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Hallo, meine treuen Fans!
Der zugegeben etwas unlustige "Agent-Moskito"-Zyklus ist
endlich vorbei. Ich brauchte etwas Zeit um mir anspruchsvollere
Themen zu überlegen und im Endeffekt hab ich einige gefunden, die
ich unbedingt ansprechen möchte.
Mein Name ist xStricherx und ich bin vor ungefähr 11 Jahren in dieses
Deutschland eingewandert. Ich war am Anfang ziemlich skeptisch der
ganzen Sache gegenüber. Doch schon kurze Zeit später schaffte ich
es mich ziemlich gut einzuleben und mein Leben hier eigentlich ganz
gut zu finden. Später kamen erste Teenage Problems und andere
unschöne Sachen als auch die Bildung eines politischen
Bewusstseins(weshalb ich mittlerweile Deutschland im allgemeinen
nicht so geil finde). Aber das ist nicht das Thema dieser Geschichte
sondern wie man oben im Titel erkennen kann: In-te-gra-tion.
Ähem. Ich hab schon einmal über den Besuch einer Schule für
nicht-deutsch-sprechende Kinder erzählt. Das oberste Ziel dort war
es Kindern deutsch beizubringen, damit sie in ihren weiteren Leben
gut im Alltag zurechtkommen. Nachdem ich diese verlassen hab ging es
an einer Realschule weiter(remember, der Rambo-Vorfall aus „Setzen,
fünf!“?). Nach einem weiteren Schulwechsel schaffte ich
schließlich die Mittlere Reife und wusste danach einfach nicht
richtig weiter. Der weitere Lebenslauf an der würzburger
Dolmetscherschule war auch nicht so ganz geil für mich. Alles
mündete im nichts. Zumindest ne Zeit lang.
Achtung, das hat alles nichts mit Integration zu tun. Auch der
Besuch von Demonstrationen, das Punkerdasein an sich, Saufen, lustige
Klamotten, kein Fleisch essen sowieso nicht. Doch das war anscheinend
für meinen Stiefvater Grund genug mich irgendwann nicht mehr zu
akzeptieren. Denn seiner Meinung nach hat man als guter Ausländer sich
hier richtig zu integrieren. Sprich: gut Deutsch sprechen
können(check), sich angemessen zu kleiden(failed), einen sehr guten
Abschluß zu machen(failed), sich eine angemessene
Arbeitstelle/Ausbildungsstelle zu suchen(mega-fail) und den Deutschen
gefälligst dafür dankbar sein dass man hier überhaupt leben
darf(fatality).
Denn all das tat ich nicht. Ich hab ne echt schwierige Phase
hinter mir, in welcher ich ziemlich unmotiviert ungefähr 1000
bewerbungen geschrieben hab. Ich trug seltsame Klamotten, stylte
meine Haare zu einem Flattop, war insgesamt alles andere als ein
Vorzeigekind. Und auch den Deutschen bzw. meinen Stiefvater kroch
ich nicht andauernd in den Arsch. Gut, er hat es überhaupt
ermöglicht dass ich in dieses Land gezogen bin, was ich echt
ziemlich nett von ihm fand. Jedoch heißt es nicht, dass ich dafür
jeden Tag dankbar sein muss. Soll ich mich etwa bei jeden Elternteil
von Freunden wenn ich zu Besuch bin etwa niederknien und sagen
"vielen dank, dass ich bei ihnen in ihren deutschen haushalt zu
besuch sein darf, es ist mir eine ehre in diesem wunderschönen land
zu wohnen"?
Okay, das war jetzt etwas übertrieben. Doch irgendwie so könnte
man das darstellen. Um ein guter Ausländer zu sein, muss man sich
richtig integrieren. Sonst ist man übel unverschämt. Und wenn man
so unverschämt ist und all diese oben aufgeführten Sachen nicht
tut, kann man gleich zurück in den Ostblock abhauen anstatt dem
deutschen Steuerzahler auf der Tasche zu liegen. Wenn man mein
Stiefvater ist, denkt man zumindest so. Oder wenn man ein guter
Deutscher ist, whatever.
Nebenbei: Warum man stolz sein muss deutscher zu sein hab ich
irgendwann nicht verstanden. Okay, ich hab früher nicht darüber
nachgedacht bis ich irgendwann angefangen hab darüber zu
reflektieren. Schließlich stellte ich auch fest, dass es ebenso kein
Sinn macht stolz auf polnische und russische Vorfahren zu sein(beides
habe ich) weil es ebenso wie deutschsein ein zufälliges Ereignis
ist. Ich könnte nämlich sonstwo geboren sein.
Also befreite ich mich von diesen Gedankengut und hörte auf
mich mit irgendeiner Nation zu identifizieren. Das tat richtig gut.
Endlich keine seltsame Verbundenheit mit irgendeinen Volk. In meinem
Kopf zumindest. Denn auf Papier war ich immer noch nicht deutsch. Man
muss acht Jahre hier gelebt haben um eine Einbürgerung überhaupt
erst beantragen zu dürfen. Ich wartete lange darauf. Denn ich und
meine Mutter erhofften sich dadurch einen leichteren Alltagsablauf.
Endlich keine verlängerten Polizeikontrollen mehr. Vielleicht eine
anständige Arbeit, denn mit einem nicht-deutchen Ausweis hatte ich
wohl weniger Chancen auf eine. Natürlich war das nicht der einzige
Grund, warum ich keine Ausbildung bekommen hab, jedoch mit Sicherheit
einer davon.
Während ich also ohne einen deutschen Perso gelebt hab stellte
ich einige Sachen fest. Ich hatte eigentlich keine Probleme mit
Bullen oder stolzen deutschen Bürgern. Wenn irgendwas
deutschland-kritisches geäußert habe, hat man in mir nur eine
weitere 08/15-Zecke gesehen. Als jedoch rauskam, dass ich auch noch
eingewandert bin war es auf einmal eine riesige Unverschämtheit. Bei
Polizeikontrollen wurde ich extra gefragt ob ich deutsch kann und ob
ich alles verstehe(obwohl man mich zuvor auf deutsch angesprochen
hat). Auch wurd ich gefragt woher ich denn komme und wie lange ich
hier schon lebe.
Ich hatte keine Probleme wegen meiner Hautfarbe. Schließlich bin
ich weiß was ein großes Privileg in dieser Gesellschaft ist. Man
hat mich nicht deswegen kontrolliert, sondern wegen „gefährlichen“
Aussehens. Als man dann noch einen nicht-deutschen Pass zu sehen
bekommen hat wurde ich auch dementsprechend behandelt.
Neben diesen ziemlich negativen Erfahrungen gab es einige
„positive“. Beziehungsweise positiv gemeinte. Da ich keinerlei
Akzent oder ähnliches besitze wurde ich immer von irgendwelchen
Leuten gelobt. Ich habe mich gut integriert. Außerdem spreche ich
vier Sprachen, ziemlich fließend. Das ist ja außerordentlich
lobenswert für einen Ausländer. Neulich bekam ich den Spruch von
meiner Lehrerin zu hören: „Sie haben sich aber gut integriert! Das
find ich gut!“. Ich meinte, das wäre mir egal. Warum habe ich
nicht leider gesagt. Das wäre aber die am meisten treffende Antwort
gewesen: Es ist mir egal, ob ich mich „gut integriert“ habe, ob
ich für euch alle ein guter Ausländer bin. Ich geb ehrlich einen
Scheiß drauf, denn es kommt in diesem Leben nicht drauf an. Absolut
nicht.