Montag, 14. März 2022

So isses, Musik!#141





Der Link ist wie bei den letzten Playlists wieder im Titel verlinkt, weil ich das Ganze hier nicht einbetten kann. Diesmal sind es Musikvideos aus insgesamt 50 10-minütigen Episoden der fünften Staffel. Wieder mal sehr vielfältig, poppig, meddl-ig, sprachgesanglich und und und. 

Ministry Discography: Moral Hygiene (2021)

Das neueste Ministry Album ist vollkommen an mir vorbeigegangen, ehrlich. Der Vorgänger "AmeriKKKant" war schon so scheiße, dass ich ehrlich gesagt absolut nichts gute erwartet habe. Ich wurde allerdings eines besseren belehrt. "Moral Hygiene" ist nämlich das beste seit langem.

Al Jourgensen hat hier beinahe auf allen Tracks Gitarre gespielt weil Gitarrist Sin Quirin kein Bestandteil des Projektes mehr ist - er wird wegen sexuellen Übergriff auf eine Minderjährige verdächtigt. Wir haben hier aber noch Paul d'Amour (ehemals TOOL) am Bass und Roy Mayorga (ehemals Nausea, Amebix, Soulfly) am Schlagzeug. 


Onkel Al bewegt sich hier weg von richtig schlechten und stumpfen Industrial Metal, wie er auf den Alben seit 2003 zu hören war. Stattdessen kriegen wir tatsächlich fast schon die guten Alten Ministry zu hören. Samples von korrupten Politikern, Industrial Rock, Mundharmonika und ein Feature mit Jello Biafra auf "Sabotage Is Sex". Das ist als wären Lard wieder zurück, naja zumindest für einen Song. 

Lange Rede, kurzer Sinn: Es ist gut gemischt, geht verdammt gut ins Ohr und klingt meines Erachtens so absolut gar nicht peinlich. Es ist fast wie früher. Aber nur fast. Aber gut.

7,75/10 Pfandflaschen
Anspieltipps: Sabotage Is Sex, Alert Level, Search And Destroy (Stooges Cover)




Mr. Bungle Discography: California (1999)

Drittes Album von Mr. Bungle. Das Record Label Warner Bros. Records verschob den Releasetermin, damit man nicht dem Release von "Californication" von Red Hot Chili Peppers in die Quere kommt. Es wäre sonst am selben Tag rausgebracht worden. Daraufhin folgte eine unschöne Reaktion seites RHCP-Sänger Anthony Kiedis, der alles in seiner Macht gesetzt hat um Mr. Bungle aus verschiedenen internationalen Festivals auszuladen. Die Reaktion der Band war unter anderem ein Konzert an Halloween, wobei sie sich als RHCP verkleidet haben. Sie coverten auch mehrere Songs wie "Give It Away". Während des Auftritts machten sie sich über die Songtexte lustig und imitierten Heroin-Schüsse in den Arm. Ein Bandmitglied verkleidete sich als verstorbener RHCP-Gitarrist Hillel Slovak. Ich verstehe, dass man hinsichtlich der Absagen sauer war, trotzdem war die Aktion sehr drüber. Aber witzig.

Um mal einen deutlichen Unterschied zu "Californication" herauszuarbeiten. Das RHCP-Album bzw. der Titelsong handelt von der Kalifornisierung der Welt. Währenddessen ist "California" von Mr. Bungle ein düsteres Abbild von Kalifornien. Auf diesem Album gehen sie noch einen Schritt weiter Richtung Obskurität. Während das erste Album auf recht humoristische Weise mit eigenen Dämonen

umgegangen ist, das zweite sehr tief in die Depression gestürzt ist, macht dieses hier einen Flip-Flop. Es klingt wieder wesentlich positiver als das zweite, gleichzeitig jedoch mindestens genauso absurd wie das erste. Wir bedienen uns weiterhin an Polka, Schlager, Ska und Punk Rock/Metal und natürlich Jazz. Insgesamt hört sich "California" wie eine Art Post-Apokalyptisches Radio, dass versucht 50er/60er Jahre US-Feelgood-Musik zu wiedergeben, was die damalige obere Mittelschicht gehört hat. Kein Rock'N'Roll sondern eher Doo-Wop und Schlager. "Goodbye Sober Day" ist meines Erachtens der kreativste und durchgeknallteste Song hierauf. Er fängt relativ ruhig an, nur um nach zwei Minuten in bizarres "TSCHAK TSCHAK TSCHAKKA TSCHAKKA TSCHAK TSCHAK TSCHAKKA TSCHAKKA" auszurarten. Wie Philipp schon im Review zum ersten Album (beziehend auf den YouTube-Channel "Lie Likes Music") gesagt hat, wie ein Horror-Kabinett: Man weiß überhaupt nicht, was als nächstes um die Ecke lauert. Absolut fantastisch. Schade, dass es die letzte Veröffentlichung mit neuen Songs ist. Das vierte Album ist "lediglich" eine Neuaufnahme des ersten Demos "The Raging Wrath Of The Easter Bunny".

9/10 Pfandflaschen
Anspieltipps: Pink Cigarette, Goodbye Sober Day, Sweet Charity

Und weil zwei Meinungen besser sind als eine, hier die Meinung von Philipp:

"Dies ist also das dritte und letzte offizielle Album von Mr. Bungle und die Overalls und Masken wurden gegen Hawaiihemden und blonde Zöpfe (es ist immer noch Trevor Dunn...) getauscht. Man gewinnt vom Opener "Sweet Charity" an den Eindruck, Mike Patton hätte mit seiner Vorliebe für Easy Listening und italienische Opern das Steuer übernommen. Während "Disco Volante" noch sehr nach Trevor Dunns und Trey Spruances chaotischen Free Jazz-inspirierten Ausbrüchen klang, ist das hier (mal wieder) etwas komplett anderes, nämlich düstere und eingängige Popmusik mit unterschiedlichsten Einflüssen, orientalische Musik, Electronica, Spaghetti-Western, Jazz und hin und wieder doch etwas Metal (Goodbye Sober Day endet sogar mit einem Ausbruch, der auf Disco Volante hätte sein können.) Leicht verdaulich und kommerziell ist das ganze trotzdem nicht, die Texte handeln von so illustren Themen wie Suizid, Tod, langsamem Dahinsiechen im Altenheim und dem Wunsch, sich selbst zu kastrieren, zumindest habe ich das so interpretiert, es gibt eine Menge Spielraum zwischen den Zeilen. Etwas weniger Chaos (und eine enorme Kürzung der Spielzeit) als auf den ersten 2 Alben tut der Band übrigens alles andere als schlecht, diese Platte macht alles in allem einen sehr kohärenten Eindruck und zeichnet ein wunderbar düsteres Bild von Kalifornien.

10/10 Pfandflaschen

Anspieltipps: Vanity Fair, Pink Cigarette, Air-Conditioned Nightmare"



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