Donnerstag, 31. August 2023

So isses, Musik!#172


Deftones Discography: Adrenaline (1995)

Da ich dieses Album schon mal hier reviewt habe, sind nun sofort die anderen beiden Kollegen dran. 

Philipp:

"Puh, wie schnell es manchmal gehen kann. Kaum haben wir mit der Slime-Diskografie angefangen, schon ist sie wieder vorbei. Nach den Höhen und Tiefen einer – wenn nicht DER – Deutschpunklegende nun zu etwas völlig anderem: Die Nu-Metal/Alternative-Metal Urväter Deftones. Eine Band, die ich eigentlich richtig geil finde, diese Atmosphäre, diese Songstrukturen, diese Riffs. Aber irgendwie hat es nie richtig gefunkt zwischen Deftones und mir. Ich weiß beim besten Willen nicht warum. Aber genau für solche Fälle gibt es unsere wunderbare Gruppe. Sich etwas intensiver mit Bands auseinander zu setzen, mit denen man sich immer gerne mal mehr beschäftigen wollte, ist einer der Gründe.


Das erste Album Adrenaline kam bereits Ende 1995 auf Madonnas (!) Label Maverick heraus und die Besetzung der Deftones bestand schon damals aus Chino Moreno (Gesang), Abe Cunningham (Schlagzeug) und Stephen Carpenter (Gitarre), welche bis heute den Kern der Band bilden. Bassist war der 2013 nach einem Autounfall 2008 und einer daraus resultierenden langen medizinischen Leidensgeschichte verstorbene Chi Cheng.

Positiv hervorzuheben ist, dass bereits viele der Deftones-Trademarks auf diesem Album vorhanden sind, Chinos Gesang zwischen sanftem Säuseln und (wütenden) emotionalen Ausbrüchen ist auf diesem Album definitiv das Alleinstellungsmerkmal der Band und unterscheidet sie von vielen der anderen wütenden Herren mit seltsamen Frisuren und komischen Bärten, die Anfang der 90er die Musiklandschaft im Sturm eroberten.

Die Musik kann man als irgendwo zwischen Hardcore, Sludge und Alternative Metal (als Referenzbands fallen mir da recht schnell Helmet, Quicksand und Melvins ein, obwohl keine der drei den Kern der Sache so wirklich trifft) zusammenfassen, bei den Grunge-Bands der 90er wird sich großzügig die „Laut-leise-Laut“-Dynamik – welche diese selbstverständlich auch nur von Bands wie den Pixies geborgt hatten – ausgeliehen, von den späteren Post-Punk und Shoegaze-Einflüssen der Band ist noch recht wenig zu hören. Generell finde ich das Album – unter anderem vergleichbar mit dem ersten Album von System Of A Down – generell sehr monoton und unausgegoren, Deftones hatten damals noch nicht so wirklich ihren eigenen Stil gefunden, viele der Songs sind sich deutlich zu ähnlich und gehen unbemerkt ineinander über, es gibt jedoch durchaus Ausbrüche:

Das Gitarren-Riff von Root finde ich ganz hervorragend, auch die Art und Weise, wie der Bass das Riff übernimmt und nahezu durch das ganze Lied trägt, ist schon sehr markant, das bleibt definitiv hängen und hebt sich sehr vom Rest des Albums ab, ähnlich wie „Engine No. 9“, welches mit seiner gerappten Strophe, seinem allmählich anschwellenden Aufbau und seinem melodischen Refrain fast als Früh-2000er-Nu-Metal-Blaupause durchgeht.

Weiterhin hervorzuheben ist die Single 7 Words, der Titel bezieht sich auf den Ausspruch „You have the right to remain silent“, der Text setzt sich mit Ohnmacht und (Polizei-)Gewalt auseinander, hier wird mit einem sehr jazzigen Intro und Strophenriff und einem heftigen Wutausbruch im Refrain gearbeitet.

Insgesamt ist das schon ein ordentlicher Erstling, da ich mich aber leider schon mit ein paar Alben der Band beschäftigt habe, kann ich hier nicht ganz unvoreingenommen herangehen, ich finde es mitunter einfach zu monoton und es fällt mir schwer, dieses Album wirklich aktiv am Stück durchzuhören, da hier aber durchaus einiges von der Qualität der späteren Alben zu erahnen ist, verbleibe ich mit

7/10 90er-Kinnbärtchen

Anspieltipps: Root, Engine No. 9, 7 Words"

Raphael:

Deftones ca. 1995
"Wir schreiben das Jahr 1995. In Äthiopien finden zum ersten Mal demokratische Wahlen statt, in Bosnien und Herzegowina findet in der Stadt Srebrenica der bis dato größte Genozid auf dem europäischen Kontinent seit der Shoah statt, und die Ukraine wird Mitglied des Europarats. In ebendiesem Jahr veröffentlicht die Band Deftones aus Sacramento ihr erstes Album in ihrer bisher siebenjährigen Bandgeschichte.

In der Zeit von 1988 bis 1995 waren die Deftones umtriebig und von einem hohen Anspruch an sich selbst geprägt. Nu Metal als Genre war noch in den Kinderschuhen, doch das Publikum mochte den rauen, düsteren Sound. Schon früh teilte sich die Band eine Bühne mit KoЯn, doch anders als die
Gruppe um Jonathan Davis warteten die Deftones auf den richtigen Moment und das richtige Angebot für die Veröffentlichung ihres Debüts.

Der Sound auf „Adrenaline“ setzt sich vordergründig aus zwei Elementen zusammen. Da ist zum einen die musikalische Nebelwand aus dichten Riffs und dem stoischen Gesang von Chino Moreno. Zum anderen machen die kräftigen metallischen Attacken, die vor allem in den Refrains für musikalische Unwetter sorgen, einen entscheidenden Teil der Klangwelt aus. Zwischen diesen Welten, die auch Taubheit und Schmerz symbolisieren können, liegen jedoch viele feine Nuancen, die das Klangbild von „Adrenaline“ in vielen Pastell- und Grautönen verzieren.

Adrenaline“ ist emotional, manisch, chaotisch, horny, und findet doch immer wieder zur eigenen Mitte zurück. Monotone oder repetitive Themen dienen dem Narrativ sehr gut, weshalb sie nicht störend auffallen. Die Deftones schütteln ihre Hörer*innen durch, um sie immer wieder zu erden. Das Debütalbum ist ein dreiviertelstündiger Rausch, der wie ein gewaltiges Pendel zwischen den Extremen hin- und herschwingt.

8/10 Pfandflaschen

Anspieltipps: 7 Words, Engine No. 9"




Metallica Discography: 72 Seasons (2023)

Okay. Da die anderen beiden Kollegen die ersten paar Alben von Deftones reviewen, die ich schon reviewt habe, werde ich in der Zwischenzeit ein paar Lücken schließen. Also paar Alben reviewen die mir in den Discographies verschiedener Bands auf diesem Blog fehlen. Wir fangen an mit dem neuesten Werk von Metallica namens "72 Seasons", dass dieses Jahr rausgekommen ist.

Es ist so fürchterlich, man muss einmal was dazu sagen. "72 Seasons" bietet zunächst mal ein gar nicht mal uninteressantes Konzept. Mit den 72 Jahreszeiten sind die ersten 18 Lebensjahre eines Menschen gemeint, also die Zeit in welcher dieser eine signifikante Entwicklung durchmacht. Darum auch das Kinderbett auf dem Cover, so als Hinweis auf das Kindesalter. Es geht im Prinzip um die Bildung einer Persönlichkeit. Mag natürlich auch sein, dass die Texte dieses Thema auch behandeln. Allerdings bleibt bei mir nichts davon hängen. Denn ironischerweise, obwohl das Album eine Bildung einer wahren oder falschen Persönlichkeit in den ersten 18 Lebensjahren eines Menschen behandelt, fehlt diesem Album eben irgendeine Authentizität. 

Die Eröffungssingle "Lux Aeterna" fand ich tatsächlich gar nicht mal schlecht, wahrscheinlich weil sie irgendwie catchy war und dementsprechend auch als Single veröffentlicht wurde. Es gibt auf diesem Album tatsächlich gar keine schlechte Riffs und Gitarrensoli. Die ganze Band ist musikalische gesehen auf einer hohen Ebene - zudem ist das Album wahrscheinlich auch gut gemastert worden. Aus dieser Perspektive würde ich nicht über dieses Album meckern. Das Problem ist nur, dass es schon das 12te Album der Band ist ("Lulu" mit eingerechnet, mit "Garage Inc." sogar das 13te). Es kommt mir vor als hätten Hetfield, Ulrich, Hammet und Trujillo im Studio gesessen und irgendwie Riffs zusammen geschmissen, gemeinsam per Zufallsprinzip die Texte geschrieben und dann irgendwie kombiniert. Ganz ehrlich? Da höre ich lieber diesen AI-Metallica-Song über Dinosaurier (der selbstverständlich als Witz gemeint ist, ihr Szene-Elitisten) als James Hetfield der Situation auf Stagnation auf Constipation auf Masturbation (die letzten beiden natürlich nicht) reimt. Ja, es ist aus musikalischer Sicht ein gar nicht mal so schlechtes Album. Es ist nur so furchtbar furchtbar generic. Und 08/15. Lasst das doch einfach sein.

2/10 Pfandflaschen
Anspieltipps: Screaming Suicide, Lux Aeterna




W:

Es ist so viel Zeit vergangen und ich bin immer noch bei diesem Buchstaben. Nach "Whiskey Daredevils" kommt eine Band namens "What Happens Next?" oder abekürzt WHN. Ich habe mehrere EPs und 7" als auch eine Compilation auf der Festplatte. Furioser, sich nicht zu ernst nehmender Thrashcore. Ich erinnere mich sehr gut, als ich sie auf irgendeinem Blog entdeckt habe und damals bis zum geht nicht mehr gepumpt habe. 




Wire waren hier zwei mal zu "Gast". Einmal mit ihrem klassischen 1979er Werk "Pink Flag" und irgendwann später mit der 2016er Veröffentlichung "Nocturnal Koreans". Ein Unterschied wie Tag und Nacht. "As Priorities Decay" von Witch Hunt ist typisch für die Zeit (Mitte/Ende der 2000er): Crust mit Hardcore-Kante und Peace-Zeichen im Logo. Habe ich einmal live gesehen und konnte damit leider nicht so viel anfangen. Ich weiß noch, dass es in Gießen war und ich von weitem das erste Mal Pinky gesehen habe. Irgendwelche Gestalten meinten dann "Oh der ist jetzt straight edge" - warum ich mich an sowas erinnern kann? Keine Ahnung. Nach WI kommt WO und damit skippe ich die nächste Band und gehe direkt zu Wolfpack bzw. Wolfbrigade. "A New Dawn Fades", "Lycanthro Punk", "A D-Beat Odyssey", "Prey To The World" und "Run With The Hunted". Das Wolfspack bzw. die Wolfsbrigade sind meiner Meinung nach weiterhin eine unschlagbare Institution in Sachen moderner Crust Punk. Ich finds interessant: Anstelle in das eine Klischee zu verfallen, verfällt man einfach in ein anderes. Man macht einfach seit vielen Jahren mehr oder weniger irgendwie das gleiche - aber es funktioniert!




Was läuft sonst?

Lamp of Murmuur - Saturnian Bloodstorm



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