Sonntag, 29. März 2015

Album der Woche, Folge 191: Jello Biafra/Mojo Nixon - Prairie Home Invasion (1994)

Achtung, sowas gab es hier noch nie. Ein Country-Album. Tatsächlich. So richtig mit Banjo, Klavier und so weiter. Jedoch ohne Texaner-Howdy-Partner-Gelaber und dergleichen. Verantwortlich für dieses geniale Unding hier sind Jello Biafra, seines Zeichens ehemaliger Sänger von Dead Kennedys und Mojo Nixon, ein nicht unbekannter Cowpunk-Musiker. Als "Cowpunk" wird eine Musikschublade irgendwo zwischen Punk und Country verstanden. Außerdem ist die Backingbad The Toadlickers dran beteiligt.

"Prairie Home Invasion" ist aber weder Country noch Punk sondern lupenreiner Roots Rock, sprich Rockmusik die sich wieder Folk, Blues und Country widmet. Biafra singt auf den meisten Stücken und wir wissen natürlich, als DK-Kenner dass seine Stimme perfekt zu Country und/oder RockNRoll passt. Man erinnere sich nur an die großartigen Dead-Kennedys-Cover von "Raw Hide" oder "Viva Las Vegas". Apropos Cover: Die meisten Songs auf diesem Album sind entweder Cover oder Neuinterpretation von amerikanischen Protest-Folk/Country-Künstlern. Auf dem ersten Blick hört sich das an wie eine typische Country-Platte mit den typischen Inhalten: Arbeit, Vaterland, Jesus Christus, LKWs, Holzfäller, die Scheißliberalen! Allerdings merkt man schnell dass alles mit einem gewissen Augenzwinkern verkauft wird.
Die Songs stammen im Original nämlich nicht von irgendwelchen Redneck-Cowboys sondern von intelligenten Songwritern. Beispielsweise "Atomic Power" beschreibt auf eine recht sarkastische Art und Weise den Untergang von Hiroshima und Nagasaki (aber nicht nur das). Es ist köstlichst mit welchen Schmalz das dargeboten wird. Es wirkt auf mich wie ein anonymes Projekt. Als hätte Jello Biafra sich plötzlich Johnny Rebel angeschlossen um ein KKK-Album rauszubringen. Doch der Schein trügt natürlich. In den eigenen Songs besingt Jello unter anderem auch seinen Abgang von den Dead Kennedys und die Sachen die danach passiert sind. Biafra ist aber nicht der einzige der hier singt. Mojo Nixon singt ebenfalls drei Songs, was ich schade finde. Er hätte mehr Platz auf diesem Album verdient. Während Jello sich wie ein charmanter Teufel anhört, klingt Nixon wie ein ewiger Trinker der dich in der Kneipe anspricht und nachdem du ihm abgewinkt hast ein "na du hurensohn bist wohl zu fein mit mir zu reden, du §%&§%$&($&/@(/()". Oder wie dein Vater beim Karaoke-Abend nachdem er viel zu viel Whiskey getrunken hat.

Meiner Meinung nach ein sehr guter Kauf. Habe es mir vor gut nem Monat auf dem Frost Punx Picnic geholt. Hörenswert für alle die traditionellen amerikanischen Klängen nicht abgeneigt sind.

Anspieltipps: Atomic Power, Love me I'm a liberal, Are you drinkin' with me Jesus, Will the Fetus be aborted?

Daunlaud


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen