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Mittwoch, 31. Mai 2023

So isses, Musik!#166

Slime Discography: Viva La Muerte (1992)

Album nummer vier. Das erste Album nach der ersten Reunion. Darüber waren nicht alle erfreut. Jens Rachut, die ungewollte so betitelte Legende der Hamburger Punkszene und Sänger verschiedenster Bands widmete Slime sogar einen Song. In "Schleim" der Band Blumen am Arsch der Hölle heißt es "Ihr wisst es so genau/Ihr Bands, die sich zurückbilden und neuformiern/Ihr wisst es alle/Und alle/Revival stinkt/Es stinkt/Und stinkt". Ich hatte tatsächlich diesen Song, oder habe ihn irgendwo, konnte aber den Text nie verstehen. Slime haben hierauf geantwortet mit "Besserwisserei stinkt", was textlich in eine ähnliche Kerbe haut: "Besserwisserei stinkt, sie stinkt, sie stinkt". "Viva La Muerte" ist ein sehr umstrittenes Album gewesen. Die damalige Punkszene war sehr wahrscheinlich enttäuscht von einer Entwicklung in eine andere Richtung gewesen. Anders als auf "Alle gegen Alle" erwartet uns hier kein Hardcore Punk in Stile von Black Flag oder Dead Kennedys sondern viel mehr
deutschsprachiger...naja Alternative Rock mit Metal- und Punk-Elementen. Und unfassbar guten, nachdenklichen Texten. Dirk Jora scheint sogar singen gelernt zu haben. Der Titeltrack ist ein unfassbar schöner Song, der aus der guten Zeit der Toten Hosen hätte stammen können. Tatsächlich haben sie diesen auch auf dem "Alle Gegen Alle"-Tribute Sampler gecovert. Es handelt von kolonialistischen Kriegsverbrechen. "Wind" ist ebenfalls sehr cool. Ich kannte den Song sogar schon vorher, wusste aber nicht dass er von diesem, umstrittenen Album stammt. "Seekarten" ist ein weiterer Widerstandssong gegen Staatsgewalt und Neo-Nazi-Gefahr, inspiriert von "Ins Lesebuch für die Oberstufe" von Hans Magnus Enzensberger. Mit "Wir lieben die Stürme" gibt es sowas wie ein Sequel zu "Störtebeker". Inhaltlich geht es im Prinzip um dasselbe. Der erste Song "Mensch" behandelt Nazi-Gewalt nur diesmal geht es um die Opfer, die aus Sicht der Nazis keine Menschen waren. Ich finde es krass, wie großartig textlich betrachtet dieses Album ist. "Red nicht - geh los" hätte auch auf dem Vorgänger erscheinen können, heißt aber nicht dass es weniger "reif" ist. Einen Spaß erlauben sich Slime trotzdem. Sie covern zum Ende hin das Volkslied "Lustig Lustig" und implentieren Elemente aus "Pretty Vacant" von Sex Pistols und .... "The Final Countdown" von Europe. Fragt sich, ob das nötig war. Allerdings ist das ein unfassbar witziges Durchhalte-Sauf-Lied, dass zwar nicht mehr wirklich zur Band gepasst hätte - könnte man sagen. Aber irgendwie schon. Aus irgendeinem Grund gefällt mir das. Wahrscheinlich weil ich früher mit beiden ausgebreiteten Armen auf Konzerten stand und rumgebrüllt habe. 

Meiner Meinung nach hätte das Album eventuell ein paar Songs weniger vertragen können. Vielleicht hätte "Unsterblich" weg gekonnt. Oder "Wir haben dich wieder" oder "Haut zu Stein". Letzter Song ist zwar gut, aber meiner Meinung nach etwas zu sehr balladesk. Insgesamt finde ich aber, dass das Album insgesamt viel zu schlecht bewertet wurde. Es ist nämlich ein wunderbares, absolut hammermäßiges nicht-Deutschpunk-Album. Man versucht sich in wesentlich reiferen Texten und es klappt. Musikalisch ebenso. Um den Unterschied zu früher zu bemerken: Man vergleiche einfach mal "D.O.R.F." und "Mensch". Ich weiß, zwei unterschiedliche Themen, aber nur um zu merken wie krass Slime sich verändert haben könnte man den Vergleich ziehen. Fazit: Absolut fantastisches, erwachsenes Album dass viel mehr Beachtung verdient hat.

8,75/10 Pfandflaschen

Und weil drei Meinungen besser sind als eine, hier kommt

Philipp:

"Puh, ein schwieriges Album, irgendwie. Ich rede (und das weiß jeder, der sich regelmäßig mit mir über Musik unterhält) sehr gerne von Übergangsalben, oftmals erscheinen sie nach einer Reunion (wie in diesem Falle) oder einem einschneidenden Besetzungswechsel, sie sind nichts halbes und nichts ganzes und stellen irgendwie den unglücklichen Übergang zwischen zwei wirklich guten Alben dar, ohne sie wäre aber das darauffolgende Album nicht möglich. Bei Viva La Muerte ist genau dies der Fall, deshalb kann man dem Album gar nicht übelnehmen, dass es unausgegoren und halbgar ist, Slime waren nach dem fulminanten „Alle Gegen Alle“ einfach explodiert und hatten sich als eine politische Band wie Slime zunehmend notwendiger und wichtiger wurde (Anfang der 90er, Häufung neonazistischer Übergriffe und Brandanschläge) letztendlich wieder gefunden, nicht zur Freude aller (vgl. Rachut, der das ganze übrigens nicht so ganz erst meinte und damit ein wenig seiner Frustration Luft machte, dass sein Kumpel Stephan keine Zeit mehr hatte, mit ihm in einer Band zu spielen).

Politik spielt auch auf diesem Album eine wichtige Rolle, wenn auch um einiges verklausulierter und weniger geradeaus, genauso wichtig wurden spätestens mit diesem Album persönliche und emotionalere Lieder. Der Platz zwischen den beiden wurde mit unnötigen Covern und Seemannsliedern gefüllt, warum, weiß nur der Schleim höchstselbst. 

Generell muss ich sagen mag ich einige Lieder dieses Albums wirklich, der Rest ist aber echt so seltsam und unausgegoren, dass ich mich hin und wieder frage, was das eigentlich soll, es ist wirklich sehr durchwachsen und deutschrockig, Slime hatten sich irgendwie auf eine unangenehme Art und Weise zu den linken Onkelz entwickelt.

Ungeachtet dessen verhelfen sowohl der Übergangs-Status als auch die teilweise doch sehr guten Songs diesem Album zu

6/10 Pfandflaschen

Anspieltipps: Seekarten, Wind, Haut zu Stein"

Raphael:

Slime 1992 (Foto: VDM)
"Nach einer kleinen Pause waren Slime im Jahr 1992 mit ihrem vierten Album „Viva la Muerte“ zurück. Es ist das erste Slime Album seit der sogenannten Wiedervereinigung und das erste Album von Slime in den Baseballschlägerjahren. Und genau diese Zeit wird im ersten Song „Mensch“ thematisiert. Betrachtet man die rechten Gewaltexzesse im Zusammenhang mit einer untätigen Staatsgewalt von damals und vergleicht sie mit den Entwicklungen der letzten Jahre, beginnt das Album wirklich düster. Direkt danach kommen schunkelige Seefahrerlieder, die mal schneller und mal langsamer die Gehörgänge mit Meersalz einreiben. Abwechslung bringen „Schmeiß es hin“ und „Unsterblich“, ohne dass diese Lieder großartig Besserung mit sich bringen. Slime verlieren hier auf verschiedene Weisen die Aufmerksamkeit ihrer Hörer*innen. Ob Shanty, folkloristisch angehauchter Rock oder melodischer Mitsing-Punk, irgendwie zündet hier nichts. Stattdessen klingt alles ein bisschen nach Schlager. Der religionskritische Song „Im Namen des Herrn“ stellt nach „Mensch“ den bisherigen Höhepunkt des Albums dar. Dafür folgt mit „Haut zu Stein“ eine absolute Gähnnummer. Nach dem ziemlich belanglosen aber immerhin nicht furchtbaren „Gegen die Zeit“ wird wieder die Cringe-Peitsche geschwungen: die Version von „Wir lieben die Stürme“ hätte auch von den Amigos sein können, und ist von vorne bis hinten nur unangenehm. Danach erscheint das Rachut-eske „Wir haben dich wieder“ wie die wahrhaftige Wiederkehr des verlorenen Sohnes – obwohl dieses Lied, wenn man es isoliert anhört, kaum mehr als die Skip-Taste verdient. Nach all der Peinlichkeit und Unnötigkeit gibt es mit „Besserwisserei stinkt“ und „Krüppel“ doch noch zwei Tracks, die an „Alle gegen Alle“ erinnern. Sind alle Folk Songs auf „Viva La Muerte“ peinlich? Nein! Die Slime Version von Eric Bogle’s „My youngest Son“ kann man sich tatsächlich geben. Und bevor mit „Lustig lustig“ der finale Tiefpunkt des Albums erreicht wird, lässt „Red nicht – geh los“ den Langspieler noch etwas besser erscheinen als er ist.

Im Großen und Ganzen bleibt aber eine Frage offen: was soll das? „Viva La Muerte“ hätte ein großartiges politisches und starkes Punk Rock Album werden können. Stattdessen trällern Slime Shantys, schunkeln sich bis in die endlose Seekrankheit und versenken sich erfolgreich in der Belanglosigkeit. Als das Album erschien haben Kritiker*innen wohl den Ausverkauf gewittert. Einunddreißig Jahre später würde ich eher Einfallslosigkeit und Dummsuff attestieren. Wenn ich schlechten Punk Rock mit Seefahrtsromantik hören will, höre ich Volxsturm.
Bewertung: 3/10 Pfandflaschen
Anspieltipps: „Mensch“, „Im Namen des Herrn“"



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Was läuft sonst?

Dodheimsgard haben ihr neues Album "Black medium Current" rausgebracht. Ich habe bis jetzt leider nicht sehr viel hören können, weil mein Fokus auf anderen Dingen lag. Aber das was ich gehört habe, ist sehr schön. 



Ich war letzten Monat auf der neuesten Ausgabe des Culthe Fest und habe unter anderem Wolvennest, Sun Worship und The Ruins of Beverast gelauscht. Ich kann diese Bands HERZLICHST empfehlen. Nach den Auftritten liefen diese Alben hier auf Dauerschleife. 

Wolvennest - Temple

Sun Worship - Emanations of Desolation

The Ruins of Beverast - The Thule Grimoires

Wargasm sind eine Nu Metal/Alternative Rock Band aus UK. Es ist nicht überraschend, dass mir das gefällt. Waren letztens auf Tour mit Limp Bizkit. "D.R.I.L.D.O." ist ein sehr Techno-lastiger Track, der mich an eine technoide Version von Slipknot erinnert.


Ich habe vor einiger Zeit ein riesiges, übelst langes Video gesehen, worin 200+ Metal-Genres erklärt wurden. Daraufhin habe ich einige Bands nachrecherchiert und beschlossen, sie hier einzubinden. Das sind nur einige. Es gab noch mehr interessantes.

"Exercise and Hell" von Maruousa ist ein spektauläres Cybergrind-Album. Es ist so unfassbar primitiv und hört sich an als wäre jemand, brennend, eine Mülltonne umarmend (die auch brennt), die Treppe runterfallen. Großartig. Hier findet ihr das Album auf YouTube und hier auf Bandcamp.

In der Schublade "Black'N'Roll" wurde eine russische Band namens SHLEM vorgestellt. Der Name bedeutet sowas wie "Helm". Man bezieht sich wohl auf einen Biker-Helm um das ganze sehr Rock'N'Rollig zu gestalten. Das Logo ist einfach mal in derselben Schriftart wie das der Doom Metal Pioniere Pentagram gestaltet. Jedenfalls habe ich nach einen Song gesucht und habe stattdessen einen Rapper aus Kyiv gefunden, der sich ebenfalls SHLEM nennt. Hier, beides:




Iperyt mit "Particular Hatred". Industrial Black Metal aus Polen. Alter sind diese Texte durch. Sowas von durch und voll mit Hass. Hat der Typ der das geschrieben hat Lack gesoffen? :D Ach du Scheiße xDDD



"Among the Lost" von Mortuous ist ein 2012 erschienenes Death Metal Demo. Ich weiß nicht mehr ob ich es durch das bereits oben erwähnte Video gefunden habe oder nicht. Es ist so stumpf und primitiv. Aber das Artwork ist geil. Hier gehts zu YouTube

S:

Weiter geht es mit meiner digitalen Musiksammlung. Ich bin immer noch bei S und musste leider letztens abbrechen, weil es mir auf Dauer doch etwas zu...eintönig bzw. nervig wurde. Das heißt, dass ich bis zur nächsten Ausgabe nicht weiter gehört habe.

"The Kids Will Have Their Say" von SSD ist ehrlich gesagt nur halb so cool wie ich es in Erinnerung hatte. Aggressiver Hardcore Punk der alten Schule, wovon leider nicht all zu viel hängen bleibt.Vor nicht allzu langer Zeit habe ich "Perpetuum Mobile" des Industrial-Projektes STADT reviewt. Es ist nach wie vor absolut großartig. Das findet ihr hier."Island of Lost Souls" von Stage Frite ist ein durchaus okayes, wenn auch nicht sonderlich spektakuläres Psychobilly-Werk. 

"Wallow in Squallor" von State of Fear ist eine weitere, nicht besonders spektakuläre Crust Punk-EP. Selbstverständlich habe ich auch die beiden hier und hier reviewten Static-X Alben "Wisconsin Death Trip" und "Machine" gehört.

Steve-O (ehemals Jackass) hat irgendwann mal ein Hip-Hop-Album namens "The Dumbest Asshole In Hip-Hop" aufgenommen. Wieso auch immer besitze ich es. Es ist scheiße. Aus irgendeinem Grund hat sich ein Ordner des Rappers Spax in den Steve-O-Ordner verirrt. Das war wiederum ganz gut, wenn auch mich die nachdenklichen Lyrics nicht ganz mitnehmen. Jedenfalls, hier beides:





In dem Ordner von Stockyard Stoics befand sich irgendwie drei Mal dasselbe Material der Streetpunk Band. Meiner Meinung nach sehr gutes Material. Streetpunk der besseren, melodischeren Sorte:



"Fuck Fresno" von Straight Edge Kegger ist eine fantastische Hardcore Punk/Powerviolence Platte, die mit unfassbar schiefen und kreischenden Vocals daherkommt. Genug Journalistensprech, hörts euch an:



Irgendwann habe ich mir scheinbar eine Best-Of von den Stray Cats - der ersten Band von Brian Setzer runtergeladen. Aus heutiger Sicht teils echt unhörbar. Diese Art von Rockabilly spricht mich nicht wirklich an. Insbesondere bei Songtiteln wie "She's Sexy + 17". 1983 muss Brian Setzer Anfang 20 gewesen sein, also als das Lied rausgekommen ist. Vielleicht ist die Ausrede ja, dass es aus einer Vergangenheits-Ich Position geschrieben wurde oder dass man irgendwas auf "Queen" reimen wollte. Naja. "End Position" von Street Sects ist ein großartiges punkiges Industrial Rock Album, dass ich hier mal reviewt habe. Schon lange nicht gehört, was ein Fehler ist. Es ist nämlich super. 


"Ich klau Essen im REWE, du bist hart kriminell, ich beschaffe illegal Toastbrot für die Welt, du suchst überall nach Drogen, sogar in meinem Arsch, ich kack dir ins Gesicht, untersuchst du mich rektal? Ich habe mit Vorladungen meine Einraumwohnung tapeziert und schreie beim Gerichtstermin Geschworene an: "JETZT IST KRIIIIIEG!". Schieß doch Bulle, denn ich begehe 'ne Straftat, scheißegal ob PKW, zu Fuß oder mit Fahrrad - du bist in deiner Abteilung der Held, denn du hast meine Identität festgestellt. Wegen Sachbeschädigung und BTMG und Hausfriedensbruch und weil ich leb'. Die Menge applaudiert wenn die Pferdestaffel kommt und die Festnahmeeinheit trampelt über meinen Kopf. Du guckst mir in meinen Arsch, du guckst mir in meinen Arsch - ich lasse einen fahren. Du guckst mir in meinen Arsch, du guckst mir in meinen Arsch - ich lasse einen fahren."

So oder so ähnlich klingt der Part von Gossenboss mit Zett in den Track "Handschellenrave" der Rapcrew Stupidozid. Back in the day, als ich noch jung und lustig war und manchmal auch Pfand gesammelt hab, haben meine Punkerfreunde und ich unfassbar viel Stupidozid gepumpt. Mittlerweile ist die Crew aufgelöst. Zweifellos die besten MCs aus dieser Sparte des Dresdner Rapgames waren damals Gosse (wie bereits erwähnt, damals bei Stupidozid) und Joca (damals bei KapuDDniks, heute bei Neustädter Harz). Die Crew war gleichzeitig auch ein Label, dass auf seiner Homepage zumindest in den Jahren 2009 und 2010 Weihnachtskalender rausgebracht hat. Jeden der 24 Tage gab es einen neuen Track umsonst zum runterladen. Darunter einige absolute Perlen wie "Fensterblick" (Gosse und Joca), das Remix zu "Mülltonne" namens "Du Hast Dreck Am Stecken" und viele andere. Auch gab es Mixtapes, sogenannte "Müschbänder". Ich hatte die #2 und #3. Rückblickend betrachtet ist es etwas fragwürdig, dass Stupidozid für eines ihrer Logos einfach die SS-Runen genommen haben und dabei die rechte spiegelverkehrt haben sodass ein SZ entsteht. Andererseits: Was soll's. Es ist ein einziges Hit & Miss. Absolute Perlen und tatsächlich auch größter Müll.



Samstag, 27. Mai 2023

Happenings des Monats: Mai'23

Vortrag mit Maria Menshikova zum Thema "Antikriegsproteste in Russland" im Unterhaus, Oberhausen am 09.05.2023

Ich war mir erst unsicher ob ich zu diesem Vortrag gehen soll. Eigentlich wollte ich zum Konzert von Dark Fortress in der Bochumer Matrix. Dann habe ich beschlossen einfach zu beiden hintereinander zu gehen. Nach dem Vortrag habe ich festgestellt, dass ich kaum noch Kräfte habe und die Bahnverbindung zwischen Oberhausen und Bochum zu umständlich ist. Also bin ich danach einfach heimgefahren.

Maria Menshikova ist Teil des russischen oppositionellen Journalistenkollektivs DOXA bzw. ist die Facebook-Admina gewesen, sodass sie ins Visier der russischen Sicherheitsdienste geraten ist. Seit Oktober 2020 wohnt sie in Deutschland und schreibt ihre Dissertation. In ihrem Vortrag hat sie verschiedene Protestformen von dem Krieg gegenüber negativ eingestellten Russen und Russinnen gezeigt. Es ging anfangs um "kleine" Protestformen wie Anti-Kriegs-Graffitis als auch kreative Formulierungen um der staatlichen Zensur zu entgehen. In Russland ist die Verwendung des Wörtchens "Krieg" im Zusammenhang mit dem Angriffskrieg verboten und wird bestraft. Zum Ende des Vortrags ging es aber auch um Aktionen von Partisanen wie Sprengung von Eisenbahnlinien die zum Transport von Militärgütern wie Panzer/Haubitzen/Munition dienen. Aktionen von verschiedenen Gruppierungen wie des Partisanenarms der Legion "Freiheit Russlands" oder aber der Gruppe "Black Bridge" gehören da auf jeden Fall auch dazu. Leider war die Veranstaltung etwas spärlich besucht. Ich selbst war schon lange nicht mehr auf einem Vortrag bzw. in einem "linken Laden" und so fand ich's etwas komisch dass ich beim Reingehen direkt von allem angeglotzt wurde - aber so ist es denke ich mal, wenn man als letzter irgendwo reinkommt. Jedenfalls: Der Vortrag war wirklich sehr informativ - ich freue mich dass auch ein deutschsprachiges Publikum über die Vorgänge innerhalb Russlands erfahren hat. Außerdem freue ich mich über mich selbst, weil ich es geschafft habe, ganz ohne Lampenfieber eine Frage gestellt zu haben. Wenn ihr Bock habt, so gebt DOXA ein Click (die seite ist mit google gut übersetzbar) oder ihr unterstützt die Aktivisten der NRW-Zelle von Feminist Anti-War Resistance.

Stricher guckt sich endlich "Mortal Kombat" (2021) an am 11.05.2023

Letztens bei einer Aktion bei "Müller" zugegriffen und drei DVDs zum Preis von 15€ geholt. Mit dabei waren unter anderem die "Resident Evil: Welcome To Raccoon City", einfach nur weil ich ihn sehen wollte. Und weil eine dritte gefehlt hat, habe ich mir Mortal Kombat geholt. Den wollte ich auch sehen und reviewen, und zwar schon ziemlich ziemlich lange.

Der Film startet im 17. Jahrhundert als die Familie des Kriegers Hanzo Hasashi (Hiroyuki Sanada) umgebracht wird - von einer Gruppe von Attentätern, angeführt von Bi-Han aka Subzero (Joe Taslim). Einzig seine Tochter überlebt in einem Versteck. Bald wird sie vom Donnergott Raiden (Tadanobu Asano) fortgebracht. In unserer Welt, in der Gegenwart, kämpft sich der MMA-Kämpfer Cole Young
(Lewis Tan).... nach unten. Er nimmt Teil an Kämpfen bei welchen er größtenteils leider verliert, wobei er eigentlich ein Profi ist. Eines Abends wird seine Familie von Subzero angegriffen. "Jax" Briggs (Mehcad Brooks) taucht urplötzlich auf und offenbart Cole, dass sie beide dasselbe Mal tragen - in Form eines Drachenkopfes. Cole ist ein Auserwählter und höchstwahrscheinlich Nachfahre von Hanzo Hasashi. Doch außerwählt wofür? Für ein besonderes Turnier, in welchem Vertreter der Erde gegen die Kämpfer aus der "Außenwelt" kämpfen auf Leben und Tod. Nun ist es wieder soweit und wenn das Erdednreich verliert wird es vollends in die Hände des skrupellosen Magiers Shang Tsung (Chin Han) fallen und die Menschheit wird versklavt. 

Das letzte Mal habe ich "Mortal Kombat 2" irgendwann in den frühen 2000ern im Kino gesehen. Nachträglich betrachtet war der Film gar nicht mal so gut. Dieser hier war tatsächlich alles andere als schlecht. Ich kann mich gut erinnern, in der Jugend mal das Spiel gezockt zu haben, allerdings auch nur daran dass es ein Kampfsspiel war. Ich kann mich an keinerlei Inhalte erinnern. Umso interessanter finde ich es, dass man es schafft aus einem Spiel ohne einen besonderen Plot einen gar nicht mal schlechten Plot zu basteln. Und das ohne alles besonders zu verändern. Und natürlich mit Logiklöchern. Und natürlich mit vorhersehbaren Charakteren. Der gemeine Spielfan wird hier keine endlosen "Fatalities" finden jedoch genug Anspielungen auf diese und auf jeden Fall einige Moves die er schon selbst angewandt hat. Auf jeden Fall auch gewisse Ausdrücke wie "Get over here!". Das Problem bei dem alten Film (oder zumindest bei dem Teil an den ich mich erinnern kann) war, dass er sich viel zu ernst genommen hat. Hier ist es nicht wirklich der Fall und deswegen macht es auch definitiv mehr Spaß, den Film zu gucken. Einen Blumentopf gewinnt er jedenfalls trotzdem nicht.

6,75/10 Pfandflaschen
Trailer:



Stricher guckt sich endlich "Resident Evil: Welcome To Racoon City" (2021) an am 12.05.2023

Ich habe mich meinen Zwängen ergeben und habe mir diesen Film geholt, weil ich die sechs davor auch gesehen habe. Auch wenn sie damit nichts zu tun haben. Das hier ist nämlich ein ReBoot, weswegen der Film wohl auch so schlecht abgeschnitten hat. Und wahrscheinlich weil irgendwelche Videospiel-Enthusiasten wegen der Unterschiede schlecht aufgenommen haben. Keine Ahnung.

Wir befinden uns im Jahre 1998. Claire Redfield (Kaya Scodelario) kehrt nach Raccoon City zurück. Sie ist hier in einem Waisenhaus aufgewachsen, in welchem Dr. Birkin (Neal McDonough) an den Kindern medizinische Experimente durchgeführt hat. Ihr Bruder Chris (Robbie Amell) ist inzwischen Cop beim Raccoon Police Department. Sie kommt an per Anhalter - ein LKW-Fahrer nimmt sie mit. Doch leider fährt er eine Frau um, die allerdings ziemlich schnell verschwindet. Die von ihr hinterlassene Blutlache leckt der Hund des Fahrers auf und verwandelt sich schnell in einen Zombie. Generell sieht es in Raccoon City nicht gut aus. Der Pharma-Riese "Umbrella Corporation" hat sich von seinem Standort zurückgezogen, die Stadt ist nur noch von denjenigen bewohnt die es sich nicht leisten können, wegzuziehen. Claire ist nur zurückgekehrt weil sie in einem Chatroom durch einen Whistleblower erfahren hat, dass Umbrella heimlich an der Bevölkerung experimentiert hat und jetzt einiges schief gelaufen ist, sodass sie versuchen werden alles zu vertuschen. In der Nacht nachdem sie angekommen ist und ihren Bruder wieder gesehen hat, werden er und seine Polizei-Kollegen zum
Spencer-Anwesen geschickt. Ein anderes Team, dass ursprünglich dort ein Mordopfer inspizieren und die Lager untersuchen sollte, meldet sich nicht zurück. Dazu kommt noch, dass immer mehr Bewohner merkwürdige Krankheitssymptome bekommen. Das Ende ist nah, irgendwas ist in der Luft und bald wird alles hochgehen. Das heißt, dass alle an die Waffen und zusammenarbeiten müssen.

Ich kann beim besten willen nicht verstehen, was alle an diesem Film so Scheiße finden. Vielleicht liegt es daran, dass man die Storyline aus einem der Spiele zwar adaptiert hat, aber nicht 1:1 sodass sich einige auf dem Schlips getreten gefühlt haben. Andererseits ist das eine relativ vorhersehbare Videospiel-Verfilmung. Wie soll die bitteschön ausgehen? Was erwartet man hier bitteschön? An und für sich betrachtet - und das sage ich, weil ich bis jetzt nur die SECHS immer ähnlicher werdenden RE-Teile mit Milla Jovovich gesehen und bis jetzt KEINEN einzigen Teil der Videospielreihe gespielt habe - ist das ein ziemlich angenehmer Survival Horrorfilm, der sich anfühlt als wäre er aus einem Videospiel entnommen. Man sieht definitiv den Aufbau der Story, die Cutszenen, die Boss Fights. Man muss das einfach ganz nüchtern betrachten. So gesehen ist das hier ein ganz solider Action Horror Film. Ob das eine gute Umsetzung des Spiels ist, kann ich leider nicht beurteilen.

7/10 Pfandflaschen
Trailer:



Stricher guckt sich "Evil Dead Rise" an am 14.05.2023 in CinemaXx Essen

Ich habe im Vorfeld unfassbar viel gutes als auch schlechtes über dem Film gelesen und gehört. Dachte mir, weil ich das letzte Remake/Reboot doch sehr sehr gut fand, dass es von da an nicht schlechter werden kann. Außerdem haben Sam Raimi und Bruce Campbell als Executive Producers fungiert und von daher, kann es nur gut werden. Ich behielt Recht.

Eins vorab: Es hieß die ganze Zeit, dass die "Deadites" nun in der Großstadt zu sehen sind. Und dass es angeblich genauso gut funktioniert, wie ein Szenario in einer Hütte im Wald. Ja, das tut es. Aber wer eine Horde Deadites erwartet hat, die eine ganze Stadt belagern und terrorisieren, der irrt. Macht den Film aber nicht schlechter.

Der Großteil des Films ist tatsächlich ein kleiner Rückblick. Sprich er findet einen Tag nach der Eröffnungsszene statt, was den Zuschauer erstmal ein kleines Bisschen verwirrt. Eine der Hauptfiguren ist Beth (Lilly Sullivan). Sie ist Gitarrentechnikerin, grade dabei im Beruf aufzusteigen und zufällig schwanger. Sie reist nach Los Angeles zu ihrer Schwester Ellie (Alyssa Sutherland), die zusammen mit
ihren drei Kindern Bridget (Gabrielle Echols), den von DJing begeisterten Danny (Morgan Davies) und der jüngsten Kassie (Nell Fisher) wohnt. Das Apartment befindet sich in einem heruntergekommenem Haus, dass bald abgerissen werden soll. Beth hofft, dass Ellie ihr helfen kann - bemerkt aber erst spät, dass Ellie vor kurzem von ihrem Mann verlassen wurde und sie sich bei ihr nicht gemeldet hat. Als die Kinder zum Wohle aller Pizza holen lassen, passiert ein Erdbeben. In einem Parkhaus entdeckt Danny daraufhin ein riesiges Loch, was zu einem unterirdischen Raum führt, der....das "Buch der Toten", sowie mehrere Aufnahmen auf Schallplatte beherbergt. Der Junge nimmt sie natürlich mit nach Hause, öffnet aus Versehen das Buch und spielt eine Platte ab, auf welcher die geheimen Sprüche gesprochen werden, die niemals ausgesprochen werden sollen. Damit erweckt er eine uralte, böse dämonische Kraft die prompt von Ellie Besitz ergreift. Der Spaß kann beginnen.

"Evil Dead Rise" verarscht den Zuschauer zu Beginn ganz schön und setzt ihn auf die falsche Fährte. Wenn man aber schlau genug ist, dann versteht man die Zusammenhänge ganz schön. Es ist eine Warnung. Man wird in den ersten paar Minuten merken, was im Rest des Films passieren wird und hat noch Zeit aus dem Saal rauszugehen. Ich habe oben angesprochen, ob das Szenario sowohl in der Hütte als auch in der Stadt funktionieren kann. Natürlich. Schließlich findet es in diesem Film ebenfalls in einem geschlossenen Raum statt. Klar, kann es funktionieren. Und zwar verdammt gut. "Evil Dead Rise" ist seit langem der ekelhafteste, phantomschmerzendste Film für mich. Ganz zu schweigen von den gut eingesetzten Jumpscares. Waren es in den Original-Filmen noch Freunde bzw. Partner die sich in Dämonen verwandelt haben, wird es hier noch schmerzhafter. Es ist die eigene Familie gegen die man kämpfen muss. So tut es irgendwie...noch mehr weh. Man merkt richtig, dass die Macher die Hauptcharaktere richtig leiden sehen wollen. Es tut weh, sich das anzugucken. Umso besser wird es, als Frau im Film richtig die Initiative ergreift. Und ja, wir haben hier auch eine Kettensäge.

8,75/10 Pfandflaschen
Trailer:



DEVIL MASTER + LAMP OF MURMUUR am 16.05.2023 in Die Trompete, Bochum

Ich habe dieses Konzert seit paar Monaten auf dem Schirm gehabt. Habe es aber komplett versäumt mir irgendwas von den beiden Bands anzuhören. Also war das Ganze mal wieder eine Art Blindkauf. Und das unter der Woche, nach der Arbeit. Zum Glück bin ich jetzt woanders aufgehoben, sodass ich etwas mehr Freizeit habe und nicht komplett im Arsch bin, die ganze Zeit. Anyways:
Angekommen um kurz nach 20:00 Uhr. Lamp of Murmuur haben gerade eben angefangen zu spielen. Ich komme rein und die Trompete ist einfach voll. Zwar nicht sooo voll, aber für einen Dienstag Abend doch ziemlich voll. LOM machen eine auf dem ersten Blick recht ungewohnte Mischung aus atmosphärischen Black Metal und hier und etwas synthigen Anleihen zwischendurch. Auf der Bühne stehen komplett maskierte Personen, deren Gesichter man nicht erkennen kann. Generell klingt es aufgrund des Halls im Raum absolut nach Lo-Fi. Ist aber sowas von geil. Hört sich auf Platte bzw. digital noch mal wesentlich besser an. Ehrlich jetzt. Schade, dass ich mir kein Shirt gekauft hab. Andererseits habe ich hier genug Merch für drei Jahrhunderte.

Devil Master sind eine ganz ganz ganz andere Nummer. Zu sehen sind mehrere Typen, die einfach unfassbar Scheiße aussehen. (Gutes) Corpsepaint, Umhänge, Knochenketten, Dauerwelle, Schnurrbart. Der Drummer sah aus wie das "Everyday we stray further from god"-Meme. Also nicht direkt, aber in einem Moment sah er aus als wäre er 7 Tage wach gewesen und als ob er es bereuen würde auf dieser Welt zu sein. DM scheinen auch generell Fans von der 1. Welle des Black Metals zu sein und definitiv auch von Punk. Darum drehen sie auch absolut trashige Musikvideos mit VHS-Look. Ich weiß halt nicht wie ironisch sie das Ganze meinen, aber irgendwann hat sich's damit. Es ist dann einfach nicht mal ansatzweise lustig. Und wenn sie das ernst meinen, dann weiß ich auch nicht. Fakt ist: Trotz des klischeehaften Namens und klischeehaften Aussehens: Sie machen absolut großartige Musik. Eine Art Mischung aus Venom und GISM. Ich bin, ungelogen, wirklich begeistert gewesen. 

War ein verdammt guter Abend. Also vor allem, weil ich niemanden kannte und einfach in der Crowd untergehen konnte. 

Devil Master:

Lamp Of Murmuur:



WATAIN + BÖLZER + CONCRETE WINDS am 20.05.2023 in Turock, Essen

Hach, es ist schon so lange her, dass ich Watain gesehen habe. Ich glabue, dass das letzte mal auf meinem letzten Rock Hard Festival war. 

Als wir am Turock ankommen, merken wir dass es Sold Out ist. Zum Glück haben wir einige Stunden zuvor noch drei Karten ergattern können, die wir nur auf unseren mobilen Endgeräten vorzeigen müssen. Von draußen merkt man schon, dass Concrete Winds angefangen haben. Schon beim Logo auf dem Poster kann man erkennen, welche Musik die Band macht. Während noch Blasphemy oder Beherit sich auf durchaus lesbare Logos geeinigt haben, machen moderne Bands des Genres irgendwas verzwicktes, zackiges, voll mit Spikes und so. Also jemand wie Caveman Cult oder Revenge. Es ist War Metal, nur vielleicht nicht so krass extrem wie man es erwartet. Ist tatsächlich gar nicht mal schlecht, die Songs dauern nicht zu lange und das ganze wirkt ziemlich punkig. Kommen aus Finnland, wo es wahrscheinlich sehr viele Betonwinde gibt.

Zwischendurch wird es etwas leerer im Raum, weil etliche Besucher "eine rauchen" gehen. Marlyn, Meike und ich beschließen, die Treppe nach oben zu belagern und sind dabei erfolgreich. Leider sitzen wir den Rest des Abends anderen Leuten ständig im Weg, aber das war es wert. Als nächstes sind Bölzer dran, die ich bis dato zwar gekannt aber noch nie wirklich angehört habe. Was dann kommt ist durchaus hörbar und sehenswert. Death Metal mit hallenden, brüllenden Gesang und ebenso hallenden Effekten - dargeboten von zwei halle..äh haarigen Typen aus der Schweiz die vollständig auf einen Bassisten verzichten. Ich finde es beeindruckend, wie weit Musiktechnik bzw. Musiker inzwischen sind, sodass sie mit nur zwei Bandmitgliedern derartig großen Sound herstellen können, der auf einer gewissen Ebene sich anhört als würde er von fünf Leuten kommen. Geil.

Die nächste Umbauphase dauert relativ lange, doch irgendwann Watain um die Ecke. Sänger Erik Danielsson trägt aus dem Backstagebereich eine angezündete Fackel mit sich und berührt mit der Flamme etwas die Wand. Danach werden alle Kerzen angezündet und als die Band mit dem eigentlichen Set beginnt, darf irgendein Fan aus dem Publikum die Fackel halten. Ich frage mich, was er sich in dem Moment gedacht hat. "Scheiße, wenn mich jetzt einer schubst, dann bin ich gearscht!", wahrscheinlich. Watain spielen eine ganz gute Mischung aus alten und neuen Material, beginnen das Set aber (selbstverständlich) mit einem neuen Song - und zwar mit dem Opener "Ecstasies In Night Infinite". Es werden selbstverständlich auch meine liebsten Klassiker "Sworn To The Dark" und "Legions of the Black Light" ausgepackt. Zwischendurch gibt es irgendwelche wirren Ansagen, von wegen, dass wir hier alle geeint vor der Bühne stehen, und irgendwas über Cocks and Cunts und keine Ahnung. Das ganze Schauspiel, inklusive in die Menge gespritzten Schweineblut dauert gefühlt an die 1,5 Stunden. Irgendwann dachte ich mir, dass es vllt. ein kleines Bisschen kürzer hätte sein können aber irgendwie gehört diese ganze Theatralik, das ganze rituelle Brimborium einfach mal dazu. Watain haben großen Spaß an der Sache, sind gerne auf der Bühne und geben sich ganz und gar nicht elitär sondern publikumsnah. Sonst hätten sie die Gesichter der in der Nähe stehenden Leute nicht mit Schweineblut beschmiert und nicht einfach so Drumsticks abgegeben. Ich find's cool, gerne wieder. Aber nicht heute oder morgen. Und bitte auch ohne Blut und den Geruch davon. Bin nämlich ziemlich im Arsch.

Concrete Winds:
Bölzer:

Watain:



Freitag, 26. Mai 2023

Comics Monthly#107

Alien#1

Nun, da 20th Century Fox jetzt Disney gehört bringt Marvel (das auch Disney gehört) nicht nur Predator sondern auch Alien Comics heraus. Predator hatten wir hier letztens schon, jetzt ist Alien dran.

Wir befinden uns im Jahre 2195 auf dem eiskalten Mond LV-695. Eine ganze Familie lebt hier. Batya, Dayton und Zasha. Batya ist eine hochrangige Wissenschaftlerin, Dayton ein erfahrener Minenarbeiter und Zasha ist ihre Tochter. Tatsächlich ist ihr Aufenthalt hier kein Vergnügen. Sie arbeiten für ein Unternehmen namens Talbot, dass sich mit Terraforming beschäftigt. Sie haben einen wichtigen Auftrag - Wasserquellen auf diesem Mond finden bzw. irgendwas, was ihn bewohnbar macht. Eine wichtige Entdeckung würde bedeuten, dass sie bald von dort verschwinden möchten. Batya ist nämlich schwanger und möchte ungern das Kind auf diesem fliegenden Stein gebären. Als Zasha bei einer Höhlenbesichtigung einen eingefrorenen Facehugger findet, bringt sie ins Labor bzw. Lager. Die Info darüber wird an die Firma Talbot weitergeleitet und es dauert nicht mehr lange bis die Multinational Corporation Weyland Yutani die Firma übernimmt und sich auf dem Weg zum Mond macht. Sie
tauchen mit ihrem riesigen Schiff auf und wollen unbedingt das Exemplar des Facehuggers mitnehmen. Dayton wehrt sich gegen die Übernahme und wird festgenommen. Zasha kann fliehen und sich in den Luftschächten verstecken. Dummerweise merkt niemand, dass der tiefgefrorene Facehugger langsam auftaut.

Ich hätte nicht gedacht, dass es so angenehm zu lesen sein wird. Mir hat vor allem der Monolog zu Beginn der Ausgabe gefallen. Es sieht nämlich fast schon danach aus, als würden Xenomorphs über sich selbst sprechen. Cool. Das Design ist auch sehr cool. Hin und da etwas Anime-Mäßig aber nicht auf die kindische Art. Schöne Zusammenstellung der Farben, schöne Darstellung von Schnee. Die Story ist auch nicht uninteressant, ist aber insgesamt zu 85% ähnlich wie so viele Alien-Geschichten. Es sind Menschen die irgendwo weit entfernt sind und sie treffen auf Aliens und irgendwie wird die Situation unterschätzt. Aus irgendeinem Grund mischt sich auf Weyland Yutani ein. Es ist fast schon standard. Es ist schade, dass diese Kuh so endlos gemolken wird und man auf eine gewisse Weise Recycling betreibt. Trotzdem sieht der Comic cool aus und war angenehm zu lesen.

7,5/10 Pfandflaschen
Made by: Declan Shalvey, Andrea Broccardo, Triona Farrell

The Giant Kokjü#2

"When times are darkest......just take joy where you find it."

Was zum geistigen Fick-Fuck habe ich da grade gelesen?

Wir kriegen einen kurzen Rückblick auf die erste Ausgabe. Ein riesiges Kaiju-Monster, eine Art purpurner Dracher hat eine Großstadt angegriffen und fickt alle Gebäude die er antrifft. Ganz genau. Er schiebt seinen riesigen Lümmel überall in jeden Wolkenkratzer rein. Dabei scheißt er ganz schön viel auf die Straße und stößt unfassbar viele Phäromone heraus, die einige Menschen ziemlich notgeil werden lassen, sodass sie sich in dieser kritischen Situation die Zunge in den Hals schieben. Irgendeine geheime Untergrund-Top-Secret Organisation (die geheim ist) hat einen Wissenschaftler gekidnappt, der wohl als einzige in der Lage ist dieses Debakel zu lösen. Sie entführen ihn in ihr
H.E.A.D.Q.U.A.R.T.E.R.S. wo er auf seinen ehemaligen Kollegen, einen klischeehaften Japaner, trifft. Zusammen mit ihm haben sie einen riesigen Mecha, einen funky 70s Disco Samurai entwickelt in welchen er jetzt einsteigen und gegen den KOKJÜ (Ja, so nennt man das Monstrum) kämpfen darf. Aber nur wenn seine Frau und Kinder in Sicherheit gebracht werden und eine Entschädigung kriegen.

Was zum Fick. Eine Art sehr obskure Parodie auf US-Amerikanische Versionen von japanischen Kaiju-Filmen. Es wird genau diese Art und Weise von Storytelling parodiert. Was es mit dem riesigen fickenden Drachen auf sich hat, kann ich noch nicht beantworten. Vielleicht ist es einfach eine gute Kaiju-Parodie mit einigen Seitenhieben auf das heutige Zeitgeschehen. Ich habe keine Ahnung wer der Erzähler in dieser Story ist, vielleicht ist es der Autor selbst, aber man macht sich über Immobilienhaie und Elon Musk lustig. Ich habe gelacht, so insgesamt. Finde es großartig, wenn man auf diese Art vorm Kopf stoßen kann.

8/10 Pfandflaschen
Made by: Gerry Duggan, Scott Koblish
Erhältlich bei Image Comics

Spider-Man 2099: Dark Genesis#1

Hach, wie schön. Wir befinden uns wieder in der in den 1990er Jahren erdachten möglichen Zukunft des Marvel-Universums. Der hiesige Spider-Man, Miguel O'Hara hat in seiner Heimatstadt Nueva York gegen machthungrige Eliten gekämpft. Inhaber sogenannter "Black Cards", die außerhalb des Gesetzes agiert haben. Sein Kampf war erfolgreich, die Eliten geschwächt, das Volk gestärkt. Allerdings hat es dazu geführt, dass die Gewalt gegen ehemalige Millionäre gewachsen ist und es noch mehr Gewaltopfer gibt. Eines dieser Opfer ist Michael Erick. Zu Beginn der Ausgabe wird sein Apartment von mehreren wütenden Leuten angegriffen. In letzter Not greift er zu einem geheimnisvollen Gefäß, in welchem sich der Symbiont befindet der als "Carnage" bekannt ist. Folglich wird Erick zur neuesten Inkarnation von Carnage und daraufhin auch zu einer Art "Publikumsmaskottchen". Sein neues Ich
versucht nun angeblich "für die kleinen Leute" zu kämpfen und greift das Gebäude des Alchemax Konzerns an, das wohl eines der korruptesten im ganzen Land ist. Spider-Man und die außerirdische Spider-Woman versuchen zu intervenieren und den Leuten beizubringen, dass sie nur von Carnage in ihrer Wut ausgenutzt werden. Leider wird Spidey im Kampf mit Carnage verletzt, genauso wie ein Polizist der grade seine Tochter angerufen hat, um ihr mitzuteilen dass er heute später nach Hause kommt. Das Ausmaß an Gewalt weckt mehrere Superhelden, die auch in diesem Jahrhundert aktiv sind: Ghost Rider, Moon Knight und....Venom.

Soooo gefällt mir das. Eine Story die schon desöfteren da gewesen ist, die allerdings spannend erzählt wird und nicht unnötig in die Länge gezogen wird. Superhelden als Bindeglied zwischen Recht und Ordnung und dem Willen des Volkes. Sie kämpfen gegen Eliten wollen aber niemanden töten. Dazu noch etwas Fan-Service in Form von alten Schurken/Helden und natürlich eine Neuausrichtung dieser Charaktere. Die außerirdische Spider-Woman sieht aus wie eine Mischung aus....Xenomorph und Spider-Woman. Kein Scheiß. Justin Masons Zeichnungen haben wenig mit 90er Jahre Design gemein und bieten schon irgendwie was neues allerdings gleichzeitig was vertrautes. Man sieht: Marvel gibt sich hinsichtlich ihres Flagschiffs Spider-Man weiterhin große Mühe. Gefällt.

8,5/10 Pfandflaschen
Made by: Justin Mason, Steve Orlando
Erhältlich bei Marvel Comics

Donnerstag, 25. Mai 2023

Album der Woche#583: Urfaust - Teufelsgeist (2020)

Urfaust sind eine seltsame Band. Sie stammen aus den Niederlanden, ihre Song- und Albumtitel sind desöfteren auf Deutsch, allerdings in einem grammatikalisch inkorrekten und man keinen einzigen Songfetzen herausfiltrieren. Ich weiß nicht bei welchem Album, aber irgendwo gibt es einen Lyricsheet. Zu "Teufelsgeist" jedenfalls nicht. Allerdings ist das völlig in Ordnung so. Ich habe sie bis jetzt einmal sehen dürfen, im Club Volta in Köln, als Support von The Ruins of Beverast, und es war fantastisch. Eine Musik zum Verlieben schön, dahintreibend, atmosphärisch. Irgendwas mit Metal, ohne jedoch sich genau einen bestimmten Subgenre zu unterwerfen. Am ehesten aber irgendwas in die Richtung Atmospheric Doom Metal. Ich habe dieses Album vor drei Jahren schon mal reviewt, im Rahmen von "So isses, Musik!". Allerdings war die Kritik ziemlich kurz gehalten und ich habe mich nicht wirklich mit der Thematik des Albums auseinandergesetzt. Darum, hier noch mal.


Atmosphärisch ist das Stichwort, denn auf "Teufelsgeist" (das Album wurde übrigens von einem hauseigenen Schnaps begleitet) versucht man eine bestimmte zu schaffen. Man widmet sich den verschiedenen Stadien von Rausch. Zu Beginn haben wir eine für dieses Genre eine fast schon fröhliche Atmosphäre. "Offerschaal Der Astrologische Mengformen" klingt wie ein fröhliches Erwachen an einem sonnigen Morgen. Die Vögel zwitschern. Es ist wie in einem Disney-Zeichentrickfilm. Es zaubert einen ein Lächeln ins Gesicht. Doch schon der nächste Track "Bloedsacrament Voor De Gestenzieners" zeigt was dem anfänglichen Rausch folgt. Eine Art Benommenheit, emotionale Unklarheit. Ein sprichwörtlicher Nebel im Gehirn. "Von Alcoholische Verbittering Naar Religieuze Cult" zieht einen noch mehr runter. Es ist ein reiner Ambient-Track, der einen suggeriert dass das Trinken vielleicht doch keine gute Idee war und man selbst ein wertloser Mensch ist. Es herrscht eine, wie im Titel schon angedeutete, verbitterte Stimmung. Man stelle sich vor, dieser jemand liegt in dem Moment schon am Boden, ist nicht mehr der Herr seiner Sinne oder weint in sich hinein. "De Filosofie van een Gedesillusioneerde" zeigt nicht mehr den Nebel im Kopf sondern eher einen Sumpf. Oder einen Hagel. Jedenfalls werden die Nervenenden stramm gezogen und durcheinander gebracht. Man sitzt da mit 123423423420847923402304 Gedanken in seinem Kopf. "Het Godverlaten Leprosarium" ist wohl das absolute Delirium. Depression. Der totale Absturz.

Es ist faszinierend, wie faszinierend das ist. Eigentlich ist so ein Konzeptalbum keine neue Idee. Aber jeder setzt Ideen anders um und besonders in einem solch kreativen Genre wie (Doom) Metal ist die Ideenvielfalt tatsächlich groß. Ebenso faszinierend ist, was für ein Downer dieses Album eigentlich ist, es aber in mir grundsätzlich positive Gefühle hervorruft. Es ist ein wunderbares, entspannendes, meditatives Stück Musik. Vor allem schön für lange Bahnfahrten zur Arbeit oder wenn man morgens um 4:55 zum Bahnhof laufen muss. 

Anspieltipps: Het Godverlaten Leprosarium, Offerschaal Der Astrologische Mengformen
9/10 Pfandflaschen



Mittwoch, 24. Mai 2023

Film der Woche#580: Crimes of the Future (2022)

Ursprünglich war es geplant, mal wieder, ein kleines Podcast-Special rauszubringen. Thema ist diesen Monat "Body Horror", weil ich letztens "Altered States" gesehen habe, sodass Pinky und ich später uns darauf geeinigt haben dass es ein gutes Thema wäre. Nun erscheint das Review zu "Altered States" aber erst im Juni und der zweite Film, ja, der kommt jetzt.

"Crimes of the Future" ist schon der zweite Film von David Cronenberg mit solch einem Titel. Der erste war eines seiner ersten Werke, hat aber mit diesem hier nichts zu tun. Das hier ist kein Remake oder so. Aber es ist derselbe Titel. Jedenfalls habe ich gedacht, dass es sowas wie "Minority Report" ist, aber ich lag falsch.

Wir befinden uns in einer irgendwie nicht zu weit entfernten Zukunft. Die (Bio-)Technologie ist soweit entwickelt, dass Menschen nun dank modernster Maschinen ihren Alltag schmerzfrei genießen können. Es gibt biomechanische Betten, die sich nachts auf jeden Schmerzpunkt des Körpers abstimmen. Sogenannte "Breakfaster", die jedes Kauen, Schlucken und Verdauen erleichtern. Hinzu kommt, dass die Menschen nun gar keine physischen Schmerzen mehr empfinden und infektiöse Krankheiten nun auch nicht mehr existieren. So kann nun jeder in aller Öffentlichkeit bei vollem Bewusstsein operiert werden. Saul Tenser (Nicht Woody Harrelson sondern Viggo Mortensen) und Caprice (Léa Seydoux) sind ein Künstlerteam, dass sich damit spezialisiert hat Operationen in aller Öffentlichkeit als Kunstperformance aufzuführen. Sie haben auch immer wieder einen Grund dazu. Sauls Körper produziert immer wieder neue Organe, dessen Funktion unbekannt ist. Caprice tätoowiert sie in ihm drin und schneidet sie dann bei einer Performance heraus. Zu Beginn des Filmes melden sie sich bei einer neuen Behörde namens "National Organ Registry" und können die beiden Funktionäre Wippet (Don McKellar) und Timlin (Kristen Stewart) für ihre Kunst begeistern. Im weiteren Verlauf des Films lernen wir Lang Dotrice (Scott Speedman) kennen, der kürzlich seinen jungen Sohn verloren hat. Seine
Frau Djuna (Lihi Kornowski) hat ihn umgebracht, weil sie von der Tatsache angewidert war, dass das Kind aufgrund einer Modifikation in der Lage ist, Plastik zu essen und zu verdauen. Nun möchte Dotrice Saul und Caprice dazu mobilisieren in einer Performance eine Autopsie des Jungen durchzuführen um ein Zeichen zu setzen für die weiterführende Evolution des Menschen.

Ein faszinierender, jedoch äußerst verstörender und verwirrender Film. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er bei einem gewissen Teil der Horror-Enthusiasten nicht angekommen ist, weil er zu steril ist und zu wenig Body Horror ist. Tatsächlich sind die Verletzungen definitiv von CGI'scher Natur, allerdings wirken meiner Meinung nach die ganzen technischen Geräte durchaus biologisch und somit sehr verstörend. Ich finde, dass der Film den Mangel an Serotonin in menschlichen Körpern thematisiert und somit auch den Drang des Menschen sowas wie Freude oder Lust zu verspüren, sei es durch Adrenalinzufluss oder Schmerz. Da die Menschen der Zukunft wohl keinen Schmerz mehr verspüren und Sex wohl nicht mehr in ist, sind Operationen das neue Sex. Es erscheint mir so, als ob der Drang nach der Lust, nach Adrenalinkick hier thematisiert wird - und selbstverständlich auch der Horror des menschlichen Körpers. Ich fands faszinierend, verstörend und gleichzeitig, natürlich, unfassbar merkwürdig.

8,5/10 Pfandflaschen
Trailer:


Dienstag, 23. Mai 2023

Comic Book Review#579: Marvel Comics Presents#79 (1991)

Es ist tatsächlich purer Zufall, dass das Comic Book Review#579 die Ausgabe 79 von "Marvel Comics Presents" beinhaltet.

Die erste von vier Stories handelt von Wolverine. Genauer gesagt ist er da noch nicht Wolverine sondern "nur" Logan und gefangener eines Untergrundkomplexes, der ihm gehirngewaschen hat und nun quasi aus der Ferne steuern kann. Logan ist "Weapon X", zehnter Versuch der Kreation eines Supersoldaten. Zuerst sehen wir wie er in der Wildnis einen Grizzlybären enthauptet und dabei von Kameras der Institution beobachtet wird. Später wird er allerdings zurückgebracht und zwei Ärzte, die seinen Prozess überwachen, fangen an über seine Zukunft zu diskutieren. Der eine möchte aus Wolverine eine Tötungsmaschine machen, während der andere Zweifel an seiner Mission hat und sich nicht sicher ist, was sein Ziel in dem Projekt eigentlich ist. Seine Gedanken werden plötzlich unterbrochen als Wolverine aus seinem Schlaf erwacht und plötzlich zwei Gehilfen mit seinen Klauen umbringt.


Nunja, eigentlich keine schlechte Story. Es geht um die Zeit Wolverines bevor er Wolverine wurde und wir kriegen einen kleinen Einblick in die Anstalt aus der er später entkommen ist. Selbst die Doktoren, die ihn "betreuen" sind nicht alle ganz klar irgendwelchen Bösewichten zuzuordnen. An und für sich also eigentlich ganz cool - nur leider viel viel viel zu kurz. Mit nur neun Seiten. Dabei ist Wolverine sogar auf dem Cover. Man könnte meinen, dass ihm mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird, doch leider handelt es sich wohl um eine Art Marketingtrick. 

6,75/10 Pfandflaschen

In der nächsten Story befinden sich Nick Fury und seien Gruppe von US-Soldaten, die Howling Commandos, in Rumänien. Im Zweiten Weltkrieg. Das ist bereits der dritte Teil der Geschichte, also habe ich leider keine Ahnung wie sie auf Graf Dracula getroffen sind. Jedenfalls finden sie hier heraus, dass es wirklich Graf Dracula ist. Sie entscheiden sich ihn als Waffe gegen Nazis einzusetzen und stürmen mit ihm daraufhin gemeinsam ein Konzentrationslager welches voll mit Roma ist. Diese sehen Dracula als eine Art.. Meister(???) und starten eine Revolte gegen die Aufseher. Dracula selbst hat irgendein Problem mit einem Kommandanten der SS und will ihm das Blut aussaugen.

Was zur Hölle? Die US Army mit Graf Dracula gegen die SS. Was. Wie geil ist das denn?

7,5/10 Pfandflaschen

"The Tender and the Vulgar" erzählt die Geschichte des Mutanten Sunspot, der sich in Brasilien aufhält. Er ist willkommener Gast einer Menschenfamilie, die ihm Unterschlupf gewährt. In der letzten Ausgabe wurden die Tochter der Familie, Christina und er im Regenwald Opfer eines Angriffs. Jemand hat einen Baum angesägt, welcher auf Sunspot stürzen sollte. Dabei verlor Christina ihren Verlobungsring. Später essen sie gemeinsam mit ihren Eltern zu Abend, als plötzlich Mutantenfeinde/Menschen-Extremisten ins Haus stürmen und alles zerstören. Sunspot fühlt sich zuerst machtlos, weil er keine Solarenergie abgekommt, die seine Stärke nährt. Doch seine Wut ist viel größer und er schafft es die Angreifer abzuwehren. Am Ende werden sie von den Cops verhaftet und Christina kriegt ihren Verlobungsring zurück - es handelte sich nämlich um die selben Angreifer wie im Regenwald. Sunspot fühlt sich nichtsdestotrotz etwas unwohl im Kreis der Menschen, weil er merkt dass er sie nicht wirklich versteht. Er denkt, er würde niemals dazugehört.

An und für sich eigentlich ein ganz angenehmer, nachdenklicher Comic. Allerdings nervt mich diese "Ich bin so arm und traurig-"Attitüde ziemlich. Mir wird klar, dass es leider ein großer Bestandteil vieler X-Men/Mutantencomics damals war. "Ich bin arm und wütend und traurig und missverstanden". Viel eher gefällt es mir, wenn Mutanten für ihre Rechte einstehen und eine Brücke zur Menschheit schaffen wollen. 

6/10 Pfandflaschen

Die letzte Geschichte trägt den Titel "A Nightmare On Bleeker Street". Der Magier Doctor Stephen Strange geht mit einer Freundin namens Sara ins Kino und guckt sich eine Art Hommage an die "A Nightmare On Elm Street"-Filme an. Später übernachtet sie bei ihm, doch der süße Schlaf wird von einem schrecklichen Ereignis gestört. Wong, Stranges Gehilfe und Sara sind scheinbar tot und plötzlich taucht der Bösewicht aus dem Film auf. Es ist eine Anspielung auf Freddy Krueger. Er heißt Eddie und hat lange Fingernägel. Strange schafft es mithilfe von Magie den Bösewicht gefangen zu nehmen und schließlich zu besiegen. 

Ich finds interessant, wie diese kurzen Comics geschrieben sind. Innerhalb kürzester Zeit passiert so viel, die Dialoge wirken total verhaspelt. Trotzdem ist es unfassbar spaßig, eine kurze abgeschlossene Geschichte zu lesen. Und zwar wesentlich mehr als einen von vielen Teilen wofür man Vorkenntnisse über die vorherigen Teile haben muss. Ich fands tatsächlich ganz witzig, vor allem wegen Stranges Zaubersprüchen.

7,75/10 Pfandflaschen

Made by: Barry Windsor-Smith, Doug Murray, Tom Lyle, Daryl Edelman, John Byrne, Robert Campanella, Steve Geiger

Freitag, 19. Mai 2023

Album der Woche#582: Laibach - Spectre (2014)

Es ist schon etwas länger her, dass ich ein Album von Laibach reviewt habe. Damals habe ich mir das epische Drittwerk "Opus Dei" vorgenommen. "Spectre" ist das achte Album des musikalischen Arms des slowenischen Künstlerkollektivs "Neue Slowenische Kunst" und könnte im Vergleich nicht anders sein. Wenn man die beiden Alben gegenüberstellt merkt, dass es zwei unterschiedliche Welten sind. Auf "Opus Dei" war sehr viel Martial Industrial zu hören und man konnte die Band nicht (immer) in die richtige Schublade einordnen. Diese beiden obskuren Cover zu Queens "One Vision" bzw. "Life Is Life" wirkten sehr abstrakt, der Subkontext war für viele nicht immer einzuordnen. 

2014 hingegen waren Laibach schon eine Koryphäe des Industrial-Genres und man wusste sehr wohl, was sie mit ihrer Musik aussagen möchten. Scheinbar ist es auch das Anliegen des Kollektivs gewesen, nicht mehr mit Subtexten zu arbeiten, sondern direkte Aussagen zu machen. Sicher sind hier auch noch Industrial-Elemente zu finden, jedoch bewegen sich Laibach mittlerweile allgemein auf einer anderen Wolke. Die Songs sind für die Öffentlich wesentlich zugänglicher, melodischer, ja sogar poppiger. Der Opener "The Whistleblowers" ist eine Ode an den Zusammenhalt der Menschheit. Eine Hymne für die Freiheit, ohne jegliche Diktatur. Ich liebe dieses Lied einfach. Es hat keine richtige Strophe-Refrain-Strophe-Struktur sondern funktioniert wie eine Art gesungenes Gedicht. Gleichzeitig gibt es durchaus dystopische bzw. kritische Songs wie "Eurovision" - eine Kritik an der Europäischen Union, die für
viele Slowenen als auch andere Osteuropäische Völker eine Art Hoffnungsanker nach dem Zerfall des Warschauerpaktes bzw. im Fall von Laibach Jugoslawien war. "Walk With Me" ist auch genauso schön und traurig zugleich. Ich mag auch den Kontrast zwischen der rauhen, zugegeben etwas ungeübt wirkenden Stimme von Milan Fras und der sehr melodischen von Mina Špiler. Besonders gut hört man diesen meiner Meinung nach in "Bossanova". Mit "Koran" bezieht man sich wieder auf (damals) aktuelle Ereignisse, nämlich Revolutionen in arabischen Staaten. Auf der Extended Version des Albums finden sich noch weitere Tracks, fünf insgesamt, sodass man auf 15 Songs kommt. Darunter auch das Cover von "See That My Grave Is Kept Clean" des US Blues Musikers Blind Melon Jefferson.

Meiner Erachtung zufolge ein durchaus spannendes, weil so verhältnismäíg ruhiges und vielschichtiges Werk. Es hat was von einem fiktiven Soundtrack, allerdings nicht zu einem Film sondern zu einem Theaterstück über eine Welt in Trümmern, dass sich gerade wieder aufrafft. Bis auf die fünf Bonustracks natürlich, die meiner Meinung nach nicht so ganz ins Konzept passen, jedoch trotzdem gut sind. Anyways: Ich schreibe dieses Review im April obwohl es im Mai erscheint. Ich bin seit 4 Uhr wach und ziemlich fertig. Mehr bringe ich leider nicht zustanden. Ist ein geiles Album. Vertraut mir.

9/10 Pfandflaschen
Anspieltipps: Bossanova, Koran, Eurovision, The Whistleblowers, Resistance Is Futile, Walk With Me




Donnerstag, 18. Mai 2023

Film der Woche#579: ガメラ-THON, Teil 7

ガメラ対深海怪獣ジグラ/Gamera vs. Zigra/Gamera gegen Zigra – Frankensteins Weltraumbestie schlägt zu (1971)

Herzlich willkommen zum siebten und letzten Teil des klassischen Gamera-Zyklus. Also, eigentlich den vorletzten Film in der Showa-Ära, aber den letzten der wirklich Original-Material enthält.

Wir befinden uns im Jahre 1985. Japan hat mittlerweile eine Basis auf dem Mond errichtet, die allerdings von einem unbekannten Raumschiff angegriffen wird. Dasselbe Raumschiff befindet sich kurze Zeit später in irdischer Umlaufbahn und wird von japanischen Wissenschaftlern bzw. Weltraumexperten beobachtet. Die Doktoren Yosuke und Wallace erwägen es, das Ganze zu untersuchen werden aber mitsamt ihrer Kinder Kenichi und Helen mittels Traktorstrahl vom Raumschiff eingesaugt. Eigentlich haben sich die beiden Männer auf einem äh Fischereiausflug befunden und die Kinder haben sich heimlich aufs Boot geschmuggelt. Sowas aber auch. Jedenfalls finden sie im Raumschiff eine irdisch aussehende Frau, die sich als Vertreterin des Zigra-Volkes
vorstellt. Sie ist die Verantwortliche für ein vor kurzem stattgefundenes Tsunami in Japan als auch andere in Peru und in einem arabischen Land. Sie erzählt ihnen auch, dass die Zigra eine sehr weit entwickelte außerirdische Spezies sind, die allerdings all ihre Reichtümer verloren hat und nun auf der Suche nach einer neuen Heimat ist. Es stellt sich heraus, dass ein riesiges, nach Goblinhai aussehendes Monstrum namens Zigra, ihre Gehirnwellen kontrolliert und sie sich in Trance befindet. In Wahrheit will Zigra die Erde als sein Buffet nutzen - ergo Menschen verspeisen. Aber vorher heißt es noch: Erde erobern. Zum Glück taucht Gamera, der Freund aller Kinder, bald auf und stellt sich dem Monstrum entgegen. Doch der Kampf ist sehr schwer.

Ich würde lügen, wenn ich sagen würde dass ich kein Spaß hätte. Das Ding ist: Dieser Film wirkt wie eins dieser Werke die in einem Vertrag drin stehen. Es müssen so und so viele gedreht werden, damit dieser erfüllt ist. Es funktioniert nach Schema F: Es sind Kinder involviert, ein Monster/Alien, dass die Erde vernichten/erobern will, Gamera die gegen ihm kämpft und am Ende ist alles gut und alle haben eine Lektion gelernt. Diesmal eine ökologische. Die Randstory ist tatsächlich nicht besonders erwähnenswert. Mich langweilen die Charaktere und auch dieser Hintergrund mit dem Wasserpark mit all den Tieren juckt mich nicht besonders. Allerdings ist es nicht unwichtig für den Plot, dass einer der Wissenschaftler eben in diesem Park arbeitet und sich deswegen auch mit Tiefseefischeen, wie Zigra einer ist, auskennt. Aber sei's drum. Der Plot ist meh. Der Kampf zwischen Gamera und Zigra bzw. die Kämpfe tatsächlich sehr stylisch. Vor allem weil Zigra so cool aussieht. Aber ansonsten ist das eher naja okayer Film.

6/10 Pfandflaschen

Trailer:



宇宙怪獣ガメラ/Gamera: Super Monster/Gameras Kampf gegen Frankensteins Monster (1980)

Ich werde nicht lange drum herum reden und versuche nun, den Plot zu umreißen. 

Ein außerirdischer Herrscher namens Zanon will die Erde erobern (was sonst) und schickt dafür eine Spionin in Menschengestalt. Drei Beschützerinnen der Erde, Außerirdische in Menschengestalt - die Superwomen - fürchten ihre Enttarnung, müssen aber irgendwie die Erde verteidigen. Sie sind nun auf Hilfe angewiesen. Ein kleiner Junge namens Keiichi (Koichi Maeda) hat eine besondere Verbindung zu Gamera. Das ist sehr gut, denn er kann ihn zur Hilfe rufen, als Zaon verschiedene Monster schickt um
die Erde anzugreifen.

Die Monster, die die Erde angreifen sind...Gyaos, Zigra, Viras, Jiger und Guiron. Genauer gesagt: Es sind deren Aufnahmen aus vorherigen Filmen. Der "menschliche" Plot ist naja geht so. Ganz okay. Klar, es ist witzig diese ganzen Ausschnitte wieder zu sehen. Ich wollte aber einen kompletten Film sehen und keine Clipshow. Es ist ziemlich traurig zu sehen, dass man versucht das Franchise damit zu "retten". Sehr sehr uninspiriertes Recycling. Schade.

3/10 Pfandflaschen
Trailer:



Mittwoch, 17. Mai 2023

Comic Book Review#578: Spider-Man#21 (1992)

Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich den Comic einfach nur aufgrund seines Covers ausgewählt habe. Also, eigentlich war das Cover in meinem "Gespeichertes"-Ordner auf Instagram äh gespeichert und irgendwann kam ich darauf zurück. Jedenfalls: Ich mag das Cover und der Comic ist auch nicht schlecht.

Es ist Teil 4 von "Revenge of Sinister Six". Der Bösewicht Mysterio, Teil der Sinistren Sechs, hat den Vigilanten Zero davon überzeugt dass Spider-Man in Wirklichkeit Dr. Octopus ist. Da Zero beabsichtigt Dr. Octopus zu töten, hat er Spider-Man angegriffen und schwer verwundet. Er kann sein Werk allerdings nicht vollenden, weil der Super-Soldat Cyborg X auftaucht und Spider-Man das Leben rettet. Zero wird von ihm schwer angegriffen und muss flüchten. Der Cyborg nimmt Spider-Man mit zu den Care Labs. Dabei handelt es sich um ein geheimes, von der Regierung gestütztes Laboratorium was
Super-Soldaten kreiert. Spider-Man wacht auf um festzustellen, dass sein Arm durch eine Art Cyborg-Arm ersetzt wurde. Schnell wird er von einem Wissenschaftler/große Nummer namens Oscar McDowell beruhigt. Der Arm ist noch dran und das metallene Teil ist eine Art Gips damit alles schneller heilt. Und sein Auge ist natürlich auch dran. Ergo ist das was auf dem Cover zu sehen ist, nur eine Momentaufnahme. Jedenfalls bedankt sich Spidey für die Hilfe und reist alleine aus um die Sinister Six zu stoppen. Auf dem Weg zu deren Headquarter trifft er auf einen weiteren Supersoldaten - Dethlok. Gemeinsam beschließen sie Sinister Six zu "besuchen", nur um vor Ort festzustellen, dass die Bösewichte (Dr. Octopus, Hobgoblin, Mysterio, Electro, Sandman und Vulture) gemeinsam in eine andere Dimension gereist sind und dort für Tode im sechsstelligen Bereich verantwortlich sind. 

Was für ein verwirrender Comic. Wie gesagt, das Cover ist eine Momentaufnahme und der Comic an sich auch. Es ist ein weiterer Teil einer längeren Saga. Deshalb habe ich keine Ahnung was davor so besonderes passiert ist, noch was danach passieren wird. Fest steht: Hier passiert sehr viel auf einmal und ehrlich gesagt wirkt es auf mich wie eine Runde Pen and Paper. Spider-Man wird verwundet, wird wieder geheilt, geht auf einen Quest und trifft unterwegs jemanden der einwilligt, ihm zu helfen, aber nur mit einer evtl. Gegenleistung. Es ist faszinierend wie Stories in den 90er Jahren geschrieben wurden. Hauptsache unfassbar viel Charaktere reinbringen um besonders viele zu "pushen". Auch die Veränderung im Kostüm ist nur von kurzer Dauer und prinzipiell ein Marketingtrick um die Leser dazu zu bringen, den Comic zu kaufen. Oh mein Gott, Spider-Man fehlt ein Arm und er ist nun ein Cyborg? Coooool. Ich fand das visuell schon ganz interessant. Storytechnisch auch. Besonders den Teil mit der anderen Dimension. Aber selbst das war auch nur ein Teaser auf etwas großes was später kommen sollte. I don't know. Irgendwie ist das cool, irgendwie gleichzeitig aber ein Einmal-gelesen-Material.

Gezeichnet und geschrieben von Erik Larsen, Schöpfer von Savage Dragon.
7/10 Pfandflaschen

Montag, 15. Mai 2023

So isses, Musik!#165

Gorillaz Discography: Cracker Island (2023)

Da Gorillaz dieses Jahr ein weiteres Album veröffentlicht haben und ich Bock habe, Lücken zu füllen - und ich in dieser Ausgabe mich nicht an der Slime-Discography beteilige - kommt jetzt ein kleines aber feines Review.

Die Deluxe-Version des Albums kommt mit 15 Tracks, also 10 Songs plus 5 Bonustracks. Ich habe allerdings nicht das Vergnügen, eine Deluxe-Version zu hören. Schade eigentlich denn auf einen der Bonus-Tracks kommen Del Tha Funky Homosapien vor als auch Trugoy the Dove (von De La Soul, RIP). Oder Thundercat (der mal bei Suicidal Tendencies Bass gespielt hat).Auf den üblichen zehn kommt man nur bei vier ohne Features aus. Schade eigentlich, denn ich bin der Meinung dass Damon Albarn und seine "Hintergrundmusiker" durchaus auch ohne Prominente auskommen können, aber sei's drum. Insgesamt kommt "Cracker Island" einen vor, wie ein....typisches Gorillaz-Album der neueren Sorte. Genre-Mix aus verträumten Pop, rockigeren Sounds, Latino Pop, Rap und etwas Psychedelie. Mein Favorit hierauf ist das letzte Lied "Posession Island" (zusammen mit Beck). Es ist zumindest auf diesem Album das verträumteste und schönste Lied. 

Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie ich "Cracker Island" mit dem letzten Album vergleichen kann. Es fühlt sich nämlich so an, als würde das Projekt immer wieder auf ein ähnliches Schema setzen. Sprich: Mischung aus Genres, verträumte Klangmalereien, poppige Rhythmen, hier und da etwas Rap. Aber es funktioniert und es hört sich gut an. Allerdings nur für die Dauer des Hörens. Es bleiben nur wenige Songs hängen, die es allerdings in sich haben. Beispielsweise "Baby Queen", dass von der Begegnung Albarns mit der Prinzeessin von Thailand handelt. Es ist wirklich unfassbar schön.  Insgesamt: Ok cool, aber es dürfte auch mehr sein.

7,5/10 Pfandflaschen

Anspieltipps: Silent Running, Possession Island, Baby Queen, Skinny Ape



Slime Discography: Alle gegen Alle (1983)

Da ich vor einiger Zeit schon dieses Album reviewt habe, werde ich das nicht noch mal machen. Den Link zum Review findet ihr hier. Darum haben nun Philipp und Raphael das wort:

Philipp:

"Nachdem Ich „Yankees Raus“ schon wesentlich besser bewertet habe, als ich eigentlich gedacht hätte, läuft mir bei „Alle Gegen Alle“ seltsamerweise das selbe Phänomen über den Weg. Ich habe dieses Album als Teenager geliebt und rauf und runter gehört, warum denke ich mit Anfang 30, ich müsste unbedingt etwas daran auszusetzen haben? Ist es das (von mir akribisch gepflegte) Vorurteil, dass Deutschpunk irgendwie peinlich ist, die Alben meiner Jugend und vor allem der Früh-80er-D-Punk ungefähr so gut gealtert wären wie eine offene Flasche Hafermilch im Hochsommer, die zwanghafte Abgrenzung von der eigenen Vergangenheit?

Stumpf ist das hier jedenfalls nicht, die Texte sind sogar ziemlich gut und differenziert und argumentantiv schon auf wesentlich höherem Niveau als noch Slime 1. So gut wie ich sie damals in Erinnerung hatte sind sie nun leider aber auch nicht, die ein oder andere Zeile ergibt einfach keinen Sinn, („Ihr seid schön – so fantastisch, individuell doch oft spastisch“, ist das jetzt eigentlich Hamburger Slang, so wie „kucken spastisch aus der Wäsche wie gekaut und ausgespuckt“ bei das Bo, ist das behindertenfeindlich, ist das einfach Quatsch?) aber man muss ja jetzt nicht unbedingt den braunen Fleck auf der weißen Hose suchen so to speak.

Ich mag einige der Themen und Texte wirklich sehr und wie tiefgründig ein Song wie „Etikette Tötet“ ist und wie simpel aber passend „Zu Kalt“ soziale Kälte und Isolation beschreibt ist für die Zeit, in der die Songs entstanden sind durchaus beeindruckend.

Nicht minder beeindruckend ist die Musik auf diesem Album, Slime werden scheinbar immer tighter, es ist alles aus einem Guss und der Einfluss des guten alten Ami-Hardcore wurde sogar noch stärker, es ist einfach großartig, dieses Tempo, diese Energie, diese Power, großartig.

Und dass meine drei liebsten Songs nicht die offensichtlichen Hits (Störtebecker, Religion, Linke Spießer) sondern tatsächlich „Untergang“, „Tod“ und „Etikette Tötet“ sind, sagt wohl mehr über meinen persönlichen Hang zur Morbidität aus als über die tatsächliche Qualität der Gassenhauer.

In diesem Sinne verbleibe ich mit wohlwollenden

 10/10 Pfandflaschen.

 Anspieltipps: Untergang, Tod, Etikette Tötet"

Raphael:

"Wir feiern das vierzigste Jubiläum vom bis dato wütendsten Slime-Album. Aufgenommen wurde „Alle gegen Alle“ in der gleichen Besetzung wie „Yankees raus“; allerdings waren Slime dieses Mal in (West-)Berlin, wo sie mit Produzent Harris Johns in den Musiclabs aufnahmen. Veröffentlicht wurde „Alle gegen Alle“ wieder bei Aggressive Rockproduktionen.

Thema (nicht Konzept!) des Albums ist ein altbekanntes Phänomen, das wohl in jeder Sub- oder Gegenkultur auftaucht: Szenekrieg, Grabenkämpfe, interne Spannungen und daraus resultierende Spaltungen. Neben der damals angespannten Lage im linken und subkulturellen Spektrum Hamburgs reagieren Slime damit auch auf die Vorwürfe der Fremdenfeindlichkeit wegen ihrer Parole „Yankees raus“ auf gleichnamigem Album. Heute mag man das in vielerlei Hinsicht anders betrachten; aber wir sollten immer noch bedenken, dass Slime damals junge Punks waren und keine Mitt-Dreißiger mit Hochschulabschluss in Politikwissenschaft oder Linguistik. Aber kommen wir zum Musikalischen Teil:

„Alle gegen Alle“ ist zweifelsohne das wütendste und rauste Album der frühen Slime-Phase. Mit „Linke Spießer“, „Die Letzten“, dem Titeltrack und „Ihr seid schön“ bekommen die Moralapostel und Antreiber*innen der Grabenkämpfe ihr Fett weg. Insgesamt haben sich Slime deutlich von den hymnischen Refrains der ersten zwei Alben entfernt und setzen stattdessen eher auf gerade nach vorne schießenden Punk mit Hardcore Einfluss. Auch ist der Sound viel ausgereifter als auf den vorigen Aufnahmen, was an zwei Dingen liegen mag: zunächst hat die Band sich besser eingespielt und ist souveräner geworden; außerdem scheint Harris Johns in den Musiclabs deutlich mehr rausgeholt zu haben. Man merkt zum einen, dass Dirk Joras Texte und die Instrumentalsektion besser zusammenpassen als je zuvor – vorbei sind die Zeiten von Texten wie „D.O.R.F.“, in denen Diggen verzweifelt den Instrumenten hinterherstolpert. Darüber hinaus kann man auf „Alle gegen Alle“ die einzelnen Instrumente besser raushören als zuvor.

Und so ist „Alle gegen Alle“ das wohl stabilste und solideste Slime-Album der damaligen Zeit. Die Hambuger waren schlecht gelaunt und haben diese Energie gekonnt eingesetzt. Schön ist, dass es dieses Mal keine Aussetzer oder peinlichen Tracks gibt. Stattdessen lassen sich einige Höhepunkte markieren. Da ist zunächst das düstere Lied „Etikette tötet“, dessen Hauptriff mich immer wieder an „Vaterland“ von Vorkriegsjugend erinnert. Außerdem gehören die Coversongs dazu: „Nazis raus“ von Beton Combo, „Ich will nicht werden“ von Ton Steine Scherben, und „Oh Boy“ von The Crickets. Und ein Partysong, der auf jede lange Fahrt gehört ist „Störtebecker“.

Zusammenfassend kann ich mich selbst überraschen und behaupten, „Alle gegen Alle“ gefällt mir deutlich besser als die beiden ersten Alben.

8/10 Pfandflaschen

Anspieltipps: Nazis raus, Oh Boy, Störtebeker"


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Was läuft sonst?

Tristis - Das Schweigen Vieler EP (2023)

Ich freue mich ja immer, wenn ich junge Bands aus nächster Umgebung mal ein gutes Review geben kann. Und vor allem eins, dass ich wirklich so meine. Habe die EP zunächst auf Bandcamp gehört nur um dann zu merken, dass aus Copyright(?)-Gründen ein Song dort nicht zu finden ist. "Crosses" ist  ursprünglich von einem schwedischen Singer/Songwriter namens José Gonzaléz und es ist verdammt gut, in unerwarteten Moment sehr melodisch. Allerdings stört es mich, dass es bei Bandcamp halt nicht der Opener ist und bei Spotify schon. Habe mich schon dran gewöhnt, dass das unfassbar triste (höhö, Wortwitz) "Mirrors Will Fall" der Opener ist. Aber dafür kann niemand wirklich was. Der Rest der EP,
also "Mirrors Will Fall", "Beginning Of The End", "To Serve In His Name" und "Oblivion Worship" heben sich gegenüber dem Coversong deutlich ab. Man hört einfach, dass der eine und die vier weiteren Songs von verschiedenen Bands stammen. Und sie sind meiner Meinung nach tatsächlich viel besser. "Mirrors Will Fall" bietet diesen unglaublichen Mix aus depressiv klingenden deutschsprachigen Emo-Lyrics und absolut martialischer Musik. Würde man nicht auf die Texte hören, könnte man damit selbst den trvesten Black Metaller überzeugen der nur auf 50 Stück limiterte Tapes hört. Wobei nee, streich das. Diese Leute kann man nicht überzeugen. "Beginning Of The End" ist da relativ ähnlich, wobei es mitten im Song einen atmosphärischen Breakdown gibt und man sich in seinem Kopf noch mal einen tristen (haha, da isses wieder) Herbst/Winter in völliger Einsamkeit. Es ist so trist, es ist so schön, man muss einmal was dazu schreiben. Ebenso "To Serve In His Name". Der Text erschließt sich mir so, dass es wohl um Kirche und religiöse Dogmen geht. Kann natürlich sein, dass ich mich irre. Mein Favorit hier auf ist "Oblivion Worship". Alleine der Songtitel deutet auf Glorifizierung von finsteren Zeiten. Ich mag diese moderne Black/Death Metal Zitate, gemischt mit emotionaler Schwere. Es fühlt sich manchmal gut an, traurig zu sein. Bester Soundtrack für den kommenden Sommer, ehrlich.

8,5/10 Pfandflaschen

Anspieltipps: Ja, lol. Es gibt nur fünf Songs. Also, alles.

Bandcamp

YouTube:



S:

Ich höre weiterhin meine digitale Musiksammlung alphabetisch und bin immer noch bei S. Als nächstes habe ich mir tatsächlich (schon wieder) die ganze Slipknot-Discography angehört, einfach weil ich Lust drauf hatte. Und weil ich vor gut 1,5 Jahren die selbstbetitelte und die "Iowa" neu auf CD geholt habe. Sie haben darauf gewartet angehört zu werden. Von Smashing Pumpkins habe ich hier zwei Alben reviewt. Nämlich die "Siamese Dream" und die "Mellon Collie and the Infinite Sadness".

Als nächstes kommt eine Band, an die ich seit Jahren nicht gedacht habe. Nämlich Smegma mit ihrem "Schrammel Oi!". Ursprünglich war Lars Rewerenz, späterer Gründer des Labels "Audiolith" (u.a. Egotronic) Bassist der Band. Das Album ist eine Zelebrierung von Skinhead-Klischees und in seinen Texten so unfassbar primitiv, dass es nur noch Spaß macht. Es ist witzig für diese knappe halbe Stunde seine Gehirnzellen auszuschalten und einen auf Bomberjackenträger zu machen, der nur noch Saufen im Kopf hat. Herrlich.


Etwas misanthropischer und angepisster geht es Bei Sniffing Glue zu. Ich habe die Releases "We Are Sniffing Glue, Fuck You!", "I am not allright"(die hier sogar auf Platte) als auch die "Suburban suicide, suburban violence". Sänger Marcel, und glaube ich auch weitere Teile der Band - da bin ich mir nicht sicher - sind bekannt von solchen (Hardcore) Punk Bands wie The Italian Stallion oder Abfukk. Dabei sind Sniffing Glue wesentlich cooler als Abfukk, weil hier nicht Deutsch gesungen wird. 



Mindestens genauso cool waren Snob Value. Ich mag diese Mischung aus Anfang 80er Punk und Hardcore Geschwindigkeit. Habe die selbstbetitelte als auch die "Whiteout!". "Five Finger Discount" ist dabei der beste Song



Snoop Doggy Doggs "Doggystyle" habe ich schon mal hier reviewt. Ebenso wie die gesamte Discography von System Of A Down. Etwas schwer getan habe ich mir bei Social Distortion. Damals, als ich noch dem Psychobilly fröhnte war ich froh über solch bluesige Punkbands, über Punk'N'Roll sozusagen. Mittlerweile taugt mir die Musik nicht mehr so ganz. Wobei die "Mommy's Little Monster" weiterhin groß ist. Auf der "White Light White Heat White Trash" finden sich aber auch Perlen, ebenso wie auf der selbstbetitelten.



Tatsächlich habe ich mich grade gewundert, dass ich die "Agent Orange" von Sodom hier niemals reviewt habe. Könnte ich aber irgendwann mal machen. Fest steht: Das Album ist groß, vor allem in Anbetracht der Tatsache dass die Band in ihrer Discography so viele Hits and Misses hat. 



Richtig witzig ist die "Fleish EP" von Soilent Grün. Der Vorgängerband von Farin Urlaub. Auch, weil Pinky und ich uns letztens in einer Podcast-Folge über den Film "Soylent Green" unterhalten haben, nach dem die Band sich benannt hat. Die Texte sind teils unterirdisch aber das macht es so unterhaltsam. Vor allem "Erwin".


Sondaschule habe ich in meiner Jugend viel gehört. Generell habe ich viel Ska und Ska-Punk gehört. Darum habe ich wohl die "Klasse 1A". Leider gibt mir dieses Album bis auf paar Ohrwürmer, die ich damals schon hatte nicht mehr besonders viel her. "Pommesbude" ist trotzdem ein Ohrwurm und tatsächlich ein schöner, einfacher träumerischer Song. Sondaschule sind trotzdem eine dumme Band.



Ich bin sehr froh darüber, jemals irgendwas von Sonic Youth reviewt zu haben. Nämlich einmal die "Goo" und einmal die "DiRtY". Es ist eine sehr gute Band und jeder sollte sie mal gehört haben. Anders, aber auch gut ist das zweite Album von Soulfly - "Primitive". Das sollte jeder Nu Metal Fan kennen. Wiederum auch gut, aber wiederum auch anders sind "Badmotorfinger" und "Superunknown" von Soundgarden. Und es geht so weiter: Die "Leichenschrei" des Industrial-Kollektivs SPK (Sozialistisches Patienten Kollektiv) ist Nightmare Fuel und sollte nicht beim Frühstück gehört werden. Ist aber absolut tanzbar, ehrlich. Ähem. Ebenfalls geil: "Crush Kill Destroy" der Powerviolence-Band Spazz. Die Zitate leben bis an mein Lebensende in meinem Kopf. Die "A Diabolic Thirst" von Spectral Wound ist letztes Jahr irgendwann einen Bandcamp-Kauf wert gewesen. Leider habe ich das Album bis jetzt immer noch nicht richtig besprochen. Werde ich aber irgendwann mal machen. Ehrlich



Ich kann mich gut an "My God Rides A Skateboard" von Spermbirds erinnern. Tatsächlich ist das Album "Eating Glass", was ich digital mein Eigen nennen darf, doch eine Ecke anders als diese eine Song. Eine Art Mischung aus den besten Zitaten von US-Hardcore Punk und 1977er Punk Helden. Hart, jedoch zugleich melodisch ohne in die Post-Hardcore Schiene zu gelangen. Sänger Lee Hollis wäre übrigens ohne die US-Army niemals nach Deutschland gekommen und hätte diese Band nie gegründet. 



Die nächsten zwei Einträge habe ich in den letzten Jahren ebenfalls reviewt. Einerseits "The Height Of Callousness" von Spineshank und andererseits "Eternal Blue" von Spiritbox. "Fresh Out Of The Fridge" von Splash Bones kannte ich tatsächlich nicht. Ich habe keine Ahnung, wieso ich das habe. Es ist weiterer, langweiliger Rockabilly, der keinerlei Erwähnung wert ist. Besonders erwähnenswert hingegen ist das Live-Album "Lieder aus 2001er Nacht" der Mainzer Oi!-Band Springtoifel. Klar, die Texte drehen sich oft um Suff und andere spaßige Dinge. Andererseits setzt die Band auch die Hammond-Orgel ein und dreht sich nicht nur um Oi!-Punk herum. Außerdem ist das zwar ein Live-Album, welches aber von einer gespielten Story begleitet wird. Es wurden dafür Zwischenspiele aufgenommen, die eine Geschichte von Mainzer Cops erzählen, die Undercover auf dieses Konzert gehen wollen. Und natürlich von Mainzer Journalisten, die darüber eine Story veröffentlichen wollen. Es ist tatsächlich sehr witzig!