Sonntag, 26. Februar 2023

Comics Monthly#105

Hallo und herzlich willkommen zu einer weiteren Ausgabe von Comics Monthly. Diesen Monat versuche ich mich auf die Comics des Verlags Dark Horse Comics zu konzentrieren. Die zufällige Wahl fiel als erstes auf den Comic "Minor Threats" und so dachte ich mir, dass auch die anderen zwei auch von Dark Horse sein könnten. Here we go.

Minor Threats#4

Wir befinden uns in der fiktiven Welt von Twilight City. Es ist eine Art Hommage auf Gotham City mit all ihren Superschurken und (natürlich) einen finsteren Beschützer a lá Batman. Nur heißt dieser hier Insomniac. Er hat vor kurzem einen Sidekick verloren. Kid Dusk wurde von einem Superschurken namens Stickman brutal ermordet. Damit hat dieser eine rote Linie überschritten, was Insomniac zum absoluten Ausrasten gebracht hat. Von nun an ist er auf einem Rachefeldzug gegen alle Superschurken und scheut sich auch nicht davor brutale Gewalt anzuwenden oder jemanden zu ermorden. Eine Gruppe von Schurken hat sich nun zusammengetan um gemeinsam gegen Insomniacs Angriffe sich verteidigen zu können. Leider hat Stickman sie nun alle gekidnappt, mit Bomben versehen und per Teleportation (eine Fähigkeit des Schurken Sideswipe) in das Versteck von Insomniac gebracht. In die Hölle des Löwen. Oder um genauer zu sein, in die "Dream Cavern". Stickman tut das, weil er eine Obsession mit Insomniac und dem ganzen Schurken/Helden-Spiel hat. Er möchte das Ganze simpel aber interessant halten. Es muss wieder Spaß machen. Darum sind sie jetzt alle hier und sind mit Bombengürteln
ausgestattet und müssen gleich um ihr Leben kämpfen. Allerdings wären sie nicht in die Falle geraten, hätte sie nicht einer aus ihren eigenen Reihen verraten.

Faszinierend. Geschrieben von Patton "Spencer aus King of Queens" Oswalt und Jordan Blum, gezeichnet von Scott Hepburn. Spätestens seit der Umsetzung von "The Boys" als Streaming-Serie hat man einen komplett anderen Blick auf Superhelden. Man sieht nicht nur die "heldenhafte" Seite des Business sondern auch die obsessive, eingebildete, narzisstische Art. Wir haben es hier mit einer Hommage an Batman und seine Schurkengalerie zu tun mit einer Prise selbstironischer und gewalttätiger Art - wie bei "The Boys" eben. Insomniac ist hochgradig psychisch gestört. Er ist sauer darüber, dass ihm jemand "die Rache genommen hat", verhält sich also alles andere als heldenmäßig. Die Schurken hier scheinen zumindest irgendwie einen Ehrenkodex einhalten zu wollen und sind zumindest auf den ersten Blick gar keine so schlechten Menschen. Bis auf Stickman natürlich - dieser ist selbstverständlich eine Hommage an Joker. Von einem Comedian zu einem Strichmännchen ist es auch nicht weit. Scott Hepburns Zeichnungen sind erste Sahne. Schön gory, detailliert, voll mit klitzekleinen Anspielungen auf die übrige Superheldenwelt. Und mein Gedächtnis hat mich nicht getäuscht. Patton Oswalt hat in seiner Jugend viel Punk gehört, darum heißt dieser Comic auch "Minor Threats" ähnlich wie die Band von Dischord Records.

Erhältlich bei Dark Horse Comics
8,5/10 Pfandflaschen

Space Job#1

Erste Ausgabe von vieren. Zu Beginn kriege ich ein Gefühl als würde eine Art Mischung aus "The Office" und "Star Trek" lesen.

ACHTUNG SPOILER:

Zu Beginn kriegen wir es mit Danny Sheridan zu tun. Der junge Mann war früher mal Pizzabäcker in e
iner schmierigen Filiale, hat es aber durch konstantes Bewerben auf ein Raumschiff geschafft. Die S.S. George H.W. Bush erwartet ihn bereits. Er ist nun der erste Offizier. Allerdings merkt er schnell, dass sie gar nicht an die Raumstation angedockt hat, in welcher er sich befindet. Also beschließt er einen Spacewalk zu unternehmen und so an Bord zu gelangen. Dort wird er schnellstens begrüßt und stellt fest, dass die ganze Crew kaum an ihm interessiert ist. Als er sich in den Offiziersstuhl setzt, explodiert irgendwas und plötzlich steckt ein 3 inches langes Plastikteil in seinem Gehirn. Er ist tot.

Ich finde es unfassbar witzig, wie der Leser auf eine falsche Fährte geführt wird. Es geht hier gar nicht um Danny Sheridan. Es geht um eine absolut genervte und zwischenmenschlich kaputte Crew eines Schiff dessen Zweck mißbraucht wird, dessen Kapitän seine Exkremente als "Captain's log" (lol) bezeichnet. Es spielt sich zwar im Weltraum ab, wirkt aber weniger wie Sci-Fi, sondern mehr wie eine Tragikomödie. Nennen wir es Space Dramedy. Keine Ahnung. Jedenfalls hatte ich beim Lesen tatsächlich Spaß gehabt. Auch Designtechnisch ist das n schönes Ding. Man kriegt tatsächlich den Eindruck, es würde sich um einen wahren, glattpolierten Sci-Fi Comic handeln, bis man dann vom Autor verarscht wird. Ich finds gut, weiß aber noch nicht so ganz ob mich weitere Ausgaben reizen würden. 

8/10 Pfandflaschen
Made by: David A. Goodman, Álvaro Sarraseca

White Savior#2

Wir befinden uns im feudalen Japan. Ein asiatischer (ja, das ist wichtig) US-Amerikanischer Jugendlicher namens Todd ist mithilfe einer zufälligen Zeitreise hier gelandet. Mittlerweile ist er "angekommen" und hat sich mit mehrere Einheimischen eines Dorfes angefreundet. Es steht ein großer Angriff zuvor, ein Vertreter eines verfeindeten Stadtstaates/Dorfes/Präfektur will demnächst angreifen. Zum Glück, oder zum Pech ist ein Vertreter der Vereinigten Staaten von Amerika da. Ein gewisser Typ namens Nathan Garin. Er ist ein brutaler US-General, der nicht nur die Kopfhaut von amerikanischen Ureinwohnern abgezogen hat, sondern auch ihre Gesichter. Nun soll sein Fachwissen eingesetzt werden, um das Dorf vor den Angreifern zu retten. Dummerweise scheint Garin keinen blassen Schimmer zu haben, was Strategie und Logik betrifft. Als Todd ihm widerspricht, markiert er ihn

prompt als Dorftrottel, sodass ihn keiner mehr ernst nimmt. Zusammen mit einer Taschendiebin namens Maggie, die genauso wie er in der Vergangenheit festsitzt entwickelt er einen Plan wie sie gemeinsam Garin ausschaltet und das Dorf wirklich retten. Denn irgendwie muss die Prophezeiung, bzw. die sagenumwobene Rettung, von der in der Zukunft erzählt wird, irgendwie in Erfüllung gehen. Gleichzeitig kriegen wir mit wie die Gegenseite (scheinbar) mit dem US-Amerikanischen Söldner Zedidiah Grant paktiert.

Halten wir es fest. Die Story ist eine Parodie auf sogenannte "Weißer Typ kehrt in die Vergangenheit zurück und rettet alle"-Kung-Fu/Martial-Arts/History-Filme. Nur, dass die Hauptfigur nicht weiß ist. Es wird noch angedeutet, dass alles einen Ursprung in einer uralten Gilde von Helden halt, die den "wahren" Helden mit der weißen Haut immer zur Hilfe eilt. Aber es stellt sich heraus, dass es auch nur ein Witz ist. Der Bösewicht ist furchtbar furchtbar klischeehaft und ist sich dessen absolut bewusst. Das ist auch der Witz daran. Der ganze Comic ist absolut self aware und tatsächlich furchtbar lustig gestaltet. Mein Problem ist die zeichnerische Darstellung. Es ist einfach absolut hässlich anzusehen, bis auf ein echt schönes Panel. Wie die Autoren schon zu Beginn angemerkt haben, könnte der Stoff durchaus von Netflix aufgegriffen werden. Bin ich auch der Meinung. Es ist eine wunderbare Hommage an schlechte Hollywood-Schinken in welchen der tapfere weiße Mann von einem kleinen asiastischen/indischen/afrikanischen/osteuropäischen Dorf zum Helden gemacht wird. Ich hatte Spaß.

7/10 Pfandflaschen
Made by: Eric Nguyen, Scott Burman

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