Dienstag, 21. Juni 2022

Comic Book Review#537: M.O.M.: Mother of Madness#1 (2021)

Ausnahmsweise mal ein neuer Comic, den ich zwar irgendwo, irgendwann letztes Jahr in irgendeiner Nachrichtenspalte gesehen habe aber keine Zeit ihn zu lesen.

"MOM" erzählt die Geschichte der alleinerziehenden Mutter Maya Kuyper. Im Jahre 2049 ist sie 29 Jahre alt und arbeitet für eine große Firma die im Bereich von Lebensmitteltechnik forscht und stupide Produkte in den Umlauf bringt. Momentan befindet sie sich auf einer Party, die dafür da sein sollte "die Integration von Frauen in den Workplace" zu promoten. Allerdings sind dort trotzdem lauter Männer die stereotypen sexistischen Unsinn von sich geben. Es wird schnell klar, dass das Ganze einen corporate Charakter hat und nur dafür da ist, die Firma besonders "woke" wirken zu lassen. Noch dazu kommt, dass Maya menstruiert und mit einem Blutfleck ihr Rock ruiniert. Daraufhin erzählt sie dem Leser ihre Geschichte, und wie sie an ihre Superkräfte rangekommen ist. Es stellt sich heraus, dass Maya Vollwaise ist. Sie wurde von einem Wissenschaftler-Ehepaar adoptiert. Sie hatten ein gutes
Verhältnis. Allerdings war die Mutter krank und der Vater versuchte mit allerlei selbst hergestellten Medikamenten ihr das Leben zu erleichtern. Das wurde zu seiner Obsession und sie selbst wurde zu einem ständig um Aufmerksamkeit bettelnden Pflegefall. Beide sind gestorben und Maya wurde zu Tanten und Onkeln verfrachtet die nicht mal von ihrer Existenz gewusst haben. Ein Mitarbeiter ihres Vaters bot ihr an für ihn zu arbeiten, wenn er ihr mit Schule hilft. Nun ist sie Teil seines Unternehmens und muss sich dämliche Kommentare anhören. Doch zurück zur eigentlichen Hintergrundstory. In einem sehr traurigen Moment hat Maya ihr unbekannte Pillen eingeworfen, in der Hoffnung sie würden sie umbringen. Der Schmerz nach dem Tod der Eltern war zu groß. Doch die Pillen veränderten etwas in ihrem Körper. Seitdem kommt es zu gravierenden Veränderungen wenn sie bestimmte Emotionen verspürt. Bei Angstzuständen kann sie plötzlich überdurchschnittlich hören, wenn sie wütend ist wird sie superschnell, wenn traurig kann sie schneller heilen, beim Lachen kann ihre Stimme Objekte zerstören, wenn sie glücklich ist dehnt sich ihr Körper scheinbar endlos. Jetzt kommt es zu einer brenzligen Situation. Ihr Sohn befindet sich unmittelbar in der Nähe einer Geiselnahme oder Schlimmeren. Zufällig hört sie den Polizeifunk und kriegt mit wie eine junge Frau um Hilfe bittet. Also geht es schnellstmöglich zur im Anruf genannten Adresse um Schlimmeres zu verhindern.

Anfangs dachte ich "MOM" wäre eine Art superwoke Comic, der einfach nur dafür da ist ein gutes Gefühl zu erzeugen. Allerdings wurde ich schnell eines besseren belehrt. Zwar haben wir hier auch wokes Lingo, was auch in queerfem Kreisen benutzt wird, allerdings thematisiert der Comic keine Judith-Butler-Theorien sondern die innere Welt von Frauen. Was ist wenn man all diese Stereotype: Frau sei zu selbstunsicher, zu laut, zu hysterisch, zu schüchtern etc. in Superkräfte umwandeln kann? Es werden auch die inneren Stimmen thematisiert die einen einreden man sei "zu irgendwas", die allerdings nicht von sich aus im Kopf aufgetaucht sind sondern das Werk eines äußeren Einflusses sind. Meines Erachtens ein durchaus realistisches Bild, was hier gezeichnet wird. Eine Frau die zwei Jobs arbeiten muss, weil der erste nicht ausreicht - spricht nebenher Bilder von ihren Füßen verkauft - wird regelmäßig von der unerträglichen Umwelt auf die Palme gebracht, was dazu führt dass sie heftig reagiert. So wie es sich wahrscheinlich manch eine Frau wünschen würde. Jedenfalls: Großartig und detailliert gezeichnet. Angenehm anzusehen und höllisch interessant zu lesen.

9/10 Pfandflaschen
Made by: Emilia Clarke, Marguerite Bennett, Leila Leiz
Erhältlich bei Image Comics

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