Mittwoch, 15. Januar 2025

Film der Woche#613: Underrated Disney Double Feature!

Für März 2024 haben Pinky und ich uns zwei Disney-Filme ausgesucht, die als "underrated" gelten. Sprich, Filme die heutzutage aus welchen Gründen auch immer leider nicht zu Meisterwerken zählen, obwohl sie mehr als gut sind. Meiner Meinung nach könnte Disney die beiden Filme ruhig als Realverfilmungen rausbringen. Aber nein, stattdessen gibt es wieder Sequels, Reboots und man tastet die unantastbaren Klassiker an wie "Die Schöne und das Biest". Wofür auch immer. Die dazugehörige Folge könnt ihr übrigens hier anhören. Anyways, here we go...

Atlantis: The Lost Empire (2001)

Wir befinden uns im Jahre 1914. Milo Thatch (Michael J. Fox) ist ein junger Wissenschaftler. Linguist und interessiert an Anthropologie. Aber eigentlich verbringt er seine Zeit damit im Keller der Uni zu hocken und den Boiler zu betätigen. Er würde gerne in die Stapfen seines Großvaters treten. Dieser hatte nämlich eine Spur zum versunkenen Kontinent Atlantis gefunden. Irgendwo in Island soll es ein uraltes Vikinger-Tagebuch geben, dass einen direkten Hinweis für die Route nach Atlantis beinhaltet. Milo versucht seine Professoren davon zu überzeugen, eine Expedition zu finanzieren, doch Fehlanzeige. Es ist alles angeblich nicht auf Fakten basiert und somit Quatsch. Eines Abends jedoch wird er in seiner Wohnung von einer fremden Frau überrascht. Helga Sinclair (Claudia Christian) arbeitet für einen Philantropen namens Mr. Whitmore (John Mahoney). Es stellt sich heraus, dass dieser Milos Großvater gekannt hat. Auch hat er keine Kosten und Mühen gescheut um ein (für damalige Zeiten) hochmodernes U-Boot zu herstellen zu lassen und eine Crew zusammenzustellen die nach Atlantis reisen soll. Wie? Nun, er hat auch schon nach dem Tagebuch suchen lassen und es wurde gefunden. Milo ist außer sich vor Freude, denn endlich geht sein Traum in Erfüllung. Er reist mit einer Gruppe illustrer Gestalten zu einem versunkenem Kontinent, ohne jedoch genau zu wissen was ihn erwartet. Und wie so oft in Abenteuerfilmen, weiß er nicht genau wer Freund und wer Feind ist.


Meine Fresse, was habe ich denn bitte vor 20 plus Jahren verpasst. Alter Schwede, ist das großartig. Erstmal: Der Film ist zwar auf Kinder zugeschnitten und ab 6 Jahren freigegeben, allerdings ist er nicht zu kindisch sodass Erwachsene ihn ruhig mit angucken können. Zweitens: Die Story ist super einfach zu verstehen und nicht zu verworren. Drittens: Auch wenn der Plot irgendwo vorhersehbar ist, so macht es trotzdem Spaß diesen Klischees an Charakteren bei ihrem Treiben zuzusehen. Wir hätten einen Army-Typen der sowas von nicht korrekt ist aber erstmal korrekt erscheint. Eine junge Mechanikerin. Eine alte Frau die ständig raucht und mit irgendjemanden telefoniert. Einen jungen indigen Arzt, der muskulös ist (und heute wahrscheinlich von Der Stein gespielt werden würde). Einen äh stinkenden Franzosen. Und einen Sohn italienischer Migranten, der in der Ukraine aufgewachsen ist. Er spricht außerdem eine Art Surschik (Gemisch) aus Ukrainisch, Russisch und Polnisch. Zumindest war es in der polnischen Synchro so. Interessante Zusammenstellung. Ich bin mir nicht sicher, ob es damals alles schon stereotyp war oder ob es heute erst zum Stereotyp geworden ist. Aber eine bunte Crew mit verschiedenen Charakteren ist schon ganz witzig anzusehen. Mir gefällt außerdem der Zeichenstil. Ist auf jeden Fall besser als der zeichnerische Abfuck den bald darauf Dreamworks angefangen haben zu verbocken. Anyways: Geiler Film!

8/10 Pfandflaschen
Trailer:



Und nun Pinky mit seinem Film:

Treasure Planet (2002)

"„Der Schatzplanet“ aus dem Jahre 2002 ist eine lose Animationsfilm Adaption des Romans „Die Schatzinsel“ des Autoren Robert Louis Stevenson, dessen anderes bekanntestes Werk wohl der Klassiker „Strange Case Of Dr. Jekyll and Mr. Hyde“ ist.

Der Film ist eine Mischung aus klassischen, handgezeichneten Animationen und 3D Computereffekten und packt die Buchvorlage in ein Science-Fiction Gewand mit einem Setting in der Piraterie des 18. Jahrhunderts.

Er erzählt die Geschichte des 14-jährigen Halbwaisen Jim Hawkins, der mit seiner Mutter zusammen in dem zu dem Wohngebäude gehörenden Gasthaus lebt und arbeitet und sich aufgrund seiner rebellischen Art immer wieder Ärger einhandelt. Eines Tages trifft Jim auf einen sich im Sterben befindenden Seemann, der ihm eine geheimnisvolle goldene Metall-Kugel übergibt, die die Aufmerksamkeit von Piraten auf sich zieht und einen Angriff auf die Taverne auslöst.

Nur mit Hilfe des befreundeten Physiker Dr. Dalbert Doppler können Jim und seine Mutter gerade noch aus dem brennenden Haus entkommen und finden in dessen Heim unterschlupf.

Als Jim die Kugel genauer untersucht, öffnet sich eine holografische Karte des legendären Piratenschatzes von Nathaniel Flint und Jim beschließt sich mit Hilfe von Dr. Doppler auf die Suche nach dem Schatzplaneten. Eine spannende und abenteuerliche Reise beginnt....

Der Schatzplanet ist wieder der klassische Fall eines Films, der sich wie ein guter Wein verhält: zu Entstehung interessieren sich nur sehr wenige für ihn und je älter er wird, desto mehr Anerkennung und Aufmerksamkeit erhält er.

Nur das ein Wein bei seiner Entstehung günstiger ist als bei seiner wesentlich späteren Entdeckung, was sich so manche Produktionsfirma doch hin und wieder gewünscht hätte.

Denn mit Produktionskosten von 140 Millionen Dollar und weltweiten Einspielergebnissen von 109,6 Millionen Dollar kann man hier definitiv von einem herben Verlust sprechen. Nicht ohne Grund listete die Los Angeles Times den Film als einen der größten Box Office Flops aller Zeiten.

Auch einen anderen Rekord kann der Film für sich beanspruchen, den man jetzt, je nach Ansicht, als einen positiven nennen kann: „Der Schatzplanet“ galt aufgrund seiner Mischung aus klassischen, handgezeichneten Animationen und 3D Computertechnik als der bis Dato teuerste Animationsfilm aller Zeiten. Diese stilistische Mischung ist für mich persönlich aber auch einer Hauptgründe, der den Film zu einem Highlight macht.

Denn optisch macht der Film sehr viel her. Das liegt aber nicht nur allein an der verwendeten Technik, sondern auch an der interessanten Mischung aus klassischer Piraten- und Seefahrts- Ästhetik und Sciene-Fiction Elementen, die mich stark an das Cyberpunk-Genre erinnern. Hierfür wurden beispielsweise die windbetriebenen Segel durch Solarbetriebene ersetzt oder aus dem ursprünglich Holzbein tragenden Long John Silver ein Cyborg mit mechanischem Bein gemacht. Allesamt Elemente die überhaupt nicht deplatziert wirken, da sie sich sehr gut in das Gesamtbild einfügen und die entsprechenden Elemente der originalen Buchvorlage in diesen Stil adaptiert.

Auch wurden all die Gefahren die auf hoher See lauern in diese Science-Fiction- hafte Welt integriert und entsprechend abgeändert, sodass beispielsweise aus gefährlichen Wasserstrudeln ein durch die Explosion eines Sterns entstehendes Schwarzes Loch wird, dass das Schiff und seine Besatzung zu verschlingen droht.

Gepackt wird dieses ganze Setting in eine liebevoll gestaltete Coming-Of-Age Geschichte, deren Zentrum sich um den sympathischen Hauptcharakter Jim Hawkins dreht, mit dem man ab Zeitpunkt seines Auftretens im Film sofort mitfiebert und ihm nur das Beste wünscht.

Diese Tatsachen reihen sich in das Gesamtkunstwerk dieser gelungenen und freieren Adaption des Roman Klassikers „Die Schatzinsel“ ein und machen den Film nicht nur in optischer Hinsicht zu einem Highlight, sondern auch was die liebevoll gestaltete Filmwelt und die tollen handgezeichneten Animationen angeht. Hier wurde das Quellmaterial würdevoll in ein modernes Gewand gepackt und wirkt an keiner Stelle des Films deplatziert.

Zurecht gilt dieser Streifen heute als Kultfilm und hat seine späte Aufmerksamkeit mehr als verdient.

8,5 / 10 Pfandflaschen"
Trailer:






Dienstag, 14. Januar 2025

Comic Book Review#612: Batman#50 (1995)

Diesen Comic habe ich, wie den im Review davor, ebenfalls auf einem Flohmarkt in Kraków gekauft. Es ist für mich das erste Mal Batman auf Polnisch gewesen seit ca...1995. Also dem Jahr in dem dieser Comic hier erschienen ist. Es handelt sich um eine Jubiläumsausgabe. Die #50. Tatsächlich hat man auch, äh zufälligerweise, die #50 von "Batman: Legends of the Dark Knight" hier reingebracht. Die Reihe war eine Art Retrospektive/Neuerzählung von Batmans Aufeinandertreffen mit seinen schlimmsten Feinden. Hier trifft der Dunkle Ritter das erste Mal auf den Joker.


Zunächst mal lernen wir den Joker kennen, der irgendwo mit ein paar Ganoven einen perfiden Plan auszuhecken. Er schlägt vor, eine berühmte Person zu kidnappen und zu töten und damit eine Panik bei anderen Berühmtheiten auszulösen, damit sie um Geld erpressen kann. Tatsächlich taucht Batman bei der kleinen Versammlung auf und vermöbelt die Gangster. Allerdings nicht den Joker, den er noch nicht kennt. Der Clown Prince of Crime stellt sich vor als Zirkusclown, der von Ganoven gekidnappt wurde. Batman lässt sich tatsächlich überlisten. Etwas später kriegen wir mit wie Joker mit einem Mann namens Melvin Reipan in einem Trailer spricht. Dieser ist tatsächlich sein etwas zurück gebliebener Cousin, der jedoch chemisch sehr begabt ist. So kreiert er für ihn das berühmte Joker Serum, dass Menschen vor ihren Tod zum hysterischen Lachen bringt. Joker hat mit Melvin ein durchaus ausbeuterisches Verhältnis. So überzeugt er den jungen, gut aussehenden Mann, dass er pott hässlich ist. Da das Serum nun fertig ist, fängt er an es bei oben erwähnten bekannten Personen anzuwenden. Es sterben Menschen bei öffentlichen Reden. Sie lachen sich buchstäblich tot. Die Polizei dreht sich im Kreis. 

Ein recht kurzes Abenteuer, dafür aber eines was einfach nur verdammt gut ist. Joker sieht hier aus wie sein cineastisches Vorbild. Der Hauptdarsteller aus dem Film "The Man Who Laughs". Die Gestaltung von Bruce Wayne/Batman ist leider nicht so gut gelungen. Das Gesicht ist einfach grässlich. Dafür mag ich diesen absoluten Wahnsinn der den Opfern von Joker im Gesicht steht. Faszinierend. Auch interessant ist die Einbindung von einem Cousin Jokers, von dem ich bis jetzt nie irgendwas gehört habe. Interessant ist auch, wie Batman dem Bösewicht am Ende doch entlarven und bekämpfen kann. Es gibt auf die Fresse. Auch wenn ich mit Bruces Gesicht nicht viel anfangen kann, so ist der Comic insgesamt doch gut gelungen. Gezeichnet hat übrigens Bret Blevins, geschrieben Dennis O'Neil.

8/10 Pfandflaschen


Montag, 13. Januar 2025

Album der Woche#616: Carpenter Brut - Leather Terror (2022)

Dieses Album wurde mir irgendwann vor drei Jahren auf YouTube vorgeschlagen. Ich habe das Cover gesehen und dachte sofort an eine äh Ein-Mann-Black-Metal-Band. Habe mir den Namen irgendwo aufgeschrieben, vergessen und naja jetzt sind wir hier. Jedenfalls ist das hier ein Ein-Mann-Projekt, hat aber nicht wirklich was mit Black Metal zu tun.

Der Name "Carpenter Brut" ergibt sich wenn man die Champagner Marke "Charpentier Brut" und den Nachnamen des berühmten Horrofilm-Regisseur John Carpenter nimmt. Es handelt sich dabei um Musik aus dem Subsub-Genre "Dark Synth", welches im Grunde genommen eine Form von Synthwave ist. Franck Hueso, der Kollege hinter dem Projekt ist scheinbar (naja eher nicht scheinbar) großer Horrorfilm-Fan, sodass er sogar eine Story in das Album, als auch in den Vorgänger eingebaut hat. Ich weiß nicht ob noch ein drittes kommen wird, aber das davor hieß "Leather Teeth". Dieses hier heißt "Leather Terror" und handelt von jemanden der hier sich an einer Cheerleaderin rächen will, die sich über ihn lustig gemacht hat. Und das in typischer 80er Jahre Slasher/Killer Manier. 


Wenn man in das Synthwave-Genre eingetaucht ist, könnte man meinen das hier wäre nichts neues. Schließlich gibt es mittlerweile Synthwave-Künstler wie Sand am Meer. Es werden viele viele sehr viele Elemente aus den 80ern eingebaut und dazu noch irgendwelche Titelbilder für YouTube-Playlists verwendet die von Horror/Action-Filmen aus eben jenem Jahrzehnt stammen. "Leather Terror" ist da allerdings eine ganze Ecke anders. Hueso fokussiert nämlich nicht nur ein auf ein Genre dass sich wie der Soundtrack zu einem 80s Horrorfilm anhört. Stattdessen gibt es auch Ausflüge in ruhigere Gefilde, Metal und Italo Disco. Wenn wir schon von Italo Disco sprechen: Auf "Lipstick Masquerade" ist Sängerin Persha zu hören. Ihre Stimme passt perfekt zu diesem Clubsong, der irgendwie nach Tony Montana und endlosen Kokain-Bahnen klingt. Auf "Good Night, Goodbye" ist Kristofer Rygg von Ulver zu hören, die ja mittlerweile in Synthpop-Gefilden unterwegs sind. Hier ist davon jedoch nichts zu hören. Stattdessen ist das einfach ein Ulver-Song wie er hätte vor zehn Jahren rauskommen können. Schön langsam und melancholisch. Greg Puciato von The Dillinger Escape Plan überrascht einen auf "Imaginary Fire". Der Song hätte von einer Nu Metal Band sein können. Auf dem abschließenden Titeltrack hört man Johannes Andersson von Tribulation. Und naja, der Song klingt einfach nach Tribulation plus Synthesizer. 

"Leather Terror" ist ein interessantes, jedoch kurzes Werk. Die Songs scheinen jeweils ein eigenes Genre zu bedienen bzw. eigenes Leben zu leben. Zumindest zum Teil. Es ist kein Einheitsbrei, aber trotzdem ein Soundtrack zu einem fiktiven Horrorfilm aus einem Guss. Schade, dass alles nach 30+ Minuten schon zu Ende ist. Ich habe es nämlich genossen.

8,5/10 Pfandflaschen
Anspieltipps: Leather Terror, Imaginary Fire, Good Night Goodbye, Lipstick Masquerade



Freitag, 10. Januar 2025

So isses, Musik!#181

Hallo und herzlich willkommen zur ersten Ausgabe von "So isses, Musik!" im Jahre 2025 und gleichzeitig der ersten Ausgabe nach der Blogpause. Wir fangen ganz langsam an, hoffentlich, und diese Ausgabe hier wird denke ich, nicht zu voll. Das heißt, ich werde alleine Discographies reviewen als auch zusammen mit Philipp und Raphi. Also werdet ihr im Endeffekt zwei Discography-Einträge pro Ausgabe lesen. Sheesh.

Alkaline Trio Discography:
Blood, Hair and Eyeballs (2024)

Erstes Album von Alkaline Trio nach sechs Jahren. In dieser Zeit war Sänger/Gitarrist Matt Skiba Sänger/Gitarrist von Blink-182 bis zum Zeitpunkt als der ursprüngliche Sänger/Gitarrist von Blink-181 zurückgekehrt ist. Gleichzeitig auch das letzte mit Drummer Derek Grant, der die Band während der Mischphase des Albums verlassen hat um sich verstärkt um seine psychische Gesundheit und andere Projekte zu kümmern. Insgesamt das zehnte Werk von AK3.


"Blood, Hair and Eyeballs" hat seinen Titel von Erzählungen von Skibas Mutter, die als Krankenschwester gearbeitet hat. Die besonders schwierigen und anstrengenden Nächte in der Notaufnahme wurden als Nächte voll mit Blut, Haaren und Augäpfeln bezeichnet. Das Album selbst schöpft seine Inspiration von sogenannter Kultur des Untergangs. Skiba, Grant und Bassist Dan Andriano ließen sich von der Tatsache inspirieren, dass heutzutage schlechte Nachrichten uns wesentlich schneller erreichen als gute Nachrichten und dementsprechend schneller Besitz von uns ergreifen. So entsteht der Eindruck, dass alles sehr schnell eskaliert und alles den Bach runter geht. Beispielsweise handelt "Bad Time" von zwei Erfahrungen mit Schießereien/Amokläufen, die Skiba in seinem Leben machen "durfte". Das Album klingt insgesamt sehr energisch, hat aber diese typische, AK3-mäßige, ruhige Art. Ich mag es, wie traurig, melancholisch aber gleichzeitig hoffnungsvoll alles klingt. An mein Lieblingsalbum der Band, "Crimson" kommt es aber nicht ran. Aber völlig egal.

Anspieltipps: Teenage Heart, Bad Time, Hot for Preacher
7,75/10 Pfandflaschen



Primus Discography: Frizzle Fry (1990)

Hurra, eine neue Discography! Diesmal werden Philipp, Raphael und ich uns die Discography einer der wohl seltsamsten Bands dieser Welt vornehmen: Primus. Bekannt als die Herberge für Larry LaLonde (ehemals bei der Death Metal Legende Possessed) und Les Claypool (wenn ihr Significant Other von Limp Bizkit zu Ende hört, kriegt ihr mit wie er Fred Durst einen "obsessive compulsive masturbator" nennt). Oh und natürlich sind sie auch die Band, die den Titelsong von South Park gespielt hat. Aber sie sind so viel mehr. 


"Frizzle Fry" ist das erste Studioalbum der Band, allerdings nicht die erste Veröffentlichung. Davor erschien das Live-Album "Suck on this", welches Songs beinhaltet die hier drauf sind, als auch auf dem Nachfolger "Sailing the seas of cheese". Wir haben es hier mit einer auf dem ersten Blick sehr obskur, auf dem zweiten jedoch sehr eingängig wirkenden Mischung aus den virtuosen Elementen des Thrash Metal, Funk und Alltagsgeschichten als auch Stories über irgendwelche erfundenen Charaktere. "Harold of the Rocks" ist ein vollkommen einfacher und relativ banaler Text über einen Fischerei-Ausflug mit Freunden, der später in einen Clubbesuch mündete, wo der Rapper Schooly D auftreten sollte. Dabei trifft man einen skurrillen Typen namens Harold. Im Opener "To Defy The Laws of Tradition" geht es um eine Abwehrhaltung gegen traditionelle Werte. "Too Many Puppies" wirkt ebenfalls absolut banal, handelt jedoch vom Golfkrieg. Die "Puppies" (Welpen) gelten hier als Metapher für Soldaten die in den sicheren Tod geschickt werden. Der Titeltrack handelt von einem Acidtrip. Les Claypool hat keine besonders musikalische Gesangsstimme. Aber das was er da von sich gibt und wie er sie einsetzt macht die ganze Musik zu etwas ganz besonderem. Die Texte leben hier von Wiederholung und einer ganz einfachen, banalen Obskurität. Es ist faszinierend wie simpel sie eigentlich sind. Doch durch die Claypool'schen funkigen Basslines, Tim Alexanders genauso funkige Trommelkünste und Larry LaLonde psychedelisch wirkende Gitarreneinsätze verschmilzt alles zu einer Art abstrakten Kunst. 

Ich hatte erst Schwierigkeiten mich mit dem Album anzufreunden und das obwohl ich den Nachfolger "Sailing the Seas of Cheese" sehr gemocht hab. Zu Beginn war mir das hier doch etwas zu abstrakt. Doch nach mehrmaligen Hören bin ich wieder "drin". Es ist faszinierend, hineinziehend und tatsächlich auch sehr psychedelisch. Ich meine, dass es sich anfühlt wie ein Wirbel dass einen immer tiefer reinzieht. Psychedelic Polka eben. I love it.

8/10 Pfandflaschen
Anspieltipps: To Defy The Laws Of Tradition, Harold of the Rocks, Too Many Puppies

Und weil drei Meinungen besser sind als eine, hier kommt...

Philipp:

"Ich weiß zum Glück schon ohne eingehende Recherche einiges über Primus: First of all: Primus sucks. Weiterhin: Sänger und Bassist Les Claypool ist ein absoluter Weirdo und gilt als einer der besten Bassisten überhaupt, war zu gut für Metallica, beherrscht mehrere bassähnliche Instrumente (unter anderem auch selbstgebaute wie die Whamola) und hat ca. 10000 Projekte, unter anderem mit so illustren Persönlichkeiten wie Stewart Copeland und Buckethead. 
Gitarrist Larry "Ler" LaLonde war Gitarrist bei der Bay Area-Proto-Death Metal-Legende Possessed und interessiert sich bei Primus sympatisch wenig dafür, irgendwie im Mittelpunkt zu stehen. 
Primus bezeichnen ihre Musik selbst als "psychedelische Polka" und "vertonte Comics" und haben in der US-amerikanischen Musikszene eine absolute Ausnahmeposition, mir persönlich fällt absolut keine vergleichbar klingende Band ein und alles, was die Band je herausgebracht hat, ist so schräg und eigensinnig, dass man sich a) fragt, wie die Band so groß und erfolgreich wurde und b) absolut überhaupt nicht fragt, wie so eine Band eine nahezu kultische Anhängerschaft finden konnte. Real recognizes real etzala.
Auf ihrem ersten Album "Frizzle Fry" sind die Bay Area-Thrash-Wurzeln der Band auf jeden Fall noch deutlich zu hören, der Stil ist bereits ziemlich eigenwillig und oszilliert zwischen Polka, Meddl, Funk und Prog, lyrisch ist dieses Album ziemlich abgedreht und beschäftigt sich unter anderem mit Krieg (Too Many Puppies), Fischerei (John The Fisherman) und kompletten Absurditäten (Frizzle Fry).
Ich finde es faszinierend, wie eine Band bereits auf ihrem ersten Album so einen eigenen Stil entwickeln kann aber das ist wahrscheinlich dem unfassbar seltsamen Gehirn des Les Claypool zu verdanken. Einem Ort, an dem ich gerne ein mal Urlaub machen würde. 

7/10 Pfandflaschen 

Anspieltipps:

John The Fisherman, Too Many Puppies, To Defy The Laws Of Tradition"

Raphael:

"Als am 07. Februar 1990 das Album „Frizzle Fry“ bei Caroline Records erschien, haben sich Primus bereits einmal umbenannt und hatten die ersten Besetzungswechsel hinter sich. Außerdem war bereits im Vorjahr das Live Album „Suck On This“ erschienen. Auf „Frizzle Fry“ hören wir jetzt also Gründungsmitglied Les Claypool an Bass und Gesang, Gitarrist Larry „Ler“ LaLonde, und Schlagzeuger Tim „Herb“ Alexander. Allerdings hat der vorige Gitarrist Huth auf sieben der dreizehn Tracks die Gitarrenspuren beigesteuert. Und so viel will ich schon mal vorwegnehmen: bei der Diskographie von Primus muss man sich nicht allzu viele Namen merken. Gründungsmitglied Todd Huth wird immer mal wieder in Erscheinung treten und dem ersten Drummer Jay Lane werden wir im Laufe der nächsten Texte nochmal begegnen.

Wir schreiben also das Jahr 1990. Im selben Jahr erschien das fünfzehnte Black Sabbath Album „Tyr“. Unsere Reviews zum Album findet ihr hier (und seit 2024 ist dieses Album auf Streaming Diensten verfügbar). Außerdem wurde die Rotbuche zum Baum des Jahres gewählt, der Irak überfällt Kuwait, und das Wacken Open Air Festival findet zum ersten Mal statt.

In San Francisco erblickt also nach sechs Jahren Bandaktivität das erste Studioalbum von Primus das Licht der Welt. Der fast einstündige Langspieler ist gefüllt mit dem basslastigen Funk Metal Sound, für den die Band bekannt ist, und mit Referenzen zu anderen Bands. Primus zollen Tribut an Rush („To Defy the Laws of Tradition”) und an Spent Poets (“You can’t kill Michael Malloy” und “The Toys Go Winding Down”). Abgesehen davon ist die musikalische Darbietung ein ziemlich wilder und mächtiger Bastard aus Funk, Jazz und Metal. Die Arbeit des Schlagzeugs ist vor allem von den präzisen Fills geprägt, darüber webt die Gitarre feinmaschige Klangteppiche, die zwischen Rhythmus und Soli variieren, und im Vordergrund steht der Bass, der kraftvoll in sämtliche Richtungen schießt. Und auch wenn „Frizzle Fry“ nicht sonderlich kohärent ist, ist es ein überaus starkes und selbstbewusstes Album.
7/10 Pfandflaschen

Anspieltipps: „To Defy The Laws of Tradition“, „John the Fisherman”"