Freundlichst weise ich auf mein Review hin, was hier zu finden ist. Und natürlich, ganz obligatorisch weil drei Meinungen besser sind als eine, hier kommt:
Philipp:
"Beim zweiten Deftones-Album "Around The Fur" werden definitiv keine Gefangenen mehr gemacht. Während mir persönlich "Adrenaline" noch zu eintönig und vorhersehbar war, wird die "Laut-Leise-Laut-Leise"-Dynamik gegen eine etwas progressivere Vorgehensweise getauscht, es gibt gesungene Strophen, gebrüllte Zwischenparts, gesungene Refrains, gebrüllte Refrains, laute Strophen, leise Strophen, teilweise im gleichen Lied, die Besetzung Moreno-Carpenter-Cheng-Cunningham bleibt bestehen, ansonsten hat sich verdammt viel weiter entwickelt: die Riffs haben noch mal einen guten Zahn zugelegt, die Band wirkt noch mal um einiges tighter, die Bassläufe kontrapunktieren die Gitarrenriffs, die Drums sind verdammt großartig und Chino hält sein Niveau nicht nur sondern rappt, keift, säuselt, schreit und singt noch mal um einiges besser, es ist einfach eine deutlich interessantere Platte.
Bereits mit "My Own Summer" beginnt man mit einem verdammten Hit und mit "Lhabia" geht es nahtlos und unfassbar gut weiter, gefolgt von der "Ballade" Mascara, in der Chino über seine Ehe und die negativen und positiven Eigenschaften seiner Frau singt. (Diese verdammten schwachen Handgelenke!!1!!11). Die nächsten 2 Songs plätschern dann im weiterentwickelten Deftones-Stil vor sich hin, mit Hausverbot im Flixbus (ich lasse den Witz mal so stehen, mir auch bums, wer das liest und nicht versteht) kommt dann der nächste große Hit der Platte, was ein geiler Song. Lotion is classical anyway. Dai The Flu ist musikalisch einer der interessantesten Songs, man mag fast an Bands wie Smashing Pumpkins (mit besserem Gesang versteht sich) denken, das hat schon sehr dreampop-eske Anleihen (kleiner Ausblick auf spätere Deftones-Alben vielleicht?). Mit "Headup" ist dann auch wieder ein Nu-Metal-Song vertreten, ist halt auch geil, kann man nicht viel dagegen sagen. Nach der Hälfte des Songs wird daraus dann irgendwie Ambient Jazz, kann man machen. MX besteht aus den drei Songs "MX" (geil), Bong Hit (selbsterklärend) und "Damone" (auch geil) und damit ist die wilde Fahrt auch schon vorbei und man möchte eigentlich nur sofort wieder auf Play drücken so kurzweilig und unterhaltsam war das. Ich bin definitiv Fan dieses Album und finde die Steigerung zum ersten Album mehr als nur beachtlich. Der von mir im letzten Review schon unangebracht verwendete Vergleich mit System Of A Down drängt sich mir da natürlich wieder auf, die Steigerung vom ersten zum zweiten Album ist ähnlich bemerkenswert, die Band hat sich gefunden, traut sich mehr, arbeitet nicht mehr komplett nach dem gleichen Schema.
Leider kenne ich White Pony schon gut genug um zu sagen, dass da definitiv noch Luft nach oben ist, was mich selbstverständlich davon abhält die Höchstpunktzahl zu vergeben, es ist aber schon ein wirklich außergewöhnlich geiles Album.
9,5/10 Pfandflaschen
Anspieltipps: My Own Summer (Shove It), Be Quiet And Drive (Far Away), Dai The Flu"
Raphael:
"Ich beginne mit einem kleinen Verweis auf dieses
Video
Deftones 1997 (Photo: Mark Leialoha)
. Ich habe mich schon
einmal kurz mit diesem Album befasst, als die Top 50 Rock Alben der
1990er Thema auf dieser Seite war. „Bring back the old Nu Metal“
habe ich gesagt. Aber genug davon; wir sind also im Jahr 1997
angelangt. In unverändertem Line-Up haben die Deftones ihr zweites
Studoialbum ebenfalls bei Maverick Records veröffentlicht. Außerdem
wurde die Europäische Äsche zum Fisch des Jahres gewählt, Notorius
B.I.G. wurde ermordet, und Zaire wird in Demokratische Republik Kongo
umbenannt.
Fast
ein Jahrzehnt lang waren die Deftones schon unterwegs, als sie ihre
zweite Langspielplatte auf den Markt brachten. Nun sollte es also so
weit sein, dass der große Durchbruch kam. Es ist schwierig, es
anders zu sagen, denn „Around the Fur“ ist schlichtweg
bahnbrechend. Der raue Sound des vorigen Albums wurde in jeglicher
Hinsicht verfeinert und aufpoliert. Mit besserer Produktion, feinerem
Fokus, und einer insgesamt kräftigeren aber gleichzeitig
filigraneren Umsetzung übertreffen die zwölf Titel alles, was
„Adrenaline“ vorgelegt hat. Mit zwei versteckten Bonustracks
wurde außerdem die Kapazität des Datenträgers CD bis aufs Letzte
ausgereizt.
„Around
the Fur“ entführt die Hörer*innen in eine finstere Welt, in der
blendendes Licht und absolute Dunkelheit dicht an dicht existieren.
Es geht um Oberflächlichkeit, um äußere Schönheit zur Kaschierung
der inneren Hässlichkeit, um die Diskrepanz zwischen Schein und
Sein. Die Deftones öffnen einen tiefen Abgrund, indem sie die schöne
Zier und Fassade aufreißen, um den darunterliegenden Ekel bis ins
kleinste Detail zu beleuchten. Es ist wahrlich kein einfaches Thema,
aber es ist ja auch keine einfache Musik.
Das
Album hat die Gewalt eines Kugelblitzes, der sich immer wieder
entlädt, um die Finsternis in taghelles Licht zu tauschen. Spannung
baut sich auf, verschwindet stellenweise in kleinen Verstecken, um
sich dann in einem unerwarteten Moment mit voller Kraft zu entladen.
Es wird viel mit Erwartungshaltungen gespielt, und die Deftones
schaffen es, mit geschickter Strukturierung für großartige horny
Spannungsbögen zu sorgen.
9,5/10
Pfandflaschen
Aspieltipps: Rickets, Dai the Flu"
Nirvana Discography:Incesticide (1992)
Da Philipp und Raphael mit den ersten vier Deftones-Alben beschäftigt sind und ich nicht untätig sein will, bespreche ich weiterhin Lücken in Discographies auf diesem Blog. Letztes Mal hatte ich Metallicas desaströses Neuwerk "72 Seasons". Diesmal nehme ich mir Nirvana vor. Weiterhin werden dieses Jahr noch Samhain, Sisters of Mercy und Ulver dran sein. Vielleicht sogar noch Code Orange. Das schon mal zur Info. Wenn ihr Bock habt nachzulesen, was ich über "Bleach" und "Nevermind" gesagt habe so klickt auf die Hyperlinks.
"Incesticide" ist chronologisch gesehen Nirvanas drittes Album. Gleichzeitig ist es allerdings kein vollwertiges Album sondern das Produkt der Plattenfirma Geffen die Nirvanas pre-Major-Material von Sub Pop Records lizensiert hat um der Nachfrage nach Grunge Musik gerecht zu werden. Es war sozusagen ein Joint Venture zwischen Sub Pop und Geffen. Kurzum: Es ist ein Compilation-Album bestehend aus sechs zuvor unveröffentlichten Stücken, darunter drei Alternativ-Versionen von "Polly", "Been A Son" und "Aneurysm". Der Single "Sliver", "Slain" von der "Blew"-EP. "Beeswax" vom "Kill Rock Stars"-Labelsampler. Der "Hormoaning"-EP mit dem Devo-Cover "Turnaround" als auch "Mexican Seafood" vom Sampler "Teriyaki Asthma". Das Line-Up variiert je nach Song bzw. Abschnitt. Wir haben Cobain und Novoselic am Gitarre/Gesang und Bass aber sowohl Dale Crover (Melvins) als auch Dan Peters (Mudhoney) als auch Chad Channing und Dave Grohl an den Drums. Im Musikvideo zu "Sliver" ist Grohl auch zu sehen obwohl er bei dem Song gar nicht mitgespielt hat. So gesehen sind die Stimmungen bei den Songs auch absolut unterschiedlich und so unterscheiden sich auch die Qualitäten der Aufnahmen. Das "The Vaselines"-Cover "Molly's Lips" (das der polnische Künstler Kazik erfolgreich in seinem Song "Nie lubie juz Polski" gesamplet hat) ist gleichzeitig das fröhlichste und Lo-Fi-este was ich jemals von Nirvana gehört hab. "Sliver" handelt von Cobains Sehnsucht nach seinen Eltern die ihn einen Abend lang bei seinen Großeltern gelassen haben. Es mag banal klingen aber das kann ein durchaus traumatisches Erlebnis für ein Kind sein. Es ist kein Wunder, dass dieses Album so abwechslungsreich ist. Dies ist der Tatsache geschuldet, dass es einfach aus verschiedenen Phasen der Band zusammengekleistert ist. Ich find's interessant wie Lo-Fi, Punkrock, schnell, langsam und Sludgy diese Compilation ist. Aber das ist halt Nirvana. Und Nirvana waren verdammt gut.
Wenn ihr Lust habt nachzulesen, was ich zum Nachfolger "In Utero" als auch zum Unplugged-Album zu sagen habe, so klickt auf die Hyperlinks.
Weiter geht es mit W. Die großartigen Wolvennest habe ich schon mal live gesehen und bin seitdem irgendwie auch Fan (allerdings nicht von deren Logo). Fantastischer Doom Metal mit außerorderntlicher Atmosphäre. Ähnlicher Fall bei Wormrot. Fantastisch Live, jedoch kein Doom sondern Grindcore. Achja, reviewt habe ich das auch. Letzes(?) Jahr in Dortmund gesehen, es war absoluter Abriss:
Es gab irgendwann mal eine Hardcore Band namens WRAKK. Ich habe deren Demo "no gods. no mastering". Feinster, finsterer, nihilistischer klingender Hardcore Punk der damals seine Hochzeit hatte. Heutzutage aber immer noch beliebt. Ich habe leider keine Ahnung, was die Leute von WRAKK heute so treiben. Danach kommt mit Wugazi das wohl interessanteste Projekt in dieser Ausgabe. Mit "13 Chambers" haben Andy Lund und Kyle Smith ein großartiges Mash-Up-Album veröffentlicht. Bei ihrem Projekt "Wugazi" vermischen sie die Sounds von Wu-Tang Clan und Fugazi. Mein Favorit war damals "Sleep Rules Everything Around Me", was eine Mischung aus "C.R.E.A.M." (Wu-Tang) und "I'm So Tired" (Fugazi) war.
Und zum Ende von "W" natürlich Wu-Tang Clan mit zwei Alben. "Iron Flag" ist ein absoluter Banger, wohingegen "The W" tatsächlich einige schwache Momente, ziemlich viel Füller-Material und drei richtig gute Hitsingles hat ("Gravel Pit", "I Can't Go To Sleep" und "Protect Ya Neck (The Jump Off")
X:
Und nun sind wir tatsächlich im letzten Ordner angelangt. Dieser heißt "XYZ" und hat tatsächlich....keine einzige Band mit X im Bandnamen. Ja, ich habe diese ganzen Straight Edge Bands einfach "richtig" sortiert. So sind "xBishopx" einfach in "B" drin. Ist so.
Y:
Darum geht es jetzt mit Y weiter. Den Anfang machen Yacöpsae, die ich vor kurzem erst wieder live gesehen habe. In meinem Ordner befinden sich lauter Veröffentlichungen unter anderem die Alben "Tanz Grozny Tanz", "Fuck Punk Rock...This Is Turbo Speed Violence" als auch "Einstweilige Vernichtung". Natürlich auch jede Menge Splits: die mit "Active Minds", die mit "Sanity's Dawn", die mit "Massgrav". Und natürlich die EP "Krank Ist Normal". Ich liebe diese Band absolut, trotzdem muss ich sagen dass es hier ein paar murksige Tracks gibt. Ich finde, den heutigen metallischeren Sound wesentlich besser - allerdings fehlen mir diese bescheuerten Interludes die eine gute Powerviolence-Band ausmachen. Finde ich.
Danach dann "Electr-O-Pura" von den großartigen Yo La Tengo und "Fever To Tell" von Yeah Yeah Yeahs. Gefolgt von den Youth Crew/Hardcore Punk Legenden Youth Of Today. Kaum zu glauben, dass deren Songs so unfassbar kurz sind. Die "Can't Close My Eyes", "Break Down The Walls" und "We're Not In This Alone" gehen unfassbar schnell vorbei. Wahnsinn.
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