Dienstag, 24. November 2020

So isses, Musik!#112

50 best Rock Albums of the 90s by loudersound.com, Teil 6

Diesmal darf ich das zweite Video von Raphael verlinken, und das tue ich hiermit. Der nette junge Mann mit dem Bart hat sich die nächsten zehn Alben vorgenommen. Hier gehts etwas langsamer zu. Und überhaupt, damit ihr das Video erst recht anklickt bette ich es ein.


40. Pearl Jam - Vs. (1993)

Wow. Ich hätte nicht gedacht, dass ich dieses Album gut finden würde.

Pearl Jam galten für mich eine sehr lange Zeit als die Wegbereiter der "Yarl yarl"-Post-Grunge-Ära. Also als Inspiration für solche unsäglichen Bands wie Creed, die Albumcover hatten auf welchen die Köpfe der Bandmitglieder in einem Baum zu sehen waren. Die davon gesungen haben mit weit offenen Armen zu stehen, man den Text aber nicht verstanden weil man ein einziges "Yarl yaarrl yaaaaarll" rausgehört hat. Pearl Jam sind aber tatsächlich eine ganze Ecke anders und ungefähr 10000% talentierter. Asche auf mein Haupt.

Zweites Album von Pearl Jam woraus die Singles zuerst gar nicht in den USA rausgebracht wurden. Die Band stilisiert sich hier als eine sozialkritische, durchaus politische Gruppe. Ich glaube das hat dazu beigetraten, dass die Singles nicht in den USA veröffentlich wurden. "W.M.A." steht für "White Male Adult" und handelt von rassistischer Polizeigewalt. "Animal" soll kritisch gegenüber Massenmedien sein. Ihr wisst schon, in welche Richtung es geht. "Vs." ist tatsächlich ziemlich abwechslungsreich. Eine gute Mischung aus nach vorne gehenden, hardcorepunkigen Songs und sogenannten "Powerballaden". Wobei die letzteren eher in der Minderheit sind. Es ist halt ein Grunge-Album abseits des Nirvana-Mikrokosmos. Nirvana waren zwar die Band, die den Funken gegeben hat aber Pearl Jam waren die Fackelträger die diese Art von Musik erst richtig in den Mainstream gebracht haben. Und ich seh auch warum. Es ist tatsächlich sehr eingängige Musik, die im Ohr hängen bleibt. Es ist nicht langweilig. Und musikalisch auf einen ziemlich hohen Niveau. 

Anspieltipps: Daughter, Rearviewmirror, Go, WMA

8/10 Pfandflaschen



39. Def Leppard - Adrenalize (1992)

Diese Liste ist für mich teilweise eine echte Herausforderung. Wie bei Bon Jovi weiß ich zuerst nicht ob und wie ich das hier bewerten soll. Aber ich glaube ich ringe mich dazu durch.

Im Gegensatz zu Raphael würd ich Def Leppard nicht unbedingt als Hair Metal bezeichnen. Denn damit assoziiere ich viel schmuddeligere Texte und weitaus mehr eingebildete Musiker. DL hingegen sind eine stinknormaler britische Hard Rock Band, die irgendwie den Grunge-Boom der 90er Jahre überlebt hat. Allerdings sind sie stilistisch 80er Jahre Cock Rock doch etwas näher. Sprich: Lederjacken, Vokuhilas, Sonnenbrillen und so. Songs wie "Make Love Like A Man" und seichte Balladen. Der große Unterschied hier ist, dass Def Leppard aus Großbritannien kommen und in ihren Musikvideos nicht alles voll mit Sex ist. 

"Adrenalize" klingt tatsächlich wie ein Relikt eines ganzen Jahrzehnts. DL haben meiner Meinung nach hier wenig mit Bands wie Mötley Crüe oder Van Halen oder Poison oder oder oder gemeinsam. Sie wirken wie eine seichtere Variante dieser Musik. Wie etwas, dass hinterher als Nebenprodukt rausgekommen ist. Oder eine Band, die auf ihrer Höhe war und jetzt halt ein weiteres Album rausgebracht hat. Meiner Meinung nach nicht genügend Kick und ich fühle mich als würde ich ein Michael Bolton Album, oder sowas in der Art, hören. Ich weiß es nicht. Ich glaube, ich werde das hier nicht bewerten. Oh mein Gott, mir ist grade aufgefallen, dass Limp Bizkits neues Logo eine quasi Hommage an Def Leppard ist. Wow.

Anspieltipps: Stand Up (Kick Love Into Motion), Tonight, Heaven is



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Lausen - Etcetera (2020)

Lausen hat sein erstes Album rausgebracht. Warum schreibe ich irgendwas dazu? Nunja, ich habe mir hier vorgenommen "Newcomern" und so etwas mehr Promo zu geben. Wir kennen uns noch aus der Zeit, als er noch Drummer für die Deathcore-Band "I Killed A Bunch Of Dudes" war, die sich später in Candero umbenannt hat. Irgendwann hat man sich aus den Augen verloren und er hat seine Schuhe verschenkt nachdem er nach Leipzig und ich nach Wanne-Eickel gezogen ist/bin. Jetzt macht er Rap.

Ich habe mir das hier fest vorgenommen und ich wollte dabei ehrlich bleiben. Es gibt hier Tracks die gehen absolut durch die Decke, die haben etwas in sich. Und es gibt die, die gehen gar nicht. Zum Beispiel "Partys In LE", da weiß ich ehrlich nicht was ich dazu sagen soll. Allerdings gibt es hier noch "Heftig", "Transplantat" oder "Künstlich Atmen". "Heftig" ist vor allem so interessant, weil es klingt als hätte man es um 3:45 morgens aufgenommen, nach 24h ohne Schlaf. Mein weiterer großer Favorit ist "Bart auf drei" weil der Text so alltäglich ist. Habe nämlich mit 28 Jahren immer noch auf Gesichter der Titelseite Pimmel und so gemalt. Und nicht nur das. Ich mag die Aussage von "Codez" - dass jegliche Bewegungen/Aussagen/Modestils eine kodierte Aussage sind. Aber ich find die Hook leider ziemlich anstrengend. "Hoodboss LK" reißts richtig ab. Richtig gutes Soul Sample und auch tatsächlich brauchbare Punchlines gegen lean sippende Rapfans. "Du bist so cool, du hast dir die Arschhaare abgefriert, der Kontrolleur hat deine Bahncard nicht akzeptiert". Herrlich! "Ehrenbürger" hingegen ist mein absolutes Favorit. Track gegen sogenannte Ehrenbürger, die dich wegen Falschparken anzeigen oder auf irgendwelche aus den Fingern gesaugte Mindestmaße achten. Die Hook ist sehr simpel, aber geht verdammt gut klar: "Ehrenbürger, Ehrenbürger, Ehrenbürger, Ehrenbürger, Ehrenbürger, Ehrenbürger - IH!" "Wolfpack" geht hingegen gar nicht. Ich find so ziemlich alles an dem Song nervig. "Gott Talks", der letzte Song auf dem Album, ist das Niveau auf dem ich mir weiteren Stoff wünsche. Wenn ich mal so ehrlich bin. Es ist Luft nach oben! Sehr viel Luft nach oben! Aber ich bin vorerst zufrieden.

Anspieltipps: Heftig, Gott Talks, Hoodboss LK, Ehrenbürger                                                                    6,75/10 Pfandflaschen

Bandcamp

Mayhem Discography: Daemon (2019)

Es ist beinahe ein Jahr her, dass ich Mayhem live gesehen habe. Retrospektiv betrachtet bin ich immer noch beeindruckt. Anyways, um es mal relativ kurz umzureißen: Mayhem machen hier keine Gefangenen aber auch keine Experimente. Und das verdammt gut. Kurz vor den Aufnahmen zu diesem Album waren sie auf einer Anniversary-Tour für das Album "De Mysteriis Dom Sathanas" und außerdem war da noch dieser "Lord of Chaos"-Film, der zu ihrer erneuten Popularität beigetragen hat. "Daemon" muss sich in allen Kritiken mit "De Mysteriis..." vergleichen lassen. 

Mayhem kehren machen hier nämlich keine Experimente wie auf "Grand Declaration of War" oder "Esoteric Warfare". "Daemon" ist feinster Black Metal, der mich insgesamt an eine besser produzierte Version vom bereits erwähnten Album erinnert. Eröffnet mit einem Bulldozer an Song, "The Dying False King" der höhö "keine Gefangenen nimmt, kein Intro braucht und den Zuhörer einfach überrollt. Es interessant wie das Album es schafft so zu klingen wie früher, wobei das Line-Up teilweise anders ist. Anstelle von Euronymous und Varg Vikernes sind hier Teloch und Ghul zu hörne. Der Rest ist dieselbe Besetzung: Attila Csihar, Hellhammer, Necrobutcher. Was mir auch aufgefallen ist, dass es mich an neuere Black Metal Bands erinnert, höchstwahrscheinlich weil sie sich von Mayhem inspirieren ließen - und natürlich weil es besser produziert ist. Es ist mit Sicherheit kein Meilenstein in Sachen Black Metal, aber dafür ein verdammt gutes, creepy Stück "extremer" Musik was außerdem sehr sauber eingespielt ist. Like it, very much.

8,5/10 Pfandflaschen

Anspieltipps: The Dying False King, Falsified And Hated



Paradise Lost Discography: Obsidian (2020)

Paradise Lost ist eine Band, die es schafft sich zu wiederholen ohne sich zu wiederholen. Mal wieder gehen sie zu ihren Ursprüngen zurück, so wie sie es auf den Vorgängeralben "Medusa" und "The Plague Within". Damals haben sie die Death- und Doom Metal Zeiten wieder aufleben lassen. Auf Obsidian gehen sie mal wieder zu Doom zurück, allerdings auch zu alten Goth-Sounds. Und nicht nur ihren eigenen. "Ghosts" hört sich beispielsweise an, wie etwas was aus der Feder von The Sisters Of Mercy oder anderen Nachahmerbands stammen könnte. 

So kreieren sie einen Genremix, der sich sehr gut in ihre restliche Discography einfügt. Doom Metal mit nach Goth Rock klingenden Gesang. Ab und an natürlich Growls. Und natürlich Texte voller Leiden, die sich auf den Weltschmerz beziehen. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde dass sie damit das Rad neu erfinden. Sie können aber einfach richtige Musik machen, sich auf sich selbst beziehen, Genres vermischen damit es gut klingt. Und sie kommen damit an ihre alten Sachen heran, was nicht jede Band schafft. Lange Rede, kurzer Sinn: Es macht Spaß, dieses leidvolle Leiden anzuhören.

8/10 Pfandflaschen

Anspieltipps: Ghosts, Forsaken, Fall From Grace



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