Sonntag, 7. November 2021

Album der Woche#512: Lil Peep - Crybaby (2016)

Ich erinnere mich relativ gut daran, wann ich das erste Mal von Lil Peep gehört habe. Das war kurz nach seinem Tod, vor fünf Jahren. Mich hat das Ganze nicht wirklich interessiert, ich habe mich stattdessen gefragt "WER zum fick ist gestorben? Wer zur Hölle soll das sein?". Aus heutiger Sicht betrachtet merke ich wie wenig neue Acts mich in den letzen Jahren interessiert haben und wie viel ich teilwese nachzuholen habe. Vor ein paar Jahren wurde mir "Yesterday" gezeigt, dass auf diesem Mixtape drauf ist - seitdem ist es auch auf meinem MP3-Player. Und nun widme ich mich endlich dem Album. Das Review kommt nur ein paar Tage vorm vierjährigen Todestag von Lil Peep. Dieser war am 15.11.2017. Er wurde nur 21 Jahre alt.

"Crybaby" ist das sechste Mixtape von Lil Peep und ein Self-Release. Allgemein gesehen ist es sehr lofi gehaltne. Das Artwork ist wirklich sehr schlicht und zeigt im Prinzip nur das "Crybaby"-Tatoo-Motiv dass Peep im Gesicht hatte. Die Songtitel sind alle klein geschrieben, die Beats ziemlich minimalistisch und sehr ruhig gehalten. Das geübte Ohr bzw. der Musik-Nerd-Verstand erkennt jedoch einige Samples von Indie- bzw. Emo-Bands wie Brand New, The Postal Service oder Death Cab For Cutie. Ich kenne mich im Old School Emo wirklich nicht aus, habe es jedoch nachrecherchiert. "yesterday" ist der Song der wie ein Zaunpfahl ins Auge fällt. Er beinhaltet nicht nur ein Sample von Oasis' "Wonderwall" sondern auch eine Neuausrichtung der Lyrics. "falling 4 me" samplet Radioheads "Climbing Up The Walls" und ist auf einigen Releases nicht enthalten, aufgrund von Copyright-Gedöns. Wicca Phase Springs Eternal aka Adam McIlwee von u.a. der Band Tigers Jaw ist außerdem auf "absolute no doubt" zu hören. 

Der Produzent/Beatmaker Charlie Shuffner meinte, dass für dieses Mixtape zwar hart gearbeitet wurde, man aber keine sinnlosen Bemühungen hineingesteckt hat. Stattdessen lief alles wie am Schnürchen und so hört sich das auch an. Als hätte man alle Songs aus dem Ärmel geschüttet. Das Mixtape wirkt auf mich erstaunlich locker, vom Klang her. Wenn ich mich auf die Texte beziehe ist es allerdings unfassbar traurig. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass hier jemand Songs geschrieben hat, der viel Drogen genommen hat, Nächtelang nicht geschlafen hat und unfassbar viel über alles nachgedacht hat, toxische und unwahre Beziehungen geführt hat. Gleichzeitig aber mit seinem Style protzt (wie in "white tee"). "Crybaby" klingt wahrlich so als hätte ein emotional instabiler Mensch all seine traurigen musikalischen Einflüsse genommen und daraus neue Musik gebastelt. Eigentlich ist es so gewesen und das ist keine Metapher. Es wäre wirklich interessant gewesen, was aus ihm geworden wäre, hätte er sich keine unabsichtliche Xanax-Überdosis verabreicht. Ja, dieser Style ist eine Zeit lang sehr overhyped gewesen und ich bin auch der Meinung dass viele (junge) Typen die auf dieser Welle schwimmen das nur tun um Frauen/Mädels abzugreifen. Trotzdem ist dieses Mixtape in meinen Ohren ein wirklich schönes Stück Kunst. 

Anspieltipps: driveway, crybaby, yesterday, ghost girl, lil jeep
8,5/10 Pfandflaschen



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