Donnerstag, 18. August 2022

Album der Woche#549: Vince Staples - Big Fish Theory (2017)

Hallo und herzlich willkommen zu einem weiteren Album der Woche. So ganz langsam nähert sich der Oktober(!). Das heißt, es sind nur noch fünf Wochen zum letzten Album in der "20 Wochen/20 Alben/20 Jahre"-Reihe. Heute ist mal ein Künstler dran, den ich bis dato nur von einem Song kannte bzw. zwei. "Ascension" von Gorillaz und "Norf Norf". Letzterer sorgte für Aufregung bei einer christlichen Mutter, die darüber ein Video gedreht hat und sich über die Songzeile "hoes need abortions" aufgeregt hat.


"Big Fish Theory" ist das zweite Album von Vince Staples. Ich habe, weil ich "Norf Norf" gekannt habe, ein aggressives, düsteres und zynisches Hip-Hop-Album erwartet. Oder zumindest irgendwas grob in die Richtung "nicht gangsta aber street". Was ich stattdessen bekommen war eine Mischung aus eben jenen aggressiven und nihilistischen Rap und Detroit Techno und House.

Beim ersten Hören war ich erstmal ein wenig verdutzt. Ich habe solch hypnotisierende, teils funkige, teils nach Früh-90er-Techno klingende Beats einfach nicht erwartet. Würde fast schon behaupten, das hier ist ein Avantgarde-Hip-Hop-Experiment von jemanden der sich nicht wirklich um sein Image als Rapper schert. Und darüber geht es unter anderem auch in den Texten. In "Yeah Right" geht es um ein riesiges Problem im Hip-Hop, nämlich Imagepflege. Vince Staples äußert Kritik darüber dass alle nach außen zeigen müssen, dass sie unfassbar viel Geld haben indem sie teure Autos kaufen, sodass sie Leute auch glauben dass sie reich sind. Er selbst hingegen hasst es Geld auszugeben und sich um dieses Image zu kümmern und macht es nur um sein eigenes Überleben zu sichern. "Crabs in a bucket", der Opener der am ehesten nach House oder so klingt, handelt von einer "du oder ich"-Mentalität. Nach unten treten um nach oben zu kommen, wie zwei Krabben in einem Eimer. Staples meint, dass er selbst diese Mentalität schon oft genug gesehen hat. Entweder bei Afro-Amerikanern, die in verarmten Gegenden wohnen oder in der Westcoast Hip-Hop-Szene selbst. Der dritte Song namens "Alyssa Interlude", ist ein Interlude mit einem Sample aus einem Interview mit Amy Winehouse wo es über Liebe geht. Im darauffolgenden Song "Love Can Be..." geht es um falsche Erwartungen von Liebe.

Ich würde jetzt ungern diesen Musiksnob geben und sagen "ey hört mal auf die Texte, das ist sehr wichtig" aber ey hört mal auf die Texte, das ist sehr wichtig. Dieses Album war eine riesige positive Überraschung für mich. Ein Grower, der Zeit braucht. Vor allem wenn man nicht wirklich mit Techno bekannt ist.

8,5/10 Pfandflaschen
Anspieltipps: Big Fish, Crabs in a bucket, Yeah Right



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