Mittwoch, 22. Januar 2025

Film der Woche#614: Kriegsfilme Double Feature!

In der damaligen Folge haben wir über diese zwei Kriegsfilme gesprochen. Hier geht es zur Folge und hier ist das ganze in schriftlich, amtlich, dokumentiert.

Im Westen nichts neues (2022)

Eine Verfilmung des gleichnamigen Romans von Erich Maria Remarque. Dabei die erste deutschsprachige Verfilmung. Rausgekommen im Jahre 2022 bei Netflix.

Wir haben das Jahr 1917. Zu Beginn sehen wir, wie ein Soldat namens Heinrich an der Westfront im I. Weltkrieg (dort wo Frankreich und Deutschland sich gegenüber stehen) stirbt. Seine Uniform wird ihm nach seinem Tode ausgezogen und anschließend nach Deutschland geschickt und restauriert. Kurze Zeit später lernen wir den eigentlichen Protagonisten kennen. Einen Studenten namens Paul Bäumer (Felix Kammerer). Dieser lässt sich von der Kriegspropaganda einnehmen. Allen voran von einem seiner Professoren, die fest hinter der Parole "Für Gott, Kaiser und Vaterland" stehen. So schafft er es, mit
einer propagandistischen Rede mehrere Studenten für den Einsatz im Krieg zu begeistern. Paul fälscht eine Einverständnis seiner Eltern und lässt sich mustern. Er kriegt die Uniform von Heinrich. Schon bald geht es für ihn und seine Freunde Albert (Aaron Hilmer), Ludwig (Adrian Grünewald) und Frantz (Moritz Klaus) an die Westfront. Dort wird er mit der harschen Realität des Kriegs konfrontiert. Die deutschen Soldaten haben einen Teil Frankreichs besetzt - an der Front wird allerdings ein Schützengrabenkrieg durchgeführt. Es geht da um Landgewinne von mehreren hundert Metern. Tausenden von Menschenleben werden dafür geopfert. Im weiteren Verlauf des Filmes verliert Paul nacheinander alle seine Freunde und fängt an, alle seine Entscheidungen zu hinterfragen.

Falls jemand diesen Film unbedingt falsch verstehen und ihn als ein "tragisches, heroisches Epos" sehen möchte - dem möchte ich mitteilen dass er Tomaten auf den Augen hat. "Im Westen nichts neues" ist ein Antikriegsfilm, der in erster Linie sowohl die Sinnlosigkeit dieses Krieges zeigen will als auch die Veränderungen in Pauls Gemüt. Zu Beginn sind sie alle so kriegsbegeistert und glauben daran "in ein paar Tagen in Paris zu sein" doch später werden sie nach und nach erschossen, erstochen und verbrannt. Allerdings besteht "Im Westen nichts neues" nicht nur aus sinnlosen Gemetzel. Wir sehen auch den "normalen" Alltag der Protagonisten und natürlich auch die Sicht der Dinge der "oberen Etage". Sprich der Obersten Heeresleitung als auch des Politikers Matthias Erzberger (Daniel Brühl) von der Partei "Zentrum", der sich um einen Waffenstillstand bemüht. Meines Erachtens ein wirklich herausragender und realistischer Film der weder auf irgendeinen Pathos noch auf irgendwelche Heldengeschichten setzt.

8,5/10 Pfandflaschen
Trailer:



Blood & Gold (2023)

Und nun kommt der Film, den sich Pinky ausgesucht hat. Es ist das komplette Gegenteil von "Im Westen nichts neues" und zeigt, im Zusammenhang dieses Reviews, wie stellenweise der II. Weltkrieg romantisiert und lächerlich gemacht wird. 

Wir befinden uns in den letzten Kriegsmonaten des Jahres 1945. Der Deserteur Heinrich (nicht Til Schweiger sondern Robert Maaser) wird von der SS gejagt. Die Truppe angeführt von wahnsinnigen Obersturmbahnführer von Starnfeld (Alexander Scheer) und seiner rechten Hand Oberscharführer Dörfler (Florian Schmidtke) knüpft ihn auf einem Baum auf. Nachdem die SS abgehauen ist wird Heinrich von einer Bäuerin namens Elsa (Marie Hacke) gerettet, die ihn prompt in ihr Dorf bringt. Dort lebt sie mit ihrem Bruder Paule (Simon Rupp), der das Down-Syndrom hat. Sie versteckt ihn vor einer möglichen Euthanasie durch das NS-Regime. Im weiteren Verlauf des Films kommt die SS nach Sonneberg, ein nahe gelegenes Dorf. Ihr Ziel: Gold. Und zwar Gold, welches von einem jüdischen KZ-Häftling benutzt werden sollte um sich frei zu kaufen, man ihn den Wunsch aber verwehrt hat. Im Zuge der Novemberpogrome ist es verloren gegangen und nun möchte von Starnfeld unbedingt da dran
kommen. Als Dörfler und seiner Schergen Elsas Bauernhof plündern wollen und sie zu vergewaltigen versuchen, eilt ihr Heinrich zur Hilfe. Von nun an hat die SS mehrere Probleme: Das Gold das scheinbar unauffindbar ist und welches mehrere andere Interessenten hat und einen Deserteur der scheinbar nicht tot zu kriegen ist.

Was wir hier vor uns haben ist ein deutschsprachiger Italo-Western der zur NS-Zeit spielt und von "Rat Pack Productions" für Netflix produziert wurde. Ja, genau derselben Firma die "Keinohrhasen" und "Alles getürkt" gemacht hat. Trotzdem ist "Blood & Gold" alles andere als ein typisch deutscher, möchtegern lustiger scheißfilm. Nein, man schafft es tatsächlich sowohl den Ernst der Lage darzustellen als auch halbwegs witzige Einlagen einzubauen. Und zwar die, in welchen die ganzen SS-Arschlöcher ordentlich auf die Schnauze kriegen. Gleichermaßen zeigt der Film mehrere Themen die, meines Erachtens nicht so oft thematisiert wurden. Nämlich: Deserteure der Wehrmacht, die ihren Einsatz im Krieg bereuen und Menschen mit Downsyndrom im NS-Regime. Mir fällt kein einziger Film ein, der irgendwie das "Euthanasieprogramm" der Nazis zum Thema macht. Insgesamt lässt sich sagen: "Blood & Gold" ist kein Versuch irgendwas über "gute Deutsche im NS" zu erzählen. Es ist einfach Western der zur NS-Zeig spielt und in welchem mehrere SS-Wichser ins Gras beißen. Ja gut, ein klein wenig Pathos ist auch zu finden. Aber es hätte durchaus schlechter sein können. Überraschend gut.

8/10 Pfandflaschen
Trailer:



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