Was läuft sonst so?
Um die Frage, die ich meistens zuletzt stelle zu beantworten: One Woman Black Metal. Ganz genau. Ich habe letztens beim ziellosen Umherscrollen zwei Beiträge auf Facebook entdeckt. Es handelt sich reinzufällig, unabhängig voneinander, um Infos über zwei BM-Projekte. Das eine ist das sowas von garagenmäßige, ultrabrutale Infernal Blasphemer. Absolut klischeehafter Name, möchte man sagen, andererseits scheppert es ordentlich als würde jemand in einer Mülltonne die Treppe runterfallen. Gefällt mir außerordentlich gut. Das wesentlich melodischere Nefarious Grime geht aber selbstverständlich auch klar. Manch einer würde sagen, dass symphonische Klänge und leicht opernhafter Gesang in dieser Musik nichts zu suchen haben. Ich sage, das geht vollkommen in Ordnung.
Obrij und Merzotna Potvora aus Ukraine haben eine Split hervorgebracht. "Obrij" bedeutet sowas wie "Horizont". Die Band macht eine Mischung aus Death Metal und Hardcore (nicht das was ihr denkt). Merzotna Potvora heißt meines Wissens auf Deutsch "fürchterliche Kreatur". Die beiden Seiten der Split sind auf den jeweiligen Bandcamp-Seiten zu hören.
Außerdem habe ich wieder mal astreinen Horrorcore für mich entdeckt. Das Duo heißt Mutanoid Underground Dwellers (abgekürzt MUD) und macht Rap über Mutanten aus der Kanalisation. Es ist erstaunlich gut und ich glaube, ich würde deren Album im Dezember reviewen.
Rein in die Samplerhölle:
12. Die Deutschen Kommen
Weiter geht es in der Samplerhölle: "Die Deutschen Kommen" war eine Compilation des berüchtigten Lables "Rock-O-Rama", deren Betreiber später Geld gewittert und nur noch Rechtsrock rausgebracht hat. Hierauf sind die Deutschpunk-"Legenden" Cotzbrocken, OHL, Fasaga, Stoßtrupp als auch das OHL-Goth-Projekt "Der Fluch" zu hören. Es ist insgesamt leider ziemlich fürchterlich. Nicht nur wegen des Albumcovers.
13. Drinking is great
"Drinking is great" ist eine 4-Way-Split zwischen den Bands E-13, Poison Idea, Lockjaw und Final Warning. Wer auf Hardcore Punk der alten Schule steht, der möge sich das anhören. Es ist insgesamt durchaus genießbar.
14. Drunkcomp#4: Frankencovers
Keinen blassen Schimmer woher ich das habe. Wahrscheinlich hat mir das ein bestimmter jemand vor 15 Jahren per ICQ geschickt. Eine Psychobilly-Compilation mit Cover-Songs. Mad Sin covern "I Shot The Sheriff", Demented Are Go "Funnel of Love" und die Klingonz "Too Drunk To Fuck". Amüsant, hörbar und tatsächlich relativ abwechslungsreich.
15. Family Values Fall Tour'98
Eine Live-Compilation der Herbst-Tour des Jahres 1998 die sich "Family Values" nannte. Mit dabei: Ice Cube, KoRn, Rammstein, Limp Bizkit, Orgy und Incubus. Während Rammstein und Incubus mit jeweils einen Song vertreten sind covern LB House of Pain und George Michael, Ice Cube sich selbst mit "Fuck The Police" von NWA und Orgy "Blue Monday" von New Order. Natürlich sind hier auch andere Kompositionen vertreten und insgesamt ist es ein wahres Zeugnis der Nu Metal Ära.
16. For A Few Pussies More
Psychobilly Compilation mit Demented Are Go, The Meteors, Frenzy, Guana Batz und wieso auch immer Alien Sex Fiend, die so gar nicht ins Bild passen. Ist okay. Nicht mehr und nicht weniger.
17. Give'Em The Boot VI
Eine dieser günstigen Label-Compilations von Hellcat Records die es damals im Müller für 5€ gab. Habe mir damals bestimmt zwei oder drei geholt. Zeigt die Bandbreite des Labels von Rancid und natürlich sind auch dieselbigen hier vertreten. Außerdem noch Ska, Reggae, Psychobilly und Hardcore Punk. Sprich: The Slackers, Horrorpops, Aggrolites, Westbound Train, Dropkick Murphys und natürlich Rancid als auch Tim Armstrong Solo.
18. Grave Rockers
Ähnlicher Fall wie bei Nummer 14 und 16. Wahrscheinlich hat mir das jemand mal per ICQ geschickt. Hier vereint man die Genres Psychobilly, Horrorpunk und äh Darkwave. Besonders hängen geblieben ist bei mir keine Band aber hier finden sich auch einige durchaus hörbare tracks. Mit dabei: Mister Monster, Psycho Charger, Needulhead und Thee Hallowteens.
19. Grindcore Sampler For Nix-Pop's Birthday
Und wieder sind wir bei Nix-Pop angelangt. Wie der Name schon sagt: Ein Grindcore-Sampler zum Geburtstag der Homepage. Dabei sind namhafte Vertreter des Genres in all seinen Facetten: Von klassischen Grindcore bis zu eher äh gorigen Gefilden. Heißt: Cyness, Assück, Napalm Death, Agathocles, Heaemorrhage, Audio Kollaps, Rotten Sound, Extreme Noise Terror und Birdflesh. Man kann das Ganze durchaus als eine Lektion in Sachen Genre-Erkundung betrachten - bevor es Spotify-Playlists gab.
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Fünf Jahre nach "Light Grenades" kommt nun also das nächste Incubus-Album. Man könnte meinen, die Band hätte sich in den Jahren dazwischen weiter entwickelt. Das hat sie auch, nur in eine etwas...merkwürdige Richtung. Aus heutiger Sicht betrachtet ist das allerdings nachvollziehbar.
Nach einer langen musikalischen Wanderung durch funkigen Crossover, Nu Metal, Alternative Rock, Geschwindigkeit usw. usf., ist es Zeit sich etwas zur Ruhe zu setzen. "If Not Now, When?" leiht sich den Titel vom gleichnamigen Buch von Primo Levi und handelt größtenteils von romantischen Themen. Es ist ein unfassbar ruhiges und softes Album. Es gibt hier kaum Songs, die irgendwie über die Schwelle des soften springen. Ein durchgängig sehr ruhiges und langsames Album. Was seine guten und seine schlechten Seiten hat. Besonders zu Beginn wird es wirklich sehr schmalzig. Ich finde den Titeltrack, sowie allgemein Brandon Boyds Art zu Singen darin wirklich unerträglich. Doch später wird es immer besser. Meiner Meinung nach kommen die richtig starken Songs erst später zum Vorschein. "Surface To Air", "Tomorrow's Food", "In The Company Of Wolves" - alles absolut großartige, softe Banger. Wenn man das so ausdrücken möchte.
Ich muss sagen, dass mich das Album zu Beginn der (beinahe) zweiwöchigen Hörphase doch etwas genervt hat. Bin "softe" Musik in solchen Ausmaßen nicht gewohnt, vor allem wenn das Album zu Beginn so dermaßen schmalzig ist. Leider muss ich sagen, dass es in Vergleich zu den beiden Vorgängern doch ziemlich abstinkt. Trotzdem ist es qualitativ und produktionstechnisch doch kein schlechtes Werk.
6/10 Pfandflaschen
Anspieltipps: In The Company Of Wolves, Switchblade, Tomorrow's Food
Kid Rock Discography: s/t (2003)
Sechstes Album von Kid Rock. Letztes auf dem Label "Lava Records" und das dritte nach seinem Durchbruch "Devil Without A Cause", die Compilation "The History of Rock" nicht mitgezählt.
Meine Fresse, das hier ist wieder ein ganzes Stück anders als das Album davor. Während auf "Cocky" immer noch Rap Metal Elemente zu hören waren, verzichtet man hier quasi komplett darauf. Stattdessen fokussiert sich Bob Ritchie (wie KR mit bürgerlichen Namen heißt) auf eine Mischung aus Country Rock, Rhythm and Blues, Soul und...naja auch Hip-Hop. Wobei es hier einen einzigen
richtigen Rapsong gibt. Der heißt "Intro" und taucht mitten im Album auf. Seit "Grits Sandwiches For Breakfast" ist es glaub ich der erste reine Rapsong, der keine Gitarrensamples nutzt. Musikalisch bewegt man sich hier immer mehr Richtung Country. Tatsächlich ist es aber nicht diese klischeehafte Art von Country wie Garth Brooks oder so. Tatsächlich weiß KR die Wurzeln des Rock'N'Roll zu schätzen. Die Sängerinnen Thornetta Davis und Misty Love tragen sehr viel zur souligen Atmosphäre bei. Es gibt hier etwas schmalzige Balladen wie "Cold and Empty" oder "Single Father". Gleichzeitig aber Songs die es nicht auf vorherige Alben wie "Cocky" oder "Early Mornin' Stoned Pimp" geschafft haben. Man sampelt Grand Funk Railroad, Beastie Boys, Run DMC, Bob Seger und Cream. Als Gäste sind zu hören: Mal wieder Sheryl Crow, David Allan Coe und Hank Williams Jr. Lyrisch geht es um zwischenmenschliches und auch trauriges aber natürlich auch Kid Rocks aufgeblasenes Ego. Ich muss aber ihm zugestehen, dass er es wirklich sehr gut macht. Und es ist tatsächlich sehr innovativ. So hat er früher darüber gerappt, dass er gern Rockmusik hört. Nun singt er darüber, dass er gerne Hip-Hop hört. Das Album ist einfach Rock'N'Roll, von jemanden der am liebsten das macht, worauf er Bock hat.
richtigen Rapsong gibt. Der heißt "Intro" und taucht mitten im Album auf. Seit "Grits Sandwiches For Breakfast" ist es glaub ich der erste reine Rapsong, der keine Gitarrensamples nutzt. Musikalisch bewegt man sich hier immer mehr Richtung Country. Tatsächlich ist es aber nicht diese klischeehafte Art von Country wie Garth Brooks oder so. Tatsächlich weiß KR die Wurzeln des Rock'N'Roll zu schätzen. Die Sängerinnen Thornetta Davis und Misty Love tragen sehr viel zur souligen Atmosphäre bei. Es gibt hier etwas schmalzige Balladen wie "Cold and Empty" oder "Single Father". Gleichzeitig aber Songs die es nicht auf vorherige Alben wie "Cocky" oder "Early Mornin' Stoned Pimp" geschafft haben. Man sampelt Grand Funk Railroad, Beastie Boys, Run DMC, Bob Seger und Cream. Als Gäste sind zu hören: Mal wieder Sheryl Crow, David Allan Coe und Hank Williams Jr. Lyrisch geht es um zwischenmenschliches und auch trauriges aber natürlich auch Kid Rocks aufgeblasenes Ego. Ich muss aber ihm zugestehen, dass er es wirklich sehr gut macht. Und es ist tatsächlich sehr innovativ. So hat er früher darüber gerappt, dass er gern Rockmusik hört. Nun singt er darüber, dass er gerne Hip-Hop hört. Das Album ist einfach Rock'N'Roll, von jemanden der am liebsten das macht, worauf er Bock hat.
Ein überraschend gelungenes und abwechslungsreiches Album. Hätte ich nicht gedacht.
8/10 Pfandflaschen
Anspieltipps: Rock N Roll, Rock N Roll Pain Train, Feel Like Making Love (Bad Company Cover), Intro, Hilbilly Stomp
Slayer Discography: Hell Awaits (1985)
Zweites Album vom Schlächter. Rausgekommen im Jahre 1985. Das heißt, dass es dieses Jahr tatsächlich 40 Jahre alt geworden ist.
Im Gegensatz zum Erstling "Show No Mercy" wurde dieses Album nicht von Tom Araya und Kerry Kings Vater finanziert sonderm vom Producer Bob Slagel. Aufgenommen in einem höchst professionellem Studio. Verantwortlich für die Aufnahmen war ein Typ namens Ron Fair, der bis dahin noch mit keiner einzigen Metal-Band zusammengearbeitet hat und von Slayers Live Performance durchaus beeindruckt war. Ich finde auch, dass die Produktionsqualität auf jeden Fall gestiegen ist und auch die Band selbst wesentlich professioneller auftritt.
Trotzdem ist dieses Album, vom Stil und von der Thematik her, dem ersten nicht unähnlich, wenn auch weniger (weitaus weniger sogar) dilettantisch. Ein schnelles, brutales und irgendwie auch ziemlich stumpfes Werk über den Tod, Satan und das Sterben. Es hat seine Momente. Ich habe sogar einige Lieblingstracks hierauf. "At Dawn They Sleep" oder "Praise of Death" oder "Hardening of the Arteries". Ansonsten muss ich sagen, dass es zwar kultig ist und die Band ihren Job verdammt gut macht, aber trotzdem nach einem Schema F funktioniert. Tom Araya gibt den beinahe Halford'schen Schrei (und das auch sehr gut), Kerry King und Jeff Hannemann steuern geisteskranke Soli bei. Dave Lombardos Drums, äh ja, ballern einfach nur verdammt gut. Aber es ist....Es ist halt Slayer. Ich erwarte hier noch nichts besonders innovatives. Ich weiß aber, dass es später richtig gut wird. Mag sein, dass es von einigen als blasphemisch gegenüber den Metal-Göttern empfunden wird - aber das ist bestenfalls guter Durchschnitt. Sorry not sorry.
6,75/10 Pfandflaschen
Anspieltipps: At Dawn They Sleep, Praise of Death, Hardening of the Arteries
Ulver Discography: Liminal Animals (2024)
Wenn wir das Jahr 2025 (also dieses Jahr) haben, dann erscheint dieses Review in der Woche vom 06.10.-12.10.2025. Also vor dem Review zu Vorgänger "Scary Muzak", dass irgendwann Ende Oktober erscheint. Und das trotz meines Drangs nach Kontinuität und richtiger Reihenfolge und so. Aber ich habe diese so oder so nicht wirklich eingehalten, von daher...
"Liminal Animals" ist die bis jetzt letzte LP von Ulver und damit ein weiterer schritt richtig synthpoppiger Synthpop mit einer unfassbar riesigen Menge an aufheiternder Lethargie in den Texten und der Musik. Ich muss sagen, dass ich (mal wieder) nicht besonders viel dazu zu sagen habe. Ulver verstehen es sehr gut, wie man traurige und gleichzeitig tanzbare Musik macht, die sich schön und traurig anfühlt. Meiner Meinung nach hätte der Soundtrack in Teilen zum Zeichentrickfilm "Flow" gepasst weil zeitlos und post-apokalyptisch. Musikalisch durchaus Depeche Mode in den 1980ern ähnlich, gesanglich natürlich weiterhin typisch für Ulver. Kristofer Rygg hat keine poppige Stimme, sondern eine die sehr kühl, distanziert aber trotzdem melodisch ist. Etwas vor dem Kopf gestoßen haben mich die sarkastischen Lyrics zu "Hollywood Babylon", die sich mit der Kunstszene (?) auseinandersetzen. Darin heißt es unter anderem "Don't fuck with America", was man im heutigen Kontext, vom Song losgelöst, komplett falsch verstehen würde. Einer meiner Lieblingssongs hierauf ist "Helian (Trakl)". Es ist eine Vertonung eines Gedichts von Georg Trakl, vorgetragen vom norwegischen Texter Jørn H. Sværen. Gewidmet ist das Ganze dem ehemaligen Mitglied Tore Ylvisaker, der 2024 gestorben ist. Insgesamt eine großartige Mischung aus synthafter Sündpoppigkeit und ganz kleines Bisschen Ambient. Ich bin gespannt in welche Richtung es danach geht.
PS: Auf dem Albumcover ist das Bild "The Senseless Seven" zu sehen, gezeichnet 1911 von Austin Osman Spare.
8,5/10 Pfandflaschen
Anspieltipps: The Red Light, Hollywood Babylon, Helian (Trakl).




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