Holy shit, here we go again! Das fünfte Album von Deftones. Das erste nach "Deftones" und für mich, ohne scheiß das letzte woran ich mich erinnern kann wenn ich an Deftones in denn 00ern denke.
Real Talk jetzt. Ich habe die Band seit "Deftones" nicht wirklich verfolgt. Den Nachfolger kenn ich. Nevermind. Über dieses "Samstag Nacht Handgelenk" habe ich tatsächlich schlimmes gehört. "Yikes", das dachte ich mir.
Jedenfalls ist das Album niemals so schlecht, wie einige behaupten, inklusive der Band selber. Meiner Meinung nach wirkt es trotzdem ziemlich aus einem Guss. Auch wenn man sagt es wäre "gefrankensteinert", sprich aus verschiedenen Ideen einfach irgendwie zusammengekleistert. Man vereint hier unterschiedliche Aspekte. Die Songtexte sind fürs erste ziemlich kryptisch, drehen sich aber um Drogenkonsum, Depressionen und Kommunikationsprobleme. De facto war die Band insgesamt gar nicht mal so gut drauf und Chino Moreno, der viel Drogen und Alkohol konsumiert hat, war sich nicht sicher ob er nach den Aufnahmen wieder zurückkehren wird. Ich finde, man hört dass seine Stimme sich noch ein Ticken mehr leidend anhört. Musikalisch eine Mischung aus Alternative Metal und ruhigeren, shoegazy Tönen. Definitiv kein Nu Metal mehr, obwohl sich trotzdem Elemente davon wieder finden. Beispielsweise im Song "Rats! Rats! Rats!", der aber auch definitiv irgendwie (Post-)Hardcore (Punk) ist. Andererseits gibt es da so einen Song wie "Mein", mit Serj Tankian (System of a Down) als Gastpart, der es schafft gleichzeitig so müde und verschlafen und energiegeladen zu klingen. Der schlimmste Song hierauf ist "Pink Cellphone", eine Art Abgesang an die Suchtzustände. Begleitet wird er von einem Spoken Word Part von Annie Hardy (Giant Drag), der von Vorhäuten und darin enthaltenden Bakterien handelt. Es ist das dümmste was die Deftones je gemacht haben und macht den Hörfluss kaputt. Der Song beginnt direkt nach "Rats! Rats! Rats!" und erweckt das Gefühl, dass das Album hier zu Ende wäre. Weil man danach eigentlich nicht weiter hören will. Aber egal, man kann das ja auch skippen. Ich mag "U, U, D, D, L, L, R, A, B, Select, Start", welcher nach einem Cheatcode (den sogenannten Konami-Code) benannt ist und vollkommen ohne Gesang auskommt. Fast schon progressiv, einlullend und einfach schön. Mir gefällt es, wie dieses Auf und Ab von Schnell und wütend (Vin Diesel lässt grüßen) und langsam und friedlich von stattfindet. Meines Erachtens ein sehr starkes Album, welches in echt schlechten Zeiten entstanden ist.
8,5/10 Pfandflaschen
Anspieltipps: U, U, D, D, L, L, R, A, B, Select, Start, Rats! Rats! Rats!, Hole In The Earth, Mein
Und weil drei Meinungen besser sind als eine, hier kommt...
Philipp:
"Das fünfte Album Saturday Night Wrist war für die Band selbst ein schwieriges Album, Chino hatte mit Alkohol, Drogen und dem zerbrechen seiner Ehe zu kämpfen, es war das letzte Album mit Bassist Chi
Cheng, der 2013 in Folge eines schweren Autounfalls, durch den er seit 2008 im Koma lag, verstarb. Somit ist es das letzte Deftones-Album in der klassischen Besetzung. Es ist das erste Album, das nicht von Terry Date produziert wurde, welcher mit der Arbeitsweise der Band während ihres selbstbetitelten Albums wohl ziemlich unzufrieden war. Stattdessen entschied man sich nach längeren Sondierungsgesprächen für den Kanadier Bob Ezrin (Pink Floyd, Kiss u.a.). Die Band selbst bezeichnet das Album als zusammengeflickt und unfokussiert und war mit der Ausrichtung selbst wohl nicht so ganz zufrieden.
Deftones 2006
Interessant ist, dass die beiden Extreme (Nu Metal/Alt-Metal und Shoegaze/Dreampop) des Deftones-Sounds auf diesem Album stärker denn je zusammen wachsen und es kaum noch stilistische Unterschiede zwischen den Songs gibt.
Der offensichtliche Single-Kandidat dieses Albums ist "Cherry Waves", ein wunderbar eingängiger und verträumter Song mit genialem Intro, toller Bassline und großem Refrain. Für "Mein" hat man sich System Of A Down-Frontmann Serj Tankian ins Boot geholt, es ist in diesem Fall aber leider nicht so ein wunderbares Duett wie "Passenger" auf White Pony geworden, Serj singt lediglich die 2-3 Zeilen einer etwas verschrobenen Bridge und war am Songwriting beteiligt, entstanden ist dennoch ein melodisch recht ungewöhnlicher und interessanter Song.
Unverständlich ist für mich persönlich "Pink Cellphone", dieser Song wirkt zu 100% wie Füllmaterial, ich habe in einem Interview gelesen, dass der Song mehr oder weniger das Resultat von Rumgealber war und die Band das Album ohnehin für derartig zusammengestückelt hielt, dass sie es einfach mit drauf gelassen haben.
Trotz der Stringenz der Songs und des sonstigen musikalischen roten Fadens (einzige weitere Ausnahme ist das Cars-Cover "Drive") hat das Album leider einige Längen und klingt leider doch etwas unfokussiert und abgenutzt, daher gebe ich gut gemeinte
7/10 Pfandflaschen
Anspieltipps:
Cherry Waves, Mein, Xerces"
Raphael:
"Nicht lange nach dem Erscheinen des
selbstbetitelten Albums haben sich die Deftones in Malibu verschanzt,
wo sie einen großen Teil des Sommers 2004 verbrachten. Es gibt
wahrlich schlechtere Arten, sich die Zeit zu vertreiben – zumindest
oberflächlich betrachtet. Natürlich hatte die Band andere Dinge zu
tun als sich am kalifornischen Strand die Sonne auf den Bauch
scheinen zu lassen. Hier wurde mit Hochdruck am neuen Material
gearbeitet, welches die nächsten Entwicklungsschritte der Deftones
belegen sollte. Technisch anspruchsvoller und finsterer denn je zuvor
nannten die Bandmitglieder die neuen Lieder, mit deren Aufnahme noch
Ende 2004 begonnen wurde. Allerdings sorgten ein paar Unterbrechungen
für Aufschub der Fertigstellung. Tourneen, Nebenprojekte, eine
gescheiterte Ehe, Drogen- und Alkoholprobleme nahmen einen weiten
Teil des Deftones-Jahres 2005 in Anspruch.
Doch
im Jahr 2006 war es so weit, dass Album Nummer fünf, „Saturday
Night Wrist“ erschien. Es war das Jahr, in dem Zinedine Zidane
mittels Kopfstoßes gegen Marco Materazzi endgültig weltweit berühmt
wurde. Außerdem wurde das deutsche Sattelschwein zur gefährdeten
Nutztierrasse des Jahres gewählt, und die Bevölkerung von
Montenegro entschied sich mit knapper Mehrheit für die
Unabhängigkeit von Belgrad. In jenem Jahr erschien also das erste
Deftones Album, das von Robert Alan Ezrin produziert wurde, und das
letzte Album mit Bassist Chi Cheng.
Der
Entwicklungsschritt der Band lässt sich vor allem anhand von zwei
Aspekten zeigen. Zunächst ist da ein radikaler Rückgang der
Electronica-Elemente zugunsten einer deutlichen Orientierung in
Richtung Alternative Metal mit Horny Shoegaze Einfluss. Deutlich
auffälliger ist jedoch, wie stark konzentriert das fünfte Album
ist. Bei der Besprechung der selbstbetitelten Platte ging es darum,
wie die Deftones zwischen Extremen hin- und hergependelt sind, und
mit atemberaubender Dynamik von schwindelerregenden in infernale
Tiefen abstürzten, um sich im nächsten Moment wieder wie ein Yo-Yo
nach oben zu katapultieren. Auf „Saturday Night Wrist“ wiederum
wirkt das ganze deutlich glatter, ohne jedoch das Spektrum dabei zu
verkleinern. Die Deftones reißen also nicht mehr abwechselnd in
unterschiedliche Extrempunkte aus, sondern haben sich insgesamt
stärker aufgestellt und sind überall gleichzeitig.
Technisch
anspruchsvoll, reflektiert, emotional, aber alles andere als schwach
präsentieren sich die Deftones auf „Saturday Night Wrist“
konstant souverän. Von Mathcore bis Post Rock liefern sie ein
vielseitiges Programm ab, das in sich schlüssig und kohärent
ist.
8,5/10 Pfandflaschen
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen