Sonntag, 29. Dezember 2024

Happenings des Jahres'24: Juli-September'24

Juli:

MANØVER + TRISTIS + NEIN am 06.07.2024 im Hier ist nicht da, Gelsenkirchen

Interessant, da befindet sich unweit von meiner alten Arbeit eine neue Location. Ob sie vor einem Jahr auch schon da war? Wahrscheinlich nicht, sonst hätt ichs gemerkt. Vielleicht wird dieser Teil von Gelsenkirchen irgendwann mal auf eine gute Art und Weise gentrifiziert lol.

Den Anfang machen NEIN. Habe irgendwo (auf Facebook wahrscheinlich) die Beschreibung des Events gelesen und dachte mir: "Aha, also halt eine Punkband". Aber NEIN. NEIN machen stattdessen
eine durchaus gelungene Mischung aus Punk-Gekloppe, langsameren sludgigen Momenten und etwas, nennen wir das mal Retro-Poland-Gitarre. Texte, die ich mit meinem Gehör nicht entziffern kann. Songs die durchaus witzige Titel tragen. Ich meine, irgendwas mit Bullen die sich am Pissoir den Pimmel halten (?) rausgehört zu haben. Anyway, ich hab hier wirklich Spaß. Ehrlich jetzt.

Trists waren, wie schon bei einen ihrer vorherigen Auftritte, die ich das letzte Mal begutachten durfte, wirklich grandios. Ich mag es wenn, man es ansehen kann dass der ganze Auftritt durchaus persönlich wirkt und Frau den gesamten Körper zum Ausdruck von Texten einsetzt. Man kann ja nicht einfach nur still stehen. Das zeugt von emotionaler Reife. Dank eines durchaus mehr als angetrunkenen Besuchers, der nach mehr Material verlangt hat, kriegen wir tatsächlich einen "unfertigen" Song zu hören. Später, bei der nächsten Band, schafft es dieser Typ mir ordentlich auf den Sack zu gehen.

Manøver kannte ich bis dato tatsächlich nicht. Ihr Name als auch das Logo versprechen allerdings nichts gutes. Es schreit nach Crust-Klischees bzw. nach Leuten die in ihrer Crust-Freizeit angecrusteten Black Metal gecrustet gehört haben. Zum Glück irre ich mich, denn was ich da zu sehen kriege ist eine unfassbare Dampfwalze, die einen eher an War Metal mit Sludge-Elementen erinnert. Ich verstehe den Sänger absolut nicht. Ich sehe aber dass er da steht und schreit. Im Hintergrund sieht man mit einem Beamer auf die Wand geworfene Bilder von Kriegsschauplätzen. Es wirkt wie die absolute Hölle. Keine Ansagen, kaum Pause dazwischen. Stattdessen ein Danke und so. 

Das war mal ein ordentlicher Abend, in einer durchaus vertrauten Umgebung. Auf das Ückendorf wieder auferstehe.

Stricher guckt sich "Deadpool & Wolverine" an am 27.07.2024 im CinemaXx Essen mit Genossin V und Genosse M

Lange hat man auf die Fortsetzung von "Deadpool 2" gewartet. Lange war es schon bekannt dass Hugh Jackman wieder in die Rolle des Wolverine schlüpfen wird. Es war auch bekannt, dass dieser Film im sogenannten "Marvel Cinematic Universe" spielen wird, weil das 20th Century Fox/Marvel-Universum mit dem letzten X-Men Film "The New Mutants" längst zu Ende gegangen ist. "Deadpool" sollte aber als Reihe fortgeführt und der Character irgendwie offiziell ins Marvel Universum übergehen. Und nun passiert genau das. So ungefähr.


Zu Beginn sehen wir wie Wade Wilson aka Deadpool (Ryan Reynolds) mithilfe eines Teleporters von seinem Universum in das "Haupt"Marvel-Universum, also auf die Erde-616 reist um dort Happy Hogan (Jon Favreau) zu überzeugen ihn ins Team der Avengers aufzunehmen. Doch das war vor 18 Monaten und es ist dabei nichts rausgekommen. Mittlerweile lebt Wade weiter auf seiner Erde-10005 und arbeitet als Gebrauchtwagenhändler. Seine Tage als Deadpool sind längst zu Ende. Nach einem weiteren Arbeitstag begleitet ihm sein Kollege Pete (Rob Delaney) nach Hause, wo auf ihn eine Überraschungsgeburtstagsparty wartet. Plötzlich taucht ungebetener Besuch auf: Mehrere Agenten des TVA (Tima Variance Authority). Sie nehmen Wade widerwillig mit und so erfährt er schon bald was sie mit ihm vorhaben. Ein äh Abteilungsleiter des TVA nahmens Mr. Paradox (Matthew Macfadyen) bietet ihm tatsächlich einen Platz auf der Erde-616 an. Allerdings offenbart er ihm auch, dass aufgrund des Todes eines "Ankerwesens", dass das jeweilige Universum am Leben hält, seine (also Deadpools) Erde bald "sterben" wird und das TVA einen "Mercy Kill" durchführen kann. Das "Ankerwesen" ist dabei Logan aka Wolverine (Hugh Jackman), der in "Logan" bekanntlich verstorben ist. Wade zählt 1 und 1 zusammen und beschließt spontan ein "TemPad" zu klauen und damit durch das Multiversum zu reisen um einen Wolverine zu finden, der ihm helfen kann seine Erde zu retten. Sehr zum Leidwesen von Mr. Paradox, der ohne die Zustimmung seiner Arbeitgeber agiert. Nach mehreren Versuchen findet Wade tatsächlich einen Wolverine, der allerdings der mieseste von allen ist. Dieser ist dem Alkoholismus verfallen und hat mehrere Menschen im Stich gelassen. Zur Strafe werden beide Helden von Mr. Paradox in die sogenannte "Leere" (auf Englisch "The Void") abgelassen. Einen künstlich hergestellten Bereich des Multiversums in welchen aufmüpfige Charaktere leben, deren Universen und sie selbst Probleme gemacht haben. So unter anderem die Zwillingsschwester des X-Men-Anführers Charlex Xavier, Cassandra Nova (Emma Corrin). Wie finden Deadpool und Wolverine den Weg zurück? Tun sie das überhaupt? Welche Cameos gibt es noch zu sehen? Wie viele Anspielungen verträgt das menschliche Gehirn überhaupt?

"Deadpool & Wolverine" ist ein Fest für all die Old School Marvel Fans der ersten Stunde. Und damit meine ich die Kinder der 2000er die alle Filme gebingt haben. Man findet hier nämlich genug Anspielungen auf X-Men, Fantastic Four, Elektra und Blade. Der Film ist eine selbstironische Riesenanspielung. Gleichzeitig auch ein Abschied von all den Filmreihen ist, deren Handlungen nicht mehr "kanonisch" sind weil sie kein Teil des MCU sind. Offiziell war beispielsweise "The New Mutant" der letzte Film der X-Men-Reihe, allerdings hat es sich nicht wie ein richtiger Abschied angefühlt. Die Handlung des Films selbst ist ebenfalls gekonnt selbstironisch um den Fakt herum aufgebaut, dass das hier eine Art selbstironischer Abschied von vergangenen Filmen ist. Gleichzeitig ist Deadpool jedoch ein Charakter der voller Selbstzweifel ist und alles hinter einer Tonne an Ficki-Ficki-Witzen und Selbstironie verbirgt. Es ist Meta-Ebenen-Humor par Excellence gewürzt mit einer Unmenge an Gore und Kampfszenen die den Zuschauer an ein Sidescroller-Videogame erinnern. Ich fands köstlichst amüsant und habe wirklich viel gelacht, trotz des Ironie-Überflusses.

8/10 Pfandflaschen
Trailer:


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August: 

SOMMER SONNE MOND UND KERNE am 10.08.2024 im FZW, Dortmund

Okay, ich hatte dieses Konzert tatsächlich im Sinn, weil ich wusste, dass Fotokiller auftreten werden. Allerdings habe ich nirgendwo, bis kurz vor dem eigentlichen Datum rausgefunden, in welchem Rahmen sie auftreten werden. Jedenfalls grüße an dieser Stelle, gemeinschaftlich nach Berlin - Es war sehr cool sich mal wieder gesehen zu haben. You know what I mean. Jedenfalls, so verlief es:


Als ich endlich ins FZW reinspaziert bin, haben Fotokiller schon längst angefangen. Es stellte sich heraus, dass das Berliner Trio ganze 8 Stunden auf der Autobahn verbracht hat, direkt danach den Soundcheck gemacht hat und dann sofort mit dem Auftritt losgelegt hat. Man sah die Müdigkeit, man sah den Schweiß. Sie haben es knallhart durchgestanden. Meinen Hut ziehe ich davor. Außerdem ist das beinahe die beste Musik für die Art von Hitze. Weder aggressiv noch irgendwie bedrückend. Stattdessen traurig und positiv klingend zugleich. Ich nenne das "sad happy Post Punk". Da ich keine Lust hatte, ständig von der Kneipe bis nach unten in den Club zu rennen - das Prinzip ist hier dasselbe wie beim Spastic Fantastic Festival: Eine Band spielt oben und direkt danach eine unten, ohne Pausen dazwischen. - beschließe ich doch irgendwie erstmal draußen rumzuhängen. Irgendwann gehe ich dann nach unten und gucke mir die restlichen 1,5 Songs von Passed Out an. Wirklich sensationeller, eingängiger nach 90er Jahren klingender Hardcore. Aber nicht irgendwie metallisch oder so und ganz und gar nicht mackerig. Find ich gut. Gabs aber auch schon öfter. Wieder oben angekommen: Es spielt eine fürchterliche Band aus Berlin. Sie nennen sich Zweilaster. Es ist irgendwas artsy fartsy punkiges. Eine Frau am Schlagzeug, die irgendwas von "ich pisse auf deinen vater" singt und ein Typ mit Saxophon und Gitarre. Alles erscheint als würde es nicht im Takt gespielt werden. Ich fühle mich massivst gestört und gehe raus. Die darauffolgende Band sind Human Strain. Sie spielen auf der größere Bühne, unten im Club. Die Bühne ist voll mit leuchtenden Towern ausgestattet, die passend zur Musik blinken. Ja, es sind späte 2000er Nu Metal influenced Hardcore Happy Hours. Oder so. Die Band ist irgendwie sympathisch, weil sie den Glauben an die Hardcore Szene nicht verloren haben. Das ist in Ordnung so. Erinnern mich an tatsächlich irgendwie an die Nu Metal Urgesteine Spineshank. Aber ich bin mir leider ziemlich sicher, dass ich danach kaum irgendwas von ihnen hören werde. Da ist noch Luft nach oben! Als nächstes dann: Cruel Division. Ein absoluter Banger von einer lärm-infizierten, krach machenden, sich irgendwie nach Full of Hell aber irgendwie auch nicht anhörenden Band. Großartiger Contrast zu den restlichen Bands! Leider ist es zu heiß, um sich das alles die ganze Zeit zu geben. Ich finde, dass je mehr Gitarren geschreddert werden und je mehr geschrien wird, desto mehr Hitze erzeugt wird. Big science hours. Danach ging es, etwas verspätet wieder zurück nach unten. Und zwar zu Die Tödin, einer Solo Darkwave Künstlerin aus Gelsenkirchen. Ich war von einigen Sachen erstaunt und tatsächlich auch begeistert. Erstens von der Aufmachung der Bühne (es war sehr dunkel und alles roch nach Patchouli) als auch von der Aufmachung der Künstlerin selbst. Ich habe mich gefragt ob ihr nicht irgendwann schwindelig wird, wenn sie den Kopf so oft nach unten hängen lässt. Sehr wütend-traurig-schöne Lyrics über Weltschmerz und auch Selbstverletzung. Das war das einzige was mich gestört hat. Zum Glück gab es keine Selbstverletzung zu sehen. Die Texte hatten ziemlich oft die selbse Reimstruktur. Allerdings hatte ich das Gefühl, dass das Absicht ist um irgendwie auch die jüngste Generation mit kurzer Aufmerksamkeitsspanne abzuholen. Gefällt mir wirklich sehr gut. Alles in allem ein sehr gelungener Abend!

CRADLE OF FILTH + BUTCHER BABIES + IGNEA am 13.08.2024 in Matrix, Bochum

Ich hatte die Karte seit einem Monat. Endlich war es soweit. Ein Konzert von Jugendlegenden Cradle of Filth. Das erste Mal habe ich sie irgendwann in VIVAs "Hell's Kitchen" gesehen, irgendwann später folgte das erste T-Shirt für fünf Euro von irgendeinem Stand auf Mallorca.

Den Anfang machten IGNEA aus Ukraine. Zuerst tatsächlich gar nicht so sehr mein Fall. Vor allem weil ich Vorurteile gegenüber Leuten mit Keytars habe. Jedenfalls wirken sie auf mich wie eine durchaus dazu passende Band. Mehrere Leute in schwarz auf der Bühne. Eine Sängerin die zwischen Growling und sehr melodiösen Gesang wechselt. Ein Typ am Keyboard und zwischendurch paar ordentlich harte Riffs. Zu Beginn ist es etwas durchwachsen, doch sie "wachsen" in ihren Auftritt rein. Es macht tatsächlich ziemlich Spaß ihnen zuzusehen.

Die BUTCHER BABIES kannte ich bis dato eigentlich nur vom Lesen. Ich hatte den Eindruck, dass es eine moderne Metal Band ist, mit zwei Sängerinnen. Allerdings ist hier nur eine zu sehen. Das heißt am Gesang ist jetzt Heidi Shepherd während Clara Harvey nicht mehr Teil der Band ist. Bassist Jason Klein spricht Deutsch und fordert die Menge vor einem Song ihm mitzuteilen "WAS IST JETZT FÜR EINE ZEIT???". BB machen richtig geilen, spaßigen, groovigen, schaukelnden Metal, der irgendwo zwischen Nu Metal und Groove Metal anzusiedeln ist. Es ist wirklich außerordentlich gut konzipiert, macht Spaß und ich bewege mich sogar so ein kleines Bisschen. Also soweit mir das die Menge an Leuten um mich herum zulässt.

Irgendwann ist es soweit. Nachdem ich, und mehrere andere, von irgendjemanden Wassereis in die Hand gedrückt bekommen haben und wir lange genug gewartet haben, betreten CRADLE OF FILTH die Bühne. Aller Anfang ist (irgendwie) schwer. Sänger Dani Filth macht den Eindruck als würde er seine Kreissägen Vocals nicht meistern. Irgendwie hört sich das echt erzwungen an. Es vergeht etwas Zeit bis sich alles, meiner Meinung nach, vernünftig anhört. Die Aufteilung auf der Bühne ist super komisch. Hinten links sitzt der Schlagzeuger in einem äh wahrscheinlich klimatisierten Subraum, umrandet mit Plexiglas. Hinten rechts steht die Sängerin und Keyboarderin Zoe M. Federoff, die kaum zu sehen ist. Die zwei Gitarristen und Bassist springen immer wieder über die Bühne während Dani Filth mal ganz vorne und mal ganz hinten zwischen Drummer und Keyboarderin steht. Vielleicht ist es hinten einfach besser klimatisiert als vorne. Who knows. Jedenfalls kommt die Band irgendwann tatsächlich ganz gut in Fahrt und es macht tatsächlich immer wieder Spaß einige Songs (wieder) zu entdecken, die man schon tausend Mal gehört hat. Sie spielen ein Paar Songs von ihrem ersten Album "The Principle of Evil Made Flesh", dass dieses Jahr 30 wird. Die Show wird allerdings von einem Gitarristen gestohlen, der wie Pinhead aus den Hellraiser-Filmen geschminkt ist. Ich nenne ihn einfach Gigachad Pinhead. Er posiert immer wieder mit seiner Gitarre und lächelt ins Publikum. Ich muss mehrere Male ziemlich viel lachen. Nicht zu lachen ist allerdings, als irgendwas von der Technik ausfällt. Für einen kurzen Moment sind die Gitarren nicht zu hören, und das obwohl die Gitarristen und Bassist eindeutig weiter spielen. Naja... Insgesamt: Auf keinen Fall ein Desaster. Es war wirklich super spaßig. Und ich bereue es nicht, Geld dafür ausgegeben zu haben. Allerdings würde ich mir CoF glaube ich so schnell nicht noch mal live angucken.

POISON RUIN + SUIR + VERROTET am 17.08.2024 in Die Trompete, Bochum

Ich hatte seit über zwei Monaten ein Ticket. Irgendwann habe ich mir aber das oben erwähnte Ticket für Cradle of Filth geholt. Das heißt, zwei Konzerte innerhalb einer Woche. Ganz schön viel für einen 33-jährigen der Vollzeit arbeitet. Aber okay, jetzt ziehen wir's durch.

Den Anfang macht VERROTET aus dem Hause VAN Records, wo auch The Ruins of Beverast zu Hause sind. Das Logo erinnert (offensichtlich) an Death In June, aber wir haben es hier nicht mit Neofolk zu tun, sondern mit EBM. Zu sehen ist ein leicht aggressiv wirkender Typ der vor einem Laptop steht und zu eigens komponierten Beats in ein Mikrofon schreit/singt bzw. mit rauer Stimme seine Texte präsentiert. Ich höre sowas wie "wir sind die Toten von morgen" oder so. Klingt gar nicht mal schlecht, also eigentlich alles andere als schlecht. Allersind sind Marlyn und ich relativ spät angekommen und kriegen nur die letzten drei Songs mit. Gefällt mir aber.


SUIR haben wir im Jahre 2024 schon mal auf dem CULTHE FEST in Münster gesehen. Damals war es, ähnlich wie hier bei VERROTET ein ziemlich kurzer Auftritt für uns. Diesmal gucken und hören wir uns alles von Anfang bis Ende an. Wirklich faszinierender, eindringlicher und beruhigender Post-Punk/Wave/Irgendwas Sound. Super schöne und wunderbar eintönige Stimme. Es klingt etwas traurig, aber das ist auch der Punkt. Nach wie vor, richtig richtig super. Vor allem wenn man in einem Sessel sitzen und sich alles in Ruhe anhören darf.

POISON RUIN passen überhaupt nicht zu den Vorbands. Gut, die kleinen Dungeon Synth Interludes irgendwie schon. Allerdings klingt die Band sonst nach Working Class Bands aus Großbritannien, die in den 80ern irgendwas über "fucking System" gesungen und eher Glatze als Irokese getragen haben. So klingt nämlich der Sänger. Ich verstehe absolut kein Wort davon, worüber er singt. Andererseits klingen sie aber wie eine Post-Punk-Version dieser Bands. Sprich: Nicht zu unnötig harte Gitarren, kein Metal-Oi!, keine unpolitische Kirmesscheiße aber auch kein Street Punk. Ich würde das fast schon als *räusper* Post Anarcho Dungeon Street Punk bezeichnen. Denn die ganze Optik auf dem Albumcover und in den Videos schreit nach Mittelalter, während man in den Texten irgendwie über das reale Leben im hier und jetzt singt. Interessant. Macht Spaß, auch wenn die Leute vor einen die Sicht versperren. Dachte eigentlich die drei Typen werden in voller Ritter-Montur auftauchen. Ich fands gut, auch wenn ich tierisch müde war und schon wieder anfing zu dissoziieren. Mir gefällts! "Confrere" ist bis dato mein Lieblingssong.

GEGENPROTEST VON "FREIES RUSSLAND NRW" am 25.08.2024 in Heumarkt, Köln

Es war schon etwas mehr als paar Monate, dass ich auf einer Veranstaltung von "Freies Russland NRW" gewesen bin. Diesmal war der Anlass, nicht nur mal wieder, Stimme gegen Putin und seine Anhänger zu erheben sondern auch gezielt für die weitere Unterstützung der Ukraine als auch Protesten gegen Antisemitismus zu plädieren. Gleichzeitig gab es noch ein anderes Anliegen. Nämlich ein Autokorso von Russland/Putin-Verstehern, veranstaltet von einem Leverkusener Rechtsradikalen dessen Feindbilder sich in der Vergangenheit an aktuellen Ereignissen orientierten (Flüchtlinge, Islam, Impfungen, Ukraine, NATO, Israel). Leider haben wir zeittechnisch den Autokorso verpasst. Aber das ist egal, denn wir kamen tatsächlich ins Gespräch mit vorbeiziehenden Fußgängern und konnten über unsere Anliegen informieren. Ich fand, das war ein guter Tag, trotz 1,5 Stünder Anreise nach Köln.

KAZ OPEN AIR am 31.08.2024 in Hibernia Skatepark, Herne

Das letzte mal, dass ich auf dem KAZ OPEN AIR war, war als Torsun noch gelebt hat und Egotronic die Headliner waren. Ich glaube, das war 2017 oder so. Dieses Mal wars auch ziemlich cool, muss ich sagen. Leckeres Essen, ein cooles Skateboarding Contest wo Jugendliche (und auch nicht so Jugendliche) ihre Skills zeigen konnten. Ich hatte ein CigKöfte vom Stand des "Trotz Allem" und eine Backkartoffeln mit Bohnensalat. Außerdem konnte ich von der Patchmakerin/DIY-Künstlerin Klopapia wieder großartige Mock-Patches ergattern. Ich bin jetzt in Besitzt von "Megameth" und "DoppelKoRn". But, anyways...


Als ich ankam, haben KRONKORKEN angefangen zu spielen. Unfassbar unlustiger Deutschpunk aus Essen, der eigentlich nichts interessantes zu sagen hatte außer "Saufen ist wichtig und Nazis sind blöd". Wie kann man mit scheinbar mitte 30 (so alt saht ihr nämlich aus ihr Arschgeigen) noch solche grenzdebilen Texte schreiben? Fun Punk war vor dreißig Jahren schon nicht witzig, das hier ist einfach selbst selbstironisch betrachtet absolut nicht witzig. Das ist als hätten Knochenfabrik noch mehr Alkohol und Viagra zu sich genommen um "Ameisenstaat" in richtig Scheiße aufzunehmen.

Die nächste Band, bzw. das nächste Duo nannte sich VENLAFVCKSCENE. Es hieß von der Bühne, dass der Bassist krank ist, also hat der Drummer innerhalb von einer Woche einen Drumcomputer programmiert und den Bass übernommen. Da waren sie also auf der Bühne. Eine Sängerin, ein Bassist und ein Drumcomputer. Man nennt das minimalistischen Grind Punk mit viel Growls, Blastbeats und Basslines. Als hätten Atari Teenage Riot irgendwann richtig gute Musik gemacht. Holy shit. Besonders positiv fällt mir auf, dass die Band die Parole "Woman Life Freedom" im Bezug auf die Proteste im Iran hervorgekramt hat, die manch einer Linker heutzutage leider komplett vergessen hat. Danke dafür.

Die nächsten zwei Bands spielen als Ersatz für zwei andere Bands, deren Namen mir nicht eingefallen sind. EZEKIEL sind als nächstes dran und leider langweilen mich die ersten Töne schon. Bis auf die Ansage der Sängerin, ihr Kind solle gefälligst den Ohrschutz anlassen. Ansonsten klingt das nach ziemlich belanglosen Hardcore Punk, der moderneren Sorte. Mag sein, dass einige damit abgeholt werden, aber ich leider nicht. 

Viel besser wird es als MANØVER die Bühne betreten. Ja, genau die die ich knapp zwei Monate davor in Gelsenkirchen gesehen habe. Absoluter Abriss war das damals und absoluter Abriss ist es auch an dem Tag. Leider ohne Beamer der irgendwelche Kriegsbilder auf die Bühne geworfen hat. Diesmal allerdings noch druckvoller und mit ordentlich wumms dahinter. Es ist wie beim letzten Mal absolut fantastisch und zerstörerisch. Crust Punk hat sich selten mehr wie War Metal angehört. Ich liebe diesen Hall. Es ist absolut großartig.

HIPPIE TRIM, SVETLANAS, den linksdeutschen Rapper PTK und die Coburger Hardcore Punk Urgesteine RAWSIDE muss ich leider links liegen lassen, weil ich zum Grillen eingeladen bin. Tatsächlich bereue ich das nicht. Ich muss nicht alles aus meiner Jugend wieder haben. Es ist tatsächlich ein echt cooles Festival. Schon lange nicht gesehen, dass Menschen jeglichen Alters so friedlich miteinander gefeiert haben. Es ist klein, es wirkt dörflich, es ist halt Herne. Und das ist cool. 

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September: 

Stricher geht zum Fußball ins Westfalenstadion in Dortmund am 07.09.2024

Es war ein ungewöhnliches Angebot, aber wir haben es angenommen. Marlyn und ich sind auf Einladung von R und J (Anonymität wird bewahrt) zu einem Spiel des Fußballvereins "Borussia Dortmund" mitgekommen. Allerdings war es kein gewöhnliches Spiel und Gott bewahre kein Derby gegen den Schalke 04. Es war ein Abschiedsspiel für zwei langjährige Spieler: Jakub Błaszczykowski und Łukasz Piszczek. Dafür wurden zwei BVB-Teams gebildet, die - auf freundschaftliche Art und Weise gegeneinander gespielt haben. "Team Piszczu" und "Team Kuba". Man konnte die einen von den anderen nur wegen der Farbkombi von Schwarz und Gelb unterscheiden. Die einen spielten in Gelb-schwarzen Trikots, die anderen in Schwarz-gelben. Ich war für "Team Piszczu", einfach nur weil sie zu Beginn das linke Tor verteidigt haben und wir näher am linken Tor saßen. Selbst habe ich natürlich wenig Ahnung vom Fußball, allerdings war das eine Erfahrung die es wirklich wert war. Es gab viel Pathos zu hören und zu sehen, doch ich war mir sicher dass alle anwesenden wirklich mit Herz bei der Sache sind. Zum Glück gings hier nicht um irgendwelche Feindseligkeiten gegen einen gegnerischen Verein, weil es da wirklich enorm hässlich werden kann. Dazu kam noch das amüsante Halbzeit-Programm. Da spielten tatsächlich gefühlt 100 Kinder aus einem BVB-Jugendverein (oder so) gegen drei Profi-Spieler. Natürlich haben die Kids gewonnen. Wirklich sehr sympathisch. Mindestens genauso cool war die Anwesenheit gewisser polnischer Nationalspieler, die zur Vervollständigung wohl eingesprungen sind. Man merkte auch sofort die Verbundenheit zwischen polnischen Fans auf der Tribüne und polnischen Spielern auf dem Rasen. Im Bereich "Fan-Arbeit" macht der BVB wirklich alles richtig. Darum ist es mir ziemlich egal gewesen, ob das hier Kommerz ist oder ob andere Vereine besser sind oder nicht. Ich fühlte mich wirklich willkommen, als Gast. Aber zu einem "gewöhnlichen" Fußballspiel werden mich keine zehn Pferde hintragen. Niemals.

KING DUDE am 27.09.2024 in Die Trompete, Bochum

Ich habe mich zuerst auf dieses Konzert gefreut. Irgendwann hatte ich bedenken ob ich wirklich hin sollte, weil ich den Künstler doch nicht so gut kenne. Dann habe ich mit mir selbst debattiert und am Ende festgestellt, dass ich mich doch freuen würde, hinzugehen. Auch wenn, Die Tödin, die als Support auftreten sollte abgesagt hat. Leider konnte ich nicht pünktlich von der Arbeit weg, sodass ich zu Fuß im Regen zum Bahnhof gelaufen bin und gegen 21:30 angekommen bin, als die (Ersatz-)Vorband Isocult schon gespielt hat und King Dude (aka TJ Cowgill) zusammen mit seinem Begleiter längst angefangen hat. Kurzum: Es war wirklich super super schön. Einfach hinsetzen, weil der Laden eh so
voll ist, dass das Vordrängen nach vorne zusätzliche Nerven kosten würden und der Musik lauschen. Zwischendurch auch mal paar Anekdoten. Besonders gefallen haben mir die Live-Versionen von "Ladybird, Ladybird", "Forty Fives Say Six Six Six" und "The Hottest Girl On Earth". Eine wirklich schöne beruhende Mischung aus Dark Country und teilweise sehr post-punkiger Stimme. Es ist ein Genuss, sich da hinzusetzen und zuzuhören. Vor allem, wenn man die Leute um einen herum ausblenden kann die sich lauthals unterhalten. Finde es ziemlich nervig, wenn Menschen das machen, vor allem auf kleineren Konzerten die nicht so laut sind. Fuck off. Ansonsten: Ich habe ein neues T-Shirt und ein neues Poster für meinen kleinen Arbeitsbereich hier. Ich bin glücklich nach Hause gekommen. Cheers.

Stricher guckt sich endlich "Godzilla x Kong: The New Empire" (2024) an, am 29.09.2024

Wir befinden uns drei Jahre nach dem Sieg von Godzilla und Kong über Mechagodzilla. Kong zog sich endlich in seine neue Heimat zurück, die Hohlerde. Wer er nicht grade auf Jagd nach Riesenhyänen ist, schlägt er oder sucht nach möglichen Artgenossen, die höchstwahrscheinlich immer noch in diesem Reich leben. Währenddessen in unserer Welt: Godzilla kämpft immer noch gegen andere Kaijus und sichert seinen Posten als "King of the Monsters". Doch irgendwas ist jetzt plötzlich anders: Jia (Kaylee Hottle), die Adoptivtochter von Dr. Ilene Andrews (Rebecca Hall) hat immer wieder Visionen von einem bestimmten Muster, welches sie immer wieder aufzeichnet. Sie hat außerdem Schwierigkeiten sicch in der neuen Welt zurecht zu finden. Sie ist die letzte ihres Stammes, der Iwi. Ilene Andrews wendet sich an den Podcaster Bernie Hayes (Brian Tyree Henry). Sie tauschen Informationen aus und kommen auf die Idee, dass es sich um einen Notsignal handelt könnten. Gemeinsam beschließen in die Hohlerde zu reisen um die Quelle des Signals zu suchen. Währenddessen sieht es auf der Oberfläche so aus, als würde Godzilla sich für einen äußerst schweren Kampf gegen eine große Bedrohung vorbereiten.

Wow. Ich habe gedacht, als ich den Trailer mehrere Male in Kinos sah, dass es eine absolute Riesenscheiße wird. Der Trailer ist nämlich fürchterlich gewesen und machte den Film zu so nem Marvel-mäßigen Action-Schinken. Vor allem als Kong und Godzilla nebeneinander wie zwei Superhelden auf die Kamera zu laufen. Tatsächlich ist dieser Film gar nicht so. Es wird viel, viel Raum für die Monster gegeben, u.a. der Suche Kongs nach seinen Artgenossen. Dazu kommt noch eine fiktive Mythologie über die Titanen die noch weiter ausgebaut wird. Hier werden tatsächlich alle Filme miteinander zu einem großen Ganzen verschmolzen. Sicher, es ist kein "Citizen Kane" oder so, aber für einen US-Amerikanischen Kaiju-Film, der auf einem japanischen Monster basiert, ist das alles andere als schlecht. Es ist tatsächlich super unterhaltsam und einfach nur verdammt gut. Ja, ich sags so wie es ist!

8/10 Pfandflaschen
Trailer: 



Samstag, 28. Dezember 2024

Happenings des Jahres'24: April-Juni'24

April: 

Ich würde lügen, wenn ich sagen würde dass im April nichts los war. Es war nämlich ganz schön viel los. Marlyn und ich sind zusammen gezogen und deswegen hatten wir jede jede jede Menge um die Ohren. Darum habe ich in diesem Monat weder ein Konzert noch eine Demo besucht noch ein Film im Kino gesehen.

Mai:

CRYPTA + NAKKEKNAEKKER am 08.05.2024 im Don't Panic, Essen

Hach, ich habe mich lange auf diesen Abend gefreut. Leider habe ich die erste Vorband, Plaguemace verpasst. Und zwar weil ich schlicht und einfach zu spät kam und mich vor dem Laden hingesetzt habe um ein streitendes, betrunkenes polnisches Pärchen zu "bewundern". Sie hat ihn einen "wyjebany smieciu" genannt, er hat sich vor dem Laden gestellt, Daumen hoch gemacht und gesagt "GUD MJUZIK!". Zum Ende des Sets von Plaguemace bin ich reingegangen um die letzten Akkorde zu hören... 

Als dann Nakkeknaekker (aus Dänemark) die Bühne betreten wird es richtig lustig. Der Drummer hat sichtlich Spaß daran zur Hintergrundmusik von Slayer auf die Trommelfelle zu prügeln. Die anderen Typen sehen für mich so aus, als wären sie 19-22 Jahre alt. Wahrscheinlich sind sie paar Jahre älter, aber die Flaumenbärte, hochgezogene Jeans und die sehr jugendlichen Gesichter sprechen irgendwie nicht dafür. Was man dann zu hören bekommt ist Death Metal mit sehr starken "core"-Einschlag,

allerdings nicht ohne in diesen Deathcore-Sumpf einzusteigen. Es ist auch sehr groovy und man kann sich (minimal) gut dazu bewegen. Der Sänger hat ordentlich Spaß daran und bedankt sich tausend Mal beim Publikum, wobei ich absolut kein Wort verstehe weil er sehr undeutlich spricht. Alles in allem eine durchaus professionelle und entspannte Show.

Nach einer kurzen Pause sind dann endlich Crypta da. Die vier Frauen aus Brasilien haben schon vor einiger Zeit hier ein Review bekommen. Ich muss sagen: Es war alles andere als schlecht. Man hat angesehen, dass die vier richtig Spaß und Bock haben, auch wenn sie wahrscheinlich halbwegs einstudierte Ansagen gebracht haben und dauernd das Publikum gelobt haben. Sehr geiler, melodischer Death Metal ohne Satan/Tod-Klischees usw. usf. Mindestens genau so gut wie auf Platte, allerdings keine Übershow, die irgendwie super krass geil alles abgerissen hat. Einfach nur verdammt gut. Leider habe ich irgendwann angefangen zu dissoziieren weil ich extremst müde von der Arbeit war. Darum bin ich auch ungefähr um viertel nach 10 gegangen um eine nicht zu späte Bahn nach Hause zu erwischen.

Stricher geht zur Kundgebung von Freies Russland NRW am 09.05.2024 in Köln

Während ganz Europa am 08.05. den Toten des zweiten Weltkriegs gedenkt und den Tag als Tag der Befreiung der Welt vom Nationalsozialismus betrachtet sieht man in Russland den 09.05. als "Tag des Sieges". Das liegt zum Teil daran weil die Zeitverschiebung damals eine Rolle gespielt hat, sodass ein anderes Datum eingetragen wurde. Andererseits trägt man in Russland die Tradition der Verschleierung
aus der Sowjetunion weiter. Diese hat nämlich nur wenige Tage nach Hitler Polen angegriffen und erst 2 Jahre nach Beginn des 2. Weltkrieges als Gegner von Deutschland agiert. So werden in der russischen Wahrnehmung die Jahre 1939-40 komplett ignoriert und die Sowjetunion als "Hauptbefreier" der Welt von Nazi-Deutschland gesehen. So wird auch vom "Großen Vaterländischen Krieg" gesprochen, es werden Militärparaden abgehalten und man ignoriert die Tatsache dass die Veteranen in der russischen Gesellschaft wie Scheiße behandelt werden. Auch in Deutschland wird der Tag von Putin-Unterstützern aus mit russischen Wurzeln oder aus anderen GUS-Ländern auf der Straße mit Demonstrationen gefeiert. Das war auch dieses Jahr in Köln der Fall. Dagegen hat auf der anderen Straßenseite Freies Russland NRW mit mehreren Redebeiträgen und Sprechchören demonstriert. Ich danke für die Gelegenheit, dabei gewesen sein zu dürfen - und ich danke auch John dafür, dass wir uns endlich mal kennen lernen durften!

Stricher geht zur Kundgebung der Deutsch-Israelischen Gesellschaft am 14.05.2024 in Duisburg

Irgendjemand hat beim Heimgehen gesagt: "Duisburg ist halt echt kein Heimspiel". Damit hatte die Person recht. Die DIG hatte eine Kundgebung veranstaltet, wozu sie auch Exil-Iraner und Kurden eingeladen hatte. Dazu auch noch einen Landtagsabgeordneten der SPD mit jüdisch-ukrainischen Background. Es waren allesamt sehr differenzierte und wertvolle Beiträge die Unterstützung für Israel und jüdische Mitbürger in Deutschland gefordert haben, die allerdings keinen Hass auf irgendwelche Araber oder Palästinenser geschürt haben. Im Gegenzug bestand unser Publikum aus arabisch-stämmigen Jugendlichen und Erwachsenen als auch deutschen Kartoffeln die uns mit Sprachbrocken
wie "Kindermarder!" oder "Wisst ihr wer ihr seid? Ihr seid Hurensöhne!" "beglückt" haben. Meine Favoriten waren die Gruppe südlänischer Jungs mit Syrien-Fahne die irgendwann angefangen haben "Fri fri palestin" zu brüllen bis sie von einer Gruppe Cops zurechtgestutzt wurden. Urplötzlich wurden sie leise, weil sie vor einer Vaterfigur halt nichts zu sagen haben. Noch witziger waren die anderen Jugendlichen mit TikTok-Bildung die es nicht verstanden haben wieso Israelische neben Iranischen Fahnen geweht haben und wieso man hier für Israel ist während man gegen Ausländerfeindlichkeit ist weil Israel und AfD sei ja quasi das gleiche. Es war insgesamt nicht so hasserfüllt und ekelhaft wie auf den Demos in Düsseldorf. Aber insgesamt halt..."kein Heimspiel".
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Juni'24:

SPASTIC FANTASTIC LABELFEST am 07.06.2024 im FZW, Dortmund

Halten wir es mal hier so fest: Das 2024er Spastic Fantastic Fest ging für meine Verhältnisse relativ kurz über die Bühne. Ich bin gegen 20 Uhr aufgetaucht, nach einer typischen 8-Stunden-Schicht - nach Hause ging es erst um 1:30 nachdem die Deutsche Bahn mir mehrfach einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Anyways: Danke an Heiko fürs Zumbahnhoffahren und natürlich auch fürs Gesellschaftleisten. Und nun: Wer hat denn so gespielt?


Die erste Band die ich gesehen habe waren STRECKMITTEL. Sehr minimalistisch gehalten, gerade aus straight ins Gesicht (nicht in die Fresse, ins Gesicht) deutschsprachiger Punkrock mit ziemlich geradlinigen Ansagen. Ich bin der Meinung gewesen, dass es da nichts zu meckern gab. Tatsächlich habe ich auch einen Song gekannt. Nämlich "Ihr Helden" von Hass, was mich dazu veranlasst hat den Refrain laut mitzubrüllen. Kurz bevor wir rausgegangen sind um uns Pommes zu holen, wollte ich unbedingt mal für fünf Minuten auf die Kellerbühne gucken um GEDRÄNGEL zu sehen. Einfach mal so. Sehr entspannter, mitschwingender, unkomplizierten Garage Flavour Punk (oder so) mit cleanem Gesang. Keine Ahnung wen wir verpasst haben als wir draußen waren, aber später waren MIST dran. Brachialster, brutalster Powerviolence, der einfach äh keine Gefangenen nahm oder so. Ich bin weiterhin der Meinung dass PV eines der besten Live-Genres ist und man sich wunderbar dazu bewegen kann. Danach gings runter in den Keller um IDLE HANDS zu sehen. Trotz ihres Namens hatten sie wohl nichts mit dem Horrorfilm gemein und auch nichts mit den dort autretenden Offspring zu tun. Dafür waren sie wirklich superschön melodisch. Erinnerten mich an die punkigeren Momente von Manic Street Preachers und irgendwie auch an Billy Bragg. Später wieder nach oben, um im Außenbereich abzuhängen. Unser Plan war folgender: Beim Auftritt von ILL! uns nach hinten durchmogeln, sodass wir gegen Ende wieder nach unten gehen können und uns die besten Plätze beim eigentlichen Hauptact zu sichern. ILL! waren wirklich unfassbar geil. Ich hatte das Gefühl, dass die Leute quer durch die Luft fliegen. Das erste Mal seit Jahren habe ich hier mitgeschubst und gefühlt 1,5 Sekunden lang mitgemosht. Ich weiß allerdings nicht mehr ob hier, oder bei MIST das großartige Sample vorkam: "...da gehe ich auf die Straße und haue ihnen auf die Fresse". Nun gut, auf gings zum letzten Act: Eine Band, die ich mindestens einmal schon gesehen habe, ich meine aber zwei mal. An das zweite Mal kann ich mich aber irgendwie nicht erinnern. TOXOPLASMA waren definitiv nur zur Hälfte aus Originalmitgliedern bestehend, was irgendwie aber auch okay ist solange alles passt. Ich habe in meinem Kopf bisschen gerechnet und habe festgestellt, dass Sänger Wally um die 60 sein muss. Ich finds interessant wie sie größtenteils Material von ihrem selbstbetitelten Album, von letzten Album "Köter" und irgendwie auch was von der "Leben verboten" spielen. Mehr auch nicht. Warum denn auch? Reicht doch auch. All die Klassiker, die man so aus seiner Jugend kennt. Alles was man mitbrüllen kann. So aus einer ganz anderen Welt, weil zu simpel für diese höllisch abgefuckte, komplizierte Welt und eigentlich nicht mehr ganz kompatibel mit seiner eigenen politischen Einstellung. Aber in den Grundzügen schon. Von daher: Respekt an alle vier und insbesondere an die zwei die das seit 1983 machen. 

Stricher guckt sich "Furiosa: A Mad Max Saga" an in Filmwelt Herne am 09.06.2024

Es sind nun neun Jahre nach "Mad Max: Fury Road" vergangen und nun gibt es einen Prequel dazu. Das gute daran ist: Man muss die drei ursprünglichen Mad Max Filme mit Mel Gibson in der Hauptrolle gar nicht dafür kennen. Sprich: Nach Furiosa kann man sorgenfrei in "Fury Road" übergehen und erfahren was "danach" passiert ist.

Die Geschichte spielt sich höchstwahrscheinlich nicht nur vor "Fury Road" ab, sondern irgendwann weit weit früher. Die Menschheit hat sich in Kriegen zurück in ein primitives Zeitalter gebombt. Im Australischen Outback herrschen gierige Biker Gangs mit vollkommen wahnsinnigen Anführern. Doch es gibt auch einen Stamm der Menschen, die in einer Oase leben. Weit entfernt von all der Gewalt, im Wohlstand. Mit echten Früchten, Wasser und selbst hergestellter, nachhaltiger Technik. Eines Tages tauchen besagte Biker dort auf und entführen das kleine Mädchen Furiosa (Alyla Browne). Ihre Mutter eilt hinterher, um sie zu retten. Der Anführer der Biker, Dementus (Chris Hemsworth) will erfahren
woher sie kommt. Furiosa und ihre Mutter haben alles dafür getan dass keiner ihrer Entführer (lange) überlebt um zu erzählen wo die Oase sich denn wirklich befindet. Furiosas Mutters darauffolgende Rettungsaktion schlägt leider fehl und sie wird getötet. Das Mädchen selbst wird von Dementus adoptiert, bis er es eines Tages bei einem Deal an den Warlord Immortan Joe (Lachy Hulme) übergibt. Es vergehen insgesamt 15 Jahre, während welcher Furiosa (Anya Taylor-Joy) in einer Geheimidentität überlebt. Nun ist sie teil des Gefolges von Immortan Joe, doch insgeheim will sie aus seiner Zitadelle ausbrechen, ihren einstigen Peiniger Dementus finden und nach Hause zurückkehren.

Ich muss sagen, dass ich es wirklich sehr genossen habe. Einerseits merkt man dass George Miller sich selbst mal wieder übertreffen wollte. Die Gestalten in den ersten drei Mad Max Filmen waren ja schon zum Teil ordentlich bescheuert. In "Fury Road" hat man das zehnfach übertroffen. Hier gibt es einige Momente, die einen mit dem Kopf schütteln lassen. Andererseits ist der Film eine gute Umsetzung des Gedankens "Wir lassen die Welt vor die Hunde gehen, sodass irgendwelche Tyrannen die Oberhand haben. Dann lassen wir sie gewähren und sehen was passiert". Es ist faszinierend, was man sich hier einfallen lässt und ebenso faszinierend wie viel Herzblut in der Ausarbeitung der Kostüme, der Effekte und der Autos steckt. Heilige Scheiße. Wirklich brilliante Darstellung von Post-Apokalyptischer Landschaft, Intrigen und "drehst du dich um, stech ich dir in den Rücken"-Mentalität. Ich habs genossen.

8/10 Pfandflaschen
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Freitag, 27. Dezember 2024

Happenings des Jahres'24: Januar - März'24

Hallo und herzlich willkommen zur ersten Ausgabe von "Happenings des Jahres", dass wahrscheinlich Ende Dezember 2024 erscheinen wird (ich schreibe das hier grade im Januar'24). Ich habe mir gründlichst überlegt, wie ich diese Rubrik denn überhaupt gestalten soll und so ganz sicher bin ich mir leider immer noch nicht. Wahrscheinlich aber werde ich hier NUR Konzertberichte und Kinopremieren reinpacken, als auch diese "Stricher guckt sich endlich XY an"-Beiträge. Ich habe vor, Berichte über Demos und Kundgebungen hier auszulassen, weil es am Ende doch etwas zu persönlich ist. Die einzige Rubrik die für persönliche(re) Sachen geeignet ist, ist ja inzwischen der Jahresrückblick. Diesen wird es ebenfalls geben - er ist ja noch mal etwas anderes als ein "Happenings des Monats". Jedenfalls, so fing das Jahr an. Here we go:

Januar:

Nagut, vielleicht reiße ich die politischen Veranstaltungen nur ein klein wenig an. Anfang des Jahres habe ich an einer Gegenkundgebung in Düsseldorf teilgenommen. Es fand mal wieder eine "palästinensische Solidaritätsdemo" statt und selbstverständlich wurde wieder mal eine kleine, aber exquistite Gegenkundgebung angemeldet. Das habe ich im Jahre 2023 auch ein paar Mal mitgemacht. Es lief dieses Mal genauso, wie die Male zuvor. Wir waren bei der Gegenkundgebung, die "Pali-Demo" lief an uns vorbei, wir haben uns gegenseitig angeschrieben, danach war alles zu Ende. Es ist mir völlig egal, wie wenig Leute wir waren. Es war wichtig, das zu tun und diese genozidalen, judenhassenden Spinner nicht einfach so durch Düsseldorf laufen zu lassen. Kurz darauf nahm ich für einige Minuten teil an einer Anti-AfD-Demo. Das war zu dem Zeitpunkt als das "Geheimtreffen" von AfD-Politikern und Rechtsradikalen stattgefunden hat. Leider war es eine ziemlich "bauchlinke" Veranstaltung, "Schrei nach Liebe" von den Ärzten durfte nicht fehlen und irgendwie war es mir peinlich. Viel weniger peinlich war die Kundgebung von "Freies Russland NRW" am 21.01. in Köln. Zu dieser Zeit hat sich Wladimir Putin erneut als Präsidentschaftskandidat aufgestellt. Es haben sich viele Exil-Russen und Russischsprachige versammelt um kund zu tun, dass nicht alle Russen hinter dem Krieg gegen die Ukraine stehen und dass es jede Menge demokratisch eingestellte Menschen gibt, die Putin nicht als Präsident weiter ertragen wollen. Außerdem wurde kurze Zeit davor bekannt gegeben, dass es einen möglichen Gegenkandidaten gibt: Boris Nadezhdin verurteilte in allen seinen öffentlichen Auftritten den Krieg und brauchte nun die möglichen 100.000 Unterschriften um sich überhaupt als Kandidat legal aufstellen zu lassen. Nach der Kundgebung ging es zur Demo bzw. eher einen Spaziergang. Wir waren nicht viele und auch relativ früh fertig. Allerdings haben sich tatsächlich außenstehende Menschen dafür interessiert und waren uns gegenüber positiv aufgestellt. Es war mir mal wieder eine Freude.



SUFFOCATION + ENTERPRISE EARTH + SANGUISUGABOGG am 26.01.2024 in Junkyard, Dortmund

Eigentlich haben noch ORGANECTOMY als erstes gespielt. Allerdings kam ich an dem Abend von der Arbeit zum Konzert (und war mir gar nicht mal sicher ob ich überhaupt ankomme, wegen Bahnfahrerstreik) und habe sie nur knapp verpasst. Ich musste mir nämlich noch von den fliegenden Händlern/Metalheads aus Estland von DEFRAGE eine CD kaufen. Ich finds schon erstaunlich wie viel Zeit und Mühe sie sich geben um ihre Musik unter die Leute zu bringen. Faszinierend. Jedenfalls haben ORGANECTOMY ihr Set grade zu Ende gespielt, als ich angekommen bin. Da hat es kein Sinn gemacht, sich unter die Leute zu quetschen.


Die Band mit dem unaussprechlichen Namen (ich habe sie einfach Sausage God genannt) ist tatsächlich ziemlich witzig. Zumindest zu Beginn. Ich lache viel, ob der Songtitel. "Dragged by a Truck". Haha. Und im nächsten geht es um Sex mit Leichen. Sanguisugabogg interagieren viel mit dem Publikum und scheinen durchaus sympathisch zu sein. Ich bin es aber nicht gewohnt, dass eine Band so viel mit ihrem Publikum spricht. Das macht die Musik auch nicht sonderlich wertvoll, leider. Es ist durchaus nicht schlecht, klar, aber leider irgendwie auch ziemlich generic. Freilich kein Deathcore, aber man hört durchaus Einflüsse daraus. Ich hab irgendwie was anderes erwartet. Naja.

ENTERPRISE EARTH sind das exakte Gegenteil. Immer noch sehr angepisster und furioser Death Metal, der allerdings wesentlich progressiver klingt. Irgendwann setzt man nicht mehr bloß auf Growls sondern tatsächlich auf cleanen Gesang, auch wenn dieser klar nicht im Vordergrund steht. Insgesamt lässt sich sagen, dass EE an diesem Abend tatsächlich sowas wie das Highlight sind, weil sie durch relativ komplexe Rhythmen irgendwie hervorstechen. Und ihr Name ist ungewohnt. Klingt tatsächlich wie der von einer Progressive Metal Band. 

SUFFOCATION haben mit einem einzigen Riff im Song "Liege of Inveracity" aus Versehen ein ganzes Genre erschaffen: Slam Death Metal. Doch darauf sollte man sie nicht reduzieren. Ihr Set besteht aus Klassikern aus dem nicht unbekannten Album "Effigy of the Forgotten" als auch vom neuesten Werk "Hymns from the Apokrypha". Sie bieten einen immensen Schwall an Energie, vollkommen bananige, abgefahrene Riffs, einen Sänger der wie ein Rapper gestikuliert und einen Bassisten der zum Spiel sein Instrument auf dem Boden stellt. Ich habe das Gefühl, dass sie eine von diesen Bands sind, die nicht unbedingt was neues machen müssen, es allerdings trotzdem tun. Sie bedienen eine gewisse Fangemeinde, die seit Jahren alles schluckt was man ihnen vorwirft. Sie sind glücklich und die Fans auch. Vor allem der eine Metal-Manfred in der ersten Reihe, der sichtlich betrunken jeden Riff und jede Basslinie mit seinen Fingern nachmacht. SUFFOCATION sind groß, auch wenn sie mit ihrer Musik keinen Blumentopf gewinnen werden. Ich bin froh sie gesehen zu haben, hätte es aber genauso von zuhause aus, von unter meiner Bettdecke tun können. Mir gings danach nämlich ordentlich schlecht.


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Februar:

Stricher guckt sich endlich "Dune" (2021) an, am 04.02.2023

Ich habe vor Ewigkeiten die erste Verfilmung der Romanreihe (bzw. des ersten Buches) von Frank Herbert angeguckt. Regie hat damals David Lynch geführt. Der Film war meines Erachtens eine sehr schwere Geburt und ich hatte Schwierigkeiten ihn zu folgen. Vor allem weil er ursprünglich 3,5 Stunden gedauert hat und vollgespickt mit Informationen war. Die Neuverfilmung ist der erste Teil von zwei (?) und ist mit knapp 2,5 Stunden tatsächlich so lang wie die Kinoversion des Originals. Lang, aber trotzdem ist das hier "nur" die Hälfte. Anyways...


Wir befinden uns, wie im Original auch, im Jahre 10191. Die Menscheit hat sich längst in der Galaxis breit gemacht. Die Droge "Spice", die menschliche kognitive Fähigkeiten steigert und außerdem als Treibstoff dient ist das wertwollste Element im ganzen Universum. Auf dem Planeten Arrakis wird sie geerntet. 80 Jahre lang wurde der Planet von der grausamen Großfamilie der Harkonnen belehnt. Nun hat der Imperator Shaddam IV. ihnen die Herrschaft entzogen und überträgt diese an Leto Atreides (Oscar Isaac). Dieser zieht nun mitsamt seiner Konkubine Lady Jessica (Rebecca Ferguson) und Sohn Paul (Timothée Chalamet) dorthin und muss nun die leicht verfallene Wirtschaft übernehmen, die die Harkonnens hinterlassen haben. So muss er auch mit dem dort ansässigen Volk, den Fremen, zusammenarbeiten die die letzten 80 Jahren unter den Harkonnen gelitten haben. Dazu wird vorher der Schwertmeister der Atreides, Duncan Idaho (Jason Momoa) in die Wüste geschickt um das Wüstenvolk kennenzulernen. Doch das Ganze läuft nicht ohne einen hinterhältigen Plan, der vorsieht den steigenden Einfluss der Atreides auf die anderen Adelshäuser, mit aller Gewalt einzudämmen. Niemand weiß davon, selbstverständlich.

Ich erinnere mich nur sehr vage an den "alten" Film und kann daher nicht wirklich einen Vergleich ziehen. Damals war ich tatsächlich sehr müde und ziemlich genervt vom Film. Diesmal hat mich die Handlung tatsächlich in ihren Bann gezogen und ich fands insgesamt wirklich sehr spannend. Auch wenn der Film stellenweise schon sehr langatmig ist, findet man hier nicht tonnenweise Dialog der einen irgendwie müde macht oder so. Stattdessen wird sich einfach Zeit gelassen und gezeigt, wer die einzelnen Personen- bzw. Personengruppen sind und was ihre Aufgaben sind. Es ist eine Space Opera, mit all den typischen Kämpfen und Backstabbing und großen Prophezeiungen. Meines Erachtens macht "Dune" alles richtig, im Gegensatz zu den neuen Star Wars Filmen. Wenn wir schon bei Space Operas sind. Anyways: Das war wirklich mehr als gut, wenn auch lang.

8,75/10 Pfandflaschen
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Ukrainische Kundgebung am 23.02.2024 vor dem Rathaus in Bochum

Am 24.02.2024 jährte sich der russische Großangriff auf die Ukraine nun bereits zum zweiten Mal. Ich suchte nach einer Möglichkeit irgendwie Anteilnahme zu zeigen. Am Wochenende wäre ich viel zu fertig gewesen und irgendwelche größeren Demos in weiter entfernten Städten (Düsseldorf oder Köln) wären deswegen auch nicht drin gewesen. Also ging es nach der Arbeit (so oder so) nach Bochum. Da ich mittlerweile gefühlt 96% Ukrainisch verstehe, konnte ich auch die Inhalte der Beiträge nachvollziehen. Die Tänze der teilnehmenden Jugend waren cool. Das Gebet war für mich zwar etwas ungewöhnlich aber nachvollziehbar. Teelicht anzünden war nicht drin, weil es viel zu windig war. Insgesamt: Eine sehr hoffnunsvoll wirkende, durchaus schöne Sache.

Stricher guckt sich "Madame Web" an, am 26.02.2024 im Capitol, Bochum

Zuallererst befinden wir uns im Jahre 1973, als Constance Webb (Kerry Bishé) mit ihrem Begleiter Ezekiel Sims (Tahar Rahim) nach Peru geht um dort nach einer bestimmten Spinne zu suchen. Es heißt, dass ihr Gift so gut wie alle Krankheiten heilen kann und Menschen übermenschliche Kräfte verleihen kann. Wobei das zweite eher so eine Legende ist. Genauso wie die Las Aranhas - ein indigener Stamm, der sich spinnenartig fortbewegt und scheinbar über eben diese Kräfte besitzt. Als Constance die besagte Spinne findet, hintergeht Ezekiel sie und erschießt die hochschwangere Wissenschaftlerin. Sie wird von den Las Aranhas gerettet und kann grade noch so ihre Tochter Cassandra auf die Welt bringen. Dreißig Jahre später in New York: Cassandra Webb (Dakota Johnson) arbeitet als Sanitäterin. Zusammen mit ihren Kollegen O'Neil (Mike Epps) und Ben Parker (Ja, genau der!)(Adam Scott) ist sie in einem gut aufeinander eingespielten Team. Ben wird bald Onkel. Nach einem Unfall, den sie grade mal so überlebt fängt sie an seltsame Deja-Vus zu haben. Doch es sind keine Deja-Vus. Sie fängt

nämlich an, für einen kurzen Moment in die Zukunft zu blicken. Die neu erhaltene Gabe ist nicht kontrollierbar. Währenddessen hat Ezekiel Sims schreckliche Albträume. Dort sieht er drei Frauen, in Spider-Kostümen die ihn umbringen. Er ist seit längeren besessen, herauszufinden wer sie sind und sie umzubringen, bevor sie ihn töten. Es stellt sich heraus, dass diese Frauen heute noch Teenagerinnen sind. Schon bald kommt er auf ihre Spur: Anya Corazon (Isabella Merced), Julia Cornwall (Sydney Sweeney) und Mattie Frankling (Celeste O'Connor). Doch er hat die Rechnung ohne Cassandra gemacht, die durch ihre Gabe seine Angriffe voraussehen kann.


Schon mal vorab: Mir hat der Film tatsächlich gut gefallen. Ich versuche jetzt mal zu erklären warum. Und jetzt erkläre ich, wieso ich mich dafür "rechtfertige". Wahrscheinlich weil der Film so unfassbar viel Hate abbekommen hat, dass er nur noch als Meme-Material und Lachnummer gilt. Das kann ich nicht ganz nachvollziehen. Ich ging ohne Erwartungen rein und kam mit einem wohlgenährten Nostalgie-Gehirn zurück. Ja, es ist derselbe Drehbuchautor wie bei "Morbius". Dieser war so grenzdebil und dumm, hat aber Spaß gemacht. Dabei habe ich mir aber die ganze Zeit gedacht, wofür dieser Film existiert. Er hat sich nämlich so angefühlt, als würde er künstlich in die "Spider-Man"-Schublade vom Marvel Cinematic Universe hinzugefügt werden. "Madame Web" hingegen gibt einem das Gefühl, dass man eine Vorgeschichte guckt, nach der keiner gefragt hat. Die aber alles andere als schlecht ist. Vielleicht liegt es daran, dass der Film wie eine Pilotfolge einer 2000er-Superheldenserie aussieht wo sich keiner getraut hat schlechte Superheldenkostüme anzuziehen. Diese sind hier auch zu sehen und naja... die sind schon ziemlich, wie sagt man heutzutage..."goofy". Allerdings geht der Großteil des Films vollkommen ohne aus. Vielleicht liegt es daran, dass es ein Superheldenfilm ist, der beinahe komplett ohne Spandex auskommt. Und ohne große Männer aus dem Weltall die die Welt zerstören wollen oder das Multiversum oder sich an allen für ihren Schmerz rächen wollen oder oder oder. "Madame Web" wird ein zukünftiger Camp Classic sein, der versucht hat die Welt der 2000er Jahre nachzubilden. Herrgott, es läuft "Toxic" von Britney Spears! Was mir in erster Linie nicht gefallen hat, war die Darstellung von Ezekiel als Bösewicht - schließlich habe ich vor zwanzig Jahren einen Großteil des J. Michael Strarzynski Runs von "The Amazing Spider-Man" gelesen und dort war Ezekiel eine sehr wichtige Figur. Das hat mich erst sehr gestört, aber danach dachte mir "well, what shells?". Es gibt auch einen kleinen Moment, in Ezekiels Traum, wobei er beinahe 1:1 wie sein Comic-Counterpart aussieht. Ach und natürlich gibt es hier Pathos. Leider kommt man wohl ohne nicht aus in Superheldenfilmen. Whatever. I liked it. Es sind keine 10 Pfandflaschen, but I liked it.

7/10 Pfandflaschen
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März:

Stricher guckt sich "Dune: Part Two" an in Capitol, Bochum am 10.03.2024

Wir befinden uns mittlerweile bei der zweiten Hälfte des ersten Buches des "Dune"-Zyklus von Frank Herbert. Aufgrund des äh sehr viel versprechenden Endes scheint es als würden noch weitere Filme kommen. Jedenfalls, versuche ich nun irgendwie die Handlung zusammenzufassen:


Prinzessin Irulan (Florence Pugh) äußert ihrem Vater gegenüber, dem Imperator Shaddam IV (Christopher Walken) dass sie vermutet, Paul Atreides (Timothée Chalamet) wäre noch am Leben. Tatsächlich verkehrt der junge Mann zusammen mit seiner Mutter Lady Jessica (Rebecca Ferguson) inzwischen unter den indigenen Bewohner des Wüstenplaneten Arrakis, den Fremen. Aufgrund/wegen seiner Visionen, die ihm die Zukunft zeigen sieht es Paul als richtig an dort zu bleiben. Ein Fremen-Anführer namens Stilgar (Javier Bardem) sieht ihn als einen Messias, der früher oder später kommen muss. Sowas ähnliches zeichnet sich auch in Pauls Visionen ab. Um die Tyrannen, in Gestalt der Familie der Harkonnen, zu bekämpfen muss er selbst zum Heiligen Krieger mutieren. Gemeinsam mit den Fremen greifen Paul und eine Frau namens Chani (Zendaya), für die er langsam Gefühle entfwickelt, Außerdem lernt er immer mehr über die Fremen-Bräuche und wird nach und nach einer von ihnen.

Okay, das war jetzt nicht die komplette Zusammenfassung aber man muss ja nicht alles spoilern. Jedenfalls: Meine Fresse, war das beeindruckend. Man macht hier, genauso wie im ersten Film ganze Arbeit. Alles ist so groß, Raum und Klang einnehmend aber niemals zu pompös. Die verschiedenen Familien/Völker in diesem Film repräsentieren auf eine abstrakte Art und Weise die Geister der Gegenwart bzw. der Vergangenheit. Ein freiheitsliebendes Volk, eine königliche wenn auch liberale Familie und ein faschistischer Reinheitskult. Dazu kommen Elemente aus verschiedenen Religionen und Schriftarten. Es ist höllisch interessant und ich schaffte es nicht, mich auch nur für eine Sekunde wegzudrehen. Allerdings hat mir der Arsch bei 2 Stunden und 46 Minuten ordentlich wehgetan. Jedenfalls: Ich bin der Meinung, dass der hier wesentlich abgefahrener ist als der erste. Von daher:

9/10 Pfandflaschen
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Stricher guckt sich "Ghostbusters: Frozen Empire" an am 21.03.2024 im Capitol, Bochum

Yes. Zuerst habe ich, als ich gesehen habe dass ein weiterer Ghostbuster-Film kommt, schwer aufgeatmet. Ich dachte mir "Meine Fresse, ich "darf" schon wieder bald ins Kino, wegen meinem Komplettismus aaaaargh". Doch als im Kinosessel saß war ich schon sehr zufrieden.

"Frozen Empire" setzt die Handlung von "Afterlife" fort. Die Familie Spengler, heißt Phoebe (McKenna Grace), Trevor (Finn Wolfhard) und ihre Mutter Callie (Carrie Coon) samt Stiefvater/Exlehrer Gary Gooberson (Paul Rudd) arbeitet nun in New York City als Ghostbusters. Einer der drei ehemaligen Geisterjäger, Ray Stantz (Dan Aykroyd) führt ein Laden für geheimnisvolle
Gegenstände und gemeinsam mit "Podcast" (Logan Kim) eine YouTube-Sendung. Eines Tages taucht bei ihm Typ namens Nadeem (Kumail Nanjiani) auf. Er hat vor kurzem die Habseligkeiten seiner verstorbenen Oma durchsucht und bringt nun einen merkwürdigen Orb mit. Als Ray ihm mit seinem PKE-Meter misst, stellt er fest dass das Teil voll mit psychokinetischer (?) Energie ist. Dazu kommt noch, dass die riesige Geisterfalle in die alle gefangenen Geister gesteckt werden aus allen Nähten platzt. Der Bürgermeister von New York hasst die Ghostbusters und will sie aufgelöst haben. KÖNNTE ES SEIN DASS DIE DREI SACHEN EINE EXPLOSIVE MISCHUNG ERGEBEN KÖNNTEN UND ETWAS UNFASSBAR BÖSES NEW YORK CITY BALD HEIMSUCHEN WIRD??? KÖNNTE ES SEIN?????

Ja, es könnte sein. Der Plot ist, gelinde gesagt, relativ vorhersehbar. Dafür sind die Charaktere nicht vollkommen beliebig austauschbar. Ja, es wird leicht auf die Tränendrüse gedrückt. Ja, es wird die Nostalgie-Schiene bedient. Ja, es tauchen bis auf den verstorbenen Ivan Reitman (der Egon Spengler gespielt hat) alle ehemaligen Ghostbusters auf. Das Team wird immer größer. Es sieht fast schon so aus, als würde man demnächst den Plot des Comics "Ghostbusters International" bald verfilmen. Zumindest meinem Gefühl zufolge. Die Special Effects sind großartig. Es macht schlicht und einfach Spaß dem Ganzen zuzusehen. Und alles kommt ohne eine Ficktonne an hässlichen Jokes aus. Der Film versucht nicht dauerhaft witzig zu sein. Klar, irgendwo hat man die ganzen Reboots, Remakes und Fortsetzungen von Filmen die vor 30-40 Jahren rausgekommen sind, satt. Aber der hier schafft es, meiner Meinung nach gekonnt die Fackel weiter zu reichen und "Ghostbusters" für neue Generationen schmackhaft zu machen. Er ist meines Erachtens nicht für Kinder unter 12 gedacht - das geht raus an die Kleinfamilie die vor Marlyn und mir saß. Euer Kind hatte die ganze Zeit Angst. Fickt euch.

8/10 Pfandflaschen
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CULTHE FEST am 30.03.2024 in Sputnikhalle/Triptychon/Café Sputnik in Münster

Vorab: Auch hier wurde ich (sogar zwei mal) von den Dudes von DEFRAGE angesprochen. Witzig.

Wieder mal ein recht kurzes Culthe Fest für mich, weil ich mich dafür entschieden habe nicht zwei Tage hintereinander von Zuhause nach Münster und zurück zu fahren. Außerdem habe ich nicht alle Bands 100%ig mitverfolgt. Aber völlig egal. Danke an Heiko und Anika fürs Auftauchen und an Marlyn fürs Mitkommen. Es war wirklich sehr sehr schön. Jedes Jahr aufs neue wieder. Culthe Fest ist mein Ersatz für das FLUFF bzw. fürs Frost Punx Picnic. 


Los ging es für uns irgendwann um kurz nach 17 Uhr. Nach einer Stärkung in Form eines Cig Köfte Wraps (schon wieder) und einer Falafeltasche guckten wir uns Ranâ an. Allerdings relativ kurz, weil sie kurz vorm Ende ihres Auftrittes waren. Man nannte sowas vor über zehn Jahren "Neocrust", heutzutage taucht auch öfter der Begriff "Blackened Crust" an. Sprich Crust Punk mit Black Metal Einflüssen. Im Großen und Ganzen gar nicht mal schlecht, aber ich konnte mir in so kurzer Zeit nicht wirklich eine Meinung bilden. Meiner Meinung hörten sie sich an, wie so viele Bands. Anyways, hier ist ihr Bandcamp, checkt das aus. Danach gings von unten in der Sputnikhalle nach oben ins Triptychon um uns Suir reinzuziehen. Sehr eingängiger, tanzbarer Mix aus Shoegaze, Darkwave und anderen Einflüssen aus den 80ern zu welchen man sich gut dabei fühlen kann sich schlecht zu fühlen. Mit dem einem von Ultha am Schlagzeug. Wirklich sehr grandios, ich war positiv überrascht. Nachdem wir den "Einlass" ins Café Sputnik verpasst hab (sprich vergessen haben uns die besseren Plätze zu sichern) standen wir hinter einer unfassbaren Menge an Leuten die alle Phantom Winter sehen wollten. Die Nachfolgeband (ja isso!) von Omega Massif habe ich vor mehr als zehn Jahren auf dem New Noise Fest in Karlsruhe gesehen. Damals war aber der Sound in der Halle ziemlich mies. Hier konnte sich alles bestens entfalten. PW die ihren Stil selbst als "Winterdoom" bezeichnen können das auch ruhig weiter so tun. Denn es wunderbar beklemmend, wie in einem äh atomaren Winter und gleichzeitig so quasi-befreiend, positiv aufwühlend. Nach dem Auftritt sind wir nach vorne gegangen um die Band überhaupt mal zu sehen und um uns die ganzen Pedalboards anzugucken. Wir waren nicht alleine, glaube ich. Es kamen noch etliche Gitarrennerds um ein Auge drauf zu werfen. Außerdem fühlte ich mich, weil die Band aus Würzburg kommt, positiv auf meine erste Wahlheim in diesem Lande erinnert. Danke dafür. Sylvaine, die nächstes Jahr auf einem "Album der Woche" zu hören ist - ich meine ein Review dass erst 2025 rauskommt ihr Nasen - kannte ich bis jetzt nur von einem Song. Leider waren wir auch hier ziemlich spät dran. Trotzdem kriegten wir die letzten paar Songs mit. Irgendwann wurde Kathrine Shepards Gesang richtig richtig schrill, was das ganze noch interessanter machte. Man kann über Genrefusion sagen was man will - aber Blackgaze war eine gute Idee. Über den Bandnamen Ophis habe ich mich ziemlich lange lustig gemacht. Ich meinte die ganze Zeit, ich kenne nur "The Office" höhö. Auch hier kamen wir relativ spät rein (lol), jedoch war es vielleicht gar nicht mal schlecht so. Bei Doom bzw. Death/Doom Bands kann ich nicht immer so viel und so lange rumstehen. Ophis machen unter anderem Songs über "Die Kindes des Spätkapitalismus, also eure Eltern" und sind richtig richtig dreckig und ekelhaft. Meine Fresse war das dreckig. Gerne irgendwann mal wieder, zu einem kleinerem Event oder so. Einerseits schade, dass wir nicht alle Bands komplett gesehen haben - andererseits ist es vielleicht besser so weil wir dadurch nicht so komplett übermüdet waren. Und wir konnten uns so länger miteinander unterhalten, was geiles essen und großartige Kunstwerke kaufen. Achja: Besucht bitte bitte Bens Tumblr und kauft was in seinem Shop (oder fahrt nach Berlin und lasst euch von ihm stechen dies das ananas). Und selbstverständlich auch den Shop von Aphelior. Bis nächstes Jahr!


Montag, 1. Januar 2024

BLOGPAUSE VOM 01.01.2024 - 27.12.2024

Wie schon im Jahresrückblick angedeutet kündige ich jetzt, am 01.01.2024 eine längere Pause an. Um es mal in großen Buchstaben auszudrücken:


BLOGPAUSE 

VOM 01.01.2024 - 27.12.2024

Ich werde selbstverständlich währenddessen weiter schreiben. Natürlich werde ich auch 2024 ins Kino gehen und auf Konzerte. Darum werden die Konzert/Kinoberichte gesammelt und Ende des Jahres in sogenannten "Happenings des Jahres" veröffentlicht. Davon wird es entweder drei oder vier geben, denke ich. Jedenfalls: Nach 14 Jahren Blog (wovon 1 Jahr nichts geschrieben wurde lol) wird es Zeit mal einen ruhigen zu schieben. Ich danke den wenigen Leuten die meine Sachen lesen. Wir sehen uns und lesen uns Ende des Jahres. Cheers.


Sonntag, 31. Dezember 2023

JAHRESRÜCKBLICK 2023

Ah shit...here we go again. Wieder ist ein Jahr um. Also eigentlich nicht ganz. Ich schreibe diesen Beitrag nämlich äh sagen wir mal Mitte Dezember. Aber man muss ja auf alles vorbereitet sein. Zu diesem Zeitpunkt sind fast alle wöchentlichen Reviews fertig. Die neueste (und letzte für dieses Jahr) Ausgabe von "So isses, Musik!" muss noch geschrieben werden. Ansonsten ist fast alles fertig. Schön.

Ich blicke zunächst auf die positiven Dinge. Die "Review Task Force", also Philipp, Raphi und ich hat mehrere Discographies durchgepaukt. Es hat unfassbar viel Spaß gemacht. Nicht nur die Musik zu hören, sondern darüber zu schreiben und sich im internen Chat auszutauschen. Wer hätte gedacht, dass die Deftones mehr gute Alben haben als Black Sabbath und Slime? Niemand. Genau. Pinky und ich haben außerdem sensationelle äh 9(abzüglich Sommerpause) Folgen von unseren Podcast "Movie Punx" (link immer noch hier lol) aufgenommen. Es ist immer noch sehr lustig und ich erweitere damit weiterhin mein Horizont. Genauso wie bei der "Review Task Force" auch. 

Es gab in diesem Jahr allerdings auch alles andere als schöne Dinge. Ich spreche natürlich von der "Kriegsmüdigkeit" der Gesellschaft und permanenten Wegsehen. Im Hinblick auf die Ukraine natürlich. Ich habe selten so oft das Bedürfnis gehabt einen sogenannten "Friedensbewegten" in die Fresse zu hauen. Weiterhin hat mich (mal wieder) ein gewisser Teil der deutschsprachigen Linken/Linksradikalen Szene enttäuscht, aber nicht überrascht. Ich frage mich an welchen Punkt in der Geschichte wir es schon mal hatten, dass eine kriegsgeile Organisation, die darauf aus ist alle Juden auf der Welt auszulöschen, das tut was sie tut - nämlich morden, plündern, vergewaltigen - und die Leute die genau so was normalerweise verurteilen, dies nun entweder a) abfeiern oder b) leugnen oder c) beides gleichzeitig. Interessanterweise sind sich die Hamas als auch die russische Armee in diesem Punkt ziemlich ähnlich. Wie auch die (teilweise) Reaktionen der Linken zu beiden Massakern. Anyways, um Abba Kovner frei zu zitieren: Ich weigere mich, den Kopf in den Sand zu stecken. Es ist möglich, mit kleinen Dingen irgendwas zu bewegen. Es ist möglich, durch simples weiter sagen oder weiter teilen, Leute zu Protesten zu mobilisieren. Es ist möglich, Brücken zu bauen und Connections aufzubauen. Es ist nur schwierig diese Attitüde aufrechzuerhalten während man gefühlt 24/7 auf der Arbeit ist und vor sich hin "lebt", wie ein gewisser Teil von uns. 

Um wieder auf positive Dinge zu kommen: Ich konnte dieses Jahr einige interessante Gespräche führen und durfte auch tatsächlich ganz nette Leute kennenlernen. Ich habe mich auch politisch betätigt, was ich seit Ewigkeiten nicht getan habe. Habe weiter Sprachen gelernt und bin tatsächlich auch besser geworden. Mein Hebräisch und Jiddisch sind zwar gefühlt 0,5% besser als letztes Jahr, aber definitiv besser. Ukrainisch sowieso. Nächstes Jahr werde ich einige Vorlese-Livestreams auf Instagram starten. Thema wird der "Ringschwur" von "Herr der Ringe" sein. In allen Sprachen, die ich spreche, verstehen kann oder grade lerne. Das wird spaßig. Nächstes Jahr werde ich auch umziehen und hoffentlich meinen Führerschein endlich fertig bringen. Wegen des Umzugs habe ich auch monstermäßig ausgemistet. Deswegen, mein Rat an euch: MISTET VERFICKT NOCH MAL AUS, EY.

Der Umzug wird mich verfickt viel Nerven kosten, aber ich weiß dass es sich lohnen wird. Was sich auch lohnen wird: Eine Pause zu machen. Vielleicht habt ihr sowas schon mal vermutet. Also ihr: die höchstens 30 Leuten die diesen Blog scheinbar regelmäßig lesen. Es wird hier nächstes Jahr eine Pause geben. Und nein, nicht bloß diese erste Woche im Januar. Und auch nicht den April über. Nein, dieser Blog wird (fast) ein Jahr pausieren. Natürlich werde ich nächstes Jahr auch auf Konzerte gehen und ins Kino und darüber schreiben. Die Berichte dazu werden irgendwann Ende 2024 in 3-4 "Happenings des Jahres" rauskommen. Aber ja, ich werde pausiere. Ich brauche das. Mein Kopf braucht das. Ich muss auch mal Sachen hören, lesen, gucken ohne diesen großartigen Druck zu verspüren darüber unbedingt zu schreiben. Selbstverständlich werde ich Reviews schreiben, aber die werden alle halt erst 2025 rauskommen. Aber ja. Das muss sein. Ich sage nicht sorry, denn ich bin nicht sorry. Die Blogpause wird demnächst offiziell angekündigt.

Anyways. Grüße gehen raus nach Bochum, Gelsenkirchen, Lengerich, Berlin, Flensburg, Würzburg, Großschwabhausen, Koszalin, Kraków. Brünzow

Frohes neues Jahr!
Happy new Year!
!אַ גוט יאָר/A gut yor!
!שנה טובה/Shana towa!
Щасливого Нового року!/Schtschastliwoho Nowoho Roku!
С новым годом!/S nowym godom!
Szczęśliwego nowego roku