Sonntag, 29. März 2020

Geschichten die keiner mag#51: Zur Krise

Well, okay.... Ihr wisst vielleicht noch, dass ich diese Rubrik vor Jahren eingestellt habe, weil ich das Gefühl hatte zum damaligen Zeitpunkt alles Mögliche gesagt gehabt zu haben. Außerdem fühlte ich mich was "meine Meinung in die Welt rausposaunen" betrifft ziemlich ausgelaugt. Nun, wir leben mittlerweile in sehr komischen Zeiten. Manch einer könnte sagen, dass wir in einer South Park Folge leben. Ich fühle mich als müsste ich irgendwas sagen, zu dem was grade geschieht. Vor allem, weil es mich grade, so wie euch alle, betrifft. Und zwar mehr denn je. Es ist quasi unumgänglich dass ich irgendwas zur Corona-Krise sage.

Verzeiht bitte, wenn ich nicht gleich zum Punkt komme, denn ich bin etwas aus der Übung. Das große Thema hierbei ist so würde ich sagen das "Ernstnehmen" von irgendwas. Als auch meine Lage in dem Ganzen. Denn, natürlich muss euch das alles nicht interessieren, aber das hier ist mein Blog und wenn ich möchte dann sage ich etwas dazu.

Man erinnere sich an Anfang dieses Jahres. Der Coronavirus ist in der chinesischen Region Wuhan ausgebrochen. Schuld daran ist eventuell jemand der eine Fledermaus oder ein Gürteltier gegessen hat. Das ist nicht unwahrscheinlich, in der Vergangenheit gingen so einige Krankheiten auf den Verzehr von Wildtieren zurück. Das war für mich jetzt auch nichts neues. Schließlich hat Asien in der Vergangenheit so einige Pandemien durchgemacht. Ich habe mir, zugegeben, nicht großartig viel Gedanken darüber gemacht. Allerdings war die Tatsache dass die Seuche irgendwann mehr als 100 Todesopfer hervorgebracht hat mir schon ziemlich unangenehm. Trotzdem, so ist der Mensch halt, war das Thema ziemlich weit weg und somit nur beiläufig interessant. Allein der Gedanke, jemand würde eine Fledermaussuppe essen und dadurch zur Ausbreitung einer Seuche beitragen erscheint vollkommen absurd.

Witzig waren auch die ersten Memes darüber. Mein Favorit war dieses hier:


Es ist nämlich ein besonderes Merkmal unserer Generation. Meisterhaft Dinge nicht ernst nehmen und sich ordentlich dadrüber lustig machen. Das ist im Grunde genommen nicht schlimm. Vor mehr als hundert Jahren, als Franz Ferdinand erschossen wurde, startete daraufhin der erste Weltkrieg. Vor ein paar Jahren als dieser russische Botschafter in der Türkei erschossen wurde gab es einen Haufen Memes. Und keinen dritten Weltkrieg. Und auch als alle Welt den dritten Weltkrieg befürchtet hat, gab es allerlei Memes dazu. Bis dann die Corvid19-Pandemie ausgebrochen ist und alles hinweggefegt hat.

Und da kommen wir zu einem kritischen Punkt an dem man sich fragt: Ist die Lage jetzt so ernst, sodass ich nicht mal einen Witz darüber machen kann? Das ist Quatsch. Humor ist schon immer die Waffe der Menschen gewesen um in einer misslichen Lage zurecht zu kommen. Kritisch wird es jedoch, wenn man sich selbst so verdammt unsicher ist und darum meint lauthals über alles lachen zu müssen. Noch schlimmer wird es, wenn man den Ernst der Lage nicht erkennt oder auch noch meint diesen Notstand zu seiner eigenen Spielwiese zu machen. Menschen mit Desinfektionsmittel zu besprühen, ihnen gefährlich näher zu kommen und Husten vortäuschen. Für diejenigen unter uns die mit einer Panik/Angststörung leben ist das hier nämlich die reinste Hölle. Man weiß nie, was derjenige den man auf der Straße trifft, in seinem Inneren grade durchlebt. Darum ist man, wenn man das oben beschriebene tut halt auch ein absoluter Hurensohn.

Ich sehe mich gezwungen das Ganze mithilfe eines Mittelwegs zu leben. Natürlich mache ich mich über Corona-Memes lustig. Natürlich lache ich über diese ganzen Hamsterkauf-Witze. Allerdings müssen die Memes eine gewisse Qualität haben. Allerdings wasche ich mir trotzdem, jedes Mal wenn ich heimkomme, 20 Sekunden lang die Hände. Ich berühre nichts in der Öffentlichkeit wenn es nicht sein muss. Bei der Arbeit trage ich Schutzhandschuhe und versuche den bestmöglichen Abstand zu meinen Kollegen und zu den Kunden zu halten.

Meine momentane Situation auf der Arbeit hat sich innerhalb von kürzester Zeit verschlimmbessert. Ich befinde mich grade im dritten und somit letzten Lehrjahr zum Kaufmann im Einzelhandel. Neuerdings habe ich erfahren, dass ich nicht übernommen werden kann. Daraufhin explodierte die Corona-Krise, die Hamsterkäufe häuften sich immer mehr, Kollegen wurden nach und nach krank, die Kunden drehten immer mehr durch. Mein Höhepunkt war als ich um 7:15 keinen 100€-Schein wechseln konnte und man mich im laufe der Situation gefährlich nahe kam und angebrüllt hat. Kurze Zeit später kamen die Sicherheitsvorkehrungen auf der Arbeit und die Beschränkungen von Einkäufen. Man darf momentan nur noch eine bestimmte Menge an Mehl, Milch, Nudeln und Klopapier kaufen. Außerdem wurde die Anzahl der Einkaufswägen begrenzt - dazu muss jeder Kunde sich einen holen damit gewährleistet wird dass nicht zu viele Kunden gleichzeitig sich im Laden aufhalten. Das ist ne verdammt gute Idee. Allerdings wird es schnell sehr mühselig, jedem zweiten Kunden erklären zu müssen wieso er sich einen Einkaufswagen nehmen soll. Er braucht doch nur zwei Teile. Richig schlimm wird es, wenn Kunden nicht einsehen, dass es keinen Sinn macht zu viert reinzugehen wenn nur einer von vieren sich zwei Energydrinks holen will. Selbst dann wenn drei von vier Kunden mit leeren Einkaufswagen durch die Gegend fahren.

Ich weiß nicht so recht wie ich den Beitrag abschließen kann. Darum kurz die Top-Liste der Leute die ich während der Corona-Krise hassen gelernt habe.

"Boah alter ich glaub nicht an Corona, das ist eine Verschwörung um uns überwachen zu können"

"Das ist alles halb so schlimm, die Leute scheißen sich ein wegen einer Erkältung!"

"Die Menschheit ist ein Virus und momentan sehen wir, wie sich die Erde von uns als Virus erholt. Es mag sein, dass viele jetzt zu hause bleiben müssen. Aber vielleicht können wir uns jetzt alle kreativ entfalten und unser neues Ich entdecken!"

"Ich nutze hiermit diese globale Pandemie um meine politische Agenda zu verbreiten. Am liebsten gegen irgendwelche Minderheiten."

"Wir könnten zwar die Kräfte die im Alltag ihr bestes geben, entsprechend besser belohnen mit besseren Löhnen oder technischer Unterstützung, aber stattdessen kriegen sie einfach mal ein Applaus und ne Prämie oder so."



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