Freitag, 6. August 2021

So isses, Musik!#127

Hallo und herzlich willkommen zur ersten, etwas wortkarten Ausgabe von "So isses, Musik!" diesen Monat. Da wir heute wortkarg sind, geht es "nur" um die Top 50 Rock Alben der 90er von loudersound.com. Leider hat Raphi sein Video noch nicht, aber hoffentlich ist er bis Ende des Monats fertig. Da kommt nämlich der letzte Teil dieser unendlichen Reihe aus. :)

Edit: Ha, Raphi wurde fertig! Hier ist das Video:




Top 50 Rock Albums of the 90s by loudersound.com, Teil 20

6. The Wildhearts - Earth vs. The Wildhearts (1993)

Vor einigen Jahren hat Philipp eine Playlist auf YouTube erstellt, die einige verdammt gute Songs beinhaltete und mir ganz nebenbei in einer hässlichen Situation geholfen hat. Darauf war nämlich "Red Light, Green Light" von The Wildhearts. Ich habe die Band bis zu dem Zeitpunkt nur aus Reviews gekannt und von einem Backpatch der im Schaufenster des Würzburger "Black Shop" hing. Das war so ein kleiner Laden am Hauptbahnhof, wo zwei ältere Damen lauter Merch, Patronengurte, Nietengürtel und so n Kram verkauft haben. 


Leider ist "Red Light, Green Light" nicht hier drauf. Aber das macht nichts. Das Album ist nämlich so verdammt großartig, dass mir die Hände abfallen (mir fiel kein anderer Vergleich ein). Es ist das erste von The Wildhearts und bietet eine auf den ersten Blick ziemlich überwältigende Mischung der besten Zutaten der britischen Rockmusik. Da hätten wir Hard Rock der 70er Jahre, Punkrock, etwas Metal und selbstverständlich eine Spur Pop. Letztere äußert sich meiner Meinung nach sehr oft in den Refrains, die zum Mitsingen perfekt geeignet sind. In "Loveshit" klingt die Band sogar nach Glam Rock marke Slade oder Sweet. Mir gefällt dieses zwischen den Stühlen sitzen wirklich sehr. 

Dazu kommt noch, dass Wildhearts es schaffen mit fröhlich klingenden Songs über eher traurige Dinge zu singen. Also Liebeskummer und so. Oder beispielsweise die Tatsache, dass man ein absoluter Couchpotato ist, der niemals ausm Haus kommt und lieber vorm Fernseher sitzt. Zu hören in "TV Tan". Oder darüber, in einem miesen Stadtteil zu wohnen ("Greetings From Shitsville"). Meiner Meinung nach exzellentes, äußerst vielfältiges und stimmiges Werk. Wird nicht langweilig!

8,5/10 Pfandflaschen
Anspieltipps: TV Tan, Loveshit, Greetings From Shitsville,

Philipp möchte übrigens auch was zu sagen:

"Puh Leude, das ist geiler Scheiss. Keine Ahnung, wie vielen Leuten in meinem erweiterten Bekanntenkreis ich schon mit dieser Band auf die Nerven gefallen bin. Und den Reaktionen nach zu urteilen klingt es für die Hälfte jener Leute nach Bon Jovi, für die andere Hälfte einfach nach Krach. Für mich ist das einfach nur großes Tennis, das zwischen Popmusik, Punk und Metal zwischen allen Stühlen sitzt. Hier werden eimerweise großartige Riffs und wunderschöne Melodien mit großartigen Harmonien (verantwortlich hierfür Gitarrist CJ, der durch seine Background-vocals dem ganzen regelmäßig die Krone aufsetzt) rausgeballert. Und ich würde tatsächlich behaupten, dass manch andere Band eine ganze Karriere auf weniger großartigen Riffs und Melodielinien aufgebaut haben als allein in "TV Tan" zu finden sind. Textlich geht es (wie ich beim aufmerksamen erneut hören letztens bemerkt habe) bei mindestens 6 der Songs um (gescheiterte) Beziehungen. Was mich bei Bands wie AnnenMayKantereit abstößt wie den Teufel das Weihwasser, stört mich in dem Fall eher weniger. Gingers Lyrik versprüht dabei einen etwas abgedrehten britischen Working Class-Charme, dem ich so etwas nur verzeihen kann. Musikalisch - wie angerissen - bewegt sich das ganze zwischen Pop und (fast schon metallischem) Hard Rock, Einflüsse der Band sind sowohl Bands wie Cheap Trick, Queen, Kiss oder die Beatles (deren Day Tripper sogar augenzwinkernd zitiert wird) als auch Hüsker Dü, Big Black oder die Ramones.
Bandkopf Ginger haut bis heute in beeindruckender Frequenz sowohl mit dieser Band als auch zig anderen Projekten ständig neue Alben raus, dass er damit nicht immer ins Schwarze trifft, macht ihn auch nur sympathischer. 

Anspieltipps: TV Tan, Suckerpunch, The Miles Away Girl

13/10 Pfandflaschen"



5. Alice In Chains - Dirt (1990)

4. Therapy? - Troublegum (1994)

3. Pearl Jam - Ten (1991)

Und nun zu etwas komplett anderem. "Ten" ist das Debütalbum der Grunge-Urgesteine Pearl Jam. Eigentlich wollten sie es nach dem Basketballspieler Mookie Blaylock benennen. Die Plattenfirma hatte jedoch was dagegen, sodass die Rückennummer herhalten musste. Und ich dachte schon, dass der Titel irgendeinen tieferen Sinn hat. "Ten" behandelt die genretypischen Themen wie Depression und


Einsamkeit. Der Opener "Once" handelt von einem Typen der Amok läuft. Zu "Jeremy" wurde ein Video gedreht in welchem ein einsamer junger Mann sich umbringt. Interessanterweise hat genau dieses Video einen Amokläufer inspiriert, und nicht der Text zu "Once". Ich mag den Übersong "Alive" tatsächlich sehr gerne. Und ich muss leider zugeben, dass mir dieses Album gar nicht mal so sehr missfällt. Es gibt hin und wieder Momente, bei welchen der Fremdscham überwiegt. Allerdings muss ich trotzdem festhalten, dass es eigentlich ein echtes Album ist. Man muss halt gleichzeitig in Erinnerung behalten, dass Pearl Jam die Inspiration für zahlreiche Post-Grunge Bands wie "Creed" waren und für den "Yarling"-Gesang vieler solcher Bands. Auf Dauer kann ich mir diese Art von Grunge definitiv nicht geben. Aber verdammt, hier gibt es Perlen. Und die sollte man hören!

Anspieltipps: Alive, Jeremy, Once, Why Go

8/10 Pfandflaschen



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