Freitag, 30. August 2013

Geschichten, die keiner mag#26: "Du musst mal wieder saufen gehen!"

Aufmerksame Genetik-Fans unter euch müssten sich ziemlich wundern. "Als Ostblock-Mensch müsste Stricher doch mindestens 5 Liter Vodka am Tag trinken können und es reicht ihm bestimmt immer noch nicht!". Da muss ich leider enttäuschen. Ich vertrag nämlich wenig bis gar nichts. Und überhaupt hab ich vor paar Jahren beschlossen mit dem ganzen aufzuhören. Mit Saufen, Rauchen, Kiffen, Kleber schnüffeln, Benzin riechen usw. usf. Wieso denn genau, das versuch ich jetzt mal zu erklären.

Anscheinend war ich nicht dazu geboren, viel zu saufen. Im Rahmen meiner Teenager-Zeit war dies aber fast schon ein muss. Na gut, vielleicht kein muss - aber es war angesehen. Doch ich versagte dabei kläglich. 1-2 Bier und schon war ich...dicht. Lallen, scheiße labern, mich komisch fühlen. Kotzen kam erst mit ner halben Flasche Sangria. Vodka vertrug ich aber trotzdem erstaunlich gut. Noch schlimmer wurde es nach all den Jahren Abstinenz. Aber dazu komm ich später.

Richtig schlimm wurde es allerdings als ich unter Alkoholeinfluss einer Ex-Freundin gegenüber gewalttätig wurde. Der Grund dafür war ein ziemlich geringfügiger, weshalb ich kurz darauf beschloß aus einer Alkoholpause eine Dauerpause zu machen. Nach fast einem Jahr schien es mir logisch auch das Rauchen aufzugeben. Zuviel Geld wurde von mir dafür ausgegeben, zuviel Gesundheit im Kauf genommen. Der Raucherhusten wurde immer schlimmer und der morgendliche Drang eine Kippe am allerliebsten zu verspeisen hat mich immer mehr genervt. Es hat fast nen monat gedauert aber ich habs irgendwie hingekriegt. Und ja, Earth Crisis haben mich dabei musikalisch begleitet. War echt schön. Vor allem wenn man merkt, dass die Band gar nicht so radikal ist wie man gedacht hat.

Doch es machte kein Spaß als Alkoholabstinenzler(und später als Straight Edger) mit einer regelrecht unerträglichen Alkoholikerin zusammen zu sein. Es kam so, wie es kommen musste. Die Beziehung ging irgendwann in die Brüche und mein Gemüt auch. Die Situation hat mir ziemlich zugesetzt. Das altägliche Leben ging mir auf die Nerven. Einfach alles war scheiße. Um alles irgendwie erträglich zu machen gab es wieder Tabak. Und weil das wohl nicht gereicht hat, gab es irgendwann Pfeffi. Das war glaub ich der allergrößte Fehler den ich nach knapp 1,5 Jahren Abstinenz machen konnte.

Nachdem ich in einer Nacht auf dem würzburger "Umsonst & Draußen"-Festival gekotzt habe, kroch ich am frühen Morgen ausm Zelt und wurde von Gutti mit einem "uuuuuuund er ist wieder straight edge" begrüßt. Naja fast. Es hat ein bisschen mehr als n Monat gedauert bis ich wieder auf die Beine gekommen und all die Laster wieder losgeworden bin. Verdammte Scheiße, warum hab ich das getan? Es ging mir ohne den ganzen Scheiß so verdammt gut. Warum musst ich mir sowas wieder antun? Die Frage bleibt ungeklärt.

Was ich festgestellt habe ist: Für mich ist Straight Edge eine der besten Entscheidungen die ich je getroffen habe. Und ja, ich kann die Straight Edger verstehen, die von ihren besoffenen Freunden so was von genervt sind. Generell gehen mir besoffene Menschen auch aufm Sack, allerdings ist der besoffene Rest mit dem ich abhänge mir mittlerweile so vertraut dass es mir nichts ausmacht. Es kann die schlimmste Asiparty sein auf die ich zufällig geraten bin - solange dort Menschen sind mit welchen ich mit gut unterhalten kann und denen ich vertraue ist alles okay. Selbst wenn das Konzert einer Lieblingsband voll ist mit besoffenen Idioten, ich halte es aus. Außerdem bieten sich solche Abende perfekt an, um sich über solche Leute lustig zu machen. Das macht verdammt viel Spaß. Geht mir aber jemand aufm Sack und meint ich wäre "kein richtiger Mann" weil ich nicht sauf wird es bitter ernst. Ich verstehe nicht, warum Leute nicht checken dass diese Einstellung in erster Linie ne persönliche Sache ist und versuchen einen reinzureden. Was ich ebenso wenig check ist, dass viele Edger wie ein verdammter Stereotyp aussehen müssen und nicht verstehen dass es Leute gibt die das nicht tun. Ich bin rein äußerlich ganz bestimmt kein stereotyper Straight Edger und will es auch nicht werden. Ich trage keine High-School-Klamotten und besitze keine McFit-Card. Im Gegenteil: Mein Aussehen gleicht einen bekackten Punker-Assi mit ungewaschenen Hosen. Und genau so ist es gut. Tod allen Klischees und dem ganzen Scheiß! Ernsthaft jetzt, so macht es viel mehr Spaß.
Scheißegal wie oft mir Leute sagen, dass ich doch wieder saufen sollte, das ist mir wirklich scheißegal.

Edge Heil! :D

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