Donnerstag, 4. Dezember 2025

Mittwoch, 3. Dezember 2025

Film der Woche#659: KILER DOUBLE FEATURE!

In dieser Ausgabe von "Film der Woche" beschäftigen wir uns mit zwei Filmen, die ich aus meiner Grundschulzeit kannte und sowohl auf Polnisch als auch auf Russisch (zumindest teilweise) gesehen habe. Jedoch niemals so richtig. Ich weiß aber, dass mehrere Kids die Filme und andere mit Cezary Pazura in der Hauptrolle ständig zitiert haben, obwohl sie eigentlich viel zu jung waren um sie zu verstehen. Ich hingegen war beinahe ständig Zuschauer von "13 Posterunek" (Wache#13), einer Sitcom in welcher Cezary Pazura einen völlig bescheuerten und unfähigen Polizisten gespielt hat. 

Kiler (1997)

Jurek Kiler (Cezary Pazura) ist ein stinknormaler Taxifahrer in Warschau der 1990er Jahre. Eines Abends fährt er einen Mann Richtung Zygmunt und darf zwischendurch für ihn Zigaretten holen. Der Mann scheint betrunken zu sein. Während Jurek also Kippen holen geht wird er Zeuge von einer TV-Reportage. Eine Persönlichkeit aus dem Warschauer kriminellen Untergrund, ein Typ namens Andrzej G. aka "Gilotina" wurde von einem professionellen Auftragsmörder umgebracht. Inspektor Fisz (Jerzy

Stuhr) wird hierfür von der Reporterin Ewa Szańska (Małgorzata Korzuchowska) interviewt. Fisz leugnet jegliche Existenz eines "Kiler" getauften Auftragsmörders der nachweislich in mehreren Ländern per Auftrag verschiedene Menschen umgebracht hat und auch in Warschau tätig war. Am nächsten Morgen wird Jurek festgenommen und in seinem Auto wird ein Sniper-Gewehr gefunden. Er landet im Gefängnis, wo er Respekt von Mitgefangenen erfährt, weil sie ihn für den tatsächlichen "Kiler" halten. Allerdings hat er nur den passenden Nachnamen. Der örtliche Mafia-Boss, Stefan "Siara" Siarzewski (Janusz Rewiński) organisiert eine Flucht und holt Jurek da raus. Es stellt sich heraus, dass Siara der beste Kunde des eigentlichen "Kilers" gewesen ist. Jurek spielt das Spiel mit um seine Haut zu retten, stellt sich allerdings innerlich höchstwahrscheinlich die Frage "Was zur gottverdammten Hölle mache ich eigentlich hier?".

Eine großartige Parodie auf verschiedene Aspekte der polnischen Gesellschaft in den 1990er Jahren. Ein korrupter Politiker der mit der Mafia zusammen arbeitet: Ferdynand Lipski (Jan Englert). vollkommen von sich selbst überzeugte Polizisten, die auch mal mit problematischen Methoden arbeiten: Jerzy Stuhr und Marek Kondrat. Ein ungebildeter Mafia-Ganove, der so tut als wäre er High Class: Janusz Rewiński. Und natürlich ein Presse-Team, dass alles so hindrehen kann, dass die größte Sensation entsteht, angeführt von Małgorzata Korzuchowska. Zudem macht sich der Film nicht nur über sogenannte Mafia/Gang-Filme lustig sondern setzt dem Trend des Mafia-Films in Polen ein Ende. Ab diesem Zeitpunkt beziehungsweise danach hat man angefangen das organisierte Verbrechen bzw. Korruption im Film nicht nur abzubilden sondern sich auch vermehrt darüber lustig zu machen. Nach "Kiler" folgten mehrere Gangster Comedy Filme, die ebenso erfolgreich waren. Für mich ist es eine großartige Erinnerung, die auch heute immer noch als Film funktioniert und immer noch lustig ist. Tatsächlich. Ausleihen könnt ihr den Film auf Eastern European Movies Online. Eine 1-Tages-Mitgliedschaft kostet nur 4,99€ und ihr könnt euch währenddessen so viele Filme reinziehen wie ihr wollt.

8,5/10 Pfandflaschen
Trailer: 



Kiler-ów 2-óch (1999)

Der Titel des Films lässt sich als "2 Kiler" übersetzen und nicht als "Kiler 2". Ja, das ist ganz wichtig.

Seit dem ersten Film ist einige Zeit vergangen. Jurek Kiler (immer noch Cezary Pazura) ist mittlerweile mit der Journalistin Ewa Szańska (Małgorzata Korzuchowska) liiert. Beide betreiben eine internationale Charity Organisation. Regelmäßig beziehen sie große Mengen an Gold, welches sie an polnische Institutionen weiter leiten. So wurde Jurek, als Gesicht der Organisation, zu einer sehr bekannten öffentlichen Person. Er gilt als Wohltäter. Seine Spenden halten die polnische Wirtschaft am Laufen. Doch er ist zwei Menschen, die wegen ihm im Knast gelandet sind, ein Dorn im Auge. Stefan "Siara" Siarzewski (Janusz Rewiński) lässt durch seinen Handlanger Wąski (Krzystof Kiernowski) einen

Auftragskiller engagieren, um Jurek aus dem Weg zu räumen. Bei einem Tennismatch zwischen Jurek und dem polnischen Präsidenten explodiert dann ein Tennisball, platziert dort durch den "Szakal" (Peter J. Lucas). Siara selbst lässt einen Doppelgänger von sich seine restliche Haftzeit absitzen. Sein ehemaliger Partner, Ex-Senator Ferdynand Lipski (Jan Englert) darf wegen der Hochzeit seiner Tochter aus dem Knast raus. Sie tun sich erneut zusammen um ann die nächste Fuhre Gold, die Jurek am Zollhafen abholen soll, zu stehlen. Da nur Jurek selbst vom Mitarbeiter Waldek (Franciszek Trzeciak) die Goldbarren erhalten kann, engagiert man einen Doppelgänger aus Kuba. Oberst José Arcadio Morales (Cesar Andres Garro aka Cezary Pazura) ist ein temperamentvoller Mann, der sich schnell in seiner neuen Situation adaptieren kann. Allerdings fällt ihm Polnisch noch ziemlich schwer. Er soll eine Art Ersatz für Jurek werden, der seine Organisation infiltrieren wird. Doch zunächst soll der echte Jurek umgebracht werden. Oder doch nicht? Oder wie läuft das? Klassische Verwechslungskomödie. 

Ein klassischer zweiter Teil. Es gibt Referenzen zum ersten Film. So rutscht Jurek zu Beginn des Films aus den Latschen, ähnlich wie Gilotina im ersten Teil. Außerdem wird der Auftragskiller Szakal von einem Taxifahrer durch die Gegend gefahren, so wie Jurek als Taxifahrer ääääh Spoiler Alert. Es gibt hier eine Bilderstrecke zu Beginn des Films, die mich an "Forrest Gump" erinnert und im Prinzip den Aufstieg eines einfachen Mannes aus dem Volk zeigt. Das ganze Verwechslungsszenario mit dem kubanischen Doppelgänger ist im Prinzip ganz witzig. Cezary Pazura spielt die zweite Rolle zwar klischeebeladen, aber doch meisterhaft. Weiterhin gibt es einen reichen Gangster, der keine Ahnung von Manieren hat (Siara) und einen reichen Ex-Senator der wie ein Matrose flucht (Lipski), zu sehen. Durchaus witziger Film, der jedoch nicht wirklich an den ersten Teil rankommen kann. Beim ersten war die Idee tatsächlich sehr frisch. Alles war schwarzhumorig und witzig. Hier wirkt die Handlung teilweise "erzwungen" lustig. Insgesamt: Ich denke, ganz in Ordnung aber keinesfalls so gut wie der erste.

6,75/10 Pfandflaschen
Trailer:


Dienstag, 2. Dezember 2025

Comic Book Review#658: Batman (1989)

Hierbei handelt es sich um eine Comicadaption des Films "Batman" von 1989, der ja selbst eine Adaption der Batman-Comics war. Also eine Comicadaption eines Comicfilmes. Inception. Jedenfalls habe ich diesen ganz günstig in einer Facebook-Gruppe ergattert. Zufälligerweise schreibe ich dieses Review jetzt grade im März des Jahres 2024, obwohl es erst im Dezember 2025 rauskommen wird. Das ist ein interessanter Zeitpunkt, weil ich vor kurzem erst die alten Batman-Filme (von Tim Burton und Joel Schumacher) erst gesehen habe. Es fühlt sich komisch an, einen Comic in 20 Minuten zu lesen, der auf einem Film basiert der bisschen länger als zwei Stunden geht. Anyways, ich habe vor Ewigkeiten im "BATMARATHON!" den Film reviewt, was ihr hier nachlesen könnt. 


Der Film erzählte ursprünglich die Story von Bruce Wayne (Michael Keaton) der als Vigilant Batman in der fiktiven Stadt Gotham City in Erscheinung tritt, und zwar seit längerem. Die Polizei hat ihn auch schon auf der Fahndungsliste, unter den Verbrechern ist er sowas wie ein Gespenst, eine Schauergeschichte die ihnen heftige Angst macht. Aufgrund eines korrupten Polizisten, der für das Oberhaupt der Mafia namens Grissom arbeitet, gerät dessen enger Mitarbeiter Jack Napier (Jack Nicholson) in eine Falle. Jack möchte nämlich heimlich die Macht an sich reißen und da Grissom dahinter kommt, ködert er in einen Hinterhalt der Polizei. Batman schreitet auch ein, es kommt zu einem verheerenden Zwischenfall: Napier fällt in einen Bottich voll mit Säure, kommt aber lebend im Gotham River an. Sein Gesicht ist entstellt, seine Psyche geschädigt. Fertig ist die Origin Story vom Joker. Napier arbeitet daraufhin gegen Grissom und reißt die Macht in der Untergrundwelt an sich. Doch er möchte mehr als nur Macht - nämlich in Gotham absolutes Chaos anrichten. Dazu kommt noch die frisch in die Stadt gekommene Photographin Vicky Vale (Kim Basinger), die sich für den Helden interessiert und zusammen mit Journalist Alexander Knox eine Story über ihn rausbringen möchte. Sie lernt auf einer Party Bruce Wayne kennen, die beiden verlieben sich. Als der Joker sie im Fernsehen sieht kochen seinen Gefühle ebenfalls hoch, allerdings auf eine toxische Art und Weise. Von nun an wird der Kampf gegen das Verbrechen, in der Gestalt des Joker, für Batman noch eine Spur persönlicher weil nun eine Person aus seiner nächsten Umgebung in Gefahr ist.

Die Adaption wurde von Dennis O'Neil geschrieben und von Jerry Ordway gezeichnet. Die Comiccharaktere sehen den Filmfiguren nicht nur verblüffend ähnlich, nein sie sind nahezu identisch. Die Story des Films wurde nicht gekürzt, ist allerdings trotzdem wesentlich schneller auf Papier erzählt. Man verzichtet zwar auf keinen Teil der Handlung, allerdings sind hier, soweit ich das beurteilen kann, verschiedene Übergangsszenen einfach ausgelassen worden. An sich eine durchaus gelungene, wenn auch etwas spärlich wirkende Umsetzung eines Films auf Papier.

7,5/10 Pfandflaschen
Hier ein Video dazu vom Movienator:


Montag, 1. Dezember 2025

Album der Woche#662: Caustic Wound - Grinding Mechanism of Torment (2025)

Hallo und herzlich willkommen zu einem tatsächlich neuen "Album der Woche". Dieses Review schreibe ich tatsächlich dieses und nicht letztes Jahr. Es geht mir nämlich um einen Themenmonat. Ganz genau, in Dezember werde ich Alben reviewen, die dieses Jahr rausgekommen sind. Den Anfang macht das zweite Album der Deathgrind-Band Caustic Wound: "Grinding Mechanism of Torment". Ich habe dabei die ganze Zeit "Torment" mit "Torrent" verwechselt, weil Torrents tatsächlich ziemlicher Schmerz im Arsch sind.


Zweites Album, also. Eigentlich wollte ich schon früher mal ein Werk von ihnen rezensieren, aber ich war zu langsam, sie waren zu schnell - wie es sich für eine Grindcore-Band gehört - und nun ist schon das zweite da. Was uns als erstes erwartet ist ein kryptisches Albumcover mit einem menschlich wirkenden Schädel, aufgespießt auf irgendwas metallenes? Oder soll es vielleicht ein Cyborg sein? Jedenfalls verzichten CW hier komplett auf irgendwelche nicht lesbaren Logos, was das ganze irgendwie oldschooliger und eigener macht. Rausgekommen übrigens auf Profound Lore Records - der Laden hat jede Menge guten Kram im Petto.

Caustic Wound erfinden das Rad nicht neu, sondern nehmen stattdessen zwei alte Räder und verbinden sie mit einem äh Lederband oder so. Death Metal und Grindcore haben schon vorher sehr gut funktioniert und das tun sie hier auch. Dabei greift man auch auf die alte Artillerie der obskur und makaber wirkenden Songtitel zurück: "Legacy of Terror", "Advanced Killing Methods", "Endless Grave" oder "Drone Terror". Selbstverständlich nimmt man Bezug auf den aktuellen Zustand der Welt. Sprich es geht unter anderen um die Modernisierung des Krieges und die Angst vor dem nahenden Untergang. Ich mein, ich muss mir nicht mal die Texte durchlesen um alleine aufgrund der Songtitel zu verstehen worum es geht. Musiktechnisch geht es, wie schon oben erwähnt, vielleicht nicht gerade innovativ aber dafür alles andere als primitiv zu. Und das bei Grindcore, das will schon was heißen. Die Produktion ist sehr glatt und für den einen oder anderen vielleicht nicht grade sehr Punk aber was soll's. Was wir zu hören kriegen ist jede Menge gutturaler Gesang, Blastbeats und typische Death Meal Riffs als auch Gitarrensoli die sich nach Helikopter oder Akkubohrer anhören.

Eines meiner größten Favoriten ist dabei "Technologist Hell Future" - ja, ich habe mir doch den Text durchgelesen. Und er könnte, meiner Meinung nach genauso von einer Anarcho Punk Band stammen die in den 1980ern Conflict nachgeahmt hat. Wirklich großartiges Werk. Vor allem wenn man die ganze Zeit diese kurzen Songs in seinem Kopf hat nur um am Ende einen fast siebenminütigen langsamen Stampfer zu bekommen. Ich prophezeie eine Zukunft in welcher Caustic Wound plötzlich langsamen, Doom Grind machen, oder so.

8,5/10 Pfandflaschen
Anspieltipps: Technologist Hell Future, Legacy of Terror, ...Into Cold Deaf Universe



Sonntag, 30. November 2025

Happenings des Monats: November'25

Vortrag von Alex Feuerherdt - "Vereinte Nationen gegen Israel - wie die UNO den jüdischen Staat delegitimiert" am 05.11.2025 im Druckluft - Altes Café, Oberhausen

Okay. Ich war am 05.11.2025 mal wieder bei einem Vortrag - generell, finde ich es irgendwie um einiges entspannter auf Vorträge als auf Konzerte zu gehen momentan - und es war eine gute Idee, hinzugehen.

Der Vortragende war Alex Feuerherdt, Autor des Blogs "Lizas Welt" (u.a.). Gegenstandt des Vortrags war die Arbeit der Vereinten Nationen gegen den jüdischen Staat Israel. Veranstaltet wurde alles von "Dissens Duisburg". Ich empfehle an der Stelle herzlichst, deren Seite auf Instagram zu folgen falls ihr Bock habt auf weitere ideologiekritische/gesellschaftskritische Veranstaltungen unter anderem mit dem Schwerpunkt Antisemitismus.


Im Grunde genommen ging es darum, was auch im Titel angekündigt ist. "Die Vereinten Nationen verurteilen Israel aufs schärfste", so oder so ähnlich kann man es immer wieder in den Zeitungen lesen. Der Vortragender hat anschaulich und relativ zackig dargestellt, wieso sowas zustande kommt. Wieso der einzige jüdische Staat auf dieser Welt immer wieder angegriffen wird, sich wehren muss und dafür wiederum verurteilt und angegriffen wird. Wieso wird der Status des "Geflüchteten" unter den Palästinensern in der XY-ten Generation weiterhin aufrechterhalten? Was ist die UNRWA, wieso wurde sie gegründet, was ist ihre Funktion heutzutage und warum zur Hölle gibt es einen gesonderten Flüchtlingswerk nur für die Palästinenser? Das alles wurde wirklich souverän erklärt, ohne viel auszuschweifen und auf eine durchaus verständliche Art und Weise. Ohne selbstverliebtes und kompliziertes Gerede, das kein Mensch versteht. Mehr solcher Vorträge.

AFSKY + MYRDAL am 07.11.2025 im Druckluft, Oberhausen

Zwei Tage später ging es wieder ins Druckluft. Diesmal allerdings zu einem Black Metal Konzert. Die erste Band habe ich gekonnt verpasst bzw. habe nur von weiten das Ende mitbekommen. Also blieb nichts anderes über als draußen zu stehen und zu dampfen. 

Als Myrdal dann angefangen haben zu spielen, war es übelst voll. Ich stand die ganze Zeit hinten, neben mir Genosse A., vor mir irgendwelche Leute die viel zu groß waren, hinter mir auch. Irgendeiner reicht jemanden vor mir ein Bier über. Ich sehe von der Band wirklich nicht sehr viel. Was ich höre, kriegt erstmal ganz gut, aber im Grunde doch einfach nur BM und nichts weiter. Kann da ehrlich gesagt nur bedingt was anfangen. Für den Moment klingt das ganz in Ordnung, aber ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen das Zuhause oder unterwegs zu hören. 

K


urz bevor Afsky angefangen haben - ich habe übrigens immer gedacht die würden Ufsky heißen - bewegten wir uns strategisch relativ weit nach vorne und haben zum Ende hin wirklich einige der besseren Plätze erwischt. Was dann am Ende auf mich zukam (ich kannte die Band bis dato nur vom Namen, und das auch noch falsch) war folgendes: Black Metal aus Dänemark mit super coolen, ruhigen Elementen die ganz und gar nicht deplatziert gewirkt haben. Eine wahrlich großartige, wahnsinnig schöne, beruhigende Kulisse. Ein auf und ab von "lülüllülülüüü" und "AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAARGH!". Ich war selten so entspannt auf einem Konzert. Es hat funktioniert. Ich bin weder gestresst gewesen noch hatte mein inneres Theater angefangen zu spielen. Stattdessen lehnte ich mich an eine Wand und hörte einfach zu. Außerdem wirkte die Band, vor allem der Gitarrist, ganz und gar nicht abgehoben. Das höre ich mir doch auch mal zuhause an.




Vortrag von Anastasia Tikhomirova zum Thema "Russischer Imperialismus und seine Huldigung durch linke Dogmatiker:innen" am 13.11.2025 im Makroscope, Mülheim an der Ruhr

Ich bin hin, weil ich die Perspektive von linken Russen/Russlanddeutschen/generell russisch sprachigen Menschen bzw. Leuten aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion die nicht d'accord gehen mit Russlands Politik. Um es mal einfach auszudrücken. Im Vortrag ging es zwar am Ende auch um das eigentliche Thema, allerdings war der Großteil der Zeit gefüllt mit wichtigen historischen Fakt in Bezug auf Russlands imperialistische und kolonialistische Geschichte. So wurde mit den Mythos aufgeräumt, Russlands Kolonialismus wäre "nicht so schlimm" wie der deutsche oder britische. Das liegt auch vor allem daran, meiner Meinung nach, dass Menschen im Westeuropa oder auch in großen Teilen der westlichen Linken ignorant oder ungebildet sind und schlichtweg keine Ahnung haben wieso dieses Land so groß ist. Das ist nicht einfach so über nacht passiert. Das System Kolonialismus hat auch in der Sowjetunion nicht aufgehört sondern auf eine andere Art und Weise weitergemacht. Es besteht


dringender Bildungsbedarf vor allem in der sogenannten "antiimperialistischen Linken". Auch auf die Frage, wieso Linke in Westeuropa sich kaum oder wenig für die Kämpfe von Linken in Osteuropa als auch in zentralasiatischen Teil Russlands interessieren wurde eingegangen. Die These dass sie sich verraten fühlen, weil diese Menschen nicht für den Sozialismus kämpfen ist, meiner Meinung nach, durchaus vertretbar. Allerdings braucht es einer massiven Erörterung dieser Frage. Die Antworten würden mich sehr interessieren. Die Analyse bezüglich "russischer Kolonial Opposition" fand ich nicht ganz treffend. So stimmt es, dass russische Oppositionelle durchaus selbst diese koloniale Positionen vertreten und niemals auch nur daran denken würden das Land aufzuteilen bzw. zu spalten sodass indigene Bevölkerungen eigene Staaten kriegen. Allerdings bin ich der Meinung, dass Alexej Navalnyi sich während seiner Zeit im Gefängnis verändert hat und auch deutlichere ablehnende Worte zum Krieg Russlands gegen die Ukraine gefunden hat - im Gegensatz zu seinen vorherigen nationalistischen Ansagen. Allerdings blieb auch mir keine Zeit weitere Fragen zu stellen und ich war ziemlich müde. Ich hätte auch bleiben können, da mein Zug insgesamt ne halbe Stunde Verspätung hatte. Naja. War ingesamt ein verdammt guter Vortrag, voll mit sehr wichtigen historischen Informationen.

Pinky und Stricher gucken sich "The Vincent Price Legacy" an am 29.11.2025 in Schauburg, Gelsenkirchen

Jaaaawollski. Kaum zu glauben, aber wahr. Pinky ist tatsächlich 620 Kilometer aus dem wunderschönen MeckPomm ins wunderschöne Ruhrgebiet gefahren um sich mit mir gemeinsam die Premiere von "The Vincent Price Legacy" im wunderschönen Schauburg Kino in Gelsenkirchen-Buer reinzuziehen. Danach haben wir das ganze in einer großartigen Podcast-Folge verewigt/verwurstet. Diese könnt ihr euch hier reinziehen - das war die erste Live-Folge seit 2019 sozusagen. Also, wir haben uns das erste


Mal seit 2019 in echt gesehen und diese Gelegenheit genutzt um uns Auge in Auge gegenüber zu sitzen und über Filme fachzusimpeln.

Den Anfang machte allerdings kein Film sondern die Horrorpunkband The Other, die mit ihrem neuesten Album "Alienated" tatsächlich auf Platz 6 der deutschen Charts geschafft hat. Sie waren auch diejenigen, die den Titelsong zur Doku beigesteuert haben. Diesen durften sie auch in Persona im akkustischen Gewand präsentieren, zusammen mit einem weiteren Song vom neuen Album ("I Give You The Creeps"). Danach wurde der Film von Chef von Wicked Vision Distribution Daniel Perée, Regisseur/Drehbuchautor/Editor Laurent Ohmansiek und von der Rednerin/Vincent Prices Tochter Victoria Price präsentiert. "The Vincent Price Legacy" ist eine etwas länger als 2 Stunden andauernde Dokumentation über das Leben und Schaffen der Horror/Fantasy-Legende Vincent Price. Dabei geht es allerdings nicht bloß um eine stumpfe Retrospektive bzw. Rückblick auf seine Filme sondern auch um die Person Vincent Price selbst. So geht es allerdings tatsächlich chronologisch korrekt zu: Man fängt an in den 30er und 40er Jahren und endet das Ganze mit Prices letzter Filmrolle, als Erfinder in Tim Burtons "Edward mit den Scherenhänden". Dabei kommen zahlreiche Persönlichkeiten zu Worten, die der Horrorikone in ihren Leben begegnet sind oder von ihm inspiriert wurden. Zahlreiche Drehbuchautoren, Schauspieler, Regisseure und Musiker wie zum Beispiel Alice Cooper, Rob Zombie, Rod Usher, John Landis, Joe Dante, Elizabeth Shepherd, David Dastmalchian, William Malone und natürlich auch Victoria Price selbst. Im Hauptfokus ihrer Erinnerungen stand allerdings eher die persönliche Beziehung zu ihrem Vater.

Insgesamt lässt sich sagen, ohne zu spoilern: Eine verdammt gelungene, erste offizielle Doku über Vincent Price in Spielfilmlänge die, ganz wichtig, quasi in Eigenregie entstand. Da steckt verdammt viel Herzblut dahinter und meines Erachtens ist sie auch durchaus in der Lage jemanden für das Genre Horror (besonders die aus heutiger Sicht eher seichteren Filmen der 1950er) zu begeistern. Sicher, nach zwei Stunden sitzt sich der Arsch besonders platt und es tun einem die Knie weh, besonders wenn man über 30 ist. Aber sei's drum. Danach gab es auch ein Q&A mit den beiden Machern, Victoria Price und den YouTubern Jessica und Michael Kolence (die ebenfalls im Film vorkamen). Der Film schafft es sowohl fachlich zu bleiben und trotzdem die Liebe zum Genre und eine gewisse Verneigung vor VP darzustellen. Böhse Zungen würden behaupten, das wäre eine absolute Lobhudelei. Tatsächlich fragte ich mich irgendwann ob es nicht Bisschen zu viel des Guten ist. Allerdings lag es vielleicht daran, dass ich seit 5:37 wach war und dementsprechend im Eimer war. Pinky war zufrieden. Ich war zufrieden. Das Kino war großartig, Sound war gut. Keiner hat gequatscht. Und es war so cool, viele Gleichgesinnte um sich herum zu haben. Man hätte durchaus auch ein Trinkspiel darüber machen können, wer alles ein Misfits-Shirt trägt. Dankeschön.

8,75/10 Pfandflaschen

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Trailer:



Freitag, 28. November 2025

So isses, Musik!#202

Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe von "So isses, Musik!". Diesmal habe ich, weil ich noch nicht genug habe, eine weitere Subrubrik hinzugefügt. Und zwar folgendes:

Ich reviewe Marlyns Plattensammlung#1:

Mein Drang, alles mögliche zu besprechen/reviewen wird ja nach und nach gestillt. So habe ich auf Instagram (zum zweiten Mal) meine Tapes besprochen und habe nun auch angefangen wöchentlich mehrere 7inches zu hören und zu reviewen - auch wenn ich das auch schon auf dem Blog getan habe. Und eigentlich ist meine gesamte CD-Sammlung, LP-Sammlung, 7inch-Sammlung schon auf Instagram abfotografiert worden. Aber irgendwie hatte ich da Bock drauf. Und eigentlich lüge ich. Denn ich habe die 7inches schon längst durch und bespreche sie nun nach und nach auf Instagram. Mindestens einmal die Woche, meistens am Montag findet ihr einen entsprechenden Post mit 4-5 7inches. Alphabetisch sortiert selbstverständlich. Mit unserem Zusammenzug fand Marlyns Plattensammlung aber auch den Weg zu meinen Platten. Sie stehen nebeneinander und auch wenn sie nicht wirklich ihren Musikgeschmack entsprechen und sozusagen geschenkt wurden, habe ich Bock mir das zu geben. Wir fangen an mit...

AC/DC: If You Want Blood You've Got It (1978)

Es ist das erste Live-Album von AC/DC, welches in den 1990ern und 2000ern neu aufgelegt wurde. Soweit ich das verstehe, ist das hier die Original-Version, die von Warner Music Deutschland für den deutschen Markt gepresst wurde. Also, nicht das Original Original aber immerhin scheinbar eins von 1978. Vielleicht irre ich mich aber auch. Wie auch immer. Ich kannte das Albumcover schon gefühlt hundert Jahre weil es mir früher desöfteren im hiesigen Media Markt in Würzburg begegnet ist. Darauf spießt der mittlerweile verstorbene Sänger Bon Scott den Gitarristen Angus Young mit einer Gitarre auf. Auf dem Backkover ist er "tot" auf dem Boden liegend zu sehen. Faszinierend.


Aufgenommen größtenteils im Apollo Theater in Glasgow (Schottland) bietet das Live-Album genau das wofür AC/DC so bekannt sind. Bluesige, schnelle Nummern mit heiseren, keifenden Gesang von Bon Scott. Wir kriegen Songs von den Alben "High Voltage", "Dirty Deeds Done Dirt Cheap", "T.N.T." "Let There Be Rock" und "Powerage" zu hören. Also solche Klassiker wie "Hell Ain't A Bad Place To Be", "Whole Lotta Rosie" oder "High Voltage", "Rocker" oder "The Jack" (soweit ich weiß, geht es hier um Tripper). Nun, es klingt wie Musik von Leuten, die aus einer ehemaligen Strafkolonie stammen. Rau, bluesig, darauf aus das Publikum aufzuwirbeln. Gar nicht mal schlecht. Ich bin tatsächlich Gegner davon, zu behaupten AC/DC hätten immer nur das Gleiche gemacht. Aber wahrscheinlich haben sie irgendwann oft das gleiche gemacht. Nun ja. Es ist ziemlich geil.

8/10 Pfandflaschen
Anspieltipps: Whole Lotta Rosie, Hell Ain't A Bad Place To Be



Alan Parsons Project: Tales of Mystery and Imagination (1976)

Fun Fact: Mir wurde die CD-Version dieses Albums irgendwann mal geschenkt und jetzt steht sie hier als LP weil Marlyn ähnliche Ehre zuteil wurde. Es ist das Debütalbum des Alan Parsons Projects. Angeführt von Alan Parsons, vervollständigt untere anderen mit Arthur Brown (!) und gewissen anderen Leuten deren Namen mir leider gar nichts sagen.


Es ist ein Konzeptalbum. Eins von vielen die Parsons in seiner Karriere veröffentlicht hat. Hierbei bezieht er sich auf die Werke von Edgar Allan Poe. Man vermischt hier Zitate aus Poes Erzählungen mit Rock und Sinfonmusik. Auf "The Raven" singt der Schauspieler Leonard Whiting während Parsons seine Sitmme durch den Vocoder jagt. Ein unfassbar entspanntes und grooviges Werk, dass stellenweise wie der Soundtrack zu einem spät-70er Mystery Horrorfilm klingt. Jedoch ohne Jumpscares und ähnliches. Einerseits sehr mysteriös und theatralisch - andererseits jedoch ziemlich poppig und catchy. So wie Black Sabbath Songs früher. Ich finde es wirklich ziemlich großartig.

8/10 Pfandflaschen
Anspieltipps: The Raven, The System of Doctor Tarr and Professor Fether, The Tell-Tale Heart



REIN IN DIE SAMPLERHÖLLE:

28. Nix-Pop Horrorsampler

Nix-Pop hat damals ohne Ende geliefert. Ich weiß nicht, ob der Sampler damals zu Halloween erschienen ist oder nicht. Jedenfalls befinden sich hier Songs von Psychobilly-, Horrorpunk und äh Horror Rock Bands. Also sowas wie "Christfuck" von The Deep Eynde, "We Bite" von Misfits, "The Ghost of Vincent Price" von Wednesday 13 aber auch Psychobilly-Klassiker wie "Bat Attack" von Batmobile, "King Vlad" von The Meteors und "Jack The Ripper" von Thee Flanders. "Horror" ist das Hauptthema. Weil nun ja, nicht jede Psychobilly Band unbedingt Songs mit Horrorbezug hat. Tatsächlich. Ganz nette Mischung, aber nichts weiter.

29. Nix-Pop Psychosampler

Auf dem Psychosampler finden wir im Gegensatz zum Horrorsampler nur Psychobilly. Und nicht nur Songs mit Horrorbezug. Am besten gefällt mir das durchaus punkige "I Wanna Rule The World" von Bad Reputation. Dann noch "Flying Hotdogs" von Godless Wicked Creeps und äh "Live Fast Die Young" von Elvis Hitler. Wobei letztere nur so grob Richtung Psychobilly einzuordnen sind. Anyways: Der Sampler schafft es einen guten Überblick über die veschiedenen Facetten des Genres zu verschaffen. Es ist nichts gravierendes, aber definitiv sehr einsteigerfreundlich.

30. No Nation Mixtape 2008

Diese ganzen Sampler bieten einen Überblick über verschiedene musikalische Phasen meinerseits. So finden sich hier Crust Punk, Horror Punk, Psychobilly Sampler aber auch etwas aus der Zeit als ich regelmäßig(er) auf Antifa-Demos gegangen bin. Die Rede ist natürlich von Agit Prop Musik bzw. in dem Fall um sogenannten "Zeckenrap". Es könnte hierbei nicht schlimmer werden. Das No Nation Mixtape fängt direkt mit dem schlimmsten aller deutschsprachigen linken Rapper überhaupt an: Nämlich Holger Burner mit seinem Song "Aufwachen". Darin samplet er Tyler Durden von Fight Club und reimt Coca Cola auf Motorola, zählt scheinbar wahllos irgendwelche Marken auf und erzählt uns dass wir uns "gegen die da oben" wehren sollen. Es ist so unfassbar grauenhaft. Klingt super erzwungen, peinlich möchte gern rebellisch und einfach grausam. Weitere "Highlights" sind "Krieg" und "Block G8" von Kurzer Prozess, einem linken Rap-Duo aus Nürnberg. Frage mich was aus ihnen geworden ist. Ein Freund nannte sie damals "Verkürzter Prozess" weil ihre Lyrics so vereinfacht "kapitalismuskritisch" waren. Allerdings ist hier auch Refpolk von den Schlagzeilen der schonungslos über Polizeirepression berichtet, ohne alles irgendwie theatralisch bzw. erlebnisorientiert darzustellen. Dafür hat er meinen vollsten Respekt.

31. Nu Metal Playlists: 1,2,3

Ich habe vor ein paar Jahren eine echt coole Nu Metal Playlist auf YouTube entdeckt. Als Titelbild fungierte diese Sergeant Pepper Hommage mit lauter Nu Metal Persönlichkeiten. Jedenfalls hat irgendjemand diese Playlist und zwei weitere als Dateien hochgeladen. Ich habe sie und habe festgestellt, dass es sich um jeweils zweistündige Tracks handelt. Einiges habe ich erkannt, einiges nicht. Mit den üblichen Verdächtigen: Korn, Limp Bizkit, Linkin Park, Slipknot usw. Aber auch solche Bands die desöfteren untergehen wenn es darum geht Nu Metal Artists aufzuzählen: Coal Champer, Mushroomhead, Ill Nino. Naja, das dürfte eine dieser Playlists sein. 


Und plötzlich taucht aus dem nichts ein Deutschpunk-Sampler auf. Mit dabei: Razors, Slime, SS Ultrabrutal, Abwärts, The Buttocks, Napalm, Coroners, Big Balls & The Great White Idiot, Channel Rats, Punkenstein, Copslayers und Razzia. Merkwürdige Zusammenstellung von Bands die wohl damals schon etwas etabliert waren und einigen die mir zumindest gar nichts sagen. Mit "Wahlrecht" haben wir ein Song von Screamer (pre-Slime), der "Alle gegen Alle" von Slime ziemlich ähnelt. Insgesamt: Nunja, ganz nett das Ganze. Der Sampler soll übrigens die Hamburger Punk-Bewegung von 1977-1983 beleuchten.

33. Philthy Philth Phor Philthy Pigs

Das hier ist was ganze persönliches. Philipp hat vor Jaaaahren mal eine großartige Playlist auf YouTube erstellt, die er mir dann geschickt hat. Die Emotionalität einiger Songs wie bspw. "Going Inside" von John Frusciante, "DVP" von PUP oder "Diamonds and Rust" von Judas Priest hat mir in sehr schweren Zeiten sowas wie Mut gegeben. Das auf und ab dieser Playlist gefällt mir insbesondere. Misfits, Judas Priest, Red Hot Chili Peppers, Hüsker Dü, R.E.M....und mittendrin dieser Song von den Produzenten "Der Pole und der Tscheche" zusammen mit dem Rapper Sonne Ra namens "Gute Zeiten". Es ist fantastisch. Höre das immer noch sehr gerne und mittlerweile hat sich eine Routine im Kopf festgesetzt, sodass wenn ich irgendeinen Song daraus im anderen Zusammenhang höre, dann erwarte ich einen ganz bestimmten der danach kommt. Wie auch immer, ich habe mir alles fein säuberlich von YouTube zusammengesaugt (sorry dafür leute) und die Playlist gibt es hier. Allerdings ist nicht mehr vollständig wegen gelöschten Videos. 




Kid Rock Discography: Rebel Soul (2012)

Holy fucking shit. Ich gebe mir das tatsächlich schon seit neun fucking Alben. Ich muss komplett übergeschnappt sein. Naja, wie auch immer.

"Rebel Soul" von 2012 ist, wie schon gesagt, das neunte Album von Kid Rock. Und das erste seit "Rock'N'Roll Jesus" mit seiner Backing Band Twisted Brown Trucker. Sie haben nämlich auf dem Vorgänger "Born Free" beinahe komplett gefehlt. Das Album wird generell als eine Mischung aus Motown Sound, Soul, Blues, Gospel und Southern Rock beschrieben. Tatsächlich spricht dafür die Vielfalt an Instrumenten und Stimmen. So fallen gerade die souligen Songs sehr auf, wegen dem Background-Gesang von Jessica Wagner und Hershel C. Boone.


Das ganze Album wirkt noch mal eine Spur lockerer und etwas weniger schmalspurig als "Born Free". Es wirkt insgesamt mehr "locker aus dem Ärmel geschüttelt". Eine stellenweise wirklich gelungene Mischung aus langsamen Schlagzeug-Spiel, absolut gar nicht überzogenen Gitarrenspiel und...Soul. Kid Rock ist tatsächlich nicht nur ein Country-, sondern auch ein Soul-Sänger. Es ist faszinierend. Und das ohne besonders viele Schimpfworte zu droppen oder irgendwelche Texte über sein Sexualleben in die Welt hinaus zu brüllen. Dabei ist es allerdings nicht langweilig und nicht so "white people stereotypical". Sicher gibt es hier auch absurd klischeehafte Ausfälle, die einfach stinklangweilig sind: "God Save Rock'N'Roll", "Happy New Year", "Celebrate", "The Mirror". Mit "Gucci Galore" gibt es sogar eine Art Rap Song, Public Enemy Sample Inklusive. Ich muss sagen, es macht Spaß zuzuhören, wenn er sagt "My name is Bobby, Bobby Shazam, my name is Bobby, Bobby Shazam". Es ist herrlich.

Fazit: Gar nicht mal schlechtes und abwechslungsreiches Album. Nächstes Mal noch mehr Soul bitte. Danke.

7/10 Pfandflaschen
Anspieltipps: Chickens In The Pen, 3 CATT Boogie, Rebel Soul, Gucci Galore



Linkin Park Discography: Reanimation (2002)

Auch dieses Album habe ich im Laufe eines Review-Marathons (ja, es ist immer noch das gleiche hier) besprochen. Es handelt sich um das erste Remix-Album von Linkin Park. Und da sie bis dahin nur ein Album draußen hatten, logischerweise um ein Remix-Album vom Erstling "Hybrid Theory". Da die Songs aber so derartig verändert wurden, könnte man behaupten, es handle sich hierbei um ein komplett neues Album.

Hierauf sind Remixes zu allen Hybrid-Theory-Songs enthalten als auch zu den dazugehörigen Bonustracks "My December" und "High Voltage". Alle Songs wurden umbenannt, sodass sie jeweils eine Art post-apokalyptisches, roboter-zeitalter, wir leben alle im Internet Titel bekommen haben. Aus "One Step Closer" wurde "1Stp Klsr", aus "Crawling" wurde "Krwlng", aus "Points of Authority" wurde "Pts.OF.Athrty" usw. usf. Zusätzlich enthalten manche Remixes Gastbeiträge von Rappern wie

Pharoahe Monch, Aceyalone, Black Thought oder Chali 2na. Dazu kommen noch Bandfreunde wie Stephen Carpenter (Deftones), Jonathan Davis (KoRn), Aaron Lewis (Staind) und Jay Gordon (Orgy).

Es ist fasziniert, wie die ursprünglichen Songs verändert wurden, sodass etwas vollkommen neues entstanden ist. Die Gastrapper übernehmen stellenweise auch die Songtexte und wandeln sie geringfügig um, sodass gleichzeitig etwas bekanntes und neues zu hören ist. Aaron Lewis singt den Refrain zu "Krwlng" während Jonathan Davis auf "1Stp Klsr" einen vollkommen neuen Vers dazu beiträgt. Stellenweise hat das Album schon "elektronische" Züge, aber größtenteils dominiert hier Hip-Hop. Es ist quasi der Vorbote von LPs Zusammenarbeit mit Jay-Z auf dem Live-Album "Collision Course" nur nicht mal ansatzweise so kommerziell. "Reanimation" ist sehr innovativ und zeigt nicht bloß geringfügige Veränderungen sondern zelebriert die Kunst des Remixes. Es ist ein vollkommen neugeborenes "Hybrid Theory". Faszinierendes Album.

9/10 Pfandflaschen
Anspieltipps: 1Stp Klsr, Krwlng, Pts.OF.Athrty, X-Ecutionier Style, H! Vltg3



Opeth Discography: My Arms, Your Hearse (1998)

Drittes Album von Opeth. Diesmal das erste Konzeptalbum. Es gibt zwei Versionen. Auf der Variante die ich besitze befinden sich zwei Bonustitel. Und zwar "Remember Tomorrow" als auch das Celtic Frost-Cover "Circly of the Tyrant", das wirklich mehr als gelungen ist. Allerdings sind diese beiden Songs wirklich außerhalb des Konzepts zu betrachten. Speaking of which: Eigentlich hat man den Titel vom Song "Drip Drip" der Psychedelic Rock Band Comus entliehen. In der eigentlichen Geschichte geht es um den Geist eines verstorbenen Mannes der nun für immer und ewig auf der Erde wandeln muss. Diesen Umstand versucht er zu verarbeiten und die ewige Einsamkeit macht ihm zu schaffen.


Im Gegensatz zum vorherigen Album kann ich das mit besten Gewissen "Progressive Death Metal" nennen. Die Riffs passen, die Growls passen und die progressiven, akkustischen und Piano-Passagen passen. Die Songs sind mit bis zu 9 Minuten Länge wirklich sehr lang - man merkt das aber nicht wirklich weil alles wie ein riesiges Konstrukt ineinander über geht. Man kann stellenweise nicht sagen, wann welcher Song anfängt. Das Konzept geht also auf. "My Arms, Your Hearse" funktioniert wie eine längere Geschichte, in welcher man sich vollkommen verlieren kann, ohne drauf zu achten bei welchem Kapitel man grade ist. Es wirkt alles andere als mehrere abgehackte cookie cutter Stücke, sondern wie ein großes Ganzes. Mir gefallen die stellenweise sehr überraschenden Wechsel von gutturalen zu melodischen Gesang. Meisterhaft, wirklich meisterhaft, harmonisch und alles andere als langweilig.

9/10 Pfandflaschen
Anspieltipps: April Ethereal, Madrigal, When, Demon of the Fall



Slayer Discography: Diabolus In Musica (1998)

Allrighty then. Achtes Album von Slayer und wahrscheinlich insgesamt betrachtet das experimentellste und...unbeliebteste. Nich jedoch bei mir.

"Diabolus In Musica" ist das erste Album wofür auf den Albumcover nicht das klassische Slayer-Logo zu sehen ist. Außerdem ist es entstanden inmitten der Nu Metal Revolution. Ich würde nicht sagen, dass es exakt Nu Metal ist, schöpft allerdings definitiv Inspiration daraus. Doch vorallem aus Groove- und Alternative Metal Sounds. Was wir hier zu hören kriegen sind runtergestimmte Gitarren, größtenteils eher kurze Songs als auch Tom Arayas Stimme die sich anhört als würde sie durch einen alten Telefonhörer sprechen. Sie ist aggressiv wie eh und je, allerdings fehlt das typische Araya'sche
Kreischen. 

Im Grunde genommen ist es eine modernisierte Version von Slayer. Typische makabere und direkte Texte plus down tuned guitars, mid-tempo Songs und bösartige Vocals. Allerdings ist es kein "Gekloppe" bzw. sehr selten. Der einzige Song, der irgendwie nach alten Slayer klingt ist meiner Meinung nach "Perversions of Pain" - der irgenwie nach einem Rip-Off von "Seasons in the Abyss" klingt, zumindest stellenweise. Meines Erachtens hat dieses Album den Hate nicht verdient. Ein modernes Metal-Werk einer älteren Band. Es verfügt über diesen Groove, zu dem man sich auch bewegen kann, ohne zu Headbangen. Fast wie eine Gruppe an Veteranen die es den Jungspunden mal "so richtig zeigt". Wirklich echt gutes Album, was mir fast schon näher geht - weil ich mit Nu Metal/Alternative Rock aufgewachsen bin.

8/10 Pfandflaschen
Anspieltipps: Love To Hate, Bitter Peace, Stain Of Mind


Mittwoch, 26. November 2025

Film der Woche#658: On the Waterfront (1954)

Ich habe diesen Film als kostenlose Beigabe zu irgendeiner DVD-Bestellung von irgendeinem kleinem Versandhaus bekommen. Leider weiß ich nicht mehr, welches Versandhaus - jedenfalls danke ich an dieser Stelle, unbekannterweise. Das war eine wirklich sehr gute Erfahrung, die ihr mir da geschenkt habt.

Auch bekannt als "Die Faust im Nacken". Der Film wurde 1954 rausgebracht und spielt im Hafen Hoboken, einer Stadt in New Jersey - die gegenüber von Manhattan liegt. Terry Malloy (Marlon Brando) ist gescheitert Boxer und arbeitet hier in den Docks. Er ist Mitglied einer korrupten Gewerkschaft, die von Johnny Friendly (Lee J. Cobb) angeführt wird. Sein Bruder Charley (Rod Steiger) arbeitet für sie als Rechtsanwalt. Jeder Dockarbeiter ist der Gewerkschaft unterstellt. Man muss Mitglied sein, um überhaupt arbeiten zu dürfen. Alle die sich ihnen in den Weg stellen, finden den Tod.

So führt Terry unwissentlich einen gewissen Joey Doyle in die Falle. Er dachte, sie würden ihn nur "etwas Angst einjagen", doch der junge Mann wird vom Dach runter geschubst. Keiner will irgendwas gewusst haben, alle haben Angst. Joey Schwester Edie (Eva Marie Saint) ist mehr als aufgebracht und will unbedingt die Übeltäter finden. Ihr zur Seite steht Pater Berry (Karl Malden). Terry fühlt sich schuldig und ist hin- und hergerissen. Einerseits möchte er ihr helfen und empfindet auch was für sie. Andererseits hat er Angst sonst unter den Dockarbeitern als Verräter zu gelten. Die sprichwörtliche Faust im Nacken wird immer schwerer.

"On the Waterfront" ist ein Vertreter des "neuen Realismus". Er spricht tatsächliche Probleme in der Neuzeit an und wirkt nicht wie eine übernatürliche Fabel oder etwas unrealistisches. Ich habe mich dabei gefragt ob die korrupten Gewerkschaftler sowas wie Sowjet Kommunisten darstellen sollten. Tatsächlich hat man diese Darstellung in Erwägung gezogen, allerdings schnell wieder verworfen. Die nächste Frage war: Wer ist die deutschsprahige Synchronstimme von Marlon Brando? Und warum klingt derjenige, als wäre er die ganze Zeit besoffen. Die Antwort ist, kein Scherz, Harald Juhnke. Brando spielt sehr überzeugt. Er wirkt wie ein echter Dockarbeiter, der nicht dumm ist, aber dessen Zukunftspläne für gerade mal die nächsten paar Monate reichen. Er möchte nur "ein paar Piepen die Woche mehr zum Überleben". Auch die anderen Darsteller, vor allem die Dockarbeiter wirken sehr realistisch auf mich. Mit ihren beinahe einheitlichen Klamotten, Arbeiterklassesprech und leider auch einer gewissen "nach oben buckeln, nach unten treten"-Mentalität weil sie leider nichts anderes kennen. Zum Glück wird ihnen auch gezeigt, dass es was besseres als diese Art zu leben gibt. Alles andere als trashig oder pulpig. Keine 1950er B-Movie-Ware mit gut aussehenden Männern und Frauen die sich ihnen zu den Füßen werfen. Garantiert sehr gutes Kino.

PS: Auf dem DVD-Cover sieht Brando aus wie Kollegah. Das könnt ihr jetzt nicht ungesehen machen. Haha.

9/10 Pfandflaschen
Trailer:


Dienstag, 25. November 2025

Comic Book Review#657: Street Tiger#1 (2015)

Okay, ich weiß teilweise absolut gar nicht was hier vor sich geht. 

Zuallererst haben wir die folgende Situation: Zwei Männer sitzen in einem Sushi-Restaurant und essen. Sie sind Arbeitskollegen und freuen sich über das Ambiente als auch das Essen. Der eine, namens Rowell Puck, erzählt dem anderen, namens Raimi, dass der ehemalige Besitzer Mr. Wong Alzheimer hat und im alter von einer Woche in die Mülltonne geschmissen wurde. Dort hat er sich von rohen Fischabfällen ernährt. Der Mann weiß also, wie man Sushi zubereitet. Doch das ist nur Nebensache. Denn plötzlich taucht ein Typ in Lederjacke und Motorradhelm auf, verprügelt Raimi und erschießt ihn. Am Ende hinterlässt er Rowell eine Botschaft an die er sich beim späteren Gespräch mit den Cops nicht erinnern kann, weil er so schockiert war. Etwas später in der Story: Zwei Banditen in seltsamen Masken brechen in ein Waschsalon ein um das eventuell dort vorhandene Geld zu entwenden. Sie werden beinahe erwischt und fliehen jedoch rechtzeitig. Die Person die den Laden bewacht tritt ein und trifft dort auf...den maskierten Typen in Motorradhelm und Lederjacke vom Beginn der Geschichte.


Okay, ich weiß immer noch nicht so richtig worum es geht.

"Street Tiger" ist ein großartiger Comic, erdacht und gezeichnet von Ertito Mortana. Der Stil ist sehr simpel. Im Grunde genommen sind es einfache Filzstift-Zeichnungen, die aussehen als hätte der Autor sie beim ersten Mal perfekt hingekriegt. Die Figuren sehen aus wie typische Darsteller von Late-Night-Adult-Cartoons auf MTV in den 1990ern bzw. frühen 2000ern. Absolut überzeichnet. Gleichzeitig ist der Comic ein Tribut an Grindhouse-Filme bzw. das was später Quentin Tarantino gemacht hat. Es scheint, wie eine Gangster-Geschichte die sich um Rache dreht und wo Gebiete der jeweiligen Gang von der anderen übertreten werden und einer (in Lederjacke und Helm) für Ordnung sorgen will. Oder so. Man weiß noch nicht wie Rowell Puck mit den Einbrechern in Verbindung gebracht werden wird. Wird er das übehaupt? Höchstwahrscheinlich spinnt man Fäden, die alle Figuren in der Handlung über 5-10 Ecken in Beziehung setzen werden. Ich fands jedenfalls super interessant, insofern dass man Lust bekommt zu erfahren, wie es weiter geht. Und ich mag den super simplen Zeichenstil. Das ist nämlich die Art, wie ich meistens auch zeichne.

8,5/10 Pfandflaschen
Erzähltlich bei Zona 00 Comics
Leider kein Video

Montag, 24. November 2025

Album der Woche#661: ClownC0re - Van (2020)

Okay, Leute. Das hier ist das letzte "Album der Woche", dass ich weit im voraus rezensiert habe. Danach kommen die "Alben des Jahres 2025" im Dezember 2025, deren Reviews deutlich frischer (also tatsächlich aus dem Jahr 2025) sind. Notiz an mein Vergangenheits-Ich: Hast du ganz gut gemacht, glaub ich.


"Van" ist das insgesamt dritte Album von Clown Core (Eigene Schreibweise: ClownC0re), eines unglaublich talentierten Grindcore/Jazzcore/Avantgarde-Duetts aus den USA. Es ist nicht genau bekannt, wer die beiden Musiker in Clowns-Masken sind, aber es wird vermutet es seien Drummer Louis Cole von der Jazz-Funk-Gruppe Knower als auch Saxophinist Sam Gendel der mit der besagten Band desöfteren kollaboriert hat. Bis jetzt waren mir die Album-Videos als auch einzelne Tracks bekannt und ich fand's geil, aber sie sind irgendwie nicht hier gelandet. Bis jetzt. Wer sich "Van" in einer anderen Qualität geben möchte, so empfehle ich das dazugehörige Musikvideo. Das ganze Album ist nämlich ganze 17 Minuten und 5 Sekunden lang. Für 12 Songs ist das ganz schön viel. Davon hätte jede Powerviolence Band geträumt.

Um auf PV zurück zu kommen: Das hier ist kein PV. Stattdessen etwas um drei-vier Ecken Artverwandtes. Grindcore mit Keyboard und Saxophon. Oder um es andersrum auszudrücken: Sehr avantgardistischer Jazz mit grindcorigen Growls zwischendurch, nicht entzifferbaren Vocals, Clown-Trompeten und völlig absurden Einfällen. Das hört sich an als würde eine Avantgarde Grindcore Band sich als Clowns verkleiden und auf einem Kindergeburtstag alles ruinieren, aber die Kinder haben Spaß. Oder aber: Wie drei Typen die in Clownsmasken gekleidet in einem Van fahren und völlig absurde Musik machen. Der dritte fährt natürlich. Das Rezept ist wirklich äußerst simpel und das Ergebnis klingt einerseits ebenso simpel, gleichzeitig aber als hätte man sich ein Konzept dafür überlegt, das unfassbar simpel klingen soll. Die Songs tragen Titel wie "Bologna Penis", "Tears of God", "Existence" oder "Flat Earth". Der Abschlusstrack "Infinite Realm of Incomprehensible Suffering" klingt übrigens, entgegengesetzt dem Titel wie typische Musik eines Home Shopping Senders aus den 1990ern. Ich finde es interessant, wie sehr talentierte Musiker etwas scheinbar völlig banales ausprobieren bzw. sich darauf zurück besinnen (ich verwette irgendeinen Körperteil darauf, dass sie in ihrer Jugend Punk gehört haben). Ein wirklich fantastisches Werk, dass sehr zu meinen täglichen 20-minütigen Physio-Übungen passt. Wahrhaftig großartig. Danke!

9/10 Pfandflaschen
Anspieltipps: Existence, Flat Earth, Infinite Realm of Incomprehensible Suffering


Freitag, 21. November 2025

My Favorite TV-Show: GLOW

Wieder mal eine großartige Serie, die mir Marlyn vorgeschlagen hat und die es definitiv wert war, angesehen zu werden. "GLOW" ist eine fiktionalisierte Version von tatsächlich stattgefundenen Ereignissen, die allerdings keine echten Namen verwendet. Also, um es hier festzuhalten: Stark fiktionalisiert, aber von realen Ereignissen inspiriert. 

Los Angeles im Jahre 1985. Ruth Wilder (Alison Brie) ist eine erfolglose Schauspielerin. Nach einem weiteren mißlungenen Versuch eine Rolle zu kriegen, spricht sie bei einer Wrestling Promotion namens

"GLOW: Georgeous Ladies of Wrestling" vor. Ruth ist idealistisch und möchte einen traditionellen Anspruch erfüllen. Mehrere andere Frauen, die bei "GLOW" mitmachen sind keine Schauspielerinnen. Einzig Cherry Bang (Sydelle Noel) hat Erfahrung als Stuntfrau in der Filmbranche. Mit dabei sind außerdem Carmen (Britney Young), die in eine Wrestler-Familie hineingeboren wurde, die Britin Rhonda Richardson (Sängerin Kate Nash) die in ihrem Auto wohnt, Tammé Dawson (Wrestlerin Kia Stevens) die aus einem 08/15-Job kommt, das Partygirl Melanie Rosen (Jackie Tohn), die in Tierfelle gekleidete Außenseiterin Sheila (Gayle Rankin, bekannt aus "House of the Dragon") und die junge Punkette Justine Biagi (Britt Baron). Ruth hatte bis vor kurzem eine Affäre mit dem Ehemann ihrer besten Freundin Debbie Eagan (Betty Gilpin), was sie rausgefunden hat. Bei der ersten Audition für "GLOW" taucht Debbie auf und prügelt sich mit Ruth. Das beeindruckt den Regisseur Sam Sylvia (Marc Maron). Mit diesem gerät Ruth von Anfang an aneinander, unter anderem aufgrund seines Zynismus und seiner unkonventionellen Herangehensweise. Nach und nach entwickelt sich die Gruppe von Frauen zu einer richtigen Crew - auch trotz des Konflikts zwischen Ruth und Betty. Die Serie betrachtet auch die Beziehung des Produzenten Bash Howard (Chris Lowell) zu seiner reichen Mutter, genannt "Birdie" (Elizabeth Perkins). 

Wie oben schon geschrieben: "Gorgeous Ladies of Wrestling" gab es tatsächlich. Es war eine Fernsehsendung, die Wrestlingkämpfe zwischen Frauen gezeigt hat. Dazu gab es Backstories, Comedy Sketches und musikalische Darbietungen. Die Netflix-Serie nimmt sich die reale Serie zum Vorbild und stellt eine (fiktive) Entstehung mit fiktiven Charakteren dar. Diese basieren allerdings auf Charakteren aus der Original-Sendung. Was die Hintergrundgeschichten, der Wrestlerinnen aus der Original-Sendung betrifft, habe ich allerdings kaum Kenntnisse ob diese hier irgendwie wahrheitsbasiert dargestellt werden oder nicht. Das ist im Prinzip auch egal, denn was tatsächlich echt rüberkommt ist der Kampf um Anerkennung, emotionale Stärke und Schwäche als auch das andauernde Problem - Männer in der Unterhaltungsbranche in all ihren ekelhaften Facetten. Mich haben die durchaus klischeehaften Wrestling-Charaktere die von den Frauen gespielt werden begeistert. Vor allem die Sowjetin "Zoya the Destroyer", dargestellt von Ruth. Aber eigentlich haben mir fast alle gut gefallen, egal ob jetzt positiv oder negativ besetzt. Mir gefiel außerdem die beinahe authentische 1980s-Kulisse als auch der Soundtrack. "GLOW" ist der Beweis, dass Drama und Comedy super gut zueinander passen und nicht im peinlichen, beinahe ritualisierten Gemisch aus Trauer und Gags enden müssen. Leider nach der dritten Staffel nicht fortgesetzt - wegen COVID-19, unter anderem. Sehr sehr schade, ich hätte das gerne weiter verfolgt. Vielleicht hole ich mir bald den dazugehörigen Comic.



Mittwoch, 19. November 2025

Film der Woche#657: Vampire Hunter D: Bloodlust (2000)

Mal wieder ist irgendein Instagram-Beitrag daran Schuld, dass dieser Film in meinen Fokus geriet. Jedenfalls wollte ich ursprünglich "Vampire Hunter D" von 1985 reviewen, aber irgendwie bin ich dann viel eher auf diesen Film, der schon die zweite Verfilmung der Roman-Reihe ist gestoßen. Für ganz günstigen Preis sogar. 

"Vampire Hunter D: Bloodlust" spielt in einer dystopischen Zukunft. Die Menschheit ist nicht vernichtet, aber auf der ganzen Welt haben sich Vampire verbreitet, die sie terrorisieren. Allerdings schwindet deren Anzahl weil sich Menschen gefunden haben, die Vampire jagen. Einer von ihnen ist D. Er ist allerdings selbst ein halber Vampir. Solche Gestalten nennt man "Dhampil". Mitten in der Nacht wird Charlotte Elbourne, eine junge Frau von einem Vampir namens Baron Meier Link entführt. Dieser ist ein

Adeliger der stets in einer Pferdekutsche unterwegs ist. John, Charlottes Vater, heuert D an um seine Tochter, ob lebendig oder tot, aus den Fängen von Meier Link zu befreien. Gleichzeitig hat jedoch Charlottes Bruder, Adam, eine weitere Gruppe von Vampirjägern angeheuert - die Marcus Brothers. Diese besteht aus den geübten Kämpfern Borgoff, Kyle, Nolt und Leila als auch dem mit mentalen Kräften ausgestatteten Grove. Von nun an wird also aus zwei Richtung Charlottes Spur verfolgt. Und ja, ihr könnt es euch vorstellen, selbsverständlich kommen die Marcus Brothers und D einander in die Quere. 

Ich konnte mich nur grob daran erinnern, was ich bei Instagram gesehen habe. Irgendwelche Blutlachen und Blutbäder und Vampire und Blut und ein Werwolf der einen zweites riesiges Maul aus seinem Bauch kommen lässt. Das musste ich einfach sehen. Der Film ist richtig wild. Falls ihr Strobo-Licht und sowas nicht abkönnt so seid gewarnt, dass es an manchen Stellen unfassbar hell wird. Die Geschichte ist relativ einfach und schnell nacherzählt. Der Zeichenstil ist erste Klasse. Sowohl die Gebäude, die Kostüme als auch die Bewegungen (sowohl von Menschen, Vampiren als auch von Fahrzeugen und anderen beweglichen Dingen) sind äußerst detailliert. Es ist eine auf den ersten Blick recht obskure Mischung aus Fantasy, Western und Sci-Fi. Wobei von Sci-Fi nicht viel über bleibt, bis auf eine fliegende Rakete. In der US-Synchro sprechen Schauspieler wie John Dimaggio (u.a. Bender aus Futurama) oder Dwight Schulz (Murdoc aus dem A-Team), in der deutschsprachigen sind es u.a. Norbert Gastell (Homer Simpson) und Christoph Jablonka (Homer Simpson). Was die Originalsynchro betrifft, kenn ich leider keinen einzigen Schauspieler. Allerdings habe ich rausgefunden, dass die Stimme von Leila Megumi Hayashibara ist, die Faye Valentine bei "Cowboy Bebop" gesprochen hat. Wie auch immer: Fantastischer Film. Ordentlich action- und blutgeladen. Ich hatte unfassbaren Spaß. 

8,5/10 Pfandflaschen
Trailer: 


Dienstag, 18. November 2025

Comic Book Review#656: Ed the Happy Clown#1 (2005)

Ich kann mich gut erinnern, dass ich diesen Comic vor Jahren schon mal reviewt habe. Allerdings war es eine der letzten Ausgabe und ich habe sie, glaube ich, nicht wirklich verstanden. Jedenfalls, hier ist es wieder. Es handelt sich um eine Neuauflage von der ursprünglichen Reihe. Gezeichnet und erdacht von Chester Brown.

Die Hauptfigur in dieser Reihe ist ein Clown namens Ed der in einer namenlosen Großstadt wohnt. Hin und wieder kommen allerdings andere Kurzgeschichten aus der Reihe "Adventures in Science" vor, die völlig unwissenschaftliche Sachen behandeln. So geht es um einen Versuch einen Riesenkalmar dazu zu

bringen zu masturbieren. Leider bringt das Tier den verantwortlichen Wissenschaftler um und fängt danach zu masturbieren, sodass dieser kein Zeuge davon werden kann. Life is ironic, I guess. In einer anderen Kurzgeschichte geht es um den Unterschied zwischen einem Wurm und einem Piano. Der verantwortliche Wissenschaftler zerschmettert beide nacheinander mit einem riesigen Hammer und unterscheidet aufgrund von den Geräuschen, was genau was ist. Höchst wissenschaftlich. Genauso ironisch geht es in den Stories um Ed. Dieser ist entgegengesetzt dem Titel kein "Happy Clown" sondern ein höchst trauriger. In der ersten Story möchte er ein Kinderkrankenhaus besuchen. Allerdings ist dieses abgebrannt und niemand außer den Ärzten hat überlebt. Also beschließt er, ein Kinderheim zu besuchen, bricht sich allerdings unterwegs das Bein. Daraufhin wird dieses von Ratten angegriffen. Der Bürgermeister der Stadt hat gleichzeitig die ultimative Lösung für das städtische Rattenproblem finden lassen. So bombardiert man die Stadt mit einer Gruppe von Pygmäern die in ihrer Heimat gerne Nagetiere jagen. Allerdings landen sie mit den Köpfen auf dem Boden und werden von den Ratten selbst angegriffen, sodass Ed fliehen kann.

Das ist nur eine von mehreren Geschichten. Die anderen sind mindestens genauso bekloppt. Ich habe absolut keine Ahnung, was für einen tieferen Sinn die Stories haben und ob irgendeine Sozialkritik oder irgendwas anderes dahinter steckt. Pro Seite sind nur sehr wenige Panels zu finden. Der Zeichenstil ist sehr cartoonesk und morbide gleichzeitig. Der Comic liest sich ziemlich einfach. Ich musste wirklich schmerzhaft lachen bei nahezu jeder Seite. Aber zugegeben: Es ist wirklich äußerst obskur. Ich empfehle allerdings, die Seiten nicht einfach zu überfliegen sondern tatsächlich mal länger in die Hand zu nehmen und die Zeichnungen zu betrachten. Es macht Spaß.

8/10 Pfandflaschen
Hier eine Folge von Cartoonist Kayfabe dazu:


Montag, 17. November 2025

Album der Woche#660: Bill Laswell/Nicholas James Bullen: Subsonic 2: Bass Terror (1995)

Bei diesem Album handelt es sich um eine weitere Zusammenarbeit zwischen US-Amerikanischen Bassisten Bill Laswell und einem ehemaligen Mitglied von Napalm Death. Diesmal handelt es sich um den ex-Sänger der Grindcore Pioniere Nicholas James "Nik" Bullen. Dieser ist auf der ersten Hälfte des legendären Albums "Scum" zu hören. Auf der zweiten Hälfte singt und growlt schon Lee Dorrian, der später Sänger der Doom Metal Legenden Cathedral wurde. Aber das ist eine andere Geschichte.


"Subsonic 2: Bass Terror" unterscheidet sich deutlich zum vorherigen "Album der Woche". Es sind keine zwei sondern gleich drei Songs, die allerdings jeweils keine halbe Stunde sondern ca. 15-18 Minuten gehen. Zunächst mal macht das Album den Anschein, es würde in eine ähnliche Richtung gehen wie "Somnific Flux", sprich Dark Ambient. Doch nach zweieinhalb Minuten des gutturalen Herumgrowlens aus dem Hintergrund und diversen finsteren Soundspielereien geht es einfach mit einem ordentlichen Bums Richtung tanzbarer Electro mit vielen "weeeeeeeeioouuh" und "wuap wuap wuap". Ergo etwas komplett anderes und unerwartetes. Dazu hört man irgendwelche Samples von irgendwelchen Reden, die ich leider absolut nicht entziffern kann. So viel zum ersten Track "Bass Terror Tetragammon". "Noctural Crawl" hingegen klingt wie eine sehr tiefergelegte und noch mehr subversive Art von Trip-Hop. Super langsam und ordentlich trippy, bis das Lied mit viel viel Ambient-Elementen aufhört und sich anhört wie ein defekter Stromkasten der beschlossen hat, LSD zu konsumieren. Ähnlich geht es weiter in "Again and Again", das auf dem Soundtrack zu einem Hacker-Film a lá Matrix sein könnte.

Insgesamt ein wirklich angenehmer Soundtrack für das alltägliche, graue spätherbstliche Leben. Ich könnte mir ein ähnlich tristes, grau gefärbtes Zeichentrickvideo vorstellen. Zumindest für "Noctural Crawl" und "Again and Again". Ich weiß nicht genau, was ich mir visuelles für "Bass Terror Tetragammon" vorstellen könnte. Ich finds schade, dass ich ein Album dieser Art wirklich schlecht beschreiben kann. Aber ich kann es zumindest genießen und euch aufrufen, das gleiche zu tun. Ehrlich jetzt.

8,5/10 Pfandflaschen
Anspieltipps: Alles


Donnerstag, 13. November 2025

So isses, Musik!#201

REIN IN DIE SAMPLERHÖLLE:

22. LOUD ROCKS

"LOUD ROCKS" ist ein Sampler aus dem Jahr 2000. Darin geben sich damals angesagte Alternative Rock Artists und Rapper die Hand. So "covern" Static-X zusammen mit Dead Prez deren Song "Hip-Hop". Oder Wu-Tang Clan zusammen mit System of A Down ihren Klassiker "Shame On A N*gga". Everlast als Stimme von Mobb Deeps "Survival of the Fittest". Ein paar richtig grandiose Tracks hierauf.

23. Lust auf Tanzen!

"Lust auf Tanzen!" ist ein 7inch-Sampler mit ein paar eher unbekannteren Punkbands. Und zwar Küchenmesser Nr. 8, Wut Entbrannt, White Rabbit, Mrtva Budoucnost, Kort Prosess und Burned Out. Internationales Vergnügen mit Akteueren aus Norwegen, Tschechien und Deutschland. Leider keine Ahnung, woher White Rabbit kommen. 

24. Nativity in Black Vol. 1

DER Tribute-Sampler an Black Sabbath, den ich schon mal hier reviewt habe. Weiterhin spaßiges Vergnügen. 

25. NAZIS RAUS!

DER Sampler zu der absolut bedrückenden Stimmung der Baseballschlägerjahre. Rausgebracht auf Weird System. Mit dabei: Slime, Betoncombo, Abwärts, Die Toten Hosen, Rumble Militia als auch EA80. Durchaus vielfältiges Sammelsurium an Vertretern des deutschsprachigen Punkrocks mit Songtexten gegen Nazis und Fremdenfeindlichkeit. 

26. Nix-Pop Anarcho Vereinigung DER 1. Sampler

Hier hat man alles versammelt, was man im Anarcho Punk Handbuch so kennen sollte: CRASS, Dirt, Conflict, Paragraf 119, Icons of Filth, Contravene, Existance. Im Grunde nichts, was ich nicht kennen würde - aber wenn ihr einen Cousin/Cousine habt oder so, die gerne sowas hören möchte, kann ich gerne dieses Album als .zip-Datei schicken, kein Problem. :D

27. Nix-Pop Punk Sampler

Wieder mal ein Werk aus dem Hause Nix-Pop. Diesmal ist alles mögliche aus Punk dabei. International, querbeet. Sei es jetzt ZSK, Sin Dios, Subhumans, The Shocks, Rasta Knast, the Dwarves aber auch ein absoluter Klassiker von Blitzkrieg. Nämlich "Pogo Pogo Patz Patz". Wie kann man so einen fantastischen Song machen, in welchem man in kürzester Zeit über alles mögliche singt, was man scheiße findet? Großartig. 


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Kid Rock Discography: Born Free (2010)

Tatsächlich kenne ich den Titelsong schon ein paar Jahre. Vor allem, weil das hauseigene Radio bei mir auf der Arbeit ihn gefühlt jeden Tag spielt. Anyways...

"Born Free" ist Kid Rocks erstes Album seit "The Polyfuze Method" ohne die Backing Band "Twisted Brown Trucker". Das einzige Mitglied hierauf ist Marlon Young. Es ist außerdem das erste Album welches von Rick Rubin produziert wurde, das erste ohne "Parental Advisory: Explicit Content"-Sticker und das erste welches reinen Country Rock/Heartland Rock Sound präsentiert. Ohne jegliche Rap-Elemente oder sogar einen Song darüber, dass Kid Rock gerne Hip-Hop hört. Naja gut, das ist gelogen. Auf der Demo-Version von "Care" sind R&B-Sängerin Mary J. Blige und Rapper T.I. zu hören. Die Version die schlußendlich aufs Album geschafft hat, ist die mit Sängerin Martina McBride. "Flyin' High" featured Zac Brown und "Collide" mal wieder Sheryl Crow als auch Bob Seger am Klavier. Chad Smith von den Red Hot Chili Peppers spielt hier Schlagzeug. Doch was ist das für ein Album eigentlich?

Das Ergebnis ist ein straightes, bluesiges Country Rock Album, was sehr sehr versöhnlich wirkt. Allerdings geht es im Titeltrack darum, dass Kid Rock (oder der Zuhörer, je nachdem) ein freier Mensch bleibt, völlig egal ob er angekettet und verprügelt wurde. "Care" beinhaltet die Message: "Ich bin kein Heiler, kann keine Obdachlosen beherbergen (oh doch bei dem Anwesen schon), keine Kriege stoppen, keine Armen füttern - alles was ich kann ist mich kümmern". "God Bless Saturday" ist im Grunde genommen ein "stripped off" Song über das Wochenende. Bloß ohne Schimpfworte, Anspielungen auf Drogen und weibliche Genitalien. 


Es wirkt auf mich, als hätte KR hier "endlich" zu Gott gefunden und all seine Sünden hinter sich gelassen, um "endlich" auf christlichen Feiern gespielt zu werden. Was für ein absurder Werdegang. Der Mann, der knapp zwanzig Jahre davor über Oralverkehr bei Frauen gerappt und das mit Jodeln verglichen hat, singt jetzt in einer verdammt guten Stimme darüber, dass er ein freier Mensch ist und ihn niemand diese Freiheit nehmen kann. Tatsächlich schafft "Born Free" es, zumindest etwas Gänsehaut zu erzeugen. Der Song ist wirklich gut. "God Bless Saturday" irgendwie auch. Nichtsdestotrotz kann ich das Gefühl nicht verlieren, im falschen Film zu sein. Was zur Hölle ist das eigentlich? Aber das erklärt sich, ehrlich gesagt, ganz einfach. Wenn du in den USA als Musiker Geld verdienen willst und dein Zielpublikum nun mal "middle class white people" sind, musst du Country machen. Nu Metal? Vergiss es. Rap? Nein. Country is the game. Country währt in den USA nun mal ewig. Da kann man nix machen. Ich werde mir dieses Album glaube ich, nicht noch mal anhören. Ich hatte wirklich genug.

Anspieltipps: God Bless Saturday, Born Free

5/10 Pfandflaschen



Linkin Park Discography: Hybrid Theory (2000)

Hurra, eine neue Discography! Wobei, naja...so ganz richtig ist es nicht. Eigentlich habe ich die ersten beiden Linkin-Park-Alben in Zuge der Review-Reihe über meine Tapesammlung schon besprochen. Allerdings ist es schon etwas her und ich finde, sowohl "Hybrid Theory" als auch "Re-Animation" haben bessere Texte verdient. Außerdem wurde das Debüt dieses Jahr ganze 25 Jahre alt, genauer gesagt am 24.10.

Linkin Park existierten zum Veröffentlichungszeitpunkt an die vier Jahre, zuerst als Xero und dann als Hybrid Theory. Allerdings mussten sie zwangsläufig den Namen ändern, weil es schon eine Band mit dem Namen gab. So wurde daraus "Lincoln Park" und eine Domain namens "linkinpark.com" wurde registriert, weil es eine Homepage für den Lincoln Park bereits gab. Außerdem ist mit Chester Bennington der Ersatz für den Original-Sänger Mark Wakefield zu hören. Letzterer hat an "Crawling", "A Place For My Head", "Runaway" und "Forgotten" mitgeschrieben.


Musikalisch betrachtet ist das ein, aus heutiger Sicht gesehen, klassisches Nu-Metal-Werk. Raps über Gitarrenriffs, die beinahe in RATM-Tradition wie DJ-Scratches funktionieren. Das Ganze garniert mit tatsächlichen DJ-Scratches von DJ Joe Hahn, der außerdem jede Menge Samples und Klavierspiel beisteuert. Besonders hervorheben muss ich an der Stelle das Instrumental "Cure For The Itch". Darin ist nämlich nur er und seine Turntables als auch seine Fähigkeit, Samples einzusetzen, zu hören. Großartiges, trippiges Werk.

Wenn man die Texte studiert, kommt man nicht umhin, festzustellen dass es hier um ganz viel seelisches Leid geht. So thematisiert "Crawling" (über das sich sehr oft lustig gemacht wurde) Kindesmißbrauch. In "Points of Authority" geht es um eine toxische, mißbräuchliche Beziehung zu einem Menschen der selbst einst schwer verletzt wurde und sein Trauma auf andere überträgt. "With You" behandelt das "Vorankommen wollen mit eigenen seelischen Wunden" aber "das nicht schaffen". 

Als ich klein war, habe ich die Band durch das Musikvideo zu "One Step Closer" für mich entdeckt. Kurze Zeit später folgte der Kauf eines nicht lizenzierten Tapes auf dem Markt in Sankt Petersburg. Habe das Album Tag und Nacht gepumpt, wenn ich konnte - natürlich auf meinem Walkman. Nur war ich viel zu jung, um die Texte wirklich zu verstehen. Jetzt, 25 Jahre später (aber auch schon etwas früher) verstehe ich sie und kann auch evtl. ein kleines Bisschen besser Chester Benningtons Leiden verstehen. 

9/10 Pfandflaschen

Anspieltipps: Points of Authority, One Step Closer, Papercut, With You, Cure For The Itch



Opeth Discography: Morningrise (1996)

Ich höre dieses Album jetzt gerade an einem frühen Morgen und ich kann beim besten Willen nicht sagen, dass es nicht dazu passt. Mir gefällt das Albumcover vor allem sehr. Aufgenommen irgendwo in Bath, England. 

"Morningrise" ist bis jetzt das "leichteste" Opeth-Album. Bis jetzt. Aufgeteilt in 5 Songs, die jeweils mindestens 10 Minuten Laufzeit haben. Es wird melancholisiert und über den Tod des eigenen Großvaters sinniert ("The Night And The Silent Water"). Musikalisch irgendwo zwischen mittelalterlich anmutenden Folklore, Progressive Rock und ganz selten Mal "Ough!"s Marke Tom G. Warrior.


Während ich beim Vorgänger "Orchid" noch sagen würde, es handele sich in gewissen Sinne um "Progressive Death Metal" kann ich das nicht von "Morningrise" behaupten. Wenn man schon auf Schubladen steht, würde ich das einordnen in "Progressive Metal mit stellenweise gutturalen Vocals". Denn, die ganzen Arrangements, das Zusammenspiel von Akkustik- und E-Gitarren, die ganze Melancholie in den cleanen Gesangspassagen - das ist alles wirklich sehr schön und alles andere als brutal oder primitiv. Man könnte sagen: Opeth machen jetzt schon Progressive Rock, nur sind sie noch nicht wie die Lieblingsband deins Vaters gekleidet. Wobei, so weit wollen wir noch nicht ausholen. 

Es ist ein ständiges Auf und Ab zwischen wirklich sehr langen Akkustik- und E-Gitarrenpassagen, gewürzt mit Growls und auch melancholischen cleanen Vocals. Es gefällt mir, aber es muss ausnahmsweise tatsächlich zur Stimmung passen. Ich könnte das nicht jeden Tag hören.

8/10 Pfandflaschen

Anspieltipps: Black Rose Immortal, Nectar



Slayer Discography: Undisputed Attitude (1996)

Oh, yes. Darauf habe ich mich schon sehr lange gefreut. Frischer Wind im Hause Slayer. Ein Cover-Album. Wobei nicht so ganz, andererseits irgendwie doch. Die Songs "DDAMM (Drunk Drivers Against Mad Mothers)" und "Can't Stand You" stammen aus dem Repertoire des Side Projects "Pap Smear" an welchen Jeff Hannemann, Dave Lombardo und Rocky George (Suicidal Tendencies). Mit "Gemini" ist sogar ein neuer, durchaus mächtiger Mid-Tempo Slayer-Song vertreten. Und zwar ganz am Ende, quasi als Kirsche auf der Torte. Eigentlich sollten Songs von Metal-Giganten wie UFO oder Judas Priest inkludiert werden. Allerdings hat man sich auf "einfacheres" Material geeinigt. Nämlich Cover von US-Hardcore Punk Bands. Und einer UK-Hardcore Punk Band. Nicht vergessen.

Gewürdigt werden hier Minor Threat, D.I., D.R.I., The Stooges, Verbal Abuse, T.S.O.L. und Dr. Know. Man covert also relativ originalgetreu (wenn nicht sogar etwas schneller) "Guilty of Being White" von Minor Threat und singt am Ende des letzten Refrains "Guilty of being right!", was Original-Sänger Ian MacKaye ordentlich beleidigt und verstört hat. Laut Tom Araya war das alles ein "Witz". Anders verhält es sich bei "Filler" und "I Don't Wanna Hear It" die zu einer Art Medley verschmolzen werden. Genauso bei "Abolish Government" und "Superficial Love" von T.S.O.L. Man verwurstet sogar vier Songs von Verbal Abuse zu zwei zwei Medleys: "Verbal Abuse/Leeches" und "Disintegration/Free Money". Mit "I Hate You" covert man sogar einen Song der beinahe von Slayer selbst stammen könnte. Ich finde der destruktive Charakter des Songs passt sehr gut zu der Band selbst. Ebenso "Mr. Freeze" von Dr. Know als auch D.I.s "Richard Hung Himself". In "I'm Gonna Be Your God" verändert man den Text zu "I Wanna Be Your Dog" von The Stooges zu einer Art dominanten sexuellen Spiel - im gegensatz zum unterwürfigen Original. "Sick Boy" von G.B.H. ist ebenfalls ziemlich originalgetreu und relativ wenig kreativ - aber geil!

Großartiges, wenn auch ziemlich kurzes Vergnügen. Slayer prügeln eine kleine Menge Songs durch, die sie in ihrem künstlerischen Schaffen beeinflusst haben. So weit, so simpel. Kann man sich geben? Ja, durchaus. Aber mehr ist das nun auch nicht. Aber man kann's hören.

8/10 Pfandflaschen

Anspieltipps: Violent Pacification, I Hate You, Filler/I Don't Wanna Hear It, I'm Gonna Be Your God