Mittwoch, 15. November 2023

So isses, Musik!#177

Deftones Discography: Diamond Eyes (2010)

Ich habe vor Äonen dieses Album zum "Album der Woche" gekürt. Daher kommt an dieser Stelle kein neues Review von mir. Hier könnt ihr dieses nachlesen. Aber weil bekanntlich drei Meinungen besser sind als eine, hier kommt...

Philipp:

"Diamond Eyes ist das sechste Deftones-Album und das erste Album nach Chis Unfall, ersetzt wurde dieser durch den Quicksand-Bassisten Sergio Vega. Der Nachfolger zu Saturday Night Wrist namens "Eros" war schon fast fertiggestellt, wurde nach Chis Unfall aber verworfen.
Chino hatte trotz oder gerade wegen der Situation die Schnauze voll von negativen Texten und Emotionen, wollte stattdessen ein positives Album schreiben, musikalisch können Deftones aber natürlich nicht aus ihrer Haut, dadurch ist das Album musikalisch trotzdem ziemlich düster, inhaltlich aber deutlich positiver.

Ich kann nicht besonders viel über Sergios tatsächlichen Einfluss sagen, finde aber, dass dieses Album wesentlich mehr nach Post-Hardcore klingt als noch der Vorgänger. Musikalisch schreitet die Verschmelzung der Deftones-Pole weiter voran, es gibt quasi keine Stilwechsel innerhalb des Albums mehr, es taucht in heftig metallischen Songs hin und wieder ein waberndes Dreampop-Keyboard auf, oder ein wunderschöner atmosphärischer Refrain in einem Hardcore-Song oder eben eine heftig bratende Gitarre in einem Shoegaze-Song aber es ist nie NUR das eine oder das andere. Trotz des einheitlichen Stils ist das Album aber keineswegs langweilig sondern sowohl deutlich mehr aus einem Guss als auch abwechslungsreicher als noch "Saturday Night Wrist". Es fällt fast schwer, irgendeinen Song besonders hervorzuheben, zu erwähnen ist aber unter anderem "You've Seen The Butcher", das mit einem Palm-Mute-Stakkato-Riff beginnt, dass an die ersten Takte von "Bored" auf Adrenaline erinnert, schließlich aber in einem bluesigen Riff und Refrain kulminiert, der angenehm nach Soundgarden klingt.
Beauty School beginnt wie ein Tool-Song und gipfelt in sphärischem Dreampop-Metal und Sextape ist einer der besten Deftones-Shoegaze-Songs überhaupt.
Generell ist dieses Album einfach wirklich großartig und reicht in seinen besten Momenten definitiv an Around The Fur und White Pony heran.
Und ich muss definitiv - nachdem ich mich mit Kommentaren bisher zurückgehalten habe - das Cover hervorheben, was für ein wunderschönes Artwork auch.

9/10 Pfandflaschen

Anspieltipps: You've Seen The Butcher, Beauty School, Sextape"

Raphael:

"An dieser Stelle unserer Serie hätte die Besprechung des Albums „Eros“ stehen können. Doch nachdem Bassist Chi Cheng nach einem Motorradunfall im Koma lag, wurden die Aufnahmen für das sechste Album für unbestimmte Zeit auf Eis gelegt. Inzwischen ist Chi Cheng bereits seit zehn Jahren verstorben, und über eine mögliche Veröffentlichung des Materials zu „Eros“ wird noch immer spekuliert. Im Jahr 2009 begannen dann die neuen Studiosessions mit Bassist Sergio Vega zu vorliegendem Album „Diamond Eyes“.

Erschienen ist das kürzeste Album der Deftones im Jahr 2010. Der Gemeine Efeu wurde zur Arzneipflanze des Jahres gewählt, Israel trat der OECD bei, und in Duisburg ereignete sich ein verheerendes Massengedränge im Rahmen der Love Parade.

Diamond Eyes“ steht im Zeichen des Schocks über Chengs Unfall, auch wenn die Band absichtlich das Material für „Eros“ in die Schublade packte. Nun könnte man hier natürlich eine Klangwelt erwarten, die selbst für Deftones-Verhältnisse finster, melancholisch und geradezu schwermütig ist. Jedoch ist das Gegenteil der Fall. Sänger Moreno hat später berichtet, dass die Ungewissheit über die Zukunft des im Koma liegenden Mitgliedes den Zusammenhalt innerhalb der Band massiv gestärkt hat – und das hört man! Freilich haben die Deftones nicht plötzlich angefangen, Feelgood Indie Rock zu spielen, und blieben sich stilistisch im Sinner der vorigen Veröffentlichungen treu. Das soll heißen, vorrangig kann man sich an Schubladen wie Alternative Metal, Shoegaze und diversen Post Genres sowie dem unverkennbaren Deftones-Sound orientieren. Nichtsdestotrotz wird ein äußerst positives

Deftones 2010

Gesamtbild nach vorne getragen. Melancholie trifft auf Empowerment – mitten im Leben ist der Tod am nächsten, und vor allem durch Schmerz und Angst wird oft sichtbar, wie lebenswert das Leben ist.

Diamond Eyes“ ist gefühlvoll, antreibend, motivierend, und selbstverständlich immer noch horny as a hornet. Die Deftones laden zum bedächtigen und reflektierten Headbanging ein, und bei jeder Bewegung darf ein negativer Gedanke fortgeschleudert werden. Im Vergleich zu den vorigen Alben – insbesondere der Post-Nu Metal Phase – fällt „Diamond Eyes“ nicht ganz so auf. Das Album ist dennoch solide und überzeugt durch seine einfühlsame Art.
7,5/10 Pfandflaschen

Anspieltipps: Diamond Eyes, 976-EVIL"




Ulver Discography: Riverhead (2016)

Ein weiteres Soundtrack-Album von Ulver. Diesmal für den Film "Riverhead" des Regisseurs Justin Oakley, der selbst großer Ulver-Fan ist. Im Vorfeld befand er sich mit Ulver-Mitglied Kristofer Rygg im Austausch, was die erforderliche Klangkulisse betrifft. So entstand dieses Album größtenteils bevor der Film überhaupt fertig gestellt wurde. Ich weiß übrigens nicht, was das genau für ein Film ist. Deswegen deute ich hiermit an, dass irgendwann in naher Zukunft alle Filme reviewt werden, zu welchen Ulver die Soundtracks beigesteuert haben. Ja. Das wird so.

"Riverhead" ist ein typisches Ambient-Album von Ulver, das jedoch nicht dauerhaft an einer Stelle stehen bleibt sondern tatsächlich recht dynamisch ist. Wenn man mit Ambient-Maßstäben misst, natürlich. Es ist nämlich hier und da trotzdem eine Art Rhythmus zu hören. Man arbeitet mit
Instrumenten wie Hardangerfiedel, Violine, Bratsche oder Fidla. Insgesamt ergibt sich ein recht merkwürdiges Gefühl. Das Album hört sich an, als wäre es der Soundtrack zu einem Film wie "Midsommar". Man hat einerseits diese Folk-Elemente die auf irgendeine nordische Folklore hinweisen und andererseits diesen bedrohlichen Ambient-Sound wie in "A Waste Of Your Father's Life". So könnte man auf die Idee kommen, es gehe hier um einen Ritualmord in einem kleinen norwegischen Dorf. Irgendein Kripobeamter namens Sven Rasmusson untersucht das Ganze und wird selbst zur Zielscheibe. Heute in Tatort: Bergen um 20:15 im ZDF. 

Ich finds schön, wie zweigeteilt dieses Album ist. Es hört sich an wie etwas echt furchtbar schönes und gleichzeitig so furchtbar bedrohliches. Unter den Ambient-Alben dieser Welt sicherlich kein besonderes Merkmal. In meinen Augen allerdings schon.

8/10 Pfandflaschen
Anspieltipps: A Waste Of Your Father's Life, Spiteful Things, Riverhead



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen