Dienstag, 28. November 2023

Album der Woche#609: Sunn O))) - Monoliths & Dimensions (2009)

Kaum zu glauben, aber wahr. Ich habe dieses Album schon so oft gehört und nie auch nur ansatzweise darüber geschrieben. Dabei kenne ich das in- und auswendig. Ursprünglich dachte ich mir, dass ich für November eines der neueren Werke der Band vornehme, "Life Metal" nämlich, doch stellte ich für mich fest, ich sollte ein Album reviewen, was ich besser kenne.

Sunn O))) haben sich nach dieser äh dings hier Firma benannt die Lautsprecher/Verstärker herstellt. Es handelt sich um eine Drone Doom Band, die eigentlich nur ein Duo ist. Stephen O'Malley an der Gitarre und Greg Anderson am Bass. Zusätzlich hier kommen aber noch ein ganzes Frauenchor aus Wien, Jessika Kenney (welche die führenden Soprano-Vocals macht) als auch Attila Csihar. Letzterer ist bekannt aus so Kult-Bands wie Tormentor oder Mayhem derne Sänger er aktuell ist. Seine Stimme ist die, die als erster im Opener "Aghartha" ertönt. Und das vollkommen überraschend. Der Track beginnt nämlich mit einer Salve an Gitarrendröhnen und endet mit einem sehr langsam und tief gesprochenen Monolog von Csihar. So langsam und so akzentgeladen, dass man (oder ich) es nicht versteht: 

"Thunderous resonant sounds call from beyond the depths And the winds of gravity change
Into memories of the consciousness of ancient rocks
Nature's answer to eternal question"

Ich verstand nämlich immer "Thunder Rose". Egal. Jedenfalls handelt es sich bei "Agartha" um einen Ort in der hinduistischen Mythologie, von welchen man unterirdisch verschiedene Orte auf der Welt erreichen kann. Also, hohle Erde quasi. Axel Stoll wäre Fan. Der nächste Song heißt "Big Church [megszentségteleníthetetlenségeskedéseitekért]". Es ist Ungarisch für "for your [plural] continued behaviour as if you could not be desecrated". Meiner Meinung nach der wohl ungewöhnlichste Song auf diesem ganzen Gigachad-Album. Es beginnt mit dem oben erwähnten Frauenchor, geht weiter mit diesem herrlichen Gitarrendröhnen, der Aussprache dieses langen Wortes und zwischendurch Kirchenglocken. Kaum denkt man, der Song ist vorbei, geht es wieder von vorne los. Es ist faszinierend, wie gut durchdachte es ist und gleichzeitig den Anschein erweckt es würde hier völliges Chaos herrschen. "Hunting and Gathering (Cydonia)" handelt von den Überbleibseln der antiken Zivilisationen. Im Mittelpunkt steht die griechische Stadt Cydonia. Im Gegensatz zu den anderen Songs, die mir sehr experimentierfreudig erscheinen, wirkt dieser viel mehr wie ein klassischer Doom Metal Song. Also, es gibt hier keine Drums zu hören, trotzdem. Allerings geht Csihar hier vollkommen
in seiner Rolle des mongolischen Kehlensängers (oder einer Oma nach 2 Schachteln am Tag) auf. Das ist wohl einer der kryptischsten Songs auf diesem Album, wenn nicht in der Geschichte des modernen Metal. Heilige Scheiße. Was für eine Avantgarde. Wie bad ass ist das? Eine elektronische Tambura, ein nach Orgeln klingendes Keyboard(?). Was zur verdammten Hölle. Und das immer wieder mit einem wiederkehrenden Muster. Ein Sound aus der Hölle, oder der hohlen Erde. Herrlich.

Das Gegenteil bietet der Abschlußssong "Alice". Ein Tribut an die verstorbene Jazz-Musikerin Alice Coltrane (die zugleich die Witwe von ebenfalls Jazz-Legende John Coltrane war). Es handelt sich um ein reines Instrumental-Stück. Manch einer würde sich, wieder mal, an Kirchenmusik erinnern. Ein anderer (wie ich lol) würde sagen "Hey, das klingt wie die eine Szene aus Matrix!". Am Ende gibt es ein Solo auf einem Horn (?), was einfach wie Freejazz klingt, der euch im Halbschlaf begegnet. Dann wisst ihr gar nicht, ob ihr noch träumt oder nicht. Es ist faszinierend.

Faszinierend ist auch, wie lange ich dieses Album hier schon nicht besprochen habe. Aber irgendwann musste es einfach sein. Eines der wenigen Alben auf dieser Welt, denen ich eine 10 gebe. Es ist eines dieser Werke, die ich tatsächlich öfter am Stück hören kann, ohne dass es für mich langweilig wird. Am meisten gefällt mir hieran, dass man ein aufwühlendes Intro und ein beruhigendes Outro hat. Ich liebe es einfach. Wer hätte das gedacht, dass eine Ansammlung von dröhnenden Geräuschen einen so glücklich machen kann.

10/10 Pfandflaschen
Anspieltipps: Alles.



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