Deftones Discography: Gore (2016)
Ich habe dieses Album glaube ich insgesamt an die sechzehn Mal gehört. Oder so. Chino Moreno meinte damals, es wäre ein "sehr kopflastiges" Album, was ich tatsächlich bestätigen kann. "Gore" klingt insgesamt wesentlich ruhiger, nachdenklicher und entspannter.
Meines Erachtens hört es sich an, als würde die Band jetzt noch bewusster von jeglichen Nu Metal/Alternative Metal Spuren zurücktreten. Außer einigen wenigen, ja klitzekleinen, Riffs hier und
da, hört man wirklich wenig davon. Wenn sie zu hören sind, dann auf eine langsame, eigenartige und bedrohende Weise. In Vordergrund geraten dann, wie so oft, Chinos verträumter Gesang und generell diese entsprechende Wall of Sound. Der einzige Song, der meiner Meinung nach ziemlich "metallisch" rüberkommt ist "Doomed User". Statt irgendwelchen Wutausbrüchen haben wir das exakte Gegenteil und das auf Albumlänge. Der ruhigste Song ist "Hearts/wires". Um mal einen unangemessenen Vergleich zu bringen: Für Deftones-Verhältnisse ist das hier eine Ballade.
Mir gefällt es, wie sich dieses Album anfühlt. Insgesamt ergänzen sich die Atmosphäre der Musik, der Titel als auch das Albumcover. Diese Flamingos passen eigentlich gar nicht zum Titel, aber zum Sound. Es ist äußerst verwirrend, hat aber was von "diesem in jenem zu finden". Sprich das "Schöne" im "Bösen" oder andersherum. "Gore" ist kein fröhliches Album, gleichzeitig aber auch kein wütendes aber sehr horny-iges. Vielleicht ist es eine Art Ansammlung von Mood Swings. So könnte man das doch formulieren. Nicht ganz so mein Ding, wie "Koi No Yokan" oder die anderen Alben, aber auf keinen Fall schlecht.
7,5/10 Pfandflaschen
Anspieltipps: Xenon, Doomed User, Hearts/wires
Und weil drei Meinungen besser sind als eine, hier kommt
Philipp:
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Deftones 2016 |
"Im Prinzip hat sich im direkten Vergleich zu "Koi No Yokan" sehr wenig verändert, die Band selbst sagte, sie wollten das Gegenteil des letzten Albums und alles anders machen, in der Tat ist es aber nur der nächste Schritt einer konsequenten Entwicklung, viel Melodie, viel Shoegaze, großartige Alt Metal-Riffs (obwohl Stephen Carpenter wohl den geringsten Anteil von allen an diesem Album hatte), düster-warme Deftones-typische Atmosphäre, schönes Cover (fliegende Flamingos sieht man eher selten, meistens stehen die ja nur doof in der Gegend rum) und mir wird nun die schwierige Aufgabe zuteil, das ganze irgendwie zu kritisieren und im künstlerischen Kontext der Band einzuordnen. Ich sehe die letzten 3 Alben irgendwie als Trilogie, seit Sergio Vega den Bass übernommen hat, wurde der Stil, den die
Band bereits seit White Pony gefunden hatte, weiter gefestigt und nicht ein einziges Mal auf die alten Nu Metal-Tage zurückgeschaut. Es ist schon beeindruckend, was diese Band seit allerspätestens dem zweiten Album für eine wahnsinnige Kontinuität an den Tag legt, selbst in den schwächsten Momenten sind sie absolut groß- und einzigartig, nie ein einziger schlechter Song (Pink Cellphone zählt hier etzala mal gar ned), geschweige denn ein schlechtes Album, ich bin absolut begeistert, daher hat Gore auch gar nichts anderes verdient als
9/10 Pfandflaschen
Anspieltipps: Prayers/Triangles, Geometric Headdress, Hearts/Wires"
Raphael:
"Die Veröffentlichung der Nachfolgeplatte von „Koi
No Yokan“ wurde immer wieder nach hinten geschoben. Aus einem
ursprünglich für Ende 2014 angedachten Release wurde letzten Endes
der 8. April. Schon im Januar wurde der Titel angekündigt und im
Februar folgte die melodische Vorabsingle „Prayers / Triangles“.
Zur zeitlichen Einordnung nenne ich schnell noch einige Dinge, die
ebenfalls im Jahr 2016 passiert sind: in der Türkei scheitert ein
Putschversuch, im Vereinigten Königreich von Großbritannien und
Nordirland geht das Referendum zugunsten des Austritts aus der EU
aus, Donald John Trump wird zum 45. Präsidenten der Vereinigten
Staaten von Amerika gewählt, und der Hecht war Fisch des Jahres.
In
diesem Jahr – dem Jahr
der Hülsenfrüchte –
erscheint also das achte Deftones Album mit dem Namen „Gore“. Das
Album ist wieder bei Frank Sinatra’s Label Reprise Records
erschienen und ist in den US Charts aus dem Stand auf Platz 2
geschossen. Seit dem selbstbetitelten Album hat sich außerdem kein
Langspieler der Deftones mehr so lange in den Top 10 gehalten wie
„Gore“. Das ausgiebige und zeitintensive Feintuning hat sich also
ausgezahlt.
Heute
– siebeneinhalb Jahre später – überzeugt „Gore“ noch immer.
Das Album ist emotional, horny, rau, düster. Für den cleanen Gesang
hat Moreno mal wieder Bestnoten verdient und die Screams schlagen
immer genau im richtigen Moment zu. Auf heftig wogenden
Spannungsbögen mischt sich dem Alternative Metal Sound wieder mehr
(Post) Hardcore unter, und stellenweise ergibt sich durch repetitive
Muster eine gewisse Psychedelik.
Einen
dominanten Part im neuen Sound nimmt dieses Mal der Bass ein, was
wohl vor allem an Sergio Vegas neuem sechssaitigen Tieftöner liegt.
Aber auch die Gitarren, Synths und Samples sowie das Schlagzeug
sorgen für ein äußerst vielfältiges und gewaltiges Klangspektrum.
Die Deftones klingen auf „Gore“ wieder etwas wütender, definitiv
rauer, und vernachlässigen dabei keineswegs ihre
melancholisch-emotionale Linie.
8,5/10
Pfandflaschen
Anspieltipps: Geometric Hairdress, Heart / Wires,
Xenon"
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