Sonntag, 31. Juli 2022

So isses, Musik!#148:


PARADISE LOST auf dem NORD OPEN AIR in Essen am 30.07.2022

Ich habe schon das Festival für mich stark eingegrenzt. Habe mich gegen den Punk-Tag (mit Sick Of It All etc.) entschieden und gesagt, dass ich nur am Samstag für die Metal-Bands kommen möchte. Genauer gesagt vllt. Death Angel, Asphyx und Paradise Lost. Am Ende haben Marlyn und ich uns für Asphyx und Paradise Lost entschieden. Sind rechtzeitig losgefahren und angekommen als Asphyx angefangen haben. Dummerweise haben die Security uns gesagt, dass ein Rücksack nicht aufs Festivalgelände darf und so mussten wir zu einen Schließfach im Essener Bahnhof und dann wieder zurück. Man hätte uns auch sagen können, dass wir ihn im Café Nord abgeben können aber nein. Egal. Schließfach war definitiv sicher. Waren dann wieder da als Asphyx kurz vorm Ende ihres Sets waren. Das was ich gehört habe, hat mir auch live gefallen. Kürzlich habe ich nämlich die komplette Discography der Band geschluckt und hab sie insgesamt mehr oder weniger für ziemlich gut befunden, bin aber eher Fan der ersten Alben. Sei's drum. 


Nach ca. einer halben Stunde Wartezeit waren dann endlich Paradise Lost dran. Sie spielten einige Songs aus ihren letzten zwei-drei Alben "Obsidian", "Medusa" und "The Phantom Within", "Eternal" vom 1991er Klassiker "Gothic", "Faith Divides Us - Death Unites Us", "One Second", "Say Just Words", "As I Die"... Also im Grunde genommen eine Ansammlung von Lieblingssongs des Publikums. Insgesamt eher langsam und ruhig, melodisch. Natürlich keine Death Metal Klassiker vom ersten Album "Lost Paradise". Dafür aber einiges aus ihrer Nicht-Metal sonder "Goth Rock"-Phase, gemischt mit neueren Songs. Ich hätte mir gewünscht, dass sie alles mögliche aus allen ihren Phasen gespielt hätten, aber sie hatten nur 70 Minuten Zeit. Nick Holmes meinte dann auch zwanzig Minuten vor Schluß "Fuck it" und es blieben nur noch zwei Songs übrig. Schade schokolade. Trotzdem ein grandioses, wunderschönes Set.

Außerdem: Marlyn hat eine Jack Daniel's-Bauchtasche geschenkt bekommen und wir haben insgesamt 18 Rammstein- und 19 Amon Amarth-Shirts gezählt.


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Stricher hört seine Musiksammlung alphabetisch durch:
N:

Nasum - Inhale/Exhale (1998)

Boah was habe ich mich darüber gefreut, dass Nasum endlich dran waren. Neben Skitsystem, Nausea und Discharge war es eine meiner meistgehörtesten Bands damals. Damals, als ich Litfaßsäulenhosen getragen haben und ständig neue Aufnäher auf meine Kutte kamen. Also so wie heute, nur in nicht so gut und selbstgemacht. Nasum gibt es heutzutage leider nicht mehr, weil u.a. der Sänger Mieszko Talarczyk in diesem einem Tsunami ums Leben gekommen ist. "Inhale/Exhale" ist eines der besten Alben:




Negative FX - s/t (1984)

Negative FX waren eine der ersten Bands von Jack "Choke" Kelly, der mittlerweile viel eher als Sänger von Slapshot, Stars & Stripes und Last Rights bekannt ist. Ungeschliffener DIY-Hardcore. Ein Album mit einer Länge von ganzen 16 Minuten. Das erste Lied "Feel Like A Man" ist wohl das bekannteste - wurde sogar mal von Das Oath für ihre Split mit Ampere gecovert. Der Rest ist im Gegensatz zum relativ melodischen Opener ziemlich chaotisch. Unfassbar wie schnell dieses Album vorbei ist.




Nein Nein Nein - Deine Szene ist ein Zombie (2006)

Das letzte Mal vor gefühlt 10 Jahren gehört. NEIN NEIN NEIN waren eine Punkband aus Mönchengladbach, die sich höchstwahrscheinlich nach diesem einen Song von The Buttocks benannt haben. Sehr gerade aus gehender, melodischer, deutschsprachiger Punkrock mit nicht gerade stumpfen, allerdings teils furchtbar kryptischen Texten. Zumindest auf dem ersten Blick. Songtitel wie "Kevin am Bord" oder "Christen fisten!". Großartig.




Neurotic Arseholes - Bis zum bitteren Ende (1983)

Und wenn wir schon beim melodischen deutschsprachigen Punkrock sind, so darf ich diese Perle aus den 1980er Jahren nicht vergessen. Natürlich kommt sie heute nur vor, weil ich alphabetisch bei "N" angelangt bin.




Nig-Heist - Snort My Load LP (1984)

Eine Band/ein Projekt bestehend aus allerlei Leuten, unter anderem Mugger, den Roadie von Black Flag und Bill Stevenson, Schlagzeuger von Black Flag/Descendents. Allerdings haben wir kein Hardcore Punk zu erwarten sondern eine garagig klingende Shock Rock Band mit unfassbar bescheuerten vulgären Texten, die stumpfe Provokation sind. Natürlich sexuellen Charakters. Stellenweise echt ziemlich ekelhaft und dumm, aber insgesamt irgendwie amüsant.


Jetski Accidents - The most radical about us is our conformism (2022)

Heute (30.07.22) ärgere mich darüber, dass zwei Veranstaltungen gleichzeitig stattfinden und ich nicht gleichzeitig auf zwei Veranstaltungen sein kann. Aber ich muss halt abwägen wohin ich lieber gehen möchte, was mein Körper auf längere Zeit verträgt und was mich mehr interessiert. Darum heute lieber zu Paradise Lost in Essen als zum Spastic Fantastic Fest in Dortmund, wo unter anderem die Jetski Accidents spielen. Ich habe vor einiger Zeit mal das Demo kurz besprochen, jetzt gehts an das erste
richtige Album der Band ran. Ich habe ehrlich gesagt auch gar nicht so viel hinzuzufügen, außer dass sich alles beim ersten Hören nicht mehr wirklich surfig sondern wunderbar poppig, verträumt und unfassbar locker anhört. Meines Erachtens fehlt es momentan an guten Punkbands bzw. irgendwie reißt mich das Genre einfach nicht vom Hocker. Darum bin ich auch sehr froh darüber, dass es solche wenn auch kleinen aber irgendwie hell leuchtenden Lichter gibt. Der Name Jetski Accidents erscheint einem zuerst wie eine typische Trashpunk Band, weil er so witzig klingt und man irgendwelche geisteskranken Unfallvideos vor Auge hat. Sie klingen aber wie Hüsker Dü in weniger depressiv und wesentlich cleaner. I still like.

Hier gehts zu Bandcamp
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Black Sabbath Discography: Sabotage (1975)

Hallo, hier bin ich wieder! Endlich sind wir an den Punkt angekommen, an dem ich auch an der Discography teilnehmen kann, weil jetzt die Alben dran sind die ich noch nicht reviewt hab.

Und zwar zum wirklich bestmöglichen Zeitpunkt. Es ist nämlich, laut internationalen Musikkritikern vllt. das beste Sabbath-Album seit "Paranoid". Meiner Meinung nach das beste Seit "Masters of Reality", wobei ich "Sabbath Bloody Sabbath" immer noch sehr gut finde. "Sabotage" ist eine ganze Ecke anders als die ersten Alben der Band. Man bewegt sich in die entgegengesetzte Richtung und verzichtet auf finsteres, doomiges, schweres. Stattdessen setzt man opernhaften Backgroundgesang, Synthesizer, Progressivität und verdammt noch mal sehr großen Pop-Appeal. Vielleicht liegts daran, dass die Band während der Aufnahme eine "Jamsession mit Led Zeppelin" hatte, auch wenn das historisch nicht wirklich belegt ist. Vielleicht haben sie einfach sehr viel Led Zep gehört und haben sich eingebildet, dass sie mit im Studio gewesen sind - woran natürlich wohl die Drogen Schuld gewesen sein könnten. Aber das ist nur eine Theorie. 




Meines Erachtens ist "Sabotage" ein tatsächlich sehr massentaugliches Album. Ganz gute Beispiele dafür sind, finde ich "Megalomania", "Supertzar" oder "Am I Going Insane (Radio)". Doch es gibt auch einen Song, der später gar nicht mal wenige Bands beeinflusst hat, nämlich "Symptom of the Universe". Dieser ist fast schon klassisches Sabbath. Und trotzdem unfassbar catchy. Finde, dass das Album sich insgesamt anhört, wie zukünftige Ozzy Osbourne Songs. Selbes Gefühl, teils ähnliche Arrangements, Songtexte die nach Ozzys Solo-Ideen klingen. Irgendwie merkwürdig, aber doch ganz natürlich.  Wer weiß. Der Albumtitel bezieht sich auf die Querelen mit dem Label und dem Gefühl bei seinem künstlerischen Schaffen sabotiert zu werden. 

Mit diesem Album sind Black Sabbath wohl im "klassischen" Heavy-Metal-Gefilde gelandet. Das erklärt auch, wieso sie später so klangen wie sie später klangen. Interessant. Ich liebe das Teil. Ehrlich.

9/10 Pfandflaschen
Supertzar, Megalomania, Symptom Of The Universe, Am I Going Insane (Radio)

Und weil drei Meinungen besser sind als zwei, hier kommt erst Philipp und dann Raphael:

Philipp:

Philipps Review muss leider nächste Woche nachgereicht werden.
Edit: (04.08.2022):

"Meddl Loide,

Sabotage ist nicht nur ein (wirklich legendäres) Album von Matthias Reim sondern auch (wie ich gehört habe) ein Black Sabbath-Album, an dem sich schon sehr die Geister scheiden, für die einen ist es das letzte wirklich gute Album der Urbesetzung, für die anderen der Anfang vom Ende und nicht so wirklich Sabbath.
Nun, so richtig doomig ist es nicht, es geht auch nicht um Okkultismus (in "The Thrill of it all" jedoch um Religion), für mich persönlich ist es aber trotzdem ein wirklich großes Stück Musik und reiht sich nahtlos in die Großtaten der ersten 5 Alben ein. 
Geboten wird hier gut gespielter (immer noch fantastisch aufeinander eingestimmte Band) Heavy Metal und Hardrock, in Symptom of The Universe wird ein Riff gespielt, das Thrash Metal-Riffing quasi vorwegnimmt. 
Mein persönlicher Favorit ist aber immer noch "Megalomania", das balladesk und ruhig anfängt und sich dann aber zu einem treibenden Hardrock-Song entwickelt, hier zeigt Ozzy übrigens große Teile seiner Bandbreite und zeigt, was er für ein großartiger und charismatischer Sänger ist. Mit Raphi bin ich mir übrigens in so weit einig, dass ich "Am I Going Insane (Radio)", Radio übrigens Cockney Rhyming Slang für Mental (Mental - Radio Rental) für den schwächsten Song der Platte halte, ein schlechter Song ist das aber mitnichten.

9/10 Pfandflaschen

Anspieltipps: Hole In The Sky, Symptom Of The Universe, Megalomania (unbedingt komplett hören!)"

Raphael:

"Beginnen wir mit einem kleinen Querverweis auf den vorletzten Teil dieser Serie: auf „Vol. 4“ ging es im Nebensatz um die Doom Metal Band Saint Vitus. Ebenjene haben sich zu ihrer Gründung als die Fortsetzung des Sounds von Black Sabbath nach deren sechsten Album „Sabotage“ verstanden. Auch war vorliegendes Album laut Saint Vitus die letzte relevante Black Sabbath Veröffentlichung, bevor sich die Band aus Birmingham endgültig an den Mainstream verkauft hat. Um Verkauf und Marktwirtschaft geht es im weiteren Sinne auch beim Albumtitel, der eine Abrechnung mit dem vormaligen Bandmanager Patrick Meehan ist. Somit ist „Sabotage“ ein letzter Gruß mit dem Mittelfinger an das Management, von dem sich Black Sabbath über den Tisch gezogen fühlten – eine Praxis, die bis heute gängig ist, wie auch der Song ‚Fly on the Pie‘ von Congoroo zeigt; aber das nur nebenbei!

Musikalisch ist der Einstieg in „Sabotage“ eine gelungene Fortsetzung von „Sabbath Bloody Sabbath“. Die Band brettert mit dem atmosphärischen Heavy Metal Opener ‚Hole in the Sky‘ los und lässt die Zuhörenden im Instrumental ‚Don’t start (too late)‘ kurz verschnaufen, bevor mit ‚Symptom of the Universe‘ die nächste Abrissbirne folgt. Das jazzig-proggige Outro mit nicht zu verleugnenden Led Zeppelin-Parallelen führt die Hörenden in den ersten Teil der Verarbeitung des damals präsenten Rechtsstreits. Wütend, emotional, zwischen Verzweiflung und Tobsucht adressieren Black Sabbath hier ihren ehemaligen Manager und dessen Rechtsabteilung. Musikalisch baut sich hier ein nebliger Sumpf aus doomigen Klängen auf, bis die undurchsichtige Wand weggeblasen wird und ‚Megalomania‘ zum knackigen und schweren Prog’n’Roll Monster wird. Von der inhaltlichen Umsetzung sowie dem Phönix-aus-der-Asche Bild, mit dem sich die Band hier gegenüber ihrem Gegner präsentieren, ist das große Kunst – musikalisch reißt es mich nur in Teilen vom Sofa, obwohl die Cowbell es wirklich versucht.

Bill Ward, Tony Iommi, Geezer Butler, Ozzy Osbourne

Der Auftakt der B-Seite mit ‚Thrill of it all‘ ist erstmal holprig. Das Intro (oder eher die Intros?) landen in einem abgehackten Riff, das insgesamt etwas verloren wirkt. Einen kurzen bluesigen Übergang später befindet sich das Lied plötzlich in einer Art Heavy Prog Höhenflug. Es ist ein ähnliches Phänomen wie bei ‚Spiral Architect‘ auf dem vorigen Album „Sabbath Bloody Sabbath“: irgendwie passen die Elemente in meinem Kopf nicht zusammen. Aber dann kommt das mitreißende ‚Supertzar‘ – ein atmosphärisches Instrumental, auf dem der English Chamber Choir für zusätzliche Stimmung und Gänsehaut sorgt. Und dann sollte doch eigentlich eine mächtige Doom Hymne eine massiv schwere Rock’n’Roll Abrissbirne oder ein Heavy Metal Geschützfeuer kommen, oder nicht? Stattdessen wird das imposante ‚Supertzar‘ von ‚Am I going insane (Radio)‘ abgelöst – meiner Meinung eine gewaltige Enttäuschung. Wie auch schon bei ‚Changes‘ von „Vol. 4“ scheinen musikalische Themen durch, die vor allem die späteren Solowerke von Ozzy beeinflusst haben. Das macht das Ganze eigentlich nur noch schlimmer. Das Lied endet in irrem Gelächter und Geschrei, worauf der zweite Teil der „Sabotage“ Thematik folgt: ‚The Writ‘. Auch hier sprechen Black Sabbath ihren ehemaligen Manager direkt an und sparen dabei nicht mit anklagenden Worten. Es mag der wütende Unterton sein, der dieses Stück so mächtig macht. Und tatsächlich ist ‚The Writ‘ der Höhepunkt der zweiten Seite, was nicht nur an der schwachen Konkurrenz liegt.

Insgesamt ist „Sabotage“ ein wildes Wechselbad der Gefühle. Das Album startet unheimlich stark und bleibt bis Ende der ersten Hälfte zumindest solide. Der Einstieg in die B-Seite und insbesondere der harte Bruch zwischen ‚Supertzar‘ und ‚Am I going insane (Radio)‘ sind allerdings solch starke Enttäuschungen, dass die positiven Seiten fast überleuchtet werden. So rettet sich „Sabotage“ zu einem durchwachsenen Album, das zwischen Wut, Enttäuschung, Aufbruch und Wirrwarr verläuft.

5/10 Pfandflaschen"


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