Geschichten, die keiner mag#36: Für Würzburg

Seufz.
Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll. Am besten wohl am Anfang.

Mitte oder Ende 2002 bin ich mit meiner Em nach Würzburg gezogen. Nach dem Umzug nach Deutschland hatte man die Absicht mir noch mehr und besseres Deutsch beizubringen ergo musste es nach Würzburg gehen. Denn dort gab es eine Grund- und Hauptschule für ausländische Kinder.

Von Anfang an war ich begeistert von Würzburg. Wirklich. Zwar nicht so riesig wie St. Petersburg wo ich meine Großeltern besucht hab aber definitiv größer wie meine Geburtsstadt in Polen. Viel größer. Ich glaube, weil ich damals etwas kleiner war als jetzt kam mir alles größer vor. Wer weiß. Auf jeden Fall war ich begeistert. Von so vielen Leuten. Von den riesigen Bahnhof. Von diesen Mediamärkten und Müllers wo man PS2 und XBOX zocken konnte, bis man von der nervigen Mitarbeiterin weggescheucht wurde. Die mit den kurzen Haaren. Die hab ich gehasst.

Die Jahre vergingen und aus dem kleinen Stöpsel wurde...Ich. Die Begeisterung hielt an. Ich wollte hier alt werden und äh...irgendwas machen. Was, wusste ich nicht genau. Darüber nachdenken wollte ich auch nicht. Jedenfalls schien alles gut zu sein. Die Schule lief ganz okay. Ich hatte irgendwann ziemlich viele Freunde, ziemlich viel Freizeit die ich auf der Mainwiese verbracht habe und ziemlich viel Spaß. Doch irgendwann kam es wie es wohl kommen musste.

Ich habe Würzburg langsam satt.
Warum? Nun, ein Freund sagte einmal: "Würzburg ist was du draus machst". Und ich mach wohl nicht viel draus. Denn es kann der gruseligste Scheißort sein an dem du wohnst, solange deine soziale Umgebung in Ordnung ist, und du Freunde hast ist alles eigentlich okay. Eigentlich. Denn viele Leute sehen es nicht so. Ich merkte nach und nach wie langsam aber sicher sich einige Leute aus dem Freundeskreis verabschieden. Auf zu neuen Ufern. "Ich mache FSJ in Lampukistan!", "Ich werde Schlangenbeschwörer auf Haiti, machs gut Würzburg!" hieß es. Doch was aus mir werden sollte, wusste ich nicht. Irgendwie hing ich hier fest. Denn obwohl die frühe Begeisterung für ALLES mögliche abgeflaut ist, einige Freunde weggezogen sind(oder man hat nur noch wenig Kontakt) blieb ich trotzdem gerne hier. Es waren nämlich genug Leute da mit welchen man was machen konnte. Andererseits merkte ich auch wie wenig Möglichkeiten für ne andere("alternative") Kultur es hier gab.

Nämlich beinahe gar keine. Und auch wenn ich immer noch gerne Punk bin, hab ich kein Bock irgendwo unter ner Brücke zu sitzen oder ständig jammern wie Scheiße alles ist. Zum Glück haben sich aber andere Leute gefunden, die versucht haben irgendwas auf die Beine zu stellen. Aber selbst ihnen wurden Steine in den Weg gelegt. Denn: der eingeborene Würzburger will sowas einfach nicht. Man muß nämlich wissen, wenn man hierherzieht, dass Würzburg eine Studenten und Rentnerstadt ist. Für Studenten für die Studienzeit. Für die Rentner bis zum Tod. Und mehr auch nicht. Außerdem merkt man immer wieder wie garstig die Leute hier sein können. Und das ist noch untertrieben: Protestierende Flüchtlinge? Sollen sich Arbeit suchen und sich verpissen! Alternative Kneipen wo keine WM ausgestrahlt wird? Faschistoid und Intollerant! Die Würzburger Residenz wird als Anspielung auf die irischen Wurzeln Würzburg grün beleuchtet? WAS SOLL DAS!? WIR SOLLEN UNS AUF UNSERE DEUTSCHEN WURZELN BEZIEHEN, WELCHE IRISCHEN WURZELN ÜBERHAUPT?! HÄ?!

Versteht mich bitte nicht falsch. Ich habe in Würzburg eine echt schöne Zeit gehabt und die tollsten mir allerliebsten Leute kennengelernt. Und für all diese Leute die hier bleiben und noch irgendwas auf die Beine stellen wollen, für sie wünsche ich alles gute. Aber Würzburg ist einfach ein Drecksnest. Ganz egal wie schön die Architektur ist. Solange man sich immer wieder versucht als Großstadt aufzuspielen, tausende von Kontolleurbullen in der Stadt verteilt, und sonst der Bär steppt ists für mich aus. Ich bin bald hier weg.

Nichtsdestotrotz, vielen dank an:
Mich, Chocolate Banana, Kaptain Burito Kadaver, Pilz, Junge, Brot, m00t &Räuber Ronny(grüße nach Dresden - ihr fehlt!), Dmn aus Bln, Aldi, Herrn !, Ms. Axiom, Gutti, Stinki, Egon, meine 3 bestimmte Klassenkameraden aus diesem Schuljahr(:3), Herrn Ichlesverdammtschnellcomics, Synkrath für die Unterstützung in den Kommentarspalten, Wally und Wally Junior, Mr. Escobar für die lange Nachbarschaft und Freundschaft, Camaleojonte, Herrn XYZ, Stricher 2(dafür dass du so heißt wie ich; grüße nach Potsdam!), Erik den Wikinger...

Falls ich jemand vergessen hab...ihr wisst schon.

Heil NWO!