Freitag, 11. Dezember 2020

So isses, Musik!#113

50 best Rock Albums of the 90s by loudersound.com, Teil 7

Ihr wisst ja, langsam wie das hier läuft. Ich bette nochmal das Video von Raphael ein, diesmal in größer. Ansonsten habe ich heute zwei Gastbeiträge, von Marlyn und Philipp anzubieten. Enjoy!


38. Slipknot - s/t (1999)

Meine Meinung dazu dürftet ihr schon wissen. Falls nicht, könnt ihr sie hier nachlesen. Stattdessen wird Marlyn euch ihre Meinung dazu sagen: 

"Slipknot habe ich ganz klassisch durch MTV entdeckt. Damals lief Duality rauf und runter. Seitdem habe ich sie bis zu ihrem vierten Studioalbum All Hope is Gone verfolgt. Das selbstbetitelte Debütalbum habe ich aufgrund mangelnder Kaufkraft bei der hiesigen Stadtbibliothek ausgeliehen und wie Iowa und Vol. 3: (The Subliminal Verses) zum Leidwesen meiner Familie gerne laut nach der Schule gehört. Slipknot haben es verstanden das Bedürfnis Heranwachsender nach Provokation zu bedienen. Aggressionen freien Lauf zu lassen. Für mich neben Korn gleichzeitig eine wunderbare Möglichkeit zu Katharsis und Selbstausdruck.Diesmal ist es tatsächlich das erste Mal, dass ich dieses Album im Erwachsenenalter ohne Pubertätslasten höre. 

Und ich finde es – in einem Wort zusammengefasst, chaotisch. Es ist einfach so viel zusammengepackt in nicht einmal 50 Minuten. Obwohl es durchaus eine Handvoll Tracks gibt, die ich auch noch heute gut finde. (sic) beispielsweise. Sobald das gefühlt immerwährende Geschrei und Geholze durch signifikante Rhythmus- und Tempowechsel unterbrochen wird und man auch ohne Transkription die Lyrics versteht, kann das Album was. Auch mit den typischen rapartigen NuMetal-Vocals bin ich nur teilweise glücklich - die klaren Parts gefallen mir insgesamt besser als Corey Taylors Gebell. Tiefer gestimmte Gitarren, der Einsatz von Scratches, welche einem Ende der 90er wohl ausschließlich im Rap über den Weg gelaufen sind und die typischen Öltonnen-Percussions prägen schon hier den bis heute den einzigartigen Sound von Slipknot. Anleihen an Sepultura ließen sich auf diesem Album (glücklicherweise?) nicht vermeiden, da deren damaliger Produzent bei der neunköpfigen Band wohl mehr als ein Wörtchen mitzusagen hatte. Ohne ihn hätte das Album wohl noch weniger Struktur bekommen. Insgesamt finde ich, dass die erste Hälfte des Debütalbums durchaus auch heute noch hörbar ist. Ab der zweiten Hälfte hört es bei mir aber leider auf. Anspieltipps: (sic), Wait and Bleed, Spit It Out 
6/10 Pfandflaschen"






37. R.E.M. - Automatic For The People (1992)

Ich glaube, ich werde Philipp dezent enttäuschen. Er hat sich nämlich gefragt, wie ich dieses Album finden würde. Leider habe ich gar nicht so viel dazu zu sagen. Außer, dass es mir gefällt. 

Soweit ich weiß, soll "Automatic For The People" die Platte sein, die Kurt Cobain als allerletztes in seinem Leben gehört hat. Nun, ich glaube nicht dass sie so traurig ist, dass man damit Leute in den Suizid treiben kann. Oder das Vorhaben beschleunigen kann. "Automatic For The People" ist vor allem eins: minimalistisch ohne wirklich minimalistisch zu sein. Im Grunde genommen ist das was ich höre Michael Stipes Gesang, Gitarre und Bass von Peter Buck und Mike Mills als auch Schlagzeug von Bill Berry. Plus eine Tonne anderer Instrumente wie Keyboards oder Geigen oder Mandoline oder Akkordeon. Das ist so widersprüchlich, wenn ich das sage aber: Beispielsweise das "Cover" von "The Lion Sleeps Tonight", "The Sidewinter Sleeps Tonite" ist so groß, alleine von der Instrumentierung her, gleichzeitig gleiten die einzelnen Instrumente aber so ineinander dass es mir gar nicht richtig auffällt wie viel dahinter steckt. "Everybody Hurts" dürfte so ziemlich jeder kennen, aber auf dem Album ist so viel mehr hörenswertes. Wie das entspannende Instrumental "New Orleans Instrumental No. 1" oder "Man On The Moon", welches Jahre später im gleichnamigen Film verwendet wurde und von Comedian Andy Kaufman handelt. 

Ich weiß nicht so recht, in welche musikalische Richtung ich das einordnen soll. Und genau darum finde ich das gut. R.E.M. werden zwar nie meine Lieblingsband werden weil ich einfach größtenteils auf andere Musik stehe. Dieses Album ist allerdings so vielfältig, melancholisch, ruhig und auf seine eigene Art doch irgendwo explodierend. Ich würde sagen, das ist ein verdammt gutes Album. Auch wenn es nicht ganz meine Schublade ist.

Anspieltipps: Monty Got A Raw Deal, Everybody Hurts, Man On The Moon, The Sidewinter Sleeps Tonite
8/10 Pfandflaschen

Und das sagt Philipp dazu:

"R.E.M. war immer da. An den Hits kam man wohl kaum vorbei, wenn man ein funktionierendes Radio und Musikfernsehen hatte. Exakt diese Tatsache war es wohl auch, die mein jugendliches Ich ein wenig abgeschreckt hat, war mir die Band lange Jahre doch zu gefällig und zu massenkompatibel.
Im Jahre 2012, im zarten Alter von 21 Jahren, kam es dann doch dazu, dass ich mir eine R.E.M. Best-Of-CD gekauft habe und es war Liebe auf den ersten Blick. 2012 war ein schwieriges Jahr. Ich hatte mir im jugendlichen Leichtsinn meine rechte Hand ruiniert (wurde wieder besser), lag deswegen den kompletten Sommer im Krankenhaus, mein damaliges Studium lief zielstrebigst vor die Wand und generell war ich in keiner guten psychischen Verfassung.

Es klingt wie ein verficktes Klischee, aber wie oft ich allein in meinem Zimmer saß, "Everybody Hurts" gehört und dabei geweint habe, weiß ich nicht mehr. Was für ein verfickt gutes Lied, Balsam auf die geschundenen Seelen zahlreicher Sadboys - und girls. Man sagt, Kurt Cobain hatte bei
seinem Suizid "Automatic For The People" auf dem Plattenteller und die Platte geliebt. Leider hat ihm die Kraft, die dieses Album in der Lage war zu geben, nicht gereicht.
"Automatic For The People" markierte einen Stilwechsel und einen Wende(-und Höhe)punkt in der ohnehin schon ziemlich diversen R.E.M.-Diskographie. Nur ein Jahr nach dem Vorgänger "Out Of Time" erschienen - was ja ohnehin schon krass genug ist, zwei derartig großartige Alben in zwei
aufeinanderfolgenden Jahren rauszubringen, das muss der Band erst mal jemand nachmachen - wirkt es ein bisschen wie der ruhige, verschlossene, depressive große Bruder. Generell ist dieses Album sehr schwermütig, sehr melancholisch, sehr stark dominiert von Akustikgitarren und teilweise recht orchestraler Instrumentierung und dabei doch sehr sehr hoffnungsvoll.
Everybody Hurts als von der Band selbst postulierter Anti-Selbstmord-Song muss wohl tausende von Generation-X-Leben gerettet haben und hat mich selbst ebenfalls durch sehr schwere Zeiten begleitet.
Das Album auf diesen einen Song zu reduzieren ist jedoch ein verdammt schwerer Fehler.
Auf Albumlänge zeigt sich die unfassbare songwriterische Qualität des Quartetts, es ist nahezu vollgepackt mit wunderschönen Songsund großartigen Hits und wird auf der zweiten Hälfte (vor allem die letzten 3 Songs) sogar noch mal besser. R.E.M. haben mit diesem Album
zweifelsohne ihren Zenit erreicht, waren danach zwar immer noch eine großartige Band aber nie wieder derart intensiv, Kurt Cobains Suizid stürzte Sänger Michael Stipe (btw. ein guter Freund von Kurt und Courtney und Pate der gemeinsamen Tochter Frances Bean Cobain) in eine starke
Depression und Schaffenskrise.

Anspieltipps:
Nightswimming, The Sidewinder Sleeps Tonite, Monty's Got A Raw Deal, Everybody Hurts, Man On The Moon
12/10 Pfandflaschen"




-------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Ceremony Discography: Still Nothing Moves You (2006)

Ich habe mich dafür entschieden, die Discography von Ceremony zu reviewen, weil diese Bands sich innerhalb von ca. 20 Jahren so radikal verändert hat, dass es kracht. Außenstehende würden in diesem Album vielleicht keinen so großen Unterschied zum Debüt "Violence Violence" erkennen, Genre-Fans tatsächlich schon. Danach würden erstere die zweiteren wahrscheinlich für bekloppt erklären.

Nun, wo liegt der Unterschied? Man hat die Länge der Songs höher gesetzt. Anstelle von 30 Sekunden bis 1 Minute geht man tatsächlich desöfteren über eine oder zwei Minuten. Das Intro hat sogar ganze vier! Stilistisch geht es hier ähnlich weiter wie bei "Violence Violence". Aggressive Sounds, aggressive Texte, aggressiver Gesang. Diesmal allerdings nicht als Powerviolence wo nur noch geknüppelt wird. Stattdessen orientiert man sich an 80er Jahre Hardcore Punk. Musik mit mehr "Fuzz". Anstelle von sehr kurzen, knüppelharten wütenden Powerviolence-Songs gibt es hier etwas längere, durchdachtere und tatsächlich auch stellenweise etwas groovigere Hardcore-Songs. 

Das ist ein Unterschied wie Tag und Nacht verdammt noch mal! Ich habs schon desöfteren gesagt, aber ich sags hier schon wieder! Ihr werde sehen, wohin die Reise geht! Haha!

8,5/10 Pfandflaschen

Anspieltipps: Fading Sounds Of Your Life, Eraser Making Its Way Its Only Job, Birth. Conspire. Be Upset.



Ceremony Discography: Rohnert Park (2010)

Mal wieder verwende ich die Floskel "sie machen da weiter wo sie aufgehört haben". Weil, das tun sie. Allerdings nicht nur. Ceremony bedienen sich, wie beim Vorgänger am 80er Jahre Hardcore Punk allerdings auch an 77er Punkrock ("MCDF"). Die Texte sind mindestens genauso bitterböse und wütend, jedoch auch ab und an einfach scheißesarkastisch und zynisch. 

Was mich besonders hierauf begeistert ist dass man hier noch mehr sieht, höhö, wohin die Reise gehen wird (ich habs ja gesagt). Es gibt hier Songs, die gar nicht zum Rest passen: "Moving Principle" sticht besonders hervor. Es klingt wie eine auf harten Drogen hängengebliebene Version von Joy Division oder anderer Post-Punk-Bands. Wenn man aufmerksam zuhört, klingt es als gäbe es auf dem Album verschiedene Blöcke. Man beginnt mit Hardcore Punk ("Sick") und gleitet dann plötzlich in eher langsamere Gefilde: Moving Principle, The Doldrums. Das ist stiltechnisch zwar teilweise immer noch HC/Punk allerdings weitaus langsamer. Mit "Into The Wayside" I, II und III gibt es außerdem noch Interludes. Und einen großartigen Song über Sucht namens "Terminal Addiction". Am Ende geht man wieder zurück zum absoluten Gekloppe und das Album ist nach einer halben Stunde fertig.

Herrlich!

9/10 Pfandflaschen

Anspieltipps: Terminal Addiction, Don't Touch Me, Moving Principle, Sick




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen