Donnerstag, 13. Juli 2023

Film der Woche#587: Soviet Animation Double Feature!

Hallo und herzlich willkommen zu einem weiteren "Film der Woche". Diesmal habe ich mir zwei unterschiedliche Zeichentrickfilme aus der Sowjetunion vorgenommen. Mit "unterschiedlich" meine ich wirklich zwei gegensätzliche Konzepte.

1. Steklyannaya Garmonika/Die Glasharmonika (1968)

Erschaffen von Regisseur Andrey Chrschanowskij, wurde das Werk in der Sowjetunion zensiert. Man hat sich mit der Zensurbehörde auf eine eindeutige Einleitung zum Film geeinigt, die erklärt hat worum es überhaupt geht. Allerdings selbst danach ist der Film nicht erschienen, da es nicht genügend Filmrollen gab.


Was wir zu sehen kriegen ist eine triste, simpel gestaltete Stadt in welcher Menschen leben die von der Macht des Geldes und Gier korrumpiert sind. Die "Stadt des gelben Teufels" wird von einem Mann im Melonenhut kontrolliert, der die Anwohner mit goldenen Münzen bezirzt. Die Menschen wirken nicht nur innerlich sondern auch äußerlich entstellt und sehen aus wie animalischen Monstren. Das ändert sich als ein Musiker mit einer Glasharmonika in der Stadt auftaucht. Seine Musik verwandelt die Menschen zurück, sodass sie sich zurück in ihre menschliche Gestalt verwandelt haben. Das hat dem Mann im Melonenhut nicht gefallen, sodass er sein Instrument zerstört hat was die Anwohner wieder zurückverwandelt hat. Der Musiker wurde abgeführt. Erst später als ein weiterer Musiker auftaucht und das gleiche vollbringt, führt es dazu dass die Anwohner ihre Menschlichkeit wieder erkennen und gegen ihren Machthaber rebellieren.

Als Vorlage für die Charaktere wurden Gemälde von verschiedenen Künstlern benutzt. Für die "missgestalteten" Eigenschaften nahm man Bilder von mittelalterlichen Künstlern wie Hieronymus Bosch oder Giuseppe Arciumboldo - während die "menschliche" Gestalt von Renaissance-Künstlern bzw. ihren Bildern dargestellt wird: Dürer oder El Greco. Der "Mann im Melonenhut" ist ein Bild von René Magritte. Die Gegensätze sind sehr stark sodass man den Unterschied ordentlich aufgezeigt bekommt. Die Handlung wird nicht erklärt, es gibt keine Untertitel und auch keine Dialoge. Stattdessen hat man eine musikalische Untermalung des Komponisten Alfred Schnittke. Tatsächlich weist der Film auch Ähnlichkeit mit dem Beatles-Zeichentrickfilm "Yellow Submarine", zumindest der Handlung wegen. Allerdings sind die Filme ungefähr zeitgleich entstanden sodass da keine Rede vom Plagiat sein kann. Ich fand das sehr eindringlich und faszinierend, zuzusehen wie Mensch immer hässlicher und korrupter wird und danach wieder seine "menschliche" Seite wiederfindet. Sehr gut grafisch inszeniert und absolut hineinziehend.

9/10 Pfandflaschen

2. Tayna tretyey planety/Das Geheimnis des Dritten Planeten (1981)

Regie führte hier Roman Katschanow, das Drehbuch wurde geschrieben vom Sci-Fi-Autor Kir Bulytschow.

"Das Geheimnis des Dritten Planeten" ist ein Sci-Fi-Kinderzeichentrickfilm der irgendwann Ende des 22. Jahrhunderts spielt. Ein Raumschiffpilot namens Seljonyj fliegt zusammen mit seinem Kollegen den Professor Selesnjow und dessen Tochter Alissa mit dem Raumschiff "Pegas" in den Weltraum. Sie sollen für den Moskauer Zoo selten Tierarten aus den Untief der Galaxie finden. Zwischendurch treffen sie auf einen Weltraum-Archäologen und Selesnjows Kollegen Gromoseka. Dieser rät ihnen einen Direktor eines Museums zu treffen, namens Dr. Werchowzew zu treffen. Das Museum ist der Erinnerung an zwei verschwundene Weltraumpiloten gewidmet. Werchowzew könnte ihnen mit der Expedition helfen, als auch verschiedene Tierarten zu finden. Er selbst verhält sich jedoch höchstmerkwürdig und fängt an, die Expedition heimlich auszuspionieren. Im weiteren Verlauf der Geschichte entsteht der Eindruck als ob er selbst hinter dem Verschwinden verschiedener Tierarten in der Galaxis steht als auch anderen Verbrechen.

Hört sich so ernst an, ist es aber nicht. "Das Geheimnis des Dritten Planeten" ist ein super süßer Kindertrickfilm, der seine Zuschauer allerdings nicht komplett in Watte einwickelt und auch manchmal sowas wie Gewalt zeigt, die allerdings nicht "cartoony" und somit auch nicht absolut übertrieben ist. Einer der Bösewichte sieht sogar aus wie Jewgenij Prigozhin, was den Film irgendwie etwas...prophetisch macht. Man könnte meinen, dass man hier sich irgendwie auf die Geschichte der Arche Noah bezogen hat, das allerdings auf eine wissenschaftliche Art umsetzen wollte. Gleichzeitig fühle ich mich an US-Serien wie Star Trek erinnert, auch weil die Bösewichte hier als auch die Landschaften so abstrakt und lustig wirken. Ich bezweifle allerdings, dass man das im Sinn hatte. Viel eher, wirkt es als hätte man eine Art Rollenspiel umgesetzt, dass man als Kind mit besonders viel Fantasie mit seinem Vater/Opa/Mutter/Oma umgesetzt hat. Im Gegensatz zum ersten Eintrag in diesem Review ein durchaus süßer und harmloser Film.

8/10 Pfandflaschen

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