Freitag, 27. Mai 2016

Album der Woche#248: Illoyal & BassDeaph - Der Tod eines Boxers EP (2013)

Der HipHop-Monat Mai ist hiermit zu Ende. Ende Gelände.

Ich wollte für die letzte Woche ausnahmsweise mal einen deutschsprachigen Act bringen. Allerdings fiel mir die Wahl sehr sehr sehr sehr schwer. Irgendwas superplakatives wie die 187er Straßenbande geht nicht, Azzlack-Rap geht gar nicht, Retrogott und Hulk Hodn, Audio88 und Yassin, Morlock Dilemma und ihresgleichen hatten hier schon ihren Platz. Deswegen dachte ich mir, ich müsste irgendwas halbwegs neues (ist immerhin schon drei Jahre alt) und was in keine geläufige HipHop-Sparte passt, bringe. Es sei denn, es gibt die Sparte namens "durchschnittlich aussehende Typen in Darkthrone-Shirts machen sehr wortgeladenen auf finsteren U-Bahn-Beats aufbauenden Rap". Gibt es nicht wirklich, aber irgendwie gehört dazu Illoyal und sein beatbauender Kumpane BassDeaph.

Die Raps stammen aus Köln, die Beats aus Essen. BassDeaph macht eine ungewöhnliche Mischung aus Tunnelsounds, fast-schon-baustelle-klängen. Industrial? Vielleicht n Bisschen. Aber auch orthodoxe Rapklängen finden hier statt wie irgendwelche Snares, Kicks und was weiß ich noch was. Keine Ahnung. Jedenfalls klingt die Musik generell eher weniger erfreulich sondern fast schon beklemmend und gruselig. Es werden außerdem andere Rapper gesampelt, auf deren Namen ich nicht komme. Ihre Stimmen werden zudem runtergepitcht sodass das ganze noch verstörender wirkt. Dass die EP so kurz daher kommt, daran sind finde ich auch das Intro als auch das ellenlange Interlude schuld. Aber ohne würde es nicht ganz so gut funktionieren, glaube ich.

Im besagten Intro (welches aus welchem Film stammt?) spricht eine Frau davon dass sie zwischen zwei Männern gefangen ist, die sich gar nicht für sie interessieren sondern stattdessen ganz alphamännchen-mäßig sich beweisen wollen. In "Kein Foto" geht es um, so weit ich das verstanden habe, das Modelmillieu bzw. das ganze Brimborium drumrum. Der Magermodelwahn, der irre Drang nach Perfektion. "Der Körper ist etwas was es zu überwinden gilt/mache dich so flach wie möglich und du passt in die Reklametafel und zwei Mal um die Litfaßsäule/Vergiss diesen Scheiß von Zuhause/Dein Glück ist das aufgewickelte Zentimetermaß" Die Hälfte des Songs besteht aus dem besagtem Interlude, aus "Germany's Next Top Model". Und zwar geht es um ein bestimmtes Nachwuchsmodel was von ihren Eltern Schuhe für 600 Euro ("Das sind diese äh das das die äh...die sind so teuuuuer") bekommen hat. Es dauert einfach drei Minuten bis das eigentliche Lied loslegt. Das ist so unglaublich verstörend. Aber so gut.

Ich verstehe Illoyal nicht immer. Beziehungsweise nicht alles. Ich bin dem wohl nicht ganz gewachsen. Es sind einfache Dinge die er sagt, die sich aber so bedeutungsschwanger anhören. Gedanken. Tristesse. Ungewöhnliche Reimstrukturen. Dinge die sich reimen, aber erst später. Mein Lieblingstrack darauf ist übrigens "Herberge", weil ich mir unter "Griechische Geschenke" sowas wie den Inhalt der Pandorabüchse vorstelle.

Ohne immer verfehlte Träume fest auf dem Boden der Psychose/ Ich sorge für Schleimbildung wie zystische Fibrose/Und schnüre Rappern das Wort ab

Bandcamp
8/10 Pfandflaschen

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen