Sonntag, 29. September 2013

Geschichten, die keiner mag#27: "Bin gelaufen" und ein Paar andere stories.

1. "Bin gelaufen."
Im Gegensatz zu vielen anderen Erinnerungen hab ich für dieses Ereignis sogar das genaue Datum: 7.8.2009

Beziehungsweise der Tag danach. Aber fangen wir nochmal von vorne an. Denn eigentlich ist die Story nicht so spannend. Ich kann aber von mir behaupten dass ich seltsame Sachen getan hab, die ich heute nicht machen würde. Kein Mensch läuft so eine Strecke freiwillig. Ernsthaft.

7.8.2009. Die zweite Auflage vom "The Battle Of Doom And Darkness Festival". Es spielten größtenteils verdammt gute Hardcore-Kracher. Unter anderen Bob Rooney, Alpinist, Nervous Breakdown als auch die sympathischen nürnberger von Der Mann, der sich steil bergab stürzt. Cave Canem sollten auch spielen, konnten aber nicht. Als Ersatz spielten Slayer. Zumindest meinen Flyer zufolge.

Nach dem Festival. Normale Partystimmung. Nach der Party: Schlafen in Dmn aus Blns Auto. Oder zumindest versuchen. Denn ich wurd gegen halb 7 frühs wach und stieg aus.... Achja, ich hab vergessen zu erwähnen wo es denn überhaupt stattgefunden hat. Im Schweinfurter Stattbahnhof nämlich. Genau dem Laden der seit gefühlten 100 Jahren kaum gescheite Sachen macht. Aber egal. Jedenfalls bin ich ausgestiegen, wanderte bisschen auf dem Gelände rum. Bewertete schlechte Grafittis. Und unterhielt mit einem Typen von der Band "Muck", aus Island. Unser Gespräch ging echt nicht lange:

"And you are from here?"
"No,....I uh...I am....from......far another....town..."
"Uh."

Ich lasse eure Fantasie entscheiden wer von den beiden Gesprächspartnern Ich gewesen ist.

Die Zeit verging langsam. Doch irgendwann ist Dmn als auch seine Begleitung wach geworden. Und irgendwann ist den beiden klar geworden dass sie nach Karlstadt zu einem Erste-Hilfe-Kurs mussten. Und zwar möglichst schnell. Trotz Kater. Und deshalb ist es nicht möglich mich nach Hause zu bringen. Oder irgendwie in die Nähe. Ich hatte keine Kohle für den Zug. Und war damals zu doof rauszufinden was für magische Fähigkeiten meine Fahrkarte hatte. Jedenfalls hieß es: "Hey, tut mir echt Leid! Aber ich setz dich da an der B19 ab. Da kannst super gut trampen. Da fährt eh jeder nach Würzburg." Alles klar. Ich fand das war n faires Angebot.

Angekommen in Eßleben. Kurz zu einer Bäckerei gegangen. Essen geholt. Und dann überlegt: "Hm, eigentlich kannst du das doch auch laufen, oder nicht? Ach komm, das wird schon." Also bin ich gelaufen.
19 Kilometer. Von Eßleben zu meinen Stadtteil in Würzburg. An der B19 entlang. Ein paar Mal den Daumen rausgehalten. Keiner hat angehalten. Also lief ich einfach weiter. Es war zudem so heiß, dass mein Stempel von Vorabend sich auf mein T-Shirt durchgeschwitzt hat. Ich hab 5 Stunden gebraucht und am Ende sogar noch n Bus erwischt. Oh yeah. Auf die Frage wie ich denn nach Hause gekommen bin hab ich einfach gesagt "Bin gelaufen." und kein Stück davon war gelogen. Es war übrigens sehr entspannend und meditativ.

2. Strichorius, ich spiele jetzt ein Lied für dich!
Weniger eine Geschichte als ne kleine Anekdokte. Ähem, also es war folgendermaßen:

Es war glaube ich 2007. Spät abends. Warten auf dem Bus(oder Zug) am Würzburger Hauptbahnhof. Nicht alleine, sondern unter anderen auch mit Pilz. Und nen komischen scheinbar obdachlosen Typen, dessen Namen ich leider nie erfahren hatte. Ich trug damals eine mit Edding beschmierte und mit Buttons versehene Weste Der Typ war um die 40 und hat sich anscheinend mit uns anfreunden wollen bzw. nur einen netten Abend verbringen wollen. Er hatte einen osteuropäischen Akzent und wollte ab einen Zeitpunkt irgendwas, was ich nicht verstand.

"Hey, gib mir ein Bat."
"Ein was?"
"Ein bat. ich gib...dir ein bat und du mir auch okay?"
".........was?"
"ein bat! *zeigt auf n button*"
"achso. ja, hier..."

Er hat sich gefreut und mir auch einen gegeben. Glaube ich. Jedenfalls waren wir ne kurze Zeit von ihm weggedreht und haben uns unterhalten, wobei auch mein Name fiel. Plötzlich wurde der Typ etwas lauter und sagte "STRICHORIUS, ICH SPIELE JETZT EIN LIED FÜR DICH!". Schwups packte er seine Mundharmonika aus und ab dann machte es nur noch "wooohoowuwuwuwuuäuäuäuäuäuä" aber es hatte Melodie. Ich fands cool. Also hüpfte ich ein paar Mal im Kreis um ihn rum. Ihr wisst schon, jugendliche Aufgedrehtheit. Szene wie aus einem Traum. Zu Schade, dass man dem Herrn nie wieder gesehen hat.

3."Was, n Dackel? Noch nie gehört!"
Jetzt wird wieder mal die Nostalgie-Kiste ausgepackt.
Es war mal....um das Jahr 1999 rum.

Ich und meine Oma waren unterwegs. Und zwar von Polen zu ihr nach Russland. Mit dem Zug. Dauerte glaube ich 2 Tage, wenn ich mich nicht irre. Wir hatten Meri dabei. Meri war ein zu dem Zeitpunkt 7 Jahre alter weiblicher Dackel. Etwas zu dick für ihre Rasse, ähnelte sie einer dicken wurst auf vier Beinen. Sie war der beste Hund den man haben kann und ich vermisse sie immer noch.
Meri.

Wir machten halt in Weißrussland. Das werde ich definitiv nicht vergessen. Der Haltepunkt war Orscha. Ein wichtiger Eisenbahnknotenpunkt. Wir hielten für ganze 6 Stunden, weil unsere Schlafwaggons abgekoppelt wurden und wir auf einen neuen Zug warten mussten. Also hatten wir nichts anderes zu tun als uns die Zeit zu vertreiben und mit Meri spazieren gehen. Doch erstmal mussten wir Geld wechseln. Denn die russischen Rubel sind eben nicht dieselben wie die weißrussischen Rubel. Ergo musste meine Oma, um sich Kippen leisten zu können, Geld umtauschen.

Für alle die es nicht wissen: Weißrussland ist die letzte Diktatur Europas. Nagut, Putin ist ja wieder an der Macht, also vielleicht doch die vorletzte. Aber wir wollen ja keine verkürzte Kritik üben. Ähem. Jedenfalls ist Aleksandr Lukaschenko seit Anfang der Neunziger Jahre Präsident. Seine Innen- als auch Außenpolitik ist katastrophal. Er strebt nämlich immernoch eine Neuauflage der Sowjetunion an. Die Weißrussen sind größtenteils genervt und angepisst von Ihm, jedoch schafft er es irgendwie immer die Wahl zu gewinnen. Keine Ahnung, warum. Außerdem ist der weißrussische Rubel so gut wie gar nichts wert. Ich weiß zwar nicht wie der damalige Kurs war. Heute sieht er aber so aus:

25 weißrussische Rubel: genannt "Häschen" weil häufig Tiere drauf sind
1 weißrussischer Rubel sind 0,003564 russische Rubel
100 weißrussische Rubel sind 0,35644 russische Rubel
10.000 weißrussische Rubel sind 35,64 russische Rubel

und jetzt mal in Euro:
1 weißrussischer Rubel sind 0,0000813981 EUR
usw. usf.

Und wenn man jetzt davon nichts weiß und n kleines Kind ist....und in Weißrussland in die Läden geht... Ist man sehr verwundert. Wieso kostet ne Torte beim Bäcker 25.000 Rubel? Was soll das? Warum ist hier alles so teuer? "Oma, warum sind die Zigaretten so teuer?" 
"Das ist die Inflation, mein Lieber, die Inflation!"

Was noch wichtig ist, wenn man von Weißrussland erzählt: Die Cops.
Überall sind Cops. Und die scheuen sich nicht ständig nach Papieren zu fragen oder alte Omas wegzuscheuchen die illegalerweise an Bahnsteigen Obst, Gemüse und Blumen an die Fahrgäste verkaufen. 

Seltsames Land, so aufm ersten Blick. Noch seltsamer wird es, wenn die Leute nicht erkennen was wir für einen Hund dabei haben. 
"Oh mein Gott, was ist das denn für ein Hund den sie da dabei haben?"
"Das ist ein Dackel."
"Ein was? Noch nie gehört. Oh und die Leine ist auch so schön modern."

Ich wollte eigentlich nur schnell weg. Denn das war sehr seltsam. Quasi ein unfreiwilliger Touristenausflug in die bittere Armut. Noch seltsamer waren aber der dicke Mann, der die Toilette im Zug zugeschissen hat sodass ich Angst hatte aufs Klo zu gehen. Oder der Typ auf irgendeinen Bahnhof in Litauen der sein Kind getreten hat. Konnte es aus dem Abteilfenster beobachten. Alles in allem ein sehr strange Fahrt für Kleinstricher. Vielen Dank und RIP gehen übrigens dabei an Meri als auch meine Großmutter. 

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