Donnerstag, 4. Dezember 2025

Mittwoch, 3. Dezember 2025

Film der Woche#659: KILER DOUBLE FEATURE!

In dieser Ausgabe von "Film der Woche" beschäftigen wir uns mit zwei Filmen, die ich aus meiner Grundschulzeit kannte und sowohl auf Polnisch als auch auf Russisch (zumindest teilweise) gesehen habe. Jedoch niemals so richtig. Ich weiß aber, dass mehrere Kids die Filme und andere mit Cezary Pazura in der Hauptrolle ständig zitiert haben, obwohl sie eigentlich viel zu jung waren um sie zu verstehen. Ich hingegen war beinahe ständig Zuschauer von "13 Posterunek" (Wache#13), einer Sitcom in welcher Cezary Pazura einen völlig bescheuerten und unfähigen Polizisten gespielt hat. 

Kiler (1997)

Jurek Kiler (Cezary Pazura) ist ein stinknormaler Taxifahrer in Warschau der 1990er Jahre. Eines Abends fährt er einen Mann Richtung Zygmunt und darf zwischendurch für ihn Zigaretten holen. Der Mann scheint betrunken zu sein. Während Jurek also Kippen holen geht wird er Zeuge von einer TV-Reportage. Eine Persönlichkeit aus dem Warschauer kriminellen Untergrund, ein Typ namens Andrzej G. aka "Gilotina" wurde von einem professionellen Auftragsmörder umgebracht. Inspektor Fisz (Jerzy

Stuhr) wird hierfür von der Reporterin Ewa Szańska (Małgorzata Korzuchowska) interviewt. Fisz leugnet jegliche Existenz eines "Kiler" getauften Auftragsmörders der nachweislich in mehreren Ländern per Auftrag verschiedene Menschen umgebracht hat und auch in Warschau tätig war. Am nächsten Morgen wird Jurek festgenommen und in seinem Auto wird ein Sniper-Gewehr gefunden. Er landet im Gefängnis, wo er Respekt von Mitgefangenen erfährt, weil sie ihn für den tatsächlichen "Kiler" halten. Allerdings hat er nur den passenden Nachnamen. Der örtliche Mafia-Boss, Stefan "Siara" Siarzewski (Janusz Rewiński) organisiert eine Flucht und holt Jurek da raus. Es stellt sich heraus, dass Siara der beste Kunde des eigentlichen "Kilers" gewesen ist. Jurek spielt das Spiel mit um seine Haut zu retten, stellt sich allerdings innerlich höchstwahrscheinlich die Frage "Was zur gottverdammten Hölle mache ich eigentlich hier?".

Eine großartige Parodie auf verschiedene Aspekte der polnischen Gesellschaft in den 1990er Jahren. Ein korrupter Politiker der mit der Mafia zusammen arbeitet: Ferdynand Lipski (Jan Englert). vollkommen von sich selbst überzeugte Polizisten, die auch mal mit problematischen Methoden arbeiten: Jerzy Stuhr und Marek Kondrat. Ein ungebildeter Mafia-Ganove, der so tut als wäre er High Class: Janusz Rewiński. Und natürlich ein Presse-Team, dass alles so hindrehen kann, dass die größte Sensation entsteht, angeführt von Małgorzata Korzuchowska. Zudem macht sich der Film nicht nur über sogenannte Mafia/Gang-Filme lustig sondern setzt dem Trend des Mafia-Films in Polen ein Ende. Ab diesem Zeitpunkt beziehungsweise danach hat man angefangen das organisierte Verbrechen bzw. Korruption im Film nicht nur abzubilden sondern sich auch vermehrt darüber lustig zu machen. Nach "Kiler" folgten mehrere Gangster Comedy Filme, die ebenso erfolgreich waren. Für mich ist es eine großartige Erinnerung, die auch heute immer noch als Film funktioniert und immer noch lustig ist. Tatsächlich. Ausleihen könnt ihr den Film auf Eastern European Movies Online. Eine 1-Tages-Mitgliedschaft kostet nur 4,99€ und ihr könnt euch währenddessen so viele Filme reinziehen wie ihr wollt.

8,5/10 Pfandflaschen
Trailer: 



Kiler-ów 2-óch (1999)

Der Titel des Films lässt sich als "2 Kiler" übersetzen und nicht als "Kiler 2". Ja, das ist ganz wichtig.

Seit dem ersten Film ist einige Zeit vergangen. Jurek Kiler (immer noch Cezary Pazura) ist mittlerweile mit der Journalistin Ewa Szańska (Małgorzata Korzuchowska) liiert. Beide betreiben eine internationale Charity Organisation. Regelmäßig beziehen sie große Mengen an Gold, welches sie an polnische Institutionen weiter leiten. So wurde Jurek, als Gesicht der Organisation, zu einer sehr bekannten öffentlichen Person. Er gilt als Wohltäter. Seine Spenden halten die polnische Wirtschaft am Laufen. Doch er ist zwei Menschen, die wegen ihm im Knast gelandet sind, ein Dorn im Auge. Stefan "Siara" Siarzewski (Janusz Rewiński) lässt durch seinen Handlanger Wąski (Krzystof Kiernowski) einen

Auftragskiller engagieren, um Jurek aus dem Weg zu räumen. Bei einem Tennismatch zwischen Jurek und dem polnischen Präsidenten explodiert dann ein Tennisball, platziert dort durch den "Szakal" (Peter J. Lucas). Siara selbst lässt einen Doppelgänger von sich seine restliche Haftzeit absitzen. Sein ehemaliger Partner, Ex-Senator Ferdynand Lipski (Jan Englert) darf wegen der Hochzeit seiner Tochter aus dem Knast raus. Sie tun sich erneut zusammen um ann die nächste Fuhre Gold, die Jurek am Zollhafen abholen soll, zu stehlen. Da nur Jurek selbst vom Mitarbeiter Waldek (Franciszek Trzeciak) die Goldbarren erhalten kann, engagiert man einen Doppelgänger aus Kuba. Oberst José Arcadio Morales (Cesar Andres Garro aka Cezary Pazura) ist ein temperamentvoller Mann, der sich schnell in seiner neuen Situation adaptieren kann. Allerdings fällt ihm Polnisch noch ziemlich schwer. Er soll eine Art Ersatz für Jurek werden, der seine Organisation infiltrieren wird. Doch zunächst soll der echte Jurek umgebracht werden. Oder doch nicht? Oder wie läuft das? Klassische Verwechslungskomödie. 

Ein klassischer zweiter Teil. Es gibt Referenzen zum ersten Film. So rutscht Jurek zu Beginn des Films aus den Latschen, ähnlich wie Gilotina im ersten Teil. Außerdem wird der Auftragskiller Szakal von einem Taxifahrer durch die Gegend gefahren, so wie Jurek als Taxifahrer ääääh Spoiler Alert. Es gibt hier eine Bilderstrecke zu Beginn des Films, die mich an "Forrest Gump" erinnert und im Prinzip den Aufstieg eines einfachen Mannes aus dem Volk zeigt. Das ganze Verwechslungsszenario mit dem kubanischen Doppelgänger ist im Prinzip ganz witzig. Cezary Pazura spielt die zweite Rolle zwar klischeebeladen, aber doch meisterhaft. Weiterhin gibt es einen reichen Gangster, der keine Ahnung von Manieren hat (Siara) und einen reichen Ex-Senator der wie ein Matrose flucht (Lipski), zu sehen. Durchaus witziger Film, der jedoch nicht wirklich an den ersten Teil rankommen kann. Beim ersten war die Idee tatsächlich sehr frisch. Alles war schwarzhumorig und witzig. Hier wirkt die Handlung teilweise "erzwungen" lustig. Insgesamt: Ich denke, ganz in Ordnung aber keinesfalls so gut wie der erste.

6,75/10 Pfandflaschen
Trailer:


Dienstag, 2. Dezember 2025

Comic Book Review#658: Batman (1989)

Hierbei handelt es sich um eine Comicadaption des Films "Batman" von 1989, der ja selbst eine Adaption der Batman-Comics war. Also eine Comicadaption eines Comicfilmes. Inception. Jedenfalls habe ich diesen ganz günstig in einer Facebook-Gruppe ergattert. Zufälligerweise schreibe ich dieses Review jetzt grade im März des Jahres 2024, obwohl es erst im Dezember 2025 rauskommen wird. Das ist ein interessanter Zeitpunkt, weil ich vor kurzem erst die alten Batman-Filme (von Tim Burton und Joel Schumacher) erst gesehen habe. Es fühlt sich komisch an, einen Comic in 20 Minuten zu lesen, der auf einem Film basiert der bisschen länger als zwei Stunden geht. Anyways, ich habe vor Ewigkeiten im "BATMARATHON!" den Film reviewt, was ihr hier nachlesen könnt. 


Der Film erzählte ursprünglich die Story von Bruce Wayne (Michael Keaton) der als Vigilant Batman in der fiktiven Stadt Gotham City in Erscheinung tritt, und zwar seit längerem. Die Polizei hat ihn auch schon auf der Fahndungsliste, unter den Verbrechern ist er sowas wie ein Gespenst, eine Schauergeschichte die ihnen heftige Angst macht. Aufgrund eines korrupten Polizisten, der für das Oberhaupt der Mafia namens Grissom arbeitet, gerät dessen enger Mitarbeiter Jack Napier (Jack Nicholson) in eine Falle. Jack möchte nämlich heimlich die Macht an sich reißen und da Grissom dahinter kommt, ködert er in einen Hinterhalt der Polizei. Batman schreitet auch ein, es kommt zu einem verheerenden Zwischenfall: Napier fällt in einen Bottich voll mit Säure, kommt aber lebend im Gotham River an. Sein Gesicht ist entstellt, seine Psyche geschädigt. Fertig ist die Origin Story vom Joker. Napier arbeitet daraufhin gegen Grissom und reißt die Macht in der Untergrundwelt an sich. Doch er möchte mehr als nur Macht - nämlich in Gotham absolutes Chaos anrichten. Dazu kommt noch die frisch in die Stadt gekommene Photographin Vicky Vale (Kim Basinger), die sich für den Helden interessiert und zusammen mit Journalist Alexander Knox eine Story über ihn rausbringen möchte. Sie lernt auf einer Party Bruce Wayne kennen, die beiden verlieben sich. Als der Joker sie im Fernsehen sieht kochen seinen Gefühle ebenfalls hoch, allerdings auf eine toxische Art und Weise. Von nun an wird der Kampf gegen das Verbrechen, in der Gestalt des Joker, für Batman noch eine Spur persönlicher weil nun eine Person aus seiner nächsten Umgebung in Gefahr ist.

Die Adaption wurde von Dennis O'Neil geschrieben und von Jerry Ordway gezeichnet. Die Comiccharaktere sehen den Filmfiguren nicht nur verblüffend ähnlich, nein sie sind nahezu identisch. Die Story des Films wurde nicht gekürzt, ist allerdings trotzdem wesentlich schneller auf Papier erzählt. Man verzichtet zwar auf keinen Teil der Handlung, allerdings sind hier, soweit ich das beurteilen kann, verschiedene Übergangsszenen einfach ausgelassen worden. An sich eine durchaus gelungene, wenn auch etwas spärlich wirkende Umsetzung eines Films auf Papier.

7,5/10 Pfandflaschen
Hier ein Video dazu vom Movienator:


Montag, 1. Dezember 2025

Album der Woche#662: Caustic Wound - Grinding Mechanism of Torment (2025)

Hallo und herzlich willkommen zu einem tatsächlich neuen "Album der Woche". Dieses Review schreibe ich tatsächlich dieses und nicht letztes Jahr. Es geht mir nämlich um einen Themenmonat. Ganz genau, in Dezember werde ich Alben reviewen, die dieses Jahr rausgekommen sind. Den Anfang macht das zweite Album der Deathgrind-Band Caustic Wound: "Grinding Mechanism of Torment". Ich habe dabei die ganze Zeit "Torment" mit "Torrent" verwechselt, weil Torrents tatsächlich ziemlicher Schmerz im Arsch sind.


Zweites Album, also. Eigentlich wollte ich schon früher mal ein Werk von ihnen rezensieren, aber ich war zu langsam, sie waren zu schnell - wie es sich für eine Grindcore-Band gehört - und nun ist schon das zweite da. Was uns als erstes erwartet ist ein kryptisches Albumcover mit einem menschlich wirkenden Schädel, aufgespießt auf irgendwas metallenes? Oder soll es vielleicht ein Cyborg sein? Jedenfalls verzichten CW hier komplett auf irgendwelche nicht lesbaren Logos, was das ganze irgendwie oldschooliger und eigener macht. Rausgekommen übrigens auf Profound Lore Records - der Laden hat jede Menge guten Kram im Petto.

Caustic Wound erfinden das Rad nicht neu, sondern nehmen stattdessen zwei alte Räder und verbinden sie mit einem äh Lederband oder so. Death Metal und Grindcore haben schon vorher sehr gut funktioniert und das tun sie hier auch. Dabei greift man auch auf die alte Artillerie der obskur und makaber wirkenden Songtitel zurück: "Legacy of Terror", "Advanced Killing Methods", "Endless Grave" oder "Drone Terror". Selbstverständlich nimmt man Bezug auf den aktuellen Zustand der Welt. Sprich es geht unter anderen um die Modernisierung des Krieges und die Angst vor dem nahenden Untergang. Ich mein, ich muss mir nicht mal die Texte durchlesen um alleine aufgrund der Songtitel zu verstehen worum es geht. Musiktechnisch geht es, wie schon oben erwähnt, vielleicht nicht gerade innovativ aber dafür alles andere als primitiv zu. Und das bei Grindcore, das will schon was heißen. Die Produktion ist sehr glatt und für den einen oder anderen vielleicht nicht grade sehr Punk aber was soll's. Was wir zu hören kriegen ist jede Menge gutturaler Gesang, Blastbeats und typische Death Meal Riffs als auch Gitarrensoli die sich nach Helikopter oder Akkubohrer anhören.

Eines meiner größten Favoriten ist dabei "Technologist Hell Future" - ja, ich habe mir doch den Text durchgelesen. Und er könnte, meiner Meinung nach genauso von einer Anarcho Punk Band stammen die in den 1980ern Conflict nachgeahmt hat. Wirklich großartiges Werk. Vor allem wenn man die ganze Zeit diese kurzen Songs in seinem Kopf hat nur um am Ende einen fast siebenminütigen langsamen Stampfer zu bekommen. Ich prophezeie eine Zukunft in welcher Caustic Wound plötzlich langsamen, Doom Grind machen, oder so.

8,5/10 Pfandflaschen
Anspieltipps: Technologist Hell Future, Legacy of Terror, ...Into Cold Deaf Universe



Sonntag, 30. November 2025

Happenings des Monats: November'25

Vortrag von Alex Feuerherdt - "Vereinte Nationen gegen Israel - wie die UNO den jüdischen Staat delegitimiert" am 05.11.2025 im Druckluft - Altes Café, Oberhausen

Okay. Ich war am 05.11.2025 mal wieder bei einem Vortrag - generell, finde ich es irgendwie um einiges entspannter auf Vorträge als auf Konzerte zu gehen momentan - und es war eine gute Idee, hinzugehen.

Der Vortragende war Alex Feuerherdt, Autor des Blogs "Lizas Welt" (u.a.). Gegenstandt des Vortrags war die Arbeit der Vereinten Nationen gegen den jüdischen Staat Israel. Veranstaltet wurde alles von "Dissens Duisburg". Ich empfehle an der Stelle herzlichst, deren Seite auf Instagram zu folgen falls ihr Bock habt auf weitere ideologiekritische/gesellschaftskritische Veranstaltungen unter anderem mit dem Schwerpunkt Antisemitismus.


Im Grunde genommen ging es darum, was auch im Titel angekündigt ist. "Die Vereinten Nationen verurteilen Israel aufs schärfste", so oder so ähnlich kann man es immer wieder in den Zeitungen lesen. Der Vortragender hat anschaulich und relativ zackig dargestellt, wieso sowas zustande kommt. Wieso der einzige jüdische Staat auf dieser Welt immer wieder angegriffen wird, sich wehren muss und dafür wiederum verurteilt und angegriffen wird. Wieso wird der Status des "Geflüchteten" unter den Palästinensern in der XY-ten Generation weiterhin aufrechterhalten? Was ist die UNRWA, wieso wurde sie gegründet, was ist ihre Funktion heutzutage und warum zur Hölle gibt es einen gesonderten Flüchtlingswerk nur für die Palästinenser? Das alles wurde wirklich souverän erklärt, ohne viel auszuschweifen und auf eine durchaus verständliche Art und Weise. Ohne selbstverliebtes und kompliziertes Gerede, das kein Mensch versteht. Mehr solcher Vorträge.

AFSKY + MYRDAL am 07.11.2025 im Druckluft, Oberhausen

Zwei Tage später ging es wieder ins Druckluft. Diesmal allerdings zu einem Black Metal Konzert. Die erste Band habe ich gekonnt verpasst bzw. habe nur von weiten das Ende mitbekommen. Also blieb nichts anderes über als draußen zu stehen und zu dampfen. 

Als Myrdal dann angefangen haben zu spielen, war es übelst voll. Ich stand die ganze Zeit hinten, neben mir Genosse A., vor mir irgendwelche Leute die viel zu groß waren, hinter mir auch. Irgendeiner reicht jemanden vor mir ein Bier über. Ich sehe von der Band wirklich nicht sehr viel. Was ich höre, kriegt erstmal ganz gut, aber im Grunde doch einfach nur BM und nichts weiter. Kann da ehrlich gesagt nur bedingt was anfangen. Für den Moment klingt das ganz in Ordnung, aber ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen das Zuhause oder unterwegs zu hören. 

K


urz bevor Afsky angefangen haben - ich habe übrigens immer gedacht die würden Ufsky heißen - bewegten wir uns strategisch relativ weit nach vorne und haben zum Ende hin wirklich einige der besseren Plätze erwischt. Was dann am Ende auf mich zukam (ich kannte die Band bis dato nur vom Namen, und das auch noch falsch) war folgendes: Black Metal aus Dänemark mit super coolen, ruhigen Elementen die ganz und gar nicht deplatziert gewirkt haben. Eine wahrlich großartige, wahnsinnig schöne, beruhigende Kulisse. Ein auf und ab von "lülüllülülüüü" und "AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAARGH!". Ich war selten so entspannt auf einem Konzert. Es hat funktioniert. Ich bin weder gestresst gewesen noch hatte mein inneres Theater angefangen zu spielen. Stattdessen lehnte ich mich an eine Wand und hörte einfach zu. Außerdem wirkte die Band, vor allem der Gitarrist, ganz und gar nicht abgehoben. Das höre ich mir doch auch mal zuhause an.




Vortrag von Anastasia Tikhomirova zum Thema "Russischer Imperialismus und seine Huldigung durch linke Dogmatiker:innen" am 13.11.2025 im Makroscope, Mülheim an der Ruhr

Ich bin hin, weil ich die Perspektive von linken Russen/Russlanddeutschen/generell russisch sprachigen Menschen bzw. Leuten aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion die nicht d'accord gehen mit Russlands Politik. Um es mal einfach auszudrücken. Im Vortrag ging es zwar am Ende auch um das eigentliche Thema, allerdings war der Großteil der Zeit gefüllt mit wichtigen historischen Fakt in Bezug auf Russlands imperialistische und kolonialistische Geschichte. So wurde mit den Mythos aufgeräumt, Russlands Kolonialismus wäre "nicht so schlimm" wie der deutsche oder britische. Das liegt auch vor allem daran, meiner Meinung nach, dass Menschen im Westeuropa oder auch in großen Teilen der westlichen Linken ignorant oder ungebildet sind und schlichtweg keine Ahnung haben wieso dieses Land so groß ist. Das ist nicht einfach so über nacht passiert. Das System Kolonialismus hat auch in der Sowjetunion nicht aufgehört sondern auf eine andere Art und Weise weitergemacht. Es besteht


dringender Bildungsbedarf vor allem in der sogenannten "antiimperialistischen Linken". Auch auf die Frage, wieso Linke in Westeuropa sich kaum oder wenig für die Kämpfe von Linken in Osteuropa als auch in zentralasiatischen Teil Russlands interessieren wurde eingegangen. Die These dass sie sich verraten fühlen, weil diese Menschen nicht für den Sozialismus kämpfen ist, meiner Meinung nach, durchaus vertretbar. Allerdings braucht es einer massiven Erörterung dieser Frage. Die Antworten würden mich sehr interessieren. Die Analyse bezüglich "russischer Kolonial Opposition" fand ich nicht ganz treffend. So stimmt es, dass russische Oppositionelle durchaus selbst diese koloniale Positionen vertreten und niemals auch nur daran denken würden das Land aufzuteilen bzw. zu spalten sodass indigene Bevölkerungen eigene Staaten kriegen. Allerdings bin ich der Meinung, dass Alexej Navalnyi sich während seiner Zeit im Gefängnis verändert hat und auch deutlichere ablehnende Worte zum Krieg Russlands gegen die Ukraine gefunden hat - im Gegensatz zu seinen vorherigen nationalistischen Ansagen. Allerdings blieb auch mir keine Zeit weitere Fragen zu stellen und ich war ziemlich müde. Ich hätte auch bleiben können, da mein Zug insgesamt ne halbe Stunde Verspätung hatte. Naja. War ingesamt ein verdammt guter Vortrag, voll mit sehr wichtigen historischen Informationen.

Pinky und Stricher gucken sich "The Vincent Price Legacy" an am 29.11.2025 in Schauburg, Gelsenkirchen

Jaaaawollski. Kaum zu glauben, aber wahr. Pinky ist tatsächlich 620 Kilometer aus dem wunderschönen MeckPomm ins wunderschöne Ruhrgebiet gefahren um sich mit mir gemeinsam die Premiere von "The Vincent Price Legacy" im wunderschönen Schauburg Kino in Gelsenkirchen-Buer reinzuziehen. Danach haben wir das ganze in einer großartigen Podcast-Folge verewigt/verwurstet. Diese könnt ihr euch hier reinziehen - das war die erste Live-Folge seit 2019 sozusagen. Also, wir haben uns das erste


Mal seit 2019 in echt gesehen und diese Gelegenheit genutzt um uns Auge in Auge gegenüber zu sitzen und über Filme fachzusimpeln.

Den Anfang machte allerdings kein Film sondern die Horrorpunkband The Other, die mit ihrem neuesten Album "Alienated" tatsächlich auf Platz 6 der deutschen Charts geschafft hat. Sie waren auch diejenigen, die den Titelsong zur Doku beigesteuert haben. Diesen durften sie auch in Persona im akkustischen Gewand präsentieren, zusammen mit einem weiteren Song vom neuen Album ("I Give You The Creeps"). Danach wurde der Film von Chef von Wicked Vision Distribution Daniel Perée, Regisseur/Drehbuchautor/Editor Laurent Ohmansiek und von der Rednerin/Vincent Prices Tochter Victoria Price präsentiert. "The Vincent Price Legacy" ist eine etwas länger als 2 Stunden andauernde Dokumentation über das Leben und Schaffen der Horror/Fantasy-Legende Vincent Price. Dabei geht es allerdings nicht bloß um eine stumpfe Retrospektive bzw. Rückblick auf seine Filme sondern auch um die Person Vincent Price selbst. So geht es allerdings tatsächlich chronologisch korrekt zu: Man fängt an in den 30er und 40er Jahren und endet das Ganze mit Prices letzter Filmrolle, als Erfinder in Tim Burtons "Edward mit den Scherenhänden". Dabei kommen zahlreiche Persönlichkeiten zu Worten, die der Horrorikone in ihren Leben begegnet sind oder von ihm inspiriert wurden. Zahlreiche Drehbuchautoren, Schauspieler, Regisseure und Musiker wie zum Beispiel Alice Cooper, Rob Zombie, Rod Usher, John Landis, Joe Dante, Elizabeth Shepherd, David Dastmalchian, William Malone und natürlich auch Victoria Price selbst. Im Hauptfokus ihrer Erinnerungen stand allerdings eher die persönliche Beziehung zu ihrem Vater.

Insgesamt lässt sich sagen, ohne zu spoilern: Eine verdammt gelungene, erste offizielle Doku über Vincent Price in Spielfilmlänge die, ganz wichtig, quasi in Eigenregie entstand. Da steckt verdammt viel Herzblut dahinter und meines Erachtens ist sie auch durchaus in der Lage jemanden für das Genre Horror (besonders die aus heutiger Sicht eher seichteren Filmen der 1950er) zu begeistern. Sicher, nach zwei Stunden sitzt sich der Arsch besonders platt und es tun einem die Knie weh, besonders wenn man über 30 ist. Aber sei's drum. Danach gab es auch ein Q&A mit den beiden Machern, Victoria Price und den YouTubern Jessica und Michael Kolence (die ebenfalls im Film vorkamen). Der Film schafft es sowohl fachlich zu bleiben und trotzdem die Liebe zum Genre und eine gewisse Verneigung vor VP darzustellen. Böhse Zungen würden behaupten, das wäre eine absolute Lobhudelei. Tatsächlich fragte ich mich irgendwann ob es nicht Bisschen zu viel des Guten ist. Allerdings lag es vielleicht daran, dass ich seit 5:37 wach war und dementsprechend im Eimer war. Pinky war zufrieden. Ich war zufrieden. Das Kino war großartig, Sound war gut. Keiner hat gequatscht. Und es war so cool, viele Gleichgesinnte um sich herum zu haben. Man hätte durchaus auch ein Trinkspiel darüber machen können, wer alles ein Misfits-Shirt trägt. Dankeschön.

8,75/10 Pfandflaschen

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