Montag, 4. August 2025

Album der Woche#645: New Radicals - Maybe You've Been Brainwashed Too (1998)

Ich habe in den frühen 2000ern, wie schon oft erzählt, ganz viel MTV und vor allem MTV Russia gesehen. Das Musikvideo zu New Radicals' "You Get What You Give" lief zwar nicht pausenlos, aber doch relativ oft. Ich habe bis heute immer wieder einen Ohrwurm davon und damals, als ich klein war, wusste ich nicht was es mit dem Musikvideo auf sich hat. Warum die in der Mall tanzen, wieso sie Leute in Käfige einsperren. Doch irgendwie war da so ne Vorahnung, dass es sich um einen "Jab at the establishment" handelt.


"Maybe You've Been Brainwashed Too" ist das erste und einzige Album der kalifornischen Rockband New Radicals. Bis 2021, genauer gesagt zur Amtseinführung Joe Bidens, sind sie nicht aufgetreten. Es ist merkwürdig für mich, dass eine Band die mit nur einem Album so groß geworden ist, ihre Karriere einfach an den Nagel gehängt hat. Genauer gesagt, waren sie nur ein Duo bestehend aus Gregg Alexander und Danielle Brisebois. Auf Tour waren auch andere Musiker beteiligt, die heutzutage unter anderem auch bei Taylor Swift gespielt haben. Der Song, der damals öfter bei MTV lief - "You Get What You Give" - war wie schon oben erwähnt ein kleiner Mittelfinger ans Establishment. Und gleichzeitig auch ein soziales Experiment. Mal wollte wissen ob die Medien sich an der Zeile stören in welcher die FDA, überteuerte soziale Versicherung und anderes verballhornt werden oder an der nächsten, die sich über Courtney Love, Beck, Hanson und Marilyn Manson lustig macht. 

Musikalisch bewegt sich das Album irgendwie zwischen alternativen und poppigen Sounds. Gregg Alexanders Stimme orientiert sich scheinbar an Soul und Popgrößen und kann richtig hoch werden. Irgendwie klingt sie auch wie eine Hommage an Mick Jagger zu seinen besten Zeiten. Andererseits wiederum klingen einige Songs nach Smashing Pumpkins als hätten sie Popmusik für sich entdeckt. Die Songs an sich sind ziemlich lang und tragen ebenso lange Songtitel wie "Crying Like A Church On Monday", "I Don't Wanna Die Anymore" oder "Jehovah Made This Whole Joint For You". Das Album ist interessant. Es versucht ein Gegenentwurf zu kommerzieller Popmusik zu sein, indem es gleichzeitig...kommerzielle Popmusik zu sein versucht. New Radicals, allein des Namens wegen ist eine Alternative Band mit poppigen Anstrich, die was gegen das Establishment hat und 22 Jahre später bei der Amtseinführung des neuen Präsidenten auftritt. 

Insgesamt definitiv ein Feelgood-Werk, dass an melancholischen, regnerischen Sommertagen gehört werden darf.

8/10 Pfandflaschen
Anspieltipps: Someday We'll Know, You Get What You Get, Maybe You've Been Brainwashed Too



Freitag, 1. August 2025

Film der Woche#641: The Lord of the Rings: The Two Towers (2002)

Der zweite Teil der Reihe fügt sich nahtlos an den ersten an. Die beiden Hobbits Frodo (Elijah Wood) und Sam (Sean Astin) sind immer noch mit Saurons Ring der Macht unterwegs nach Mordor um ihn dort endlich zu zerstören. Auf ihren Weg treffen sie auf Gollum (Andy Serkis) ein mittlerweile über 500 Jahre altes, verwahrlostes Wesen dass einst den Ring gefunden hat und später an Bilbo Baggins, Frodos

Onkel, verloren hat. Gollum ist ein hinterhältiger, heimtückischer ehemals Mensch der den Ring wieder haben will. Er würde ihn sich um jeden Preis wieder zurück holen. Allerdings sind die zwei Hobbits stärker und nehmen ihn in Gewahrsam, sodass er reumütig ihnen anbietet sie nach Mordor zu führen. Dabei geraten die beiden Persönlichkeiten Gollums in einen Konflikt. Seine ursprüngliche, der Mensch Smeagol möchte den Hobbits in Freundschaft dienen, während seine neuanerzogene, Gollum, sie am liebsten töten würde um sich den Ring wieder zurück zu holen. Währenddessen überleben die beiden Gefährten Frodos und Sams, Merry (Dominic Monaghan) und Pippin (Billy Boyd) ihre Entführung durch die Uruk-Hai, neu erschaffene Soldaten von Sauron. Als Aragorn (Viggo Mortensen), der Elf Legolas (Orlando Bloom) und der Zwerg Gimli (John Rhys-Davies) Merrys und Pippins Spuren suchen treffen sie auf ein Heer des Königreiches Rohan, dass von ihren König verbannt wurde. Der König von Rohan, Théoden (Bernhard Hill) wurde jedoch durch Saruman (Christopher Lee) mithilfe des "Beraters" Grima Schlangenzunge (Brad "Chucky" Dourif) einer Gehirnwäsche unterzogen, sodass er nicht mehr wie Herr seiner Sinne und seines Körper ist. Es steht ein bombastischer Krieg bevor. Die Uruk-Hai werden bald Rohan angreifen auf ihren Weg ganz Mittelerde zu erobern. 

Es wäre etwas aufwendig den kompletten Film zu erzählen oder auch nur mehr zu erzählen ohne großartig zu spoilern. "Die Zwei Türme" zeigt meiner Meinung nach sehr gut, wie sich Gier nach Macht anfühlt und wie Abhängigkeit nach Außen aussieht. Damit meine ich nicht nur Gollums Abhängigkeit vom Ring sondern auch die von Frodo. Während Gollum seit 500 Jahren ein Crack Junkie ist, hat Frodo quasi grade erst damit angefangen und sein Gemüt verändert sich noch sehr langsam. Weiterhin geht es, wie so oft, um Freundschaft, Bündnisse und Zusammenhalt im Kampf gegen das Böse. So verbünden sich hier Menschen und Elfen (und ein Zwerg) gegen die Uruk-Hai um den Untergang ihrer kompletten Welt zu verhindern...oder zumindest noch den Untergang des Königreiches Rohan. Es ist nicht nur Fantasy, sondern auch ein Film über strategische Bündnisse. Ein Kriegsschauspiel mit epischen Schlachten und einigen ziemlich witzigen Szenen und großartigen Splattereffekten. Man merkt dass Peter Jackson am Werk ist und man sieht ähnliche Vorgehensweisen wie bei "Brain Dead" oder "Bad Taste". Und wie beim ersten Teil hat dieser hier nichts an Qualität eingebüßt, absolut nicht.

9/10 Pfandflaschen
Trailer


Donnerstag, 31. Juli 2025

Comic Book Review#640: Mars Attacks!#1 (1994)

Hierbei handelt es sich um einen Comic der bei "Topps Comics" rausgekommen ist. Und zwar im Zuge einer weiteren Merchandising Kampagne für die "Mars Attacks!"-Sammelkarten die seit den 1960ern als Kaugummibeilagen rausgekommen sind. Also zwei Jahre vor der Verfilmung von Tim Burton.

Im Grunde genommen ist der Plot super einfach zu erklären. Der Mars greift die Erde an. Und zwar sind diese Marsianer, anders als die in der späteren Verfilmung, durchaus in der Lage eine für den Leser verständliche Sprache zu sprechen. So erfahren wir, durch Dialoge auf den Raumschiffen, was die

eigentlichen Ziele der Außerirdischen sind. Tatsächlich geht es darum die Erde nicht genozidal auszulöschen sondern zu unterwerfen. So streuen die Marsianer auch Desinformation um die Erdlinge in Ungewissheit zu halten. Zu den Laserstrahlen, die sie benutzen um Gebäude zu zerstören kommen allerdings noch Ameisen hinzu, die innerhalb kürzester Zeit wachsen, riesig werden und Menschen angreifen. Das Geschehen auf der Erde wird von mehreren Menschen in verschiedenen Teilen ders Planeten beobachtet. So sehen wir die Mitarbeiter eines Krankenhauses die innerhalb kürzester Zeit sehr viele verschiedene Verletzte aufnehmen und Triage anwenden müssen. Irgendwelche Bauarbeiter im Amazonas Regenwald, die von den Ameisen überrascht werden. Im Pentagon stationierte Soldaten, die von Explosionen verletzt werden... 

Im Grunde genommen ist das eine Chronologie einer Katastrophe/eines Krieges, die allerdings ohne großen Pathos oder einer Art Satire auf Sci-Fi der 1950er Jahre (again: Tim Burton) auskommt. Gezeichnet von Charlie Adlard, der besser bekannt ist für die Ausgaben 7-193 von "The Walking Dead". Also alles in relativ realistischen, nüchternen Stil - bis auf die Aliens. Geschrieben hat die Story Keith Giffen, den man unter anderen durch "Lobo" kennt. Insgesamt also ein durchaus sehr kurzes Vergnügen. Es sei denn, man hat Zeit und Bock und gönnt sich alle fünf Ausgaben der Reihe. Das hier war jedoch erstmal spaßig genug.

7/10 Pfandflaschen



Mittwoch, 30. Juli 2025

Album der Woche#644: Len - You Can't Stop The Bum Rush (1999)

Len sind mir vor ziemlich genau 24 Jahren ins Auge gefallen, als die erste Single (und gleichzeitig das erste Lied) dieses Albums, "Steal My Sunshine" immer wieder mal auf russischen MTV lief. Außerdem kannte ich noch deren Cover von Kim Wildes "Kids in America" und das dazugehörige Zeichentrickvideo (erschienen auf dem Soundtrack zu "Digimon: The Movie"). Ansonsten wusste ich...nichts über die Band und in welche Art von Musik sie irgendwie zu katalogisieren sind. Aber das ist im Grunde auch egal.


"You Can't Stop The Bum Rush" ist das bereits dritte Album, des ursprünglichen Duos Len, dass davor aus den beiden Geschwistern Sharon und Marc Costanzo bestand. Bis dato haben sie zwei Alben in Eigenregie rausgebracht - doch irgendwann hatte man die Schnauze voll von Gitarre spielen und wollte mit irgendwas anderen experimentieren. So hat man jede Menge gesamplet und tatsächlich eine Art Alternative Hip-Hop Album rausgebracht. Eigentlich bewegt sich "You Can't Stop The Bum Rush" irgendwo zwischen zuckersüßen Pop, Old School Hip Hop und ebenfalls sehr poppigen Rock der irgendwie nach Pop-Punk der frühen 2000er klingt. Allerdings waren die beiden hier nicht alleine. Dazu kamen noch der MC D-Rock, der DJ Moves und der Gitarrist Brendan Canning. Dazu noch eine Menge an Gastmusikern, die ich hier nicht alle aufzählen möchte und Hip-Hop-Größen Biz Markie und Kurtis Blow. 

Um mal ein paar Songs kurz durchzukauen: "Steal My Sunshine" handelt von dem Flüchten vor einer Depression bzw. die Konfrontation damit. Es ist ein unglaublich simpler Banger basierend auf einen Sample von "More, More, More" von Andrea True Connection. Danach wird das Album sehr hip-hop lastig. In "Cryptik Souls Crew" stellt sich die gleichnamige Rapcrew vor. In "Man of the Year" wird an Biz Markie tribut gezollt, mit einer Vocoder-Stimme. Selbiger tritt auch in "Beautiful Day" auf. "The Hard Disk Approach" klingt für mich wie eine Hommage an Kraftwerk - ja, auch weil hier Deutsch gesprochen wird. "Hot Rod Monster Jam" geht weiter in Richtung Hip-Hop...und irgendwann in Richtung Volksmusik? Ich weiß nicht ob die Frau hier tatsächlich "Oh Pappkamerad, oh Pappkamerad" singt oder irgendwas anderes. Das ist so unglaublich merkwürdig, das habe ich nicht erwartet. Bis auf "Feeling Allright", "Cheekybugger" und "Big Meanie" die allesamt nach 2000er Alternative Rock/Indie/Pop Punk klingen, bewegt sich das Album im Hip-Hop-Bereich. Insgesamt lässt sich sagen, dass es wie eine Art Hommage an 70er Funk, 80er Old School Breakdance Hip Hop und 90er Indierock klingt. Eine absolut wilde Mischung.

Es gab nur eine weitere Band, die ebenfalls auf ihrem Albumcover sich als Zeichentrickfiguren präsentiert hat, die ähnlich viel experimentiert und gesamplet hat: Gorillaz. Nur waren Len ca. 1 Jahr vorher in der Öffentlichkeit zu sehen. Allerdings ist dieses Album wesentlich mehr auf Rap fokussiert als der Erstling von Gorillaz. Was für eine unglaublich kreative und gut funktionierende Vermischung von Genres. Die Songs blenden verdammt gut ineinander ein. Es ist tanzbar, elektrisch und auch kuschelig und tatsächlich manchmal einfach nur schön. Ich mag dieses Album sehr.

8,5/10 Pfandflaschen
Anspieltipps: Steal My Sunshine, Feeling Alright, Beautiful Day, Junebug