Donnerstag, 25. Mai 2023

Album der Woche#583: Urfaust - Teufelsgeist (2020)

Urfaust sind eine seltsame Band. Sie stammen aus den Niederlanden, ihre Song- und Albumtitel sind desöfteren auf Deutsch, allerdings in einem grammatikalisch inkorrekten und man keinen einzigen Songfetzen herausfiltrieren. Ich weiß nicht bei welchem Album, aber irgendwo gibt es einen Lyricsheet. Zu "Teufelsgeist" jedenfalls nicht. Allerdings ist das völlig in Ordnung so. Ich habe sie bis jetzt einmal sehen dürfen, im Club Volta in Köln, als Support von The Ruins of Beverast, und es war fantastisch. Eine Musik zum Verlieben schön, dahintreibend, atmosphärisch. Irgendwas mit Metal, ohne jedoch sich genau einen bestimmten Subgenre zu unterwerfen. Am ehesten aber irgendwas in die Richtung Atmospheric Doom Metal. Ich habe dieses Album vor drei Jahren schon mal reviewt, im Rahmen von "So isses, Musik!". Allerdings war die Kritik ziemlich kurz gehalten und ich habe mich nicht wirklich mit der Thematik des Albums auseinandergesetzt. Darum, hier noch mal.


Atmosphärisch ist das Stichwort, denn auf "Teufelsgeist" (das Album wurde übrigens von einem hauseigenen Schnaps begleitet) versucht man eine bestimmte zu schaffen. Man widmet sich den verschiedenen Stadien von Rausch. Zu Beginn haben wir eine für dieses Genre eine fast schon fröhliche Atmosphäre. "Offerschaal Der Astrologische Mengformen" klingt wie ein fröhliches Erwachen an einem sonnigen Morgen. Die Vögel zwitschern. Es ist wie in einem Disney-Zeichentrickfilm. Es zaubert einen ein Lächeln ins Gesicht. Doch schon der nächste Track "Bloedsacrament Voor De Gestenzieners" zeigt was dem anfänglichen Rausch folgt. Eine Art Benommenheit, emotionale Unklarheit. Ein sprichwörtlicher Nebel im Gehirn. "Von Alcoholische Verbittering Naar Religieuze Cult" zieht einen noch mehr runter. Es ist ein reiner Ambient-Track, der einen suggeriert dass das Trinken vielleicht doch keine gute Idee war und man selbst ein wertloser Mensch ist. Es herrscht eine, wie im Titel schon angedeutete, verbitterte Stimmung. Man stelle sich vor, dieser jemand liegt in dem Moment schon am Boden, ist nicht mehr der Herr seiner Sinne oder weint in sich hinein. "De Filosofie van een Gedesillusioneerde" zeigt nicht mehr den Nebel im Kopf sondern eher einen Sumpf. Oder einen Hagel. Jedenfalls werden die Nervenenden stramm gezogen und durcheinander gebracht. Man sitzt da mit 123423423420847923402304 Gedanken in seinem Kopf. "Het Godverlaten Leprosarium" ist wohl das absolute Delirium. Depression. Der totale Absturz.

Es ist faszinierend, wie faszinierend das ist. Eigentlich ist so ein Konzeptalbum keine neue Idee. Aber jeder setzt Ideen anders um und besonders in einem solch kreativen Genre wie (Doom) Metal ist die Ideenvielfalt tatsächlich groß. Ebenso faszinierend ist, was für ein Downer dieses Album eigentlich ist, es aber in mir grundsätzlich positive Gefühle hervorruft. Es ist ein wunderbares, entspannendes, meditatives Stück Musik. Vor allem schön für lange Bahnfahrten zur Arbeit oder wenn man morgens um 4:55 zum Bahnhof laufen muss. 

Anspieltipps: Het Godverlaten Leprosarium, Offerschaal Der Astrologische Mengformen
9/10 Pfandflaschen



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