Nun, zur Hintergrundgeschichte: "Tytus, Romek i A'Tomek" (Tytus, Romek und A'Tomek) ist eine polnische Comic-Reihe gewesen, die mehrere Jahr(zehnt)e lang von einem Typen namens Papcio Chmiel (Väterchen Chmiel) geschrieben und gezeichnet wurde. Der Veteran des Warschauer Aufstands hat einen besonderen Draht zur Jugend mit seinen Comics aufgebaut. Darin ging es um zwei Jungs namens Romek und A'Tomek, die bei den Pfadfindern waren. Sie sind mit der Comic-Version des Herrn Chmiel befreundet, dem eines Tages ein Behälter mit Tusche runterfällt. Nachdem er mit dem riesigen Fleck experimentiert, entsteht plötzlich ein sprechender Schimpanse daraus, der bald den Namen Tytus de Zoo erhält. Es folgen mehrere Bänder voll mit lustigen, nachdenklichen und sozialkritischen Abenteuern. Die zwei Jungs und der Schimpanse sind die besten Freunde und aus der polnischen Comic-Landschaft nicht wegzudenken. Es gab Ende der 80er den ersten Versuch die Comic-Reihe fürs Fernsehen rauszubringen. Das hier, ist soweit ich weiß, der erste und einzige Kinofilm über die drei. Der Titel bedeutet auf Deutsch sowas wie "Tytus, Romek und A'Tomek inmitten der Diebe der Träume".
Die Handlung basiert auf keiner Comic-Vorlage, sondern ist eine vollkommen neue Geschichte. Wir befinden uns im Jahre 2002: Irgendwo auf einem weit entfernten Planeten namens Transformacja lebt der Prinz Saligia. Er hat vor Jahren schon seine Heimat in einen Ort des Konsums verwandelt. Mithilfe modernster Technik kauft er Wünsche auf und verwandelt sie in Werbung. Durch eine Art Wünsche-Aufspürer findet er auf unserer Erde Tytus. Dieser hat den sehnlichsten Wunsch, irgendwann ein Mensch zu werden. Also ködert er ihn, indem er ihm einen Fernseher schickt, der durch den geschickten Einsatz von manipulierter Werbung eine Kaufsucht auslöst. Tytus soll jetzt nach Transformacja kommen um dort das nächste Opfer von Saligia zu werden. Romek und A'Tomek sehen aber ganz schnell, dass irgendwas verkehrt läuft. Mithilfe von Professor T.Alent reisen sie dorthin um nach den Rechten zu sehen. Es stellt sich heraus, dass die ganze Bevölkerung zu Konsum-Zombies geworden ist. Sie sind nämlich alle in der Lage Geld selbst zu drucken und alles mögliche zu kaufen. Tatsächlich fallen Romek und A'Tomek auf die Masche herein und werden selbst langsam zu "grauen Maschinenmenschen", die ständig Geld drucken und auf ihre Gelddruckmaschinen am Handgelenk starren. Tytus hingegen will das auf Dauer nicht zulassen und beschließt einen geheimen Widerstand zu unterstützen. Nicht alle Bewohner von Transformacja sind nämlich so.
Kenner der deutschen Literatur werden "Plagiat!" schreien, weil sie ziemlich schnell merken werden, dass hier irgendwie von Michael Endes "Momo" abgekupfert wurde. Das "Verlieren der Seele" im Kapitalismus, die "Ergrautheit" der Menschen... Ich meine, hier verkauft ein Vater den Wunsch seiner Tochter, einen Hund zu haben um sich eine Gelddruckmaschine zu kaufen. Und versteht dabei gar nicht, wieso sie weint. Für einen Kinderfilm musste ich an ein paar Stellen wirklich schlucken. Es ist nämlich genau da und auch woanders ziemlich gemein gewesen. Ansonsten ist es ein mit Sozialkritik gespicktes Kinderding. Kaufsucht, materielle Dinge, alles was uns so abhängig macht. Das alles ist nicht so wichtig. Freundschaft ist wichtig und dass wir einander gut behandeln etc. etc. Und natürlich ist der Bösewicht auch kein richtiger Bösewicht, sondern jemand der nur falsch abgebogen ist. Stellenweise wirklich trippy. Erinnert manchmal an "Yellow Submarine". Größtenteils aber einfach cool, irgendwie süß und tatsächlich witzig. Schade, dass es den Film nicht mit Untertiteln gibt.
8/10 Pfandflaschen
Trailer:
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