung nach ist "The Cleansing" ein tatsächlich leichtes Album. Es fühlt sich nicht an, als würde es 1000 Stunden lang gehen. Ich fühlte mich nicht, wie so oft bei Deathcore, müde davon. Wirklich, absolut nicht langweiliges Stück Musik. Ehrlich jetzt. Dabei ist es allerdings so primitiv und hohl, dass es unfassbar viel Spaß macht es sich anzuhören. Dabei sind die Texte alles andere als dumm. Suicide Silence schießen auf keinen Fall übers Ziel hinaus und präsentieren äußerst zugängliche aber abstoßende Musik.

8,5/10 Pfandflaschen
Anspieltipps: No Pity For A Coward, Hands of A Killer, The Fallen



Freitag, 11. Juli 2025

So isses, Musik!#193

Incubus Discography: Fungus Amongus (1995)

Hurra, eine neue Discography! Diesmal habe ich mir etwas, für mich, relativ neues vorgenommen. Die Discography von Incubus, einer Band die durchaus mit Limp Bizkit, Korn, Linkin Park oder Deftones zu den Größen des Nu Metal Genres zählt und sich erheblich weiter entwickelt hat. Das hier ist ihr Debütalbum "Fungus Amongus" (spart euch die Among Us Witze bitte).


Ich hatte zuerst etwas Schwierigkeiten mich in dieses Album reinzufinden. Doch beim zweiten Mal war ich tatsächlich irgendwie drin. "Fungus Amongus" ist ein typisches erstes Album einer noch sehr jungen Band. Sprich: Es hört sich nach all den Einflüssen an, die die Band geprägt haben. Sprich Red Hot Chili Peppers, Faith No More (und wohl auch Mr. Bungle) und evtl. auch ein Bisschen Primus. Das Ergebnis ist sehr adoleszent wirkender funkiger Crossover. Brandon Boyd verwendet Sprechgesang, Growls als auch seine melodische Stimme. Es wird sehr viel durcheinander gesungen und gespielt. Fast so als würden zwei Elemente, sprich der fast schon fröhlich wirkende Funk und stellenweise jugendlich wütender Metal oder sagen wir eher "Rock" miteinander verkehren. Die Texte sind auch schön kryptisch. In "Psychopsilocybin" geht es um haluzinogene Pilze bzw. die Wirkung davon, beispielsweise. Ich bin an der Stelle ganz ehrlich und sage, dass ich die Texte allgemein nicht verstehe. Es ist sehr weird, sehr jugendlich und um es einfach auszudrücken, completely random. Man wird wirklich am laufenden Band überrascht. Und zwar sehr angenehm. 

Fazit: Das geht wirklich super klar, allerdings auf den ersten Blick unfassbar gewöhnungsbedürftig.
Anspieltipps: Hilikus, You Will Be A Hot Dancer, Take Me To Your Leader
7/10 Pfandflaschen



Kid Rock Discography: Grits Sandwiches For Breakfast (1990)

Hurra, eine neue Discography! 

Kaum zu glauben, aber wahr. Bei all den Nostalgie-Produkten, die hier reviewt und angepriesen wurden ist Kid Rock immer viel zu kurz gekommen. Dabei ist der Detroiter Künstler für weitaus mehr bekannt als diesen einen Song in welchem er "Sweet Home Alabama" gesamplet hat. 

Ich habe, als ich jung war, ziemlich viel Kid Rock gehört. Damals waren es die Alben "The History of Rock" und "Cocky". Doch irgendwann ließ zumindest mein innerer Hype ziemlich nach und ich hatte nicht mehr so viel Bock. Dabei ist die Geschichte der Karriere von Bob Richie (wie der typ mit
bürgerlichen Namen heißt) tatsächlich unfassbar interessant. "Grits Sandwiches For Breakfast" ist sein erstes Album. Rausgekommen auf dem Hip-Hop-Label "Jive Records". Ein reines Hip-Hop-Album, mit einigen kleinen Gitarrensamples, allerdings ohne jegliche Backing Band und ohne Nu Metal/Crossover Elemente. Nichts dergleichen. Bob Ritchie ist hier noch ein aufsteigender junger Rapper aus Detroit. Unterstützt wird er von lokalen Hip-Hop-Größen als auch unter anderem vom West Coast Rapper Too $hort.

"Grits Sandwiches For Breakfast" samplet so einiges: Run DMC, Ozzy Osbourne, Sly & The Family Stone, Funkadelic, Diana Ross, Rolling Stones, Public Enemy oder James Brown. Es ist offensitlich beeinflusst von Beastie Boys'schen Meisterwerk "Paul's Boutique". Allerdings sind die Texte wesentlich schlimmer. Ich muss zugeben, dass ich beim ersten Song "Yo-Da-Lin In The Valley" wirklich hart gelacht habe. Es geht nämlich um Oralverkehr bei Frauen. Im Song ist ganz kurz sogar ein Jodeln zu hören. Kid Rock rappt darüber, dass er einen äh pelzigen Mund hat und die Frauen zum Höhepunkt bringt. In anderen Worten: Er weiß sich zu vermarkten. Die anderen Songs sind in der Hinsicht etwas weniger kreativ, allerdings reimtechnisch wirklich erste Sahne. Der junge Kid Rock kann wirklich erstaunlich gut rappen. In seinen Texten geht es aber, oh wunder, größtenteils darum was für ein krasser Pimp er ist, wie viele Frauen er abkriegt, wie scheiße die anderen sind und was für ein krasser Pimp er ist. So betrachtet ist dieses Album kein lyrisches Meisterwerk. Rein technisch betrachtet aber schon.

Ich muss sagen, auf eine gewisse Art und Weise hatte ich meinen Spaß gehabt. Es ist trotzdem ein unfassbar merkwürdiges Relikt aus den 1990ern.

5/10 Pfandflaschen
Anspieltipps: Yo-Da-Lin In The Valley, Genuine Article, With a one-two




Mittwoch, 9. Juli 2025

Film der Woche#638: Above the Rim (1994)

Endlich, endlich habe ich diesen Film gesehen. Er schließt die "Harlem Trilogy" des Drehbuchautors Barry Michael Cooper ab, die mit "New Jack City" angefangen und mit "Sugar Hill" fortgesetzt wurde. Und ja, ich wollte diesen Film sehen, weil "Regulate" von Warren G und Nate Dogg auf dem Soundtrack ist. Tatsächlich wird der Song aber erst gegen Ende kurz angespielt. Aber, who cares? Der Film ist trotzdem alles andere als schlecht.

Zu Beginn lernen wird Thomas "Shep" Sheppard (Leon) kennen. Er war in seiner Jugend der Basketballstaranwärter schlechthin. Bei einem Unfall während eines 1vs1 Spiels stürzte sein Kumpel vom Dach. Seitdem macht er sich ständig Vorwürfe. Er lebt zurückgezogen und hat nun einen neuen Job

- als Security an seiner alten High School. Auf diese geht auch der junge Basketballspieler Kyle-Lee Watson (Duane Martin). Er hofft, bald schon ein Sport-Stipendium von der Georgetown Universität zu bekommen, sodass seine Karriere nach der High School richtig steil gehen kann. Allerdings wird er psychisch unter Druck gesetzt. Ein Ganove namens Birdie (Tupac Shakur) will ein eigenes Team aufbauen und versucht mit Geld und anderen Geschenken Kyle zu überzeugen für immer bei ihm mitzumachen. Kyle ist hin- und hergerissen. "Shep" will eigentlich nichts mit Basketball zu tun haben, allerdings versucht Kyles Trainer, Coach Rollins (David Bailey) ihn zu überzeugen seinen Platz einzunehmen wenn er in Rente geht. Dazu kommt noch, dass er anfängt Kyles Mutter zu daten. Oh und außerdem stellt es sich heraus, dass Birdie sein Bruder ist. So kommt es dass er das allerschlimmste, nämlich seinen negativen Einfluss auf Kyle, verhindern will.

Nein, es wird nicht offenbart dass er sein lang verschollener Bruder ist, oder so. Er ist es halt einfach. "Above The Rim" ist eine typische Story des New Black Cinema. Es geht um verschiedene Wege von jungen afro-amerikanischen Menschen. Karriereende, Aufstieg, Kriminalität und Drogensucht. Jeglicher Pfad wird hier aufgezeigt. Man mag das für ein Klischee halten, jedoch muss ich sagen dass all die Filme, welche die Themen "Schwarze und Basketball" behandelt haben (und eher meh waren) danach rausgekommen sind wahrscheinlich in dem puncto nicht viel besser waren. An und für sich betrachtet ist es aber eine ganz coole Geschichte über jemanden der einmal am Boden war und nun versucht jemand anderes davon abzuhalten das falsche zu tun. Durchaus sehenswert, auch wenn hier keine Autos explodieren und nicht dauernd Menschen erschossen werden. Ich bin wirklich sehr zufrieden.

8/10 Pfandflaschen
Musikvideo zu "Regulate" von Warren G. und Nate Dogg (anstelle vom Trailer, weil warum nicht):



Dienstag, 8. Juli 2025

Comic Book Review#637: Accident Man#1 (1993)

Nein, bei Accident Man handelt es sich nicht um einen Superhelden, der ständig Unfälle hat oder durch Unfälle "erzeugt" wurde. Sein Name ist Mike Fallon, er arbeitet für das S.A.B. - Special Assassinations Bureau. Seine Spezialität sind Attentate auf bestimmte Leute, die er allerdings wie Unfälle aussehen lässt. Zu Beginn der Ausgabe verursacht er einen Unfall mit einem Bierlaster. Das nächste Ziel ist ein hoch angesehener Senator, der allerdings tief in irgendwelchen Drogengeschäften drinsteckt. Also reist Fallon mit einem Flugzeug nach New York. Während der Reise trifft er auf eine Flugbegleiterin, die

insgeheim eine Agentin der CIA ist, Mirror Morgan ist ihr Name und sie warnt ihn davor, nach New York zu reisen. Angekommen, besucht er einen Sexclub um dort an wichtige Infos für das Attentat zu kommen. Es stellt sich heraus, dass er um an die Zielperson zu kommen in eine Balletvorstellung muss. Dort trifft er auf Mirror Morgan wieder, die die betreffende Zielperson begleitet. Tatsächlich handelt es sich allerdings um keinen Senator sondern um den Direktor der CIA. Sprich: Irgendjemand beim SAB hat ein Problem mit der CIA und möchte deren Direktor ausschalten und dafür Mike Fallon benutzen. Zum Glück kann sich Fallon rechtzeitig dazwischen schalten und auf der "richtigen" Seite landen.

Okay, ich habe irgendwas vollkommen anderes erwartet. Was ich erwartet habe, tut nicht wirklich was zur Sache. Was ich bekommen habe, ist eine Spionagesatire. Kantige, sehr kantige Fressen. Schwarz/weiße Zeichnungen. Muskulöse Männer, kurvige Frauen. Alles um alle möglichen Klischees über Agenten/Attentäter/Spione/die CIA/sonstige erfundene Dienste in einen Topf zu packen. Es ist nicht zu actiongeladen und nicht zu prollig, sondern tatsächlich ziemlich...schlau. Und natürlich spielt auch Sex eine Rolle. So sind die Kondome von Mike Fallon genau auf ihn zugeschnitten und auf der Verpackung prangt sein Name. Tatsächlich sehr unterhaltsam. Sich nicht sehr ernst nehmend. Genau das was ich manchmal brauche.

8/10 Pfandflaschen
Made by: Pat Mills, Tony Skinner, Duke Mighten
Trailer zum Film:


Montag, 7. Juli 2025

Album der Woche#641: Miles Davis - Bitches Brew (1970)

"Bitches Brew" ist das ingesamt zweiundvierzigste Studio Album von Miles Davis. Der Jazz-Musiker (und Legende!) war natürlich nicht alleine an all den Instrumenten beteiligt. Insgesamt sind hier schätzungsweise 11 weitere Musiker zu hören. Wobei alle paar Tracks jemand neues dazu kommt.

Was soll ich sagen? Es ist schwierig für mich neue Arten von Musik zu beschreiben. Das Album ist ein für damalige Zeiten Novum gewesen. Davis hat vorher schon angefangen mit elektrischen Instrumenten zu experimentieren und hier setzt er exakt diese Experimente fort. Insgesamt lässt sich sagen, dass hier keine bestimmte Songstruktur vorhanden ist sondern viel mehr ein riesiges, gigantisches spontanes Mega-Arrangement an verschiedenen Tönen aus verschiedenen Instrumenten. Man nennt das Jazz Fusion, Jazz Rock, Avantgarde Jazz und wahrscheinlich noch zig andere Profi-Begriffe, die ich alle nicht kenne.


Das Album fühlt sich an wie eine Odyssee durch die Nacht. Genauer gesagt als wäre es aus der Perspektive von jemanden geschrieben, der gerne Drogen genommen hat und nachts durch die Straßen einer Großstadt geirrt hat während Neon-Leuchtreklamen um ihn herum geflackert haben und er sie nur so halb wahr genommen hat, auf der Suche nach dem nächsten Rausch. 

Hin und wieder ertappe ich mich allerdings dabei als wäre ich in einem Garten-Labyrinth in welchem aus jeder Ecke irgendwelche achtäugigen Gestalten rauskommen würden. Miles Davis und seine Mitmusiker schaffen es 20-minütige Jamsessions zu psychedelischen Trips werden zu lassen, die einfach nie enden wollen. Es gibt hier, wie gesagt, keine bestimmte Songstruktur. Alles folgt einer enormen Spontanität die irgendwann aufgenommen und als Song betitelt wird. 

Das nenne ich Avantgarde.

9/10 Pfandflaschen
Anspieltipps: Miles Runs The Voodoo Down, Pharaoh's Dance, Sanctuary


Donnerstag, 3. Juli 2025

Mittwoch, 2. Juli 2025

Film der Woche#637: The Relic (1997)

Basierend auf dem Roman "Relic - Museum der Angst" von Douglas Preston und Lincoln Child. Auf Deutsch bekannt als "Das Relikt".

Ich habe keine Ahnung, wie dieser Film in meiner Watchlist aufgetaucht ist. Wahrscheinlich war es ein Instagram-Post über obskure Horrorfilme, die kein Arsch kennt. Anyway, worum geht es? 

Anthropologe Dr. John Whitney (Lewis Van Bergen) trifft in Brasilien auf den amazonischen Zinziera-Stamm und lernt deren Bräuche kennen. Die Indigenen verabreichen ihm eine Suppe. Er selbst verschwindet daraufhin und begibt sich per Schiff zurück nach Chicago. Er ist nämlich dort im Museum

of Natural History ansässig. Das Schiff kommt an, jedoch ohne ihn und voll mit Leichen, welchen die Gehirne ausgesaugt wurden. Das Museum kriegt zwei große Holztruhen überreicht. Eine davon ist voll mit seltsamen Blättern die von einem Parasiten befallen sind. Im Museum kämpfen zwei Wissenschaftler um eine Finanzierung: Dr. Greg Lee (Chuoi Muoi Lo) und die Evolutionsbiologin Dr. Margo Green (Penelope Ann Miller). Letztere ist auch eine der wenigen Personen die Hausmeister Frederick Ford (Jophery Brown) vor seinem Tod gesehen haben. Dieser wurde nämlich in der Nacht nach der Ankunft der Truhen geköpft und sein Gehirn wurde ausgesaugt. Hat dieser abscheuliche Mord etwas mit den Truhen zu tun? Ist etwa irgendwas gruseliges nach Chicago mit dem Schiff gekommen? WER WEIß???? lol

Ein sicherlich ziemlich durchschnittlicher, jedoch unterhaltsamer Film. Jumpscares an der richtigen Stelle. Interessantes Monster (oha, ich was verraten) Design. Eine Mischung aus Reptillie, Ratte, Nashorn und äh...Mensch? Austauschbare Charaktere, eher unterdurchschnittliches CGI. Aber die Geschichte ist trotzdem ganz witzig und irgendwie will man schon erfahren was als nächstes passiert. In 1-2 Monaten würdet ihr den Film trotzdem vergessen. Von daher:

6,75/10 Pfandflaschen
Trailer:


Dienstag, 1. Juli 2025

Comic Book Review#636: Wormwood: Gentleman Corpse#0 (2006)

Ich habe, mal wieder, absolut keine Ahnung wie ich an diesen Comic rangekommen bin bzw. was den Impuls ausgelöst hat, ihn zu reviewen. Wahrscheinlich fand ich einfach nur das Cover gut, oder so. Tatsächlich habe ich schon mal eine Ausgabe hiervon reviewt. Und zwar vor knapp zehn Jahren. Hier.

Was der Character Wormwood darstellen soll, ist ziemlich klar ersichtlich. Er ist ein Untoter. Kein bösartiger Zombie, sondern einfach nur eine wandelnde Leiche mit ziemlich guten Manieren. Der sehr gerne Bier trinkt und in einer Kneipe abhängt. Seine Zähne sind stets zu sehen, weil seine Lippen nicht
mehr da sind, seine Augenhöhlen sind schwarz, er trägt einen Frack. Doch es täuscht. Wormwood ist ein interdimensionaler Wurm, der diesen toten Körper von innen kontrolliert. Er hängt mit seinem Kompagnon, einen Cyborg den er selbst gebaut hat (?), namens Mr. Pendulum in einem Striptease-Bar. Diese gehört Medusa. Ja genau, dieser Medusa die wir alle kennen. Sie hatte vor einigen hundert Jahren mal was mit Wormwood gehabt und irgendwie war es so eine on/off-Sache oder so. Jedenfalls besitzt Medusa diese Kneipe, allerdings dient diese einen anderen Zweck. Tatsächlich bewacht Medusa seit tausenden von Jahren einen Höllenschlund und hindert irgendwelche finsteren Wesen daran, die Erde zu betreten. An diesem Abend als Wormwood und Mr. Pendulum zu Gast, passiert Folgendes: Einen weiteren Gast wachsen plötzlich riesige Tentakel aus dem Mund. Die eigentlich Sprossen einer fleischfressenden Pflanze sind, die dann anfängt andere anzugreifen. Wormwood und Pendulum werden der Sache schnell Herr. Sie finden raus, dass diese Angriffe schon seit längeren stattfinden und eigentlich nur Leute befallen sind die Bier trinken. 

Meine Fresse ist das geil! Diese trockene Art von Mr. Wormwood begeistert mich und die sarkastische Art von Mr. Pendulum auch. Diese Geschichte scheint zunächst absolut morbide zu sein, doch schnell stellt es sich heraus, dass sie einfach nur unfassbar absurd und lustig ist. Die Charaktere sehen aus wie perfekt gezeichnet für den Cartoon Block von MTV aus den 90ern, Liquid Television. Nur in untot oder versoffen oder so. Perfekte kantige Hackfressen, voll mit Tattoos und absterbenden Gliedmaßen. Es ist im Prinzip, auch weil es sich hier um zwei Typen handelt, um eine Art "Supernatural" auf Crack. Absolut fantastisch. Ich werde das hier definitiv mal nachholen.

9/10 Pfandflaschen
Made by: Ben Templesmith


Montag, 30. Juni 2025

Happenings des Monats: Juni'25

SPASTIC FANTASTIC LABELFEST 2025 am 07.06.2025 im FZW, Dortmund

Traditionen muss man pflegen, oder so. Oder? Naja. Jedenfalls gehe ich beinahe ununterbrochen seit fast 12 (?) Jahren zum Spastic Fantastic Festival ins FZW und bin eigentlich ganz selten enttäuscht. Aber lasst uns anfangen direkt anfangen.



Soweit ich mich erinnern kann, war die erste Band die Genosse H, Genosse A und ich an dem Nachmittag/Abend gesehen haben eine Powerviolence-Gruppierung namens CHRONIC PISSED. Wobei es mich schon gestört hat. Ich dachte ehrlich gesagt, dass es richtigerweise "chronically pissed" heißen sollte. Jedenfalls waren die 2-3 Minuten die wir nach unserem kleinen Einkauf bei REWE noch mitbekommen haben schon ziemlich geil. Geht steil. Danach gings runter zu FLASCHENBECHER. Der Bandname ist mir, ob seiner Merkwürdigkeit, schon desöfteren aufgefallen. Was uns dann erwartet hat war eine vierköpfige Deutschpunk-Gruppe, die sich allerdings eher an der melodischeren, frecheren Sparte des Genres aus den 1980er Jahren orientiert hat. Jemanden im Publik sind tatsächlich "Ideal" als Vergleich eingefallen. Ich wäre nicht auf den Vergleich gekommen, wenn dann eher Bärchen und die Milchbubis oder so. Jedenfalls, sympathische Mischung aus politischen und trivialen (oder trivial wirkenden) Texten. Flaschenbecher waren auch der Ersatz für "Pisstole", die ich bis dato mir immer noch nicht angehört habe. Jedenfalls ging es nach ihren Auftritt ziemlich schnell nach oben zu den Surfpunks von WAX MINDS. Eine wirklich bezaubernde, lockere und gleichzeitig energische Art und Weise zu singen, aufzutreten...Naja, zu performen halt. Sehr interessant fand ich auch wie die als Erdbeere verkleidete Sängerin, um irgendwo weiter oben sich fortbewegen zu können, sich einfach am Kopf eines Zuschauers festgehalten hat. Großartig. WIR SIND FLIEGEN und SABOTAGE haben Genosse H. und ich tatsächlich gekonnt verpasst weil wir beschäftig waren, uns Essen zu holen als auch bei der Rückkehr vom Security Mann abgetastet zu werden. Darum war es an der Zeit für drei Bands, die mich seit längerer als auch kürzerer Zeit begeistert haben, denne ich teilweise aber viel zu wenig Beachtung schenke. HYSTERESE habe ich das letzte Mal gesehen, als ich noch in Würzburg gewohnt habe. Soweit ich mich erinnere, war das mein letztes Konzert dort, vor dem Umzug. Und zwar das Trainspotting Festival in Cairo. Ich fand sie fantastisch und habe mir zwei Aufnäher geholt, einer davon ist immer noch auf meiner Bomberjacke lol. Jedenfalls war es diesmal nicht anders. Großartiges, Post-Punk-Irgendwas-Gedöns mit Gesang, der tatsächlich an 80er Jahre NWOBHM-Bands erinnert. Zumindest so ein Bisschen. Das ist übrigens Genosse A. aufgefallen, und nicht mir. Also mir auch, aber erst später. Als es dann wieder vom Keller nach Oben ging, wurde es schlimmer. Wir waren nur ganz kurz im Garten des FZW und währenddessen wurde der Andrang bei BRIEFBOMBE einfach immer größer. Wir haben versucht uns durch die Menge irgendwie durchzudrängen. Haben es grade mal so geschafft und tatsächlich auch den Song "Jugendlicher im DHL Postfach aufgefunden" (oder so) mitgehört. Ansonsten wurd es mir zumindest sowas von zu viel. Darum ab nach unten und darauf warten, dass Amen81 los legen können. Zu dieser Band habe ich eine ganz besondere Beziehung. Tatsächlich waren sie die musikalische Untermalung für meinen politischen Wandel von "alle Staaten sind blöd"-Kiddie zum israelsolidarischen Gigachad, der ich heute bin (als ob). Ich habe sie insgesamt drei mal gesehen. Einmal am Ende einer großen antifaschistischen Demo gegen die Eröffnung des Nazi-Klamotteladens Tönsberg in Nürnberg, irgendwaann im Aschaffenburger JUKUZ und dann tatsächlich beim oben genannten Trainspotting-Festival in Würzburg. Vorletztes (?) Jahr hätten sie ebenfalls im FZW auftreten sollen, aber war nicht. Jedenfalls habe ich sie endlich wieder zu Gesicht bekommen. Ein kleines Banner von "Artists against Antisemitism" am Amp, Drummer Thorsten trägt ein "Never Again Is Now"-T-Shirt. Leider ist das Publikum an dem Zeitpunkt schon stark angetrunken und checkt das nicht oder alt genug um es still schweigend gut zu finden. Alle drei Mitglieder: Rene, Heiko und Thorsten teilen sich den Gesang. Man spielt Songs aus verschiedenen Phasen der Band. Sprich sowohl aus der Crustcore-Zeit, als auch neueres Material, was in meinen Ohren stellenweise etwas zu Indie klingt. So kann jeder sich eine Lieblingsepoche aussuchen und mitsingen. Ich kannte einige der Songs leider nicht, was bedeutet dass dieser Blog irgendwann eine riesige Amen81-Discography erleben wird. Das wird geil. Richtig schön wars auch bei der Durchsage "Torsun fehlt mir schon, wen ich auf jeden Fall nicht vermissen werde ist Greta Thunberg" (oder so). Grandioser Mittelfinger an die fürchterliche PR-Aktion der schwedischen Antisemitin. Leider haben sich Teile des Publikums nicht dafür interessiert, sondern eher dafür sich auf die Bühne zu setzen, sich zu besaufen und anderen Leuten (wie mir) die Sicht zu versperren und sich lauthals zu unterhalten. Meine Fresse, geht doch auf eure fünf Euro Pipikakapimmelpogo Schimmelpunk-Konzerte im lokalen JUZ aber lasst mich in Frieden. Nach Amen81 ging's einfach mal nach Hause, weil ich die anderen Bands nicht kannte und kein Bock mehr hatte. Naja. War schon geil, irgendwie.


Stricher guckt sich "Conclave" (2024) am 08.06.2025

Was musste ich, finstererweise, lachen als ich gelesen habe dass irgendjemand meinte der Film würde alles tun, um gute Promo für sich zu machen. Das war als Papst Franziskus gestorben ist, also wesentlich später nach Filmstart. Das macht nicht besonders viel Sinn, irgendwie. Jedenfalls hatte ich den Eindruck, durch die Promo, der Film wäre eine Art Verschwörungsthriller der irgendwelche finsteren Machenschaften des Vatikan aufdeckt. Das ist er aber nicht, er ist aber auf eine andere Art und Weise spannend. Ein Thriller eben, nur im direkten Sinne des Wortes. Kein Horror-, oder Actionfilm.

Wir befinden uns irgendwann in der gegenwärtigen Zeit. Der Papst ist gestorben. Das


Kardinalskollegium im Vatikan versammelt sich nun, um einen neuen Papst zu wählen. Ein Mitglied des besagten Kollegiums ist Kardinal Lawrence (Ralph Fiennes), der die Aufgabe bekommt das Konklave (also die eigentliche Papstwahl) zu leiten. Am ersten Tag der Wahl taucht urplötzlich ein Bischof aus Kabul auf, Kardinal Vincent Benitez (Carlos Diehz). Dieser wurde heimlich vom verstorbenen Papst zum Kardinal berufen und darf laut den Gesetzen an der Wahl teilnehmen. Bei der besagten Wahl gibt es mehrere Spitzenkandidaten: der liberale Kardinal Bellini (Stanley Tucci), der Quebec'sche konservative Kardinal Tremblay (John Lithgow), ein weiterer konservativer Kardinal namens Adeyemi (Lucian Msamati) aus Nigeria und der traditionsbewusste Kardinal Tedesco (Sergio Castellitto), der alte Traditionen wieder auferleben lassen will. Im Laufe des Films scheiden diverse Kandidaten aus der Wahl aus. Nicht weil sie umgebracht werden, sondern weil Kardinal Lawrence riecht, dass irgendwas nicht stimmt. So gibt es die üblichen Dinge: Korruption, Sexskandal und fremdenfeindliche Äußerungen. 

"Conclave" funktioniert wie ein Thriller. Es ist ein sehr spannender Film, der sich mit unangenehmen Aspekten der katholischen Kirche auseinandersetzt und eine Situation erschaffen möchte, in welcher es auch progressive Kardinäle gibt, die die Institution in ein positives Licht rücken möchten. Gleichzeitig gibt es wunderschöne Bildkompositionen zu sehen und die Ungewissheit, was denn bitte schön als nächstes passieren würde ist gelinde gesagt ziemlich präsent. Es ist nicht das, was ich erwartet habe. Liegt wahrscheinlich daran, wie der Film beworben wurde, oder zumindest wie ich die Promophase wahrgenommen habe. Ich wurde trotzdem positiv überrascht. Es ist ein Film über die Papstwahl und alles was da so mit sich kommt. Es ist jetzt schon ein moderner Klassiker.

8/10 Pfandflaschen

Trailer:



CARCASS + WALLS OF JERICHO + PHANTOM CORPORATION im Bochumer Eventcenter am 21.06.2025

Ich habe von dem Konzert irgendwie ein Monat vorher erfahren und habe einfach gehofft, dass ich am Samstag frei haben werde. Zum Glück war das so, zum Glück war das BEC nicht so weit vom Bochumer Bahnhof entfernt und zum Glück war es klimatisiert. 

Kaum in der für mich neuen Location angekommen, erstmal ne Dreiviertelstunde gewartet oder so, bis dann endlich Phantom Corporation auf die Bühne kamen. Ich spotte sofort mit Wolfbrigade und Morne T-Shirts von Bands, die ich schon mal gesehen habe. Sehr sympathisch. Das was die Herren dann zustande bringen ist sowas wie Crust Punk mit Thrash/Death Metal Einschlag. Wobei sie auf der Bühne mehr nach Metal klingen - auf Bandcamp höre ich definitiv mehr Crust heraus. Vielleicht liegt es daran, wie man die Sachen live mischt oder so. I don't know. Jedenfalls, großartige Verneigung vor


Wolfpack/Wolfbrigade und garantiert auch diversen Thrash/Death-Größen die ich nicht alle aufzählen kann. Ich fand's richtig cool - auch wie sympathisch sie mit dem Publikum umgegangen sind. Sie haben sogar viel zu schnell gespielt, sodass noch ein Song übrig war, höhö.

Walls of Jericho habe ich das erste Mal vor über zehn Jahren gesehen. Das war zu dem Zeitpunkt, als ich noch in Würzburg gewohnt habe und gerne auf solche Festival-Touren gegangen bin, wie "Persistence Tour". Damals war eine Ausgabe davon in der Würzburger Posthalle zu sehen. Mit dabei unter anderem Sick Of It All und Walls of Jericho. Damals schon eine große Nummer und dieses Mal in Bochum auf jeden Fall auch. Es war zu einem Zeitpunkt, als dieser Blog noch nicht aktiv war bzw. ich ein Jahr lang nichts geschrieben habe. Ich war schon lange nicht mehr auf solch einen Hardcore-Konzert, diese ganze Szene ist mir inzwischen auch komplett fremd. Es war trotzdem erfrischend, mal eine Band zu sehen/zu hören, die viel mehr mit dem Publikum interagiert, es einbezieht, anheizt, sich viel mehr auf der Bühne bewegt. Candace Kucsulain ist ne absolute Top-Frontfrau. Richtig cool, wie publikumsnah die Band sich gezeigt hat. Auch keine Angst, runter zu kommen und die Leute zu high-fiven, nach dem Auftritt. Großartig.

Carcass höre ich schon ziemlich lange und bin sehr froh über deren Existenz als Pioniere des Grindcore, Death Metal als auch dessen melodischer Sparte. Sie sind zudem auch (unfreiwillige) Pioniere des Goregrind, ob sie es wollen oder nicht. Leider. Wie auch immer. Als Carcass die Bühne betreten, merkt man sofort den Altersunterschied zwischen zwei Hälften der Band. Aus dem (beinahe) Original-Lineup sind nur noch Sänger/Bassist Jeff Walker und Gitarrist Bill Steer übrig. Gitarrist Tom Draper und Drummer Daniel Wilding sind beinahe in meinem Alter. Also ein Jahr und sieben Jahre älter als ich. Während Walker und Steer ungefähr so alt sind wie mein Vater. Walker hat sich inzwischen die Haare kürzer schneiden lassen, sodass er mit seinem Hemd und Jeans wie ein stinknormaler britischer Vater aussieht, der genauso zu mir in die Abteilung hätte kommen und fragen können "Ja moin, habt ihr Krombacher im Angebot, ich brauch was für meinen Verein". Super nett und down to earth. Schmeißt ständig Gitarrenplektrums in die Menge, bis keins mehr übrig ist als auch Wasserflaschen - und trifft damit jemanden auf dem Kopf, nur um dann "Aw, sorry" zu sagen. Wirklich sehr sympathisch. Umso sympathischer ist es, dass einerseits die beiden jungen Typen richtig fit sind und meisterhaft ihre Instrumente beherrschen, ohne abgehoben zu wirken - während die beiden älteren Herren großartigen Spaß auf der Bühne haben und kein Bisschen arrogant rüber kommen. Was ich dann alles mitbekommen sind für mich persönliche Klassiker wie "No Love Lost", "Buried Dreams" (wenn ich mich richtig erinnere) als auch "Heartwork". Ich habe keine Worte mehr, um das zu umschreiben. Wirklich phänomenaler Auftritt. Ich bin richtig froh, aus dem Haus gegangen zu sein - für einen durchaus fairen Preis. Okay, vor 15 Jahren hätte ich dafür, garantiert noch fünf weitere Bands sehen können, aber egal. Das ist leider so. 



Stricher guckt sich endlich "Captain America: Brave New World" (2025) an am 26.06.2025

Ich warne schon mal vor, dass ich in diesem Review auf jeden Fall spoilern werde, weil es mir unmöglich erscheint hier ein Review spoilerfrei zu gestalten. Habe den Film zuhause auf DVD gesehen, weil nun ja, Kinostart verpasst und äh sowieso wollte ich in keinen Marvel-Film mehr ins Kino gehen. Außer am 24.07. wenn endlich "Fantastic Four - First Steps" ins Kino kommt. Das muss ich einfach erleben. Anyway, dieser Film hier ist die Fortsetzung der MCU-Serie "Falcon and the Winter Soldier", die ich niemals gesehen habe. Ich finde, dass es trotzdem funktioniert hat und ich alles irgendwie verstanden habe.


"Captain America: Brave New World" ist der inzwischen 35. Film innerhalb des Marvel Cinematic Universe. Das heißt für mich, dass ich wohl 35 MCU-DVDs mein Eigen nennen darf. Meine Fresse, das wird noch ein richtig witziger Marathon, wenn ich mir das alles noch mal zuhause reinziehen werde. Wie auch immer: Der Film spielt, wie gesagt, nach "Falcon and the Winter Soldier". Sam Wilson (Anthony Mackie) ist inzwischen nicht mehr Falcon sondern der offizielle Nachfolger von Steve Rogers als Captain America. Zu Beginn des Films ist er gemeinsam mit seinem Partner (aber nicht Sidekick) der nun als Falcon agiert, Joaquin Torres (Danny Ramirez) an einer geheimen Operation beteiligt. Ein nicht näher benannter Behälter wurde von der Söldnergruppe Serpent gestohlen. Sam, Joaquin und ein Haufen speziell ausgebildeter Soldaten kommen nach Mexico, um ihn wiederzuerlangen. Seth Voelker aka Sidewinder (Giancarlo Esposito) kann allerdings entkommen. Mit dem sichergestellten Behälter geht's allerdings wieder nach Hause. In den USA weht ein anderer Wind. Der ehemalige General und Premierminister Thaddeus "Thunderbolt" Ross (diesmal gespielt von Harrison Ford) hat die Präsidentschaftswahl gewonnen. Nun sind Sam und Joaquin zu einem geheimen Gipfel im Weißen Haus eingeladen, als auch Sams guter Freund Isaiah Bradley (Carl Lumbly). Dieser saß 30 Jahre im Gefängnis und war dort ein Versuchskaninchen für das Supersoldaten-Serum. Im Laufe des Gipfels erfahren wir auch, worum es überhaupt geht. Ein Celestial-Körper, der aus dem Indischen Ozean herausragt ist ein umstrittenes Thema für mehrere Länder (USA, Japan, Indien und Frankreich) gewesen. Es beinhaltet ein neues, bisher auf der Erde nicht dagewesen Metall: Adamantium. In dem gestohlenem Behälter war Adamantium drin. Während des Gipfels kommt es allerdings zu einem schweren Zwischenfall. Mehrere Besucher, darunter Isaiah, drehen plötzlich durch und wollen den Präsidenten töten. Isaiah kann sich bei seiner Verhaftung später allerdings an gar nichts erinnern. Sam und Joaquin kommen schnell dahinter, dass es sich um Gedankenmanipulation handeln könnte. Zudem wird Präsident Ross immer aggressiver.

Es erinnert mich in gewissen Sinne an "24", nur nicht so verwinkelt und abgefahren. Irgendjemand versucht also den USA bzw. ihren Bild in der Öffentlichkeit zu schaden. Es ist niemand von außerhalb, sondern jemand der ganz tief im Lande sitzt und über die Fähigkeit der Gedankenmanipulation verfügt. Wie man sicherlich schon im Trailer (oder auf dem Cover der DVD) gesehen hat, gibt es hier einen Red Hulk. Wer die Comics kennt, weiß dass Thaddeus Ross der Red Hulk ist. Demzufolge ist der Film im Grunde genommen reiner Fan-Service. Ich find's schade, dass es keinen Überraschungseffekt mehr gibt und solche Filme im Prinzip nur dafür da sind um Fans zu befriedigen. Es besteht kaum noch ein Anreiz für neue Zuschauer, rauszufinden worum es eigentlich geht. Absolut jeder weiß, dass Harrison Ford sich in den Hulk verwandeln wird. Nur nicht wie. Die Story ist durchaus genießbar, allerdings auch vorhersehbar. Es geht um eine Realität am Rande eines Kriegs wegen eines neuen Rohstoffs, um das öffentliche Bild der USA etc. etc. Ich muss sagen, es hat Spaß gemacht das Ganze zu sehen. Allerdings ist der Film niemals so packend, wie so viele MCU-Filme zuvor. Schade eigentlich, aber hätte schlimmer sein können.

6/10 Pfandflaschen

Trailer:



Stricher guckt sich "Masel Tov Cocktail" (2020) an am 28.06.2025 im Druckluft, Oberhausen

Im Rahmen eines Filmabends (und Cocktailabends) zeigte die Polit-Gruppe "Dissens" den Film "Mazel Tov Cocktail". Ich fand den Plot gut und wollte unbedingt mal dabei sein. War ein sehr angenehmer, gar nicht mal so heißer Abend mit leider keiner Diskussion über den Film hinterher, aber dafür mit lauter Geschichten "von früher" und so Zeug. Gerne wieder.


"Masel Tov Cocktail" erzählt, aus der Ich-Perspektive, die Geschichte von Dmitri Liberman (Alexander Wertmann). Der junge Mann ist Sohn von jüdischen Kontigentflüchtingen aus der ehemaligen Sowjetunion und wohnt in einer Plattenbausiedlung im Ruhgebiet. Er geht aufs Gymnasium und ist mit Michelle (Gwentsche Kollewijn) zusammen. Eines Tages macht sich sein Mitschüler Tobi über Dmitris jüdische Herkunft lustig. Er imitiert das Sterben in einer Gaskammer, wofür er von Dmitri eine kassiert, auf dem Boden fällt und sich die Nase bricht. Daraufhin wird er von der Schule suspendiert. Als sein Vater das mitbekommt, streicht er die Abifahrt für ihn - es sei denn, Dmitri entschuldigt sich. So begleitet der Film Dmitri auf der Suche nach Tobi (der irgendwo in der Stadt nun Stolpersteine putzen darf). Dabei monologisiert der junge Mann vor der Kamera über sich selbst, seine Herkunft und das Jüdischsein an sein.

Es werden viele Aspekte angesprochen, die durchaus wahr sind. So werden jüdische Kontigentflüchtlinge zunächst gar nicht als Juden wahrgenommen sondern als "Russen". Dazu kommen noch verschiedene Sichtweise von klischeehaften Deutschen, wie einer Lehrerin von Dmitri die stolz darauf ist Juden zu mögen oder eines Mitschülers der fest davon überzeugt ist, dass seine Großeltern keine Nazis waren. Dazu kommt noch, dass (wie so oft) Juden generell mit Israel gleichgesetzt werden - was für Dmitri völlig mißverständlich weil seine Familie mit dem Land kaum Berührungspunkte hat. Er selbst zumindest nicht. Was ich auch definitiv sehr gut dargestellt fand, war die Vereinnahmung von der Generation über Dima durch russische Propaganda. So guckt seine Mutter 23 russischsprachige Kanäle und sein Großvater lässt sich von einem AfD-Fatzken an einem Stand vollabern. Das sind alles Sachen, die vielleicht überzogen wirken aber durchaus ihren realen Standtpunkt haben. Dabei möchte der Junge einfach sein Leben leben und sich nicht a) dafür rechtfertigen müssen dass er Jude ist oder b) dafür gelobt werden dass er Jude ist oder c) angetrieben zu werden ein besserer Jude zu sein. Ich finde es interessant wie einfach Antisemitismus und Philosemitismus hier dargestellt werden. Guter Film, zweifelsohne.

8/10 Pfandflaschen

Trailer:


Album der Woche#640: Gabor Szabo – Belsta River (1977)

"Belsta River" ist das insgesamt siebzehnte Studioalbum des ungarischen Jazz-Gitarristen Gabor Szabo. Tatsächlich weiß ich nicht genau, wie ich auf eben dieses Album drauf gekommen. Ich glaube, aber dass YouTube mir ein anderes Album von ihm seit langem immer mal wieder vorgeschlagen hat und irgendwie bin ich auf dieses andere, also das hier, gekommen.


Es fällt mir schwer, Musik zu beschreiben, die keinerlei Gesang oder irgendwelche abgefahrenen Effekte vorweist. Aber man soll ja sein Horizont stetig erweitern. Deswegen wird dieses Review etwas kurz ausfallen, dafür aber wohlwollend. Okay. Let's go.

Auf dem Album befinden sich insgesamt nur vier Songs: "24 Carat", "Django", "First Tune In The Morning" und "Stormy". Wobei nur die Hälfte Eigenkompositionen sind. "Django" stammt ursprünglich vom Pianisten John Lewis, der den Song als Tribut an Jazz-Komponist Django Reinhardt geschrieben hat. "Stormy" stammt von amerikanischen Gitarristen J.R. Cobb. Die beiden grade genannten Songs sind mit 4-8 Minuten relativ kurz. Es sind im Prinzip recht eingängige und meines Erachtens relativ unkomplizierte, typisch US-Amerikanische Jazz-Kompositionen. Während "24 Carat" und "First Tune In The Morning" völlig ausuferende, fast schon psychedelische gigantische Jam-Sessions sind, die auf äh 14-15 Minuten komprimiert wurden, ansonsen aber mit Sicherheit noch viel länger dauernd würden.

Meiner Meinung nach ein super entspanntes, zeitloses Werk dass vollgespickt ist mit wah-wah-Effekten, Jangly Guitar und viel viel viel Klavier. Man kann tatsächlich hierbei nicht sitzen bleiben, sondern muss sich, wie ein Papagei zur Musik quer durchs ganze Zimmer bewegen. 

Es ist für mich ungewohnt, über solcherlei Musik zu schreiben - und das obwohl hier schon Charles Mingus vertreten war. Trotzdem kann ich nachvollziehen, wieso Szabo für seine Kunst gefeiert wurde. Das Album ist etwas vollkommen aus der Zeit geratenes. Zeitweise klingt es nach dem Entstehungsjahr 1977 - also nach Drogen und Entspannung. Andererseits aber wie etwas aus der Zukunft, wo es nur noch unpolitische, synthetische Musik ohne jegliche Vocals gibt. Faszinierend.

8/10 Pfandflaschen
Anspieltipps: 24 Carat, Django, First Tune In The Morning, Stormy


Freitag, 27. Juni 2025

So isses, Musik!#192

Eminem Discography: The Death of Slim Shady (Coup de Grâce) (2024)

He's back, back again. Er kommt immer wieder zurück, und zwar dann wenn keiner es erwartet hat. Vor allem ich nicht. "The Death of Slim Shady (Coup de Grâce) ist das zwölfte Album des Detroiter Rappers. Es funktioniert als ein Konzept-Album, dass Eminems Konflikt mit seinem Alter Ego Slim Shady zum Thema hat. Im Großen und Ganzen lässt sich sagen, dass Em auf Slim Shady in einer Art

Traum im Traum trifft. Thematisiert werden unter anderen Eminems Werdegang als Künstler bzw. die Veränderung der Themen seiner Songs. Slim Shady fungiert hier als eine Art Geist aus der Vergangenheit, der plötzlich wieder aufgetaucht ist und ihn als Geisel genommen hat. So übernimmt er die Kontrolle über das Album und haut absichtlich provokative und diskriminierende Texte gegen Kleinwüchsige und Behinderte raus nur um Eminem zu canceln. Der Konflikt findet vor allem in den Sketches als auch in "Guilty Conscience 2" statt. Hier schafft Eminem es, Slim Shady als Feature Part zu nehmen und mit zwei unterschiedlichen Stimmen zu rappen. Dazu kommen super viele Soundeffekte, Samples von früher als auch Anspielungen auf alte Texte. So wird sowohl in der Single "Houdini" als auch im dazugehörigen Video das Lied "Without Me" parodiert. Es ist einerseits alles beim alten. Eminem disst, beleidigt und das auf kreative Weise. Er struggelt mit inneren Dämonen und featured einen Haufen großartiger Rapper, die ich allesamt nicht kenne: JID, Ez Mil, Big Sean, BabyTron, Dem Jointz, Sly Pyper, White Gold und Jelly Roll. Als auch alte Bekannte/Freunde: Skylar Grey und Bizarre. Natürlich entschuldigt er sich auch bei seinen Kindern, vor allem Haille Jade. Das ist tatsächlich rührend und so, aber hängt mir doch etwas aus dem Hals. Vor allem weil es gleich in zwei Songs passiert. Aber ich kann drüber hinweg sehen, schließlich ist das ein für ihn sehr wichtiges Thema. Es wird auch alles mit einem riesigen Eimer Selbstironie überzogen. Also doch ziemlich ziemlich kreativ, egal was man sonst erwartet hätte. Ein wirklich überraschend gutes Album.

7,5/10 Pfandflaschen
Anspieltipps: Houdini, GOAT, Guilty Conscience 2, Fuel, Antichrist




Green Day Discography: Saviors (2024)

30 Jahre nach "Dookie" und 20 Jahre nach "American Idiot". Haben Green Day es irgendwie immer noch drauf? Jein.

Ich habe, ehrlich gesagt, nicht viel zu "Saviors" zu sagen. Einfach weil dieses Album schlicht Green Day ist. Sie machen hier das was sie sehr gut können. Nämlich angenehme Gitarrenriffs zu spielen,
mitsingbare Hooks zu singen und wenn es passt etwas balladeskere Songs zu machen. Achja und natürlich die US-Amerikanische Gesellschaft zu kritisieren, wenn auch nicht so politisch wie es manch einer gerne hätte. 

Die Sache ist: Sie können das gut und zum glücklich haben sie sich von dem Stadion-Sound von vor 20 Jahren verabschiedet. Es ist ein stinknormales, pop-punkiges Rock Album. Mehr allerdings auch nicht. Es bleibt, bis auf ein paar Songs, nicht wirklich was hängen. Es ist in Ordnung, aber ich fühle mich einfach nicht wirklich mitgerissen. Ich habe auch beschlossen, dass das hier das letzte GD-Album ist, dass auf diesem Blog reviewt wurde.

Anspieltipps: Coma City, 1981
5/10 Pfandflaschen



Mittwoch, 25. Juni 2025

Film der Woche#636: Airheads (1994)

Herzlichen Glückwunsch, ihr dürft eine Rezension zu einem Film lesen, der durch absoluten Zufall ausgewählt wurde. 


"Airheads" erzählt die Geschichte von drei jungen Männern. "Chaz" (Brendan Fraser), "Rex" (Steve Buscemi) und "Pip" (Adam Sandler) sind die "The Lone Rangers". Eine noch sehr junge Band, die sich darum bemüht einen Plattenvertrag zu kriegen. Sie haben auch letztens ein Demotape aufgenommen und versuchen es "an den Mann" zu bringen. Chaz wohnt mit Kayla (Amy Locane) zusammen, wobei sie arbeitet und Geld reinbringt, während er sich auf seine Band konzentriert. Nach einem Streit schmeißt sie ihn raus und er zieht bei seinen beiden Bandkollegen ein. Zu Beginn des Films hat er versucht das Demotape bei einem großen Plattenlabel bzw. einen namhaften Produzenten unterzubringen, doch er wurde von den Security-Kräfte freundlich rausbegleitet. Rex, der in einem Spielzeugladen arbeitet besorgt täuschend echt aussehende Uzis, die er mit Tabasco füllt, um sich gegen evtl. Angreifer zu wehren. Gemeinsam gehen die drei zum hiesigen "Alternative Rock"-Sender um dort ebenfalls ihr Demotape unterzubringen. Eigentlich wollen sie nur den coolen DJ Ian (Joe Mantegna) irgendwie bestechen. Allerdings mischt sich der Leiter des Senders, Milo (Michael McKean) ein, dem die Situation so gar nicht gefällt. Kurzerhand zieht Rex die Spielzeug-Uzi und die Situation eskaliert, ungewollt, zu einer Geiselnahme. Und zwar einer, bei welcher die Band von der Polizei vollkommen absurde Sachen fordert. Im Laufe des Films wird es immer kurioser. Ein Medienrummel um "The Lone Rangers" wird aufgebaut, es ensteht eine Stockholm-Syndrom Situation usw. usf.

Ich wollte diesen Film unbedingt sehen weil er a) so unfassbar schlecht bewertet ist und b) das Lied was die Band am Ende tatsächlich spielt ein Cover ist von einer US Hardcore Punk Band aus den 1980ern. Leider haben sie im Abspann nur teilweise Credits dafür bekommen. Also, die Songschreiber wurde genannt und nicht der Bandname. Es handelt sich hierbei um "Degenerated" von Reagan Youth, dessen Lyrics für den Film etwas abgeändert wurden um nicht so drastisch rüberzukommen. Seien wir ehrlich: Der Film ist unfassbar hohl. Er ist aber gleichzeitig so witzig. Vollgespickt mit großartigen Auftritten von spät-80er/früh-90er Top-Schauspielern. Ernie Hudson (Ghostbusters), Steve Buscemi (mit langen Haaren!!! The Big Lebowski), Adam Sandler (bevor er einen Haufen dummer Filme gemacht hat), Michael McKean (aus Spinal Tap aber heutzutage besser bekannt als Chuck McGill aus "Better Call Saul). Dazu kommen noch lauter klitzekleine Cameos durch Bands in Form von Aufklebern. So kann man übrigens auch was dazu lernen. White Zombie haben einen kleinen Auftritt mit "Feed the Gods", als auch Lemmy der behauptet früher für die Schülerzeitung geschrieben zu haben. Der Plot ist schnell erzählt, der Film ist wirklich absolut hohl. Aber er ist witzig, wie ein wirklich surreales semi-ironisches Kunstwerk, dass nicht ganz ernst gemeint ist. Gibt es anspruchsvolleres? Sicher. Ist mir das ziemlich egal? Ja, sowieso.

7,75/10 Pfandflaschen
Trailer.


Dienstag, 24. Juni 2025

Comic Book Review#635: Hotline Miami: Wildlife#1 (2016)

Basierend auf einem schwedischen 2D-Computerspiel namens "Hotline Miami" bzw. in selben Universum spielend. 


Wir befinden uns im Jahre 1989, genauer gesagt in Juni. Ein Mann in einer Hasenmaske hat in einem Apartment mehrere Menschen mit einem Maschinengewehr umgenietet. Nachdem er sich umgesehen hat, ob noch jemand am Leben ist, setzt er sich hin um eine Zigarette zu rauchen als er plötzlich von einem kleinen Jungen mit einer Pistole bedroht wird. Daraufhin spült die Geschichte zurück zu März desselben Jahres. Ein junger Mann namens Chris spielt gerne Videospiele und Air Hockey. So wie jetzt gerade mit seinem Kumpel Blake. Der Abend wird von einem mysteriösen Anruf unterbrochen. Chris hat vor einigen Monaten Geld an eine patriotische Organisation gespendet, die sich den Kampf gegen die Sowjetunion auf die Fahne geschrieben hat. Immer wieder rufen sie an und versuchen ihn nun, sich auch mit Taten ihnen anzuschließen, doch erfolglos. Ein paar Tage später, als er mit seiner Freundin/Sexpartnerin Kokain konsumiert, wird ihm ein Paket geliefert. Darin befinden sich Waffen und eine Hasenmaske. Wiederum ein paar Tage später: Die Anrufe lassen nicht nach und Chris beschließt sich mit den Anrufern zu treffen um "ein für alle Mal alles zu klären".

Ich kenne mich mit dem Spiel nicht aus, doch die Vorgeschichte des Characters Chris klingt nach einer "Assassin wider Willen"-Sache. Nach jemanden der in etwas reingezogen wurde, wovon er zunächst keine Ahnung hatte. Aber bestimmt jetzt voll darin aufgeht. Ich weiß noch nicht, wo die Reise hingeht aber es verspricht zumindest halbwegs interessant zu werden, wenn auch leicht vorhersehbar. Was mir nicht wirklich gefällt, sind die Zeichnungen. Alberto Massagias Zeichnungen sehen für mich aus, als hätten die Charaktere irgendwelche Missbildungen. Aber das ist nun mal sein Stil und das ist irgendwie auch okay. Anyway: Ich glaube nicht, dass ich das hier weiter verfolgen werde. Egal, in welchem Medium.

6/10 Pfandflaschen
Made by: Alberto Massagia, Federico Chemello, Maurizio Furini


Montag, 23. Juni 2025

Album der Woche#639: Staind - Dysfunction (1999)

Sicherlich nicht das erste Album von Staind. Aber auf jeden Fall das erste was auf einem Major Label (Elektra Records). Dies kam zustande durch Limp Bizkit Frontmann Fred Durst der von der Musik beeindruckt war und seine Beziehungen hat spielen lassen damit die Band überhaupt gesignt wird. Das erste Album "Tormented" wurde in Eigenregie rausgebracht.


Staind sind neben Godsmack für mich die Gesichter und Stimmen (und Gitarren) des Post-Grunge. Wobei die Band trotzdem nicht so leicht zu kategorisieren ist. Also doch. Irgendwo zwischen Post Grunge, Alternative Rock und Nu Metal. Das erste weil Aaron Lewis sich anhört wie das geistige Erbe von Cobain, Staley oder Vedder. Oder zumindest wie jemand der solche Musik gerne gehört hat und nun versucht seine Einflüsse zu verarbeiten. Gleichzeit kommen auch diese vom Grunge beeinflussten Riffs, die man aber viel eher im Alternative Rock oder der damals modernen Rock Musik findet. Und damit meine ich vielerlei US-Rock-Bands die in damals in den Charts waren. Staind klingen stellenweise einfach wie eine Band die im Fahrwasser des Grunge entstanden ist. Hin und wieder schreit Aaron Lewis anstatt zu singen oder wehleidig klingen, dann kommen noch richtige chugga chugga Riffs dazu und schon klingt die Band wesentlich anders. Nämlich so wie Nu Metal eben klingen kann. 

Textlich betrachtet geht es um vielerlei Traumata und unschöne Dinge die Aaron Lewis in seinem Leben durchgemacht hat. Alle Texte handeln von seinem Leben, darum heißt das Album auch, ihm zufolge, "Dysfunction". Das ist natürlich auch typisch für damalige (und auch heutige) alternative Rock Musik. Texte von einem Mittzwanziger die von seinem verkorksten Leben handeln, untermalt mit teilweise echt schönen und melodischen Riffs, triefend vor Wut und Schmerz. Es ist ein durchaus vielfältiges Album. Meiner Meinung nach durchaus reif und...echt! Finde es interessant, was aus Aaron Lewis mittlerweile geworden ist. Wie komme von Angsty Rhymes zu Country Rhymes über Trump und Amerika? Fehler in der Matrix oder so.

8/10 Pfandflaschen
Anspieltipps: Mudshovel, Just Go, Suffocation


Freitag, 20. Juni 2025

My Favorite TV-Show: Arrowverse, Teil 5

Batwoman (2019-2022)

Ich habe mir die Serie angeguckt, in Folge einer Maßnahme bzw. dem Vorhaben "endlich Arrowverse mal zu Ende gucken". Gesagt, getan. Und ich wurde nicht enttäuscht.

Wir befinden uns auf einer anderen Erde als die von "Supergirl" oder "Flash" bzw. "Arrow", die allerdings zum selben Multiversum gehört. Gotham City: Bruce Wayne aka Batman ist seit einiger Zeit verschwunden. Seine Cousine Kate Kane (Ruby Rose), Tochter von einem wohlhabenden Vorsitzenden einer privaten Sicherheitsagentur namens "Crows", beschließt in seine Fußstapfen zu treten, nachdem sie zufälligerweise rausfindet, dass ihr Cousin Batman ist. Genauer gesagt, betritt sie den Wayne Tower

und findet dort ein geheimes Versteck vor. Sie lernt außerdem Luke Fox (Camrus Johnson) kennen, einen Assistenten und Berater von Bruce. Es dauert nicht lange, bis die beim militär ausgebildete Kate zu einer neuen Superheldin für Gotham wird. Ihr im Weg steht eine Frau namens Alice (Rachel Skarsten), Anführerin der "Wonderland Gang", die schwerste Verbrechen begeht. Doch es stellt sich nach einer kurzen Zeit heraus, dass Alice Kates verloren und totgeglaubte Schwester ist, die den Großteil ihres Lebens unter Einfluss eines Psychopathen gelebt hat. 

Richtig interessant wird es allerdings ab der zweiten Staffel: Kate stirbt bei einem Flugzeugunglück und ihr Batwoman-Kostüm wird von einer Frau namens Ryan Wilder (Javica Leslie) gefunden. Sie zählt eins und eins zusammen, fängt selbst an das Verbrechen zu bekämpfen und wird Mitglied des "Team Batwoman". Sie ist ein vollkommen neuer Character, der einen ganz anderen Hintergrund mit sich bringt. Endlich kämpft jemand von der Lower Class gegen das Verbrechen, anstelle eines Kindes von reichen Eltern wie Bruce Wayne oder Kate Kane es nun mal sind. 

Von da an nimmt die Serie erst richtig Fahrt auf. Das liegt unter anderem daran, dass Ryan ein Character ist, der extra für die Sendung erfunden wurde. Der Grund für den Weggang von Ruby Rose war unter anderem eine nicht annehmbare Atmosphäre hinter den Kulissen. Kurzum: Es war scheiße und sie sah sich gezwungen zu gehen. "Batwoman" ist im Gegensatz zu den anderen Serien weder leicht comedyhaft (wie "Flash") nocht voll mit "Gerechtigkeitssinn" (wie "Arrow") sondern größtenteils einfach nur finster, morbide und ordentlich psychotisch. Zumindest hatte ich den Eindruck, als ob alle paar Minuten irgendjemand ermordet wird. Was typisch für Comics und Comicverfilmungen ist, sind die unheiligen Allianzen die hier geschmiedet werden. So werden aus Feinden Freunde, wahrscheinlich weil sie bei den Zuschauern beliebte Charaktere sind oder waren. "Batwoman" ist definitely over the top, wie man das so sagen würde. Eine durchaus finstere und actiongeladene Serie voll mit lesbischer Sichtbarkeit, Romanzen, Intrigen und Komplotten. Hier und da einfach ein No-Brainer aber gleichzeitig wirklich feinste Unterhaltung - andererseits aber durchaus nachdenklich und traurig.



Black Lightning (2018-2021)

Eine der "Arrowverse"-Serien, die zumindest meiner Wahrnehmung zufolge in Deutschland nicht so präsent war. Aber vielleicht liegt es einfach an mir und der Tatsache, dass ich drei Jahre nach Absetzung der Serie (und dem Ende vom Arrowverse) dazu gekommen, sie überhaupt zu sehen.

"Black Lightning" basiert auf den gleichnamigen Comics von Tony Isabella und Trevor von Eeden. Die Ausgabe des Comics erschien im Jahre 1977, damals trug der Character noch einen Afro und war Bewohner einer als "Suicide Slum" bekannten verarmten Gegend der Stadt Metropolis. In der

Serienumsetzung handelt es sich allerdings um eine separate Stadt namens Freeland (im Bundesstaat Georgia), die sich auf einer anderen Erde befindet als Städte wie Central City ("The Flash") oder Star City ("Arrow"). Das allerdings nur bis irgendwann während der "Crisis on Infinite Earths" das Multiversum neu geschaffen wird und alles auf einer Erde spielt. Jedenfalls: Jefferson Pierce (Cress Williams) ist Black Lightning. Er ist ein Superheld, der vor Jahren aufgehört hat. Er hat nämlich gemerkt, dass seine "Nebentätigkeit" das Leben seiner beiden Töchter Anissa (Nafessa Williams) und Jennifer (China Anne McClain) beeinträchtigt als auch seiner Frau Lynn Stewart (Christine Adams), die sich von ihm hat scheiden lassen. Anissa und Jennifer wissen zu Beginn allerdings nicht von der Geheimidentität ihres Vaters. Jefferson arbeitet als Direktor einer sogenannten Charter School (die in den USA Autonomie genießen und ihre Lehrpläne selbst gestalten). Er ist unter den Schülern sehr beliebt, ihr Wohl liegt ihm sehr am Herzen. Genauso wie das von der Stadt Freeland selbst. Als Anissa und Jennifer von einer Gang namens "The 100" gekidnappt werden, die zudem eine gefährliche Droge namens "Green Light" in Umlauf gebracht hat, sieht er sich gezwungen zu seinem alten Alter Ego zurückzukehren. Sein Mentor und Vaterfigur, der Schneider und Spezialist in allen technischen Dingen, Peter Gambi (James Remar) unterstützt ihn dabei.

Die Serie bietet eine etwas andere Herangehensweise als die übrigen Arrowverse-Serien. Selbstverständlich gibt es hier "epische" Storylines, die sich Staffel für Staffel durchziehen. So hat man pro Staffel grundsätzlich eine Storyline, mit hier und da, ein paar "Ausreißern". So ist zum Beispiel Jefferson Teil des "Crisis on Infinite Earths"-Crossovers, welches zu einer Art Reboot in der Serie geführt hat. Irgendwann verändert sich auch das Intro und wird weniger Hip-Hop-lastig. Generell ist Hip-Hop aber der Soundtrack hier. Außerdem beschäftigt sich die Serie viel mit Struggles von Black People. Es geht viel um Perspektivlosigkeit, Abhängigkeit, Vorurteile aber auch um einen Kampf dafür, irgendwie oben anzukommen. Sicher, es fliegen hier Menschen durch die Gegend, werden von den Toten wieder zurückgeholt und haben sonstige Superfähigkeiten. Allerdings ist es eine willkommene Abwechslung zur stellenweise sehr bunten und pathosgeladenen Welt von "The Flash" oder "Supergirl". Wobei hier natürlich auch nicht unbedingt mit Pathos gegeizt wird. Alles in allem: Ich habe enormen Spaß gehabt und bin der Meinung, dass es gut so ist, dass hier nach vier Staffeln Schluß war. Sonst wäre die Serie unnötig in die Länge gezogen worden. Und so.



Mittwoch, 18. Juni 2025

Film der Woche#635: Queen of the Damned (2002)

Und jetzt kommt ein Film, der schon super lange auf meiner Liste steht. Seit 20 Jahren um genau zu sein. Tatsächlich habe ich damals nur den Release des Soundtracks auf dem Schirm gehabt. Bücher von Anne Rice haben mich nicht interessiert. Es ist schon die zweite Verfilmung des Vampire-Zyklus von Rice. Die erste war "Interview with a Vampire" mit Tom Cruise und Brad Pitt. Es ist allerdings keine Fortsetzung sondern eine sehr freie Interpretation der beiden Bücher "The Vampire Lestat" und "Queen of the Damned".


Der Film spielt teils in der Vergangenheit des 18. Jahrhunderts und größtenteils in der Gegenwart des Jahres 2002. Damals wurde ein junger Mann namens Lestat (Stuart Townsend) von einem ewig alten Vampir namens Marius de Romanus (Vincent Perez) gekidnappt und zum Vampir gemacht. Lestat entwickelte eine enorme Sucht nach menschlichen Blut. Er wollte, trotz der ihn von Marius aufgebrummten Traditionen, diese nicht einhalten. Marius war ein strikter Vampir, der niemals unter Menschen gegangen ist, außer um ihr Blut zu trinken. Lestat hingegen fehlte das Menschliche und so versuchte er immer wieder ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen. So passiert es im Jahre 2002 als er wieder mal seinem Grab entsteigt. Die an einem Proberaum im Hafen gespielte Musik einer Nu Metal Band zieht ihn an, sodass er prompt deren Sänger umbringt, sich einschleicht und sie überzeugt ihn als Sänger zu engagieren. Er hat auch eine sehr gute Gesangsstimme - nämlich die von Jonathan Davis von KoRn. Es dauert nicht lange, bis das neue Projekt "Lestat the Vampire" berühmt wird und eine geheime Gesellschaft zur Erforschung des Paranormalen darauf aufmerksam wird. Das jüngste Mitglied, Jessica Reeves (Marguerite Moreau) ist von Lestat fasziniert und forscht weitaus mehr über ihn als sie sollte. Lestat selbst ist sich über sein Image in den Reihen der Vampire auch bewusst und fordert sie heraus. Sie sind nämlich nicht begeistert darüber, dass er all ihre Geheimnisse in der Öffentlichkeit ausplaudert - auch wenn die besagte Öffentlichkeit denkt dass die ganze Vampir-Sache nur ein Image ist. Ein weiterer, nicht unwichtiger Element der Geschichte: Akasha (Aaliyah), die Mutter aller Vampire, die lange Zeit ihres Lebens als lebende Statue verbracht hat. Nun ist sie erwacht und hat ihre eigenen Pläne mit Lestat.

Habe ich alles spoilerfrei umschrieben? Ja, ich denke schon. Zunächst mal: Ja, der Soundtrack ist phänomenal. Aber daraufhin werde ich dieses Jahr näher eingehen. Irgendwann wird er ausführlichst in einem "Album der Woche"-Review besprochen. 

Was wir hier haben ist eine ziemlich freie Umsetzung der beiden Bücher von Anne Rice. Folglich waren nicht alle Fans begeistert davon. Ich kenne die Bücher nicht und kann deswegen auch nichts zu sagen. Allerdings kann ich sagen, dass der Film genauso gut hätte in der Schweiz produziert werden können. Oder in Niederlande. Anstatt in Australien. Das liegt an dem hohen Käsegehalt. Ohne Scheiß, ich habe selten etwas so cheesiges und dennoch unterhaltsames gesehen. Es ist wirklich super super super spaßig anzusehen. Die Kostüme sind perfekt für ihre Zeit, die Darstellung von Lestats Auftritten ebenso...Nur die Dialoge sind wirklich unfassbar käsig und pathosgeladen. Zumindest wenn wir über die Vampire reden. Die menschlichen Dialoge sind wesentlich "normaler". Darüber hinaus: Der Sound einer Nu Metal Band erweckt einen Vampir wieder zum Leben. Mehr 2000er geht nicht. Wahrlich faszinierend, diese. Trotzdem merkt man, dass alle mitwirkenden in ihren Rollen aufgehen - insbesondere R&B-Sängerin Aaliyah die bis dato wenig Schauspielerfahrung hatte. Sehr schade, dass es ihr letzter Film war (RIP). Anyways: Ein wirklich super unterhaltsamer, riesiger Käsebrocken, der ordentlich horny rüberkommt. I liked it.

7,5/10 Pfandflaschen
Trailer:


Dienstag, 17. Juni 2025

Comic Book Review#634: The Punisher#94-95 (1994)

Faszinierend. Während ich dieses Review schreibe ist die Ausgabe#94 von Punishers 1987er Run ziemlich genau 30 Jahre alt geworden. Ich weiß nicht, wie ich genau dazu kam, diese beiden Ausgaben zu lesen, aber es war eine gute Idee.

#94: "No Rules, Part 1"

Den Großteil der Ausgabe ist Frank Castle, der Vigilant der unter dem Namen Punisher auftritt, dabei einen Verbrecher über den Dächern zu jagen. Seitdem seine Familie von der Mafia umgebracht wurde, hat er Rache geschworen und liquidiert seitdem Verbrecher schonungslos. Diesmal jagt er einen riesigen

Typen im roten Anzug, der den Namen Grisholm trägt. Der Mann ist unfassbar groß und stark, seine Faustschläge gleichen Erdbeben, nichts kann ihn aus dem Gleichgewicht bringen. Frank und Grisholm prügeln sich, rennen weiter, stets über den Dächern von New York (?). Sie schaffen es irgendwie, einander zu verletzen. Im Grunde dreht sich die erste Hälfte des Comics darum, wie Frank Grisholm verfolgt und sie sich währenddessen prügeln. In der zweiten Hälfte ist diese Verfolgungsjagd allerdings vorbei. Grisholm und der Punisher brechen durch das Dach einer nicht grade angenehmen Halle in welcher regelmäßig illegale Kämpfe ausgetragen werden. Plötzlich sind sie umgeben von lauter Schlägern im Publikum und im Ring. Auf einmal muss eine andere Strategie gefahren werden. Grisholm wird Frank jetzt lebendig wesentlich nützlicher sein, als tot. Also tun sie sich, für den Moment zusammen um einen Haufen aggressiver Typen gemeinsam abzuwehren.

Meine Fresse, ist das gut. Ein wahres Fest für die Augen. Obwohl der Comic von 1994 ist, ist hier kaum ein 90er Jahre Klischee zu finden. Keine komische Story, die sich über drölf Ausgaben von vier verschiedenen Serien erstreckt. Einfach nur Frank Castle, der einen Verbrecher jagt, ihn auf die Schnauze haut usw. usf. Und natürlich noch mehr, ist klar. Die Gesichter sind sehr menschlich und aggressiv und tatsächlich echt brutal hässlich. Zeichner Frank Teran hat es sich zur Augabe gemacht die Mimik während eines Aggressionanfalls wirklich detailgetreu umzusetzen. Ganz zu schweigen von all den Akrobatikverrenkungen die gar nicht unrealistisch sind. Geschrieben haben diesen Ausschnitt aus Franks Leben die beiden Autoren Dan Abnett und Andy Lanning. Und sie haben eine verdammt gute Arbeit gemacht. Es ist ein wahrer Comic-Action-Schinken, der sich verdammt schnell bewegt!

8,5/10 Pfandflaschen

#95: "No Rules, Part 2"

Und es geht weiter. Grisholm und Punisher wurden von dem Obermacker der die ganze Spelunke leitet gefangen genommen. Der Typ wird Irish Joe genannt (nein, es ist nicht Joe Biden). Da sie ihn ganz schön den Laden demoliert haben, beschließt er sie in den Ring steigen und kämpfen zu lassen gegen seine besten Leute. Das natürlich vor einen nach Blut lechzenden Publikum, dass bereit ist Eintritt zu zahlen und zu wetten. Gesagt, getan. Punisher und der Mafia-Ganove Grisholm gegen zwei übergroße Halsabschneider. Es wird gekämpft, doch irgendwann als unsere beiden Helden die Oberhand

gewinnen, beschließt Irish Joe unfair zu werden. Also eröffnet er Feuer. Kurze Zeit später wird der Laden gestürmt, und zwar von niemand geringeren als bewaffneten Goons die zu Grisholm gehören. Da Punisher und er notgedrungen Partner waren und sich gegenseitig das Leben geretten haben, hat Grisholm nun Respekt vor ihm und weist seine Leute an, ihn nicht zu töten. Den Gefallen kann Frank Castle allerdings nicht zurückgeben. Später, als Grisholm sich in seine Villa zurück gezogen hat, taucht er auf mit einem geladenen Maschinengewehr.

Eine weitere Ausgabe voller irrer Fights, verzerrter Gesichter und brutaler Hässlichkeit. Und natürlich endet es so, wie ich es vermutet habe. Der Punisher hält nichts von "Ehre unter Dieben" oder sonstwas. Es ist ihm egal, ob Grisholm ihm das Leben gerettet hat oder sie beide fair miteinander gekämpft haben. Für ihn ist er trotzdem ein Verbrecher, der "bestraft" gehört. Alles in allem sind diese beiden Ausgaben eine wirklich brutale Tour de Force. Man kann sich gar nicht vorstellen, wie schnell das alles in einem Film ablaufen würde. Es ist faszinierend. Ich bin begeistert.

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Montag, 16. Juni 2025

Album der Woche#638: Bethlehem - Dark Metal (1994)

Hallo und herzlich willkommen zu einem weiteren "Album der Woche". Und nichts würde besser zu einem Sommertag passen als ein Review zu einem depressiven Dark Metal Album. Genau, dieses Album heißt nicht nur "Dark Metal", sondern ist es auch. Bethlehem sind zwar nicht die erste Band

diesen Begriff verwendet hat (die erste Band war dabei Katatonia), allerdings eine die als erste damit assoziiert wird. Dieses Album ist dabei das Debüt der Band um Jürgen Bartsch, der das einzige Originalmitglied ist. Die Gitarrenklänge übernahm hier Klaus Matton, während Bartsch selbst für Keyboard und Bass zuständig ist. Chris Steinhoff an den Drums und Andreas Classen am Gesang. Letzterer verließ nach diesem Album die Band. Wenn man die Discography von Bethlehem näher betrachtet, merkt man dass auf jedem Werk ein anderer Vocalist zu hören ist. So unter anderem dieser merkwürdige Typ von Shining und auf den jüngsten Veröffentlichungen Sängerin Onielar von der hier auf diesem Blog bereits reviewten Band Darkened Nocturn Slaughtercult.

Bartsch ist bekannt für seine teils depressiven, teils aber auch stark dadaistischen Texte. Soweit ich es hier betrachten kann enthält dieses Album eigentlich nur düstere und depressive Texte. Später in ihrer Karriere haben Bethlehem auch auf deutschsprachige Lyrik gesetzt, davon ist hier allerdings wenig zu hören, bis auf "Gepriesen sei der Untergang", "Vargtimmen" (ob der Song nach dem Film benannt ist? I don't know) und "Wintermute". "3rd Nocturnal Prayer" ist sogar komplett auf Latein, was umso besser zur Musik passt. Ich finde nicht, dass man die Texte zwangsweise verstehen muss um die allgemeine Grundstimmung zu verstehen. Die Art und Weise wie Andreas Classen growlt passt hervorragend zu langsamen, depressiven Riffs. Um mal einen Blick auf die Texte zu werfen:

"In the black storms
Of my mental agony
The deliverance ripens
In form of a godless dusk"
("Apocalyptic Dance")

Wie gesagt, man muss sie nicht unbedingt verstehen, um die Musik zu genießen. Meiner Meinung nach reicht es, die komplette Atmosphäre zu genießen, auch wenn es manch einen merkwürdig erscheinen mag, wieso man solch depressive Musik hört. It feels good to be sad, würde man sagen. Für diejenigen, die mit all diesen Genre-Unterbezeichnungen nichts anfangen können: Das hier ist im Grunde genommen sehr düsterer, langsamer, schleppender Doom Metal mit depressiven und düsteren Lyrics. Also im Prinzip das beste für den Sommer. 

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Anspieltipps: 3rd Nocturnal Prayer, Vargtimmen, Apocalyptic Dance