Montag, 18. Juli 2022

So isses, Musik!#147


GATECREEPER am 29.06.2022 im Junkyard, Dortmund

Als dieses Konzert stattfand, habe ich bereits "Happenings des Monats" für Juni veröffentlicht. Darum erscheint der kurze Bericht anschließend hier. Ich musste an dem Tag arbeiten und zwar bis 19 Uhr. Das heißt im Endeffekt: Schnell die Europaletten reinfahren und ab nach Dortmund. Ich habe die Vorband, die nicht Scalpture waren, sondern Eye Master, gnadenlos verpasst. Als ich ankam haben Gatecreeper schon angefangen zu spielen. Insgesamt habe ich vllt. 40 Minuten des Sets mitbekommen. Aber es hat sich gelohnt.


Denn, das wessen Zeuge ich wurde war verdammt gut gemacht melodischer Death Metal, von Typen die offensichtlich der Hardcore Szene entstammen. Denn sonst würden sie das Publikum nicht zu Circle Pits aufrufen und nicht diese Hardcore-Sänger-Haltung auf der Bühne einnehmen. "From The Ashes" eines der bekanntesten Songs der Band erinnert einen tatsächlich an dieses eine Lied von Amon Amarth, das damals in der Würzburger Metal-Disco "Labyrinth" rauf und runter gespielt wurde. Das meine ich übrigens gar nicht böse. Vielleicht haben Gatecreeper als US-Bürger einen weitaus positiveren Bezug zu Amon Amarsch als ich. Ich fand den Auftritt verdammt gut. Technisch absolut auf der Höhe. Angenehmer, wenn auch nicht allzu dreckiger Death Metal. Manch einer würde sagen, dass es zu modern oder zu weich ist. Ich bin da relativ offen. Für die kurze Zeit hat sich das tatsächlich gelohnt.

N:

NAIV

Ich habe vor hundert Jahren eine mp3-Kollektion der russischen Punk-band NAIV geholt, als auch das Album "Post-Alkogolnye Strahi" (post-alkoholische Ängste). Neben Seitenhieben gegen Straight Edgen, die Regierung und Songs übers Besoffen sein als auch Ablehnung von harten Drogen haben wir hier eine durchaus sympathische Band die sich an Vorbildern wie Sex Pistols oder Offspring orientiert. Sprich klassischer Punk-Sound gemischt mit kalifornischen. Ich hätte nicht gedacht, dass mir das nach Jahren gefallen würde, aber ja das tut es.

Hier ist der Song "Utro", der von einem höllischen Morgen, gewürzt mit einem ekelhaften Kater handelt:




Napalm Death - "Scum" (1987)

Ich habe zwei Alben von Napalm Death auf dem Rechner. Eines davon ist der Death-Metal-Erstling der Band "Harmony Corruption". Das andere ist das Debüt "Scum". Auf diesem sind zwei verschiedene Besetzungen zu hören. Auf der A-Seite noch Nick Bullen am Bass und Gesang, Justin Broadrick (der später die Projekte Godflesh und Jesu ins Leben gerufen hat) an der Gitarre und Mick Harris am Schlagzeug. Auf der zweiten Seite ist Sänger Lee Dorrian zu hören, der später bei der Doom Metal Band Cathedral angefangen, die mittlerweile auch eine Legende ist. Außerdem Bill Steer (u.a. Carcass) an der Gitarre und Jim Whiteley am Bass. Mick Harris wieder am Schlagzeug. Es ist nicht die erste Veröffentlichung der Band und schon damals nur ein Mitglied von der Originalbesetzung übrig. Wobei nicht mal das. Mick Harris war auch kein Originalmitglied. WTF. Ich kenne, glaube ich keine Band bei der niemand von der Originalbesetzung mehr dabei ist. Fest steht: "Scum" ist ein phänomenales Grindcore-Album, definitiv noch entfernt von allerlei typischen Genre-Klischees. Es ist ein raues, gnadenloses Werk einer Band, die wahrscheinlich zu wenig Geld für die Aufnahmen hatte und einfach möglichst viel Aufnehmen wollte. Faszinierend. Ja, auch dieses berühmte kürzestes Lied der Welt "You Suffer" ist hier zu hören. Nein, "Scum" bietet wesentlich mehr als das. Selbst das Albumcover ist das erste seiner Art. Eine Collage von verschiedensten Brutalitäten dieser Welt. Politischer Terror. Konsum. All das was später eine 08/15-Vorlage für Grindcore oder Crust-Bands wurde ist hier zu sehen. Gestaltet von Jeff Walker, Sänger von Carcass.

28 SONGS!!!




Narziss - Solang das Herz schlägt (2006)

Eine Metalcore-Band aus Jena, mit deutschsprachigen Texten. Heutzutage tatsächlich immer noch eine Ausnahme, damals sowieso. Ich habe mich gewundert, wie gut diese ganzen Breakdowns mit deutschen Texten zusammenpassen. Vor allem, weil einiges davon doch voll mit Clean Gesang ist und ganz und gar nicht cringy. Gut, cringy mögen Texte wie "Meine kleine Seele weint" heutzutage schon rüberkommen. Aber das ist halt Geschmackssache. Es ist überrascht catchy und ganz und gar nicht schlecht. Im Gegensatz zu publikumswirksamen Metalcore, der heute größtenteils gespielt wird.




Nas & MF DOOM - Nastradoomus (2008)

"Nastradamus" war das vierte Album von Nasir "Nas" Jones, einen der bekanntesten, smoothesten New Yorker Hip-Hop-Größen der 90er Jahre. Bei "Nastradoomus" handelt es sich um ein Remix-Album, dass von einer anderen Legende, MF DOOM, produziert wurde. Im Prinzip ist es einfach eine Art wesentlich düsterere Variante von "Nastradamus". Die Beats klingen mysteriöser und verleihen den Songs ein undergroundiges "Feeling". Im Vergleich dazu, der meines Erachtens beste Track. 

Im Original:

"Some Of Us Have Angels":



Und natürlich der MF-DOOM-Remix:

Der eigentliche Song fängt bei ca. 3:50 an.


Auf "Shoot'Em Up" hat MF Doom übrigens das gleiche Sample wie auf "Dead Bent" vom eigenen Album "Operation Doomsday" verwendet. Schön, das wiederzuerkennen. Das ist übrigens "Walk On By" von Isaac Hayes, welches wiederum auch von Wu-Tang Clan in "I Can't Go To Sleep" verwendet wurde - das auch Hayes gefeatured hat. Achja, "Hood Took Me Under" von Compton's Most Wanted verwendet es übrigens auch. Zu hören auf "Radio Los Santos" im Videospiel Grand Theft Auto: San Andreas. Das Lied von Hayes ist tatsächlich auch noch n Cover von Dionne Warwick, das von Burt Bacharach geschrieben wurde. 

Black Sabbath Discography: Sabbath Bloody Sabbath (1973)

Philipp:

"Nun, nachdem zumindest der gute Raphi und ich uns über Vol. 4 etwas uneinig waren, kehrt die Eintracht zurück auf diesen Blog, das hier ist wirklich eine geile Hütte, das sehe ich exakt genau so. Allein der Opener und Titeltrack ist schon mal mindestens 6 Pfandflaschen wert, dieses Riff, dieser (noch doomigere) langsamere Part an denlm Ozzy hörbar an die Grenzen seiner stimmlichen Kapazität stößt und der dadurch noch an Bedrohlichkeit gewinnt, unfassbarer Song, definitiv in meiner Top 10 der besten Sabbath Songs, vielleicht sogar in der Top 5, da müsste ich aber noch mal drüber schlafen. 
Iommi hat noch mal einen Zahn zugelegt und arbeitet auf diesem Album recht oft mit Overdubs und zweistimmigen Gitarrenriffs, meines Erachtens nach ein Novum in der Geschichte der Band. 

Der Rest des Albums ist übrigens wesentlich weniger düster als das Cover vermuten ließe, eher sehr guter 70s-Rock, aber dafür wirklich fantastisch, wie bereits angedeutet, das Trio Iommi Butler Ward hat sich erneut selbst übertroffen, Ozzy zieht da auf jeden Fall (noch) bereitwillig mit, stößt aber hier und da schon an seine stimmlichen Grenzen. 
Ich muss übrigens zu meiner Schande gestehen, dass ich im Gesamtkanon der Band dieses Album immer sehr geschätzt aber doch immer auf den Opener reduziert habe. Aber da gibt es wirklich noch viel mehr zu entdecken, großartiges Album, dieses.

10/10 Pfandflaschen

Anspieltipps:

Sabbath Bloody Sabbath, Sabbra Cadabra, Looking for Today"

Raphael:

 „Sabbath Bloody Sabbath“ entstand angeblich aus einem ähnlichen kokainbedingten Burnout wie das vorangehende „Vol. 4“. Obgleich alle Bandmitglieder im Nachhinein von Ideenarmut und Erschöpfung sprechen, wenn es um das fünfte Black Sabbath Album geht, klingt diese Scheibe für mich deutlich selbstbewusster als ihre Vorgängerin.

Der Einstieg mit dem Titeltrack ist eine breitschultrige Ansage, die in meinem Kosmos bis heute zu den unantastbaren Heavy Metal Hymnen gehört. Der Song alleine lässt mich vergessen, wie durchwachsen ich „Vol. 4“ finde. Das Main Riff ist eine Bestie, die Bridge animiert mich jedes Mal, Extremitäten in die Luft zu strecken, und der schiefe Gesang zum Schluss passt wie die Faust aufs Auge. Das Niveau bleibt hoch, denn an zweiter Position kommt mit ‚A National Acrobat‘ ein eigensinniger, aber großartiger Song, in dem Black Sabbath darüber sinnieren, wer eigentlich entscheidet, welches Spermium mit der Eizelle verschmilzt, und welches nicht. Interessanter ist aber die Musik, die nicht nur zum großen Teil aus der Feder von Bassist Geezer Butler stammt, sondern für mein Gehör auch eine sehr frühe Protoform des Stoner oder Desert Rock darstellt. Legt mal Paisley Underground Acts wie Thin White Rope oder schwerere Desert Rock Bands wie Dozer daneben – Parallelen sind auf jeden Fall zu finden. Es folgt ein Instrumental, das in erster Linie eine dankbare Verbeugung ist: Alan „Fluff“ Freeman war wohl einer der wenigen Radio DJs bei BBC, der regelmäßig Black Sabbath auflegte; Tony Iommi bedankte sich mit dieser kleinen Hymne. Nach diesem schönen Instrumental kommt das Ende der A-Seite, das dynamische Heavy Metal Liebeslied ‚Sabbra Cadabra‘. Der Song ist ein absoluter Kracher, der die berauschende Luft auf Wolke 7 perfekt in Musik umsetzt – und dann ist da auch noch der Synthie von Gastmusiker Rick Wakeman! Das Yes-Mitglied bringt ein bisschen Prog mit und mischt den liebestrunkenen Heavy Metal ordentlich auf. Die A-Seite endet und bis jetzt sind mir noch keine Makel aufgefallen.

Ozzy Osbourne, Tony Iommi, Bill Ward, Geezer Butler
Einmal das Vinyl umgedreht, und schon geht es mit dezent psychedelischem Metal weiter. Der Song ‚Killing yourself to live‘ wurde von Bassist Geezer Butler geschrieben, der darin seine alkoholbedingten Gesundheitsprobleme behandelt – ein Song, in dem sich auch Drummer Bill Ward gut wiedergefunden hat. In der ersten Hälfte überzeugt vor allem der eingespielte Sitar zusammen mit den Stopps im Mainriff. Zum Ende hin wird ‚Killing yourself to live‘ zu einem mächtigen Strudel, der mit der Kraft des Heavy Metal nach unten zieht. Und diese Bewegung geht mit dem hypnotischen Moog Track ‚Who are you?‘ weiter. Nein, mit Heavy Metal oder Doom und Konsorten hat das nichts zu tun, aber sowohl an seiner Position zwischen ‚Killing yourself to live‘ und ‚Looking for today‘ ist der Song ein Brecher. Letzteres nimmt dann nochmal ein beschwingtes Tempo auf. So ungewöhnlich der progressive, leicht folkige, Prog Pop Rock Bastard klingen mag, ist dieses uneheliche Kind aus Britpop, Folk und Prog Rock doch die logische Konsequenz aus Liedern wie ‚After Forever‘. Nach diesem sehr agilen Track kommt zum Schluss der zweite Teil der Gedanken über Erbgut und die Individuen, die
daraus erwachsen: ‚Spiral Architect‘ knüpft inhaltlich an ‚A National Acrobat‘ an. Der Song ist an sich schön abwechslungsreich aufgebaut und hat hymnischen Charakter, und auch das Orchester macht gut was her. Im Gegensatz zu ‚Sabbra Cadabra‘ und ‚Looking for today‘ passt der Prog-Einschlag hier aber nicht so gut zum üblichen Sabbath Sound, finde ich. Es wirkt ein wenig, als hätte man auf einem Ohr Black Sabbath und auf dem anderen Symphony X.

Das Ende stellt aber meines Erachtens den einzigen partiellen Aussetzer des Albums dar. „Sabbath Bloody Sabbath“ zeigt nicht nur, wie stark sich die Band in den ersten Jahren ihrer Arbeit entwickelt hat, sondern beweist auch, dass sich Black Sabbath nach einem Ausfall wie „Vol. 4“ schnell wieder aufrappeln konnten. Die fünfte Platte ist ein weiterer Meilenstein des frühen Heavy Metal und verdient ihre 

9,5/10 Pfandflaschen.



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