Samstag, 15. Mai 2021

So isses, Musik!#121

Hallöchen und herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe von "So isses, Musik!". Ich versuche die heutige Ausgabe etwas auszuschmücken und haue ein paar Sachen rein, die ich in letzter Zeit mir reingezogen habe. Und natürlich die "50 Best Rock Albums of the 90s" - die Liste geht weiter.

Ungfell - Es Grauet (2021)

Ungfell haben ein neues Album draußen und es heißt "Es Grauet". Ich hatte bis vor kurzem absolut keine Ahnung, was das für eine Band ist, bis Philipp sie mir gezeigt hat. Ungfell kommen aus der Schweiz und singen tatsächlich auch auf Schweizerdütsch. 

Black Metal mit Elementen der Folklore und einen Gesang der zwischen "Bauer" und "Teufel" wechselt. Sind ja auch nur zwei Leute die hier Musik machen, deswegen klingt es in erster Linie ganz schön primitiv. Geschredder und Gekloppe. Aber dann kommt diese schweizerische Art, das Wort "Teufel" zu sagen. "TÜ-FELS ANT-LITZ!!" heißt es in "Tyfels Antlitz". Alleine durch die andere Betonung des Wortes klingen Ungfell wesentlich abwechslungsreicher als herkömmliche BM-Bands. Dazu kommen noch andere Instrumente als Schlagzeug und Gitarre. Irgendeine mittelalterliche Harfe (oder so) und Akkordeon. Ich will da auch nicht all zu tief einsteigen. Jedenfalls: Es grauet auf Dorf. Irgendein Unheil oder Unglück (das bedeutet der Bandname auf Deutsch übrigens) bricht über ein Dorf herein. Jemand wird umgebracht. Eine Frau wird der Hexerei beschuldigt. Darum geht es in den Texten. Obendrauf gibt es diese ganzen Geräusche wie Hühnergackern, ein messianischer Chor usw. usf. Es klingt halt wirklich wie auf nem Dorf im Mittelalter.

Ich bin wirklich sehr positiv überrascht gewesen und schlage vor ihr ziehts euch rein, wenn ihr auf "punkigen" "dreckigen" BM mit Hang zu Innovation steht.

9/10 Pfandflaschen



Marlyn hat mir dieses Lied von "Mir" gezeigt. Es heißt "Notch". Auf Deutsch: Band heißt "Frieden" oder "Welt" und das Lied heißt "Nacht". Aufgefunden in irgendeiner der vielen "Russian Doomer" Playlists. Sehr schöner, melancholischer Synthpop.


Salomé - Sommer in LE

Ich habe dieses fürchterliche Unding in einer Telegram-Gruppe gefunden und möchte den Interpreten bzw. allen im Video zu sehenden Menschen kräftig in die Augen schauen und sagen "bitte hört auf Musik zu machen". Es ist so fürchterlich, cringy und unlustig. Klischeehaft obendrein. Wer auf die Idee kommt "links wie Ché" auf "Sommer in LE" zu reimen und das "L E" wie "LA"(get it? Wie LA, also Los Angeles) zu betonen, dem gehört kräftig gesagt dass er das lassen soll. Danke.


Coma Cluster - NGC 4874 (2021)

Ich tue mir manchmal tatsächlich schwer, über diese Art von Kunst zu schreiben. Andererseits habe ich hier vor einiger Zeit ein Tape von Alibi Konkret reviewt und habe mich sprachlich beim Review ziemlich ausgetobt, von daher: eine Herausforderung ist es immer wert. "NGC 4874" ist die erste

Veröffentlichung von Coma Cluster aka Natalia und Svartvit. Das Cover der EP ziert ein Baby im Weltraum, dass wie ein entfernter (weit entfernter) Cousin von diesem Kind aus "Eraserhead" aussieht. Oder so. Was einem beim Hören erwartet ist eine Ansammlung von Sounds die man zuerst meint zu erkennen, beim zweiten Mal dann vllt. doch nicht. Die beiden Songs heißen "Avtodisfunktzija" und "W Tetschenie Dwizheniya", was auf Deutsch "Autodysfunktion" und "Im Fluss der Bewegung" heißt.

Mich hat schon immer interessiert was Noise-Künstler so zu ihren Schaffen bewegt, also habe ich nachgefragt. Insgesamt könnte man das auf "Ich möchte meine Abgründe vertonen" runterbrechen. Und das meine ich auch nicht negativ. De Facto hört man das sehr gut heraus. Ein monotones Hämmern, dazu ein verzerrtes Quietschen und ein sehr unmelodischer Klagegesang, der eigentlich kein Gesang ist. Im Endeffekt passt alles sehr gut zusammen. Einerseits ist das Ziel solcher Projekte oftmals atypisch zu klingen, unrhytmisch zu sein und vorm Kopf zu stoßen. Andererseits erwische ich mich dabei wie ich zum ersten Track mitwippe, weil da halt trotzdem irgendeine Art von Rhythmus ist. Vertonte seelische Abgründe klingen nicht immer gut und desöfteren suhlen sich die Künstler in ihrer Depression. Das hier klingt wenigstens ehrlich, auch wenn ich, trotz halber Muttersprachler, so gut wie gar nichts verstehe. Mir gefällt das.

8/10 Pfandflaschen
Bandcamp

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50 Best Rock Albums of the 90s by loudersound.com, Teil 14

Ich bette an der Stelle das Video von Raphi ein, welches er unter "Mango Wave Reviews" auf YouTube veröffentlicht hat. Er behandelt die Plätze #20-11. Ich nehme mir das Ganze etwas ausführlicher vor. Außerdem: Checkt seinen Blog!



20. Smashing Pumpkins - Mellon Collie and the Infinite Sadness (1995)

Drittes reguläres Album von Smashing Pumpkins. Falls ihr euch für den Vorgänger interessiert, der ebenfalls auf dieser Liste ist, so klickt hier


"Mellon Collie..." ist ein Doppelalbum, dass eigentlich nicht als Konzeptalbum gesehen werden sollte, aber irgendwie doch eins ist. Die erste Hälfte steht für den Tag, während die zweite die Nacht repräsentiert. Der Albumtitel ist entweder die klischeehafteste oder die traurigste Konstellation. Alleine schon die Worte "Infinite Sadness". Entweder man ist so ein Melancholiker mit Schlafstörungen und findet das richtig gut, oder man cringet ein wenig. Ich finde das gut. 

Mir gefällt es, wie Corgan, Wretzky, Iha und Chamberlain zwischen verschiedenen Genres wechseln. So ist der erste richtige Song (und für mich wohl einer der bekanntesten von SP) "Tonight, Tonight" ein Dauerbrenner in irgendwelchen Indie-Musiksendungen auf Viva Zwei gewesen - einer der schönsten poppigsten Rock-Songs der 90er Jahre übrigens - während eine andere Single, "Zero" einen beinahe vier Jahre zurück in die Hochzeit des Grunge katapultiert. "Bullet With Butterfly Wings" wirkt so als würde man exzessive Traurigkeit mitreißend machen wollen. 

Der Titel spricht halt wirklich Bände. Ich habe eine große, lebhafte Fantasie (was nicht immer gut ist) und fühle mich alleine durch das Hören von einzelnen Songs in meine Teenage Angst Phase zurückgeworfen, gleichzeitig aber die komischen Zeiten in denen wir leben erinnert. Es ist so komisch: "Mellon Collie" ist tieftraurig, strahlt aber eine merkwürdige Wärme aus. Wie eine sehr dunkle Hello-Kitty-Kuscheldecke.

9/10 Pfandflaschen

Anspieltipps: Zero, Tonight Tonight, Bullet With Butterfly Wings, Ode To No One



19. Pantera - Vulgar Display Of Power (1992)

And now to something completely different, again.

"Vulgar Display Of Power" ist das sechste Album von Pantera und somit der Nachfolger von "Cowboys From Hell". Die Band wollten damit die Lücke schließen, die Metallica hinterlassen haben indem sie sich von Thrash Metal abwandten und gleichzeitig sich selbst bzw. ihr Vorgängeralbum toppen. Also quasi das "härteste Album überhaupt" veröffentlichen.

Es ranken sich Mythen um das Albumcover: Angeblich wurde jemand 32 Mal ins Gesicht geschlagen um dieses Cover exakt so hinzukriegen. Es ist allerdings nachgewiesen gestellt. Die Texte handeln von Zensur durch rechtskonservative Medien bzw. Kirchenverbände ("Fucking Hostile"), das Umgehen mit der eigenen Aggressivität ("Mouth For War"), einer zerbrochenen Beziehung ("This Love") als auch Rassismus und Diskriminierung ("No Good (Attack The Radical)" und "Rise"). Letztgenanntes Thema überrascht tatsächlich, da Phil Anselmo in späterer Geschichte der Band als auch in jüngster Vergangenheit als rassistischer Vollpfosten offenbart hat. 

Musikalisch gehen Panthera ähnliche Wege wie auf "Cowboys From Hell": Groove Metal. Sprich Thrash Metal mit ordentlich Rhythmus und Melodie, zu dem man sich gut bewegen kann. Man kann über die Band sagen was man will, aber mit diesem Sound haben sie eine Unmenge an Bands (auch die ganzen "heavy hardcore" Bands) beeinflusst. Ich bin zwar kein "Cowboy from Hell" oder ein "Die Hard"-Pantera-Fan, aber ich muss es ihnen einfach lassen: Sie haben damals wirklich alles gegeben um qualitativ gute Musik rauszuhauen. Ein erstaunlich wuchtiges und gleichzeitig relativ positives Album. 

8,5/10 Pfandflaschen

Anspieltipps: Live In A Hole, Fucking Hostile, Walk, This Love



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