Montag, 21. Juli 2025

Album der Woche#643: Fear - The Record (1982)

Ich habe dieses Album schon Ewigkeiten nicht gehört, damals als ich es entdeckt habe allerdings bestimmt an die 20 Mal hintereinander. Mich hat dieses schlichte, jedoch irgendwie künstlerisch wertvolle Cover einfach angezogen. Ich wusste allerdings nie, was für einen besonderen Wert in der US-Amerikanischen Punkrock Geschichte dieses Album hat und dass, mehrerere Künstler es auf ihren Bestenlisten stehen hatten. Einer dieser Künstler war Schauspieler John Belushi (u.a. Animal House oder Blues Brothers), der die Band zu einem Auftritt in der Sendung "Saturday Night Live" eingeladen hatte. Im Schlepptau waren lauter Punks die die Bühne stürmten - Fear bekamen danach Hausverbot in der Sendung.


Man sagte einst, dass es kein Wunder sei dass John Belushi so ein großer Fan von Fear gewesen ist. Schließlich höre sich "The Record" an wie die musikalische Version seiner Komödie "Animal House". Es ist beleidigend, provokativ, laut, simpel und eine Sozialsatire auf die Umgebung um uns herum. Sänger Lee Ving, der ursprünglich aus California kommt, hat seiner neuen Heimat New York City gleich zwei Songs gewidmet: "New York's Allright If You Like Saxophones" und "I don't Care About You". Wobei man "I Love Living In The City" durchaus auch dazu zählen kann. "I Don't Care About You" handelt von absoluter Degradation um einen herum, der man in der Großstadt begegnet. Menschen ohne Arme oder Beine, die auf der Straße betteln, wahrscheinlich auf Drogen sind und bald sterben wird und die man auch noch ignorieren soll, als wäre nichts gewesen. "Let's Have A War" ist eine zynische Antwort auf die angebliche Weltüberpopulation. "Lass uns einen Krieg führen um uns zu reduzieren". Die einzige nicht eigene Komposition ist "We Gotta Get Outta This Place", ein Cover von The Animals, das später ebenfalls von Jello Biafra und D.O.A. vertont wurde. "Disconnected" ist dabei wohl das beleidigendste und primitivste Lied auf der Platte.

Der Gesang von Lee Ving klingt wie der eines Trinkers bzw. wie die politisch inkorrekte Version von Jello Biafra. Die Ähnlichkeit ist da und nicht wegzudenken. Die anderen drei Mitglieder: Philo Cramer, Derf Scratch und Spit Stix machen den typischen Punkrock-Job. Simple, knarzende Drums, Gitarrenriffs ohne jegliche Soli...achja und Saxophon in "New York's Allright...". Meiner Meinung nach sind FEAR eine Art Zwischenschritt zwischen Dead Kennedys und Black Flag bzw. späteren Hardcore Sound. Sie sind wesentlich schneller als die 1977er Punkbands aber noch nicht so abgefahren wie spätere Vertreter des Genres. "The Record" ist, wie gesagt, eine für damalige Zeiten äußerst provokative Platte die in alle Richtungen spuckt und darauf abzielt alles und jeden zu provozieren und zu beleidigen und um eine Reaktion zu erzeugen. Nach 27 Minuten ist der Spaß auch leider schon zu ende. Mehr hätte aber auch nicht sein müssen. Das passt perfekt.

8/10 Pfandflaschen
Anspieltipps: Let's Have A War, New York's Allright If You Like Saxophones, I Don't Care About You, I Love Livin' In The City


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