Donnerstag, 15. Juni 2023

Album der Woche#586: Lull - Dreamt About Dreaming (1992)

Ich hatte schon lange kein Ambient-Album hier. Vor allem keins, dass zu einem weiteren, mir bis dato unbekannten Subgenre gehört - und zwar Isolationist Ambient. Doch, bevor ich anfange mich hier in dem Review zu verlieren. Hier ein Bisschen Vorgeschichte.

Mick Harris war der zweite Drummer von Napalm Death und gleichzeitig der Pionier in Sachen "Blast Beat". Er hat diese Art des Schlagzeugspielens revolutioniert und ist auf beiden Seiten des ND-Debüts "Scum" zu hören. Auch war er bei DOOM und Extreme Noise Terror tätig. Nach dem Album "From Enslavement To Obliteration" änderte sich das Interesse der übrigen Bandmitglieder, man wollte mehr Richtung Death Metal gehen. Außerdem stiegen u.a. Sänger Lee Dorrian aus und Mick Harris Anfang der 90er auch. 


Nun zum eigentlichen Projekt: Lull ist das erste neue Projekt von Harris nach Napalm Death gewesen und gleichzeitig ein absoluter Stilbruch zu den Sachen die er vorher gemacht hat. Da gab es noch eine Band namens Painkiller mit John Zorn, die Elemente des Freejazz und Grindcore kombinierte und natürlich Harris' Industrial-Projekt Scorn. Lull ist da jedoch vollkommen anders gewesen. Isolationist Ambient ist ein Subgenre des Dark Ambient, das versucht den Hörer auf eine gewisse Weise "wegzuschieben" bzw. das Musik als eine Art Herausforderung fürs Gehirn darstellt. Es ist nicht der "typische" Soundtrack für einen inneren Horrorfilm, wie bei späteren Ambient-Subgenres (z.B.: Clinical Ambient) üblich. Es ist viel eher ein ungewöhnlicher Spagat. Die Musik ist für das "gemeine" Ohr nicht zugänglich. Es existiert kein richtiger Rhythmus. Es malen sich einen irgendwelche fantastischen Bilder im Kopf, während man dem Album zuhört. Jeder Song hat einen anderen, ungewöhnlichen Klang. Mal fühlt es sich an wie ein surrealer Traum, mal wie ein Spaziergang im Wald der nicht enden wollen will. "Unlit Passage" ist meiner Meinung nach aggressivste Track, weil er tatsächlich doch über so etwas wie ein Rhythmus verfügt, der ziemlich bösartig rüberkommt. Wie eine Verfolgungsjagd, ausgelöst durch irgendwas unbekanntes, tief in einem finsteren Wald. Mein Favorit hierauf ist "Dreamt About Dreaming", also der Titeltrack, der einen eine Art Trance-Zustand suggeriert. Einen Traum welchem man nicht entfliehen kann. 

Ich habe schon lange nicht sowas eindringliches und faszinierendes gehört. Mehr habe ich dazu nicht zu sagen.

9/10 Pfandflaschen
Anspieltipps: Dreamt About Dreaming, Unlit Passage, Stream Endless



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