Montag, 1. Mai 2023

Happenings des Monats: April'23

CULTHE FEST am 09.04.2023 in Sputnikhalle/Café Sputnik/Tryptichon in Münster

Wie lange habe ich darauf gewartet? Achja, vier Jahre glaube ich. Jedenfalls war das letzte Culthe Fest dass ich besucht habe im Jahre 2019. Dann kam CoVID-19 (höhö) und der jährliche Nachfolger wurde immer wieder verschoben, bis man es endlich notgedrungen abgesagt hat. Logischerweise hatte das neue, offizielle Line-Up für die 2023 Edition dann nichts mehr mit dem von 2020/2021/2022 zu tun. Anyways, mir war's egal - ich konnte sowieso nur die Hälfte der Bands sehen, weil ich am Culthe-Samstag noch arbeiten musste. Darum habe ich mir einfach eine 1-Tag-Karte geholt und war damit super glücklich. Ebenso glücklich war ich darüber, dass mich - bis auf 2 Leute - kein Arsch gekannt hat. Also saß ich zwischen den Bands rum, stopfte mir den Magen voll mit Cigköfte und habe meinen Comic oder mein Buch gelesen. Herrlich. Doch nun, zur Musik:

Die erste Band die ich an dem Tag, zumindest von weiten, gehört habe waren Haeresis. Ein durchaus zerstörerisch wirkender Act. Im Grunde genommen, typisches Black Metal Geschrei mit typischen Instrumentals. Definitiv gekonnt gespielt und auf den ersten Blick war ich auch der Meinung dass man vom Fach ist. Allerdings ist davon so gut wie gar nichts hängen geblieben bei mir. Später habe ich mir für eine kurze Weile den Akustik-Gitarren-Maestro Kesys im Triptychon, der kleinen Location über der Sputnikhalle angeguckt. Was soll ich sagen? Es ist angenehm zu hören und tatsächlich ganz cool, so als Hintergrundmusik. Allerdings blieb davon leider auch nicht viel hängen. Nachdem ich was gegessen und getrunken habe und irgendwo rumgehangen bin, ging ich ins Café um mir Morast anzugucken. Zu sehen war ein Doom Metal GG Allin am Gesang, der halt sehr langsam war und zum Glück nicht mit Kot um sich warf. Stattdessen schwenkte er das Miktrofon bisschen zu sehr aus und hätte mehrfach beinahe das Publikum damit getroffen. Nihilistisch wirkender, langsamer, angepisster Doom Metal. Allerdings meiner Meinung nach nicht in irgendeiner der verschiedensten Sparten einkategorisierbar. Also weder Kiffer-, noch apokalyptischer, noch Begräbnis-Doom. Irgendwas dazwischen. Sehr gut. Gefällt. Fvnerals musste ich kurzerhand wegen V im Namen und wegen des banalen Logos verurteilen. Man weiß seit Attila Hildmann, dass Leute mit V im Namen nicht vertrauenswürdig sind. Ich wurde selbstverständlich eines besseren belehrt. Minimalistischer, post-Metal-irgendwas, shoegazy,
whateverthefuck. Es war dem Bandnamen sehr gerecht. Ich fühlte mich wie auf einem surrealistischen Begräbnis. Monoton und aufregend zugleich. Sehr schön. Bank Myna, die daraufhin im Triptychon gespielt haben, hauten mich leider nicht wirklich um. Wolvennest hingegen, die ähnlich wie Fvnerals ein ziemlich banales Logo haben, schon. Sechs Leute auf der Bühne, rotes Bühnenlicht, Kerzenschein und Teremin. Genau, Sängerin Shazzula spielt gleichzeitig Teremin und sorgt, neben den monotonen Gitarren und Schlagzeug damit als auch mit ihren Gesang für eine psychedelische Stimmung. Psychedelischer Black Metal ist eine interessante Sache. Anstelle von einem weirden LSD-Trip haben wir einen der Angst einflößen soll. Verdammt, ich steh drauf. Später finde ich heraus, dass ein Mitglied bei der misanthropischen Metalcore-Band Arkangel gespielt hat. Austin Powers hatte Recht, Belgier sind scheinbar durchaus böse Menschen. Dieses Festival stellt sich noch mal als abwechslungsreich heraus: Nach Wolvennest gehe ich in die andere Richtung, zum Café Sputnik und gucke mir Sun Worship an. Diese sind das genaue Gegenteil. Zwei Typen die sich den Gesang teilen und Gitarre/Schlagzeug spielen. Absoluter, infernalischer Krach mit einer Ficktonne an geilen Riffs und Gesang den ich leider nicht verstehen kann. Es ist einfach absolut großartig. SchleimKeim wären stolz. Später geht's wieder in die Sputnikhalle um endlich den Hauptact des Tages, "The Ruins of Beverast" anzusehen. Zum Glück habe ich sie in den letzten paar Jahren schon zwei Mal erblicken dürfen. Einmal im Programm mit King Dude, einmal mit Urfaust. Denn ich habe nicht mehr so viel Zeit und muss von der Location zum Bahnhof laufen. Aber 20 Minuten reichen mir um mich in der, ebenso psychedelischen, einlullenden, alptraumhaften Ambiente wohl zu fühlen. So muss Metal. 

Was für ein geiler Tag. Ich habe beinahe niemanden gekannt und wurde so gut wie in Ruhe gelassen. Ich konnte mir in aller Ruhe Bands angucken, Essen reinziehen oder irgendwo lesen. Mindestens genauso gut wie vor vier Jahren. Gerne wieder.

Stricher guckt sich "Shazam: Fury of the Gods" an in Cinemaxx Essen am 14.04.2023

Endlich war es soweit. Ich war fast der Meinung, dass ich den Film gar nicht mehr im Kino erwischen werde. Zu viel Arbeit in letzter Zeit. Es ist aber definitiv die letzte oder eine der letzten Wochen für den Film gewesen. Er wurde nämlich nur noch im frühen Nachmittagsprogramm gezeigt und zwar nur ein mal am Tag. Der Kinosaal war fast leer, so wie ich das mag.

Der Sequel zu "Shazam!" erzählt die Geschichte von Billy Batson (Asher Angel) und seiner Adoptivfamilie weiter. Er verwandelt sich immer noch in einen Superhelden (Zachary Levi) während seine Geschwister ebenfalls Superkräfte haben und eine Art Shazamily (lel) bilden. Zusammen helfen sie den Bürgern von Philadelphia bei Katastrophen und anderen schwerwiegenden Vorfällen. Sie retten zwar Menschenleben, zerstören dabei aber viel und werden insgesamt eher als Störung empfunden, trotz ihrer guten Absichten. Auch in der Familie selbst sieht es nicht gerade rosig aus. Billy versucht alle zusammenzuhalten, während die anderen ihre eigenen Interessen entwickelt haben und sich immer weniger um eine "Superheldenkarriere" kümmern. Kein Wunder, es sind Teens die immer erwachsener werden. So kommt es zu Alleingängen, wie beispielsweise bei Freddy (Jack Dylan Grazer), der einen
gepanzerten Truck aus Versehen sprengt. Woanders lauert eine Gefahr: die zwei Schwestern Hespera (Helen Mirren) und Kalypso (Lucy Liu) sind Nachkommen des Titanen Atlas. Seine Kräfte als auch die von anderen Göttern wurden einst von Zauberern geraubt und die Götter in eine versiegelte Stadt verbannt. Der Stab, der in der Lage ist die Kräfte zu bündeln bzw. zu entziehen wurde von Billy im letzten Teil in zwei zerbrochen. Hespera und Kalypso finden ihn in einem Museum in Athen wieder und stehlen ihn. Nun möchten sie die ganzen göttlichen Kräfte wieder haben aus Rache dafür, dass Menschen mithilfe von Zauberern die Götter entmachtet haben. Achja und eine "Versiegelung" droht der Menschheit auch. 

Yes, ich habe es geschafft den Film nicht zu sehr zu spoilern. Jedenfalls, eins vorweg: Ich hatte meinen Spaß. Der Sequel ist leider nicht so lustig wie der erste, schafft es aber ähnlich kontinuierlich düsterer zu werden. Deswegen habe ich mich gefragt wieso plötzlich eine Horde Kleinkinder im Kinosaal saß. Es sind Logiklöcher anwesend, im Verhalten diverser Personen - der Film greift das aber auf und zeigt "Oh, okay das war dumm." Er nimmt sich selbst nicht wirklich ernst. Allerdings ist die Darstellung von Zachary Levi als Teenager im Erwachsenenkörper zeitweise so unfassbar nervig, aber leider treffend. "Shazam 2" ist ein Generation Z Film. Mit typischen Zoomer-Humor, Smartphones usw. usf. Zumindest sehe ich das so. Es gab Momente in welchen ich für die Bösewichte gerooted habe. Andere Momente waren tatsächlich so magisch und cool dass ich mich gut aufgenommen gefühlt habe. Ich war als Kind ein Fan von griechischer Mythologie und die ist hier sehr oft vertreten. Lieblingscharacter ist übrigens der Zauberer gespielt von Djimon Hounsou. Insgesamt: Ja, es ist ein witziger, unterhaltsamer Film. Wird aber von all denjenigen die vom Superheldenhype müde sind, absolut vergessen werden.

7,5/10 Pfandflaschen
Trailer:



Stricher guckt sich endlich "Black Panther: Wakanda Forever" an am 19.04.2023

Nicht nur der Schauspieler Chadwick Boseman ist gestorben, sondern auch sein Character Black Panther. Man hat scheinbar beschlossen, anstelle ihn neu zu casten, einfach die Figur zu "ersetzen" um sein Andenken zu wahren. Jedenfalls ist T'Challa in Folge einer unbekannten Krankheit verstorben. Die ganze Nation von Wakanda trauert. Seine Schwester Shuri (Letitia Wright) hat in den letzten Momenten seines Lebens noch versucht, mit einem künstlichen Herzen seinen Tod zu verhindern. Zwei Jahre später kommt es zu Spannungen innerhalb der UN. Verschiedene Länder, unter anderem Frankreich und die USA werfen Wakanda vor, ihre Versprechen nicht einzuhalten. Einst hat T'Challa nämlich gesagt, dass Wakanda aufhören wird, sich abzuschotten und die moderne Technologie mit dem Rest der Welt teilen wird. Das ist immer noch nicht geschehen, sodass Frankreich ein Einsatzkommando geschickt hat um Wakandaische Wissenschaftler in einem Labor anzugreifen - nicht erfolgreich. Die USA hingegen sind selbst erfolgreich dabei neues Vibranium (das ist das stärkste Metall der Welt btw) zu finden. Dabei geholfen hat ihnen ein neu hergestelltes Suchgerät, dass von einer US-Wissenschaftlerin
erfunden wurde. Eine solche Untersuchungsbasis wird von unbekannten blauhäutigen Meeresbewohnern angegriffen. Die Militärs unterliegen dabei einer Art Schallhypnose und springen von Bord. Kurze Zeit später taucht in Wakanda ein Amphibienmensch auf, mit Flügeln an den Beine, ausgestattet mit Vibranium-Rüstung. Er stellt sich als Namor (Tenoch Huerta) vor. Er ist der König eines unter Wasser lebenden Volkes, dass die Entdeckung durch die Oberwelt fürchtet und nun Maßnahmen einleiten möchte. Sie möchten die Wissenschaftlerin töten, die für das Gerät verantwortlich ist und wollen nun, dass die Wakandaner sie entführen und ihnen überstellen. 

So manch einer Ideologiekritiker würde diesen Film als identitätspolitisch betrachten. Wiederum haben Woke Aktivisten schon den vorherigen Teil als "alt-right Film" betitelt. Da Identitätspolitik sowohl links als auch rechts sein kann, kann man entweder den beiden zustimmen oder widersprechen. Wakanda wird hier, entgegen aller Kritik nicht als unfehlbare Nation dargestellt. Man stellt sich schwierigen Entscheidungen und versucht bis zur leider unumgänglichen militärischen Auseinandersetzung es mit Diplomatie und Gesprächen. Natürlich ist ein Film größtenteils auch der Spiegel von gesellschaftlichen Diskursen, allerdings muss man das Ganze auch aus Konsumentenperspektive betrachten. "Wakanda Forever" ist im Grunde genommen ein Vehikel um das MCU-Franchise weiter zu bewegen und für den Zuschauer spannend zuhalten - während dieselbe Zuschauer langsam von all den Superheldenfilmen langsam müde werden. Darum muss man die Filme irgendwie relevant halten. Darum kommt Kolonialismus drin vor, man versucht Stimmen von Minderheiten einen Raum zu geben. Es ist trotzdem nur ein Action-Film und wer darin entweder großes "Black Cinema" sieht oder "bösen Woken Aktivismus" der ist absolut auf dem Holzweg. Fazit: Ich finde, es ist eine großartige Geschichte, die mehr oder wenigen von wahren Ereignissen inspiriert ist und trotzdem eine (gut erzählte) Fiktion bleibt.

8,5/10 Pfandflaschen
Trailer:


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