Fangen wir an mit den kleinen Dingen.
Als ich nach Deutschland kam, habe ich meiner Mama mal geholfen den Hof zu kehren. Dafür hab ich 50 cent gekriegt. Das war auch n Stück Arbeit. Paar Jahre später hab ich versucht mir n Nebenjob anzuschaffen. Da ich aber am Telefon besonders schüchtern war und mir einfach nicht vorstellen konnte komplett fremde Menschen anzurufen, hats echt lange gedauert bis ich mich überwunden hab diesen alten Mann anzurufen, der Leute fürs Schneeschippen gesucht hat. Das Telefonat lief wie folgt ab:
- "Hallo"
- "Hallo"
- "blabla anzeige blabla schneeschippen..."
- "Es handelt sich aber dabei um das ganze Areal. Das muss komplett geschippt werden."
- "Ja ok, das könnt ich dann....wohl machen...."
- "Ok."
- "Ok."
- "Tschüß."
Ich wurde natürlich niemals zurückgerufen. Unter anderen weils zu dem Zeitpunkt einfach nicht geschneit hat.
Ein Paar Jahre später war ich 18 Jahre alt und beschloß mir einen Nebenjob in einen örtlichen Supermarkt zu besorgen. Der Supermarktname reimt sich dabei auf "Ghetto".
Ich ging den Berg runter, platzte rein und reichte meine Bewerbung ein. Paar Tage später wurde ich zurückgerufen und nach einen Probetag gefragt. Ich stimmte zu und dann erlebte ich diese Scheiße.
Ich hab 4 Stunden lang probegearbeitet und danach gefragt ob ich denn einsteigen will - von nun an war alles nicht mehr dasselbe.
Wie es war:
für die Rolle von Vitalik vorgeschlagen: Shane McGowan |
Viel witziger waren aber die Kunden.
Ich wohne in einen Randbezirk von Würzburg und hier sieht man fast alle sozialen Schichten - auch beim Einkaufen. Im Ghetto ging jeder einkaufen - egal ob Deutschpunker mit Rücksack, der Pfand abgibt um sich davon Schnaps zu holen; alte Oma mit ZUVIEL Kleingeld, deutsche Assis, die sich mehrmals täglich Klopfer und anderen Schnaps holen, als auch Familien mit Kindern.
Die witzigsten:
- Der "klassische" mit übellanger Vokuhila und Trainingsanzug - Kauft sich immer 12 Dosen Schloss-Bier und fragt wie es dir geht: "SCHMI SCHMA SCHMU HADUDA DADUDDADADADAD AAHLESGLARSCHEF?"
- die Zwergbrillenratte(benannt wegen der Ähnlichkeit mit Hubert Feuerstein): Sehr netter alter Mann, der sein Kleingeld nicht zählen kann, weil er schlecht sieht. Es hat jedesmal so viel Spaß gemacht, das Kleingeld von seiner rauhen Handoberfläche abzuzählen...mhhh diese handoberfläche.
- die Sinti und Roma Familie - 3 Kinder, eine Mama mit Kinderwagen. Sehr nette Leute. Einmal war ich nicht da, da passierte folgendes: Es gingen drei Anzeigen raus an diesen Tag - Einmal weil ein Typ sich drüber ausgekotzt hat, weil die Auszubildende die Preise(für den nächsten Tag, wie üblich) geändert hat, sie beleidigt hat und nicht gehen wollte, trotz eines ausgehändigten Hausverbots - Anzeige. Danach - Die Sinti-Familie klaut übel viel Zeug, kriegt eine Anzeige von den Supermarkt. Das meiste Zeug davon war im Kinderwagen versteckt. Danach pisst sich der ältere Sohn auf, weil er vom Bullen gegenn die Wand gedrückt wurde - Anzeige gegen den Bullen. Kaum ist man nicht da, verpasst man was.
- der Otto - seltsamer alternder Goth-Typ der ALLES mit Karte bezahlt und zwar so lange bis man sich seinen Namen zwangsgemerkt hat.
- der Glatzkopf mit Sonnenbrille - Meister Proper hat seine Tage hinter sich und holt sich von nun an täglich 2 Flaschen Schnaps.
- der "eine Russe":
Einkauf von Zigaretten....erfolgt von Einkauf von einen Karton Tetrapack-Wein:
Die Zigarettenmarke die er will heißt dabei "Power":
- "Gib.....................POH-WÄR...POH-WÄR!"
- "die hier?"
- "neiiiin, AHN-DE-RE!"
- "die hier?"
- "aahhhh, bljad, GIB BEIDE!"
- der "andere" Russe, von mir liebevoll Vitalik genannt:
Dieser Mensch hat mir echt Leid getan. Diversen Quellen zufolge ist er erst Anfang 20, sieht aber aus wie Anfang 50. Der Alkohol hat ihn so derbe kaputt gemacht, dass sein Sprachzentrum mittlerweile glaub ich angegriffen ist, er gegen unsichtbare Feinde kämpft und, dass er jeden erdenkliche Supermarktmülleimer in Lengfeld nach Pfand absucht um sich mehr Alk leisten zu können. Hinzu kommt noch seine Mutter - ja seine Mutter - Am Anfang dachte ich das wäre seine Frau so alt wie er ist. Sie "macht ihn das Leben schwer, verbietet zu saufen"....Dazu kommt noch, dass er sich in unsere Kassiererin Hansel verliebt hat, mehrere Rausschmiße kassiert hat und euren treuen Freund Stricher an der Kasse um Kohle angeschnorrt hat, oder so wenig Geld dabei hatte, dass man so gütig war und eine Bierflasche unbezahlt ließ. Zurück zu den Sprachproblem - so sah mal ein Gespräch mit ihm aus:
*bier eingepackt*
- "Bbbbbbbbb bbbbbbbb bbbbbbäbbääbäbäbäbääääbäbäääää bin ich dir noch was schuldig?"
- Nein.
Hiermit beende ich diese Geschichte, da meine anderen beiden Karrieren bei Edi und einen Café nicht so lustig abgelaufen sind wie im Ghetto.
Tschüß, alle miteinander!
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