Freitag, 5. Juli 2019

Album der Woche#400: The Clash Special!!

Hallo und herzlich willkommen zur mittlerweile 400ten Ausgabe von "Album der Woche". Deswegen möchte ich mal übertreiben oder es zumindest versuchen. Und zwar werde ich versuchen die ganze Discography von The Clash in einem Beitrag unterzubringen. Natürlich nur die Full Length LPs, keine Singles oder Compilations oder Live-Alben. Ihr wisst schon.

1. s/t (1977)

Warum klingt der Beginn von "I'm so bored with the USA" fast wie eine schnellere Version von "Pretty Vacant"?

Nur mal so: Ich bevorzuge tatsächlich die UK-Version, weil sie mit dem super catchy "Janie Jones" beginnt. Es ist nicht das erste Album von Clash, dass ich mir gekauft habe. Tatsächlich kannte ich zuerst "Combat Rock" und wollte dann rausfinden, wie die Band davor klang. Und sie klang verdammt noch mal viel anders.

Was "Clash" verdammt gut können ist über "Hate and War", "White Riot", über das brennende London zu singen und dabei so nicht-aggressiv zu klingen. Und es doch zu sein. Passiv aggressiv würde fast schon zutreffen. Meines Wissens zufolge wurde "The Clash" einfach mal rausgehauen. Ohne großartig produziert zu sein. Clash klingen hier so wie sie live geklungen haben. Mick Jones soll dabei so auf Speed gewesen sein, dass er nicht mal mehr weiß wie sie das Ding aufgenommen haben.

Ich mag diese Zwiespältigkeit in der Musik. Ein Album dass so unverschämt und rotzig ist aber gleichzeitig poppigen Ohrwurmcharakter hat - in beinahe jedem Song. Nach über vierzig Jahren nichts an Qualität eingebüßt. So lobe ich mir das.

9/10 Pfandflaschen
Anspieltipps: London's Burning, Janie Jones, Police and Thieves, White Riot, I'm So Bored With The USA, Career Opportunities


2. "Give'Em Enough Rope" (1978)

Ich frage mich wofür "ihnen" genug Seil gegeben werden muss - um sich aufzuhängen? I don't know.

Ein leider von mir vernachlässigtes Album. Wahrscheinlich weil "London Calling" und "Combat Rock" so oft in der Rotation waren. Zu Unrecht. "Give'Em Enough Rope" ist ein super Bindeglied
zwischen dem ersten und dem dritten Album. Immer noch ziemlich rotzig und punk. Gleichzeitig aber schon leicht experimentierfreudig. Es geht hier allerdings nicht, wie später geschehen, Richtung Dub und Reggae sondern Richtung klassischen Rock'N'Roll. Nagut, außer bei "Julie's Been Working For The Drug Squad".

The Clash machen hier das was sie am besten können. Geschichten erzählen, mitreißende Refrains bringen und gleichzeitig nicht nach Stadion klingen. Und gleichzeitig so eingängig und trotzdem charttauglich sein. Es ist großartig wie eine Band innerhalb kürzester Zeit ihr Horizont erweitert hat. Das zeigt einfach nur, dass sie das was sie gemacht haben tatsächlich ernst gemeint haben. Was für Gitarrensoli. Meine Fresse.

8,5/10 Pfandflaschen
Anspieltipps: Safe European Home, Tommy Gun, All The Young Punks


3. "London Calling" (1979)

Haha, als ob ich tatsächlich alle Alben auf einmal reviewen würde. Schaut doch einfach hier rein.

4. "Sandinista!" (1980)

Wow. Das ist mal ein mutiger Schritt. 3 LPs, die nur durch geschicktes Kaschieren überhaupt rausgebracht werden konnten. "Sandinista!" bezieht sich auf die nicaraguanische Guerilla-Bewegung der Sandinistas, die den Diktator Anastasio Somoza gestürzt hat.

Dank des Produzenten Mikey Dread ist enorm viel Dub- und Reggae-Einfluss zu hören. Generell sind die Songs viel tanzbarer und experimentierfreudiger. Mit "The Magnificent Seven" ist sogar eine Art Hip-Hop-Song zu hören. Der erste Hip-Hop-Track einer weißen Band, nebenbei gesagt. Dazu kommt noch dass jedes Bandmitglied hier einmal den Gesang übernehmen durfte als auch andere Leute wie Mikey Dread, Maria Gallagher, Ellen Foley als auch Gallagher Kinder Luke und Ben. Im Grunde genommen ist es eine logische Steigerung von "London Calling". Noch mehr Experimente. Keine Schublade zulassen. Das machen worauf man Lust hat. Das begrüße ich sehr herzlich.

Es gibt hier etliche Songs drauf die direkt in die Disco gehören, was nichts schlechtes ist. Es ist halt einfach nicht das was man erwartet hat wenn man "The Clash" gelesen hat. Einiges hierauf wirkt allerdings so erzwungen. Wie Füllmaterial. Es gibt hier Alternativ-Versionen von Songs, Rükwärtsversione... Überhaupt, was soll diese Größe? Wieso gleich drei LPs? Das ist für mein Geschmack einfach viel zu viel und ich finds sehr schwer dabei konzentriert zu bleiben. Dennoch: ein sehr innovatives, wenn auch zwiespältiges Werk. Gefällt mir irgendwie.

7,5/10 Pfandflaschen
Anspieltipps: The Magnificent Seven, Junco Partner, Police On My Back, Broadway, Carreer Opportunities


5. "Combat Rock" (1982)

Wieder dasselbe Spiel. Ihr wisst was ich meine.

6. "Cut The Crap" (1985)

Oh shit. That was a tough one.

"Cut The Crap" ist das letzte Clash-Album überhaupt. Und das einzige mit einer neuen Besetzung. Drummer Topper Headon war stark heroinabhängig was auch an seiner Zuverlässigkeit sägte. Mick Jones wurde von Joe Strummer gefeuert. Am Ende war nicht mal mehr Paul Simonon an den Aufnahmen beteiligt. Man könnte es also als eine Art Joe-Strummer-Soloalbum mit
Auftragsmusikern betrachten.

Es ist ein sehr merkwürdiges Album. Statt eines echten Drummers gabs eine Drum Machine die vom Manger Bernie Rhodes programmiert wurde. Jede Menge Synthesizer und Fußball-Chöre. Keine Reggae-Elemente wie bei den vorherigen Alben. Stattdessen "back to the roots of the Clash" wobei das auch irgendwie gelogen ist. Eigentlich hört sich das Album sehr nach New Wave an. Es ist sehr anstrengend zu hören. Wirkt auf mich hart erzwungen. Als ob man unbedingt ein Hammer-Album rausbringen wollte aber übelst daran gescheitert ist. Sicher einige Songs gehen relativ gut ins Ohr. "Life Is Wild" ist ganz okay. "This Is England" hingegen ziemlich großartig. Man kann sich alle Songs auf YouTube reinziehen. Ich bevorzuge aber diese DIY-Redux-Version die tatsächlich viel besser klingt. Es ist auch nicht so, dass da kein Potenzial drin stecken würde. Den hört man tatsächlich raus. Das hätte aber einfach viel besser klingen können. Das ist wirklich sehr sehr schade.

4/10 Pfandflaschen
Hier gehts zur Redux-Version
Anspieltipps: This Is England

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